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Freitag, 26. Januar 2018

Botschafter von Südkorea und Neuseeland beim Bundespräsidenten akkreditiert

Heute standen zwei Botschafter-Akkreditierungen auf dem Terminplan des Bundespräsidenten: Südkorea und Neuseeland. Zum Wetter und dem Inselstaat neben Australien hätte ein Ehrenzug in Marine-Uniform gepasst. Die etwa 60 Soldaten traten jedoch als Heeresuniformträger - kurz HUT - auf.

Botschafter-Akkreditierung Südkorea Bum-Goo Jong
Akkreditierung des Botschafters von Südkorea: Bum-Goo Jong
Es regnete nicht, der Wind war mäßig und das Pflaster vor dem Schloss war nass. Pünktlich um zehn rollte der Konvoi des neuen Botschafters aus der Republik Korea auf den Hof. Die Republik Korea ist nach unserem Verständnis das demokratische Gegenstück zur Demokratischen Volksrepublik Korea. Deren Botschafter war übrigens die erste Exzellenz, die Frank-Walter Steinmeier nach seinem Amtsantritt als Bundespräsident akkreditiert hatte. Die Reihenfolge richtet sich strikt nach dem Eintreffen in Deutschland und ist frei von jeglicher politischer Wertung.

Botschafter-Akkreditierung Südkorea Bum-Goo Jong
Akkreditierung des Botschafters von Südkorea: Bum-Goo Jong
Bum-Goo Jong, so der Name des neuen Koreaners, wirkte ernst. Er war sehr höflich und scheint über hervorragende Deutsch-Kenntnisse zu verfügen. Kein Wunder, hat er doch an der Philipps-Universität Marburg Politische Wissenschaften studiert und dort promoviert. Auch seine Frau, die in klassischer asiatischer Kleidung erschien, fiel durch eine bemerkenswerte Höflichkeit auf. So bedankte sie sich mehrfach bei Service-Leiter Binnebössel für die professionelle Bewegung der Sitzgelegenheit am Gästebuch.

Im Februar fliegt Frank-Walter Steinmeier nach Südkorea. So passte diese Akkreditierung auch thematisch. Entsprechend knapp wurde die Zeit zwischen Abfahrt der Delegation und dem Eintreffen des nächsten Botschafters: Rupert Thomas Holborow.

Botschafter-Akkreditierung Neuseeland Rupert Thomas Holborow
Akkreditierung des Botschafters von Neuseeland: Rupert Thomas Holborow
Rupert Thomas Holborow löst nach etwa dreieinhalb Jahren Peter Rodney Harris als Botschafter Neuseelands ab. Der Neue war bereits als Abteilungsleiter im Wirtschaftssektor seines Außenministeriums tätig. Sein Fokus lag auf Handel und Export. Die Regierung Neuseelands hat eine Wachstumsagenda aufgestellt, die Holborow nun in Deutschland vorantreiben soll. Der freundliche Herr aus Down Under war zudem bisher Vize-Präsident des Handels-Komitees der OECD und Hochkommissar Neuseelands in Indien.

Botschafter-Akkreditierung Neuseeland Rupert Thomas Holborow
Akkreditierung des Botschafters von Neuseeland: Rupert Thomas Holborow
Die Legende erzählt, dass sein Vorvorgänger Peter Rider mit einem Schaf zur Akkreditierung erschienen sei. Ein sehr ungewöhnliches Gebaren für einen westlichen - politisch gesehen - Diplomaten. Holborow trug heute einen Umhang über seinem Anzug, der an das Gefieder eines exotischen Vogels erinnerte. Die genaue Erklärung blieb der Presse bisher verborgen.

Botschafter-Akkreditierung Neuseeland Rupert Thomas Holborow
Akkreditierung des Botschafters von Neuseeland: Rupert Thomas Holborow
Wir sind gespannt, wie Rupert T. Holborow die Wirtschaftsbeziehungen ankurbeln wird. Neuseeland gehört zum Commonwealth. Deshalb ergeben sich über die British Chamber of Commerce bestimmt bald weitere Berührungspunkte.

Video:
Akkreditierung der Botschafter von Südkorea und Neuseeland

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 12. Januar 2018

Elke Büdenbender empfängt die Angehörigen der Angehörigen des Diplomatischen Korps im Schloss Bellevue

Elke Büdenbender, die Ehefrau des Bundespräsidenten, hat heute zum Neujahrsempfang geladen. Einen Tag nach dem Neujahrsemfang, den ihr Mann für das Diplomatische Korps gegeben hatte. Gestern durften die Frauen nicht mit. Heute waren sie ausdrücklich erwünscht - persona grata sozusagen.

Diplomatisches Korps Neujahrsempfang 2018 Elke Büdenbender
Diplomaten-Gattinnen bei Elke Büdenbenders Neujahrsempfang 2018
Das Diplomatische Korps hat einen gefühlten Frauenanteil von 25 bis 30 Prozent. Besonders viele Frauen vertreten Länder Zentral- und Südamerikas sowie afrikanische Staaten. Da stellt sich die Frage: "Was ist mit den Männern?"

Schon die Bibel berichtet uns, dass die erste Frau - Eva - eigenständig agierte und mit anderen Lebewesen (Schlange) verhandelte. Frauen wie Angela Merkel hätten sicher dem angebotenen Köder (Frucht) in Beharrlichkeit widerstanden. Eva kannte sich jedoch auf dem diplomatischen Parkett noch nicht so gut aus. Wo war überhaupt ihr Mann? Der Text aus 1. Mose 3 impliziert, dass er teilnahmslos daneben gestanden haben muss und dann einfach die Frucht aus der Hand seiner Frau entgegennahm. Interessant ist dann auch die spätere Verkettung der Schuld-Zuweisung. Aber das führt uns hier vom Thema weg.

Diplomatisches Korps Neujahrsempfang 2018 Elke Büdenbender
Elke Büdenbenders Neujahrsempfang 2018
Die Frauen der männlichen Diplomaten füllten den großen Saal des Schlosses. Einige Stehtische waren noch frei. Am Eingang fuhren unentwegt schwarze Limousinen vor. Die Partnerinnen und Partner der in Deutschland akkreditierten Botschafterinnen und Botschafter betraten über einen roten Teppich das Schloss und begaben sich dann am Reitergemälde Friedrich Wilhelms III. vorbei in den Saal. Dort warteten Getränke auf die Damen und verschwindend wenigen Herren.

Die Männer im Saal gehörten entweder zum Bundeskriminalamt, zum Service-Team, zur Presse, zum Präsidialamt, zu den Jazz-Musikern oder zur Minderheit der Botschafterinnen-Partner. Saxophon, Schlagzeug, Bass und Flügel wurden von den durchweg männlichen Studierenden des Jazz-Instituts Berlin gespielt. Das Jazz-Institut Berlin ist ein Gemeinschaftsprojekt der Hochschule für Musik Hanns Eisler und der Universität der Künste.

Diplomatisches Korps Neujahrsempfang 2018 Elke Büdenbender
Jazz-Pianist bei Elke Büdenbenders Neujahrsempfang 2018
Stimmengewirr hallte durch den Saal. Viele der Anwesenden kannten sich bereits und unterhielten sich deutlich lebhafter, als man es von Empfängen mit den Botschaftern selbst gewohnt ist. Frauen sollen ja generell kommunikativer sein als Männer.

Gegen elf erschien die First Lady, die erste Frau im Staate kraft der familiären Verbindung zum Bundespräsidenten. In Amerika gibt es die etwas flapsig klingenden Abkürzungen POTUS und FLOTUS, die für President Of The United States und First Lady Of The United States stehen.

