Freitag, 25. Dezember 2015

Schloss Meseberg und die Bio-Gans

Die Pute von Panem hat nun eine aristokratische Gefährtin gefunden: die Gans von Meseberg.

Meseberg - ein Dorf mit etwa 150 Einwohnern - liegt nördlich von Berlin inmitten der Seenlandschaft von Stechlin, Gransee und Rheinsberg.

Schloss Meseberg
Schloss Meseberg
Nur knapp 60 Kilometer muss der Staatsgast vom Flughafen Tegel bis zu seiner temporären Residenz am Huwenowsee zurücklegen. Auch den Fahrern der Motorradeskorte sollte die Überlandfahrt auf der B96 Freude bereiten. Die berüchtigten Blitzer Brandenburgs fehlen auf dieser Strecke und der Feldweg von der B96 nach Meseberg ist nun einer glatten, gut und schnell befahrbaren Asphaltstraße gewichen. Die Kanzlerin erscheint hier auch gelegentlich - per Bundeswehrhubschrauber.

Aber warum Brandenburg? Warum Meseberg? Schloss Meseberg war vor zwanzig Jahren noch eine Bauruine. Wir besuchten damals Tante Marianne, bei der meine Frau viele Jahre ihre Sommerferien verbracht hatte. Enten, Gänse und Hunde tollten hinter dem Haus. Eine Katze fauchte uns an. Einige Jahre später, während der Beerdigung von Marianne, ließ unsere Tochter ihre ersten lauten Sätze in der renovierungsbedürftigen Dorfkirche erschallen. Der Pfarrer war über das ungeplante "Echo" irritiert.

Schloss Meseberg diente nach dem Krieg als Kindergarten und Schule. Onkel Gerd kann sich noch gut an diese Zeit erinnern. Nach der Wende hatte es Zeit zum weiteren bausubstanziellen Verfall. 1995 wurde das Schloss von der Messerschmidt-Stiftung gekauft und innerhalb der folgenden zehn Jahre denkmalgerecht saniert und restauriert. 2004 entschied sich die Bundesregierung zur Nutzung des Schlosses als Gästehaus. Drei Jahre später erfolgte die Schlüsselübergabe an den damaligen Kanzleramtschef Thomas de Maizière.

Auch die Dorfkirche hat inzwischen eine Renovierung erlebt. Thymo von Rauchhaupt, der Schlossherr von Dieskau, erklärte uns einst die Regel: "Zuerst die Kirche. Dann das Schloss"!

Schloss Meseberg Dorfkirche
Dorfkirche in Meseberg - rechts im Hintergrund das Schloss
Als wir an den hohen Zaun treten, fahren vorsorglich die rot leuchtenden Poller herunter. Das Tor bleibt jedoch verschlossen. Einmal im Jahr gibt es einen Tag der offenen Tür. Bei der ersten Öffnung waren noch 2.500 Neugierige erschienen. Inzwischen habe sich der Ansturm etwas gelegt, weiß Onkel Gerd zu berichten. Die Kanzlerin sei dann auch immer vor Ort. Er habe sogar schon mit Thomas de Maizière ein Bier getrunken und über seinen Alltag als Bauer von Meseberg geredet. Im Dorfkrug erfahren wir, dass Angela Merkel gerne ein Gläschen Wein trinkt und immer bar bezahlt. Die Bundesregierung schreibe nicht an. Deshalb können auch wir das leckere Essen nicht mit Karte bezahlen. Nur Bares ist Wahres.

Frau und Tochter von Onkel Gerd arbeiten im Schloss bzw. dem sich daran anschließenden Schloss-Hotel. Das Schloss hat den Bewohnern von Meseberg neue Perspektiven eröffnet. Bundespolitik und Weltpolitik ganz nah. Es wird schon von einem deutschen Camp David geredet. Medwedew, Cameron und George W. Bush waren bereits zu Gast in Meseberg. Wolfgang Schäuble sei auch öfter hier. Mehrere Klausurtagungen der Bundesregierung haben auf Schloss Meseberg stattgefunden.

Schloss Meseberg Dorf Bauern Gans
Gans von Meseberg auf dem Tisch von Oma und Opa
Onkel Gerd zeigt uns seine Werkstatt, während sein ununterbrochen arbeitender Sohn Berge von Baumstämmen zersägt. Vier kleine Schweine holt er aus einem Stall und lässt die Städter staunen. Ein ganz großes Schwein besuchen wir im Nachbarstall. Enten und Gänse sehen wir nicht. Die sind schon alle für Weihnachten vorbereitet. Zum krönenden Abschluss unseres Besuches überreicht er uns eine prall gefüllte Tüte: eine echte Gans von Meseberg!

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Angela Merkel empfängt Angehörige von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz

Der Text in der Einladung lautete: "Bundeskanzlerin Merkel empfängt Angehörige von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sowie von Polizistinnen und Polizisten im Auslandseinsatz".

Angela Merkel Angehörige Soldaten Polizisten Auslandseinsatz
Angela Merkel empfängt Angehörige von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz im Bundeskanzleramt
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Etwa 80% der heute anwesenden Pressevertreter hatten Sterne, Uniformen und blank geputzte Schuhe erwartet. Stattdessen konnte der aufmerksame Journalist bereits am Eingang des Kanzleramtes über die ungewohnte Präsenz junger Mütter stutzig werden. Kinderwagen wurden im Foyer an Alexander Dobrindt und Manuela Schwesig vorbeigeschoben.

Angela Merkel Angehörige Soldaten Polizisten Auslandseinsatz
Angela Merkel mit Kindern von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz
Es ging also nicht um die Angehörigen der Bundeswehr oder Polizei selbst, sondern um die Angehörigen der Angehörigen von Bundeswehr und Polizei im Auslandseinsatz. Wobei damit auch wiederum nicht die Angehörigen im Auslandseinsatz gemeint waren, sondern die Angehörigen der Angehörigen von Bundeswehr und Polizei, die sich zur Zeit im Auslandseinsatz befinden.

Angela Merkel Angehörige Soldaten Polizisten Auslandseinsatz
Angela Merkel mit Kindern von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz
Die Angehörigen jedenfalls mit ihren Kindern sahen sich zunächst das Bundeskanzleramt an. Ein äußerst interessanter Bau, der von den Berlinern liebevoll als "Waschmaschine" bezeichnet wird und im Inneren so manch eine spannende Sichtachse freigibt. Ganz oben befindet sich die Skylobby. Von dort aus führen zwei runde Treppen auf eine runde Zwischenebene. Von der runden Zwischenebene aus führen zwei weitere runde Treppen zur nächst tieferen Etage. Die Optik erinnert an die Zentrifugalwirkung des Wassers im Schleudergang eines Waschvollautomaten.

Bundeskanzleramt Skylobby
Bundeskanzleramt - Skylobby mit Blick auf den Bundestag
Die Zwischenetage wurde heute von der Kanzlerin für eine kurze Ansprache genutzt, während sich die Angehörigen der Angehörigen wie in einem Amphitheater auf der einen runden Treppe platziert hatten. Auch Innenminister Thomas de Maizière, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, Polizeihauptkommissarin Diana Rempis und das Angehörigenkind Lennox waren dabei.

Es herrschte eine familiäre Stimmung.

