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Montag, 5. November 2018

Trident Juncture 2018: Mit dem Dachs durch Wald und Flur

Der Finger des Mannes in Flecktarn glitt über das Display des Smartphones: "Bei dieser Koordinate koppeln wir mit den Pies". PIs ist nicht mit Peace zu verwechseln und bedeutet, dass wir uns an einer bestimmten Stelle im Gelände mit den Leuten vom Gebirgspionierbataillon 8 aus Ingolstadt treffen und ich dort in deren Obhut übergeben werde. Noch saß ich bei den Gebirgsaufklärern im Auto und suchte mit ihnen den Treffpunkt.

Hier muss es doch sein!? Der Scheibenwischer schmierte das Gemisch aus Streumittel und Mineralwasser über die Frontscheibe. Vor uns ein westeuropäischer Soldat im Wolf (militärische Version der Mercedes G-Klasse), der noch schnell die Haare zurechtrückte und dann mit einem breiten Lächeln unserer blonden Fahrerin zunickte. Soldaten mit Maschinengewehren und roten Armbinden. Keine Kommunisten, Chinesen oder Russen, sondern die Gruppe Rot, die seit einigen Tagen im Rahmen des Manöver-Drehbuchs den Angriff auf die Gruppe Blau im Süden zu führen hatte.

Trident Juncture 2018 Gebirgspionierbataillon 8 Ingolstadt #TRJE2018 Norwegen
Trident Juncture 2018: Gebirgspionierbataillon 8 aus Ingolstadt in Norwegen - Pioniere mit ihrem gezähmten Dachs - Pionierpanzer Dachs wartet im Steinbruch auf den Start des Einsatzes
Wo aber waren die deutschen Pioniere? War die Koordinate falsch? Niederländer hatten gerade eine Brücke über den benachbarten Fluss gelegt und eine Metallstraße ausgerollt. Hier musste es sein. Wir fuhren hin und her und grüßten die reichhaltig aufgestellten Posten. Hinter dunkelgrünen Sandsäcken warteten sie auf den Feind in Blau. "No Germans here", erfuhr einer der Posten über sein Funkgerät.

Dabei hatten wir unsere Pioniere schon auf dem verschneiten Weg getroffen. Mit sattem Motorsound waren sie an uns vorbeigerauscht. Sie hatten einen Biber dabei. Der Biber ist ein Brückenverlegepanzer, der uns mit beachtlicher Geschwindigkeit durch die Serpentinen entgegengedriftet kam. Wer wissen möchte, was das Wort Überholprestige bedeutet, sollte einen Biber im Rückspiegel betrachten und sich dabei eine Fahrt auf der linken Autobahnspur vorstellen.

Trident Juncture 2018 Gebirgspionierbataillon 8 Ingolstadt #TRJE2018 Norwegen
Trident Juncture 2018: Gebirgspionierbataillon 8 aus Ingolstadt in Norwegen - Biber in der freien Wildbahn
Wir fuhren einige Kilometer zurück und fanden tatsächlich den Biber. Er stand am Wegesrand und trug eine gelbe Fahne: Ausfall. Bei den gewaltigen Strecken und der dünnen Besiedlung in Norwegen muss flexibel und erfinderisch auf solche Situationen reagiert werden. Hier trafen wir auch den Spieß der Pioniere. Ein Spieß ist immer an der gelben Schnur um die rechte Schulter zu erkennen. Wo der Spieß ist, gibt es Essen oder Medikamente oder einfach nur das Wissen um die intakte Verbindung zum Basislager.

Im Bus des Spießes saßen viele Kranke. Der Bus war sichtlich überladen. Ein weißer Mercedes, der bereits eine ortstypische Patina in Schlammbraun angelegt hatte. Gemeinsam fuhren wir den Weg zur Koordinate zurück. Wir bewegten uns an der Koordinate und den rot markierten Posten vorbei, grüßten wieder und bogen dann auf eine Art Steinbruch ab. Diesen konnte man wegen der dichten Bäume von der Straße aus kaum erkennen.

