Dienstag, 15. Oktober 2019

Eine Woche Oberleutnant - InfoDVag bei der Streitkräftebasis

"Herr Oberleutnant!" Oh, damit war ja ich gemeint. Neben mir saß ein Oberstleutnant, also der mit ST vor dem Leutnant und Laub unter den zwei Sternen. "Sind Sie Reservist? Ich frage nur, weil ich noch nie jemanden gesehen habe, der in dieser Art sein Barett trägt." Es gab da wohl eine Einweisungslücke zum Aufsetzen des Baretts. Erst zwei Tage zuvor war unsere Gruppe von 16 Männern und sieben Frauen vom Kampfstiefel bis zum Gefechtshelm eingekleidet worden. Das waren die 23 Teilnehmer der 23. Dienstlichen Veranstaltung zur Information in der Streitkräftebasis (InfoDVag SKB).

InfoDVag SKB LogSBw Garlstedt Flecktarn Uniform
23. InfoDVag der Streitkräftebasis (SKB) an der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) in Garlstedt - Kompletteinkleidung vom Kampfstiefel bis zum Gefechtshelm
Der Insider spricht die Abkürzung als "Info-De-Fack" aus. Die Veranstaltung ist dafür gedacht, dass Outsider auch mal Insider sein dürfen und danach möglichst überall von ihren Erfahrungen berichten. Dafür schlüpfen für eine Woche Multiplikatoren aus Politik und Wirtschaft in die Rolle eines Soldaten und bekommen für diesen Zeitraum den Dienstgrad des Oberleutnants. Ein Oberleutnant hat zwei silberne Sterne ohne Laub auf der Schulter. Wahlweise kann man sich auch zum Oberleutnant zur See machen lassen und trägt dann zwei goldene Balken auf der Schulter. Das ist zwar dekorativ, aber zwangsweise mit einem blauen Schiffchen auf dem Kopf verbunden.

Das Programm dieser sieben Tage war so gestaltet, dass wir im Zeitraffer von der Ankunft bis zur Auskleidung sämtliche Stationen einer Soldatenkarriere miterleben konnten. Nachdem wir unsere Uniformen empfangen hatten, ging es zum Gelöbnisunterricht beim katholischen Seelsorger der Logistikschule (LogSBw). Er erzählte uns viel über die Militärseelsorge und bereitete uns auf den anschließenden Gelöbnisgottesdienst vor. An diesem nahmen auch der Schulkommandeur, Brigadegeneral Denk, und dessen Chef, Generalmajor Thomas, teil. Der durchaus talentierte Chor war aus Zivilisten der Umgebung rekrutiert worden.

InfoDVag SKB LogSBw Garlstedt Gelöbnis
23. InfoDVag der Streitkräftebasis (SKB) an der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) in Garlstedt - Feierliches Gelöbnis und Beförderung zum Oberleutnant auf Gut Sandbeck - Foto: Logistikschule der Bundeswehr / Reiter
Der Ort des Gelöbnisses bot eine geniale Kulisse für Videoaufnahmen: kleiner Platz, großes Fachwerkhaus, illuminierte Bäume und Fackelschein. Zur Instrumentalbegleitung war das Marinemusikkorps Kiel angereist und es gab sogar eine Ehrenformation mit Truppenfahne und G36. Ein erheblicher Aufwand für 23 Zivilisten, die sich nur mal eine Woche informieren wollten. Die ungewohnte Haltung beim "Rührt euch!" ließ so manche Schulter der durchschnittlich 50-Jährigen schmerzen. Man hoffte auf ein baldiges Ende der Reden und eine Kurzversion der gespielten Märsche. Des Großen Kurfürsten Reitermarsch wurde zur muskulären Qual. Ich dachte an die Rekruten, die bei Gelöbnissen in Scharen umkippen. Nun stand ich selbst hier und ersehnte das "Still gestanden!" Wir bekamen eine Urkunde und die Schulterklappen - Schlag auf die Schulter, mehrere Handschläge und fertig war das Gelöbnis.