Angela Merkel avisierte für den Nachmittag eine Konferenzschaltung zu den verschiedenen Einsatzorten der Angehörigen. Die Bundeswehr engagiert sich inzwischen in vielen Teilen der Welt:

Resolute Support in Afghanistan
KFOR im Kosovo
Ausbildungsunterstützung im Irak
EUNAVFROD MED "Sophia" im Mittelmeer
ATALANTA am Horn von Afrika
EUTM in Mali
UNAMID in Darfur
MINURSO in der Westsahara
UNMIL in Liberia

Polizisten seien zwar nicht so zahlreich, aber dafür mit besonderen Kompetenzen auf dem Erdball unterwegs:

EUMM in Georgien
UNMISS im Südsudan
German Police Protection Team in Afghanistan
Generalkonsulat Masar-e Sharif in Afghanistan

Die obige Aufstellung zeigt, dass es bei den Einsätzen neben militärischen Zwecken auch um Schulung zur Selbsthilfe und humanitäre Einsätze geht.

Die Bundeskanzlerin dankte den Angehörigen, dass sie ihren Angehörigen im Ausland hier vor Ort so gut den Rücken frei halten.

Angela Merkel Soldaten Polizisten Auslandseinsatz
Angela Merkel empfängt Angehörige von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz
Neu war in ihrer Rede auch der Trend zur Präventivbehandlung des Flüchtlingsthemas vor Ort.

So könne es nicht sein, dass Deutschland in Afghanistan für Schutz sorge und dennoch ein Exodus der dortigen Bevölkerung nach Europa stattfinde. Das Ausmaß der Inlandsflucht in Syrien und Irak ist gigantisch. Zählt man die sieben Millionen Syrer und die dreieinhalb Millionen Iraker zusammen, kommt man bereits auf eine achtstellige Anzahl sich allein regional bewegender Flüchtlinge.

Video:
Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel vor Angehörigen von Angehörigen der Bundeswehr und der Polizei

Autor: Matthias Baumann

Montag, 7. Dezember 2015

Blog überschreitet die 100.000er-Marke

Pünktlich einen Tag nach Nikolaus, einen Tag, nachdem Kulturstaatsministerin Grütters im Beisein des amerikanischen und des britischen Botschafters die Chanukka-Kerze am Brandenburger Tor entzündet hat und genau an dem Tag, wo sich im CVJM die Arbeitskreise Suchmaschinenoptimierung und YouTube treffen, überschreitet der BTB concept Blog alias Presseorgane.de alias BTB.press die 100.000er-Marke.

Bis zum 19.08.2015 hatte es einen harten Wettbewerb zwischen dem YouTube-Kanal und dem Blog gegeben. Im August hatte der YouTube-Kanal die 100.000er-Marke geknackt und innerhalb der nächsten dreieinhalb Monate weitere 50% draufgelegt.

Die Ergebnisse betätigen unsere Theorie, dass ein regelmäßiges Befüllen und durchdachtes Tagging zusammen mit entstandener Besuchsrelevanz - profan auch als Klickraten zu bezeichnen - Steigerungspotenzial in Form einer Zinseszinskurve hat.

BTB concept Blog YouTube Presse SEO
BTB concept Blog überschreitet die 100.000er-Marke
Im Blog schreiben wir schon lange nicht mehr nur über technische Themen, sondern widmen uns vorrangig den Trends und Ereignissen der aktuellen Wirtschafts- und Tagespolitik.

Die Besucher kommen aus aller Welt und gelangen zumeist über Google auf unsere Seiten. Dabei tauchen die Suchanfragen "julia klöckner", "btb concept", "pkm sommerfest", "kurze rede" besonders häufig auf. Am beliebtesten sind unsere Artikel zum PKM-Sommerfest, IMaGE, dem Bundesrat, Fonds Finanz, diversen Kongressen und Fahrzeugtests. Bei YouTube hingegen positionieren sich Videos zur Queen, zum japanischen Ministerpräsidenten oder zu den verschiedenen Auftritten der Ehrenformation ganz weit oben.

Mac-Nutzer müssen nun tapfer sein:

63% der Besucher nutzen Microsoft-Betriebssysteme, 10% Linux und 12% Mac OS. Der Rest verteilt sich auf Mobilsysteme und Exoten. Firefox liegt mit 46% als Browser ganz weit vorn, gefolgt von Chrome mit 24% und dem Internet Explorer mit 14%.

Wir sind gespannt, wie sich die Statistik weiterentwickelt.

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 4. Dezember 2015

Orden für das Ehrenamt

Sechzehn Frauen und zehn Männer wurden anlässlich des morgigen Tages des Ehrenamtes im Schloss Bellevue durch Bundespräsident Gauck ausgezeichnet.

Dem Bundespräsidenten war es wichtig, dass heute eine überproportionale Anzahl Frauen das Schloss mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verlassen. Es seien normalerweise Männer, die sich die Lorbeeren anstecken, während Frauen im Hintergrund die eigentliche Arbeit leisten.

Verdienstorden Ehrenamt
Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zum Tag des Ehrenamtes
Damit auch die Vergabe der Orden ohne besondere Herausstellung einzelner Projekte erfolgen konnte, wurden die Ehrengäste nach dem Alphabet aufgerufen. Es begann mit einem Mann: Recep Aydin. Nicht zu verwechseln mit Hanefi und Gürsel Aydin aus Berlin, deren Döner die Kanzlerin so mag. Recep Aydin setzt sich in Kornwestheim für ein gutes Miteinander von Deutschen und Menschen mit türkischer Zuwanderungsgeschichte ein.

Darauf folgte Bettina Bauer aus Potsdam und eröffnete damit den Verleihungsreigen der ehrenamtlichen Damen.

Engagement im Rahmen der Kirche, der Aufarbeitung regionaler Geschichte, der Verständigung zwischen Ost und West, der UNO-Flüchtlingshilfe, der Friedlichen Revolution 1989 und deren Nacharbeiten, der Sportförderung, der Palliativhilfe und weiterer ehrenamtlich betriebener Projekte.

Verdienstorden Ehrenamt
Verdienstorden für Günther Hinterberg - Gründer des Vereins AntiRost Braunschweig
Joachim Gauck hatte die Ehrenamtlichen in seiner Vorrede als "Säulen unserer Bürgergesellschaft" bezeichnet, die eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung unseres Zusammenlebens einnehmen. Ehrenamtliche überwinden Grenzen, bauen Brücken und ebnen die Wege des Miteinnanders.

Zwei Projekte waren dann aber doch besonders haften geblieben:

Günther Hinterberg aus Niedersachsen gründete vor elf Jahren den Verein AntiRost Braunschweig. AntiRost hält Menschen fit, die das Berufsleben hinter sich gelassen haben. Die Senioren von AntiRost geben ihr wertvolles Wissen an Gleichaltrige, Berufstätige, Jugendliche und Kinder weiter.

Verdienstorden Ehrenamt
Verdienstorden für Barbara Schöneberger und Dr. Daniela Lesmeister
Barbara Schöneberger aus Berlin wurde als Botschafterin des Kinderhilfswerkes "terre des hommes" vorgestellt und zog nach der Veranstaltung ein wahres Blitzlichtgewitter an. Eine als Moderatorin und Fundraiserin bekannte Frau, die mit Ehrenamt und Orden äußerst fotogen vor dem Bundesadler wirkte.

Verdienstorden Ehrenamt
Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zum Tag des Ehrenamtes
Die sechsundzwanzig Geehrten durften gestern bereits eine Schlossführung genießen und nach Nationalhymne und Gruppenfoto heute auch ein Flying Buffet mit dem Bundespräsidenten.

Video: Nationalhymne

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Deutscher Zukunftspreis 2015

Nicht immer wird eine Idee zum Erfolg. Aber Misserfolge stellen für den Wissenschaftler eine Herausforderung zum Weitermachen dar. Trial and Error.

