Posts mit dem Label Bundesregierung werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Bundesregierung werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Dienstag, 12. Februar 2019

Indische Verteidigungsministerin Nirmala Sitharaman besucht ihre Amtskollegin in Berlin

Indien hat 1,3 Milliarden Einwohner. Faktor 16 gegenüber Deutschland. Indiens Streitkräfte gelten als die drittgrößten der Welt. Es gibt keine Wehrpflicht und trotzdem 1,44 Millionen Soldaten, die vorrangig im indischen Heer dienen. Nordkorea hat eine ähnlich starke Armee mit 1,28 Millionen aktivem Personal. Das ist aber gar nichts gegenüber dem gemeinsamen Nachbarn China mit seinen 2,03 Millionen Soldaten. Rechnet man die Zahlen auf die Einwohner Indiens um, relativiert sich das. Auf 900 Inder kommt ein Soldat. In Deutschland liegt das Verhältnis bei 1:400 - eine Quote, die sogar höher liegt als in China (1:684).

Indische Verteidigungsministerin Nirmala Sitharaman Berlin Bendlerblock BMVg
Indische Verteidigungsministerin Nirmala Sitharaman (rechts) in Berlin - Militärische Ehren im Bendlerblock - Der Gast schreitet die Ehrenformation grundsätzlich auf der Seite der Soldaten ab und überzeugt sich nach "Präsentiert das Gewehr" davon, dass die Waffen tatsächlich keine Magazine enthalten. Das bedeutet: friedliche Absicht.
Während hierzulande regelmäßig über die Kompetenz einer ehemaligen Familienministerin auf dem Chefsessel des Verteidigungsministeriums debattiert wird, hat auch die ernst zu nehmende indische Armee seit September 2017 eine Frau an der Spitze. Nur Indira Ghandi hatte bisher als Frau Anfang der 1970er Jahre kurzzeitig das Militär gegen Pakistan befehligt und sich dabei über den damaligen Verteidigungsminister hinweggesetzt. Gemäß Artikel 115 des Grundgesetzes würde im Verteidigungsfall auch in Deutschland die Befehlsgewalt an die Kanzlerin übergehen. Frauenpower also.

Indische Verteidigungsministerin Nirmala Sitharaman Berlin Bendlerblock BMVg
Indische Verteidigungsministerin Nirmala Sitharaman in Berlin - Militärische Ehren im Bendlerblock - Im Hintergrund steht die deutsche Delegation. Die indische Delegation steht rechts davon und ist auf diesem Foto nicht zu sehen.
Nirmala Sitharaman hat keinerlei militärische Vorprägung. Sie war als Staatsministerin im Wirtschaftsministerium und im Finanzministerium eingesetzt. Zudem war sie als Sprecherin in der konservativen Bharatiya Janata Party (BJP) tätig. Sie wirkte emotionslos, als sie die Ehrenformation abschritt und dabei nach vorne statt auf die Soldaten schaute. Ihre deutsche Amtskollegin schaute den Soldaten konsequent ins Gesicht. Zuvor hatte sie noch einem Angehörigen des Wachbataillons zum Geburtstag gratuliert. Eine Geste, die immer wieder sehr gut bei der Truppe ankommt und auch von Kanzlerin und Bundespräsident praktiziert wird.

Die Bundeswehr arbeitet mit Indien bei verschiedenen UN-Einsätzen zusammen: Libanon, Südsudan, Libyen und Westsahara. Allein im Südsudan und im Kongo sind etwa 5.000 Inder für UN-Missionen eingesetzt. Indien ist auch interessant für die deutsche Rüstungsindustrie. Allerdings fällt das Land durch ein multilaterales Kaufverhalten auf. Waffen und Gerätschaften werden aus NATO-Staaten und auch aus Russland importiert. Die größten militärischen Herausforderungen stellen derzeit China, Pakistan und Unruhegebiete in Indien selbst dar, wie zum Beispiel Kashmir.

Video:
Militärische Ehren für Indiens Verteidigungsministerin Nirmala Sitharaman


Autor: Matthias Baumann

Freitag, 8. Februar 2019

BotschafterInnen von Montenegro, Botsuana, Vietnam und Gabun akkreditiert

Die Frauenquote der heutigen Botschafter-Akkreditierung lag bei sagenhaften 75%. Nur Vietnam hatte einen Mann nach Deutschland entsandt. Ausdruck einer überholten Gesellschaftsordnung in der Sozialistischen Republik? Dabei ist die Demografie in Vietnam gut ausgeglichen und Frauen werden mit über 80 Jahren rein statistisch zehn Jahre älter als vietnamesische Männer. Apropos 80: Weltweit einzigartig dürfte sein, dass sich über 80% der Bevölkerung Vietnams als Atheisten bezeichnen.

Botschafter akkreditiert - Sozialistische Republik Vietnam - Nguyen Minh Vu
Botschafter akkreditiert - Sozialistische Republik Vietnam - Nguyen Minh Vu (links)
Das eher als klein wahrgenommene Vietnam hat 95 Millionen Einwohner. Etwas mehr als in Deutschland. Gefühlt jeder zweite Vietnamese, ob als Blumenhändler in Berlin oder Premierminister oder Präsident oder Botschafter heißt Nguyen. Ein Mann namens Nguyen war vor vielen Jahren mit seiner Mercedes C-Klasse an einer roten Ampel ins Heck meines Autos gerammt. Nguyen muss in der Häufigkeit vergleichbar sein mit Müller, Meyer, Schulze.

In der Frühzeit gab es aus geografisch verständlichen Gründen immer wieder Stress mit den chinesischen Nachbarn und zeitweilige Eingemeindungen in China. Dennoch hatten sich die frühen Vietnamesen immer ihren Stolz bewahrt, brachten Innovationen im Bereich des Bauwesens und des Reisanbaus hervor und schüttelten regelmäßig ihre Bedränger ab. Mitte des 19. Jahrhunderts bemächtigte sich Frankreich einiger Gebiete des Landes und trieb dort sein koloniales Unwesen. Vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einiges Gerangel über die Vorherrschaft. Dieses wurde zwischen Briten, Japanern, Franzosen und Chinesen ausgetragen. Das Ergebnis war eine Nord-Süd-Teilung Vietnams entlang des 17. Breitengrades.

Botschafter akkreditiert - Sozialistische Republik Vietnam - Nguyen Minh Vu
Botschafter akkreditiert - Sozialistische Republik Vietnam - Nguyen Minh Vu - Flagge von Vietnam im Wind von Berlin
1964 startete der bekannte Vietnamkrieg. Dieser endete 1975 mit dem Sieg der kommunistischen Vietnamesen aus dem Norden. In diesem Zusammenhang sei noch einmal an die Akkreditierung des Botschafters von Laos erinnert. Das Nachbarland Laos hatte im Vietnamkrieg einen erheblichen Kollateralschaden erlitten.

Pardon, über die eingangs erwähnte Frauenquote sind wir nun ganz von der Reihenfolge der heutigen Akkreditierung abgewichen und haben sogar noch den einzigen männlichen Botschafter samt seinem Land in der Berichterstattung bevorzugt. Um das zu korrigieren, hier die Reihenfolge des Eintreffens der ExzellenzInnen:

Montenegro - Vera Kuliš
Republik Botsuana - Mmasekgo Masire-Mwamba
Sozialistische Republik Vietnam - Nguyen Minh Vu
Gabunische Republik - Marianne Odette Bibalou Bounda

Diese Reihenfolge wirkt sich wie üblich auf die Reihenfolge bei Defilees des Diplomatischen Korps aus. Aktuell betrifft das die Positionen 123 bis 126 auf der Defilee-Liste.