InfoDVag SKB LogSBw Garlstedt Hindernisbahn Holzwand
23. InfoDVag der Streitkräftebasis (SKB) an der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) in Garlstedt - Überwinden der Holzwand auf der Hindernisbahn - Foto: Logistikschule der Bundeswehr / Reiter
Gleich am nächsten Tag stand die Hindernisbahn auf dem Programm. Die Betreuer waren so um die 20 und mussten sich das Lachen verkneifen, als sie unseren betagten Haufen anmarschieren sahen. Zunächst wurden wir an den einzelnen Hindernissen eingewiesen. Zwei Soldaten machten die Übung vor. Das sah schon recht entspannt aus. Dann sollten wir als Acht-Personen-Team auf Zeit die Bahn überwinden. Bis auf die Holzwand (Eskaladierwand) war das auch für uns gut machbar. An der Holzwand halfen wir uns gegenseitig, so dass es alle schafften. Das Teamergebnis lag bei etwas über fünf Minuten. Einer der Betreuer war allerdings traurig: Hatte er doch gerade einen Kasten Bier verloren, weil es alle über die Wand geschafft hatten.

An diesem Tag gab es weitere Stationen: Orientierung mit Nachtsichtgerät im finsteren Keller und das Selbstfahren eines großen Actros-LKWs. Während jeweils zwei Actros unterwegs waren, fuhren die anderen Teammitglieder mit einem Fahrschul-Leopard durch die Landschaft oder wühlten sich mit Dingo und Eagle durch den Schlamm. Die Tür des Dingo und deren Fensterscheibe ist stark gepanzert und wiegt weit über 100 kg. Dadurch entfällt im Dingo die Kindersicherung.

Der nächste Härtetest stand uns am Folgetag bevor: Antreten um 5:45 Uhr. Wir sollten für zwei Tage zur ILÜ 2019 in den Großraum Celle "verlegen". Die Informationslehrübung - kurz ILÜ - stellt mit erheblichem Aufwand beispielhafte Lagebilder und Fähigkeiten der Streitkräfte dar. Teilweise müssen die beteiligten Soldaten knapp 30 Mal die gleichen Szenen spielen, damit sich die insgesamt 5.000 Besucher ein Bild davon machen können. In unserem Durchlauf war der neue Generalstabslehrgang dabei. Ständig liefen uns Jörg Vollmer (Inspekteur des Heeres) und Ullrich Spannuth (Kommandeur VJTF 2019) über den Weg. Da wir als Insider galten und zwei Tage zur Verfügung hatten, konnten wir auf der ILÜ auch Stationen sehen, die an dem einen Presse-/VIP-Tag ausgelassen wurden.

InfoDVag SKB LogSBw Garlstedt ILÜ 2019 LandOp
23. InfoDVag der Streitkräftebasis (SKB) an der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) in Garlstedt - Zweitägiger Ausflug zur ILÜ 2019 LandOp mit diversen Stationen inklusive des abschließenden Gefechtsschießens sowie einem längeren Gespräch mit dem Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis
Zwischenzeitlich hatte ich mich in die Geheimnisse des Barett-Aufsetzens einweisen lassen. So sah ich die Gelegenheit gekommen, das Fachwissen aus dem Wachbataillon in Anwendung zu bringen: Als wir am großen ILÜ-Festzelt vorbeikamen, standen zwei Gefreite am Eingang. Diese erkennt man an den vielen Strichen auf der Schulter. Als Oberleutnant waren sie mir unterstellt - zumindest vom Dienstgrad her. Da sie wie ein Spalier dort standen, befahl ich ihnen: "Ehrenspalier Stü!" Hm, keine Reaktion. "Wieso reagieren Sie nicht?" - "Wir sollen doch nicht darauf reagieren." - "Ach so, na gut, egal." Ihre Kinnladen fielen nach unten und ich folgte schnell meiner Gruppe zur Unterkunft.

Auch in Haus 24 eine neue Erfahrung soldatischen Lebensalltags: Acht-Personen-Zimmer mit Doppelstockbetten. Zunächst waren wir mit der Aufteilung des Raumes und der Zuordnung der Schränke - pardon Spinde - überfordert, konnten dann aber anhand unserer Gewichtsklassen Entscheidungen für oben und unten treffen. Dank der Infos aus einer Festschrift des Wachbataillons hatte ich eine große Mehrfachsteckdose mitgebracht. So konnte die Versorgung sämtlicher Handys sichergestellt werden. Übrigens war das gar kein Zimmer, sondern eine Stube.