Die letztgenannte Aussage wurde von einem der heutigen Preisträger, Prof. Dr. med. Ardeschir Ghofrani von der Universitätsklinik Gießen, bei der Aufzeichnung der ZDF-Sendung mit Maybrit Illner gemacht. Der Mediziner gehörte zum Siegerteam des Deutschen Zukunftspreises.

Deutscher Zukunftspreis 2015
Deutscher Zukunftspreis 2015 - Bundespräsident Joachim Gauck und Preisträger Prof. Dr. Johannes-Peter Stasch
Zusammen mit Prof. Dr. Johannes-Peter Stasch und Dr. Reiner Frey hatte er einen Wirkstoff gegen den Bluthochdruck im Lungenkreislauf gefunden. Während der Blutdruck mit herkömmlichen Messmethoden äußerlich normal erscheint, kann sich im inneren Lungenkreislauf bereits ein erheblicher Druck aufgebaut haben, der im ungünstigsten Fall zum Herzversagen führt. Betroffene leiden vorab oft mehrere Jahre an starker Atemnot. Bisher wurden sie mit Nitroglycerin behandelt, welches auch vom Sprengstoff her bekannt ist. Der neue Wirkstoff mit dem Handelsnamen ADEMPAS ist bereits in 50 Ländern zugelassen.

"Aus Ideen Erfolge machen" lautet der Hauptslogan des Deutschen Zukunftspreises. Es wird erwartet, dass das neue Medikament nicht nur erheblich zur Gesundung der Lungenhochdruck-Patienten beiträgt, sondern auch einen Spitzenumsatz von 500 Millionen Euro einspielt.

Apropos einspielen: der Preis selbst ist mit 250.000 Euro dotiert und wird von verschiedenen namhaften Stiftungen finanziert. Man kann sich übrigens nicht selbst bewerben, sondern die innovativen Teams werden von einer wissenschaftlichen Jury vorgeschlagen. Erst in der letzten Sitzung wird der Gewinner entschieden. Die drei überzeugendsten Projekte werden nominiert und im Rahmen der Preisverleihung vorgestellt. Der Bundespräsident hat dann die Aufgabe, den Umschlag mit der Gewinnerinformation zu öffnen.

Deutscher Zukunftspreis 2015
Deutscher Zukunftspreis 2015 in der Station - hier findet auch die Fashion Week statt
Erstmalig wurde der Deutsche Zukunftspreis 1997 übergeben. Damals ging es um Laser-Großbildprojektoren. Heute standen neben den Pharmaexperten auch ein Team aus dem Flugzeugbau und der Automobilindustrie auf der Bühne. Peter Sander von Airbus stellte eine innovative Teileproduktion per Titan-3D-Druck vor, die der Herausforderung von Stabilität und Leichtgewicht gerecht wird. Ralf Bornefeld von Infineon hatte zusammen mit seinem Team einen Radarchip entwickelt, der so preiswert produzierbar ist, dass er sich auch im Massenmarkt von Klein- und Mittelklassefahrzeugen etablieren kann. Dr. Rudolf Lachner von Infineon freut sich schon jetzt auf das fahrerlose Zurücklegen seiner Fahrstrecken.

Bundespräsident Gauck schlug im Gespräch mit Maybrit Illner und Hofgeiger Daniel Hope eine Brücke zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen "wir haben fertig" und "jetzt geht etwas ganz neues los". Auch Einstein soll seine Geige immer dabei gehabt haben.

Im Anschluss gab es im Rahmen eines Empfangs Gelegenheit zum Austausch mit dem Bundespräsidenten und den Preisträgern.

Autor: Matthias Baumann

Montag, 30. November 2015

Agenda 2016 beim Tagesspiegel

Die heute beim Tagesspiegel stattfindende "Agenda 2016" ist ein innovatives Format, wirtschaftspolitische Stimmungen zu ermitteln.

Auf den Plätzen liegen Taschenrechner ähnliche Geräte mit der Aufschrift "SunVote". Jeder Teilnehmer ist angehalten, Redebeiträge und deren Überzeugungskraft mit den Zahlen von 1 bis 5 zu bewerten, wobei 5 die Bestnote darstellt.

Tagesspiegel Agenda 2016
Agenda 2016 beim Tagesspiegel mit digitaler Voting-Technik
Ungewöhnlich ist auch die Sitzordnung. Diese ist mit der Bestuhlung einer alten Kirche vergleichbar, wo rechts und links neben der Kanzel - hier Rednerpult - mehrere Stuhlreihen aufgestellt sind und der Rest des Plenums mit dem Gesicht frontal dem Redner zugewandt ist - mit Blick durch die Schneise der Botschafter, Referenten, Bundestagsabgeordneten und Experten.

Die Agenda 2016 beschäftigt sich mit den vier aktuellen Schwerpunktthemen Klimawandel, Freihandel, Digitales und Flucht. Innerhalb von fünf Minuten muss das Briefing des jeweiligen Verbandsvorsitzenden auf den Punkt gebracht sein. Eine große Digitaluhr zählt die Zeit unbarmherzig herunter. Stehen nur noch 30 Sekunden zur Verfügung schallt ein lautes Räuspern durch die Lautsprecher. Mit Ablauf der Zeit erschallt ein weihnachtliches Glöckchen. Hier scheiden sich die Vermittler hohler Phrasen von Experten, die ihr Anliegen klar und mit wenigen Worten auf den Punkt bringen können.

Tagesspiegel Agenda 2016
Agenda 2016 beim Tagesspiegel - die Zeit läuft für Dr.-Ing. Anke Tuschek vom BDEW
Besonders positiv fiel Dr. Fritz Brickwedde, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energie, auf. Er konnte seine Position innerhalb von dreieinhalb Minuten vermitteln. Sein Nachredner beanspruchte dessen gesparte eineinhalb Minuten und wurde mit einem Räuspern und dem Glöckchen abgemahnt. Hans Jürgen Kerkhoff von der Wirtschaftsvereinigung Stahl endete genau mit dem Glöckchen und konnte uns mit seiner Argumentation bezüglich der Energierückgewinnung in der Stahlindustrie am besten überzeugen.

Letztendlich hielten sich die Votings aber für alle Briefings in etwa die Waage und bewegten sich zwischen 3,2 und 4,2. Nach den Briefings trat das jeweilige Entscheider-Forum aus Regierung, Opposition und Wissenschaft auf und konnte ohne Zeitbegrenzung auf die Vorredner eingehen.

Anschließend erfolgte eine weitere Meinungserhebung zur Priorisierung der Anliegen aus dem thematisierten Bereich.

Tagesspiegel Agenda 2016
Agenda 2016 beim Tagesspiegel
Stephan-Andreas Casdorff wies in seinem Begrüßungsstatement explizit auf den Dialoggedanken hin. Damit dieser praktiziert werde, sei diese spezielle Sitzordnung gewählt worden. Zudem wurden mehrere längere Pausen eingebaut, die einen regen Austausch ermöglichten.

Zwei Höhepunkte stellten die Reden von Wirtschaftsminister Gabriel und die Abschlussrede von Gesundheitsminister Gröhe dar. Wie auch schon bei den jüngsten Tagungen des BDI und des BDA gibt sich Sigmar Gabriel zur Zeit sehr verständnisvoll für die Befindlichkeiten der potenziellen Wähler. So sei nicht jeder, der die aktuelle Flüchtlingspolitik hinterfrage, automatisch rechtsradikal.

Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. Welche Anregungen die Entscheider auf ihre eigene Agenda 2016 schreiben, wird die Praxis zeigen.