Botschafterin akkreditiert - Montenegro - Vera Kuliš
Botschafterin akkreditiert - Montenegro - Vera Kuliš
Zuerst rollte also Frau Vera Kuliš aus Montenegro vor das Schloss. Montenegro hat etwas weniger Einwohner als Vietnam: 614.249 wurden 2018 gezählt. Vor einem halben Jahr hatte der Ministerpräsident Montenegros die Kanzlerin besucht. Er heißt Duško Marković und bemüht sich um einen raschen EU-Beitritt. Allerdings hat Montenegro noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Das betrifft insbesondere die Brut- und Heimstätte der organisierten Kriminalität.

Über die neue Botschafterin Vera Kuliš ist mehr bekannt, als über deren Präsidenten. Sie wurde 1972 in Deutschland (Annweiler) geboren, besuchte bis zur sechsten Klasse eine Schule in Landau und zog dann nach Montenegro um. Sie muss wohl direkt in den Jugoslawien-Konflikt geraten sein, der bis heute seinen Spuren in Montenegro hinterlassen hat.

Botschafterin akkreditiert - Montenegro - Vera Kuliš
Botschafterin akkreditiert - Montenegro - Vera Kuliš - Niederholen der Flagge von Montenegro
Vera Kuliš ist nicht nur von Amts wegen Botschafterin ihres kleinen Landes an der Adria. Seit geraumer Zeit organisiert sie Schüleraustausche, trägt sich in Goldene Bücher von Schulen und Städten ein und macht Werbung für Montenegro. Wir können gespannt sein, wie sie den Prozess der Aufnahme Montenegros in die EU weiter befördert.

Nach der schönen Adria ging es ins südliche Afrika. Botsuana stößt an die Nordgrenze von Südafrika und ist ansonsten als Ost-West-Sandwich in Namibia und Simbabwe eingebettet. Botsuana hat keinen Meerzugang. Umso erstaunlicher ist deshalb die Nationalflagge: oben Blau, unten Blau und in der Mitte ein schwarzer Strich, der mit zwei schmalen weißen Strichen vom oberen und unteren Blau getrennt ist. Was das wohl zu bedeuten hat? Das Blau soll Himmel, Wasser und Regen symbolisieren. Die Striche in Schwarz und Weiß stehen für die Zebras und das Miteinander der Ethnien. Für Verschwörungstheoretiker dürfte noch interessant sein, dass Botsuana keine Seeflaggen hat.

Botschafterin akkreditiert - Republik Botsuana - Mmasekgo Masire-Mwamba
Botschafterin akkreditiert - Republik Botsuana - Mmasekgo Masire-Mwamba (links neben dem Bundespräsidenten), ganz links der Gatte von Frau Mmasekgo Masire-Mwamba und rechts der Sohn
Botsuana gehört zum Commonwealth, dem vermeintlichen Hoffnungsträger Großbritanniens beim harten Brexit. Frau Mmasekgo Masire-Mwamba war von 2008 bis 2014 Generalsekretärin für Commonwealth-Angelegenheiten in Botsuana. Es könnte also zu vermehrten Begegnungen mit Sebastian Wood, dem britischen Botschafter kommen. Im September 1966 hatte Botsuana seine Unabhängigkeit von den Briten erlangt. Diese hatten das Land etwa 80 Jahre als ihr größtes Protektorat im südlichen Afrika unter Kontrolle.

Botschafterin akkreditiert - Republik Botsuana - Mmasekgo Masire-Mwamba
Botschafterin akkreditiert - Republik Botsuana - Mmasekgo Masire-Mwamba - Niederhilen der Flagge von Botsuana
Frau Mmasekgo Masire-Mwamba ist mit Bischof Trevor Mwamba verheiratet, der zurzeit in einer Kirche in London tätig ist. Nachdem die Flagge von Botswana niederholt war, erschien Nguyen Minh Vu aus Vietnam. Auf ihn waren wir aber oben schon eingegangen, so dass wir uns nun der dritten Frau im heutigen Akkreditierungsreigen widmen können.

Gegen halb zwölf wurde Frau Marianne Odette Bibalou Bounda mit der Limousine des Bundespräsidenten herbeigebracht. Sie kommt aus Gabun. Das heißt, sie kam heute direkt vom Hotel Adlon. Aber ursprünglich kommt sie aus Gabun und vertritt seit heute bei uns ihr Land. Gabun liegt ganz in der Nähe von Botsuana, nur etwas weiter nordwestlich. Gabun hat einen direkten Zugang zum Atlantik und ebenfalls einen blauen Streifen in der Flagge. In diesem Falle steht das Blau tatsächlich für das Meer. Die üblichen afrikanischen Farben Grün und Gelb sind auch dabei: Grün für die Wälder und Gelb für die Sonne.

Botschafterin akkreditiert - Gabunische Republik - Marianne Odette Bibalou Bounda
Botschafterin akkreditiert - Gabunische Republik - Marianne Odette Bibalou Bounda
Gabun lebte - wie Vietnam - unter französischer Kolonialherrschaft. Diese dauerte über 100 Jahre und endete 1960. Gabun hat nur knapp zwei Millionen Einwohner, obwohl es fast so groß ist wie Deutschland. 1968 wurde die Demokratische Partei Gabuns (PDG) gegründet und die Gesellschaft auf diese Einheitspartei gleichgeschaltet - ein weltweites und übliches Demokratie-Verständnis.

Botschafterin akkreditiert - Gabunische Republik - Marianne Odette Bibalou Bounda
Botschafterin akkreditiert - Gabunische Republik - Marianne Odette Bibalou Bounda - Niederholen der Flagge von Gabun
Frau Marianne Odette Bibalou Bounda blickt auf eine lange diplomatische Karriere zurück. So war sie bereits An den Botschaften in Ägypten und Spanien eingesetzt und hat ihr Land viele Jahre an verschiedenen Einrichtungen der Vereinten Nationen vertreten. Diplomatie hat sie in Madrid und Gabun studiert. Sie spricht französisch, englisch und spanisch. Vermutlich wird sie dann auch bald Deutsch können. Herzlich willkommen!

Video:
BotschafterInnen von Montenegro, Botsuana, Vietnam und Gabun akkreditiert

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 1. Februar 2019

Armeniens Ministerpräsident Nikol Pashinyan besucht Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier

Nikol Pashinyan ist noch keine 44 Jahre alt und hat schon viel erlebt. Er studierte Journalismus und gründete mit 23 Jahren einen Zeitungsverlag. Dieser wurde allerdings nach einem Jahr geschlossen, weil er sich mit dem Minister für Nationale Sicherheit angelegt hatte. Ein typisches Szenario in Diktaturen. Danach ging er für drei Jahre als Redakteur zur Armenian Times und unterstützte mit Wortgewalt die demokratischen Kräfte Armeniens.

Armeniens Ministerpräsident Nikol Pashinyan Angela Merkel
Armeniens Ministerpräsident Nikol Pashinyan zum Antrittsbesuch mit militärischen Ehren im Bundeskanzleramt empfangen (Foto: Malte Koch)
Letzteres brachte ihm einen zweijährigen Gefängnisaufenthalt ein, der 2011 durch eine Generalamnestie beendet wurde. Eigentlich war er zu sieben Jahre Haft verurteilt worden. Nikol Pashinyan hatte zuvor im Untergrund gelebt und währenddessen weiter seine kritischen Artikel geschrieben. Das veranlasste den Nationalen Sicherheitsdienst dazu, sogar in der amerikanischen Botschaft nach ihm zu suchen. Der clevere Journalist war jedoch in Jerewan bei Freunden untergetaucht. Sein anschließender Gefängnisaufenthalt erregte großes internationales Interesse. Journalisten in Haft sind kein gutes Aushängeschild für ein Land, das gute Beziehungen zur EU oder anderen westlichen Staaten unterhalten möchte. Totalitäre Regime scheuen die Öffentlichkeit.