InfoDVag SKB LogSBw Garlstedt G36 Treffer
23. InfoDVag der Streitkräftebasis (SKB) an der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) in Garlstedt - Zählen und anschließendes Abkleben der G36-Treffer auf 100 Meter Entfernung - Foto: Logistikschule der Bundeswehr / Reiter
Vor der InfoDVag hatte ich mich gefragt, wie wohl das Zusammenspiel von 100% Alpha-Tieren unter Bundeswehrbedingungen laufen werde. Ich war positiv überrascht. Die Multiplikatoren, die im zivilen Berufsleben selbst ihre Ziele definieren und permanent Entscheidungen treffen, gaben sich hier völlig in die Situation hinein: "Es soll regnen. Zieht ihr die Regenklamotten an?" - "Nein, es wurde noch nichts befohlen." Ein Teilnehmer bemerkte, dass das wie Urlaub sei. Man müsse sich um nichts kümmern, man bekomme immer sein Essen und es werde gesagt, was man anzuziehen und in den Rucksack zu packen habe. Die Wege zur Kantine wurden geführt mit "Rechtsschwenk" und "Linksschwenk". Ab und zu wurde auf die Kopfbedeckung verwiesen: draußen immer auf und drinnen immer ab - immer! Eine Regel, die in Eigenverantwortung zu befolgen war.

Die Kameradschaft innerhalb unserer InfoDVag-Gruppe war genial. Es galt das allgemeine Du und man half sich bei sämtlichen Gelegenheiten gegenseitig. In der Acht-Bett-Stube wurde das besonders deutlich, als die später erscheinenden Kameraden leise und im Dunkeln ihre Betten bezogen oder im Dunkeln ihr persönliches Morgenprogramm absolvierten. Rücksichtnahme und Hilfe waren bemerkenswert großgeschrieben.

Auch der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, baute einen guten Draht zu uns auf. Wir hatten einen sehr offenen und angenehmen Dialog, so dass wir letztlich etwa eineinhalb Stunden bei Kaffee und Keksen mit ihm im Zelt saßen. Er kam deswegen sogar eine halbe Stunde zu spät zu seiner anschließenden Kommandeurstagung. Der Inspekteur zeigte sich dort begeistert vom Interesse unserer InfoDVag-Gruppe.

InfoDVag SKB LogSBw Garlstedt Pistole P8
23. InfoDVag der Streitkräftebasis (SKB) an der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) in Garlstedt - Einweisung und scharfer Schuss mit der Pistole P8 - Foto: Logistikschule der Bundeswehr / Reiter
Um mit einigen cineastischen Mythen aufzuräumen, gab es am letzten vollen Tag eine Schießausbildung am Sturmgewehr G36 und der Pistole P8. Allen Pressemeldungen zum Trotz zeigte der Selbsttest, dass das G36 eine sehr leicht und problemlos bedienbare Waffe ist. Mit zehn Patronen sollten wir sitzend auf 100 Meter Entfernung eine Zielscheibe treffen. Gleich beim ersten Versuch konnte ich 94 von 100 Punkten erzielen. Die acht weiteren Löcher in meiner Zielscheibe waren wohl von meinen beiden Nachbarn, die diese Löcher vergeblich auf ihren Scheiben suchten. Die P8 ist deutlich komplizierter als das G36 und wirkt extrem schwer. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass die zierliche Person im Film eine P8 aus der Handtasche zieht, sofort den Druckpunkt ermittelt und gleich beim ersten wild in die Gegend geballerten Schuss auch trifft. Mein linker Zeigefinger hatte gar nicht die Kraft, den Abzug zu betätigen. Beidhändig und mit rechts ging das aber nach diversen Durchläufen ganz gut.

Ein opulenter Grillabend leitete das Ende dieser spannenden Woche ein. Am Abreisetag gab es nur noch Vorträge und die komplexe Auskleidung. Bis auf die Unterhose mussten wir alles ablegen und in die ungewohnte Zivilkleidung schlüpfen. Was sollten wir nur bei dem Nieselregen anziehen? Wir waren wieder auf uns selbst gestellt und mussten eigene Entscheidungen treffen. Wenigstens für das Essen war gesorgt. Bepackt mit einem Lunchpaket und vielen Eindrücken ging es nach Hause.

Autor: Matthias Baumann

Montag, 14. Oktober 2019

ILÜ 2019 Informationslehrübung mit Fokus auf Landes- und Bündnisverteidigung

Die Informationslehrübung im Großraum Celle - kurz ILÜ - ist eine aufwendig gestaltete Lehrveranstaltung für militärische Führungskräfte. Mit Auf- und Abbau nimmt die ILÜ etwa zwei Monate in Anspruch. In den letzten beiden Wochen finden die begehrten Vorführungen statt. In Staffeln reisen dann bis zu 15 Busse mit Angehörigen der Zielgruppe über das weitläufige Übungsgelände. Etwa 5.000 Besucher werden in dieser Zeit durch die Stationen geschleust. VIPs und Medienvertreter erscheinen zum Schluss, da diese eine Sekundärzielgruppe darstellen, die jedoch wegen ihrer multiplikativen Wirkung einen reibungslosen Ablauf sehen sollen. Die Darsteller selbst führen ihren Part bis zu 30 Mal vor.

