Samstag, 18. Oktober 2014

Festival of Lights 2014

Dort wo vor 25 Jahren noch die Schnellboote der ostdeutschen Grenztruppen patrouillierten, schippern heute Touristen aus aller Welt über die Spree. Lebensgefährlich ist nur noch das Gedränge am Steg, der das Ufer mit dem Schiff der Stern und Kreisschiffahrt verbindet.

Festival of Lights 2014 Stern und Kreisschiffahrt
Festival of Lights 2014 mit der Stern und Kreisschiffahrt
Wer an Großstädte denkt, assoziiert damit Beton und Glas und Straßen und wenig Grün. Berlin ist anders. Berlin ist grün und kann mit vielen Seen und Flüssen glänzen. Vor 25 Jahren war für die Hobby-Seefahrer der Hauptstadt immer mal wieder Schluss. Das aggressive Bellen von Kampfhunden am Ufer signalisierte die nahende Grenze zum anderen Teil der Stadt. Das Sportboot musste umdrehen.

Am heutigen Samstag fahren wir mit einem menschenüberfluteten Dampfer an der Rückseite der East Side Gallery vorbei, bewundern die illuminierten Fassaden Kreuzbergs und nutzen die Mühlendamm-Schleuse an der Fischerinsel zu einem Abstieg ins Regierungsviertel.

Festival of Lights 2014 Stern und Kreisschiffahrt
Festival of Lights 2014 mit der Stern und Kreisschiffahrt
Das 10. Festival of Lights hat Berlin in ein Meer von Laserstrahlen und großflächigen Projektionen getaucht. An einigen Häusern sind Lichtinstallationen angebracht, die auf vorbeiziehende Besucherströme reagieren. Stadtschloss, Berliner Dom und Bodemuseum gleiten an uns vorbei. Auf den Brücken stehen Berlin-Besucher und winken uns zu. Einige Brücken sind so flach, dass wir die Köpfe einziehen müssen. Nachdem wir den Bahnhof Friedrichstraße passiert haben, fahren wir durch das Band des Bundes. Der Reichstag ist hell erleuchtet und ebenso die Bundestagsgebäude und das Kanzleramt.

Festival of Lights 2014 Stern und Kreisschiffahrt
Festival of Lights 2014 mit der Stern und Kreisschiffahrt
Nach zwei Stunden ist die Fahrt durch die City vorbei. Die Anzahl der Fotos hätte vor 25 Jahren zwei Filme verbraucht, die man damals gleich in der Spree hätte entwickeln können. Nun ist so einiges anders - und das ist auch gut so!

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 17. Oktober 2014

Entzug des Personalausweises von Krisentouristen - Innenminister der Länder bei Thomas de Maizière

Heute hatten sich die Innenminister von Bund und Ländern im Bundesinnenministerium getroffen. Es ging um die Sicherheitslage im Zusammenhang mit Reisebewegungen in Krisenregionen und die Herausforderungen der Flüchtlingspolitik. Die Dringlichkeit dieser Themen hatte den Termin so kurzfristig möglich gemacht.

Nach einem mehr als zweistündigen Treffen fand eine Pressekonferenz mit hohem Medieninteresse statt. Bundesinnenminister Thomas de Maizière erläuterte zunächst die Themen und Ergebnisse, dankte den Exekutivbehörden und der Bevölkerung für ihre Mithilfe bei der Problembewältigung und stellte als eine der kurzfristigen Maßnahmen den neuen Behelfsausweis für potenzielle Krisengebietstouristen vor. Dieser solle eine Ausreise weitestgehend einschränken.

Das zur Einführung dieser Handhabung notwendige Gesetz werde gerade erarbeitet und relativ schnell vorgelegt. Es bestehe kein Zweifel an einer breiten Zustimmung des Bundestages. Flankiert wird dieses Vorhaben durch Artikel 18 des Grundgesetzes und §89a des Strafgesetzbuches.

Innenminister der Länder bei Thomas de Maizière
Treffen der Innenminister von Bund und Ländern - Thomas de Maizière stellt den Behelfsausweis vor

Auf die Frage, wie denn die Behörden auf Pässe oder Personalausweise zugreifen werden, antwortete de Maizière ebenfalls mit Verweis auf §89a des StGB, dessen Durchsetzung in der Regel mit einer Hausdurchsuchung einhergehe. Dabei werden erfahrungsgemäß die einzuziehenden Personalausweise und oft weitere gefälschte Pässe sowie Waffen sichergestellt.

Im Fokus stehen Personen, die die kürzlich verbotenen Symbole des IS verwenden, diesen mit Spenden oder Propaganda unterstützen, Reisen in die bekannten Krisengebiete unternehmen oder solche Reisen planen. Einige dieser Personen reisten zwar einfach kommentarlos ab, andere brüsten sich jedoch vorher mit den geplanten "Heldentaten". Bei Letzteren habe man kein Beweisproblem und könne den gesetzlichen Rahmen effektiv ausschöpfen. In einer anderen Armee zu kämpfen sei gemäß §28 StAG ein Grund zur Entziehung der Staatsangehörigkeit. Interessant wäre das übrigens auch bei Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft.

Bezüglich des Asylrechtes solle es eine deutliche Verkürzung der Bearbeitungszeiten geben, indem die Antragsteller bereits im ersten Durchlauf nach sicheren und verfolgenden Ländern selektiert werden.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) bemerkte, dass besonders junge Männer zwischen 16 und 25 Jahren den Salafismus attraktiv fänden. Suggeriere er ihnen doch einen Ausweg aus den typischen Lebenskrisen dieser Altersgruppe. Eine Aufklärung im Internet sei deshalb zwingend notwendig. Diese gebe es bisher nicht.

Eine große Herausforderung stellten minderjährige Asylsuchende ohne elterliche Begleitung dar. Für diese seien die Jugendämter zuständig, die jedoch mit dieser Aufgabe völlig überfordert seien.

Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) stellte innerhalb der Bevölkerung einen positiven Kulturwechsel beim Umgang mit Flüchtlingen fest. Überhaupt hätten sich die Asylanträge gegenüber den 1990er Jahren von vorwiegend wirtschaftlich motivierten Gründen zur Schutzsuche vor lebensgefährdender Verfolgung gewandelt. Um eine gerechte Lastenverteilung zu erreichen, sei auch der Bund gefordert. Hinsichtlich der Gesundheitsversorgung bestehe noch einiger Handlungsbedarf, da Asylanten oft wie Privatpatienten abgerechnet werden. Hier sei der Gestzgeber mit Lösungen für einen Angleich an die gesetzliche Krankenversicherung gefordert.

