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Mittwoch, 12. Juni 2019

Militärbischof Sigurd Rink und die ethischen Grundlagen einer wehrhaften Demokratie

Die Nahkampftechnik Krav Maga lehrt, dass im Falle einer Selbstverteidigung sämtliche verfügbaren Alltagsgegenstände eingesetzt werden sollten. Bei ausgedehnten Spaziergängen über Pfingsten hatte ich ein handsigniertes Exemplar von "Können Kriege gerecht sein?" dabei. Das Buch ist nur bedingt für eine physische Konfrontation geeignet: Die 288 Seiten sind zwar in einen stabilen Einband gefasst. Dieser wird jedoch von einer Papierhülle umschlossen, die wegen ihrer Glätte bei einem Konterschlag durch die Hand rutschen würde. Eine derart barbarische Anwendung entspricht vermutlich auch nicht dem Zweck dieses vor wenigen Tagen bei Ullstein veröffentlichten Buches von Militärbischof Sigurd Rink.

Dennoch: In seiner Funktion als oberster evangelischer Militärseelsorger muss er sich ständig selbst verteidigen - gegenüber dem Klerus, vor Familienangehörigen, Freunden, Studenten, Gottesdienstbesuchern, Gemeindekirchenräten und Fundamentalpazifisten

Militärbischof Sigurd Rink Können Kriege gerecht sein?
Evangelischer Militärbischof Sigurd Rink - Vorstellung seines neuen Buches "Können Kriege gerecht sein?" - Vordergrund rechts: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen; links: Sigurd Rink
Sigurd Rink sitzt zwischen vielen Stühlen. Als Externer beseelsorgt er die gesellschaftliche Parallelwelt Bundeswehr. Die Evangelische Militärseelsorge agiert außerhalb der Befehlsstrukturen als Teil der Evangelischen Kirche innerhalb der Truppe. Die Militärseelsorge hat keine Berichtspflicht und kann vertrauliche Informationen unter dem Siegel der Verschwiegenheit halten. Das wird von den Bundeswehrangehörigen sehr geschätzt und gerne genutzt. Die Militärseelsorge ist ein ziviler Rückzugsort für die Soldaten. Pardon, Rückzug gibt es ja bei der Bundeswehr gar nicht. Nennen wir es also einen zivilen Ort des Ausweichens.

Sigurd Rink nähert sich dem Themenkomplex Christ, Bundeswehr, staatliche Gewalt, gerechte Kriege von verschiedenen Seiten aus. Zunächst beschreibt er seine eigene Entwicklung inklusive der begleitenden Denkprozesse und Entscheidungsmomente. Er war Friedensaktivist und kam während des Völkermordes in Ruanda vor über 20 Jahren ins Grübeln über seine fundamentalpazifistische Einstellung.

Als nächstes wendet er sich bedeutenden Theologen von Augustinus bis Luther zu, die ebenfalls ihre Positionen zu Frieden, Krieg und Gewaltanwendung entwickeln mussten. In seinen Texten auch außerhalb dieses Buches zitiert Sigurd Rink oft die sogenannte Kriegsleuteschrift von Luther. Sein Amt hat diese kürzlich sogar neu verlegt.

Als den spannendsten Teil des Buches empfand ich das 3. Kapitel über ethische Herausforderungen bei den deutschen Militäreinsätzen. Die 145 Seiten sind ein Mix aus eigenem Erleben vor Ort und den politischen oder strategischen Hintergründen. Es werden sämtliche Auslandseinsätze der Bundeswehr thematisiert. Der Schreibstil ist flüssig, so dass der Leser gut folgen kann und sich anschließend gut informiert fühlt. Man könnte schon fast von autobiografischem Journalismus sprechen. Kriege stellen für den Theologen ein Versagen der Politik dar.

Im letzten Kapitel geht es um "Zukunftsfragen". Sigurd Rink überlegt, wie sich beispielsweise das Afghanistan-Dilemma auflösen ließe, wie die Bundeswehr stärker ins Bewusstsein der Gesellschaft rücken könnte, wie der Dienst der Soldaten die notwendige Wertschätzung bekäme und dass jeder gesellschaftliche Akteur ein gewisses Maß an Verantwortung trägt.

Ursula von der Leyen höchst persönlich hatte das Buch am 6. Juni 2019 im Tagungszentrum der Bundespressekonferenz vorgestellt. Sie arbeitet inzwischen fünf Jahre mit dem Evangelischen Militärbischof zusammen und schätzt ihn als einen "besonnenen Gesprächspartner", der offen mit Zweifeln umgehe. Sie habe das Buch mit großem Interesse gelesen. Als ihr Adjutant wegen des nächsten Termins drängelte, wäre sie lieber noch dabei geblieben, als Sigurd Rink von Evelyn Finger ("Die Zeit") interviewt wurde.

Bei diesem Interview sprach der Bischof vom massiven Gegenwind und lächelte dabei. Er habe wohl einen "Hang zu Grenzbereichen der Ethik". Er habe sich sogar schon einmal mit Geschäftsethik befasst, was ein gutes Übungsfeld beim Umgang mit der Anfeindung aus den eigenen Reihen war. Wie oben schon erwähnt, wird er jedoch bei der Truppe gerne gesehen. Ein halbes Jahr ist er an den Standorten unterwegs und ruft am ersten Abend immer einen Beer-Call aus. Beim Bier - nach Feierabend - trifft er die Soldaten und unterhält sich mit diesen in einer ungezwungenen Atmosphäre. Erst am zweiten Tag trifft er sich mit seinen Mitarbeitern vor Ort, den Militärseelsorgern. Sigurd Rink ist in Summe mehr an den Standorten unterwegs, als so manch ein Offizier.

Der Militärbischof empfindet den fehlenden Respekt gegenüber den Soldaten als "nicht fair". Bereits im Vorwort des Buches schreibt er, dass es ein besonderes Geschenk sei, "in einem derart komplexen und schwierigen Handlungsfeld von so viel kompetenten und zugleich warmherzigen Menschen umgeben zu sein." Diese Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit. In den Kirchgemeinden sieht das anders aus. Gemeinderäte diskutieren darüber, ob man "so jemanden" überhaupt auf die Kanzel lassen könne. Darf er dann doch predigen, fallen die lieben "Geschwister" beim anschließenden Kirchenkaffee über ihn her. Solch ein Szenario wurde ihm auch familienintern avisiert. Er solle zum nächsten Treffen genügend Exemplare des Buches mitbringen.

Dennoch wirkt Sigurd Rink gelassen und ausgeglichen. Wie ein Fels steht er in der Brandung der Widersprecher aus den eigenen Reihen, der Friedensbewegung und der halbinformierten Gesellschaft. Sigurd Rink hat wohl seinen Weg und die passenden Weggefährten gefunden, um weiterhin seinen "Hang zu den Grenzbereichen der Ethik" auszuleben.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 23. Mai 2019

Schrippenfest 2019: 200 Jahre Infanterie-Lehrbataillon und 199 Jahre Schrippenfest

1819 wurde das Infanterie-Lehrbataillon in Potsdam gegründet. Dieses war dem 1. Garderegiment zu Fuß unterstellt und damit ein Urahne des heutigen Wachbataillons. Schon ein Jahr später, also 1820 -  wurde das Schrippenfest ins Leben gerufen. Es sollte die Gemeinschaft der Soldaten untereinander fördern. Auch der König, Promis, Familienmitglieder und externe Unterstützer waren dabei. Damals gab es Milchreis, saure Gurken, Sauerbraten, Kartoffeln und weiße Brote in Form von Schrippen. Bald wurde dem Anlass die Bezeichnung Schrippenfest verpasst. Dieser regional gefärbte Name ist bis heute erhalten geblieben.

Heute fand das 199. Schrippenfest statt. In den vergangenen Jahren war sehr viel Aufwand zur Unterhaltung der Familien betrieben worden. In diesem Jahr ging es eher um ein internes sich selbst feiern. Alles spielte sich auf einem kleinen Areal ab. Biertischgarnituren waren aufgebaut, Versorgungszelte, eine Bühne, ein Salutgeschütz, eine Passfotobox und ein LKW. Wohin das Auge blickte: Grün.

200 Jahre Infanterie-Lehrbataillon und 199 Jahre Schrippenfest
200 Jahre Infanterie-Lehrbataillon und 199 Jahre Schrippenfest - Bommel auf der Grenadiersmütze, im Hintergrund der Möllendorff-Degen (Archiv-Foto aus September 2018)
Den Kommandeur hätte ich fast gar nicht erkannt: Flecktarn ohne Mütze. Auch der Leiter des Stabsmusikkorps und sein Stellvertreter waren in Flecktarn erschienen - ohne Kopfbedeckung. Der S3-Hauptmann war lediglich an Dienstgrad, Namensschild und den Schwingen auf dem Schulterstück zu erkennen. Bisher schien er mit seiner blauen Luftwaffenuniform verwoben zu sein. Auch Brigadegeneral Henne, der für den Standort Berlin/Brandenburg zuständig ist, war in Flecktarn erschienen. Die wenigen Zivilisten fielen auf - fast schon wie Fremdkörper in einem abgetarnten Naturszenario.

In den fünf Stunden meiner Anwesenheit war eine hervorragende Stimmung zu erleben. Kompanien traten gegeneinander an beim LKW-Ziehen. Sieger eines Sportfestes wurden geehrt, Beförderungen vorgenommen und Orden sowie durchnummerierte Ehrennadeln verteilt. Besondere Freude muss wohl die Beförderung bereitet haben. Mit Schmackes wurden dabei die Schulterstücke aufgerissen, die alten Dienstgradabzeichen abgezogen und die neuen aufgesteckt.