ILÜ 2019 #ILÜ2019 InfoDVag SKB CIR
23. InfoDVag des SKB bei der ILÜ 2019 LandOp - Die 5. Dimension CIR Cyber-Informationsraum präsentierte sich diesmal in einem Kuppelzelt.
Unsere 23-köpfige InfoDVag-Gruppe hatte ein üppiges Zeitbudget von zwei Tagen. Dadurch konnten wir auch Stationen sehen, die dem gemeinen VIP oder Medienvertreter verborgen bleiben. Quellen berichten, dass das Medieninteresse gegenüber der ILÜ 2018 deutlich nachgelassen habe. Letzteres ist symptomatisch für die Berichterstattung über sicherheitspolitische Themen. Dabei konnte die ILÜ 2019 für wichtige Entwicklungen sensibilisieren. Was bereits bei verschiedenen Konferenzen wie der MSC angeklungen war, wurde auch auf der ILÜ klar kommuniziert: Es geht um Landes- und Bündnisverteidigung.

ILÜ 2019 #ILÜ2019 InfoDVag SKB Logistik RSOM Staging Area
23. InfoDVag des SKB bei der ILÜ 2019 LandOp - Logistik bei jedem Wetter: Vorführung des Aufbaus und Betriebes einer Staging Area inklusive Erläuterung des RSOM-Prozesses. RSOM bedeutet Reception Staging Onward Movement und bezeichnet bei der NATO den sich ständig wiederholenden Prozess zwischen Abreise aus dem Heimatland bis zum Einsatz am Zielort.
Damit rückt die Gefahr näher an uns heran. Die ILÜ stellt die komplexen Abläufe bei einer Konfliktsituation zunächst in Teilstationen vor und führt diese dann im finalen Gefechtsschießen verbundener Kräfte zusammen. Ein Zahnrad greift in das andere. Es beginnt mit den logistischen Voraussetzungen für den Einsatz: Transport der Gerätschaften, Bau einer Staging Area im Hinterland, Anlegen vorgelagerter Versorgungsstützpunkte und Einrichtung von mobilen Rettungsstationen. Letztere waren diesmal besonders präsent. Die Patienten wurden sehr realitätsnah geschminkt und verarztet. Es wurden sogar MASCAL-Szenarien dargestellt. MASCAL ist die Situation, in der mehr Patienten als Kapazitäten vorhanden sind. Die Notaufnahme muss dann sehr schnelle Entscheidungen treffen, die über Leben und Tod der Verletzten entscheiden.

ILÜ 2019 #ILÜ2019 InfoDVag SKB Sanitätsdienst
23. InfoDVag des SKB bei der ILÜ 2019 LandOp - Ein großer Fokus der ILÜ 2019 wurde auf den Transport und die Versorgung von Verwundeten gelegt.
Es wurde deutlich, dass Kampf und Verwundung eine Einheit bilden. Während kämpfende Truppen im Rampenlicht stehen, könnten sie ohne die nachgelagerten Unterstützungs- und Versorgungskräfte nichts ausrichten. Es müssen Munition, Lebensmittel, Medikamente nachgeführt werden. Es muss Instandsetzungspunkte für defekte Geräte geben und der Verwundetentransport aus dem Gefechtsfeld muss gesichert sein. Wer sich heute freiwillig für den infanteristischen Dienst verpflichtet, weiß spätestens nach dieser ILÜ um die eigene gesundheitliche Gefährdung. Deshalb Respekt für die Soldaten, die diesen Job übernehmen.

ILÜ 2019 #ILÜ2019 InfoDVag SKB Gefechtsschießen
23. InfoDVag des SKB bei der ILÜ 2019 LandOp - Highligt der ILÜ ist das Gefechtsschießen, in dem alle vorher gezeigten Einzelkomponenten zum Einsatz kommen. Das Gefechtsschießen mit nahezu ununterbrochenem scharfen Schuss dauert etwa 90 Minuten und zeigt zunächst die Verzögerung des Feindes und anschließend den eigenen Angriff.
Die ILÜ 2019 LandOp (Landoperation) zeigte aber auch, dass die Ausstattung mit Material vorangeht. So waren erstaunlich viele Schützenpanzer Puma zu sehen. Wie das G36 sieht sich auch der Puma dem Spott der ansonsten desinteressierten Presse ausgesetzt. Ob die Gefahr der Landes- und Bündnisverteidigung in einen heißen Konflikt mündet, hängt vom cleveren Agieren und Reagieren der militärischen und politischen Entscheidungsträger ab. Momentan befinden wir uns in einer ähnlichen Situation wie zu Zeiten des Kalten Krieges: Aufrüstung und Abschreckung.