Fernab der medialen Wahrnehmung fand im März 2018 eine Art Revolution in Armenien statt. Nikol Pashinyan hatte während der Parlamentswahlen zum zivilen Ungehorsam und anderen gewaltfreien Aktionen aufgerufen. Alles war noch sehr klein und erschien den damaligen Herrschern entsprechend unbedeutend. Sargsyan ließ sich mit üppigen 76% der Stimmen im Amt bestätigen und ging mit entsprechender Härte gegen die Opposition vor. Diese machte aber weiter und legte weite Teile des öffentlichen Lebens in Armenien lahm. So kam es zu einem Treffen zwischen Pashinyan und Sargsyan. Dieses wurde live übertragen und dauerte nur drei Minuten. Anschließend wurde Pashinyan von maskierten Sicherheitskräften gekidnappt. Das war wohl ein Fehler. Denn das heizte die friedlichen Proteste erst einmal so richtig an.

Armeniens Ministerpräsident Nikol Pashinyan Angela Merkel
Armeniens Ministerpräsident Nikol Pashinyan begrüßt Angela Merkel bei seiner Ankunft im Bundeskanzleramt (Foto: Malte Koch)
Ende vom Lied war, dass Nikol Pashinyan am 8. Mai 2018 zum Ministerpräsidenten gewählt wurde. Bereits am 14. Mai stand er bei Wladimir Putin auf der Matte. Am 3. Oktober entließ er sechs Kabinettmitglieder, die sich für eine Aufweichung der Befugnisse des Ministerpräsidenten eingesetzt hatten und damit Neuwahlen provozieren wollten. Am 14. Januar 2019 wurde das zweite Pashinyan-Parlament vereidigt.

Nach dieser langen Vorrede sei noch erwähnt, dass Nikol Pashinyan heute im Kanzleramt zu seinem Antrittsbesuch mit militärischen Ehren empfangen wurde. Nach einem Mittagessen mit Angela Merkel gab es ein Pressestatement. Dann fuhr er zum Bundespräsidenten weiter. Der Bundespräsident empfängt nur Erste im Staat mit militärischen Ehren - also Präsidenten, Monarchen und den Papst. Das hatte Frank-Walter Steinmeier im Falle von Armenien bereits Ende November 2018 getan.

Thema bei den Gesprächen war immer wieder der Konflikt um Bergkarabach. Bergkarabach liegt zwischen dem islamischen Aserbaidschan und dem christlichen Armenien. Die Region konnte sich lange Zeit gegen den vorrückenden Islam aus dem Süden und Osten zur Wehr setzen. Es musste jedoch Tribut an seine Nachbarn zahlen, unterstand den Persern, den Russen und letztlich auch der Sowjetunion, die das Gebiet mit einem gewissen Autonomiestatus der Aserbaidschanischen Sowjetrepublik angliederte. Armenien hegt wegen der Geschichte und der religiösen Verbundenheit immer noch einen gewissen Anspruch auf das Gebiet. Unter Nikol Pashinyan sind die Gespräche mit Aserbaidschan aktiv in Gang gekommen. Deutschland beobachtet und unterstützt die Bemühungen um eine friedliche Lösung. Wenn es nämlich in der Vergangenheit zu Konflikten dort kam, dann waren diese immer sehr blutig.

Video:
Militärische Ehren für Armeniens Ministerpräsident Nikol Pashinyan

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 31. Januar 2019

#CIR - BMVg und BMI geben die Standorte für die neue Cyberagentur bekannt

Das Verteidigungsministerium (BMVg) hatte heute zu Pressestatements bezüglich der neuen Cyberagentur eingeladen. Das Medieninteresse war ungewohnt hoch. Sogar der mdr (Mitteldeutscher Rundfunk) war angereist. Deshalb war anzunehmen, dass wir uns im Cyber-Informationsraum (CIR) versammeln. Aber nein: Die Begegnung fand im üblichen Saal 1 des Bendlerblocks statt. Im Cyber-Informationsraum hätte man sich wenigstens während des Statements in einen Sessel flegeln und das Geschehen anonym verfolgen können. Saal 1 war jedoch nicht bestuhlt, so dass die Presse heute stehen, hocken oder liegen musste - je nach gewünschter Bildposition.

#CIR Cyberagentur BMVg BMI Halle Leipzig Minister
#CIR - BMVg und BMI geben die Standorte der neuen Cyberagentur bekannt: Halle und Leipzig - v.l.n.r.: Reiner Hseloff (CDU), Christoph Bernstiel MdB (CDU), Ursula von der Leyen (CDU), Horst Seehofer (CSU), Michael Kretschmer (CDU)
Die Bühne mit den zwei schlaffen Fahnentüchern rechts und links musste heute eine gewisse Belastungsprobe überstehen. Neben der sportlichen Verteidigungsministerin traten der hochgewachsene Innenminister Seehofer, Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Generalleutnant Ludwig Leinhos (CIR) und drei Abgeordnete auf das breite Podest.

Standesgemäß eröffnete die Hausherrin die Pressebegegnung. Ihr Gruß wurde jedoch nicht mit dem im Bendlerblock üblichen "Tag Frau Ministerin" erwidert. So begann sie ihre kurze Rede, ging auf die Wichtigkeit des Themenkonstruktes Cyber- und Information ein, gebrauchte unentwegt das Wort Disruption und übergab dann an ihren Kollegen Horst Seehofer. Dieser schloss sich den Ausführungen seiner Vorrednerin an und lobte die beschlossenen Maßnahmen für die Regionen Sachsen und Sachsen-Anhalt.

#CIR Cyberagentur BMVg BMI Halle Leipzig Minister
#CIR - BMVg und BMI geben die Standorte der neuen Cyberagentur bekannt: Halle und Leipzig - v.l.n.r.: Reiner Haseloff (CDU), Christoph Bernstiel MdB (CDU), Ursula von der Leyen (CDU), Horst Seehofer (CSU), Michael Kretschmer (CDU)
Beide verrieten aber noch nicht, wo genau die neue Cyberagentur ihren Sitz haben solle. Vielleicht auf der Grenze der benachbarten Bundesländer? Fast: Die Cyberagentur soll in Halle und in Leipzig angesiedelt werden. Halle liegt in Sachsen-Anhalt und ist nur etwa 40 Kilometer - also eine halbe Autostunde - vom sächsischen Leipzig entfernt. Ein genauer Standort ist aber noch nicht bekannt, nur eben, dass es in Halle und Leipzig sein soll. Auch wolle man sofort loslegen - vermutlich mit der Suche eines passenden Objektes und dem Ausbau desselben.

Geld stehe jedenfalls zur Verfügung und soll in die Cyber-Forschung und die Förderung disruptiver und innovativer Cyber-Kräfte investiert werden. Das wird den am Rande stehenden Generalleutnant Leinhos sicher gefreut haben. Mit der Cyberagentur steht eine weitere Verschmelzung von Gesellschaft, Fachkräften und Bundeswehr auf der Agenda. Man wolle geeignete Studenten gleich an der Quelle abgreifen, nämlich an den Universitäten von Halle und Leipzig.