Autor: Matthias Baumann

Samstag, 28. November 2015

Grundschüler aus Pankow im Schloss Bellevue

Am gestrigen Black Friday waren es Kinder aus der vierten bis sechsten Klasse der Elizabeth-Shaw-Grundschule Berlin-Pankow, die den Weihnachtsbaum im Ehrenhof des Schlosses Bellevue zum Leuchten bringen durften.

Elizabeth-Shaw-Grundschule Schloss Bellevue Bundespräsident Gauck
Elizabeth-Shaw-Grundschüler bei Bundespräsident Gauck im Schloss Bellevue
Ein Leuchten ging vorab bereits über das Gesicht des Bundespräsidenten als er die kleinen Sänger mit den grünen T-Shirts erblickte. Joachim Gauck, als ehemaliger Pfarrer voll im Element, begrüßte die Kinder, Lehrer und die Presse und erzählte kurz von seinen Weihnachtserfahrungen. Zu Weihnachten werde die Geburt von Jesus Christus gefeiert und viele der als Flüchtlinge in Deutschland eintreffenden Kinder wissen das noch gar nicht. Ein klarer Auftrag an die Kleinen, dieses Wissen weiterzugeben.

Elizabeth-Shaw-Grundschule Schloss Bellevue Bundespräsident Gauck
Elizabeth-Shaw-Grundschüler und Weihnachtsunterricht mit Bundespräsident Gauck
Die sangesfreudigen Grundschüler hatten fünf Lieder und zwei Gedichte für den Präsidenten vorbereitet, die sie unter Applaus und Instrumentalbegleitung präsentierten. Nicht ohne Grund hat die Schule das Senatszertifikat "Musikalische Grundschule Berlin" erhalten.

Elizabeth-Shaw-Grundschule Schloss Bellevue Bundespräsident Gauck
Elizabeth-Shaw-Grundschüler singen im Ehrenhof des Schlosses Bellevue
Auf dem schwarz-rot-goldenen Druckschalter gab ein Aufkleber letzte Handlungsempfehlungen: "FESTE DURCHDRÜCKEN". Sechs Kinder durften zusammen mit Joachim Gauck feste durchdrücken. Und die Lichterkette an der elf Meter hohen Nordmanntanne aus Dänemark erstrahlte. Es strahlten auch die Kinder, der Präsident und Daniela Schadt, die noch das Buch "Wie ich nach Berlin kam" von Elizabeth Shaw in der Hand hielt. Kurz darauf hielten fast alle Kinder Tassen mit warmem Kakao und einen Geschenkebeutel in der Hand. Hausaufgabenhefte und Tagebücher wurden gezückt und Autogramme des Schlossherrn gesammelt.

Elizabeth-Shaw-Grundschule Schloss Bellevue Bundespräsident Gauck
Elizabeth-Shaw-Grundschüler und Bundespräsident Gauck schalten die Lichterkette ein
Anschließend gingen die Kinder in das Schloss. Sie lernten auch, dass Joachim Gauck dort zwar arbeitet, aber nicht wohnt.

Videos:
Elizabeth-Shaw-Grundschüler singen "Wir feiern ein Fest der Freude".
Elizabeth-Shaw-Grundschüler singen "Auf Tochter Zion schmücke dich".

Autor: Matthias Baumann

Elizabeth-Shaw-Grundschule Schloss Bellevue Bundespräsident Gauck
Stilechter Schalter für die Lichterkette des Weihnachtsbaumes vor dem Schloss Bellevue

Freitag, 27. November 2015

Georgische Verteidigungsministerin in Berlin

Gleich fünf Kreuze zieren die Flagge Georgiens. Georgien hat das gleiche Vaterunser und steht an vorderster geografischer Front, wenn es um die inzwischen so fragil gewordene Grenzlinie zwischen christlichem Abendland und islamistischem Rechtgläubigkeitsanspruch geht.

Georgische Verteidigungsministerin bei Ursula von der Leyen
Georgische Verteidigungsministerin Tinatin Khidasheli bei Ursula von der Leyen
Georgien liegt zwischen Russland und der Türkei an der Ostseite des Schwarzen Meeres. Es hat knapp viereinhalb Millionen Einwohner, deren Nachnamen gefühlt zu 80%  auf "whili" enden. Georgien hat ein sehr eigenes Schriftbild und eine sehr eigene Sprache mit südkaukasischen Wurzeln.

Georgische Soldaten wurden in den letzten Monaten in Deutschland auf ihren Afghanistan-Einsatz vorbereitet und absolvierten gerade auf dem Truppenübungsplatz Altmark ihre Abschlussübung. In Afghanistan zeichnen sie unter anderem für den Schutz des deutschen Camps Masar-i Scharif mitverantwortlich. 130 Georgier bilden dort zur Zeit eine schnelle Eingreiftruppe (Quick Reaction Force).

Georgische Verteidigungsministerin bei Ursula von der Leyen
Georgische Verteidigungsministerin Tinatin Khidasheli bei Ursula von der Leyen (links Oberst Hubertus von Rohr)
Die Zusammenarbeit ist sehr eng, eine gut funktionierende Zusammenarbeit von der Leben und Tod deutscher und georgischer Soldaten abhängen.

Verteidigungsministerin Tinatin Khidasheli lief deshalb heute auch sehr ernst neben Ursula von der Leyen her als nach der Begrüßung mit militärischen Ehren ein Kranz am Ehrenmahl der Bundeswehr niedergelegt wurde. Das Sterben deutscher und georgischer Soldaten ist keine theoretische Gefahr mehr, sondern greifbare Realität.

Videos:
Georgische Verteidigungsministerin - Ankunft und Nationalhymnen
Georgische Verteidigungsministerin - Ehrenformation marschiert an den Ministerinnen vorbei

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 24. November 2015

BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015

Fahrzeugfabrikate aus Frankreich mit Diplomatenkennzeichen und Kopfhörer auf den Plätzen im großen Saal des Estrel Convention Centers an der Sonnenallee sprachen eine deutliche Sprache: Französisch.

BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015 auf französisch
Nach der Mittagspause des Deutschen Arbeitgebertages 2015 der BDA Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände wurden Wirtschaftsminister Gabriel und sein französischer Amtskollege Macron erwartet.

Bei Rednern und Gästen gab es deutliche Schnittmengen zum BDI Tag der Deutschen Industrie 2015. Auch Angela Merkel war für eine Rede angekündigt. Nur dass heute statt des britischen Finanzministers der französische Wirtschaftsminister eingeladen war.

Die britische Botschaft ist von der französischen nur durch den - wie tendenziös - Pariser Platz getrennt und deren Botschafter eifern regelmäßig um die besten Zahlen bei den Beziehungen zu Deutschland. Emmanuel Macron brach heute ein Tabu: er redete auf Englisch. Konvergenz?




BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015 - französischer Wirtschaftsminister Emmanuel Macron
Zunächst ging er detailliert auf die Divergenzen in der EU ein, lobte die Großzügigkeit der Deutschen in der aktuellen Flüchtlingssituation und kam dann wieder auf Divergenzen und deren Risiken zurück. Am Ende seiner Rede platzierte er die Forderung nach Konvergenz bei der Schaffung eines gemeinsamen Haushaltes und den Einsatz eines gemeinsamen Kommissars.

Interessant waren seine politisch korrekten Beschreibungen der Attentäter von Paris. Es sagte, dass es Franzosen und Belgier gewesen seien und differenzierte nicht zwischen Staatsangehörigkeit und Zuwanderungsgeschichte.


BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015 - Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel
Das war eine gelungene Vorlage für Sigmar Gabriel. Dieser nehme in Deutschland eine wachsende Nationalisierung wahr, die aus den oben genannten Divergenzen hervorgehe. Deutschland als Zahlmeister, der bei Hilfegesuchen allein gelassen werde. Renationalisierung und Desintegration mache sich zunehmend in europäischen Regierungen breit. Die EU werde als Problem statt als Lösung gesehen, was einen fatalen Befund darstelle.

Die EU habe lange die hellen Seiten der Globalisierung gesehen und genossen: Märkte, Umsätze, Möglichkeiten. Bei den dunklen Seiten habe man weggeschaut. Und wo ist sie nun, die Solidarität in Europa? Die Antwort auf die Herausforderungen seien in der EU das Erbsenzähler- oder das Sankt-Florians-Prinzip: "Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andre an". Applaus gab es, als Sigmar Gabriel zum Schulterschluss mit Russland aufrief. Große Koalition im Kampf gegen den Terrorismus.


BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
Laut Sigmar Gabriel werde die Politik zur Zeit von den Tatsachen überrannt und könne sich gar nicht mehr auf die kurz vorher noch als wichtigste Aufgaben deklarierten Themen konzentrieren. So forderte auch er die Rückkehr zum liegen gebliebenen Tagesgeschäft.

Konvergenz - das lebt er praktisch. Am Wochenende nahm er kurzentschlossen seine Frau und seine Tochter mit nach Frankreich und besuchte dort die Familie Macron. Der persönliche Austausch unter Spitzenpolitikern kann so manch eine Weiche stellen, die über Jahre im Sumpf der Bürokratie eingerostet war.


BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
Neben den Wirtschaftsministern und der Bundeskanzlerin traten heute noch Telekom-Vorstand Timotheus Höttges, Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer, der Migrationsbeauftragte Frank-Jürgen Weise, Bundesminister Alexander Dobrindt und weitere spannende Persönlichkeiten auf.

Frank-Jürgen Weise versuchte die angespannte Qualifizierungslage bei den Zuwanderern zu beschwichtigen. Innerhalb von fünf Jahren sollten 50% in Beschäftigung sein und innerhalb von zehn Jahren sogar 70%. Analphabeten gebe es nicht nur unter Flüchtlingen, sondern auch zur Genüge in Deutschland. Während den Deutschen sämtliche Bildungswege offen stünden, habe ein Flüchtling vielleicht bisher nie die Chance zum Besuch einer Schule gehabt.

Die Arbeitgeber an den Stehtischen löffelten milde lächelnd ihre Kartoffelsuppe und betrachteten die Ausführungen ambivalent.

BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015 - Charta der Vielfalt
Networking nahm bei diesem Deutschen Arbeitgebertag 2015 des BDA einen hohen Stellenwert ein. Dazu gab es diverse Pausen und große einladende Stände von Telekom, Deutscher Bank & Co. Auch die Charta der Vielfalt präsentierte sich mit frischem Design und neuen Imagebroschüren. Die Deutsche Bank und die Deutsche Bahn sind Vorreiter beim Thema Diversity. Divergenz? Nein, Diversity! Chancen der Vielfalt statt Risiken der Vielfalt. Die Charta der Vielfalt macht es vor, wie aus Divergenz mithilfe von Diversity eine neue Qualität der Konvergenz geschaffen werden kann.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 18. November 2015

9. Nationaler IT-Gipfel und die globale Disruption

Die 47. Kalenderwoche ist eine ereignisreiche Woche für die deutsche Wirtschaft. Gestern fand der 1. Immobilien-Herbstdiskurs des ZIA im Kempinski Hotel Bristol statt. Heute folgte der zweitägige Deutsche Handelskongress im Maritim Hotel. Besonderes Highlight war auch in diesem Jahr das Gala-Dinner anlässlich der Verleihung des Deutschen Handelspreises. Darüber hatten wir ja bereits im letzten Jahr berichtet.

Deutscher Handelskongress 2015
Deutscher Handelskongress 2015 - Aussteller im Hotel Maritim
Beim Betrachten der Einladungen fragen wir uns immer wieder wie Angela Merkel und ihr Vizekanzler Gabriel solch ein Pensum an Veranstaltungen, Reden, Entscheidungsprozessen und dazu noch die Auseinandersetzung mit der Tagespolitik bewältigen.

Auf dem Handelskongress waren neben Etiketten- und Logistikanbietern wieder sehr viele IT-Unternehmen und Beratungsgesellschaften wie pwc oder Deloitte vertreten. Am Stand von pwc lernten wir, dass es inzwischen auch einen "Konsumenten 4.0" gebe. Dieser bewege sich im "Store 4.0". Einer Begleitbroschüre war zu entnehmen, dass das IT-Modewort "Disruption" inzwischen auch den Handel betrifft. Und obwohl sich der Handel dessen schon seit geraumer Zeit bewusst ist und virtuelle Verkaufsräume schon seit Jahren bei den Handelsimmobilien-Kongressen thematisiert werden, lässt sich diese Entwicklung nun klar benennen. Es handelt sich um Disruption.

9. IT-Gipfel Empfang
9. Nationaler IT-Gipfel - Empfang im "Kraftwerk"
Um das noch besser zu verinnerlichen, legten wir eine Disruption in der Tagesplanung ein und fuhren vom Deutschen Handelskongress zum 9. Nationalen IT-Gipfel ins "Kraftwerk" am Spreeufer. Hier ging es nicht nur um IT in einem ausgewählten Wirtschaftssegment, sondern um IT im Allgemeinen. Hier traf sich die Crème der IT-Wirtschaft, also die Protagonisten von Wirtschaft 4.0 und Industrie 4.0. Eine Veranstaltung, auf der wir so gut wie niemanden kannten. Das kommt nicht oft vor. Umso mehr freuten wir uns, als Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer auf uns zukam. Alexander Dobrindt war dann der zweite Bekannte, der uns mit gleichfalls starkem Händedruck begrüßte.

9. IT-Gipfel Empfang
9. Nationaler IT-Gipfel - Alexander Dobrindt
Am Pult erlebten wir eine Folge von Disruptionen. Zuerst sprach Bitkom-Präsident Thorsten Dirks, anschließend Wirtschaftssenatorin Yzer und danach der verantwortliche Minister Dobrindt.

Die Reden waren sehr kurz und disruptierten dann in der Eröffnung des Buffets mit ganzer Rinderkeule, Ofengemüse und Selleriepüree. Wegen der im Betastadium befindlichen Akustik 4.0 hatten wir so gut wie nichts von den Reden verstanden, obwohl wir in unmittelbarer Nähe des Pultes standen. Der MdB neben uns machte ein stimmungsvolles Foto von Alexander Dobrindt. "Das sieht ja sakral aus"! "Ja, und man versteht nichts, scheint Latein zu sein", sagte der Nachbar. Anhand vereinzelt aufgeschnappter Wortgruppen muss es um den idealen IT-Standort Berlin und schnelles Internet gegangen sein. "Einen schönen Abend", hörten wir noch von Alexander Dobrindt.

Am Buffet mussten wir feststellen, dass die "ganze Rinderkeule" zwar im Stück 36 Stunden lang im Aromabad gegart worden war, aber nur in Teilen abgegeben wurde. Parallel hörten wir durch die Lautsprecher, dass EU-Kommissar Günther Oettinger jetzt erschienen sei. Eine Disruption des bereits begonnenen Abendessens ließen viele der Gäste nicht zu, obwohl Günther Oettinger als Sprecher 4.0 auftrat und eine deutlich längere Ansprache hielt als seine Vorredner. Daran wurde deutlich, dass sich selbst die IT mit 4.0 noch schwer tut.