Trident Juncture 2018 Gebirgspionierbataillon 8 Ingolstadt #TRJE2018 Norwegen
Trident Juncture 2018: Gebirgspionierbataillon 8 aus Ingolstadt in Norwegen - Soldat besteigt das Fahrerhaus eines Kippers MAN gl
Hier standen ein Dachs und weitere gepanzerte Fahrzeuge. Ein sehr hoher weißer Mercedes-LKW kam angerollt. "Sie fahren im LKW mit", wurde mir mitgeteilt. Man öffnete mir die Tür und ich blickte nach oben ins Fahrerhaus. Wie soll ich da reinkommen? Zunächst legte ich Stativ und Kamera in den Fußraum und bestieg dann die unterste Sprosse, die gefühlt in Brusthöhe positioniert war. Der Aufstieg klappte erstaunlich gut. War das die vielbesagte Karriereleiter? Ich sollte in der Mitte sitzen. Der Platz war deutlich höher als die Sitze von Fahrer und Beifahrer. Der Überblick war genial. Über die Spiegel konnte ich beobachten, wie die Pioniere große Ketten um die Räder legten. Es sollte glatt und eisig werden.

Brumm, Brumm - Dachs und anderes "Getier" setzten sich in Bewegung und fuhren unter Begleitung gelber Rundumleuchten auf die Landstraße. Mein weißer LKW fuhr kurz vor und zurück. Dann wurden noch einmal die Ketten nachgezogen. Klack, Klack, Klack - bewegten wir uns über die Landstraße und bogen bald nach rechts auf einen Sandweg ab. Am Rand stand der kleine schlammige Mercedesbus mit den Kranken und ein Dachs. Die nun folgende Strecke war tatsächlich vereist.

Trident Juncture 2018 Gebirgspionierbataillon 8 Ingolstadt #TRJE2018 Norwegen
Trident Juncture 2018: Gebirgspionierbataillon 8 aus Ingolstadt in Norwegen - Traute Gemeinschaft auf schlammigem Acker mit Kipper MAN gl (links), Gebirgspanzer Hägglund (zweiter von rechts) und Mercedes-Kipper des Bundeswehr-Fuhrparks - Man beachte die Ketten an den Rädern der beiden Kipper.
Wir holperten über den Weg und kamen zu einer großen Freifläche. Der Kommandeur der Gebirgspioniere hatte mir zuvor erklärt, dass der Eigentümer des Areals zuvor eine Rodung vorgenommen hatte. Als Gegenleistung für die Nutzung beim NATO-Manöver solle das Gelände anschließend als Acker nutzbar sein. So konnten sich die Pioniere mehrere Tage lang nach Herzenslust hier austoben: Wälle aufschütten, Wege gangbar machen, Bäume wegschieben, umgraben und welche Passagen der große Junge aus seinen Buddelkasten-Träumen immer schon nachholen wollte.

Mit Strahlen in den Augen erzählte mein LKW-Fahrer, dass er begeisterter Pionier sei. Zur Infanterie habe es wegen der T2-Musterung nicht gereicht. Plattfüße und Infanterie passen nicht zusammen. Die Musterungsstufen gehen von T1 bis T5, wobei die Zahlen analog der Schulnoten funktionieren. Brille und Plattfüße sind gleich T2. T5 ist körperlich untauglich und bei T1 stehen sämtliche Türen der militärischen Verwendung offen. Begeisterung für den Job war auch den anderen Pionieren anzumerken. Diese warteten bereits neben ihren dunkelgrünen Männerspielzeugen im Schlamm auf uns.

Trident Juncture 2018 Gebirgspionierbataillon 8 Ingolstadt #TRJE2018 Norwegen
Trident Juncture 2018: Gebirgspionierbataillon 8 aus Ingolstadt in Norwegen - Stilechte Pause im Schlamm
Der Spieß kam mit einem großen grünen Kipper angefahren: Endlich Essen! Die Suppe wurde stilecht auf der Schaufel eines Dachses platziert und an die hungrigen Kameraden ausgegeben. Ist Kasseler Schwein oder Rind? Keiner wusste die Antwort, so dass letztlich alle das aßen, was auf den Tisch - pardon die Schaufel - kam.

Während wir mit unserem LKW den winterlich glatten Weg genommen hatten, waren die Dachse querfeldein durch Wald und Flur angereist. Im winterlichen Schlamm leisteten uns letztlich zwei Dachse Gesellschaft. Vorne eine Schaufel zum Wegschieben von Erde und anderen Hindernissen und oben ein starker Arm mit großer Baggerschaufel. Das Inhalieren des Dieselduftes gehörte zur Abrundung des Ambientes. "Wollen Sie mal Panzer fahren?", fragte mich der Kommandeur. Ja, klar! Einer der Dachs-Fahrer zeigte mir den Einstieg durch die enge Seitenluke des metallischen Tieres. Nach dem Durchreichen von Rucksack, Stativ und Kameras klappte der Einstieg unerwartet gut. Ich durfte aus der oberen Luke schauen.