Videos:
Playlist mit thematisch zusammengestellten Videos zur ILÜ

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 26. September 2019

Admiral Manfred Nielson mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet

Manfred Nielson war einer von fünf Marineangehörigen in der Geschichte der Bundeswehr, die überhaupt in den Genuss kamen, zum Admiral befördert worden zu sein. Normalerweise endet die Karriere spätestens beim Vizeadmiral. Die nächste Stufe = Admiral wurde dadurch ermöglicht, dass er 2016 als Deputy Supreme Allied Commander Transformation (ACT) der NATO in Norfolk (USA) eingesetzt wurde. Das ist ein Posten für 4-Sterne-Generale oder eben die damit vergleichbaren Admirale.

Admiral Nielson ist 64 Jahre alt und trat bereits mit 18 in die Bundeswehr ein. Seine maritime Verwendung beschäftigte sich hauptsächlich mit Minensuche und Unterwasserwaffen. Zwischendurch studierte er drei Jahre in Hamburg und schloss diesen Lebensabschnitt als Diplom-Kaufmann ab.

1985 gab es ein kurzes Intermezzo am BMVg, das ihn im Folgejahr zum Admiralslehrgang an die Führungsakademie in Hamburg katapultierte. Anschließend war er Korvettenkapitän, was mit einem Major vergleichbar ist. Zwischen 1988 und 2002 gab es ein reges Hin und Her zwischen Minensuche und BMVg. Dabei schaukelte sich sein Dienstgrad bis zum Kapitän zur See hoch. Das ist vergleichbar mit einem Oberst, also eine Stufe vor Brigadegeneral beziehungsweise Flottillenadmiral.

Admiral Manfred Nielson DSACT ACT NATO Großer Zapfenstreich
Großer Zapfenstreich für Admiral Manfred Nielson DSACT (Deputy Supreme Allied Commander Transformation) - Ausmarsch der Formation des Großen Zapfenstreiches - vorne auf dem Podest Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK), in der Mitte Admiral Manfred Nielson und rechts Generalinspekteur Eberhard Zorn
Als Leiter der Marineschule Mürwik (ab 2002) wurde Manfred Nielson relativ schnell zum Flottillenadmiral ernannt (2003). Kaum war er Flottillenadmiral, wurde er als Commander am Horn von Afrika eingesetzt. 2005 ging es dann mal wieder zurück ans BMVg. Drei Jahre später wurde er dann endlich in den wohlklingenden Dienstgrad eines Konteradmirals gehoben und arbeitete weiter im Verteidigungsministerium. Hätte er dort nicht die Abteilungen gewechselt, hätte man hier schon fast von Kontinuität sprechen können.

Bereits 2010 wurde er zum Generalleutnant - pardon - Vizeadmiral befördert, dem typischen Ende einer goldverzierten Karriere. Der Laie erkennt einen Vizeadmiral an einem sehr dicken und zwei dünnen Streifen am Ärmel. Flottillen- und Konteradmirale sind anhand der Streifen deutlich schwerer voneinander zu unterscheiden. Als Vizeadmiral war Manfred Nielson Befehlshaber der Flotte, Kommandeur der Streitkräftebasis und Leiter in besonderen Projektverwendungen des BMVg. Dass er 2016 zur NATO nach Norfolk ging, wurde bereits erwähnt.