Apropos schwer tun:

9. IT-Gipfel Empfang
9. Nationaler IT-Gipfel - Empfang im "Kraftwerk"
Beim Betreten des "Kraftwerkes" hatten wir uns vor einer Werbewand fotografieren lassen. Die Fotos sollten wie üblich am Ende des Abends abgeholt werden. Es gab diesmal keinen Aufsteller, wo die ausgedruckten Fotos eingesteckt waren, sondern ein riesiges Tablet, auf dessen Screen man in einem virtuellen Stapel von 100 Fotos wühlen konnte. Wer zufällig sein Foto dort fand, konnte es per Mail an sich selbst senden.

Grafisch und spielerisch war das wohl recht ansprechend. Nach fünf Minuten hatten wir unser Foto immer noch nicht gefunden. Die Standbetreuer stellten fest, dass ja viel zu viele Fotos eingespielt worden seien, wofür die App gar nicht ausgelegt sei. Sie lösche dann ältere Fotos, um Platz zu gewinnen. Es bestand also noch Harmoniebedarf zwischen Big Tablet und Big Data. Sticks und Speicherkarten wurden nachgeladen. Unser Foto war nicht dabei. Nach zwanzig Minuten wurde ein Experte per Handy kontaktiert und das Tablet neu gestartet. Ab und zu sahen wir unser Foto in einem Ordner. Wurde dieser auf den verspielten App-Screen geladen, vermengte er sich sofort mit dem Haufen der zuletzt aufgenommenen Bilder und musste erneut gesucht werden. Da wir wissen wollten wie die finale Belohnung des Spielers aussieht, harrten wir die halbe Stunde geduldig aus und konnten dann endlich unser Foto aus dem virtuellen Fotoberg herausfischen, um es per Mail an uns senden. Auf das Eintreffen des Mails warten wir noch*. Zumindest waren der spielerische Aspekt und die Optik ganz nett.

Aus der oberen Etage hörte man Disco-Klänge. Weit über 500 Gäste werden nach Tanz und Networking vermutlich ihre Fotos per Mail an sich senden wollen. Wir verließen das "Kraftwerk".

Morgen geht der IT-Gipfel in die entscheidende thematische Runde. "Digitale Zukunft gestalten - Innovativ_Sicher_Leistungsstark" ist das Thema, mit dem sich Angela Merkel, Sigmar Gabriel, die Ministerinnen Wanka und Nahles sowie Bitkom-Präsident Dirks beschäftigen. Digitalisierung und die Vier-Punkt-Null-Derivate stehen auf der Agenda ganz oben. Bleibt nur zu hoffen, dass bei den damit verbundenen Disruptionen keiner auf der Strecke bleibt.

Autor: Matthias Baumann

*) Das Mail traf mit etwa 20 Stunden Zeitversatz am Folgetag ein. (Anmerkung der Redaktion)

Mittwoch, 11. November 2015

FinTechs auf der Digitalen Agenda

Vor zwei Jahren noch dachte man bei FinTech eher an Dachgepäckträger aus Finnland. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass FinTechs ernstzunehmende Wettbewerber auf dem Banken- und Versicherungssektor sind. FinTech steht für neue und natürlich digitale Technologien im Finanzbereich.

Viele FinTechs sind Start-ups und werkeln mit kreativen Ideen und Anwendungen an den klassischen Banken und Versicherungen vorbei. Einige Banken kooperieren mit solchen Firmen oder kaufen diese auf, um den eigenen Nachholbedarf zu bedienen und empfindlichen Wettbewerb zu neutralisieren. Dadurch verfügen FinTechs oftmals über Voll- oder Teilbanklizenzen.

Es gibt jedoch gesetzliche Rahmenbedingungen, die das unkontrollierte Wachsen neuer Technologien ausbremsen. So müsse beispielsweise eine Kontoänderung oder eine Kündigung immer noch schriftlich per Brief eingereicht werden, obwohl Kontoeröffnungen und sämtliche Transaktionen online erfolgen können.

Ausschuss Digitale Agenda Bundestag
50. Sitzung des Ausschusses Digitale Agenda im Bundestag zum Thema "Digitalisierung der Finanzwirtschaft"
Bei der heutigen 50. Sitzung des Ausschusses Digitale Agenda im Bundestag zum Thema "Digitalisierung der Finanzwirtschaft" bezeichnete einer der geladenen Experten das als "Old School". Andere Experten forderten ein Ende des Welpenschutzes für FinTechs. Es könne nicht sein, dass Banken und Versicherungen überreglementiert seien, während bei FinTechs die Augen des finanziellen Regelwerkes zugedrückt würden. Bei FinTechs sei zu Beginn zwar selten klar, wohin sich das Unternehmen letztlich entwickele. Dennoch sollten sie keine finanzrechtlichen Grauzonen zur Etablierung von Wettbewerbsvorteilen nutzen können.

Auch für die Abgeordneten und Experten gab es bei diesem Fachgespräch klare Regeln. Das begann mit der Reihenfolge der Fragen und Redebeiträge und endete bei konkreten Zeitvorgaben, die zwischen zwei und fünf Minuten lagen und mit einer nicht übersehbaren Anzeige auf den Screens heruntergezählt wurden. Dennoch konnten die achtzehn vorab bekannten Fragen in den zwei Stunden nur kurz gestreift werden.

Es ging auch um Bitcoins. Sobald diese im Spiel seien, könne man von einer Währung ausgehen, die ebenfalls Umrechnungskursen und der Besteuerung unterliege. Könnten Bitcoins die Währung der Wahl für Industrie 4.0 sein? Das sei bisher noch gar nicht geklärt. Überhaupt zerlege die Digitalisierung etablierte Wertschöpfungsketten in ihre Bestandteile und setze diese ganz neu zusammen.

Aus den Expertenkreisen war zu vernehmen, dass die etablierten Banken technologisch nachziehen. So seien neuere Debitorenkarten bereits heute in der Lage zu kontaktloser Zahlung. Dieses werde aktuell jedoch nur für Kleinbeträge im Vorbeigehen verwendet wie zum Beispiel im Fußballstadion.

Eine Disruption der Banken durch FinTechs ist nicht zu erwarten. Klassische Banken und Versicherungen bieten in der Regel ein breites Produktspektrum an, während sich FinTechs eher auf Nischen konzentrieren oder als Dienstleister für Geldtransaktionen fungieren.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 4. November 2015

Wirtschaft 4.0 bei der CDU/CSU-Fraktion

Fraktionsvize Michael Fuchs begann bei der Dampfmaschine und dem Buchdruck. Der Fraktionsvorsitzende Volker Kauder setzte mit Erfahrungen aus seinem durch den Mittelstand geprägten Wahlkreis Rottweil und Tuttlingen fort.

Der Bewahrer von heute sei der Verlierer von morgen oder anders formuliert: wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Großkonzerne der Region gäben bereits digitale Standards vor, die teilweise aktiv in die Geschäftsprozesse der Zulieferer eingreifen. Man könne sich dem zwar für eine kurze Zeit entziehen, müsse dann aber in Kauf nehmen, dass sich "die Großen" nach einer überschaubaren Übergangszeit an den Wettbewerber wenden.

Volker Kauder zeigte sich als Freund von Wirtschaft 4.0 und erhob einen gewissen Anspruch auf die durch ihn produzierten Daten. Der in diesem Zusammenhang mehrfach zitierte Fahrstuhl, der automatisch Wartungsintervalle an den Reparatur-Dienstleister übermittelt, verblasst neben den technischen Möglichkeiten intelligenter Häuser mit automatischer Kühlschrankbefüllung oder dem fahrerlos einparkenden Auto.