#CIR Cyberagentur BMVg BMI Halle Leipzig Minister
#CIR - BMVg und BMI geben die Standorte der neuen Cyberagentur bekannt: Halle und Leipzig - v.l.n.r.: Generalleutnant Ludwig Leinhos (Inspekteur CIR), Jens Lehrmann MdB (CDU), Marian Wendt MdB (CDU), Reiner Haseloff (CDU), Christoph Bernstiel MdB (CDU), Ursula von der Leyen (CDU), Michael Kretschmer (CDU), Dienstfahne (BMVg), Horst Seehofer (CSU)
Reiner Haseloff musste neben seiner Begeisterung für die Standorte der Cyberagentur dann noch einen Seitenhieb loswerden: Die Diesel-Fahrverbote machen die großen Städte zunehmen unattraktiv und legen diese infrastrukturell lahm. Deshalb seien die Regionen um Halle und Leipzig deutlich besser für solche Einrichtungen geeignet.

Weil Sachsen so schön ist, fährt Ursula von der Leyen gleich morgen nach Dresden an die Offiziersschule des Heeres. Dort schaut sie sich zusammen mit Michael Kretschmer den Unterricht an und möchte mit den Studenten ins Gespräch kommen. Seit dem letzten Jahr gibt es an dieser Schule einen "Offizierslehrgang Seiteneinstieg". In Dresden werden Offiziere für das Heer, die Streitkräftebasis und CIR, den Cyber-Informationsraum, ausgebildet. Damit schließt sich der Kreis.

Nach 20 Minuten waren die Statements und anschließenden Journalistenfragen durch. Die Ministerin und die anderen Herrschaften verließen die Bühne und den Saal 1. Einige Pressevertreter versuchten im Vorraum noch einige Exklusivstatements zu erhaschen. Ich verließ das Haus, fuhr am Tempo-30-Schild für "Luftreinhaltung" vorbei und lud das erstellte Video in den Cyberraum hoch. Wenige Minuten später kam das erste Statement - von einem Italiener aus Schweden: "Never wear brown shoes with a black suit - here we have two doing just that...".

Video:
Statements zum Standort der neuen Cyberagentur in Halle und Leipzig

Autor: Matthias Baumann

Montag, 28. Januar 2019

Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen zum Antrittsbesuch in Berlin

Ausgerechnet heute kam der dänische Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen zu Besuch in den Bendlerblock. Gestern hatte sich Dänemark den Weltmeister-Titel im Handball abgeholt, während Deutschland auf Platz 4 leer ausgegangen war. Sehr zum Frust des Protokolls des BMVg, dessen Mitarbeiter begeisterte Handball-Fans sind. Dennoch behandelten sie den Gast mit der gewohnten Professionalität und Freundlichkeit.

Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen Antrittsbesuch BMVg Bendlerblock
Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen zum Antrittsbesuch in Berlin - Herzliche Begrüßung auf dem Paradeplatz des Bendlerblocks
Claus Hjort Frederiksen ist bereits seit November 2016 in diesem Amt und besuchte nun erstmalig offiziell seine Kollegin in Berlin. Die Begrüßung war ausgesprochen herzlich und zeigte, dass sich die beiden Minister wohl regelmäßig bei Tagungen begegnen. Claus Hjort Frederiksen war lange Zeit Arbeitsminister in Dänemark, wechselte dann ins Finanzministerium und danach ins Verteidigungsressort.

Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen Antrittsbesuch BMVg Bendlerblock
Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen zum Antrittsbesuch in Berlin - Auf dem Weg zum Ehrenmal der Bundeswehr
Besonders intensiv sind die Beziehungen zu Dänemark im maritimen Bereich. Wegen der bedeutenden Seefahrer-Geschichte Dänemarks hätte heute eigentlich eine Ehrenformation in Marineuniform antreten können. Aber nein - schon wieder Heeresgrau - wie langweilig! Zum Antrittsbesuch gehören nämlich auch immer militärische Ehren auf dem Paradeplatz des Bendlerblocks. Die Minister hören beide Nationalhymnen, schreiten die Ehrenformation ab, lassen die Ehrenformation anschließend an sich vorüberziehen und legen zum Abschluss dieses protokollarischen Paketes einen Kranz am Ehrenmal der Bundeswehr nieder.

Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen Antrittsbesuch BMVg Bendlerblock
Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen zum Antrittsbesuch in Berlin - Das Protokoll BMVg kümmert sich um die Taschen  der Delegation. Offensichtlich wurde kein Handball mitgebracht.
In den heutigen Gesprächen ging es um die Vorbereitung auf das NATO-Verteidigungsminister-Treffen im Februar und der Ausbau der Synergien zwischen beiden Streitkräften. Dänemark unterstützt verschiedene NATO-Einsätze wie in Mali, im Irak, in Afghanistan und auf dem Balkan. Ferner beteiligen sie sich an der NATO-Ostflanke im Baltikum.

Video:
Militärische Ehren für Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen

Autor: Matthias Baumann

Montag, 21. Januar 2019

Präsident Shawkat Mirsijojew aus Usbekistan besucht Berlin

Wie das Grillfleisch in einem Burger liegt Usbekistan zwischen Kasachstan und Turkmenistan. Deshalb stellt wohl die Flagge eine Kombination aus der blauen und der grünen Flagge der beiden Nachbarstaaten und einem weißen Streifen in der Mitte dar. Ein Halbmond im oberen Teil verrät auch, dass der Islam die vorherrschende Religion in Usbekistan ist. 89% der etwa 31 Millionen Einwohner halten sich zu dessen sunnitischem Flügel. Es gibt allerdings auch eine offizielle Deutung der Flaggen-Farben: Blau für den Himmel, Weiß für Gerechtigkeit und Baumwolle, Grün für die Gastfreundschaft. Die zwei kleinen roten Trennlinien sollen die Stärke Usbekistans symbolisieren. Letztere fallen kaum auf - insbesondere auch heute bei frostiger Windstille im Schloss Bellevue.

Usbekistan Präsident Shawkat Wirsijojew Bundespräsident Steinmeier Schloss Bellevue
Usbekischer Präsident Shawkat Mirsijojew von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue empfangen
Usbekistan ist schon sehr alt. Funde belegen eine lange Ansiedlung auf diesem Gebiet. Erwähnt wurde es im Zusammenhang mit dem Perserkönig Darius (vor etwa 2.500 Jahren). Das Gebiet wurde dann von den Griechen übernommen. Zu erwähnen sei noch, dass die Seidenstraße durch Usbekistan verlief, so dass das Land auch eine geopolitische Größe darstellte.

Kurz nach der Verfassung des Korans kam im 8. Jahrhundert durch arabische Eroberungszüge der Islam nach Usbekistan. Im 13. und 14. Jahrhundert gab es immer wieder Angriffe seitens der Mongolen. Diese setzten für etwa 150 Jahre ihre eigenen Akzente. Nach deren Vertreibung setzte sich die Linie des Islam fort.

1868 konnte Russland die Region als Kolonie gewinnen und verhinderte somit ein nördliches Vordringen der kolonial interessierten Briten. Als die Bolschewiki in Russland die Macht übernahmen, wurde Usbekistan in eine Sowjetrepublik umfunktioniert. Das nennt man wohl Neokolonialismus. Ab 1991 ergab sich durch den Zerfall der Sowjetunion ein Machtvakuum, das wieder mit Islamismus gefüllt wurde. Eine kritische Situation an der Südflanke Russlands. Auch China konnte das nicht gefallen, da das die Handelswege in den Westen tangierte.

Usbekistan Präsident Shawkat Wirsijojew Bundespräsident Steinmeier Schloss Bellevue
Usbekischer Präsident Shawkat Mirsijojew von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfangen - Die Präsidenten schreiten bei -3°C im Garten von Schloss Bellevue die Ehrenformation ab.
Es gibt zwar unter dem heute erschienenen Präsidenten Shawkat Wirsijojew einige Lichtblicke bezüglich der Demokratie und Menschenrechte im Land, jedoch auf einem sehr niedrigen Niveau. Es ist noch nicht sicher, ob die leichte Liberalisierung ein taktischer Zug oder nachhaltig belastbar ist. Besonders niedrig ist das Vertrauen in die als korrupt geltende Polizei. Historisch gewachsene Strukturen, die sich nicht so schnell beseitigen lassen.