Diplomatisches Korps Neujahrsempfang 2018 Elke Büdenbender
Elke Büdenbender beim Neujahrsempfang 2018
Kein Neujahrsempfang ohne Rede: Elke Büdenbender sprach etwa 20 Minuten zu den anwesenden Damen und Herren. Sie bedankte sich für die gute Zusammenarbeit sowie die Unterstützung bei Reisen und Staatsbesuchen. Es folgte ein allgemeiner politischer Teil zur Lage in Deutschland und dem Engagement des Einzelnen. Am Ende freute sie sich über das folgende Stück der Jazz-Musiker. Weil nicht jede Diplomaten-Partnerin Deutsch verstand, wurde die Rede ins Englische übersetzt.

Diplomatisches Korps Neujahrsempfang 2018 Elke Büdenbender
Elke Büdenbender und Daniela Schadt beim Neujahrsempfang 2018
Anschließend verschwand die Präsidenten-Gattin in der bunten Menge. Dazu spielten die Musik-Studenten. Teller mit Häppchen wurden herbeigetragen und sogar alkoholische Getränke waren zu sehen. Auch die ehemalige First Lady Daniela Schadt war unter den Gästen. Beide Ladies waren dicht umringt und hatten sichtlich Freude am Neujahrsempfang. Eine Personengruppe war übrigens auch noch geladen: Vertreterinnen und Vertreter der Organisationen, die Elke Büdenbender als Schirmherrin oder anderweitig unterstützt.

Video:
Neujahrsempfang 2018 - Elke Büdenbender

Autor: Matthias Baumann

Montag, 8. Januar 2018

Katholischer Jahreseinstieg des Bundespräsidenten: Sternsinger und Malteser Ritterorden

Dass sich der evangelische Bundespräsident auch gut mit Orthodoxen und Katholiken versteht, hatte Frank-Walter Steinmeier bereits im letzten Jahr bewiesen. Im Juni hatte ihn der Patriarch von Konstantinopel besucht und im Oktober war er selbst zum Papst geflogen.

20*C+M+B+18 Sternsinger Diözese Eichstätt Schloss Bellevue
Der Leiter hält die Leiter: 20*C+M+B+18 Sternsinger aus der Diözese Eichstätt im Schloss Bellevue
Am Samstag war es kühl, aber nicht windig. Letzteres ist im Außenbereich von Schloss Bellevue sehr wichtig. Die Sonne schien und zauberte geheimnisvolle Reflexionen auf die goldenen Kronen der kleinen Könige aus der Diözese Eichstätt. Eine Diözese kann auch als Bistum bezeichnet werden und definiert einen kirchlichen Verwaltungsbezirk. Gegen elf klopften die Sternsinger an die Pforte des Schlosses. Der Bundespräsident und die First Lady öffneten.

Segen per Lied, Segen per Gedicht, Segen per Rede bestimmten den Besuch der Sternsinger. Als Ohrwurm blieb "Viel Glück und viel Segen" hängen. Das Lied galt dem Geburtstagskind Frank-Walter Steinmeier, der am 5. Januar 62 Jahre alt geworden war. Die Tradition des Sternsingens ist erst 60 Jahre alt. Seit 1983 hat diese sozial-missionarische Aktion auch die Bundespräsidenten als großzügige Spender entdeckt. Damals öffnete Karl Carstens die Tür zur Villa Hammerschmidt in Bonn. Seitdem klopfen Casper, Melchior und Balthasar jedes Jahr beim Präsidenten an.

20*C+M+B+18 Sternsinger Diözese Eichstätt Schloss Bellevue
20*C+M+B+18 Sternsinger aus der Diözese Eichstätt im Schloss Bellevue
Wie wir im katholischen Bayern hatten feststellen müssen, gibt es unzählige Variationen des Textes an der Tür. Die korrekte Schreibweise lautet:

20*C+M+B+18

Dabei harmonieren die Buchstaben CMB nur zufällig mit den drei Königen Caspar, Melchior und Balthasar. CMB steht für "Christus mansionem benedicat" und drückt die Bitte aus, dass Christus diese Wohnung segnen möge. Der Referenztext zu den drei Königen steht in der Bibel: Matthäus 2. Allerdings ist im griechischen Urtext von Magiern die Rede und eine Anzahl wird auch nicht genannt. Der Stern hinter der Hunderterstelle steht für den Stern von Bethlehem und die drei Kreuze zwischen CMB und Zehnerstelle für die biblischen Ereignisse um Ostern.

20*C+M+B+18 Sternsinger Diözese Eichstätt Schloss Bellevue
20*C+M+B+18 Sternsinger aus der Diözese Eichstätt im Schloss Bellevue
Den Kindern machte es jedenfalls viel Spaß. Der Bundespräsident ging auf die Verkleidung und den Kindertraum ein, mal einen Tag lang König sein zu dürfen. Er sprach auch über die Verantwortung eines guten Königs. Besonders bedankte er sich jedoch für das Wichtigste, das die Sternsinger bringen: Gottes Segen!

Danach gab es noch einen Kakao-Empfang.

Der Besuch derselben Sternsinger war für heute im Kanzleramt angekündigt. Auch die evangelische Kanzlerin hat an mehreren Durchgängen ein 20*C+M+B+18 zu stehen. Überhaupt sieht man diese Kreideschrift an vielen Türen von Landesvertretungen und Ministerien.

Während sich die Sänger auf den Besuch bei Angela Merkel vorbereiteten, hatte der Bundespräsident ein anderes Ereignis auf der Agenda: Botschafter-Akkreditierung.

Malteser Ritterorden Baron Maciej Heydel Botschafter akkreditiert
Souveräner Malteser Ritterorden - Baron Maciej Heydel als Botschafter akkreditiert
Kurz vor dem Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps hätten eigentlich noch mehr Botschafter akkreditiert werden sollen. Es passte heute allerdings nur für den Botschafter des Souveränen Malteser Ritterordens. Ein Novum in mehrfacher Hinsicht. Es gab keinen Ehrenzug, keine Motorrad-Eskorte und keine Delegation. Seine Exzellenz wurde mit dem Fahrdienst der Bundesregierung in einer E-Klasse vor das Schloss chauffiert. Der Gästebucheintrag erfolgte im Eingangsbereich und die Übergabe des Beglaubigungsschreibens im Amtszimmer des Schlosses.

Baron Maciej Heydel war 1962 in Polen geboren worden, ist Unternehmensberater und war an einflussreichen Stellen der polnischen Politik tätig gewesen. Die Ergebnisse der Google-Recherchen zu den Maltesern sind ein akuter Fall für die Suchmaschinen-Optimierung. Unritterliche Kämpfe, Ritter spielen versus Ritter sein, Arbeits-Unrecht und ähnliche Dinge werden dem Suchenden präsentiert und zeigen einmal mehr, dass der Adel seine Macht hat abtreten müssen. Nämlich an Google. Der IT-Experte würde von Disruption sprechen.

Malteser Ritterorden Baron Maciej Heydel Botschafter akkreditiert
Souveräner Malteser Ritterorden - Baron Maciej Heydel als Botschafter akkreditiert
Die Malteser sind in Deutschland hauptsächlich durch ihre sozialen Einrichtungen, Krankenhäuser und Rettungsdienste bekannt. Per Satzung verfolgt der Ritterorden edle Ziele, gerät aber immer wieder durch Machtkämpfe in den eigenen Reihen in die Schlagzeilen.

Der Malteser Ritterorden wurde 1048 gegründet und startete in Jerusalem mit einer Kirche, einem Konvent und einem Hospital. 1113 wurden dem Orden des Heiligen Johannes - Johannes der Täufer ist gemeint - besondere Freiheiten unter dem Dach der Kirche eingeräumt. Damals gab es nur die allgemeine = katholische Kirche. Die Ritter waren zumeist theologische Laien, die sich an folgende drei Regeln zu halten hatten: Armut, Enthaltsamkeit und Gehorsam. Im Laufe der Zeit kamen auch militärische Aufgaben dazu. Schließlich wollte man die christlichen Pilger vor Übergriffen aus anderen Religionsgemeinschaften schützen.