Erwähnt wurde allerdings noch nicht, dass er heute einen Großen Zapfenstreich zur Verabschiedung in den Ruhestand bekam. Manfred Nielson weist die üblichen privaten Eckdaten eines Bundeswehroffiziers auf: verheiratet und zwei Kinder. Ein Spiegel der Persönlichkeit ist auch die Stückauswahl zur Serenade. Manfred Nielson hatte sich Folgendes gewünscht:

1) Fire in your heart (SE ILDEN LYSE) - Svein Gundersen, Arr.: Eilertsen/Eljas
2) America, the beautiful - Samuel Augustus Ward
3) Anchors aweigh - H. Miles/A. Zimmermann, Arr.: Paul Yoder

Video:
Großer Zapfenstreich für Admiral Manfred Nielson

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 25. September 2019

DIE REKRUTINNEN werben multimedial für Nachwuchs

Auch bei der Wahl des Titels für ihre neue 63-teilige Serie auf "Bundeswehr Exclusive" zeigt sich die Bundeswehr pragmatisch. Während der sprachlich verunsicherte Hauptstadtjournalist noch nach der aktuell korrekten Schreibweise für Rekrut*innen sucht, nutzt die Bundeswehr einfach nur Großbuchstaben für die Betitelung des Projektes: DIE REKRUTINNEN.

DIE REKRUTINNEN Bundeswehr Exclusive
DIE REKRUTINNEN auf Bundeswehr Exclusive - Vier der Protagonistinnen der neuen 63-teiligen Serie (v.l.n.r.) Lea ohne H, Melanie, Enny, Leah mit H
Schaut man sich den Kontext der 63 Folgen an, kommt ganz klar "Die RekrutInnen" als korrekte Schreibweise zum Einsatz. Da es sich um sieben Hauptdarstellerinnen und drei Hauptdarsteller handelt, wird das I bei "Innen" groß geschrieben und schließt damit Männer und Frauen ein. Die Werbeexperten der Bundeswehr setzten sogar noch einen drauf: Zur heutigen Vorschau von drei Teilen der Serie wurden T-Shirts für Männer und Frauen verteilt. Auf den Frauen-T-Shirts stand "DIE REKRUTINNEN" und auf den Männer-T-Shirts "DIE REKRUT INNEN".

Im Stauffenbergsaal des BMVg hatten sich um die 100 Jugendliche eingefunden. Diese sollten die drei Folgen ansehen und Fragen stellen. Hinzu kamen einige Pressevertreter, der Generalinspekteur, der Inspekteur der Luftwaffe, der Kompaniechef und der Spieß der RekrutInnen und vier der Protagonistinnen. Mädchen, die im Vergleich zur ersten Folge deutlich selbstbewusster, gereifter und schlanker wirkten.

DIE REKRUTINNEN Bundeswehr Exclusive
DIE REKRUTINNEN Bundeswehr Exclusive - Melanie macht ein Selfie mit Generalinspekteur Eberhard Zorn und dem Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz - Kameradschaft über alle Dienstgrade
Viele der im Video dargestellten RekrutInnen sind OffiziersanwärterInnen, die 24/7 mit der Kamera begleitet wurden. Peinlichst genau wurden sämtliche Marken weggepixelt: Mercedes, VW, Nike und sämtliche Nahrungsmittelverpackungen wie die typische Bundeswehr-Wasserpackung von Julimond in zartlila. Etwas viel Weitwinkeleinsatz, aber guter Schnitt und viele witzige Szenen, die nicht nur den Nerv der Zielgruppe treffen dürften.

Die gesamte Aktion hatte inklusive der Medienrechte sieben Millionen Euro gekostet. Gerechtfertigt wurden diese Kosten als Investition zur Nachwuchsgewinnung. Rechnet man das auf die 63 Folgen um, ergibt sich ein Betrag von über 100.000 Euro je Folge. Für 100.000 Euro bekommt man entweder einen neuen BMW 7er oder einen neuen TESLA oder ein halbes Einfamilienhaus im Umland Berlins oder 30 neue Truppenfahnen für das Wachbataillon.

DIE REKRUTINNEN werden jeweils Montag bis Donnerstag ab 17 Uhr ausgestrahlt.

Während YouTube das Leitmedium der Wahl ist, wird die Serie aber auch bei Instagram, Facebook, Snapchat und TikTok eingespeist. Was die mediale Kompetenz und Präsenz betrifft, hat die Bundeswehr weltweit gegenüber anderen Behörden die Nase vorn. Die beiden Kanäle Bundeswehr und Bundeswehr Exclusive haben insgesamt über 800.000 Abonnenten und über 300 Millionen Videozugriffe. Im Vergleich dazu liegt die Bundesregierung mit ihren 25.000 Abonnenten und knapp 5 Millionen Videozugriffen eher im Otto Normalbereich. Über das Wirtschafts-, das Innen- oder das Finanzministerium reden wir hier am besten gar nicht. Allein das BMZ scheint noch ein gewisses mediales Potenzial zu haben.