Usbekistan sucht nach wirtschaftlichen Verbündeten. China sollte wegen seines OBOR-Programms dafür in Frage kommen, aber auch Deutschland als starker Player der europäischen Wirtschaft. Deutschland bezieht Erdgas aus Usbekistan und Bundespräsident Steinmeier wird als Freund betrachtet, weil er sich wohl bei der Europäischen Union für dieses Land einsetzt. So kann von einer guten Atmosphäre bei den heutigen Gesprächen nach der Begrüßung mit militärischen Ehren ausgegangen werden. Apropos Militär: Usbekistan ist zwar kein NATO-Mitglied, gibt aber 2% seines Bruttoinlandsproduktes für den Verteidigungshaushalt aus.

Usbekistan Präsident Shawkat Wirsijojew Bundespräsident Steinmeier Schloss Bellevue
Usbekischer Präsident Shawkat Wirsijojew von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue empfangen - Das Stabsmusikkorps spielt bei -3°C die Nationalhymne Usbekistans.
Shawkat Wirsijojew ist 61 Jahre alt und Diplom-Ingenieur im Bereich Landmaschinen und Bewässerungstechnik. Er lehrte auch auf diesem Gebiet. 2003 wurde er Premierminister, hatte aber in dieser Position kaum etwas zu sagen, da in Usbekistan der Präsident das Tagesgeschäft erledigt. In Deutschland und anderen Ländern mit dieser Amtskonstellation ist das umgekehrt. Im Dezember 2016 gewann Shawkat Wirsijojew die Präsidentschaftswahlen mit einem Ergebnis von knapp 89%. Ein Schelm, der diese Zahl hinterfragt.

Video:
Militärische Ehren für Präsident Shawkat Wirsijojew aus Usbekistan

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 18. Januar 2019

Italiens Präsident Sergio Mattarella zum Mittagessen im Schloss Bellevue

Sergio Mattarella stammt aus Palermo (Sizilien). Er ist 77 Jahre alt und der zwölfte Präsident der Italienischen Republik. Der erste Präsident, Enrico de Nicola, trat sein Amt im Januar 1948 an. Die Amtsperiode eines italienischen Präsidenten ist etwas länger als in Deutschland: 7 Jahre. Wobei in Deutschland mehrere Bundespräsidenten nicht einmal die vorgesehenen fünf Jahre geschafft haben.

Italiens Präsident Sergio Mattarella Bundespräsident Steinmeier Schloss Bellevue
Italiens Präsident Sergio Mattarella bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue (Foto: Malte Koch)
Bevor seine politische Karriere begann, lehrte er Staatsrecht an der Universität von Palermo. Dass Sizilien für Rechtswissenschaftler und Politiker nicht ganz ungefährlich ist, merkte die Familie, als sein älterer Bruder Piersanti Mattarella von der regionalen Mafia ermordet wurde. 1983 erschien Sergio Mattarella auf der politischen Bühne. Mehrfach profilierte er sich als Gegner von Berlusconi. Wenn er gegen diesen nichts ausrichten konnte, zog er sich aus den jeweiligen Ämtern zurück.

Politisch lässt sich Sergio Mattarella bei Mitte-Links einordnen, wohl vergleichbar mit der SPD. Wobei italienische Parteien gerne etwas Essbares in die Parteinamen integrieren: L'Ulivo (Olivenbaum) oder La Margherita (Blume Margerite oder Pizza zum Einstiegspreis).

Italiens Präsident Sergio Mattarella Bundespräsident Steinmeier Schloss Bellevue
Italiens Präsident Sergio Mattarella bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue - Nach der Abmeldung der Ehrenformation leitet Frank-Walter Steinmeier seinen Gast zu den Kindern mit den Fähnchen und danach zum Mittagessen ins Schloss. (Foto: Malte Koch)
Von 1999 bis 2001 fungierte Sergio Mattarella als Verteidigungsminister. Zuvor war er für ein Jahr stellvertretender Regierungschef gewesen. Anschließend gab es noch ein Intermezzo als Verfassungsrichter und am 31. Januar 2015 wurde er zum zwölften Präsidenten gewählt. Kurz nach seinem Amtsantritt bereiste er Deutschland. Deshalb hätten ihm heute eigentlich gar keine militärischen Ehren mehr zugestanden. Aber doppelte Ehre kann ja nicht schaden.

Die Ehefrau von Sergio Mattarella starb 2012. Deshalb wird er regelmäßig von seiner Tochter Laura Mattarella zu offiziellen Terminen begleitet. Sie gilt als die neue First Lady. Heute war sie nicht dabei. Der Präsident Italiens hat ähnlich des Bundespräsidenten vorrangig repräsentative Funktionen. Für das politische Tagesgeschäft ist dort der Ministerpräsident Giuseppe Conte zuständig. Dieser war vor einem halben Jahr zum Antrittsbesuch im Kanzleramt. Im Kanzleramt wird Sergio Mattarella heute auch noch erwartet. Danach fliegt er wieder ab.

Video:
Militärische Ehren zum Besuch des italienischen Präsidenten Sergio Mattarella im Schloss Bellevue

Autor: Matthias Baumann

Montag, 14. Januar 2019

Diplomatisches Korps trifft sich zum Neujahrsempfang 2019 im Schloss Bellevue

42 Minuten Defilee sind schon eine Herausforderung an die Kondition der Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes sowie des Bundespräsidenten, des Außenministers und des BMZ-Ministers Gerd Müller. Mal ganz abgesehen vom hygienischen Aspekt des ununterbrochenen Händeschüttelns während einer Jahreszeit, in der die Grippe so manch eine Urlaubszeit in den heimischen Räumen verlängert.

Diplomatisches Korps Neujahrsempfang 2019 Schloss Bellevue Bundespräsident
Diplomatisches Korps trifft sich zum Neujahrsempfang 2019 im Schloss Bellevue - Schwarze Limousinen aus deutscher Produktion so weit das Auge reicht.
Frank-Walter Steinmeier, Heiko Maas und Gerd Müller hatten aber sichtliche Freude an der Aktion, die traditionell in den ersten Januartagen im Schloss Bellevue stattfindet. Der Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps ist neben dem Sommerempfang in Meseberg und der jährlichen Korps-Reise durch das Bundesgebiet der Treffpunkt aller in Deutschland akkreditierten Botschafter.

Botschafter, die seit März 2017 akkreditiert wurden, konnten Frank-Walter Steinmeier heute besonders herzlich die Hand drücken. Hatten sie doch ihr Beglaubigungsschreiben direkt bei ihm abgegeben. Etwa die Hälfte der heute erschienenen 122 Botschafter sind nach Amtsantritt des Bundespräsidenten in Deutschland eingetroffen. Sein erster Botschafter kam aus Nordkorea. Das war im April 2017.