Wirtschaft 4.0 CDU/CSU-Fraktion
Angela Merkel zu "Wirtschaft 4.0 - Chancen für Deutschland"
Angela Merkel bekannte sich zur distanzfreien Nutzung neuer Technik, wolle sich davon jedoch nicht beherrschen lassen. Eine Landkarte im Kofferraum könne auch bei reger GPS-Nutzung nicht schaden. Die Autoindustrie bietet sich immer wieder gerne als Beispiel für den Vergleich mit dem Weltmarkt an. Die USA seien inzwischen mit digitalen Produkten weit vorne und Deutschland dürfe auf keinen Fall den Anschluss verpassen. Weltweit gilt Deutschland immer noch als Vorreiter im Ingenieurswesen. Aber das könne sich schnell ändern. Klöckner-Chef Giesbert Rühl verschärfte diese Aussage. Wenn nur ein Drittel dessen umgesetzt werde, was er bei den amerikanischen Vordenkern gesehen habe, dann müsse sich "die deutsche Autoindustrie warm anziehen".

Die Kanzlerin war noch gut im Thema, da sie bereits auf dem gestrigen BDI Tag der Deutschen Industrie eine gute halbe Stunde zur Digitalisierung der Industrie referiert hatte.

Wirtschaft 4.0 CDU/CSU-Fraktion
Angela Merkel zu "Wirtschaft 4.0 - Chancen für Deutschland"
"Wirtschaft 4.0 - Chancen für Deutschland" war auch der Leitgedanke der heutigen Veranstaltung bei der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Das Hauptschlagwort wurde regelmäßig durch "digitale Wirtschaft" ersetzt. Der Mythos digitaler Wirtschaft wurde gegen die "reale" Wirtschaft auszuspielen versucht. Angela Merkel nannte das Beispiel 30-jähriger Internetunternehmer, deren Firmen von den Großen gekauft würden, so dass die jungen Leute problemlos in den Vorruhestand gehen könnten. So etwas sei in der "realen Wirtschaft" eines Handwerkers nicht vorstellbar.

Catharina von Delden, Gründungsmitglied der innosabi GmbH, holte die Kanzlerin etwas auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie berichtete, dass sie jeden verdienten Cent in das Unternehmen reinvestiere und selbst auf der Gehaltsliste ganz unten stehe. "Passion" sei die Hauptmotivation oder wie Florian Langenscheidt es einmal formulierte: "Money follows Passion". Das ist praktisch gelebtes "Loslassen" eines modernen Unternehmers. Loslassen von Verantwortung in die Hände mündiger Mitarbeiter. Auch beim Stahlkonzern Klöckner werde das laut Giesbert Rühl praktiziert. Dazu habe man dort ein Ampelsystem für Entscheidungsprozesse eingeführt.

Catharina von Delden hatte zwei Wünsche: mehr gute Entwickler und mehr öffentliche Vergaben an innovative kleine Unternehmen. "Ich nehme das mal auf", sagte die Kanzlerin und löste damit eine rege Diskussion in sämtlichen sozialen Netzwerken aus. Die innosabi-Chefin diskutierte noch während der Veranstaltung fleißig per Smartphone mit und berichtete dann über den Meinungstrend.

Wirtschaft 4.0 CDU/CSU-Fraktion
Diskussionsrunde zu "Wirtschaft 4.0 - Chancen für Deutschland"
Im Rahmen dieses nahen Dialoges zwischen Politik und Wirtschaft wurde deutlich, dass Unternehmer nicht auf langwierige Entscheidungsprozesse der Politik warten können. Unternehmer denken in Lösungen und müssen sich schnell den Marktgegebenheiten anpassen. Laut Catharina von Delden suche der Gründer die Verantwortung zuerst bei sich selbst und sehe vieles schon aus Prinzip eher positiv.

Prof. Dr. Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln sprach von der durchbrochenen Lernkurve. Es sei inzwischen nicht mehr so, dass ein heute erfolgreiches Unternehmen automatisch auch morgen noch am Markt sei. Disruption! Disruption als Ablösung bekannter Produkte durch innovativere Produkte, Disruption in gewachsenen Abteilungen einer Firma, Disruption in Denkmustern oder Disruption in der Automobilindustrie beim Nachentwickeln innovativer eMobility-Konzepte à la Tesla.

Disruption übrigens auch innerhalb der Gesellschaft, nämlich zwischen vernetzten und unvernetzten Menschen. Digital Natives und Digital Immigrants behalten den allgemeinen Anschluss. Die Rentnerin ohne DSL und Smartphone kann aber vielleicht bald keinen Schnittkäse auf ihr Brötchen legen, weil sie nicht weiß, wie sie dem Kühlschrank mitteilt, dass er per Twitter eine Bestellung beim Lebensmittelversand auslösen soll. Auch Lehrer sind zunehmend disruptiert, wenn sie mit neuer Technik wie Smartboards konfrontiert werden. Angel Merkel empfahl, dass doch einfach die Schüler ihre Lehrer einweisen sollten und dann zum eigentlichen Unterricht wieder die Rollen getauscht werden. So machen Digital Natives ihre Lehrer zu Digital Immigrants.

Überhaupt müssten laut der Kanzlerin viele Begriffe neu definiert werden. "Was ist ein Auto", kann zukünftig ganz anders beantwortet werden als noch vor zehn Jahren. Wobei wir wieder bei der Ausgangsfrage von Michael Fuchs wären: "Was ist eine Dampfmaschine"?

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 3. November 2015

BDI Tag der Deutschen Industrie 2015

Der Postbahnhof am Ostbahnhof ist normalerweise Austragungsort von Konzerten, Dance Partys oder SPD-Parteitagen. Gestern und heute fand dort der Tag der Deutschen Industrie 2015 statt.

Passend zur Location fungierte radioeins-Moderator Jörg Thadeusz als Voice of Event. Veranstalter war jedoch der BDI Bundesverband der Deutschen Industrie oder wie es auf dem großen Screen über den Referenten hieß: "BDI The Voice of German Industry".

BDI Tag der Deutschen Industrie 2015
BDI Tag der Deutschen Industrie 2015 - BDI-Präsident Ulrich Grillo
Etwa 1.000 Teilnehmer hatten den großen Saal im Postbahnhof bis auf den letzten Stuhl besetzt und viele der Gäste mussten sogar am Rand stehen. In der ersten Reihe nahmen abwechselnd die Bundeskanzlerin, der Wirtschaftsminister, der amerikanische Botschafter, der britische Finanzminister, dessen Botschafter Sebastian Wood und andere interessante Redner Platz.

Die Themen der Reden wiesen diverse Schnittmengen auf und immer wieder Dank an die deutsche Industrie für ihr Engagement beim Erhalt des Wohlstandes.

BDI-Präsident Ulrich Grillo sprach viel über die EU und forderte eine Union der Europäer, die auch als Union gelebt werde. Die EU müsse enger zusammen rücken, da uns die Geschichte zu Entscheidungen zwinge, die nur in Einheit zu lösen seien. Zum Thema Flüchtlinge wies er darauf hin, dass auch die Familie Grillo vor einigen hundert Jahren nach Deutschland gekommen sei, weil Protestanten in Italien nicht mehr erwünscht waren. Er sei damit ein Beispiel erfolgreicher Integration.