Der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern Lorenz Caffier repräsentierte die CDU-geführten Bundesländer und sprach sich ebenfalls für eine gerechte Verteilung der Asylbewerber aus.

Video:
Pressekonferenz - Einleitung durch Bundesinnenminister Thomas de Maizière
Tagesschau vom 17.10.2014 zum Treffen der Innenminister

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 16. Oktober 2014

belektro 2014 - Berlin unter Strom

Um den Strom von Besuchern gut bewältigen zu können, findet die am Mittwoch begonnene belektro 2014 an drei Tagen statt.

Erstaunlich, welch eine breite Industriepalette sich um das Thema Elektrizität und Strom im engeren und weiteren Sinne schart. In den vier Messehallen sahen wir Straßenbeleuchtungen, haushaltsübliche Energiesparlampen, Schaltkästen, elektronische Sicherheitstechnik, Abisolierzangen, Messgeräte und sogar knallrote Berufsbekleidung. Namhafte Firmen wie Siemens, Obeta oder ABB hatten ihre großen Stände am Wege des Besuchers platziert. Kaffeeduft und Obst lockten die Interessenten zum Gespräch mit den Vertriebsfachkräften.

belektro 2014 - Berlin unter Strom Tesla S
Tesla S präsentiert vom Ladestationsanbieter Mennekes auf der belektro 2014
Uns interessierte jedoch besonders das Segment eMobility. Hatte doch der Tagesspiegel in seinem Magazin "Berliner Köpfe" eine Testfahrt mit dem Tesla S avisiert. Das Auto, welches wegen seiner enormen Beschleunigung eher als Spielgerät für Männer in der Midlife Crisis zu werten ist, stand jedoch während unseres Besuches nicht zur Verfügung.

Deshalb mussten wir uns mit einem ausgedehnten Knöpfchentest im Tesla S des Ladestationsanbieters Mennekes begnügen. "Wenn Sie jetzt losfahren, donnern Sie durch die Wand", lautete die Warnung des Standbetreuers. Sicherheitshalber steckte er das Kabel in die fahrzeugeigene Ladedose. Die Sitze machten einen bequemen sportlichen Eindruck. Besonders auffällig war der Touchscreen im Format eines senkrecht gestellten Laptopbildschirms.

belektro 2014 - Berlin unter Strom
eMobility auf der belektro 2014
Energiegeladen ging es durch die nächsten Hallen. Zu Fuß.

Wir erspähten noch weitere Elektro-Fahrzeuge wie motorgetriebene Fahrräder, kleine Lieferwagen, BMW i3, Elektro-Smarts und sogar einen Nissan mit Ladeklappe unter dem vorderen Herstellerschild.


Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik 2014

Die Fenster hinter dem Podium geben den Blick in einen blau beleuchteten Raum frei. Dicht an dicht stehen dort blaue schmale Bücher in den Regalen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung erlebt nun schon den 65. Jahrgang und hat in diesem blauen Raum alle bisherigen Ausgaben archiviert.

FAZ Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik 2014
Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik 2014 - 65 Jahre FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung
Das Haus der FAZ in der Mittelstraße war daher genau der richtige Ort zur heutigen Verleihung des Ludwig-Erhard-Preises für Wirtschaftspublizistik 2014. Dieser Preis wird bereits seit 2001 an Wissenschaftler, Journalisten und Politiker vergeben, die sich bei der Erklärung oder aktiven Steuerung von Wirtschaft verdient gemacht haben.

Ludwig Erhard, der das Publikum von einem Plakat aus mit Zigarre und kritischem Blick mustert, war ein Verfechter freiheitsorientierter Wirtschaftspolitik. Solange es in den Grenzen des guten Miteinanders verlaufe, solle sich die Wirtschaft frei entfalten können. Roland Tichy, Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung, hatte kürzlich eine Erhard-Figur zur Platzierung auf Modelleisenbahnen gefunden. Das sei eine Hommage an diesen deutschen CDU-Politiker.

FAZ Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik 2014
Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik 2014 - Wolfgang Clement und Andreas Eichler
Roland Tichy stellte anschließend einen der Nachfolger Erhards vor: Wolfgang Clement. Clement war Wirtschaftsminister, Superminister und NRW-Ministerpräsident. Als Wirtschaftsminister hatte er sich etwas zu weit aus dem linken Fenster gelehnt und war analog Thilo Sarrazin in diverse Fettnäpfchen getreten. Wikipedia seziert deshalb genüsslich seinen Parteiaustritt. Heute ist der aktive Mittsiebziger noch als Aufsichtsrat in einigen bekannten Unternehmen wie Dussmann oder Landau Media tätig.

Wolfgang Clement war einer der Preisträger. Er wurde für sein Lebenswerk als Unternehmer und Politiker geehrt. "Es war eine spannende Zeit, als in Berlin noch Reformpolitik gemacht wurde" war einer seiner ersten Sätze. Das Thema Reformen setzte sich durch seine gesamte Rede fort. Es gab einen Rundumschlag gegen die große Koalition und gezielte Spitzen gegen sozialdemokratische Lieblingsthemen wie den Mindestlohn. "Der Gesetzgeber gehört nicht in die Lohnfindung" brachte ihm einen spontanen und länger anhaltenden Applaus ein. Man solle zudem bedenken, dass sich ein Gesetzgeber gerne ausbreitet, wo er zuvor eingeladen wurde. Die Regulierungen insbesondere beim Lohn werden wohl mittelfristig auch den Gewerkschaften auf die Füße fallen.

Der zweite Preisträger war Prof. Dr. Werner Plumpe. Werner Plumpe ist Theoretiker und analysiert die Wirtschaft aus geschichtlicher Sicht. "Die beste Diagnose stellt der Pathologe" traf den Kern seiner Rede, die bei den preußischen Wirtschaftsreformen begann und kurz vor der Gegenwart endete. Da sich die Wirtschaft ohnehin permanent zwischen Krise und Aufschwung bewegt, sei kein Grund zur Sorge. In diesem Wissen wird und bleibt alles gut.