Diplomatisches Korps Neujahrsempfang 2019 Schloss Bellevue Bundespräsident
Diplomatisches Korps trifft sich zum Neujahrsempfang 2019 im Schloss Bellevue - Die markante Kopfbedeckung des Apostolischen Nuntius des Heiligen Stuhls zeigt, wo die Rede stattfinden wird und wer der Doyen des Diplomatischen Korps in Deutschland ist. Der Doyen der Militärattachés ist jedoch kein Vatikanvertreter, sondern Brigadegeneral Rob Rider aus Großbritannien.
Die Reihenfolge beim Defilee richtet sich nach dem Zeitpunkt der Akkreditierung. Die einzige Ausnahme bildet der Apostolische Nuntius des Heiligen Stuhls. In Ländern, die eine Vertretung des Vatikans haben, wird dessen Botschafter automatisch zum Doyen, also zum Chef des Diplomatischen Korps. Egal, wann dieser akkreditiert wurde. Dem Nuntius folgte heute der Botschafter von Kamerun. Dieser konnte am 9. Januar sein 10-jähriges Deutschland-Jubiläum feiern. Der Botschafter von Dschibuti kommt nur auf knapp sieben Jahre und der Botschafter aus China ist seit 6,5 Jahren in Deutschland.

Diplomatisches Korps Neujahrsempfang 2019 Schloss Bellevue Bundespräsident
Diplomatisches Korps trifft sich zum Neujahrsempfang 2019 im Schloss Bellevue - Der britische Botschafter Sebastian Wood begrüßt Frank-Walter Steinmeier. Sebastian Wood wurde mit einem Jaguar XJ vor das Schloss gefahren, die französische Botschafterin mit einem Citroen C7 und der schwedische Botschafter mit einem Volvo. Alle anderen fuhren Mercedes, BMW oder Audi.
Der Britische Botschafter rückt dem Nuntius immer näher. Er stand heute als 33. in der Defilee-Schlange. Immerhin hat er es schon auf 3,5 Jahre in der gut gesicherten Wilhelmstraße 70 geschafft. Das ist bei westlichen Diplomaten eher selten. Auffällig waren die vielen Geschäftsträger ad interim: 38 an der Zahl. Hinzu kamen noch Vertreter diverser Organisationen, deren Anwesenheit sich nicht für jeden erschließt. Die Weltbank und die Europäische Kommission sind ja noch bekannt. Aber was haben das Sekretariat des "Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulation" oder die Exekutivsekretärin des "Globalen Treuhandfonds für Nutzpflanzenvielfalt" oder der Direktor des "Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie" mit dem Diplomatischen Korps zu tun?

Einige der Exzellenzen - so redet man Botschafter an - waren trotz ihres Vorkommens auf der Liste nicht erschienen. Saudi-Arabien stand gar nicht erst auf der Liste. Der Malteser Ritterorden reihte sich heute zwischen Österreich und Südkorea ein, da dieser in Deutschland seit Ende 2017 diploamtisch anerkannt ist.

Diplomatisches Korps Neujahrsempfang 2019 Schloss Bellevue Bundespräsident
Diplomatisches Korps trifft sich zum Neujahrsempfang 2019 im Schloss Bellevue - Die Geschäftsträgerin ad interim aus Madagaskar, Florence Isabelle Rafaramalala ép. Ratsimba, begrüßt Außenminister Heiko Maas.
Nach 42 Minuten war das Defilee beendet und die Protagonisten der deutschen Politik folgten den Diplomaten in den großen Saal. Wie üblich hielt der Apostolische Nuntius eine Rede, in der viele Zahlen und Fakten genannt wurden. Er wies auch auf die nächsten Wahlen hin. Ein ganz wunder Punkt des Bundespräsidenten, der anschließend seine Rede hielt. Frank-Walter Steinmeier lobte die guten diplomatischen Beziehungen zu den hier vertretenen Ländern.

Dann begann der gesellige Teil des Empfangs. Während der Bundespräsident in trauter Runde mit dem Nuntius und den Botschaftern aus China und Israel stand, verließ der amerikanische Botschafter Richard Grenell sehr schnell den Saal. Auch die Vertreter von Indonesien und Russland hatten es sehr eilig.

Video:
Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps im Schloss Bellevue

Autor: Matthias Baumann

Sonntag, 6. Januar 2019

20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue

Auch wenn die Zahl der beteiligten Gemeinden und Einrichtungen rückläufig ist, hat doch das Spendenvolumen in den letzten Jahren deutlich zugelegt. Bei der aktuellen Sammelaktion sind schon knapp 50 Millionen Euro zusammengekommen. Die Sternsinger ziehen seit 1959 durch die Straßen, schreiben die Jahreszahl und ein CMB an die Türen und sammeln Spenden. In den über 60 Jahren sind mehr als eine Milliarde Euro gesammelt worden.

20*C+M+B+19 Sternsinger Bistum Trier Schloss Bellevue Bundespräsident
20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue - Sie kommen!
Die Spenden werden derzeit an 1.436 Projekte in 108 Ländern verteilt. Auch YouTuber interessieren sich inzwischen für den Weg der Spenden und ob diese auch wirklich bei den Betroffenen ankommen. Der Fokus der heutigen Sammlung lag auf Kindern mit Behinderungen in Peru. Wie wir später lernen würden, kann man sie auch als Kinder mit Einschränkungen bezeichnen.

20*C+M+B+19 Sternsinger Bistum Trier Schloss Bellevue Bundespräsident
20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue - Gesang mit Instrumentalbegleitung
Das lateinische CMB (Christus Mansionem Benedicat = Christus segne diese Herberge/Wohnung) lässt auf eine katholische Aktion schließen. Die "Magier aus dem Orient" wurden im Laufe der Kirchengeschichte in "Weise" und letztlich in "Könige" weiterentwickelt. Irgendwann kam noch die Info hinzu, dass es drei gewesen seien. Bezugnehmend auf die in Matthäus 2 genannten Mitbringsel gab man ihnen die Namen Caspar, Melchior und Balthasar.

20*C+M+B+19 Sternsinger Bistum Trier Schloss Bellevue Bundespräsident
20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue - Gloria, Segen und Gedichte
Die Kinder aus dem Bistum Trier hatten die Schreibweise des CMB offensichtlich geübt, oder kannten deren Bedeutung. In Bayern und an anderen Orten sieht man sehr abenteuerliche Schreibweisen. Korrekt ist: 20*C+M+B+19. Das CMB steht inmitten der neuen Jahreszahl. Als Trennung wird zuerst ein Stern gesetzt als Anklang an den Stern von Bethlehem (Geburt von Jesus) und danach drei Kreuze als Erinnerung an die Kreuzigung von Jesus in der Mitte von zwei Straftätern.

20*C+M+B+19 Sternsinger Bistum Trier Schloss Bellevue Bundespräsident
20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue - Es ist vollbracht!
Nachdem drei der Kleinen das Werk der Türbeschriftung am Schloss vollendet hatten, durften alle Könige das Schloss betreten. Das Kind einer Mitarbeiterin des Präsidialamtes kommentierte, dass die Sternsinger heute die Wichtigsten seien und im Schloss alles machen dürfen, was sie wollen. Das BKA hatte dazu sicher andere Vorstellungen.

20*C+M+B+19 Sternsinger Bistum Trier Schloss Bellevue Bundespräsident
20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue - Weinrebe für den heimischen Garten von Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender, rechts unten im Bild die kleine Schatztruhe für die Spenden
Auf dem weichen Teppich des großen Saales im Obergeschoss stellten sich die lieben Kleinen mit ihren Instrumenten und anderen Utensilien auf. So viel Samt und Gold ist hier selten zu sehen. Das passte aber ganz gut zur Inneneinrichtung. Es gab weitere Lieder, eine Vorstellung des Beispiel-Projektes "Segen bringen. Segen sein. Wir gehören zusammen - in Peru und weltweit!", eine Rede des Bundespräsidenten und der Austausch von Geschenken.