BDI Tag der Deutschen Industrie 2015
Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem BDI Tag der Deutschen Industrie 2015
Nach Ulrich Grillo folgte eine längere Rede der Bundeskanzlerin. Sie sprach kurz über die Flüchtlinge und den Spagat zwischen illegal und legal. Vieles sei deshalb illegal, weil es gar keine Regelungen für bestimmte Szenarien gebe.

In Sicht auf den Anlass ihrer Rede bemerkte sie immer wieder, dass viel zu tun sei und die Herausforderungen in Zusammenarbeit von Industrie und Regierung durchaus zu meistern seien. Man arbeite als Regierung auf Hochtouren an förderlichen Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft. Dazu gehörten unter anderem TTIP, der Netzausbau und die Dekarbonisierung. Endlich wieder ein neues Wort gelernt. Die Kanzlerin entfaltete einen bunten Blumenstrauß von Anglizismen, die vorwiegend die Stärkung von Industrie 4.0 und des digitalen Binnenmarktes betrafen.

BDI Tag der Deutschen Industrie 2015
BDI Tag der Deutschen Industrie 2015
Darauf folgte Wirtschaftsminister Gabriel und gewann das Publikum mit dem Hinweis auf seine Kindheit, wo er im Fußballverein linker Verteidiger gewesen sei. Fußball spiele er nun nicht mehr, sei aber linker Verteidiger geblieben. Dann wurde er ernst und mahnte zur Vorsicht vor Selbstüberschätzung: "Wenn es einem so scheinbar gut geht, kann man sich schon mal umdrehen und schauen, was da kommt". Kinder als Garant kontinuierlichen Wohlstandes werden knapp. Angesichts dessen wäre man "mit dem Klammerbeutel gepudert", wenn man die bereits anwesenden Flüchtlinge nicht auch für den Erhalt des Wohlstandes nutzen würde.

SPD und Wirtschaft sehen Industrielle normalerweise als Widerspruch an. Auf diese Befindlichkeiten ging Sigmar Gabriel deshalb mehrfach ein. Ähnliche Argumentationen sind auch von Bauministerin Hendricks vor Immobilienunternehmern bekannt. Um Salz in die Wunde zu streuen, erinnerte Sigmar Gabriel an die zahlreichen Verbandsgründungen vor 125 Jahren. Im März 1890 war der erklärte Sozialistenfeind Bismarck zurückgetreten.

BDI Tag der Deutschen Industrie 2015
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel auf dem BDI Tag der Deutschen Industrie 2015
Wie wichtig es sei, dass die deutsche Industrie nicht den Anschluss verliere, verdeutlichte er am Beispiel seiner 27-jährigen Tochter. Wenn sie Mobilität suche, gehe sie ins Internet und prüfe die Optionen für Woche und Wochenende oder Sommer und Winter und wechsele dann entsprechend die Transportmittel. Es seien nicht mehr die Autokonzerne, die wissen wie der Kunde tickt, sondern Google. Damit dränge sich eine ganz neue Wertschöpfungsplattform in den Markt.

Während Sigmar Gabriel noch redete, lief der neue britische Botschafter Sebastian Wood an uns vorbei. Um den Fluss hochkarätiger Referenten nicht abreißen zu lassen, stand anschließend der britische Finanzminister George Osborne auf dem Programm.

BDI Tag der Deutschen Industrie 2015
Britischer Finanzminister George Osborne auf dem BDI Tag der Deutschen Industrie 2015
Der Botschafter und sein Minister hatten die Poppy im Knopfloch. Die Mohnblume (Poppy) ist ein Symbol des Gedenkens an die Opfer der beiden Weltkriege. Jörg Thadeusz hatte den Finanzminister mit einem Lob über die englischen "sausages" anmoderiert. Dieser freute sich darüber und startete seine Rede mit einer Schilderung seiner Zuwanderungsgeschichte, nämlich aus Ungarn. Ungarn sei fast schon ein Symbol für Zuwanderung und ermöglichte Flucht, insbesondere in Sicht auf die Ereignisse im Sommer und Herbst 1989.

Da sich in Europa immer wieder Unmut über die Position der Briten in der Flüchtlingsfrage breit macht, ging George Osborne auf das britische Engagement in den Krisenregionen selbst ein. Diese Maßnahmen überträfen vielfach den allgemeinen EU-Einsatz vor Ort.

Das Referendum zum Brexit erwarte er Ende 2017 und hob es als besonderen Ausdruck von Demokratie hervor. Auch könne man den britischen Steuerzahler nicht mit Kosten belasten, die durch den Euro hervorgerufen wurden. Interessant wäre noch gewesen, worüber sich George Osborne gestern Abend in der Pizzeria mit Wolfgang Schäuble unterhalten hatte. Diese Arbeitsessen zwischen "Wolfgang and George" sind oft weit wertvoller als öffentliche Statements und Diskussionspanels.

Angela Merkel und Sigmar Gabriel nutzten jedenfalls die Steilvorlage von Ulrich Grillo und appellierten an die Briten: "Stay in"!

Siehe auch: Rede des britischen Finanzministers George Osborne

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 22. Oktober 2015

John Kerry und Federica Mogherini bei Außenminister Steinmeier

"Nur einer steht im Weg", war die zusammengefasste Problemlösungsanalyse des US-Außenministers John Kerry kurz vor Beginn der offiziellen Unterredungen mit Frank-Walter Steinmeier. Die USA sind ja dafür bekannt, sich auf eine schuldige Zielperson zu konzentrieren. Diesmal betrifft es den syrischen Präsidenten Assad, der unbedingt aus dem Weg geräumt werden müsse, damit der nötige Handlungsspielraum zur Bekämpfung des IS geschaffen werde. Ob das dadurch entstehende Machtvakuum wirklich zur Stabilisierung der Region beiträgt ist fraglich.

John Kerry bei Außenminister Steinmeier
US-Außenminister John Kerry bei Außenminister Steinmeier
Der tatsächliche Ernst der Lage ist wohl bisher nur nebulös an die europäische Bevölkerung heran gedrungen. Steinmeier sagte, dass es nur eine langfristige Lösung geben werde und man zusammen mit den Verbündeten alle Anstrengungen zur Befriedung der Lage in den näher gerückten Krisenregionen unternehme. Die Vielzahl und Hektik der Treffen wirkt wenig vertrauensbildend.

Federica Mogherini bei Außenminister Steinmeier
Vizepräsidentin der EU-Kommission Federica Mogherini bei Außenminister Steinmeier
John Kerry und die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Federica Mogherini gaben sich heute im Auswärtigen Amt die Klinke in die Hand. Beide nutzten die Gelegenheit weiterer Gespräche mit dem in Berlin weilenden israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

Israel spielt zur Zeit eine Schlüsselrolle in der Region. Auch Mogherini bestätigte, dass es sich um einen der weltweit ältesten Konflikte handele. Laut Steinmeier könne Israel lediglich auf Jordanien als regionalen Partner hoffen, mahnte jedoch an, dass Israel durch unbedachtes Vorgehen das jordanische Königshaus nicht untergraben solle.

John Kerry bei Außenminister Steinmeier
US-Außenminister John Kerry bei Außenminister Steinmeier
John, Federica und Frank jedenfalls sind per Du und reden als verlässliche Partner miteinander. Als John Kerry seine leichte Erkältung wegspülen möchte, gießt ihm Frank-Walter das Wasser ein. Entgegenkommen im Kleinen und Beistand im Großen.

Videos:
US-Außenminister Kerry bei Steinmeier - Pressekonferenz Statement Steinmeier
Federica Mogherini bei Steinmeier - Pressekonferenz Statement Steinmeier
Federica Mogherini bei Steinmeier - Pressekonferenz Statement Mogherini

Autor: Matthias Baumann