FAZ Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik 2014
Ludwig-Erhard-Preis - Prof. Dr. Plumpe, Wolfgang Clement, Andrea Rexer, Patrick Bernau, Christian Salewski (vlnr.)
Mit gegenwärtigen Themen beschäftigen sich die weiteren Preisträger Andrea Rexer, Patrick Bernau und Christian Salewski. Andrea Rexer schreibt für die Süddeutsche Zeitung Artikel über wirtschaftliche Zusammenhänge insbesondere im Finanzbereich. Den Preis habe sie deshalb bekommen, weil sie dem Leser komplexe Vorgänge sehr leicht verständlich nahe bringen kann. Patrick Bernau ist Online-Wirtschaftsredakteur bei der FAZ und Christian Salewski freier Journalist. Letzterer hatte den Weg eines VW Golf von Deutschland nach Amerika verfolgt und die dabei gewonnenen Erkenntnisse an seine Leserschaft weitergegeben. Auf dem Rückweg begleitete er ein Steak aus Nebraska nach Deutschland.

Auch von unserer Seite aus herzlichen Glückwunsch!

Autor: Matthias Baumann

FAZ Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik 2014
Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik 2014 - Musikalisches Intermezzo durch Trio Laccasax vor 65 Jahren FAZ

Dienstag, 14. Oktober 2014

IVD Immobilientage in der IHK Berlin

Bauministerin Barbara Hendricks macht sich rar, wenn es um Reden auf Immobilientagen geht. So erlebten wir heute zum wiederholten Male, dass sie ihren Staatsekretär Adler einfliegen ließ. Die weit verteilten Baustellen der Stadt verzögerten allerdings auch dessen Ankunft, so dass noch genügend Zeit für Fragen an den Vorredner Professor Dr. Tobias Just von der IREBS Immobilienakademie zur Verfügung stand.

Er hatte zuvor über Preisentwicklungen am Immobilienmarkt referiert. Besonders interessant waren dabei wohl die Fallen bei der Mietpreisprognose, die sich entgegen der üblichen Auffassung nicht an der Veränderung des sonstigen Preisniveaus orientiert. Es komme dadurch zu regelmäßigen Fehlbewertungen.

IVD Immobilientage
13. Berlin-Brandenburg Immobilientage des IVD
Tobias Just machte sich für einen kontinuierlichen Neubau stark. Die damalige Eigenheimzulage sei für den Neubau sehr förderlich gewesen, zumal sie durch unterschiedliche prozentuale Bezuschussung den Neubau auch in strukturschwachen Regionen gefördert habe.

Auf die Frage, wie er denn die Umsatzentwicklung für 2015 einschätze, prognostizierte er "2015 wird ruhiger aber nicht schlecht".

Die 13. Berlin-Brandenburg Immobilientage des IVD finden heute und morgen in der IHK Berlin statt. Begleitet werden die Immobilientage von diversen Workshops. Es geht um Rechtsfragen, politische Rahmenbedingungen, Strategien, Immobilienverwaltung, Bewertung von Immobilien und weitere Themen, die den Markt bewegen.

Der Markt an Ausstellern war ebenso vielseitig. Diese präsentierten sich im Foyer des Ludwig Erhard Hauses. Banken, Bauträger, Zulieferer, Versicherungen und Softwareanbieter standen einträchtig nebeneinander und boten den Interessenten aus der Immobilienwirtschaft einen Einblick in vielleicht bisher noch nicht wahrgenommene Möglichkeiten.

Autor: Matthias Baumann

Samstag, 11. Oktober 2014

6th Commonwealth Dialogues im Châlet Suisse

Wo liegt nun schon wieder Singapur? Irgendwo zwischen Thailand und Australien, gleich unterhalb Malaysia, welches in den letzten Monaten immer wieder mit tragischen Flugzeugereignissen in die Schlagzeilen gekommen war.

Singapur hat eine Einwohnerzahl, die in der Mitte zwischen Manhattan und Berlin liegt. Amtssprache neben Tamil, Malaiisch und Chinesisch ist Englisch. Die Krone ist ganz schön weit in der Welt herumgekommen und hat ihre Spuren und wirtschaftlichen Abhängigkeiten auch in diesen südlichen Regionen hinterlassen. 54 Staaten auf fünf Kontinenten umfasst der Commonwealth und ist an etwa 20% des Welthandels beteiligt.

Commonwealth Dialogues im Châlet Suisse
Am Donnerstag fanden im Châlet Suisse die 6th Commonwealth Dialogues statt. Gastgeber war diesmal Jai S Sohan, der Botschafter Singapurs. Das Format dieses Zusammentreffens von Wirtschaft und Diplomatie wird seit einigen Jahren in regelmäßigen Abständen durch Rödl & Partner und die BCCG British Chamber of Commerce in Germany organisiert.

Um eine möglichst hohe Meinungsfreiheit in den Gesprächen zu erzeugen, verlaufen die Commonwealth Dialogues unter den Chatham House Rules. Es treffen Repräsentanten unterschiedlicher politischer, wirtschaftlicher und religiöser Prägungen zusammen und führen einen offenen Dialog, den Commonwealth Dialogue.

"You can say Jai to me" war die Einladung zum Gespräch mit dem Gastgeber aus Singapur.

Der Respekt vor den Chatham House Rules verbietet allerdings weitere Ausführungen über den interessanten Abend und die äußerst vielseitigen und informativen Gespräche. Da hilft nur: beim nächsten Mal selbst dabei sein.

Autor: Matthias Baumann

P.S.: Offizielle Fotos (BCCG) zu den 6th Commonwealth Dialugues von Jürgen Sendel

Freitag, 10. Oktober 2014

Chinesischer Ministerpräsident Li Keqiang bei Angela Merkel

Das passt ja. Gestern hatten wir uns noch mit einem Insider über deutsches Engagement und den UK Bribary Act zur Bekämpfung von Korruption unterhalten. Heute findet zum zwölften Mal der "internationale Tag gegen die Todesstrafe" statt und gleichzeitig besucht der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang die Bundeshauptstadt.