Trident Juncture 2018 Gebirgspionierbataillon 8 Ingolstadt #TRJE2018 Norwegen
Trident Juncture 2018: Gebirgspionierbataillon 8 aus Ingolstadt in Norwegen - Zwei Dachse ruhen sich aus vor der anstehenden Feldarbeit.
Was Kinder im Sandkasten mit "Brumm, Brumm" simulieren, erlebte ich nun in Natura. Der Panzer setzte zurück und holperte dann mit ordentlicher Geschwindigkeit über den Acker. Neben uns fuhr der zweite Dachs, in dem ein Fotograf der Bundeswehr stand. So hatten wir einen Mix aus Eigenansicht und Außenansicht. Eine geniale Bild-Kombination. Am Rand stand eine Familie und winkte uns freudig zu. Das müssen die norwegischen Besitzer gewesen sein. Überhaupt begegnete uns immer wieder ein hohes und freundschaftliches Interesse der Norweger an diesem Manöver.

Trident Juncture 2018 Gebirgspionierbataillon 8 Ingolstadt #TRJE2018 Norwegen
Trident Juncture 2018: Gebirgspionierbataillon 8 aus Ingolstadt in Norwegen - Dachs in Aktion
Beide Dachse hatten kurz darauf ihr Einsatzgebiet erreicht. Kleine bis mittlere Bäume wurden einfach umgefahren. Ratter, Ratter - die vordere Schaufel lockerte eine große Wurzel und wälzte diese anschließend mit jeder Menge Erde an eine vorgegebene Stelle. Der Dachs setzte mit Tempo zurück und pflügte die nächste Bahn um. Der Halt in der oberen Luke war erstaunlich gut. Selten griff ich nach der Befestigung für das Maschinengewehr und konnte aus sicherem Stand filmen und fotografieren. Es schneite.

Etwa zwanzig Minuten dauerte die Dachsfahrt. Dann wollte der Spieß nach Haltdalen zurück. Immerhin saßen Kranke in seinem Mercedesbus. Mit dem grünen Kipper MAN gl ging es bei Nebel und Schneegestöber hinunter zur Hauptstraße und dann mit dem Kleinbus zur Staging Area in Haltdalen. Die Staging Area beinhaltete den hinteren Gefechtsstand und das Zeltlager für die Reservetruppen.

Trident Juncture 2018 Gebirgspionierbataillon 8 Ingolstadt #TRJE2018 Norwegen
Trident Juncture 2018: Gebirgspionierbataillon 8 aus Ingolstadt in Norwegen - Zelte mit Aircondition im Zeltlager der Straging Area in Haltdalen etwa 100 km südlich von Trondheim und über zwei Autostunden nördlich der Frontlinie
Hatte die Pionierübung einen taktischen Sinn für das Manöver und den Kampf gegen Gruppe Blau? Nein. Ein Manöver hat verschiedene Zwecke zu erfüllen: Interaktion mit den Verbündeten, Auseinandersetzung mit Gegnern sowie die Ausführung von Lehreinheiten ohne Feindkontakt. Letzteres war auf diesem Gelände gelungen - irgendwo in Norwegen, viele Stunden südlich von Trondheim.

Video:
Begleitung der Gebirgspioniere aus Ingolstadt und Fahrt mit dem Pionierpanzer Dachs

Autor: Matthias Baumann

Sonntag, 4. November 2018

Trident Juncture 2018: Gebirgsaufklärer und der Fennek hinter den feindlichen Linien

Das kleine Städtchen Füssen liegt am Fuße des Bergzuges, auf dem das malerische Schloss Neuschwanstein erbaut ist. Eine reizvolle Gegend, aber touristisch überlaufen. So hatten die Soldaten vom Gebirgsaufklärerbataillon 230 beim NATO-Manöver Trident Juncture in Norwegen zumindest ein optisches Heimspiel. Allein die Massen an Touristen fehlten.

Trident Juncture 2018 #TRJE2018 Gebirgsaufklärerbataillon 230 Füssen Norwegen
Trident Juncture 2018 - Gebirgsaufklärerbataillon 230 aus Füssen in Norwegen - getarnter Fennek vor einem in Falunrot gestrichenen Haus
Mein Tagesauftrag bestand in einer Begleitung des Aufklärer-Spießes an die vorderste Front. Er sollte seinen Leuten Essen, Medikamente und weitere schöne Dinge bringen. Anschließend sollte er mich an die Gebirgspioniere aus Ingolstadt übergeben.