Malteser Ritterorden Baron Maciej Heydel Botschafter akkreditiert
Souveräner Malteser Ritterorden - Baron Maciej Heydel (links) als Botschafter akkreditiert
1530, also kurz nachdem Luther seinen großen Auftritt in Wittenberg hatte, nahm der Orden die Insel Malta in Besitz. Von dort aus bildeten die Ritter eine stabile Ostflanke gegen das Osmanische Reich und wehrten zudem die Piraten aus Nordafrika ab. 1571 beteiligte sich der Orden an einer Seeschlacht gegen die Osmanen und leistete damit einen wichtigen Beitrag zum Stopp der Islamisierung Europas.

1798 gab es auf Malta allerdings einen Konflikt mit den christlichen Franzosen. Die Ritter hatten sich dazu verpflichtet, keine Waffen gegen Christen zu erheben. So konnte Napoleon die Insel ohne Widerstand einnehmen. Die Malteser zogen dann auf das europäische Festland um. Im 20. Jahrhundert verschob sich der Fokus des Ordens wieder zugunsten der karitativen Aufgaben.

Bei Defilees des Diplomatischen Korps wurde der Vertreter des Souveränen Malteser Ritterordens bisher immer im Block nach den Botschaftern und Geschäftsträgern anerkannter Staaten genannt: Palästinensische Mission, Souveräner Malteser Ritterorden und danach internationale Vertretungen wie Weltbank und EU-Kommission. Seit Herbst 2017 gibt es diplomatische Beziehungen zum Malteserorden, so dass sich Baron Maciej Heydel zukünftig in die übliche Reihenfolge der Botschafter gemäß Akkreditierungszeitpunkt eintakten kann.

Video:
20*C+M+B+18 Sternsinger im Schloss Bellevue

Autor: Matthias Baumann

Samstag, 16. Dezember 2017

Bundespräsident nimmt Akkreditierungsschreiben der Botschafter von Kuba, Lesotho, Kolumbien und Österreich entgegen

"Wo liegt denn bitte Lesotho?", kam nach wenigen Minuten der erste Kommentar zu unserem Video. Gestern hatten wir alle vier Botschafter-Akkreditierungen begleitet. Ein absolutes Novum, zumal wegen Commonwealth oder anderer Gründe oft nur einer der vier bis sechs Botschafter im Akkreditierungs-Pool für uns interessant ist.

Lesotho ist eine Enklave inmitten Südafrikas. Lesotho ist - wie Malaysia - eine parlamentarische Monarchie. Das Alleinstellungsmerkmal dieses Königreichs sind die zwei Millionen Einwohner. Im Gegensatz zum übrigen Kontinent bestehen diese zu fast 100% aus einem Stamm, dem Bantuvolk Basotho. Auch Lesotho stand viele Jahrzehnte unter britischer Herrschaft und erlangte 1966 die Unabhängigkeit. Deshalb gehört Englisch zu den Amtssprachen. 90% der Bevölkerung ist christlich geprägt. Die Hälfte davon würde sich als katholisch bezeichnen. Schulen unter christlicher Trägerschaft haben ein allgemein gutes Bildungsniveau geschaffen.

Etwa 17% der Basotho sind HIV-infiziert. Das ist die weltweit zweithöchste Infizierungsrate nach Swasiland. Dem begegnet die Regierung neuerdings mit Aufklärung zum Thema.

Lesotho - Botschafter Masenyetse akkreditiert
Lesotho - Botschafter Masenyetse akkreditiert
Lesotho hat aber noch eine weitere Besonderheit: Flagge des Landes und Kopfbedeckung des Botschafters harmonieren miteinander. Auch auf Autokennzeichen wird dieser Hut abgebildet. Der an eine Jurte mit Bommel erinnernde Hut hat sein Vorbild in der Form des Qiloane-Berges.

Lesothos Botschafter Retselisitsoe Calvin Masenyetse hatte im wahrsten Sinne des Wortes den Hut auf. Begleitet wurde er von einer Delegation, die nur aus Frauen bestand. Diese trugen dicke blaue Umhänge und Kopftücher, die im Piraten-Style gebunden waren. Eine spannende Truppe, die halb zwölf den schwarzen Limousinen entstieg, für zwanzig Minuten im Schloss verweilte und dann mit Polizei-Eskorte und Limos vom Hof chauffiert wurde.

Botschafter-Akkreditierung Eskorte Konvoi
Eskorte und Konvoi warten während der Botschafter-Akkreditierung vor dem Schloss Bellevue
Mit so viel Farbe dienten die weiteren drei Länder nicht. In Grau, Schwarz, Weiß und ein wenig Grün traten Kuba, Kolumbien und Österreich auf. Kuba hatte den heutigen Reigen um elf eröffnet. Immer der gleiche Ablauf:

Ehrenzug kommt, Botschafter wird vorgefahren, kurzes militärisches Zeremoniell, Botschafter trägt sich ins Gästebuch des Schlosses ein, Botschafter und alle anderen gehen in die zweite Etage, Akkreditierungs-Schreiben wird an den Bundespräsidenten übergeben, Foto vor der flauschigen Fahne mit Bundesadler, Gespräch des Präsidenten mit dem Botschafter, Ehrenzug geht und kommt wieder, Delegation unterschreibt im Gästebuch, Delegation bekommt Erfrischungsgetränke, Gruppenfoto, Flagge wird gehisst, Botschafter und Delegation werden verabschiedet, Botschaftsleute steigen in die Fahrzeuge und rauschen vom Platz - Next!

Österreich - Botschafter Peter Huber akkreditiert
Österreich - Botschafter Peter Huber akkreditiert
Zwei Stunden für vier Botschafter: Ramón Ignazio Ripoll Díaz aus Kuba, Maria Elvira Pombo aus Kolumbien und Peter Huber aus Österreich. Letzterer versprühte jugendlichen Charme, mal ganz abgesehen vom Wiener Charme, den die gesamte Delegation ausstrahlte. Der Name Huber ist in Österreich ein ähnlicher Sammelbegriff wie Müller in Deutschland. In Kombination mit Peter oder Michael ist eine Verwechslung vorprogrammiert. Peter Huber gilt als Vertrauter von ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Man habe "Frau Merkel keinen Roten schicken" können. Deutschland gilt neben Brüssel als zweitwichtigster Diplomatenposten.

Kolumbien - Botschafterin Maria Elvira Pombo akkreditiert
Kolumbien - Botschafterin Maria Elvira Pombo akkreditiert
Die Geschichte von Maria Elvira Pombo - Botschafterin Kolumbiens - lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Sie war vorher als Diplomatin in Brasilien tätig und hat einen starken Fokus auf Handel, Investitionen und Tourismus. Kolumbien wird hierzulande vorwiegend mit organisierter Kriminalität, Drogen und Fußball in Verbindung gebracht. Seien wir gespannt, welche Akzente Frau Pombo setzen wird.

Kuba - Botschafter Ripoll Díaz akkreditiert
Kuba - Botschafter Ripoll Díaz akkreditiert
Die Recherchen zu Ramón Ignacio Ripoll Díaz gestalteten sich deutlich aufwendiger. Deshalb sei an dieser Stelle erwähnt, dass er einst als Direktor der kubanischen Handelskammer fungierte. Was den Kurs Kubas betrifft, lässt sich das gut mit einem offiziellen Zitat vom 16. Juni 2017 zusammenfassen: "Wie wir es seit dem Sieg vom 1. Januar 1959 gehalten haben, werden wir kein Risiko scheuen und weiter fest und sicher am Aufbau einer souveränen, unabhängigen, sozialistischen, demokratischen, gedeihlichen und nachhaltigen Nation arbeiten."