Gerade China geht zur Zeit sehr konsequent gegen Korruption vor und verhängt dann gelegentlich auch Todesurteile. Dadurch habe sich so manch ein unliebsamer Wettbewerber von der politischen Karriereleiter stoßen lassen. Die Angst bei den Funktionären geht um, so dass einige beliebte Sterne-Restaurants in Peking schließen mussten. Auch der gern genommene Mondkuchen kann zur Zeit zu einem empfindlichen Stolperstein werden, wenn "versehentlich" wieder einiges Bargeld eingebacken wurde. In den Ländern jenseits des Schwarzen Meeres hat man ein recht interessantes System zur Steuerhinterziehung und Bestechung entwickelt. Während in Europa fast alles nur noch bargeldlos per Banktransaktion abgewickelt wird und damit für das Finanzamt transparent ist, laufen in Asien viele 50%-Geschäfte. 50% gehen über die Banken und die andere Hälfte per Bargeld. Kein Wunder also, wenn bei überführten Entscheidungsträgern plötzlich ganze Schränke voll Banknoten gefunden werden.

Chinesischer Ministerpräsident Li Keqiang bei Angela Merkel
Chinesischer Ministerpräsident Li Keqiang bei Angela Merkel
Wogegen die Demonstranten außerhalb des Kanzleramtes so lautstark protestierten, konnten wir nicht feststellen, da die Transparente auf Chinesisch verfasst waren. In sicherem Abstand und getrennt durch ein dekoratives Wasserspiel fand die Begrüßung des Ministerpräsidenten im Ehrenhof des Kanzleramtes statt. Die deutsche Delegation war aus der Crème de la Crème der ministerialen Amtsträger zusammengesetzt.

Chinesischer Ministerpräsident Li Keqiang bei Angela Merkel
Chinesischer Ministerpräsident Li Keqiang bei Angela Merkel - Aufstellung der Delegationen
Das Händeschütteln dauerte einige Zeit. Dafür war die Zeremonie mit militärischen Ehren etwas kürzer. Angela Merkel und Li Keqiang wirkten entspannt und in freudiger Erwartung der dritten Deutsch-Chinesischen Regierungskonsultationen.

Nicht nur die USA schauen momentan verstärkt in Richtung China, auch Deutschland hat die wirtschaftlichen Zeichen der Zeit erkannt und intensiviert kontinuierlich seine Kontakte in den Fernen Osten. Das ist gerade in Sicht auf den schwächelnden Euro äußerst clever.

Chinesischer Ministerpräsident Li Keqiang bei Angela Merkel
Chinesischer Ministerpräsident Li Keqiang bei Angela Merkel - Begrüßung mit militärischen Ehren
Die Bundeskanzlerin wird den ganzen weiteren Tag mit Li Keqiang verbringen und diesen mit einem gemeinsamen Abendessen abschließen. Schon allein dieses Zeitbudget zeigt, mit welch hohem Stellenwert die Beziehungen zu China behandelt werden.

Videos:
Ankunft und Begrüßung mit militärischen Ehren
Einzug der Ehrenformation

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Polnische Ministerpräsidentin Ewa Kopacz bei Angela Merkel

Als "nette Atmosphäre" bezeichnete die neue polnische Ministerpräsidentin Ewa Kopacz die Stimmung bei ihrem Zusammentreffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die seit 22.09.2014 als Premierministerin fungierende Polin hatte mit Angela Merkel so einige Themen zu bereden.

Polnische Ministerpräsidentin Ewa Kopacz Angela Merkel
Die Presse wartet auf die neue Polnische Ministerpräsidentin Ewa Kopacz und Bundeskanzlerin Angela Merkel
Dass "die Chemie stimmt" zeigte schon allein der um eine halbe Stunde verspätete Beginn der Pressekonferenz im Kanzleramt. An einer Brüstung hing ein verlassenes ZDF-Mikrofon, an den Übersetzungsstationen flimmerten die roten Leuchtbänder mit "DEUTSCH", "POLNISCH" und "ORIGINAL". Journalisten tauschten sich aus und stellten fest, dass es auch in den Hauptstadt-Redaktionen eine rege deutsch-polnische Durchmischung gibt. Eine Polin hatte ihrem Nachfolger noch eine Flasche Vodka unter dem Schreibtisch hinterlassen. Heute trafen sie sich das erste Mal persönlich.

Polnische Ministerpräsidentin Ewa Kopacz Angela Merkel
Pressekonferenz - Polnische Ministerpräsidentin Ewa Kopacz und Bundeskanzlerin Angela Merkel
Die Frage nach der Chemie wurde wohl nicht von ungefähr seitens eines polnischen Fernsehreporters gestellt, wirkten doch die Damen nach der langen Unterredung etwas erschöpft. Das änderte sich allerdings im Laufe der Pressekonferenz. Die beiden Spitzenpolitikerinnen hatten über die Ukraine, den Euro und verschiedene weitere Dinge geredet. Ob es auch um die grenzüberschreitende Kriminalität ging, blieb ungewiss. Auch das Bundesinnenministerium hüllt sich zu praktischen Ergebnissen oder gar Erfolgen des im Mai unterzeichneten Polizeiabkommens mit Polen in Schweigen.

Angela Merkel war es wichtig, dass ihr die Gespräche mit Ewa Kopacz gezeigt hatten, dass mit "Kontinuität" in den deutsch-polnischen Beziehungen zu rechnen sei. Berechenbare Nachbarn sind wichtig, insbesondere wenn sie den Puffer zum nächsten Krisenherd bilden.

Video:
Beginn der Pressekonferenz mit einer Erklärung von Angela Merkel

Autor: Matthias Baumann

Montag, 6. Oktober 2014

Nicaragua trifft deutsche Wirtschaft

Nicaraguas Präsidialamtsminister Dr. Paul Oquist reist durch die Welt und wirbt für sein wirtschaftlich erstarkendes Land. Nach vielen Jahren auf den letzten Plätzen des Armutsindex und herben Rückschlägen durch Naturkatastrophen rappelt sich diese zentralamerikanische Nation wieder auf.