Ständig schallte ein "Stü" durch die Lautsprecher. Das war das Signal für die Soldaten - egal wo sie sich gerade befanden - Haltung anzunehmen und die Hände an die Hosennaht zu pressen. Es folgte die jeweilige Ehrung und anschließend ein "Rü!" durch die Lautsprecher. Fast so wie im Dornröschen-Schloss nach dem finalen Kuss, löste sich nach dem "Rü!" das Standbild wieder in Bewegtbild auf. Allein die angereisten Gardesoldaten der Prager Burg kamen mit dem deutschen Befehlswortschatz nicht sofort zurecht und mussten entsprechend eingewiesen werden. Anschließend klappte es auch bei Ihnen. Zivilisten durften sich in dieser Zeit bewegen und Richtung Zapfhahn des Bieres "verlegen". Es hätte sonst zu große Lücken in der Schlange gegeben.

Nach diesem Programmteil trug der S3-Hauptmann ein großes silbernes Kreuz an der Brust. Er hatte die Zeremonie unbeschadet überlebt. Die Stimmung war wirklich gut. Es gab Steaks und Würstchen, Wiedersehen alter Kameraden und jede Menge guter Gespräche. Auch das Protokoll des BMVg war bei seinem Hauptauftragnehmer in der Julius-Leber-Kaserne erschienen - in Flecktarn natürlich.

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 14. Mai 2019

Norwegens Verteidigungsminister Frank Bakke-Jensen zum Antrittsbesuch im Bendlerblock empfangen

Vor mehr als fünf Jahren wurde Ine Marie Eriksen Søreide mit militärischen Ehren im Bendlerblock empfangen. Die Begrüßung der beiden Ministerinnen war überaus herzlich. Im Februar saß Frau Søreide auf der Bühne der Münchner Sicherheitskonferenz und diskutierte über die sicherheitspolitischen Folgen der Klimaerwärmung. Zu dem Zeitpunkt war sie bereits Außenministerin Norwegens. Der Wechsel hatte im Oktober 2017 stattgefunden. Ihr Nachfolger heißt Frank Bakke-Jensen.

Norwegen Verteidigungsminister Frank Bakke-Jensen Antrittsbesuch BMVg Bendlerblock
Norwegens Verteidigungsminister Frank Bakke-Jensen zum Antrittsbesuch im Bendlerblock empfangen - links im Bild die deutsche Delegation
Heute Nachmittag wurde Frank Bakke-Jensen endlich mit militärischen Ehren im BMVg empfangen. Dabei haben Deutschland und Norwegen ein überaus gutes Verhältnis zueinander. Das zeigte auch die NATO-Übung Trident Juncture 2018. Die norwegische Bevölkerung war der Übung und den Beteiligten gegenüber sehr aufgeschlossen und unterstützte das Manöver, wo es nur ging. Aber auch Deutsche haben eine starke Affinität für Norwegen. So läuft auf winterlichen deutschen Straßen gefühlt jeder Dritte mit einer Jacke herum, auf die die norwegische Flagge aufgenäht ist.

Mit dem Zweiten Weltkrieg hatte sich das Verhältnis der Norweger zu Deutschland stark abgekühlt und bis Ende der 1980er Jahre herrschte Misstrauen in die deutsche Nachkriegsentwicklung. Der Durchbruch bei den Beziehungen zu Norwegen gelang mit der Wiedervereinigung Deutschlands. Norwegen sah die demokratische Entwicklung und entschied sich zur bewussten "Pflege" einer neuen Freundschaft. So ist Deutschland inzwischen der zweitwichtigste Handelspartner Norwegens - nach Großbritannien. Der Brexit könnte hier noch für eine Verschiebung sorgen.

Norwegen hat 5,3 Millionen Einwohner, 23.250 aktive Militärangehörige und 40.000 Reservisten. Die Reservisten nennen sich Home Guard und können je nach Ausbildung und Zweck innerhalb weniger Stunden aktiviert werden. Die norwegischen Soldaten gelten als gut ausgestattet und trainiert. Sie sind auf Operationen in kleinen Trupps spezialisiert. Norwegen baut zurzeit seine Luftwaffe und die U-Bootflotte aus. Das Land setzt auf amerikanische F35 und wird entsprechend stark im Bereich der Luftwaffe von den USA unterstützt. Das U-Bootprogramm ist Teil einer strategischen Partnerschaft mit Deutschland. Beide Länder planen die Anschaffung mehrerer U-Boote vom Typ U212.

Norwegen Verteidigungsminister Frank Bakke-Jensen Antrittsbesuch BMVg Bendlerblock
Norwegens Verteidigungsminister Frank Bakke-Jensen zum Antrittsbesuch im Bendlerblock empfangen
Im Bereich CIR (Cyber-Informationsraum) ist Norwegen schon sehr weit. Bereits 2012 wurden Richtlinien zum Umgang mit Cyber-Attacken aufgestellt und konsequent in die Praxis umgesetzt. Dazu gehören die Früherkennung möglicher Angriffsszenarien und der Schutz sämtlicher Infrastrukturen vom Servernetzwerk, über militärische Netze, bis zur Mobilfunkkommunikation. Das Mobilfunknetz ist deutlich besser ausgebaut als in Deutschland. Selbst von der entlegensten norwegischen Waldlichtung aus können Fotos per WhatsApp an die Freunde in Deutschland gesendet werden.

Verteidigungsminister Frank Bakke-Jensen ist 54 Jahre alt und wurde im hohen Norden Norwegens geboren. Der gelernte Schiffselektriker absolvierte mit 25 Jahren seinen Wehrdienst und kam dadurch auch in den Libanon. Danach studierte er Theologie, sattelte danach in die Tourismusbranche um und übernahm sogar ein Reisebüro. Seine politische Karriere begann 1999 in der Gemeindevertretung seines Geburtsortes. Schon zehn Jahre später fungierte er als stellvertretender Vorsitzender seiner konservativen Partei Høyre. 2009 wurde er erstmalig in das norwegische Parlament gewählt. 2016 wurde er dort als Minister für die EU-Zusammenarbeit eingesetzt und 2017 zum Verteidigungsminister berufen.

Video:
Militärische Ehren für Norwegens Verteidigungsminister Frank Bakke-Jensen

Autor: Matthias Baumann

Sonntag, 12. Mai 2019

70 Jahre Luftbrücke Berlin - Empfang und Serenade im Alliierten Museum in der Clayallee

Hätten die westlichen Alliierten nicht darauf bestanden, einen Teil von Berlin zu verwalten, hätte es keine Blockade von West-Berlin gegeben. Hätte es keine Blockade von West-Berlin gegeben, hätte auch die Luftbrücke nicht etabliert werden müssen. Hätte es keine Luftbrücke gegeben, wäre West-Berlin mit seinen 2 Millionen Einwohnern ausgehungert und in die russische Besatzungszone eingemeindet worden. Wäre das passiert, wäre keine Mauer um West-Berlin errichtet worden.

70 Jahre Luftbrücke Berlin Empfang Serenade Alliierten Museum Clayallee
70 Jahre Luftbrücke Berlin - Empfang und Serenade im Alliierten Museum in der Clayallee: (v.l.n.r.) General John William Nicholson Jr., Oberst Gail Halvorsen, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
Wäre, hätte, könnte: West-Berlin war ein Stachel im Fleisch des Ostblocks. West-Berlin war das Zünglein an der Waage des Kalten Krieges. Ein cleverer Schachzug der westlichen Alliierten. West-Berlin musste unter allen Umständen gehalten werden. So war der humanitäre Akt der Luftbrücke wohl in erster Linie ein politisch motivierter Akt des Kräftemessens zwischen Sozialismus und Kapitalismus, zwischen Ost und West. Eine Umsetzung des alten Prinzips: Sieg ohne Kampf. Ein Sieg, der durch Beharrlichkeit, logistische Exzellenz und hohe Motivation erzielt werden konnte.

Die bei der Luftbrücke eingesetzten Rosinenbomber wären als normale Bomber gar nicht geeignet gewesen. Es waren Transportflugzeuge des Typs Douglas C-54 Skymaster, die für Langstreckenflüge mit knapp 50 Passagieren konzipiert waren. Die Rosinenbomber transportierten hauptsächlich Lebensmittel und Brennmaterial für den frostigen Winter 1948/1949 nach Berlin.

Gerne werden US-Amerikaner, Briten und Franzosen als Helden der Luftbrücke gefeiert. Dabei waren die Franzosen kaum daran beteiligt, da sie sich im Indochinakrieg die Zähne an Vietnam ausbeißen wollten. So wurde die französische Abwesenheit durch Piloten aus Australien, Neuseeland, Kanada und Südafrika kompensiert. Auch diese flogen überladen und hatten entsprechende Verluste zu beklagen.

70 Jahre Luftbrücke Berlin Empfang Serenade Alliierten Museum Clayallee
70 Jahre Luftbrücke Berlin - Empfang und Serenade im Alliierten Museum in der Clayallee: US-Botschafter Richard Grenell und Oberst Gail Halvorsen (rechts)
Einer der Piloten hatte die Idee, den winkenden Kindern am Boden schon vor der Landung ein paar Süßigkeiten zukommen zu lassen. Dazu befestigte er Schokolade an Taschentüchern und warf diese wie Fallschirme aus dem Flugzeug ab. Das sprach sich schnell herum und wurde bald von vielen der Piloten praktiziert. Die Aktion bekam sogar einen Namen: Operation Little Vittles.

Der Initiator dieser Operation war Gail Halvorsen. Gail Halvorsen ist 98 Jahre alt. Als er gestern mit seinem Rollator das Festzelt am Alliierten Museum betrat, gab es stürmischen Applaus. Sofort war er von älteren Damen, Offizieren und Botschaftern umringt. Unentwegt wurde seine Hand geschüttelt und Selfies mit dem prominenten Ami aufgenommen.