Gegen 13:00 Uhr marschierte der Ehrenzug des Wachbataillons das fünfte Mal vom Platz: "Rechts um!", Klack, Klack, Klack, Klack - gleichmäßig testeten die Stiefel die Widerstandskraft des Pflasters. Abschied und Adventswünsche. Dann ging es zum nächsten Termin.

Video:
Akkreditierung der Botschafter von Kuba, Lesotho, Kolumbien und Österreich

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 15. Dezember 2017

70 Jahre Israel - Bundespräsident zündet Chanukka-Kerzen an

"Shomea", sprach der Mann mit dem dunklen Anzug und der Krawatte in sein Sprechfunk-Gerät. "Ich höre", hätte sein deutscher Kollege gesagt. Neben dem Eingang mit der verglasten Security-Check-Box wies ein großes Schild darauf hin, dass das Fotografieren verboten sei. Die Leute vor mir in der Schlange trugen große Kameras und Stative.

70 Jahre Israel - Bundespräsident zündet Chanukka-Kerzen an
Relativ kurzfristig hatte der israelische Botschafter in die Residenz eingeladen. Es sollten Chanukka-Kerzen angezündet werden, der Pianist Itay Dvori war engagiert, Petra Pau und Friede Springer waren eingeladen und der Bundespräsident sollte eine Rede zu 70 Jahren Israel halten.

Israel ist schon etwas Besonderes. Rechnet man die Lebensalter und Geburtsjahre der biblischen Patriarchen nach, so wurde Abraham im Jahr 1948 nach Weltschöpfung geboren. Der Staat Israel in der heutigen Form erlangte 1948 seine Unabhängigkeit vom britischen Mandat.

Als einzig demokratischer Staat im Nahen Osten wird Israel permanent bedrängt und mit übelsten Calumniationen konfrontiert. Dennoch ging der kleine David in den letzten 70 Jahren immer erfolgreich aus den Konflikten mit seinen übermächtigen Nachbarn hervor. Der historische Goliath war Palästinenser. Ein Konflikt, dessen Start bis auf die Zeit Isaaks, des Sohnes Abrahams, zurückdatiert werden kann (1. Mose 26, 14-15): "Darum beneideten ihn die Philister. Und die Philister verstopften alle Brunnen."

Zahlen spielen in der Bibel eine große Rolle und eine Beschäftigung damit ist eine Wissenschaft für sich. So gilt die 70 als eine Zahl der Vollständigkeit. Sie enthält die göttliche Sieben multipliziert mit der Zehn, die für die Verantwortlichkeit des Menschen steht. Aber zurück zum heutigen Anlass:

"Belt", forderte der Mann am Einlass. Nachdem ich Gürtel (Belt), Uhr, Kamera, Sakko, Mantel und Schlüssel in eine Box geworfen hatte, passierte ich ohne Tüdeln die Personenschranke. Ich bekam meine Habseligkeiten in die Hand gedrückt und durfte den Weg in die Residenz des Botschafters fortsetzen. Die Hose rutschte und wurde kurz vor dem unentwegt Hände schüttelnden Jeremy Issacharoff per Belt - pardon Gürtel - fixiert.

Es war voll, sehr voll. Vielleicht war aber auch einfach nur der Raum zu klein. An den Wänden hingen Gemälde, die gelegentlich mit den Stativen der Pressevertreter in Berührung kamen. Itay Dvori quetschte sich an mir vorbei und bat die umstehenden Besucher um ein wenig Bewegungsfreiheit. Er hatte sogar das grüne Band der Security abnehmen dürfen. Meines klebte auf den Haaren des Handrückens.

"Vakkasha ...", kamen die ersten Ansagen von der Handtuch-großen Freifläche zwischen Klavier und Rednerpult. In der ersten Reihe hatten sich unter anderem Friede Springer und Petra Pau aufgestellt. Daneben ein Rabbiner mit Bart und typischer Kleidung. Im Zentrum der Freifläche befand sich ein Tisch mit Chanukka-Leuchter und eine Roll-Blende mit Hinweis auf "70 Jahre Israel". Kurz vor neun stieß eine Dame im Vorbeigehen an den Leuchter und konnte im letzten Moment noch den finalen Fall der vier Kerzen verhindern.

70 Jahre Israel - Bundespräsident zündet Chanukka-Kerzen an
Chanukka - 70 Jahre Israel - Bundespräsident Steinmeier und der israelische Botschafter Jeremy Issacharoff
Pünktlich um neun drängten sich der Bundespräsident und seine Gattin durch die Gäste. Der Pianist stimmte das erste Lied an: "Halleluja". Dann wurden die aktuell relevanten Kerzen entzündet. Frank-Walter Steinmeier durfte das tun, während der Botschafter das "Baruch Adonai" sang. Viele der Gäste wirkten bewegt. Ich filmte die Szene.

In der anschließenden Rede ging der Bundespräsident ohne Umschweife auf die verbrannten israelischen Fahnen auf deutschen Plätzen ein. Er wertete das als einen Angriff auf unser Demokratieverständnis. Die Entscheidung des US-Präsidenten, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, sei jedoch als Beitrag für einen friedlichen Nahen Osten zu bezweifeln.

Es folgte eine kurze Rede des Botschafters und Klavierstücke - darunter auch "Tochter Zion". Das passte gut an diesem Ort. Dann war der presseöffentliche Teil zu Ende, so dass ich hier leider nicht erwähnen darf, wer sich mit wem per Smartphone ablichten lassen wollte und welche israelischen Spezialitäten beim Empfang gereicht wurden. Aus gut unterrichteten Kreisen war zu vernehmen, dass es leckere aber "fettige Krapfen" gab.

Der Bundespräsident hatte nicht viel Zeit. Ab elf Uhr standen Botschafter-Akkreditierungen im Schloss Bellevue an. Ich fuhr schon mal vor.

Video:
Bundespräsident zu Gast in der Residenz des israelischen Botschafters

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 1. Dezember 2017

Bundesverfassungsgericht: Christ erscheint vor dem 1. Advent

Der Wechsel am Verfassungsgericht bietet eine verbale Steilvorlage für eine Predigt zum ersten Advent. Das Thema könnte lauten: "Schluckebier geht - Christ kommt".

Dr. Wilhelm Schluckebier war seit Oktober 2006 Richter am Bundesverfassungsgericht. Fristgerecht hatte er damals Evelyn Haas abgelöst. Die Amtszeit ist auf 12 Jahre begrenzt. Der 1949 in Hessen geborene Schluckebier wurde heute vorzeitig entlassen, da er vor wenigen Tagen das 68. Lebensjahr vollendet hatte. Somit unterliegt er dem Dämpfungsfaktor Alter. Eine charmante Regelung, die auch in anderen Gesellschaftsbereichen Schule machen könnte.

Wechsel beim Bundesverfassungsgericht Schluckebier Christ
Wechsel beim Bundesverfassungsgericht - Wilhelm Schluckebier durch Josef Christ abgelöst
Beim Wort Entlassung zuckt der gemeine Arbeitnehmer zusammen. Im Falle von Ministern und Verfassungsrichtern handelt es sich um einen formaljuristischen Begriff, der von seichten Gemütern auch als Ablösung oder Wechsel umschrieben werden könnte.

Wechsel beim Bundesverfassungsgericht Schluckebier Christ
Wechsel beim Bundesverfassungsgericht - Verleihung des Verdienstkreuzes an Dr. Wilhelm Schluckebier (rechts)
Als Entschädigung für die Entlassung verlieh ihm der Bundespräsident heute das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er hatte sich in den letzten 11 Jahren mit vielen neuen Themen wie Kopftücher, Flüchtlinge und dem BKA-Gesetz beschäftigt und dabei besonnen und kompetent agiert.