20*C+M+B+19 Sternsinger Bistum Trier Schloss Bellevue Bundespräsident
20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue - Interesse an der Rede des Bundespräsidenten
So bekamen Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender eine Weinrebe für den heimischen Garten geschenkt. Natürlich aus der Region des Bistums. Der Präsident spendete dann einen unbekannten Betrag aus seinem Privatvermögen. Ein Mädchen mit Krone packte das in ihre kleine Schatztruhe, die um ihren Hals hing. Der kleine Junge neben ihr mit seiner riesigen Brille musterte unentwegt den Bundespräsidenten.

20*C+M+B+19 Sternsinger Bistum Trier Schloss Bellevue Bundespräsident
20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue - Kakao und Brezeln warten im Nachbarraum.
In der Weihnachtsgeschichte nach Matthäus 2 hatten die "Magiar aus dem Orient" alias "drei Könige" von einem Engel den Befehl erhalten, auf keinen Fall über Jerusalem zu reisen, sondern einen anderen Weg in ihre Heimat zu nehmen. Heute befahl der Bundespräsident, dass sie ihm in einen Nachbarraum folgen und nicht mehr an der Presse vorbeilaufen sollen. Im Nebengelass warteten der obligatorische Kakao und Brezeln.

Morgen stehen die Sternsinger wieder auf der Matte. Diesmal im Kanzleramt. Dort allerdings mit dem Unterschied, dass die Kinder aus 27 deutschen Diözesen stammen und nicht nur aus Trier. Eine Diözese ist ein kirchlicher Verwaltungsbezirk und mit einem Bistum vergleichbar. Am Dienstag werden Sternsinger aus europäischen Ländern in Brüssel erscheinen. Die Aktion nimmt also immer größere Dimensionen an. Fehlt jetzt nur noch ein Besuch internationaler Kinder am Mittwoch bei der UNO.

Video:
Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 2. Januar 2019

25 x A400M für LTG 62 in Wunstorf

Dass das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) aus Wunstorf solch ein lustiges Wappen hat, liegt an mehreren Gründen. Zwei dieser Gründe sind, dass Wilhelm Busch, der Zeichner von Hans Huckebein, dem Unglücksraben, in Wiedensahl bei Wunstorf geboren worden war und dass die Flugschüler von Wunstorf regelmäßig den Blindflug geübt haben.

25 x A400M LTG 62 Wunstorf Lufttransportgeschwader Fliegerhorst
25 x A400M für das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) - Fliegerhorst Wunstorf
Der Grundstein für den Fliegerhorst zwischen Wunstorf und dem Steinhuder Meer war 1934 gelegt worden. 1935 konnte bereits das erste Flugzeug hier landen. 1936 wurde das Gelände vom Kampfgeschwader 27 übernommen. Damals flogen die Piloten noch auf Sicht, so dass das Steinhuder Meer eine gute Tarnung abgab. Während nämlich der Flugplatz im Dunkeln gelassen wurde, wurde das "Meer" so beleuchtet, als sei es der Flugplatz. Die abgelenkten Gegner warfen dann die Bomben in den See und das eigentliche Gelände blieb weitestgehend unversehrt.

25 x A400M LTG 62 Wunstorf Lufttransportgeschwader Fliegerhorst
Hans Huckebein als Wappentier des Lufttransportgeschwaders 62 (LTG 62)
Einer der heute anwesenden Fotografen konnte sich noch an die Rundflüge mit der Ju 52 erinnern. Beim Tag der offenen Tür hatte er damals mit seinem Vater den Fiegerhorst besucht und immer gerne am Rundflug teilgenommen. Die Ju 52 war der Vorgänger der Transportmaschine Transall C-160. Seit Ende 2014 findet eine Umstellung von Transall auf Airbus A400M statt. Das M in der Bezeichnung bedeutet, dass es sich um eine militärische Variante handelt.

Die ersten A400M waren zwar in Mattgrau lackiert, hatten aber noch keinen ballistischen Schutz. Das ist inzwischen anders. Heute konnten wir zusammen mit der Verteidigungsministerin durch die fliegende Intensivstation A400M ICAE (Intensive Care Aeromedical Evacuation) gehen und auch die massiven Stahlplatten zum Schutz vor Geschossen begutachten. Diese sind durchaus notwendig, da die Maschinen rege im Einsatz sind. Einen Tag nach Weihnachten hatte genau dieser A400M ICAE einen ungarischen Soldaten aus Afghanistan in seine Heimat gebracht. Der A400M ICAE fliegt also tatsächlich auch für nur einen Patienten.

25 x A400M LTG 62 Wunstorf Lufttransportgeschwader Fliegerhorst
25 x A400M für das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) - Fliegerhorst Wunstorf - Der A400M ICAE Intensivstation fliegt auch für nur einen Patienten in dessen Heimat zurück.
Apropos in die Heimat bringen: Der Fliegerhorst Wunstorf diente 1948 neben Celle und Faßberg als einer der Versorgungsflughäfen für das blockierte Berlin. Kein Wunder also, dass die Adresse der Hauptwache "Zur Luftbrücke 1" lautet. Im Navi ist diese Adresse allerdings nicht zu finden. Die Ministerin erschien übrigens auch mit dem Auto. Vermutlich hatte sie die Feiertage bei ihrer Verwandtschaft im Nordwesten verbracht und arbeitete sich nun wieder nach Berlin vor.

25 x A400M LTG 62 Wunstorf Lufttransportgeschwader Fliegerhorst
25 x A400M für das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) - Fliegerhorst Wunstorf - Weitere 28 Transportmaschinen A400M warten auf die Fertigstellung und Auslieferung
Auch die Luftwaffe hat Anlass zum Feiern. Sie hat insgesamt 53 A400M bestellt und der 25. davon befindet sich gerade in der Auslieferung nach Wunstorf. Ganze 40 Stück sollen beim LTG 62 stationiert werden. Die weiteren 13 Maschinen sind für den Standort Lagerlechfeld bei Augsburg vorgesehen. Zur großen Freude der Regionalpolitik, da die Bundeswehr mit dieser Maßnahme diverse neue Arbeitsplätze schafft. Die 25 ist also fast die Hälfte der georderten Transportflugzeuge.

Die Transall wirkt im direkten Vergleich zum A400M winzig. Sie hat auch nur zwei statt vier Propeller. Auf dem Rollfeld stand sogar eine Transall, die aber nur noch für Übungen der Feuerwehr genutzt wird.

25 x A400M LTG 62 Wunstorf Lufttransportgeschwader Fliegerhorst
25 x A400M für das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) - Fliegerhorst Wunstorf - Rundflug mit einem der Hubschrauber Cougar von der Flugbereitschaft des BMVg
Beim Rundflug mit einem Hubschrauber Cougar von der Flugbereitschaft des BMVg konnten sich Fotografen und Kameraleute ein Bild vom stark modernisierten Gelände des Fliegerhorstes machen. Auch das Steinhuder Meer war zu sehen. Elf der 78 Tonnen schweren A400M standen auf dem Asphalt. Regelmäßig starteten und landeten diese Fluggeräte, die eine maximale Kraftstoffmenge von 50 Tonnen mitnehmen können. Je nach Zuladung haben die Maschinen eine Reichweite von 3.300 bis 8.700 Kilometern. Das reicht in der Regel für Non-Stopp-Flüge in die jeweiligen Einsatzgebiete.

Das Lufttransportgeschwader 62 betreibt auch eine Ausbildungswerkstatt. Hier werden militärische und zivile Fachleute ausgebildet. Darunter befinden sich Elektroniker und Fluggerätemechaniker. Die Ausbildung dauert je nach Leistung zwischen 3 und 3,5 Jahren.