Video: 
Interview mit den Protagonistinnen und dem Generalinspekteur anlässlich der Preview der neuen Serie DIE REKRUTINNEN

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 24. September 2019

Streitkräftebasis verabschiedet Generalleutnant Peter Bohrer mit einem Großen Zapfenstreich

Peter Bohrer steht kurz vor seinem 63. Geburtstag und wurde heute im Bendlerblock mit einem Großen Zapfenstreich in den Ruhestand verabschiedet. Mit 20 Jahren war er in die Bundeswehr eingetreten und hatte dort zunächst Wirtschafts- und Organisationswissenschaften studiert. Seine Verwendungen in der Bundeswehr hatten wiederkehrende Schwerpunkte: Logistik, Luftwaffe, Leitungspositionen im BMVg.

Es muss wohl sein Hang zur Logistik gewesen sein, der ihn immer wieder zur Streitkräftebasis (SKB) brachte. Zuletzt war er dort Chef des Stabes und seit 2015 Stellvertreter des Inspekteurs der SKB. Bis auf diese jüngste Verwendung war er nie länger als drei Jahre an einer Stelle eingesetzt.

Seine Beförderungen von Leutnant bis Oberstleutnant liefen bis 1993 in einem akzeptablen Tempo. Zwischen Oberstleutnant und Brigadegeneral (ein Stern) lagen dann jedoch 14 Jahre. In der Zwischenzeit war er als Oberst für zwei Jahre Adjutant des Generalinspekteurs. Den zweiten Stern (Generalmajor) bekam er 2010 und den dritten (Generalleutnant) fünf Jahre später.

Peter Bohrer hatte nie an die Spitze gestanden. Vielleicht wollte er das auch gar nicht. Er blieb im Hintergrund und fungierte von dort als wichtiges Rad im Uhrwerk Bundeswehr. Stabsarbeit war sein Revier. Er war Gruppenleiter, Büroleiter, Chef des Stabes, stellvertretender Verteidigungsattaché, stellvertretender Regimentskommandeur, Referent im Planungsstab, Stabsabteilungsleiter und eben zu guter Letzt Stellvertreter des Inspekteurs der Streitkräftebasis.

Wie bei solchen Anlässen üblich, durfte sich Peter Bohrer drei Musikstücke wünschen. Diese betrafen seine Leidenschaft als Jagdflieger, seine Tätigkeit für die Streitkräftebasis und ein privates Thema:

1) Fliegermarsch - Hermann Dostal, Bearb.: Hermann Männecke
2) Marsch der Streitkräftebasis - Gerhard Fetzer
3) Wie vor Jahr und Tag - Reinhard Mey, Bearb.: Guido Rennert

Der Große Zapfenstreich für Peter Bohrer lief auf Inspekteursebene und war deshalb nicht presseöffentlich. Da die Ministerin das Ziel hat, die Bundeswehr stärker in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit zu transportieren, könnte sich das zukünftig ändern.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 19. September 2019

Stechschritt und die Tradition der Bundeswehr

Der Stechschritt war ein taktisches Element historischer Gefechte.

Damals war es üblich, die Soldaten in langen Linien gegenüber ihren Gegnern aufzustellen. Die Gegner machten das auch so. Es konnten drei oder mehr Linien hintereinander stehen - vergleichbar mit der Aufstellung der Ehrenformation bei Staatsbesuchen.

Um diese Linien möglichst effizient zu bewegen, wurde der Formaldienst geübt. Er wurde geübt und geübt und geübt und geübt. Es wurde marschiert, rechts um, links um, halt. Wenn ein Teil der Linie um 90° schwenken sollte, um dem Feind in die Flanke fallen zu können, musste das mit wenigen großen Schritten machbar sein. Hier kam der Stechschritt zum Einsatz. Dieser war aber auch innerhalb der Linien notwendig. Wenn nämlich die erste Reihe mit Bajonetten und wahllos einschlagenden Kugeln getroffen war, mussten die hinteren Reihen über die verwundeten Kameraden steigen. Dazu nutzen sie ebenfalls den Stechschritt.

Napoleon ändert die Spielregeln

Mit Napoleon änderten sich die Taktiken grundlegend. Napoleon hatte keine Zeit für lange Formalübungen und seine aus der Französischen Revolution kommenden Kämpfer hatten ohnehin keine Lust darauf. Er verfügte über eine Massenarmee mit suboptimaler Drillfähigkeit. Deshalb drehte Napoleon einfach die Linie um 90° und traf fortan wie ein Pfeil auf die in der Lineartradition wartenden feindlichen Truppen. Damit spaltete er die gegnerische Linie und hatte leichtes Spiel. Er setzte sich mit dieser neuen Taktik einfach über alte Spielregeln der Kriegsführung hinweg. Dass Flexibilität eine militärische Tugend ist, sagte bereits Sun Tsu vor mehr als 2.000 Jahren. Eine komplette Regelverschiebung überforderte jedoch die auf Ordnung, Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit getrimmten Preußen. So fuhren sie eine Niederlage nach der anderen ein und befanden sich schon kurz vor dem Aus.