Wechsel beim Bundesverfassungsgericht Schluckebier Christ
Wechsel beim Bundesverfassungsgericht - Dr. Wilhelm Schluckebier mit Verdienstkreuz
Schluckebiers Nachfolger, Josef Christ, ist der erste Verfassungsrichter, der nicht durch einen 12-köpfigen Wahlausschuss, sondern durch das Plenum des Bundestages - mit einer Mehrheit von zwei Dritteln - gewählt wurde. Das geschah bereits am 5. September 2017. Die juristischen Schwerpunkte von Josef Christ sind Wirtschaftsverwaltung und Vermögensfragen. Sein Vorgänger war Strafrechtler.

Wechsel beim Bundesverfassungsgericht Schluckebier Christ
Wechsel beim Bundesverfassungsgericht - Vereidigung von Josef Christ
Josef Christ gilt als konservativ und gewissenhaft. Seine bisherigen Entscheidungen zeigen wirtschaftliches Denken. Seine dienstliche Nähe zu 4.0-Aktivist Günther Oettinger bedingt auch Kompetenzen bei Big Data und ähnlichen Themen. Christ stammt aus dem südlichsten Süden Süddeutschlands - so südlich, dass jeden Morgen die Frage im Raum gestanden haben muss, ob die Weckle in der Schweiz oder in Österreich gekauft werden. Der Norden wäre keine dauerhafte Option für ihn. Seine Familie spielt nur bei einer Verwendung im heimischen Karlsruhe mit.

Weihnachtsbaum Mühlenau-Grundschule Berlin-Dahlem
Weihnachtsbaum-Beleuchtung eingeschaltet durch Viertklässler der Mühlenau-Grundschule Berlin-Dahlem
Zur besonderen Abrundung der heutigen Advents-Einstimmung wurde am Nachmittag der Weihnachtsbaum vor dem Schloss Bellevue illuminiert - zu Deutsch: die Lichter wurden eingeschaltet. Dafür stand ein großer Taster in den Bundesfarben zur Verfügung - neudeutsch Buzzer.

Die beim Einschalten des Lichtes helfenden Kinder kamen aus der Mühlenau-Grundschule in Berlin-Dahlem. Der Bundespräsident und seine Gattin kamen aus dem Schloss und die 13 Meter hohe Fichte kam aus dem Landkreis Lippe. Mit Baum und Kindern wurde eine heimatliche Brücke geschlagen zwischen Kindheit und Gegenwart des Bundespräsidenten. Frank-Walter Steinmeier drückte den Knopf zusammen mit der Kleinsten der Viertklässler. Vor den Linsen vieler Kameras ging das Licht an. Danach wurde heißer Kakao gereicht.

Video:
Guten Tag Herr Bundespräsident und Frau Büdenbender!
Wechsel beim Bundesverfassungsgericht und Einschalten des Lichtes beim Weihnachtsbaum

Autor: Matthias Baumann

Montag, 27. November 2017

Botschafterin Malaysias akkreditiert

Insider wissen zu berichten, dass es in Malaysia immer etwas zu feiern gibt. Die schätzungsweise 31 Millionen Einwohner des Halbinsel-Staates setzen sich aus vielen Volksgruppen zusammen und haben entsprechend viele Feiertage, die gerne wechselseitig begangen werden.

Botschafterin Malaysia Sarah Devadason Bundespräsident
Malaysias Botschafterin Sarah Devadason und Bundespräsident Steinmeier
Etwa die Hälfte der Bevölkerung besteht aus Malayen, ein Viertel aus Chinesen und ansonsten aus indigenen Völkern, Indern und Sonstigen. Das Bevölkerungswachstum ist mit 1,6% enorm. Ein Drittel der Menschen ist unter 15 Jahren. Auch wenn Europäer und Chinesen den zahlenmäßig kleineren Teil ausmachen, sind sie doch entscheidend an der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes beteiligt. Politisch dominiert der sunnitische Islam, was sich auch in der Bevorzugung entsprechender Personengruppen äußert. Der Islam wurde bereits im 14. Jahrhundert nach Malaysia importiert, dann jedoch von Europäern mit Kolonial-Interessen verdrängt.

Botschafterin Malaysia Sarah Devadason Bundespräsident
Botschafterin Malaysias akkreditiert - kurz vor dem Hissen der Flagge Malaysias
Malaysia hat vor 60 Jahren seine Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich gewonnen und praktiziert eine konstitutionelle Wahl-Monarchie. Praktisch sieht das so aus, dass alle fünf Jahre aus den neun Sultanen im Rotationsprinzip - vergleichbar mit unserem Bundesrat - ein König ausgewählt wird. Der König entspricht dann dem Status unseres Bundespräsidenten. Malaysia ist Mitglied des Commonwealth. Dadurch hat Großbritannien immer noch ein Auge auf diesen Staat.

Malaysia liegt zwischen China und Australien. Daraus ergibt sich eine strategisch wichtige Bedeutung in der Region. Bundespräsident Steinmeier bereiste Anfang November einige Länder auf der anderen Seite des Globus.

Botschafterin Malaysia Sarah Devadason Bundespräsident
Botschafterin Malaysias - Sarah Nava Rani Al Bakri Devadason
Heute wurde die neue Botschafterin Malaysias im Schloss Bellevue akkreditiert. Ihr Name stellte eine gewisse Herausforderung für den Zeilenumbruch im Gästebuch des Schlosses dar: "Frau Sarah Nava Rani Al Bakri Devadason". Unterzeichnet hat sie mit "Sarah Devadason". Ansonsten wäre wohl kein Platz mehr für die Unterschriften ihrer umfangreichen Delegation gewesen. Nach dem kurzen Gespräch mit Frank-Walter Steinmeier gab es einen Empfang in der Botschaft. Wieder ein Grund, etwas zu feiern.

Botschafterin Malaysia Sarah Devadason Bundespräsident
Botschafterin Malaysias - Gästebuch des Schlosses Bellevue
Frau Devadason ist die 21. Vertreterin Malaysias in der Bundesrepublik und gleichzeitig die erste Frau in dieser Position. Diplomatische Erfahrungen hatte sie bei der UN und bei ASEAN in Jakarta gesammelt.

Video:
Malaysias Botschafterin Sarah Devadason im Schloss Bellevue akkreditiert

Autor: Matthias Baumann

Sonntag, 19. November 2017

Volkstrauertag mit Kranzniederlegung in der Neuen Wache

Der Volkstrauertag wurde 1919 - nach dem Ersten Weltkrieg - als Gedenktag vorgeschlagen und erstmalig am 1. März 1925 begangen. Bis 1951 fand der Volkstrauertag im Februar oder März statt - Reminiscere, dem fünften Sonntag vor Ostern. 1952 wurde er auf den zweiten Sonntag vor dem ersten Advent gelegt. Gedacht wird insbesondere an die Menschen, die durch Krieg und Gewalteinwirkung ums Leben gekommen sind.

Im Dritten Reich wurde der Tag auf den 16. März festgelegt. Am 16. März 1935 war die Wehrpflicht reaktiviert worden und damit ein passender Anlass, von der christlichen Zeitrechnung abzuweichen.

Volkstrauertag 2017 Neue Wache Kranzniederlegung
Volkstrauertag 2017 - Neue Wache - Kranzniederlegung
Der Volkstrauertag ist nicht zu verwechseln mit dem Totensonntag. Der Totensonntag - auch Ewigkeitssonntag genannt - ist ein evangelischer Gedenktag an die Verstorbenen - egal, in welcher Form sie abgelebt waren. Der Ewigkeitssonntag findet am letzten Sonntag des Kirchenjahres, also am Sonntag vor dem ersten Advent, statt. So ergibt sich die zeitliche Abfolge: Volkstrauertag, Ewigkeitssonntag, 1.Advent.