Um der Armut nachhaltig Herr zu werden, wurden durch die Regierung mehrere Programme aufgelegt. Bildung und Gesundheitsversorgung seien kostenlos nutzbar. Nicaragua habe zudem die niedrigsten Lebenshaltungskosten Lateinamerikas. Der Minister gab jedoch zu bedenken, dass "niedrige Lebenshaltungskosten auch das Leben kosten" können. Dennoch habe man im Gegensatz zu sämtlichen Nachbarstaaten die niedrigste Kriminalität. Diese sei weiterhin rückläufig. Besonders spüre man das bei Kfz-Diebstählen, von denen auch Dr. Oquist bereits betroffen war. Das in der Region äußerst populäre Express Kidnapping sei in Nicaragua kaum ein Thema. Deshalb bezeichnete der Minister sein Land als "Oase der Ruhe".

Nicaragua Bundesforum Mittelstand
Nicaraguas Präsidialamtsminister Dr. Paul Oquist und Botschafterin Karla Beteta während der Wirtschaftspräsentation
Nicaragua diversifiziert seine Kooperationen mit Investoren. Mit den USA besteht ein Freihandelsabkommen und auch Großunternehmen aus China sind gern gesehen. Die geografische Lage mit Wind, Wasser und Vulkantätigkeit machen Nicaragua zu einem interessanten Siedlungsgebiet für unterschiedliche Energiegewinnungsformen. In diesem Bereich gebe es ein Abkommen mit Brasilien. Dennoch reiche das aktuelle Wachstum von 5% nicht aus, um die Armut effektiv zu beseitigen. Das Wachstum müsse bei acht bis zehn Prozent liegen.

Einen Wachstumsschub der ganz besonderen Art bekommt Nicaragua jedoch zur Zeit durch den Bau des "El Gran Canal", der den Atlantik mit dem Pazifik verbinden soll. Der nördlich orientierte Schiffsverkehr spart dadurch etwa 1.000 Kilometer Seeweg gegenüber der Nutzung des Panamakanals. Auf die Menge der bewegten Frachten ergibt sich daraus ein beachtliches Einsparpotenzial.

Obwohl bereits vor 500 Jahren die Möglichkeit einer solchen Schifffahrtsstraße thematisiert wurde, kam es erst 2012 zur finalen Zustimmung des Parlaments zum Bau dieses Kanals.

Während des gesamten zweiten Teils des ministerialen Vortrages fragte ich mich, warum es den Kanal nicht schon lange gibt? Das wäre doch der ultimative Wirtschaftsmotor der Region. Schaut man sich die Geschichte an, so ist diese von Desinteresse, wechselnden Machtverhältnissen und regionalen Befindlichkeiten geprägt. Immer wieder gab es Vorstöße zu Planung und Bau, aber immer wieder kam etwas dazwischen: Kanonenboote, Finanzkrise, gesetzliche Regelungen oder gestürzte Monarchen.

Das aktuelle Bauprojekt hat eine sportliche Zielvorgabe. Innerhalb von fünf Jahren soll der Kanal fertiggestellt sein. Vergleicht man das mit Bauprojekten am Stadtrand von Berlin, scheint dieses Vorhaben nahezu unmöglich. Allerdings wurde das Konsortium HKND aus Hongkong mit ins Boot geholt. Firmen aus Fernost schaffen das.

Zusammen mit dem Kanal sind fast 600 Kilometer Straßen zu bauen, ein Flughafen, Touristenzentren und zwei größere Häfen. An der Pazifikküste ist eine Freihandelszone vorgesehen.

All diese Informationen ermutigten die Gäste aus der Wirtschaft, die heute in das Haus der Bundespressekonferenz gekommen waren, mit Nicaragua auf Tuchfühlung zu gehen. Axel Hübner vom Bundesforum Mittelstand nannte konkrete Projekte, die bereits über die Dominikanische Republik laufen. Mit einem begeisterten "excelente" bestätigte Dr. Oquist den Bedarf an der Zusammenarbeit mit deutschen Firmen im Energie-, Umwelt- und Softwarebereich. Er wolle entsprechende Kontakte herstellen. Bildungstransfer sei ebenfalls willkommen. Die bestehenden Netzwerke über Universitäten und Unternehmen der Dominikanischen Republik seien als Sprungbrett nach Nicaragua äußerst nützlich.

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 30. September 2014

BND und die Wahrnehmung von Konflikten

Sucht man bei Google nach Ernst Uhrlau, wird einem zunächst "Urlaub" vorgeschlagen. Bunte Bilder aus aller Welt schmücken die Ergebnisseite. Erst wenn man die Suche um ein Leerzeichen und die Buchstabenfolge "bnd" ergänzt, erscheint der ehemalige BND-Chef Ernst Uhrlau. Vor vierzig Jahren begann Ernst Uhrlau als Lehrkraft an der Landespolizeischule Hamburg und erreichte den Höhepunkt seines beruflichen Werdeganges Ende 2005 als Präsident des Bundesnachrichtendienstes.

Ernst Uhrlau ist ein Sicherheitsexperte, der sein Handwerk von der Pike auf gelernt hat und den Teilnehmern des heutigen Unternehmerfrühstücks der Preußischen Gesellschaft im Hilton einige interessante Zusammenhänge erläutern konnte. Da er seit 2012 außer Dienst ist, habe er nun auch mehr Freiheiten in der Argumentation.

Viele Konflikte nehme man hier in Europa gar nicht wahr, was auch darin begründet sei, dass die Medien gar keinen Platz mehr dafür zur Verfügung hätten. Deshalb konzentriere man sich dort nur auf ausgewählte Krisenherde.

BND Präsident a.D. Ernst Uhrlau
BND-Präsident a.D. Ernst Uhrlau mit Michael Kayser und Volker Tschapke (vlnr.)
In Fernost sei inzwischen ein Machtkampf um Inseln entbrannt, deren Zugehörigkeit nie so recht definiert war. Nach erfolgreichen Probebohrungen setze China nun die Macht des Stärkeren ein, um sich Rohstoffe und Fischereipotenziale zu sichern.

Priorisiert werden von der deutschen Presse eher die näheren Konflikte wie Ukraine und Nahost. Dadurch könnten in Teilen der Erde Entwicklungen stattfinden, deren Folgen uns in den nächsten Jahren zunehmend beschäftigen werden. Was niemand wusste ist, dass Nigeria inzwischen die Wirtschaftsführung des Kontinentes vor Südafrika eingenommen hat. Die allgemeine Unwissenheit bedingt, dass die dortigen Probleme inklusive Boko Haram nicht in den Griff zu bekommen sind.