Videos:
Besuch der Ministerin beim Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) in Wunstorf
Rundflug mit dem Huschrauber Cougar über den Fliegerhorst Wunstorf

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 20. Dezember 2018

Botschafter von Kolumbien, Italien, dem Tschad und der Dominikanischen Republik akkreditiert

Gerade noch geschafft! Wenige Tage vor dem Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps wurden gestern schnell noch vier Botschafter akkreditiert: Kolumbien, Italien, Tschad und Dominikanische Republik. Auch der Bundespräsident hatte sich heute beeilen müssen, da er sich beim vorausgegangenen Termin in der Wärmestube der Heilig-Kreuz-Kirche so lange mit den Obdachlosen an seinem Tisch unterhalten hatte, dass das protokollarische Timing um 20 Minuten überzogen worden war. Um 14:00 Uhr war aber wieder alles im geplanten Takt.

Botschafter akkreditiert Kolumbien Italien Tschad Dominikanische Republik
Botschafter im Schloss Bellevue akkreditiert - Kolumbien, Italien, Tschad und Dominikanische Republik (Foto: Matthias Baumann)
Apropos Takt: Die Botschafter fuhren wie üblich im Halbstundentakt vor und genossen jeder für sich den immer gleichen Ablauf. Einen Trost für die winterliche Witterung konnten die Delegationen aus Zentralamerika und aus dem Tschad wohl nur aus dem gut beheizte Schloss und den illuminierten Weihnachtsbäumen ziehen. Die Reihenfolge der Botschafter sah folgendermaßen aus:

Republik Kolumbien - Hans Peter Knudsen Quevedo
Republik Italien - Luigi Mattiolo
Republik Tschad - Mariam Ali Moussa
Dominikanische Republik - Maibe Altagracia Sánchez Caminero de Calventi

Botschafter Akkreditierung Republik Kolumbien Hans Peter Knudsen Quevedo
Botschafter akkreditiert - Republik Kolumbien - Hans Peter Knudsen Quevedo (Foto: Malte Koch)
Diese Reihenfolge wird auch beim Neujahrsempfang eine Rolle spielen. Die Dominikanische Republik macht dann das Schlusslicht vor den Sondervertretungen und Organisationen.

Kolumbien hatte im Dezember letzten Jahres eine Botschafterin akkreditieren lassen. Dass nach einem Jahr schon wieder ein neuer Botschafter erscheint, ist symptomatisch für die Verweildauer von Diplomaten. Wer Diplomat werden möchte, sollte diese ständigen Wechsel mögen. Offizieren der Bundeswehr geht es ähnlich. Im Sommer hatte Frank-Walter Steinmeier den Präsidenten Kolumbiens empfangen.

Botschafter Akkreditierung Republik Kolumbien Hans Peter Knudsen Quevedo
Botschafter akkreditiert - Republik Kolumbien - Niederholen der Flagge (Foto: Malte Koch)
Wie der Name schon sagt, hat Botschafter Hans Peter Knudsen Quevedo deutsche Wurzeln. Er zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Intelligenz aus. Sein kaufmännisches Studium hatte er mit Auszeichnung abgeschlossen und wirkte danach an mehreren Universitäten als Dozent oder Rektor: Bogotá, Santiago de Chile, Harvard University in Boston, São Paulo, San Diego in Kalifornien und sogar am MIT Massachussets Institute of Technology in Boston. Sein Berufsleben war eine fortlaufende Kombination aus Management und Rektorat. Einer der wenigen Theoretiker, die auch die Praxis kennen. Hans Peter Knudsen Quevedo spricht neben Englisch und Spanisch auch Deutsch.

Botschafter akkreditiert Italien Luigi Mattiolo
Botschafter akkreditiert - Republik Italien - Luigi Mattiolo ruft seine Frau zum Gruppenfoto mit dem Bundespräsidenten. (Foto: Malte Koch)
Von Botschafter zu Botschafter wurden die begleitenden Delegationen immer größer. Als nächstes war Italien an der Reihe. Der neue Botschafter Luigi Mattiolo ist ein echter Römer. Er wurde 1957 geboren und ist seit den 1980er Jahren im diplomatischen Dienst unterwegs. Zunächst in Moskau, dann in Bern und anschließend in Belgrad.

Botschafter akkreditiert Italien Luigi Mattiolo
Botschafter akkreditiert - Republik Italien - Niederholen der Flagge (Foto: Malte Koch)
Seine Erfahrungen mit der Vertretung Italiens bei der EU in Brüssel reichen bis in das Jahr 1995 zurück. Der Wechsel ging dann munter weiter: Vereinte Nationen in New York, Gesandter beim Nordatlantikrat, Botschafter in Israel und danach noch Botschafter in der Türkei. Jetzt sitzt der 62-Jährige in der stilechten Botschaft zu Berlin.

Botschafterin akkreditiert Tschad Mariam Ali Moussa
Botschafterin akkreditiert - Republik Tschad - Mariam Ali Moussa beim Foto mit dem Bundespräsidenten (Foto: Malte Koch)
Nur gut, dass die Flaggen im Flaggenkeller des Schlosses mit Edding beschriftet sind. Die Flagge des Tschad unterscheidet sich nur leicht im Farbton von der Flagge Rumäniens: Blau, Gelb, Rot. Die Republik Tschad hat 15 Millionen Einwohner und liegt auf derselben geografischen Höhe wie Mali und Niger. Der Tschad gehört zur sicherheitspolitisch brisanten Sahelzone.

Botschafterin akkreditiert Tschad Mariam Ali Moussa
Botschafterin akkreditiert - Republik Tschad - Die Flagge des Tschad könnte mit der von Rumänien verwechselt werden. (Foto: Malte Koch)
Knapp 60% der Bevölkerung gehören dem sunnitischen Islam an. Ein Drittel sind Christen und der Rest beschäftigt sich mit afrikanischen Naturreligionen. Man spricht französisch und arabisch. 1960 wurde das Land unabhängig von Frankreich. Die neue Botschafterin Mariam Ali Moussa brachte neben ihrem Ehemann auch eine umfangreiche Delegation mit. Die Fotografen freuten sich über die regionale Amtstracht.

Botschafterin akkreditiert Dominikanische Republik Maibe Altagracia Sánchez Caminero de Calventi
Botschafterin akkreditiert - Dominikanische Republik - Maibe Altagracia Sánchez Caminero de Calventi beim Foto mit dem Bundespräsidenten (Foto: Malte Koch)
Mit Einbruch der Dunkelheit rollte die Botschafterin der Dominikanischen Republik auf den Hof vor dem Schloss. Die dritte Botschafterin aus der Äquator-Gegend. Die Dominikanische Republik hat 10 Millionen Einwohner und ist wohl hauptsächlich durch ihre All-Inclusive-Reisen bekannt. 80% der Bevölkerung bezeichnet sich als römisch-katholisch. Ein Viertel der Bevölkerung leidet an Unterernährung. Die Armut auf dem Inselstaat erlebte durch die Rezession von 2003 einen deutlichen Anstieg. 10% der dominikanischen Männer besitzt eine Schusswaffe.

Botschafterin akkreditiert Dominikanische Republik Maibe Altagracia Sánchez Caminero de Calventi
Botschafterin akkreditiert - Dominikanische Republik - Flaggenparade während der winterlichen Dämmerung (Foto: Malte Koch)
Frauen und Kinder werden in der Waffen-Statistik nicht geführt. Botschafterin Maibe Altagracia Sánchez Caminero de Calventi hatte offensichtlich keine Schusswaffe dabei. Ihr Vorgänger in Berlin war am 19. August 2018 vermutlich an einem Herzinfarkt verstorben und wurde wenige Tage später in sein Heimatland überführt.

Video:
Botschafter-Akkreditierung im Schloss Bellevue: Kolumbien, Italien und Tschad

Autor: Matthias Baumann