70 Jahre Luftbrücke Berlin Empfang Serenade Alliierten Museum Clayallee
70 Jahre Luftbrücke Berlin - Empfang und Serenade im Alliierten Museum in der Clayallee: Britischer Botschafter Sebastian Wood (links), US-Botschafter Richard Grenell (Hintergrund Mitte), britischer Luftwaffen-Attaché Oberst Mark Heffron (rechts)
Einen bemerkenswert stürmischen Applaus gab es auch beim Erscheinen der Ministerin. Sie hielt eine leidenschaftliche Rede zur gelungenen Überwindung des Kommunismus, zur Demokratie in Europa und zum transatlantischen Bündnis. Dann schaltete sie auf Englisch um und stellte den amerikanischen 4-Sterne General John William Nicholson Jr. vor. General Nicholson befindet sich zwar schon im Ruhestand, hatte aber gestern noch einmal seine Uniform angezogen. Ursula von der Leyen beendete ihre Rede mit der "Aushändigung des Großen Verdienstkreuzes mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" an John William Nicholson Jr.

John William Nicholson Jr. war acht Jahre nach Ende der Blockade Berlins im schönen Baltimore, Maryland, geboren worden. Im Gegensatz zu deutschen Generalen mit ihren weit über 40 Dienstjahren, könnte sich John W. Nicholson innerhalb von 36 Jahren auf die 4-Sterne-Position vorarbeiten und dann in den Ruhestand gehen. Die letzten zwei Dienstjahre war er Befehlshaber der Mission Resolute Support in Afghanistan.

70 Jahre Luftbrücke Berlin Empfang Serenade Alliierten Museum Clayallee
70 Jahre Luftbrücke Berlin - Empfang und Serenade im Alliierten Museum in der Clayallee: Perlenkette zwischen Empfangszelt und Tribüne
Nachdem der Stern des Verdienstordens angesteckt war, gab es einen Empfang. Dieser konnte auch zur Besichtigung des Alliierten Museums genutzt werden. Etwa eine Stunde später signalisierte die Aufstellung der Perlenkette den Beginn der Serenade. Die Perlenkette hat in diesem Falle nichts mit dem Schmuck der anwesenden Damen zu tun, sondern ist die Bezeichnung für Fackelträger des Wachbataillons, die den Weg vom Empfang zur Tribüne markieren. Das rote Podest für die Prominenz war diesmal sehr breit. Immerhin musste es Platz für Ursula von der Leyen, Vizeadmiral Rühle, den Regierenden Bürgermeister und die Botschafter der USA, Großbritanniens und Frankreichs bieten. Es wurden folgende Musikstücke gespielt:

Le Caid - Eduard Michel
Colonel Bogy March - Kenneth J. Alford
Chattanooga Choo-Choo - Arrangement Glenn Miller
Berliner Luft - Paul Lincke
Nationalhymne - Joseph Haydn

Danach war der gesellige Abend zu Ende. Heute um elf war das Wachbataillon schon wieder im Einsatz. Diesmal am Flughafen Tempelhof. Bereits am Dienstag hatten Prinz Charles und Camilla Parker Bowles mehrere Stationen in Berlin absolviert. Darunter auch den Platz der Luftbrücke.

Heute vor 70 Jahren war die Blockade West-Berlins beendet worden. Die Luftbrücke wurde jedoch noch bis zum 30. September 1949 fortgesetzt.

Videos:
Serenade und Empfang zum 70. Jahrestag der Luftbrücke im Alliierten Museum
Prinz Charles am 07.05.2019 beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 17. April 2019

SACEUR General Curtis M. Scaparrotti mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet

Es taucht regelmäßig die Frage auf, wer in Deutschland einen Großen Zapfenstreich bekommt. Ein Großer Zapfenstreich dauert etwa 45 Minuten, beginnt in der Dämmerung und wird vorrangig durch Fackeln illuminiert. Der Große Zapfenstreich steht den Bundespräsidenten, den Bundeskanzlern, den Verteidigungsministern und Generalen ab drei Sternen zu - entsprechend auch Admiralen ab Vizeadmiral. Sattelt ein Generalleutnant (3 Sterne) vorzeitig auf Staatssekretär um, bekommt er zwar im Monat noch mehr Geld, muss dann aber auf seinen Großen Zapfenstreich verzichten. Bleibt er im Verteidigungsministerium, bekommt er am Ende aber wenigstens eine Serenade.

Gestern Abend wurde General Curtis M. Scaparrotti mit einem Großen Zapfenstreich im Bendlerblock geehrt. Das "M." steht für Michael. Gute Bekannte dürfen ihn auch Mike nennen. Im März war Mike Scaparrotti 62 Jahre alt geworden. Er ist Amerikaner und hatte 2013 seinen vierten Stern erhalten. Im Mai 2016 übernahm er das Kommando des USEUCOM und wurde SACEUR. Dieses Europa-Kommando der US-Streitkräfte hat seinen Sitz in Stuttgart. Das begründet die Ehrung mit einem Großen Zapfenstreich in Deutschland.

SACEUR General Curtis M. Scaparrotti mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet
SACEUR General Curtis M. Scaparrotti mit einem Großen Zapfenstreich im Bendlerblock verabschiedet
General Scaparrotti schaut auf 41 Dienstjahre zurück. Zunächst war er in einer Fallschirmjäger-Division tätig und danach in einer Gebirgsjäger-Division. Zwischendurch schloss er mehrere Studiengänge und Ausbildungen ab und wurde 2003 zum Brigadegeneral ernannt. Kaum hatte er diesen Dienstrang, wurde er an prominenter Stelle im Irakkrieg eingesetzt. Nach einem Jahr wechselte er an die United States Military Academy in West Point.

2006 bekam Curtis M. Scaparrotti seinen zweiten Stern und wurde Director of Operations am USCENTCOM. Das USCENTCOM ist vergleichbar mit unserem Einsatzführungskommando. Allerdings ist es nur eines von mehreren solcher Kommandos und agiert hauptsächlich im Nahen und Mittleren Osten. Je höher der Dienstrang, umso schneller der ständige Wechsel: 2008 wurde er Chef seiner früheren Fallschirmjäger-Division.

2010 wurde Mike Scaparrotti Generalleutnant, bekam also seinen dritten Stern. 2011 wurde er Befehlshaber der ISAF in Afghanistan und stellvertretender Kommandeur der US-Streitkräfte in Afghanistan (USFOR-A). Darüber hinaus kommandierte er Operationen in Zaire, Ruanda, Liberia und Bosnien-Herzegowina. 2012 landete er auf dem Posten des Direktors des Generalstabs in Washington, D.C., einer geeigneten Absprungstelle für den vierten Stern. 2013 bekam er den vierten Stern und machte einen Exkurs zu den US-Streitkräften in Korea.

2016 wurde er zum SACEUR ernannt. SACEUR ist die Abkürzung für Supreme Allied Commander Europe. Praktisch heißt das, dass der SACEUR der Befehlshaber der NATO-Truppen in Europa ist. Es gilt die Regel, dass der SACEUR immer identisch mit dem USEUCOM ist. Das heißt, der SACEUR ist immer ein amerikanischer General oder Admiral. Forciert Donald Trump den Ausstieg der USA aus der NATO, müsste diese Regel nachjustiert werden. Momentan wird aber niemand Anspruch auf diesen Posten erheben, da die USA doppelt so viel Geld in ihren Militärhaushalt pumpen wie alle anderen NATO-Staaten zusammen.

Der SACEUR hat natürlich auch ein Privatleben. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die Wunschstücke der Serenade drücken ebenfalls viel über das aus, was die geehrte Person innerlich bewegt. General Curtis M. Scaparrotti hatte sich folgendes gewünscht:

The American Soldier - Charles Koff / Tom Jones
Hands across the Sea - John Philip Sousa
The Official West Point March - Philip Egner

Für die musikalische Begleitung des Großen Zapfenstreiches war diesmal das Musikkorps der Bundeswehr zuständig, da das Stabsmusikkorps bereits im Osterurlaub weilte.

Video:
Großer Zapfenstreich für den SACEUR General Curtis M. Scaparrotti

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 3. April 2019

Wachbataillon: Jägerkompanie im Angriff mit Feuer und Bewegung

Wer das Wort "Wachbataillon" hört, denkt normalerweise an militärische Ehren im Kanzleramt, im Schloss Bellevue oder im Bendlerblock. Bei Tagen der offenen Tür tritt dessen Drillteam auf und stellt in choreografischer Perfektion Kunststücke mit dem Karabiner 98k dar. Unter unseren Videos zu protokollarischen Anlässen im Zusammenhang mit dem Wachbataillon lesen wir dann regelmäßig Kommentare wie: "Können die auch kämpfen?"

Wachbataillon Protokolleinsatz Schloss Bellevue
Wachbataillon beim Protokolleinsatz am Schloss Bellevue - Oberstleutnant Kai Beinke (mitte), Generalleutnant Stephan Thomas (rechts, Kommandeur Deutsche Anteile Multinationale Korps / Militärische Grundorganisation), Oberst Thomas Milster (2. von rechts, stellvertretender Leiter Protokoll BMVg)
Dabei sind Protokolleinsätze nur eine der Aufgaben, die das Wachbataillon zu erfüllen hat. Vier von neun Kompanien haben ihren Hauptfokus auf dem Protokoll. Insider reden von Prottern. Das dazugehörige Verb heißt protten. Verhakt sich der Formationsführer in der Abfolge der Kommandos, muss er selbst nachprotten. Lässt ein Soldat während des Pressetermins den Karabiner fallen, muss er ebenfalls nachprotten.

Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Jägerkompanie im Angriff
Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Protokollkompanie in Flecktarn übt den Angriff als Jäger.
Fünf der neun Kompanien sind normalerweise für Sicherungsaufgaben zuständig. Es kommt jedoch oft genug vor, dass auch sie bei Protokolleinsätzen zu sehen sind. Jede Kompanie muss also beides abdecken: Protten und Sichern. Alle müssen die gleichen militärischen Kennziffern abliefern und entsprechend viele Stunden auf Übungsplätzen verbringen. Der Auftrag des Wachbataillons beinhaltet auch den Schutz der Bundesregierung. Das Wachbataillon untersteht dem Kommando Territoriale Aufgaben und damit der Streitkräftebasis.

Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Jägerkompanie im Angriff
Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Der Kommandeur des Wachbataillons, Oberstleutnant Kai Beinke, bei der Auswertung der Übung zum Angriff der Jäger unter dem Schutz der Deckungsgruppe.
Sehr spontan kam Anfang März ein Treffen mit Oberstleutnant Kai Beinke an einer Schießbahn im Umland von Berlin zustande. Kai Beinke ist seit September 2018 Kommandeur des Wachbataillons. Er ist Fallschirmjäger und Kämpfer durch und durch. Das zeigt auch seine entschlossene Körperhaltung bei Protokolleinsätzen. Bei bestem Frühlingswetter übte die 2. Kompanie des Wachbataillons den Angriff unter Deckungsfeuer.

Feuer und Bewegung sind wichtige Elemente des Kampfes. Dazu wird die Gruppe aufgeteilt. Ein Teil hält den Feind mit Feuer nieder und der andere Teil bewegt sich. Dann wird gewechselt. Die Protter in Flecktarn sollten sich in kurzen Distanzen vorwärtsbewegen. Immer zur nächsten Deckung: ein Haus, ein Schuppen, ein Schuttberg, eine Mauer, eine Sandkuhle. Wenn eine bestimmte Zielmarke erreicht war, sollte auf die gleiche Weise das Ausweichen geübt werden. Ausweichen ist Bundeswehrdeutsch und würde im zivilen Umfeld eher als Rückzug bezeichnet werden. Immer von Deckung zu Deckung unter dem Deckungsfeuer der sich gerade nicht bewegenden Truppe.

Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Jägerkompanie im Angriff
Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Maschinengewehr MG3 mit Gefechtsmunition inklusive Leuchtmunition zur Schussbeobachtung, dahinter ein Schütze mit dem Sturmgewehr G36.
Damit die einzelnen Soldaten entsprechend trainiert werden, bestanden die Trupps aus drei bis vier Jägern. Das hat nichts mit der Jagd auf Wildschweine zu tun, sondern mit einer Truppengattung der Infanterie. Das sind Soldaten mit zu Fuß transportierbaren Schusswaffen von Pistole bis Granatmaschinenwaffe und eher leichten gepanzerten Fahrzeugen wie dem GTK Boxer oder dem Transportpanzer Fuchs. Im urbanen Gelände können auch der kleine Mungo und Geländewagen wie Widder (VW-Bus mit Gewehrhalterungen und Allrad), Wolf (Mercedes G-Klasse mit Gewehrhalterung) oder Nissan Pathfinder zum Einsatz kommen.

Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Jägerkompanie im Angriff
Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Deckungsfeuer mit MG3 auf Lafette: Die Patronenhülsen werden nach unten ausgeworfen und die Gurtglieder fliegen nach rechts weg. Der Schütze beobachtet von unterhalb der Deckung das Kampffeld durch eine Carl-Zeiss-Optik. Rechts und links wird er durch Soldaten mit dem Sturmgewehr G36 unterstützt. Der Soldat links vom MG3-Schützen ist auch für die Nachmunitionierung zuständig.
Diese drei bis vier Jäger waren mit G36 und einem MG3 ausgerüstet. Das MG3 ist ein Maschinengewehr, das schon fast 50 Jahre von der Bundeswehr genutzt wird und bei dieser Übung auflafettiert war. Das heißt, das MG3 war auf ein Gestell montiert - Lafette genannt. Damit war die Möglichkeit gegeben, längere Feuerstöße abzugeben sowie Reichweite und Präzision zu erhöhen. Ein weiterer Vorteil der Lafette ist die Zieloptik. Der Soldat kann dadurch komplett hinter der Deckung verschwinden und trotzdem genau den Wirkungsbereich beobachten. Die Lafette ermöglicht eine Justierung des Maschinengewehrs auf eine bestimmte Höhe und für einen horizontalen Zielbereich. Es geht dabei nicht nur um das Treffen eines Zieles, sondern ein Flächenfeuer, das den Gegner in Deckung zwingt.

Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Jägerkompanie im Angriff
Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Deckungsfeuer mit auflafettiertem Maschinengewehr MG3
Dadurch wird das wechselseitige Vorgehen der Soldaten ermöglicht. Eine Gruppe führt das Deckungsfeuer mit MG3 und G36 aus, die andere Gruppe "springt" zur nächsten Deckung, bereitet dort ihr MG3 vor, gibt die Meldung "Bereit zum Deckungsfeuer" - Befehl kommt: "Feuer" - die andere Gruppe läuft zur nächsten Deckung. Und so weiter und so weiter - bis alle am vereinbarten Ziel angekommen sind. Oder eben durch den imaginären Feind "neutralisiert" wurden. Einige Soldaten hätten das Szenario im Ernstfall nicht überlebt, da sie einfach ein paar Deckungen übersprungen haben und somit viel zu lange in der Schusslinie des Gegners gewesen wären. Aber dafür wird das ja geübt. Überhaupt setzt die Bundeswehr auf eine clevere Didaktik: erst kurze Theorie, dann ausprobieren, dann Auswertung, dann nachbessern.

Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Jägerkompanie im Angriff
Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Auswertung des Angriffs der Jägerkompanie, im Hintergrund urbane Geländesimulation und mögliche Deckungen für die Bewegung der Gruppe
Bei groben Fehlern kam auch mal die Trillerpfeife zum Einsatz. Die Soldaten wurden zusammengerufen und am Ort des Geschehens nachjustiert. Da hier scharf geschossen wurde, liefen auch immer Aufsichtspersonen mit roten Armbinden hinter den Jägern her, um die entsprechende Sicherheit zu gewährleisten. Gelegentlich beugte sich einer der Aufpasser zu den Soldaten und gab Hinweise zur Ablage des G36: Mündung, Patronenauswurf und Optik nie in den Dreck legen.

Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Jägerkompanie im Angriff
Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Mit Munition wurde erst einmal nicht gespart.
Es gab mehrere Durchläufe mit mehreren Zügen der 2. Kompanie. Dabei wurde auch das Haushalten mit Munition geübt. Die Maschinengewehre schossen dabei nur noch kleine Salven und die G36 flankierten das mit Doppelschüssen. Das Erreichen der sogenannten Sperrbestände (Munition geht zur Neige) wurde den Gruppenführern zwecks Entscheidungsfindung gemeldet. Das Finale stellte MG3-Feuer aus einem erhöhten Gebäude dar. Dann gab es die Auswertung seitens des Hauptfeldwebels und des Hauptmanns. Die Kompanien des Wachbataillons werden von Offizieren mit dem Dienstgrad Hauptmann geführt. Neuerdings ist sogar eine Beförderung zum Major möglich.

Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Jägerkompanie im Angriff
Wachbataillon - Feuer und Bewegung - Deckung hinter einer Waschbetonwand: Das Sturmgewehr G36 wurde korrekt auf der Munitionskiste abgelegt. Mündung, Hülsenauswurf und Optik liegen nicht im Dreck.
Zwischendurch gab es noch deftiges Essen vom Spieß. Mit Spieß ist hier nicht das zum Braten verwendete Kochutensil gemeint, sondern der Soldat mit der gelben Schnur. Sobald dieser auftaucht, läuft das Wasser im Munde zusammen und das Besteck wird aus dem Rucksack geholt. Ein sonniger, aber doch recht frischer Tag in der Natur neigte sich dem Ende zu. Ich entfernte die Ohrstöpsel und setzte die Wintermütze ab. Dann ging es zurück nach Berlin, wo bald der nächste Protteinsatz der Jäger stattfinden sollte.

Video:
Wachbataillon - Jäger im Angriff - Feuer und Bewegung

Autor: Matthias Baumann

Samstag, 16. Februar 2019

#MSC2019 55. Münchner Sicherheitskonferenz - Wer sammelt die Teile auf?

Die 55. Münchner Sicherheitskonferenz - kurz MSC für Munich Security Conference - stand unter dem Motto "The Great Puzzle: Who will Pick Up the Pieces?", also "Die große Frage: Wer sammelt die Teile auf?". Passend dazu wurden Puzzle-Spiele mit 55 Teilen ausgegeben, die einige Teilnehmer eifrig zusammensetzten. Zusammensetzen ist immer eine gute Idee, wenn es um die Lösung von Problemen geht. Momentan ist die globale Sicherheitslage recht angespannt. Drei große Player drängen auf die Bühne: Russland, China und die USA.

#MSC2019 55. Münchner Sicherheitskonferenz Michael Pence
#MSC2019 55. Münchner Sicherheitskonferenz - Michael Pence bei seiner Rede im Konferenzsaal des Bayerischen Hofs
Dieser Dreiklang wurde auch heute aufgenommen. Ab 11:30 Uhr gaben sich Vertreter der genannten Staaten die Klinke in die Hand. Zuerst trat Michael Richard Pence ans Pult. Er fungiert als Stellvertreter von Donald Trump. Zur Unterstützung hatte er die Tochter des Präsidenten, Ivanka, dabei. Sie saß neben Ursula von der Leyen im Publikum. Als Michael Pence fertig war, leerte sich der Saal und der Chinese Yang Jiechi trat auf. Er ist Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei und Chef der Zentralen Kommission für Auswärtige Angelegenheiten Chinas. Sergey Lavrov, der russische Außenminister, wurde etwas herzlicher empfangen, sogar von Frau Eriksen Søreide, seiner norwegischen Amtskollegin. Da der Bayerische Rundfunk exklusive Bildrechte beanspruchte, musste die sonstige Presse nach fünf Minuten den Saal verlassen. Die Inhalte der Reden sind deshalb anderen Quellen zu entnehmen.

#MSC2019 55. Münchner Sicherheitskonferenz Michael Pence
#MSC2019 55. Münchner Sicherheitskonferenz - Michael Pence verlässt nach einem Gespräch mit Angela Merkel den Bayerischen Hof. Michael Pence war so schnell, dass nur die Sicherheitskräfte, Fotografen und Teilnehmer im Bild sind.
Während der Chinese und Sergey Lavrov redeten, hatte Angela Merkel die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Michael Pence genutzt. Dieser rauschte gerade an uns vorbei, als wir zur Pooling Area unterwegs waren.