Russland koppele sich zunehmend von Europa ab und richte seine Aufmerksamkeit auf China und Fernost. Wichtig dabei sei, dass die Partnerstaaten es nicht so genau mit den Freiheiten der Bevölkerung nehmen. In Russland habe Putin jedoch die Führungsriege und das Volk hinter sich, da er als Inbegriff von Stabilität und Berechenbarkeit angesehen werde.

Dass Unwissenheit vor Strafe nicht schützt, haben die USA insbesondere beim aktuellen IS-Thema erleben müssen. Sie seien plötzlich aufgewacht als die erste amerikanische Geisel enthauptet wurde. Plötzlich habe man erkannt, das ehemalige Verbündete zu Feinden geworden sind. Plötzlich habe man gesehen, dass die Gegner über gut ausgebildete Militärkräfte, moderne Waffensysteme und durch Frustration motivierte Bevölkerungsgruppen verfügen. "Es wäre mir peinlich gewesen, wenn ich die Verantwortung gehabt hätte und mir diese Entwicklungen entgangen wären", kommentierte Ernst Uhrlau dieses plötzliche Erwachen der USA. Ein Nachrichtendienst müsse die Lage durch vielfältige Informationen, durch "read the lips" und die rote Linie der Handlungsweisen von Spitzenpolitikern beurteilen.

Dabei wurde dieser Konflikt schon lange Zeit vorher angeheizt. Es gab Unterstützung der Moslembrüder durch die Türkei, um die Kräfteverhältnisse in bestimmte Richtungen zu verlagern. Es gab die Ausrüstung der irakischen Streitkräfte, die nun vom IS "gekauft" wurden. Und zwischendrin immer wieder die tsunamigerechte Einstellung "guckt mal, das Wasser geht gerade wieder zurück", bevor die eigentliche Welle über das Land fegt. Der zweifelhaft agierende Türke Erdogan sieht sich nun selbst in einer ungeplanten Lage, da die IS einen Keil zwischen die kurdischen Kantone getrieben habe und Grenzsicherungen und Flüchtlingsströme nicht mehr kalkulierbar seien.

"Erst mitzündeln und dann bei der Feuerwehr dabei sein", war Uhrlaus lakonische Zusammenfassung dieser politischen Spiele.

Zu den Luftschlägen sagte Ernst Uhrlau, dass diese nur mit genauer Kenntnis erfolgreich seien. Ohne Bodentruppen könne man diesen Konflikt nicht lösen. Da die Zielbestimmung zu ungenau sei und zwischen Abflug und Beschuss wieder ganz andere Konstellationen am Boden herrschen können. Man müsse die Gegner an ihren empfindlichen Stellen wie beispielsweise den Finanzströmen treffen, zumal die flüchtenden Streitkräfte nicht nur moderne Waffen, sondern auch weitere notwendige Ressourcen hinterlassen hatten.

Interessant waren auch die Ausführungen über den Terror-Tourismus aus Europa. Dieser gestalte sich mengenmäßig sehr unterschiedlich, da es in den EU-Staaten unterschiedliche islamistische Migrantenstrukturen gebe, die nicht unbedingt mit dem IS harmonieren. Ernst Uhrlau betonte, dass es sich in jedem Fall um einen "religiösen Split" handele, in den nicht nur die Region, sondern auch Europa und die USA mit Langzeitwirkung verwoben sein werden.

Anschließend unterhielten wir uns noch über die möglichen Manipulationsszenarien bei Bildern und Videos, die Echtheit und Aktualität von Pressefotos sowie die ambivalente Verwertbarkeit von Satellitenaufnahmen.

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 26. September 2014

Kommunikationskongress 2014 #kk14 - Kanzleramtsminister Peter Altmaier @kkongress

Es war kein virtueller Stau. Auch das "Internet der Dinge" konnte diesen nicht lösen, als Kanzleramtsminister Peter Altmaier zu seinem Votrag über "Politik und Medien im digitalen Zeitalter" beim Kommunikationskongress 2014 ins Berlin Congress Center eilte. So begann die Rede des "Bundesministers für besondere Aufgaben" unter Einhaltung des Akademischen Viertels.

Am Vortragsstil merkt man sehr schnell, ob sich ein Minister mit dem Gesagten identifiziert, oder ob er die fachkompetenten Zeilen eines Ghostwriters abliest. Peter Altmaier könnte man als Vollblut-Twitterer bezeichnen, nachdem er mit viel Elan und eigenen Praxisbeispielen über die Wandlungen in der Politik durch den medialen Fortschritt referierte.

Kommunikationskongress 2014 #kk14 Peter Altmaier
Kanzleramtsminister Peter Altmaier auf dem Kommunikationskongress 2014 #kk14
Die Politik könne die technische Entwicklung nicht aufhalten, sie könne lediglich gute Rahmenbedingungen schaffen. "Das Internet kann nicht nur Wahlkampf", wir müssten uns auf eine ganz neue Art des Politikmachens einstellen. Die durch die Französische Revolution geschaffenen demokratischen Mechanismen würden durch die Digitalisierung und die damit verbundene Geschwindigkeit der Informationsvermittlung auf den Prüfstand gestellt.

Peter Altmaier erzählte ein Beispiel, wo er nachts um 2:00 Uhr einen Tweet abgesetzt hatte, der um 6:00 Uhr bereits im Deutschlandfunk aufgegriffen, mittags bereits 1.000 Mal retweetet wurde und am nächsten Tag die Printmedien tangierte. So komme es heute auch vor, dass unbedeutende Fauxpas wie beispielsweise bei der Übergabe eines Präsentkorbes so über die sozialen Netzwerke verteilt werden, dass sie von der unbedeutenden Panne zur nachhaltigen Diskreditierung eines Politikers im Wahlkampf werden können.

"Das Internet ermöglicht politische Partizipation in Permanenz", sagte der Kanzleramtsminister und untermauerte das mit dem Beispiel eines Rentners, der von seinem heimischen PC aus seine Meinung zu politischen Themen im Internet hinterlässt.

Kommunikationskongress 2014 #kk14 Peter Altmaier
Kommunikationskongress 2014 #kk14
Das Internet werde aber nicht nur genutzt, sondern auch zunehmend missbraucht. Das zeigten kriminelle Informations- und Vermarktungsstrukturen. So habe der Nutzen auch eine Kehrseite, die wiederum in die Regulierungsobhut des Justiz- und Innenministerium falle.