Heute gedachten der Bundespräsident, der neue Präsident des Bundestages, der neue Präsident des Bundesrates, die Verteidigungsministerin und weitere Präsidenten, Bürgermeister und der Generalinspekteur der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Dazu legten sie Kränze in der Neuen Wache nieder.

Die Neue Wache wurde vor zwei Wochen neu eröffnet. Es hatten umfangreiche Baumaßnahmen stattgefunden. Das nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel und Salomo Sachs errichtete Haus zählt zu den Hauptwerken des deutschen Klassizismus.

Volkstrauertag 2017 Neue Wache Kranzniederlegung
Volkstrauertag 2017 - Neue Wache - Fahnen auf Halbmast
Nach den Umbauten verfügt die Neue Wache nun auch über einen barrierefreien Zugang. Wolfgang Schäuble war heute der erste prominente Gast, der die Barrierefreiheit testen konnte. Das war auch ein wichtiger Moment für die Presseabteilung des Deutschen Historischen Museums.

Das DHM ist für die Neue Wache zuständig und hatte heute seine Fahne auf Halbmast gesetzt. Die Fahnen neben der Neuen Wache und an der Humboldt Universität waren ebenfalls auf Halbmast gesetzt. Nur die Staatsoper scheint nichts mit dem Volkstrauertag anfangen zu können. Vielleicht ist aber auch der Mast zu kurz für Trauerbeflaggung.

Die Ewige Flamme lodert übrigens seit Anfang der 1990er Jahre nicht mehr in der Neuen Wache. Deren Glaskörper steht irgendwo im Magazin und wiegt so viel wie ein voll ausgestatteter BMW 7er. Apropos BMW: Die vorwiegend aus Audi und Mercedes bestehende Fahrzeugkolonne der Regierungsvertreter mit ihren Blaulichtern und Standarten bewegte sich nach der Kranzniederlegung zum Reichstag, wo eine Gedenkstunde stattfinden sollte.

Video:
Kranzniederlegung zum Volkstrauertag 2017 in der Neuen Wache

Autor: Matthias Baumann

Montag, 9. Oktober 2017

Bundespräsident Steinmeier besucht Papst Franziskus im Vatikan

Die Rettungsgasse beherrschen die Römer. Mit Blaulicht und Tonsignal donnerten unsere Fahrzeuge über die holperige und enge Via Appia gen City. Ampeln hinderten uns nicht an der Weiterfahrt. Hier und da versuchte sich eine Vespa in die Kolonne einzureihen und wurde dann schroff von dekorativen Motorrad-Polizisten abgefangen. Dekorativ waren auch die Alfa Romeos des zivilen Personenschutzes und natürlich unser schwarzer Kleinbus mit den verdunkelten Scheiben.

Allein der Bundespräsident und seine Gattin saßen in einem bis 2009 hergestellten BMW 5er in Sterlinggrau mit Panzerung und blasig verklebten Fondscheiben. Insgesamt wohl das unspektakulärste Fahrzeug unseres Korsos. Am Abend wurde es durch einen eleganten Lancia ersetzt.

Bundespräsident Steinmeier Vatikan Papst-Audienz Rom
Fahrzeug-Kolonne auf dem Weg in die City von Rom
Der zentrale Termin des Rom-Besuchs war eine Privataudienz bei Papst Franziskus in der Privatbibliothek des Apostolischen Palastes. Generell kam die Rom-Visite des Bundespräsidenten zu 100% der momentan so oft geforderten Erhaltung des Christlichen Abendlandes entgegen. Nur der Empfang in der Residenz der Botschafterin beim Heiligen Stuhl war vielleicht ein weltlicher Akt. Aber der Reihe nach:

Bundespräsident Steinmeier Vatikan Papst-Audienz Rom
Elke Büdenbender und Frank-Walter Steinmeier auf dem Flug nach Rom
Noch im Flugzeug hatte Frank-Walter Steinmeier mit einem Textmarker seine Reden vorbereitet. Seine Frau saß am Fenster und hatte ebenfalls einige Papiere vor sich. Direkt nach der Ankunft in Rom stand ein Besuch der evangelischen Christuskirche in der Via Sicilia 70 auf dem Programm. Während die Fotografen über die knarzende Empore schlichen und gelegentlich einen der Stühle umrissen, begrüßte Botschafterin Annette Schavan die Gemeinde und übergab dann das Wort an den Präsidenten.

An diesem würdigen Ort deutscher Reformation im geografischen Zentrum des Katholizismus konnte er noch einmal für 500 Jahre Martin Luther werben. Nichts sei in Europa so beständig wie die permanenten Reformationen. In der Christuskirche wurde Deutsch gesprochen. Am Eingang stand ein überdimensionierter Playmobil-Luther mit einer Plastik-Bibel in der Hand.

Bundespräsident Steinmeier Vatikan Papst-Audienz Rom
Frank-Walter Steinmeier bei seiner Rede in der Christuskirche
Leider gab es in der Christuskirche kein WC innerhalb unseres Bewegungs-Radiusses. So waren die Presseleute froh, dass sie zum Hotel gebracht wurden und nicht zum Empfang in den Garten der Kirche oder gar zum Abendessen in der Residenz der Botschafterin eingeladen waren.

In unmittelbarer Nähe des Hotels des Bundespräsidenten checkten wir ein und verabredeten uns zu einem Abendspaziergang durch die City. Wir waren fasziniert vom bunten Treiben auf den Straßen und von den Details an und in den viele hundert Jahre alten Gebäuden. Die Spanische Treppe lag 600 Meter von unserem Hotel entfernt und bot einen interessanten Blick auf das nächtliche Rom. Den Abend ließen wir auf der Dachterrasse des Valadier ausklingen.

Bundespräsident Steinmeier Vatikan Papst-Audienz Rom
Nächtliches Spiegelungsfoto auf der Dachterrasse des Hotels Valadier
Am Morgen ging es straff im Plan weiter. Koffer packen, Check-out, Briefmarken kaufen, Koffer dem Gepäckmeister übergeben und pünktlich den schwarzen Bus mit den Presse-Schildern besetzen. Bereits am Flughafen hatten wir erfahren, dass nur einige Redakteure der Audienz beiwohnen können. Diese seien per Los ermittelt worden. Von den vier mitgereisten Fotografen wurde nur der Offizielle der Bundesregierung in die heiligen Hallen des Heiligen Stuhls eingelassen. Platz sei zwar genug und die mitreisenden Regierungsmitarbeiter versuchten ihr Bestes, jedoch bestimmte der Vatikan die Anzahl und Zugehörigkeit der Kameras.

Bundespräsident Steinmeier Vatikan Papst-Audienz Rom
Schweizer Garde am Eingang zum Apostolischen Palast
Behängt mit Badges wurden wir in den Vatikan eingelassen. Der orange-blau-rot gekleidete Soldat der Schweizer Garde trat zur Seite und wir konnten mit gebanntem Blick auf seine schräg in den Weg gehaltene Hellebarde und das Schwert am Gürtel den Kontakt mit der Berufsgenossenschaft vermeiden. Eine steile Marmortreppe führte durch das Innere des Palastes auf eine gepflasterte Freifläche. An der Fassade gegenüber entdeckten wir eine große Uhr, die übrigens auch vom Petersplatz aus zu sehen ist. Darunter die Fahne der Bundesrepublik. Über dem Haupteingang des Ostflügels wehte die Fahne des Vatikans. Die Schweizer Garde hatte sich bereits aufgestellt. Ein bunter Teppich lag für den Bundespräsidenten und die Delagtion bereit. Dieser führte in den mittleren - also nördlichen - Flügel des Hauses.