Die Begrüßungsrede unserer Verteidigungsministerin hatte ich am Freitag vom Pressezentrum verfolgt. Sie wurde dort ins Englische übersetzt, so dass jeder thematisch folgen konnte. Ursula von der Leyen sprach sich für Demokratie und Fairness aus. Man müsse miteinander reden. Als aktuelles Beispiel gelten dabei die Verhandlungen mit den Taliban in Afghanistan. Die Taliban werden oft als wahllos agierende Terroristen klassifiziert. Das entspricht jedoch nicht den Tatsachen. Die Taliban sind eine gezielt agierende Kraft, die politische Ziele anstrebt. Wenn also mal wieder Massen an Zivilisten getötet wurden, ist zuerst der IS zur Stelle und reklamiert die Tat für sich. Taliban gehen gezielt gegen militärische Ziele oder die Polizei vor und bekennen sich dann dazu. Deshalb sind sie jetzt eingeladen, an den Verhandlungstisch zu kommen und an einem Konsens für die politische Entwicklung des Landes mitzuwirken.


#MSC2019 55. Münchner Sicherheitskonferenz Pressecenter Wittelsbacherplatz
#MSC2019 55. Münchner Sicherheitskonferenz - Pressecenter am Wittelsbacherplatz
Ursula von der Leyen ging aber auch auf die 2% ein. Nominell komme bei Deutschland eine ganz andere Summe zustande als bei anderen EU-Staaten. Von daher sei entscheidend, was von den 2% gekauft werden könne und wie das Budget im jeweiligen Land verwendet werde. Was ist letztendlich "the outcome" für die NATO? Es war wohl nicht ganz von ungefähr, dass sich der moderierende Gastgeber Wolfgang Ischinger die ganze Zeit in einem blauen EU-Hoodie auf der Bühne präsentierte. Als Diplomat und Freund von Versöhnungsszenarien hatte er gleich nach der Ministerin den britischen Verteidigungsminister, Gavin Williamson, eingetaktet. Der Mann hat ein zartes Alter von 42 und bekleidet seit 2017 das Amt. In wenigen Tagen muss er sich mit dem harten Brexit auseinandersetzen und weise Entscheidungen treffen.

Da es zurzeit in einigen Bereichen an Weisheit und gutem Rat mangelt, hatte Wolfgang Ischinger generell für einen guten Mix an Kompetenzen und Nationalitäten gesorgt. So bemerkte er, dass alle Personen im Saal als Kompetenzträger eingeladen worden seien. Sie sollten aktiv mitdiskutieren. Es gehe hier nicht um eine Frage-Antwort-Runde zwischen Podium und Publikum, sondern um einen Diskurs. Die Liste der Präsidenten, Außenminister, Verteidigungsminister, Botschafter, Generale und Admirale würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen.

#MSC2019 55. Münchner Sicherheitskonferenz Teilnehmer
#MSC2019 55. Münchner Sicherheitskonferenz - Präsidenten, Minister, Experten, Botschafter, Generale und Admirale im Konferenzsaal des Bayerischen Hofs
Die Münchner Sicherheitskonferenz war aber schon so hochkarätig besucht, dass die polizeilichen Maßnahmen im Außenbereich mehr als angemessen waren. Der zusätzliche Einsatz von Hubschraubern signalisierte die Wichtigkeit der gerade redenden Person. Ganz abgesehen von den mitgebrachten Sicherheitskräften und der mitreisenden Presse.

Wer wird nun also die Teile aufsammeln? Die Europäer? Die Afrikaner? Die Inder? Die Indonesier? Werden Russland, China und die USA beim Aufsammeln helfen? Oder werden sie nur zerstreuen? Die weitere Entwicklung wird zeigen, ob der große Diskurs und die vielen Gespräche in den Salons des Hotels Früchte einer friedlichen Entwicklung bringen.

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 12. Februar 2019

Indische Verteidigungsministerin Nirmala Sitharaman besucht ihre Amtskollegin in Berlin

Indien hat 1,3 Milliarden Einwohner. Faktor 16 gegenüber Deutschland. Indiens Streitkräfte gelten als die drittgrößten der Welt. Es gibt keine Wehrpflicht und trotzdem 1,44 Millionen Soldaten, die vorrangig im indischen Heer dienen. Nordkorea hat eine ähnlich starke Armee mit 1,28 Millionen aktivem Personal. Das ist aber gar nichts gegenüber dem gemeinsamen Nachbarn China mit seinen 2,03 Millionen Soldaten. Rechnet man die Zahlen auf die Einwohner Indiens um, relativiert sich das. Auf 900 Inder kommt ein Soldat. In Deutschland liegt das Verhältnis bei 1:400 - eine Quote, die sogar höher liegt als in China (1:684).

Indische Verteidigungsministerin Nirmala Sitharaman Berlin Bendlerblock BMVg
Indische Verteidigungsministerin Nirmala Sitharaman (rechts) in Berlin - Militärische Ehren im Bendlerblock - Der Gast schreitet die Ehrenformation grundsätzlich auf der Seite der Soldaten ab und überzeugt sich nach "Präsentiert das Gewehr" davon, dass die Waffen tatsächlich keine Magazine enthalten. Das bedeutet: friedliche Absicht.
Während hierzulande regelmäßig über die Kompetenz einer ehemaligen Familienministerin auf dem Chefsessel des Verteidigungsministeriums debattiert wird, hat auch die ernst zu nehmende indische Armee seit September 2017 eine Frau an der Spitze. Nur Indira Ghandi hatte bisher als Frau Anfang der 1970er Jahre kurzzeitig das Militär gegen Pakistan befehligt und sich dabei über den damaligen Verteidigungsminister hinweggesetzt. Gemäß Artikel 115 des Grundgesetzes würde im Verteidigungsfall auch in Deutschland die Befehlsgewalt an die Kanzlerin übergehen. Frauenpower also.

Indische Verteidigungsministerin Nirmala Sitharaman Berlin Bendlerblock BMVg
Indische Verteidigungsministerin Nirmala Sitharaman in Berlin - Militärische Ehren im Bendlerblock - Im Hintergrund steht die deutsche Delegation. Die indische Delegation steht rechts davon und ist auf diesem Foto nicht zu sehen.
Nirmala Sitharaman hat keinerlei militärische Vorprägung. Sie war als Staatsministerin im Wirtschaftsministerium und im Finanzministerium eingesetzt. Zudem war sie als Sprecherin in der konservativen Bharatiya Janata Party (BJP) tätig. Sie wirkte emotionslos, als sie die Ehrenformation abschritt und dabei nach vorne statt auf die Soldaten schaute. Ihre deutsche Amtskollegin schaute den Soldaten konsequent ins Gesicht. Zuvor hatte sie noch einem Angehörigen des Wachbataillons zum Geburtstag gratuliert. Eine Geste, die immer wieder sehr gut bei der Truppe ankommt und auch von Kanzlerin und Bundespräsident praktiziert wird.

Die Bundeswehr arbeitet mit Indien bei verschiedenen UN-Einsätzen zusammen: Libanon, Südsudan, Libyen und Westsahara. Allein im Südsudan und im Kongo sind etwa 5.000 Inder für UN-Missionen eingesetzt. Indien ist auch interessant für die deutsche Rüstungsindustrie. Allerdings fällt das Land durch ein multilaterales Kaufverhalten auf. Waffen und Gerätschaften werden aus NATO-Staaten und auch aus Russland importiert. Die größten militärischen Herausforderungen stellen derzeit China, Pakistan und Unruhegebiete in Indien selbst dar, wie zum Beispiel Kashmir.

Video:
Militärische Ehren für Indiens Verteidigungsministerin Nirmala Sitharaman


Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 31. Januar 2019

#CIR - BMVg und BMI geben die Standorte für die neue Cyberagentur bekannt

Das Verteidigungsministerium (BMVg) hatte heute zu Pressestatements bezüglich der neuen Cyberagentur eingeladen. Das Medieninteresse war ungewohnt hoch. Sogar der mdr (Mitteldeutscher Rundfunk) war angereist. Deshalb war anzunehmen, dass wir uns im Cyber-Informationsraum (CIR) versammeln. Aber nein: Die Begegnung fand im üblichen Saal 1 des Bendlerblocks statt. Im Cyber-Informationsraum hätte man sich wenigstens während des Statements in einen Sessel flegeln und das Geschehen anonym verfolgen können. Saal 1 war jedoch nicht bestuhlt, so dass die Presse heute stehen, hocken oder liegen musste - je nach gewünschter Bildposition.

#CIR Cyberagentur BMVg BMI Halle Leipzig Minister
#CIR - BMVg und BMI geben die Standorte der neuen Cyberagentur bekannt: Halle und Leipzig - v.l.n.r.: Reiner Hseloff (CDU), Christoph Bernstiel MdB (CDU), Ursula von der Leyen (CDU), Horst Seehofer (CSU), Michael Kretschmer (CDU)
Die Bühne mit den zwei schlaffen Fahnentüchern rechts und links musste heute eine gewisse Belastungsprobe überstehen. Neben der sportlichen Verteidigungsministerin traten der hochgewachsene Innenminister Seehofer, Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Generalleutnant Ludwig Leinhos (CIR) und drei Abgeordnete auf das breite Podest.

Standesgemäß eröffnete die Hausherrin die Pressebegegnung. Ihr Gruß wurde jedoch nicht mit dem im Bendlerblock üblichen "Tag Frau Ministerin" erwidert. So begann sie ihre kurze Rede, ging auf die Wichtigkeit des Themenkonstruktes Cyber- und Information ein, gebrauchte unentwegt das Wort Disruption und übergab dann an ihren Kollegen Horst Seehofer. Dieser schloss sich den Ausführungen seiner Vorrednerin an und lobte die beschlossenen Maßnahmen für die Regionen Sachsen und Sachsen-Anhalt.