Peter Altmaier fand es nicht angebracht, dass es inzwischen modern sei, über die großen Internetkonzerne zu schimpfen. Man solle doch viel lieber einmal mit ihnen reden. In diesem Zusammenhang ging er auf die Digitale Agenda ein und darauf, dass eine neue Unternehmenskultur zu Gunsten von Startups zu entwickeln sei. Viele Startups scheiterten bereits in den ersten zwei Jahren und seien dann moralisch so am Boden zerstört, dass sie einen weiteren Anlauf oft nicht wagen. In den USA sei das ganz anders. Deshalb müsse man sehen, hier nicht den technologischen Anschluss zu verlieren.

Der Kommunikationskongress 2014 hatte gestern begonnen. Die Reden im Plenum werden flankiert von unzähligen Einzelseminaren rund um die Themen Medien, PR, Journalismus und Internet. Am gestrigen Abend gab es die beliebte Gala "Speakersnight" mit Gastredern wie dem ehemaligen amerikanischen Botschafter John Kornblum.

Die Aussteller im Berlin Congress Center lassen sich immer wieder neue mediale Magneten einfallen. Am Stand von Landau Media trafen wir Vorstandsmitglied Michael Busch, während im Hintergrund Vorstand Uwe Mommert als James-Bond-Double im BMW Z4 über die virtuelle Leinwand raste.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 24. September 2014

Personalmanagement und demographischer Wandel

Thomas Sattelberger konnte viel aus seiner Manager-Karriere bei Daimler, Lufthansa, Continental und der Telekom berichten. Sein Arbeitsschwerpunkt lag vorwiegend im Personalbereich. "Ich bin ein Freund des atmenden Unternehmens", sagte er in seinem einführenden Vortrag anlässlich der heutigen Veranstaltung "Personalmanagement in Zeiten des demographischen Wandels".

Eingeladen hatte dazu der BAP Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister in die Landesvertretung Rheinland-Pfalz.

BAP Landesvertretung Rheinland-Pfalz
BAP in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz
Thomas Sattelberger zeigte einige Diagramme, die recht interessante Entwicklungen verdeutlichten. So gebe es bis 2030 mit 8,6 Mio. Erwerbstätigen eine regelrechte Akademikerschwemme, die das Defizit an praxisorientierten Ausbildungen nicht so recht zu kompensieren vermag. Facharbeiter werden nach diesen Hochrechnungen nur etwa 3,5 Mio. zur Verfügung stehen. Das alte Prinzip von zwei Facharbeitern auf einen Akademiker ist dann umgekehrt. In diesem Zusammenhang erinnern wir uns gerne an das Zitat von Norbert Blüm: "Früher zählte noch Leistung, heute reicht ein Diplom".

Auch wenn von Seiten internationaler Handelskammern und politisch Verantwortlicher immer wieder die weltweite Einführung unserer dualen Berufsausbildung gelobt wird, verliere diese jedoch in der deutschen Gesellschaft kontinuierlich an Wert.

Der ehemalige Telekom-Manager ist auch ein großer Befürworter von Diversity, die in verschiedener Couleur auf sämtliche seiner Thesen Einfluss hatte. Das begann bei der Hinterfragung der Mehrsprachigkeit von Speiseplänen in der Kantine und endete bei der direkten Ansage, dass zu homogene Führungsteams kein wetterfestes Unternehmen leiten könnten. Er forderte zudem eine qualifizierte Zuwanderung und eine damit verbundene gute Willkommens-Kultur. Die Verbleibdauer der benötigten Fachkräfte sei einfach zu kurz. Abgesehen von interkultureller und internationaler Vielfalt fehle es den Unternehmen in der Zukunft auch an Kreativität. Da Kreativität eher durch Talent als durch Ausbildung zur Entfaltung kommt, werden solche Kräfte bald sehr kostbar sein.


BAP Landesvertretung Rheinland-Pfalz
Es gebe sechs konkrete Handlungsfelder im Personalbereich:

Bildung
Arbeitgeberattraktivität
Diversity (Vielfalt)
Gesundheit
Führung
Personalplanung

Auf all diese Bereiche ging Thomas Sattelberger ausführlich ein.

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden die Thesen unter anderem mit BAP-Vize Sebastian Lazay diskutiert und mit vielen Praxisbeispielen untermauert.

Die Personaldienstleistung zeigt bereits jetzt, dass sich auch die Werbungsrichtung verändert. Während sich früher die Arbeitnehmer beworben und angestanden haben, bewerben sich inzwischen die Unternehmen um Mitarbeiter und können froh sein, wenn sie das passende Personal finden. Bei letzterem hilft die Zeitarbeit.

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 23. September 2014

Fußball mit Bundestagspräsident Norbert Lammert

Schon zum fünften Mal hatten Bundestagspräsident Norbert Lammert und die Konrad-Adenauer-Stiftung zur Diskussionsreihe "Vom Glanz und Elend der öffentlichen Rede" eingeladen. Nach bisherigen Schwerpunkten wie Rechtssystem, Kirche und Wirtschaft ging es heute um Sport.

Norbert Lammert ist nicht nur Präsident und Mitglied des Bundestages, sondern auch Mitglied des VfL Bochum. Von Ämterhäufung kann man in diesem Falle noch nicht reden. Das wurde jedoch mit einem zwinkernden Auge dem ebenfalls anwesenden Christoph Metzelder unterstellt. Dieser hatte früher beim FC Schalke 04 gespielt und bringt nun seinen Heimatverein TuS Haltern nach oben. Neben dem Fußball engagiert er sich auch sozial und hat sogar eine Stiftung gegründet. Wie übrigens auch andere Profi-Fußballer und Norbert Lammert.

Norbert Lammert Christoph Metzelder Wolfgang Niersbach Konrad-Adenauer-Stiftung
Sport in der Konrad-Adenauer-Stiftung - Christoph Metzelder und Norbert Lammert
Auch bei Eberhard Gienger sind Sport und Politik eng verwoben. Der heutige Bundestagsabgeordnete hatte damals den Gienger-Salto am Reck erfunden und tritt nun im Plenarsaal unter der Reichstagskuppel für die Sache des Sports ein. Er bedauerte, dass der Fußball einen so überdimensionalen Stellenwert habe, danach irgendwann die Formel 1 komme und das Turnen gerade mal die Fünfprozent-Hürde des allgemeinen Interesses überspringt. Nach seinen finalen Recherchen liege das an den fehlenden Moderatoren für seine Sportart. Es fehle Hintergrundwissen und Begeisterung, so dass in der Regel nur unkommentierte Bilder über den Flatscreen gesendet werden.