Wer sich Orte und Strecken in Norwegen auf Google-Maps anschaut, unterschätzt die Entfernungen und die Besiedlung von Ortschaften. Der hintere Gefechtsstand mit einem großen Zeltlager befand sich in Haltdalen, etwa 100 km südlich von Trondheim. Von hier aus hatten die Truppen der Gruppe Rot vor einigen Tagen den Angriff nach Süden gegen die Gruppe Blau gestartet. Inzwischen waren sie mehr als zwei Autostunden nach Süden vorgedrungen. Diese Strecke mussten wir ihnen jetzt hinterherfahren.

Trident Juncture 2018 #TRJE2018 Gebirgsaufklärerbataillon 230 Füssen Norwegen
Trident Juncture 2018 - Gebirgsaufklärerbataillon 230 aus Füssen in Norwegen - Freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen Bewohnern und Manöver-Teilnehmern
In Haltdalen war angeregt über einen Fennek diskutiert worden. In diesem Falle ging es nicht um den kleinen weißen Wüstenfuchs (Vulpes zerda), sondern ein grünes zotteliges Panzerfahrzeug. Laut meiner Begleiter vom Fach ein perfektes Auto für verdeckte Aufklärungsaktionen. Die Form des Fenneks ist untypisch und daher nicht sofort identifizierbar. Mit Tarnnetzen, Nadelgehölz und herumhängenden Fransen kann die Form weiter verschleiert werden. Der kleine Fennek kann auch rückwärts sehr schnell fahren. Er kann laut oder leise und bietet Schutz gegen Beschuss mit Sturmgewehren.

Der kleine Fennek, der in Haltdalen beredet worden war, hatte drei Mann Besatzung und war inmitten einer britischen Einheit der Gruppe Blau abgetaucht. Er war mit der Aufklärung der feindlichen Pläne beschäftigt gewesen und sah sich plötzlich von den Gegnern umzingelt. Er stand in einer Bodenvertiefung, so dass sein flaches Dach weitestgehend unsichtbar war. Man machte sich Sorgen um die Besatzung. Wenn sie entdeckt würden, hatten sie keine Chance.

Trident Juncture 2018 #TRJE2018 Gebirgsaufklärerbataillon 230 Füssen Norwegen
Trident Juncture 2018 - Gebirgsaufklärerbataillon 230 aus Füssen in Norwegen - Fahren durch die Winterlandschaft
Warten. Warten und ruhig verhalten. Bei solchen Aktionen spielen auch Witterung, Temperaturen und Untergrund eine große Rolle. Schmilzt das Eis und macht den Boden zu Matsch, ist eine größere Anstrengung zur Änderung der Position notwendig. Größere Anstrengung heißt auffälliges Motorgeräusch. So mussten die Aufklärer warten, bis der Boden an einem Morgen genau die richtige Konsistenz für ein lautloses Fortgleiten bot.

In der Ungewissheit des Wohlergehens von Fennek und Besatzung fuhren wir die Landstraße 30 Richtung Süden. Uns folgte ein kleiner LKW mit Wasser und Nahrungsmitteln. Die Soldaten vor Ort hatten seit Beginn der Übung mit ihren eigenen Vorräten haushalten müssen. Sie schliefen bei teilweise -20°C unter einer getarnten Plane auf Feldbetten. Das schon bei Dschingis Khan bekannte Trockenessen konnte mit heißem Wasser aufgegossen und als durchaus schmackhafter Brei verzehrt werden. Nun kam aber endlich der Spieß und damit das normale Essen: Ciabatta mit Frikadelle.

Trident Juncture 2018 #TRJE2018 Gebirgsaufklärerbataillon 230 Füssen Norwegen
Trident Juncture 2018 - Gebirgsaufklärerbataillon 230 aus Füssen in Norwegen - Feldbetten und Schlafsäcke unter Plane und Tarnnetz
Die Aufklärer hatten ihr Lager im Schutz eines kleinen Gehöftes aufgeschlagen. Die Norweger waren sehr interessiert am Manöver und unterstützten, wo sie nur konnten. Ganze Familien kamen aus den Häusern, als Gefechte tobten und freuten sich, dass endlich mal was los war. Einige Einheiten durften sogar Stuben und warme Duschen benutzen. Ganz abgesehen von den Stromanschlüssen zum Nachladen der Handys. Apropos Handys. Das Mobilfunknetz ist in Norwegen so gut ausgebaut, dass man selbst in entlegenen Bergregionen besten Empfang hat.