#CIR Cyberagentur BMVg BMI Halle Leipzig Minister
#CIR - BMVg und BMI geben die Standorte der neuen Cyberagentur bekannt: Halle und Leipzig - v.l.n.r.: Reiner Haseloff (CDU), Christoph Bernstiel MdB (CDU), Ursula von der Leyen (CDU), Horst Seehofer (CSU), Michael Kretschmer (CDU)
Beide verrieten aber noch nicht, wo genau die neue Cyberagentur ihren Sitz haben solle. Vielleicht auf der Grenze der benachbarten Bundesländer? Fast: Die Cyberagentur soll in Halle und in Leipzig angesiedelt werden. Halle liegt in Sachsen-Anhalt und ist nur etwa 40 Kilometer - also eine halbe Autostunde - vom sächsischen Leipzig entfernt. Ein genauer Standort ist aber noch nicht bekannt, nur eben, dass es in Halle und Leipzig sein soll. Auch wolle man sofort loslegen - vermutlich mit der Suche eines passenden Objektes und dem Ausbau desselben.

Geld stehe jedenfalls zur Verfügung und soll in die Cyber-Forschung und die Förderung disruptiver und innovativer Cyber-Kräfte investiert werden. Das wird den am Rande stehenden Generalleutnant Leinhos sicher gefreut haben. Mit der Cyberagentur steht eine weitere Verschmelzung von Gesellschaft, Fachkräften und Bundeswehr auf der Agenda. Man wolle geeignete Studenten gleich an der Quelle abgreifen, nämlich an den Universitäten von Halle und Leipzig.

#CIR Cyberagentur BMVg BMI Halle Leipzig Minister
#CIR - BMVg und BMI geben die Standorte der neuen Cyberagentur bekannt: Halle und Leipzig - v.l.n.r.: Generalleutnant Ludwig Leinhos (Inspekteur CIR), Jens Lehrmann MdB (CDU), Marian Wendt MdB (CDU), Reiner Haseloff (CDU), Christoph Bernstiel MdB (CDU), Ursula von der Leyen (CDU), Michael Kretschmer (CDU), Dienstfahne (BMVg), Horst Seehofer (CSU)
Reiner Haseloff musste neben seiner Begeisterung für die Standorte der Cyberagentur dann noch einen Seitenhieb loswerden: Die Diesel-Fahrverbote machen die großen Städte zunehmen unattraktiv und legen diese infrastrukturell lahm. Deshalb seien die Regionen um Halle und Leipzig deutlich besser für solche Einrichtungen geeignet.

Weil Sachsen so schön ist, fährt Ursula von der Leyen gleich morgen nach Dresden an die Offiziersschule des Heeres. Dort schaut sie sich zusammen mit Michael Kretschmer den Unterricht an und möchte mit den Studenten ins Gespräch kommen. Seit dem letzten Jahr gibt es an dieser Schule einen "Offizierslehrgang Seiteneinstieg". In Dresden werden Offiziere für das Heer, die Streitkräftebasis und CIR, den Cyber-Informationsraum, ausgebildet. Damit schließt sich der Kreis.

Nach 20 Minuten waren die Statements und anschließenden Journalistenfragen durch. Die Ministerin und die anderen Herrschaften verließen die Bühne und den Saal 1. Einige Pressevertreter versuchten im Vorraum noch einige Exklusivstatements zu erhaschen. Ich verließ das Haus, fuhr am Tempo-30-Schild für "Luftreinhaltung" vorbei und lud das erstellte Video in den Cyberraum hoch. Wenige Minuten später kam das erste Statement - von einem Italiener aus Schweden: "Never wear brown shoes with a black suit - here we have two doing just that...".

Video:
Statements zum Standort der neuen Cyberagentur in Halle und Leipzig

Autor: Matthias Baumann

Montag, 28. Januar 2019

Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen zum Antrittsbesuch in Berlin

Ausgerechnet heute kam der dänische Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen zu Besuch in den Bendlerblock. Gestern hatte sich Dänemark den Weltmeister-Titel im Handball abgeholt, während Deutschland auf Platz 4 leer ausgegangen war. Sehr zum Frust des Protokolls des BMVg, dessen Mitarbeiter begeisterte Handball-Fans sind. Dennoch behandelten sie den Gast mit der gewohnten Professionalität und Freundlichkeit.

Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen Antrittsbesuch BMVg Bendlerblock
Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen zum Antrittsbesuch in Berlin - Herzliche Begrüßung auf dem Paradeplatz des Bendlerblocks
Claus Hjort Frederiksen ist bereits seit November 2016 in diesem Amt und besuchte nun erstmalig offiziell seine Kollegin in Berlin. Die Begrüßung war ausgesprochen herzlich und zeigte, dass sich die beiden Minister wohl regelmäßig bei Tagungen begegnen. Claus Hjort Frederiksen war lange Zeit Arbeitsminister in Dänemark, wechselte dann ins Finanzministerium und danach ins Verteidigungsressort.

Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen Antrittsbesuch BMVg Bendlerblock
Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen zum Antrittsbesuch in Berlin - Auf dem Weg zum Ehrenmal der Bundeswehr
Besonders intensiv sind die Beziehungen zu Dänemark im maritimen Bereich. Wegen der bedeutenden Seefahrer-Geschichte Dänemarks hätte heute eigentlich eine Ehrenformation in Marineuniform antreten können. Aber nein - schon wieder Heeresgrau - wie langweilig! Zum Antrittsbesuch gehören nämlich auch immer militärische Ehren auf dem Paradeplatz des Bendlerblocks. Die Minister hören beide Nationalhymnen, schreiten die Ehrenformation ab, lassen die Ehrenformation anschließend an sich vorüberziehen und legen zum Abschluss dieses protokollarischen Paketes einen Kranz am Ehrenmal der Bundeswehr nieder.

Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen Antrittsbesuch BMVg Bendlerblock
Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen zum Antrittsbesuch in Berlin - Das Protokoll BMVg kümmert sich um die Taschen  der Delegation. Offensichtlich wurde kein Handball mitgebracht.
In den heutigen Gesprächen ging es um die Vorbereitung auf das NATO-Verteidigungsminister-Treffen im Februar und der Ausbau der Synergien zwischen beiden Streitkräften. Dänemark unterstützt verschiedene NATO-Einsätze wie in Mali, im Irak, in Afghanistan und auf dem Balkan. Ferner beteiligen sie sich an der NATO-Ostflanke im Baltikum.

Video:
Militärische Ehren für Dänemarks Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 2. Januar 2019

25 x A400M für LTG 62 in Wunstorf

Dass das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) aus Wunstorf solch ein lustiges Wappen hat, liegt an mehreren Gründen. Zwei dieser Gründe sind, dass Wilhelm Busch, der Zeichner von Hans Huckebein, dem Unglücksraben, in Wiedensahl bei Wunstorf geboren worden war und dass die Flugschüler von Wunstorf regelmäßig den Blindflug geübt haben.

25 x A400M LTG 62 Wunstorf Lufttransportgeschwader Fliegerhorst
25 x A400M für das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) - Fliegerhorst Wunstorf
Der Grundstein für den Fliegerhorst zwischen Wunstorf und dem Steinhuder Meer war 1934 gelegt worden. 1935 konnte bereits das erste Flugzeug hier landen. 1936 wurde das Gelände vom Kampfgeschwader 27 übernommen. Damals flogen die Piloten noch auf Sicht, so dass das Steinhuder Meer eine gute Tarnung abgab. Während nämlich der Flugplatz im Dunkeln gelassen wurde, wurde das "Meer" so beleuchtet, als sei es der Flugplatz. Die abgelenkten Gegner warfen dann die Bomben in den See und das eigentliche Gelände blieb weitestgehend unversehrt.

25 x A400M LTG 62 Wunstorf Lufttransportgeschwader Fliegerhorst
Hans Huckebein als Wappentier des Lufttransportgeschwaders 62 (LTG 62)
Einer der heute anwesenden Fotografen konnte sich noch an die Rundflüge mit der Ju 52 erinnern. Beim Tag der offenen Tür hatte er damals mit seinem Vater den Fiegerhorst besucht und immer gerne am Rundflug teilgenommen. Die Ju 52 war der Vorgänger der Transportmaschine Transall C-160. Seit Ende 2014 findet eine Umstellung von Transall auf Airbus A400M statt. Das M in der Bezeichnung bedeutet, dass es sich um eine militärische Variante handelt.

Die ersten A400M waren zwar in Mattgrau lackiert, hatten aber noch keinen ballistischen Schutz. Das ist inzwischen anders. Heute konnten wir zusammen mit der Verteidigungsministerin durch die fliegende Intensivstation A400M ICAE (Intensive Care Aeromedical Evacuation) gehen und auch die massiven Stahlplatten zum Schutz vor Geschossen begutachten. Diese sind durchaus notwendig, da die Maschinen rege im Einsatz sind. Einen Tag nach Weihnachten hatte genau dieser A400M ICAE einen ungarischen Soldaten aus Afghanistan in seine Heimat gebracht. Der A400M ICAE fliegt also tatsächlich auch für nur einen Patienten.

25 x A400M LTG 62 Wunstorf Lufttransportgeschwader Fliegerhorst
25 x A400M für das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) - Fliegerhorst Wunstorf - Der A400M ICAE Intensivstation fliegt auch für nur einen Patienten in dessen Heimat zurück.
Apropos in die Heimat bringen: Der Fliegerhorst Wunstorf diente 1948 neben Celle und Faßberg als einer der Versorgungsflughäfen für das blockierte Berlin. Kein Wunder also, dass die Adresse der Hauptwache "Zur Luftbrücke 1" lautet. Im Navi ist diese Adresse allerdings nicht zu finden. Die Ministerin erschien übrigens auch mit dem Auto. Vermutlich hatte sie die Feiertage bei ihrer Verwandtschaft im Nordwesten verbracht und arbeitete sich nun wieder nach Berlin vor.