Norbert Lammert konnte diesen Interessenkonflikt im Vergleich von Bundestagsveranstaltungen am Brandenburger Tor und dem Auftritt der aktuellen Fußball-Weltmeister bestätigen: "Die Freude am Sport ist größer als die Freude an der Politik".

Norbert Lammert Christoph Metzelder Wolfgang Niersbach Konrad-Adenauer-Stiftung
Sport in der Konrad-Adenauer-Stiftung - vlnr. Eberhard Gienger, Wolfgang Niersbach, Moritz Müller-Wirth
Da der Fußball ein so übergewichtiges Thema in der Gesellschaft ist, war ein weiterer Gast aus diesem Bereich in die Konrad-Adenauer-Stiftung gekommen: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Er ist Chef des zweitgrößten Fußballbundes der Welt. Die Chinesen seien wohl die Größten, zählten aber auch anders.

Wolfgang Niersbach blickt auf eine interessante Historie im deutschen Fußball zurück. Er war immer nah dran, wenn es um wichtige Entscheidungen zu Austragungsorten ging und es Verbindungen zwischen Sport und Politik herzustellen galt. In seinem Impulsvortrag berichtete er sehr anschaulich über die Entwicklung der Fußball-WM 2006, über Widerstände der Stehplatzbesucher und über Befindlichkeiten von Nachbarländern über eine Austragung in Deutschland. "Die Welt zu Gast bei Freunden" und das Smiley-Logo konnten diese Befindlichkeiten sehr gut entschärfen. Auf politischer Ebene war es gerade mit dieser WM gelungen, einen gesunden Patriotismus zu erzeugen. Man sei nun auch bereit, wieder Flagge zu bekennen, nämlich Schwarz-Rot-Gold.

Es sei zudem ein ganz neues Gemeinschaftsgefühl gewachsen. Der prognostizierte Trend zum Chips essenden Fan vor dem privaten Bildschirm blieb aus. Stattdessen gewann das Public Viewing so sehr an Bedeutung, dass heute sogar Tickets dafür gekauft werden, um ein Fußballspiel in Gemeinschaft auf einer Videoleinwand zu sehen.

Norbert Lammert Christoph Metzelder Wolfgang Niersbach Konrad-Adenauer-Stiftung
Sport in der Konrad-Adenauer-Stiftung - vlnr. Moritz Müller-Wirth, Christoph Metzelder, Norbert Lammert
In anderen Ländern hinterlässt der Sport ebenfalls Spuren. Während es in China vor den Olympischen Spielen offiziell keine Behinderten gab, wurden diese plötzlich zu den Paralympics sichtbar. Dabei ist die Zahl der Behinderten in China mit der Einwohnerzahl Deutschlands vergleichbar.

Dass Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck im Stadion erscheinen und begeistert mit der Nationalmannschaft mitfiebern sei auch nicht selbstverständlich. Genauso wie die Teilnahme von Gesundheitsminister Gröhe an dieser Veranstaltung.

Moderiert wurde der Abend übrigens von Moritz Müller-Wirth, der für "Die Zeit" schreibt. Er wurde von Norbert Lammert als jemand vorgestellt, der schon mal über Sport geschrieben habe - auch kritisch.

Insgesamt war es ein sehr interessanter Abend, an dem klar wurde, wie eng Sport, Politik und gesellschaftliches Wohlbefinden zusammenhängen.

Hier geht es zum Bericht und Interviews (Videos) der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Autor: Matthias Baumann

Sonntag, 21. September 2014

21. Summerbrunch im Kosaido Golf Club

Was hat sommerliches Wetter mit Heinz F.W. Wilkening zu tun? Und was verbindet Lebensmittel mit Golf und BMW?

21. Summerbrunch im Kosaido Golf Club
Gestern fand im Kosaido Golf Club in Düsseldorf der 21. Summerbrunch statt. Eingeladen hatten der Düsseldorfer Unternehmensberater Heinz F.W. Wilkening und die weltweit agierende Werbeagentur McCann. Von Jahr zu Jahr werden es mehr Gäste. Hier treffen sich die Geschäftsführer und wichtigsten Entscheider der Lebensmittelbranche. Auch die immer hervorragend informierte Lebensmittelzeitung war zugegen.

Selbst wenn keiner der Gäste zum Golfspielen gekommen war, bot die Location auch in diesem Jahr wieder ein gelungenes Ambiente für die Beherbergung dieses traditionsreichen Events.

Einige der Gäste fragten sich: "Wie macht der Heinz Wilkening das nur immer mit dem Wetter"? Die Antwort konnten wir auch nicht geben, zumal wir gut 75% des Weges von Berlin nach Düsseldorf durch mehr oder weniger starken Regen gefahren waren.

Die Anfahrt hatte uns der BMW Excellence Club mit einer Erlebnisfahrt im BMW 640d Grand Coupé versüßt. 1.200 km durch die Bundesrepublik mit dem viertürigen Sportwagen der Premiumklasse hatte einen gewissen Reiz. 313 PS und ein Verbrauch von 6,9 Litern Diesel bei durchschnittlich 130 km/h sind schon eine bemerkenswerte Ingenieursleistung.

21. Summerbrunch im Kosaido Golf Club
21. Summerbrunch im Kosaido Golf Club - wiederholt schönes Wetter
Bei ausgiebigen Gesprächen und gutem Essen verging die Zeit wie im Fluge. Zwischendrin gab es noch das traditionelle Gruppenfoto.

Vielen Dank an Denise und Heinz F.W. Wilkening sowie McCann für diesen interessanten Tag im grünen Gürtel von Düsseldorf.

Autor: Matthias Baumann

21. Summerbrunch im Kosaido Golf Club
21. Summerbrunch im Kosaido Golf Club

21. Summerbrunch im Kosaido Golf Club
21. Summerbrunch im Kosaido Golf Club


Zum Video von center.tv Düsseldorf ...