Plötzlich Hektik: "Der Papst kommt". Klasse, doch noch ein Foto! Nein, wir wurden eilends zu einem Nebeneingang geführt und mit zweimal Klick hinter einer Holztür mit Sichtfenstern weggeschlossen. Außer der Garde sahen wir nichts. Dann war der Papst wohl im Haus verschwunden, so dass wir mit zweimal Klick wieder auf den Platz entlassen wurden.

Bundespräsident Steinmeier Vatikan Papst-Audienz Rom
Schweizer Garde im Innenhof des Apostolischen Palastes
Kurz darauf rollte ein VW Passat durch die Einfahrt. Dahinter ein größerer Lancia mit der Fahne des Bundespräsidenten. Sehr stilvoll und immerhin ein italienisches Fabrikat. Keine Musik, nur Befehle an die Garde, Händeschütteln und ab ins Haus. Dann parkten erst einmal die vielen Fahrzeuge um und wir bewegten uns auf den Ausgang zu. Während in der Privatbilbliothek im zweiten Stock die Geschenke an Seine Heiligkeit übergeben wurden und die nicht-öffentlichen Dialoge stattfanden, nutzten wir die Gelegenheit zu einer kurzen Visite im Petersdom. Danach spazierten wir durch die Touristen-Massen zur Residenza Paolo VI und genossen von der dortigen Dachterrasse aus den Blick auf Petersdom, Petersplatz und das päpstliche Haus.

Das Ehepaar Steinmeier und der Papst müssen sich gut verstanden haben, obwohl Europa nicht das Hauptthema von Franziskus ist. Der Konvoi mit dem dunkelgrauen Lancia traf erst eine halbe Stunde nach der Zeit im Programmheft bei Paolo VI ein. Wir hatten bereits Mineralwasser und Espresso getrunken und mehrfach dem Glockenspiel des Doms gelauscht.

Kurz nach 12 lauschten wir dann auf das Presse-Statement des Bundespräsidenten. Es sei um viele Themen von der Flüchtlingspolitik bis hin zur Kooperation von evangelischen und katholischen Christen gegangen. Auch das Wahlergebnis sei zur Sprache gekommen. Dass Statement kann hier angeschaut werden.

Bundespräsident Steinmeier Vatikan Papst-Audienz Rom
Rede: Frank-Walter Steinmeier bei Sant'Egidio
Anschließend ging es wieder mit Blaulicht und Signalhorn durch die engen Straßen von Rom. Die mehr als dreizehn Fahrzeuge sorgten für Aufsehen bei Touristen und Römern. Nächste Station: Sant'Egidio. Wir hielten an einem malerischen Platz mit Brunnen, Restaurants und pulsierendem Stadtleben.

Der Präsident und Elke Büdenbender nutzten den Vordereingang. Wir hingegen liefen durch den romantischen Garten und gelangten von der anderen Seite in die sakralen Räume dieses weltweit agierenden Hilfswerkes. Der Präsident und der Gründer von Sant'Egidio freuten sich über den Gast, der auch hier eine Rede hielt. Die folgenden Gespräche an den Tischen waren als "kein Pressetermin" deklariert und dürfen hier nicht zitiert werden.

Bundespräsident Steinmeier Vatikan Papst-Audienz Rom
Gruppenfoto vor Sant'Egidio
Sant'Egidio hilft sozial schwachen Menschen, arbeitet mit Behinderten zusammen und vermittelt in schwierigen internationalen Konflikten. Deshalb hatte die italienische Regierung irgendwann schwer bewaffnete Militärposten um Sant'Egidio herum positioniert, auch wenn die Gemeinschaft selbst kein akutes Bedrohungspotenzial sieht. Bei Sant'Egidio gab es Essen - italienische Küche vom Feinsten mit Käse, Schinken, Salami und Pasta sowie italienischen Weinen. Wir kamen mit zwei schwarzen Theologie-Studenten ins Gespräch. Einer davon hieß Mose und der andere kam aus Haiti. Beide sprachen gut Deutsch und liebten die Bibelstellen, wo Gott die Armen tröstet.

Jetzt ein Nickerchen! Außer der Pressevertreter fuhren alle wieder ins Hotel Russie, wo das Ehepaar Steinmeier eingemietet war. Mittagsschlaf? Das wäre ihnen nicht zu verdenken. Immerhin mussten sie ja aufnahmefähig für die nächsten geplanten Eindrücke sein: Vatikanische Museen inklusive der Sixtinischen Kapelle ab 16:00 Uhr. Entspannt fuhren wir zum Haupteingang des Vatikans und warteten auf die Aufsehen erregende Fahrzeugkolonne. Faszinierend, wie gut diese Fahrten organisiert waren.

Bundespräsident Steinmeier Vatikan Papst-Audienz Rom
Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender bei der Führung durch die Vatikanischen Museen
Die Vorstellung von einer Regierungsdelegation in leeren Museumshallen stellte sich schnell als Illusion heraus. Die begleitenden Polizisten und Museumsaufseher verschafften uns den nötigen Platz, um zügig durch die Hallen zu kommen.

Nicht nur einmal wurde ich gefragt, wer denn der Mann da sei. "Steinmeier - president of Germany" - "We know Merkel" - "He is higher. He is president and Miss Merkel is chancellor", verstehendes Nicken. Im Gegensatz zu Amis, Briten, Holländern konnten die deutschen Touristen Herrn Steinmeier besser zuordnen. Der Geistliche Botschaftsrat Monsignore Oliver Lahl erklärte sehr kompetent sämtliche Bilder und Exponate. Längere Zeit hielten wir uns deshalb auch in der doch recht großen Sixtinischen Kapelle auf. Die begleitenden Italiener mit ihren blauen Uniformen sorgten für genug Platz zum Atmen.

Eine Gruppe pubertierender Mädchen tuschelte gegenüber des Präsidentenpaares und hantierte an ihren Smartphones herum, obwohl das Fotografieren dort ja verboten ist. Der prominente Besucher muss sie wohl parallel zur Bilderklärung bemerkt haben und ging dann auf sie zu. Durch die Kapelle erscholl ein Kreischen wie beim Justin-Bieber-Konzert. Nach dem jüngsten Wahlergebnis genoss er solche Gelegenheiten. Und diese gab es bei den Rundgängen mehrfach.

Bundespräsident Steinmeier Vatikan Papst-Audienz Rom
Oliver Lahl erklärt Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender die Gemälde in einer Kapelle der Vatikanischen Museen
Geschafft vom vielen Laufen stiegen wir in die Fahrzeuge und hätten laut Programm zum Flughafen fahren sollen. Statt dessen besuchten wir eine weitere Kirche mit erheblichem Renovierungsbedarf. Hm, was sollen wir hier? Privatkontakt des Bundespräsidenten? Monsignore Oliver Lahl erklärte einige Dinge, wobei sich wieder deutsche Touristen anschlichen. "Du, das ist doch ...", zückten sie die Smartphones. Herr Lahl in seinem pastoralen Gewand führte uns zu einer Treppe und hinab in die Unterwelt von Rom. Eine antike Kultstätte, Gräber und einen unterirdischen Fluss konnten wir dort bestaunen. Das Protagonisten-Paar stellte interessierte Fragen und verweilte an einigen Orten. Durch den Shop mit katholischen Karten hindurch ging es wieder zurück zu den Autos.

Bundespräsident Steinmeier Vatikan Papst-Audienz Rom
Check-in für den Rückflug nach Berlin
Ein erlebnisreicher Tag in Rom neigte sich dem Ende entgegen. Die Schatten wurden länger und die Pinien wurden unterhalb ihrer Kronen von der Abendsonne beschienen.

Unsere Fahrzeug-Kolonne donnerte über die schmale Via Appia zum Flughafen. Die Begleitung eines Spitzenpolitikers hat den Vorteil, dass der Airbus A319 erst dann startet, wenn das Programm zu Ende ist. Da spielt die Uhrzeit nur eine untergeordnete Rolle.