25 x A400M LTG 62 Wunstorf Lufttransportgeschwader Fliegerhorst
25 x A400M für das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) - Fliegerhorst Wunstorf - Weitere 28 Transportmaschinen A400M warten auf die Fertigstellung und Auslieferung
Auch die Luftwaffe hat Anlass zum Feiern. Sie hat insgesamt 53 A400M bestellt und der 25. davon befindet sich gerade in der Auslieferung nach Wunstorf. Ganze 40 Stück sollen beim LTG 62 stationiert werden. Die weiteren 13 Maschinen sind für den Standort Lagerlechfeld bei Augsburg vorgesehen. Zur großen Freude der Regionalpolitik, da die Bundeswehr mit dieser Maßnahme diverse neue Arbeitsplätze schafft. Die 25 ist also fast die Hälfte der georderten Transportflugzeuge.

Die Transall wirkt im direkten Vergleich zum A400M winzig. Sie hat auch nur zwei statt vier Propeller. Auf dem Rollfeld stand sogar eine Transall, die aber nur noch für Übungen der Feuerwehr genutzt wird.

25 x A400M LTG 62 Wunstorf Lufttransportgeschwader Fliegerhorst
25 x A400M für das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) - Fliegerhorst Wunstorf - Rundflug mit einem der Hubschrauber Cougar von der Flugbereitschaft des BMVg
Beim Rundflug mit einem Hubschrauber Cougar von der Flugbereitschaft des BMVg konnten sich Fotografen und Kameraleute ein Bild vom stark modernisierten Gelände des Fliegerhorstes machen. Auch das Steinhuder Meer war zu sehen. Elf der 78 Tonnen schweren A400M standen auf dem Asphalt. Regelmäßig starteten und landeten diese Fluggeräte, die eine maximale Kraftstoffmenge von 50 Tonnen mitnehmen können. Je nach Zuladung haben die Maschinen eine Reichweite von 3.300 bis 8.700 Kilometern. Das reicht in der Regel für Non-Stopp-Flüge in die jeweiligen Einsatzgebiete.

Das Lufttransportgeschwader 62 betreibt auch eine Ausbildungswerkstatt. Hier werden militärische und zivile Fachleute ausgebildet. Darunter befinden sich Elektroniker und Fluggerätemechaniker. Die Ausbildung dauert je nach Leistung zwischen 3 und 3,5 Jahren.

Videos:
Besuch der Ministerin beim Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) in Wunstorf
Rundflug mit dem Huschrauber Cougar über den Fliegerhorst Wunstorf

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 28. November 2018

#BSC18 Berlin Security Conference: Europäische Emanzipazion unter Beibehaltung der guten transatlantischen Beziehungen

Auf der diesjährigen 17. BSC Berlin Security Conference durfte Ursula von der Leyen die Begrüßungsrede halten. Das Medieninteresse war symptomatisch. Kaum war die Ministerin weg, verschwanden auch die Kameras. Bis zur Mittagspause hatten auch die standhaftesten Bildreporter das Feld geräumt. Nur die Bundeswehrredaktion und einige Fachjournalisten waren geblieben.

Dabei hatte die offizielle Begrüßung der hochkarätigen Gäste einige Zeit in Anspruch genommen. Der stellvertretende russische Außenminister, der georgische Verteidigungsminister, der niederländische Außenminister, Europaminister, Militärattachés, Generäle und Admiräle, Jörg Vollmer, General Laubenthal, General Leinhos, General Schelleis, Vizeadmiral Krause und Brigadegeneral Rob Rider waren vor Ort. Man könnte jetzt noch mit Staatsminister Niels Ammon und Staatssekretär Peter Tauber fortsetzen, aber das würde den Rahmen sprengen.

#BCS18 Berlin Security Conference
#BCS18 Berlin Security Conference - Europa mit der NATO - Europa emanzipiert sich und bekennt sich zur NATO
"Transatlantisch bleiben, europäischer werden", war der rote Faden in der Rede der Ministerin. Transatlantisch bezog sie auffällig oft auf Kanada. Kanadische Truppen hatten beim NATO-Manöver Trident Juncture eng mit unseren Gebirgsjägern zusammengearbeitet. Der uralte Spruch "Kann'a hier nicht, kann'a da" hatte im Gefechtsstand für gute Stimmung gesorgt. Aber auch US-Streitkräfte hatten an unserer Seite gekämpft. Sollte die Nennung von Kanada ein Seitenhieb gegen Donald Trump sein? Bei einem Panel war auch von amerikanischer Seite zu erfahren, dass die militärische Basis verlässliche Kontinuität "trotz der aktuellen politischen Führung" lebe.

Frau von der Leyen lobte die vielen europäischen Projekte der einjährigen PESCO (Permanent Structured Cooperation). Europa müsse auch unabhängig von der NATO handlungsfähig werden. Bisher macht in Europa jeder das Seine. Es gibt nur wenige Initiativen wie die gegenseitige Unterstellung deutscher und niederländischer Truppen. Die Waffensysteme in Europa sind stark fragmentiert und müssen in den nächsten Jahren gestrafft werden. Die Ministerin forderte kürzere und schnellere Entscheidungswege. Europa müsse wollen und handeln. Hier sei der Output das Maß der Dinge.

Immer wieder kam sie auf "transatlantisch bleiben, europäischer werden" zurück. Die europäische Verteidigungsmaschine solle autark agieren können, aber keine Duplizierungen zur NATO bieten. Das klang nach einem herben Widerspruch. Dieser wurde am zweiten Konferenztag durch Generalinspekteur Eberhard Zorn aufgelöst. Während es aktuell mehrere Hauptquartiere in Europa gebe, sollte das in Zukunft harmonisiert werden. Wenn Vorhandenes entsprechend gebündelt werde, könne Europa auch neben der NATO entsprechende Einsätze durchführen. "Praktische Dinge statt Papiere" forderte Eberhard Zorn. Es entstand der Eindruck, dass PESCO eine ganz neue Dynamik in die eingeschlafene europäische Verteidigungspolitik gebracht hat. Vielleicht ist das Verhältnis Europa - USA - NATO auch mit einem Jugendlichen zu vergleichen, der das Elternhaus verlässt, aber dennoch familiär verbunden bleibt.

Admiral Rob Bauer, Verteidigungschef der Niederlande, freute sich sehr über die gute Zusammenarbeit mit Deutschland. Er hob die kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede hervor und bestätigte noch einmal die Erkenntnisse des Ministertreffens von Lohheide im Mai. Die Deutschen seien demnach klar und strukturiert, während die Niederländer erst einmal diskutieren und sich irgendwann in Bewegung setzen. Von niederländischer Seite kam auch der Hinweis, dass sich die Konflikte und Waffen deutlich gewandelt haben. Heute habe man mit Cyber-Angriffen und Drohnen zu tun. Stef Blok, der niederländische Außenminister, bezeichnete es als Fehler, sich auch nur gedanklich von den USA zu trennen. Transatlantisch bleiben!

#BCS18 Berlin Security Conference
#BCS18 Berlin Security Conference - Aussteller am Rande der Konferenz
Österreich hatte seine Europaministerin Dr. Karin Kneissl nach Berlin geschickt. Sie stellte die Frage, wo beginnt Europa und wo endet es? Die Grenzen verschieben sich und Europa sei neben der Geografie auch als Wertegemeinschaft zu definieren. Sie postulierte, dass Europa Sicherheit exportieren müsse. Die Alternative sei der Import von Unsicherheit.

Von einem anderen Europapolitiker war zu erfahren, dass Brüssel nicht zufrieden damit sei, dass Deutschland bis 2024 nur 1,5% für den Verteidigungshaushalt bereitstelle. Das junge Projekt PESCO habe den europäischen Haushalt für die Verteidigung aufgemacht. Das müsse genutzt werden. Europa benötigt ein gemeinsames Narrativ. "Europäische Verteidigungsunion" könnte ein Leitwort dabei sein. Immer wieder das Bekenntnis zur NATO. Dennoch müsse Europa eigene Fähigkeiten entwickeln. Das hänge nicht nur mit der Unberechenbarkeit von Donald Trump zusammen, sondern auch mit der Änderung des amerikanischen Fokus hin zu Asien. Während die USA 1,4 Millionen Soldaten unter Waffen hat, gibt es in Europa sogar 1,8 Millionen Soldaten, selbst wenn die Militärausgaben hier viel niedriger sind. Auch angesichts der demografischen Entwicklung müsse "klüger vernetzt gehandelt" werden und fehlende personelle Ressourcen durch Technik ersetzt werden.

Neben den Vorträgen gab es auch kompetent besetzte Diskussionsrunden auf dem Podium und die Panels in den verschiedenen Räumen des Tagungszentrums. In den Gängen hatten Organisationen und Firmen ihre Stände aufgebaut. Von Sanitätsdienst bis Airbus präsentierte sich eine bunte Palette von Anbietern, die entsprechend bunte Kugelschreiber, Tassen, Beutel, Traubenzucker und Flyer an den geneigten Besucher übergaben. Wegen der vielen prominenten Gäste waren auch erhebliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Dennoch funktionierte der Zugang schnell und reibungslos. Die Orga hatte militärische Professionalität und satt wurde auch jeder. "Ohne Verpflegung keine Bewegung", hört man bei solchen Anlässen oft aus dem Munde erfahrener Offiziere.

Ja, Erfahrungen und Kompetenzen waren hier auf engstem Raum versammelt. So konnte ich sämtliche Fragen zum Protokoll, zu Uniformen und anderen Themen stellen und Antworten aus erster Hand einsammeln. Gewürzt mit Anekdoten aus dem militärischen Alltag.

Autor: Matthias Baumann

Montag, 22. Oktober 2018

Kooperation und Kollaboration beim Kampf gegen Extremisten und terroristische Touristen

Es ist ruhig geworden um das Kalifat, das am 29. Juni 2014 ausgerufen worden war. Von den einstigen Kämpfern des Islamischen Staates (IS) leben nur noch etwa 10%. Das sind etwa 5.000 Personen. Diese sind entweder in ihre Heimatländer in Europa, Australien und Asien zurückgekehrt oder in Drittstaaten untergetaucht. Eine besonders große Anzahl hält sich in Süd- und Ostasien auf.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat jetzt zusammen mit der RSiS (S. Rajaratnam School of International Studies) ein umfangreiches Buch zum Thema herausgebracht: "Combatting Violent Extremism an Terrorism in Asia and Europe - From Cooperation to Collaboration". Zu Deutsch: Bekämpfung des gewalttätigen Extremismus und Terrorismus in Asien und Europa - von der Kooperation zur Kollaboration.