Trident Juncture 2018 #TRJE2018 Gebirgsaufklärerbataillon 230 Füssen Norwegen
Trident Juncture 2018 - Gebirgsaufklärerbataillon 230 aus Füssen in Norwegen - Tarnung mit unterschiedlichem Sichtschutz
Hinter großen weißen Strohballen hatte man den Kommandopanzer versteckt, ein Fennek stand neben einem in Falunrot gestrichenen Haus. Von wegen Schwedenrot - in Norwegen sind etwa 70% aller Häuser in Falunrot gestrichen und haben weiß abgesetzte Fenster, Türen und Terrassen. Die Plane für die Unterkunft war ebenfalls hinter weißen Strohballen aufgespannt und zusätzlich mit einem Tarnnetz gesichert. Von außen war da kaum etwas zu entdecken.

Trident Juncture 2018 #TRJE2018 Gebirgsaufklärerbataillon 230 Füssen Norwegen
Trident Juncture 2018 - Gebirgsaufklärerbataillon 230 aus Füssen in Norwegen - Fennek nach dem erfolgreichen Verlassen des gegenrischen Kessels
Der kommandierende Major kam auf mich zu und erklärte einige Details zum Aufenthaltsort und den Gerätschaften. Hinter uns parkte ein zweiter Fennek. Der Fennek! Er trug eine rote Fahne und war gut belaubt. Am Bauch hingen Fransen und oben waren ein Maschinengewehr und diverse Sichtgeräte aufgeschraubt. Die drei Aufklärer waren erleichtert über den morgendlichen Ausbruch aus dem feindlichen Kessel. Die britische Einheit hatte bis zum Schluss nichts bemerkt. Vielleicht waren sie gedanklich mit dem bevorstehenden Ausbruch aus der EU beschäftigt. Überhaupt war immer wieder zu erfahren, dass die Briten sehr unkonzentriert kämpften und einen taktischen Fehler nach dem anderen begingen.

Trident Juncture 2018 #TRJE2018 Gebirgsaufklärerbataillon 230 Füssen Norwegen
Trident Juncture 2018 - Gebirgsaufklärerbataillon 230 aus Füssen in Norwegen - getarnte Fahrzeuge in skandinavischer Landschaft, rechts der entkommene Fennek und links unser VW-Bus (Widder) mit dem weißen Kreuz für nicht am Gefecht beteiligte Versorger
Wer einen Hang zum Arbeiten im kleinen Team oder als Einzelkämpfer hat, ist bei den Gebirgsaufklärern genau richtig. Bewaffnet mit modernster Technik, Gewehr G36, Pistole P8 und robusten Fahrzeugen wie dem Fennek schleichen sie sich hinter die Frontlinie, ermitteln die wichtigsten Informationen über den Gegner, kalkulieren dessen mögliche Strategie und liefern diese wertvollen Daten an die eigentlichen Kämpfer. Erst wenn die Aufklärer fertig sind, geht das Gefecht los. Da sich die Positionen der Gegner regelmäßig verschieben, werden die Aufklärer permanent eingesetzt. Nervenkitzel pur für Männer und Frauen.

Aufklärer kämpfen nur, wenn sie sich selbst verteidigen müssen. Ihr Auftrag besteht in der Gewinnung von Informationen und nicht im Kampf. Ausnahme ist die opportune Begegnung mit einem Hochwert-Ziel, das nur genau zu dieser Zeit an diesem Ort mit wenig Aufwand vernichtet werden kann. Der Erfolg muss sicher sein, ansonsten Finger weg und die Sache den richtigen Kämpfern überlassen. Ein umsichtiger Kämpfer bewegt sich immer erst nach vorheriger Aufklärung der Feindlage.

Trident Juncture 2018 #TRJE2018 Gebirgsaufklärerbataillon 230 Füssen Norwegen
Trident Juncture 2018 - Gebirgsaufklärerbataillon 230 aus Füssen in Norwegen - Aufklärungspanzer Fennek vor einem Haus in Falunrot - Das rote Kreuz markiert die Gruppe Rot aus dem Norden.
Inzwischen schien die Sonne und bot ein perfektes Licht für Fotos in der skandinavischen Natur: hier ein Wüstenfuchs und dort ein Strohballen und da noch ein ... Huch, das sollte ich nicht fotografieren. Gelöscht!

Wir stiegen in unseren VW-Bus und fuhren wieder auf die Landstraße. Schneebedeckte Nadelbäume, kein Mensch weit und breit, kein Auto weit und breit und dann - ein Biber am Wegesrand. Aber das ist eine andere Geschichte.

Video:
Begleitung der Gebirgsaufklärer beim NATO-Manöver Trident Juncture 2018

Autor: Matthias Baumann