Videos:
Reise des Bundespräsidenten nach Rom und zum Vatikan inklusive Statement
Schweizer Garde zur Begrüßung des Bundespräsidenten im Vatikan

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 29. August 2017

Israels Botschafter Jeremy Issacharoff akkreditiert

Schon der Name Jeremy Issacharoff lässt auf eine interessante Persönlichkeit schließen. Jeremy klingt britisch und ist wohl eine Kurzform des großen Propheten Jeremia. Trotz der nur 52 Kapitel hat Jeremia mehr Seiten in der Bibel als der Prophet Jesaja mit seinen 66 Kapiteln. Der Jeremia des Alten Testamentes hatte eine Menge durchgemacht, war aber wie der neue Botschafter Israels immer in der Nähe der Regierung tätig und konnte auch einen guten Draht zum damaligen Weltherrscher Nebukadnezar aufbauen.

Botschafter Israel Jeremy Issacharoff akkreditiert
Israelischer Botschafter Jeremy Issacharoff akkreditiert
Der Wortstamm des Nachnamens Issachar geht wohl auf den fünften Sohn Leas zurück. Da Jakob alias Israel mehrere Frauen hatte, war Issachar der insgesamt achte Sohn von 12. Er war nach einem Deal zwischen Jakobs Frauen Lea und Rahel entstanden (1. Mose 30, 14-18). Die russische Endung off täuscht: Issacharoff war 1955 in London geboren worden. Sein Vater hatte im Nahen Osten gegen die britische Mandatsregierung gekämpft, die 1948 im Zuge eines Teilungsplans die Region verließ. Mit 18 Jahren wollte er in London Jura studieren, brach dieses jedoch wegen des Jom-Kippur-Krieges ab und wollte sich im israelischen Militär nützlich machen. 1982, also mit 27, trat er in den diplomatischen Dienst ein.

Botschafter Israel Jeremy Issacharoff akkreditiert
Israelischer Botschafter Jeremy Issacharoff akkreditiert
Wie sein Namensgeber Jeremia arbeitete er lange Zeit im Zentrum eines weltpolitischen Schwergewichtes: UN in New York. Dort lernte er seine Frau kennen und gründete eine kleine Familie. Seine Themen sind Sicherheit, Rüstungskontrolle und Terrorabwehr mit Hauptkompetenz Iran.

Sicherheit war bei der heutigen Akkreditierung Issacharoffs im Schloss Bellevue groß geschrieben. "Die schießen dann auch", berichtete uns eine israelische Fotografin. Sie könne auch schießen. Das glaubte ich gerne. Der künftige Botschafter und seine Delegation wurden in mehreren gepanzerten Limousinen vorgefahren: BMW 760Li aus der F04-Serie mit Vielspeiche 235 in 19". Schöne Fahrzeuge mit Standarte des Bundespräsidenten. Dazu noch einige schwarze Audis.

Botschafter Israel Jeremy Issacharoff akkreditiert
Israelischer Botschafter Jeremy Issacharoff akkreditiert
Der Botschafter machte einen sympathischen Eindruck und blickte immer wieder verschmitzt in die Kameras. Er hatte Mitglieder seiner Familie dabei und die übliche Delegation. Das Blatt im Gästebuch reichte gar nicht für die vielen Unterschriften und Zusatzkommentare, so dass sogar umgeblättert werden musste. Einige Schreiber hatten eine etwas verkrampfte Handhaltung, da ihre Muttersprache Ivrith (Neuhebräisch) normalerweise von rechts nach links geschrieben wird. Eine Unterschrift steht jetzt sogar im israelischen Zeichensatz auf dem Papier des Gästebuches.

Botschafter Israel Jeremy Issacharoff akkreditiert
Israelischer Botschafter Jeremy Issacharoff akkreditiert - Gästebuch
Auch der Bundespräsident hatte sichtlich Freude an der Familie des neuen Botschafters und dessen Delegation. Braungebrannt posierte Frank-Walter Steinmeier vor der samtigen Fahne mit dem Bundesadler. War doch Israel eines der ersten Ziele, die er nach Amtsantritt besucht hatte.

Videos:
Akkreditierung des israelischen Botschafters Jeremy Issacharoff

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 6. Juli 2017

Xi Jinping, Pandas und G20

Der Besuch von Xi Jinping erinnerte schon sehr an eine Dreierbeziehung mit Eifersuchtseinlage:

Es begann damit, dass der chinesische Staatspräsident am Dienstag mit einem roten Teppich, einem Ehrenspalier und 21 Salutschüssen in Berlin-Tegel empfangen wurde. Seine Maschine war beim Landeanflug von zwei Eurofightern eskortiert worden. Pünktlich mit dem ersten Kanonenschuss überflogen diese das Areal des TXL. Dann stieg Xi Jinping mit seiner Gattin, Peng Liyuan, in die Mercedes-Stretchlimousine und brauste eskortiert von vielen weiteren schwarzen Fahrzeugen in die City.

China Staatspräsident Xi Jinping Berlin
Chinas Staatspräsident Xi Jinping - Militärische Ehren im Schloss Bellevue
Am nächsten Tag ging es weiter mit den Ehren. Das Wachbataillon war standesgemäß mit allen drei Teilstreitkräften im Garten des Schlosses Bellevue angetreten. Das Schloss war weiträumig abgesperrt und die umliegenden Straßen und Plätze mit roten Fahnen beflaggt. Im Schlossgarten standen Kinder. Sie sangen und winkten dem Präsidenten zu. Das gefiel ihm gut.

China Staatspräsident Xi Jinping Berlin
Chinas Staatspräsident Xi Jinping - Kinder im Schloss Bellevue
Am Nachmittag wurde es besonders kuschelig. Die Kanzlerin nahm den Gast mit in den Zoo. Dort wurden die neuen knuffigen Bambusfresser, auch Pandas genannt, offiziell begrüßt und anschließend der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Seitdem die amerikanische Politik für Europäer nicht mehr berechenbar erscheint, muss ein neuer starker Partner her. China erweckt den Eindruck eines passenden Ersatzes. Die entsprechende Stimmung wird durch staatliche Ehrenerweise, singende Kinder und plüschige Bären erzeugt. Jetzt haben wir es dem Trump mal so richtig gezeigt!

China Staatspräsident Xi Jinping Berlin
Chinas Staatspräsident Xi Jinping - Ankunft in Tegel - 21 Salutschüsse und 2 Eurofighter
Damit aber nicht genug: Donald Trumps Eintreffen bei G20 in Hamburg verlief im Kontrast zu Xi Jinping. Es gab zwar einen roten Teppich, dafür aber kein Ehrenspalier, keine Salutschüsse, keine Eurofighter, keine Stretchlimo und nur einige Politiker aus der zweiten und dritten Reihe. Die miese Stimmung war dem US-Präsidenten anzusehen. Erst auf halber Treppe schaute er kurz in die Kameras und winkte notgedrungen. Seiner Frau wurde ein kleiner Blumenstrauß in die Hand gedrückt. Dann verschwanden sie in einem gepanzerten Hubschrauber.

Im Radio wurde bezüglich G20 schon von "19 gegen 1" geredet. Der eine Gegner war in diesem Fall nicht Nordkorea, sondern die USA. Schade eigentlich. Auch Donald Trump hätte sich bestimmt über ein wenig Anerkennung gefreut. Gehört es doch zum diplomatischen Geschick, auch schwierige Gesprächspartner mit Freundlichkeit und Wertschätzung zu Verhandlungsergebnissen zu motivieren, die bei blanker Konfrontation nicht zu erwarten sind.

Videos:
Ankunft Xi Jinping in Berlin-Tegel
Militärische Ehren für Xi Jinping im Garten von Schloss Bellevue

Autor: Matthias Baumann