Während des Lesens wird der Unterschied zwischen Kooperation und Kollaboration deutlich. Gibt man in den Google-Translator die beiden Worte cooperation und collaboration ein, werden diese mit Zusammenarbeit übersetzt. Schauen wir uns die Worte genauer an, ist festzustellen, dass eine Kooperation die gemeinsame Durchführung von Operationen ist, eine Art projektbezogene Teamarbeit. Nach dem Projekt macht wieder jeder sein eigenes Ding. Bei der Kollaboration arbeiten die Beteiligten konstruktiv zusammen. Es wird also nicht nur ein Projekt abgewickelt und fertig, sondern es erfolgt eine mitdenkende aktive Zuarbeit der einzelnen Akteure.

Combatting Violent Extremism an Terrorism in Asia and Europe - From Cooperation to Collaboration
Combatting Violent Extremism an Terrorism in Asia and Europe - From Cooperation to Collaboration
Fernab der europäischen Medienwahrnehmung hat Asien inzwischen ein richtiges Problem mit islamistischem Terror. Besonders betroffen ist das größte islamische Land, Indonesien. Indonesien trennt mit seiner 3.000 Kilometer langen Ost-West-Ausdehnung das westliche Australien von den katholischen Philippinen und dem fernöstlichen Festland. Der IS - auch Daesh genannt - unterwandert in Asien gezielt die Universitäten und leicht zu gewinnende Regionen.

Der Druck ist inzwischen so groß, dass zwischen den sehr unterschiedlichen Staaten Kooperationen und sogar Kollaborationen entstanden sind. Durch eine konsequente Grenzsicherung wurde der Terror-Tourismus, insbesondere der so genannten Foreign Fighters (ausländische Kämpfer) auf ein Minimum reduziert. Durch einen regen Austausch der Geheimdienste und sonstigen Sicherheitsbehörden wurden viele Terroristen inhaftiert. Die Gesellschaften wurden in ihrer natürlichen Widerstandskraft (Resilienz) gefördert. Zeigen Mitarbeiter, Familienangehörige oder sonstige Bezugspersonen seltsame Änderungen in ihrem Verhalten, schrillen die Alarmglocken und es wird gegengesteuert.

Auch Europa ist übrigens von den in Asien wartenden Terroristen betroffen. So war ein Täter, der letztlich in Belgien zum Einsatz gekommen war, über folgenden Weg gereist: Frankreich, Großbritannien, Fernost, Deutschland, Belgien. Deshalb gehen Fluggesellschaften und internationale Polizeikräfte immer mehr dazu über, Profile von Reisenden zu erstellen. Durch einen Abgleich der Kreditkartendaten können weitere Netzwerke ermittelt werden, insbesondere dann, wenn ein bekannter Terrorist die Tickets für einen anderen kauft. Allein das Reiseprofil ist aber noch nicht aussagekräftig genug, da auch weltweit agierende Unternehmen oder Presseagenturen ihre Mitarbeiter kreuz und quer über den Globus reisen lassen.

Neu und besonders schwer zu greifen ist das Auftreten von Einzeltätern. Diese haben scheinbar keinerlei Beziehungen zu bekannten Terror-Netzwerken und zeigen oft auch keine Auffälligkeiten in ihrem sozialen Umfeld. Mit Alltagsgegenständen wie Autos verüben diese dann ihre Anschläge. Erst postmortale Recherchen fördern zu Tage, dass sich diese Personen radikalisiert hatten.

Die Radikalisierung kann alle Bildungs-, Berufs- und Gesellschaftsschichten betreffen. Bei der Divergenz der Personen gibt es jedoch eine Gemeinsamkeit: Brüche in der Biografie. Dadurch wird die Feststellung eines Fachgesprächs bestätigt, das bereits im März 2015 stattgefunden hatte.

Das Buch umfasst 182 Seiten und ist auf Englisch verfasst. Zur offiziellen Vorstellung im Hotel Palace war sogar der Verteidigungsminister von Indonesien, General Ryamizard Ryacudu, angereist. Das Buch geht noch auf viele weitere Aspekte der Bekämpfung extremistischer Denkmodelle und der damit verbundenen Ausführung terroristischer Aktionen ein. Der Leser lernt die Denkweisen und Entwicklungen eines typischen Terroristen kennen und erfährt, was Zivilgesellschaften, Regierungen und auch die UNO dagegen unternehmen.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 27. September 2018

Wachbataillon: Patrick Bernardy übergibt das Kommando an Kai Beinke

Aus informierten Kreisen war zu erfahren, dass Offiziere oft ein unbeschriebenes Blatt sind, bevor sie zum Wachbataillon kommen. Immerhin stehen die Kommandeure des Wachbataillons fortan regelmäßig im Rampenlicht. Sie laufen durchs Bild, wenn Präsidenten zu Besuch kommen. Ihre Silhouette und ihre Befehlsstimme tauchen bei Großen Zapfenstreichen auf. Bei weniger repräsentativen Anlässen stehen sie im Rahmen der Dienstaufsicht am Rande des Geschehens.

Übergabe Kommando Wachbataillon Patrick Bernardy an Kai Beinke
Übergabe des Kommandos des Wachbataillons von Patrick Bernardy an Kai Beinke - Übergabe des Möllendorff-Degens an Kai Beinke - v.l.n.r.: Oberstleutnant Kai Beinke, Oberstabsfeldwebel Christoph Patzak (Geschäftsführer des Semper talis Bundes) und Oberstleutnant Patrick Bernardy
Sie sind mediales Aushängeschild der Bundeswehr und des Gastgebers Bundesrepublik.

Das Wachbataillon gehört zur Streitkräftebasis, die ihren Hauptsitz in Bonn hat. Das Kommando Territoriale Aufgaben ist ein Unterzweig der Streitkräftebasis. Dann gibt es noch den Kommandeur Standortaufgaben. Aktuell ist das Brigadegeneral Andreas Henne. Und darunter gliedert sich das Wachbataillon mit seinen derzeit 8 Kompanien. Wegen der ständigen Umstrukturierungen innerhalb der Bundeswehr ist dieser administrative Zusammenhang nicht nur für Außenstehende schwer zu erfassen.

Übergabe Kommando Wachbataillon Patrick Bernardy an Kai Beinke
Übergabe des Kommandos des Wachbataillons von Patrick Bernardy an Kai Beinke - Das Wachbataillon hat neben protokollarischen Einsätzen auch Sicherungsaufgaben.
Seit Januar 2016 war Oberstleutnant Patrick Bernardy als Kommandeur des Wachbataillons eingesetzt. Der passionierte Truppen-Mensch wechselt ins BMVg und findet seine neue Verwendung im Führungsstab Streitkräfte - kurz FüSK.

Der Nachfolger von Patrick Bernardy heißt Kai Beinke, ist ebenfalls Oberstleutnant und ausgebildeter Fallschirmjäger. Kai Beinke war während seiner Laufbahn schon im gesamten Bundesgebiet eingesetzt. Von Hammelburg bis Hannover und Oldenburg bis Berlin. Bis Sommer 2016 war er als Military Assistant Deputy Chief of Staff Operations & Intelligence SHAPE (Supreme Headquarters Allied Powers Europe) im belgischen Mons eingesetzt. Danach kam er als Referent in die Abteilung Strategie und Einsatz II 1 im BMVg. Ein ausgleichender Wechsel also zwischen Bendlerblock und Julius-Leber-Kaserne mit Oberstleutnant Bernardy und Kai Beinke.

Übergabe Kommando Wachbataillon Patrick Bernardy an Kai Beinke
Übergabe des Kommandos des Wachbataillons von Patrick Bernardy an Kai Beinke - Obligatorischer Handschlag mit OTL Patrick Bernardy, BG Andreas Henne und OTL Kai Beinke (v.l.n.r.)
Kai Beinke ist nicht nur mutiger Fallschirmjäger sondern auch ein bekannter Triathlet. Es ist zu erwarten, dass sich diese Sportlichkeit auf die Truppe durchschleift. Überhaupt sei an dieser Stelle erwähnt, dass das Wachbataillon nicht nur für Protokollaufgaben bei Staatsbesuchen und ähnlichem zuständig ist, sondern auch für die Sicherung der Bundesregierung. Nur vier der acht Kompanien werden protokollarisch eingesetzt. Die anderen können das zwar auch, kümmern sich aber um ihre Einsatzbereitschaft als Jägerbataillon.

Übergabe Kommando Wachbataillon Patrick Bernardy an Kai Beinke
Übergabe des Kommandos des Wachbataillons von Patrick Bernardy an Kai Beinke - Brigadegeneral Andreas Henne (Bildmitte) und Oberstleutnant Patrick Bernardy (rechts) schreiten die Ehrenfformation und die Kompanien ab. Der ehemalige Kommandeur schaut den Soldaten direkt ins Gesicht.
Heute wurde nun im Rahmen eines Appells das Kommando übergeben. Die Meldungen erfolgten an den General Standortaufgaben, Andreas Henne. Mit dem Wechsel des Kommandos ging auch die Weitergabe eines Ringes einher. Der goldene Ring mit dem hellblauen Stein, auf dem eine rote Grenadiersmütze abgebildet ist, kennzeichnet den Vorsitzenden des Semper talis Bundes. Das ist generell der Kommandeur des Wachbataillons.

Kai Beinke kann sich bereits morgen bei den militärischen Ehren für Recep Tayyip Erdoğan bei der Presse bekanntmachen.

Video:
Appell zur Übergabe des Kommandos über das Wachbataillon von Oberstleutnant Patrick Bernardy an Oberstleutnant Kai Beinke


Autor: Matthias Baumann