Für Preußen war die Welt nicht mehr berechenbar. Es musste ein komplett neues Konzept her. Es musste eine Methode sein, die das Bestehen in einer unberechenbaren Welt ermöglichte. Der extreme Druck und passende gesellschaftliche Rahmenbedingungen stellten in Preußen eine gute Basis für eine militärische Neuorientierung dar: Die Maschine Armee wurde in einen Organismus umgebaut.

Von der Maschine zum Organismus

Alte Führungsstrukturen wurden über Bord geworfen und durch völlig neue ersetzt. Spezialisten wurden nur noch in den unteren Dienstgraden ausgebildet und Offiziere sollten fortan Alles können - die Geburtsstunde des Generalisten. Letzteres ist auch heute noch der Grundgedanke hinter der ständigen Versetzung von Offizieren bei der Bundeswehr. Offiziere sollen einen breiten Überblick erhalten, sich in sämtliche Themen einarbeiten können und den kleinteiligen Rest durch die Stäbe erledigen lassen. Wenn dann ein Offizier ausfällt, gibt es die entsprechenden Strukturen, die Erfüllung der Aufgabe mit anderen Personen fortzusetzen - das Prinzip "Jeder ist ersetzbar".

Während diese Innovation in Preußen auf fruchtbaren Boden fiel, wurde sie in anderen Armeen nicht umgesetzt. Amerikaner, Russen, Franzosen und auch die ehemalige NVA hielten an den historischen Kommandostrukturen fest. Das ist insofern unpraktisch, weil beim Wegfall eines Kommandeurs das Chaos beginnt. Betrachtet man das Thema rein strukturell, so hätte ein US-Offizier sofort eine NVA-Einheit führen können, nicht jedoch eine Einheit der Bundeswehr.

Stechschritt geht ins Brauchtum

Im Zuge dieser Umstrukturierung wurde auch der Stechschritt überflüssig. Er wurde zwar ab und zu noch bei Paraden vorgeführt, hatte aber keinen taktischen Nutzen mehr. Er ging in das Brauchtum über. Gleiches geschah mit der Fangschnur oder dem Portepee. Die Fangschnur hatte einst die Mütze des Offiziers vor dem Wegfliegen bewahrt. Das Portepee hatte den Säbel fixiert, falls dieser dem Reiter aus der Hand gefallen war. Im Zeitalter von Drohnen und Atomwaffen stellen diese Schnüre jedoch nur noch Brauchtum dar.

Leistung statt Optik

Apropos Atomwaffen: Mit Ende des Zweiten Weltkriegs war nicht etwa die globale Kriegsgefahr gebannt. Ohne den Puffer Deutschland standen sich plötzlich zwei Machtblöcke an der Elbe gegenüber und Mitteleuropa wurde als "Hauptkampffeld" des Dritten Weltkriegs definiert. Der Westen wollte den Kommunismus nicht und der Osten hätte seinen Einfluss gerne weiter nach Westen ausgedehnt.

So taten sich bis 1950 mehrere ehemalige Wehrmachtsgenerale zusammen und stellten einen Plan auf, wie Westeuropa gegen den Kommunismus zu verteidigen sei. Unter dem Schirm des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer begann eine Art Pokerspiel mit den drei Westalliierten. Die Westdeutschen sollten wieder bewaffnet werden und die drohende Gefahr aus dem Osten wirksam bekämpfen können. Die Gegenleistung sollte Souveränität sein. Im "Besprechungsplan" vom 5. Januar 1950 wurden dazu die wichtigsten Grundlagen formuliert:

  • Zusage der militärischen Gleichberechtigung der Bundesrepublik im Rahmen der europäisch-atlantischen Gemeinschaft
  • Verteidigung soweit östlich wie möglich
  • in sich führungsfähige moderne Verbände bis zur Korpsstärke mit eigener taktischer Luftwaffe und Küstenvorfeld-Streitkräften
  • gleichberechtigte Einordnung in den europäisch-atlantischen Oberbefehl
  • Begnadigung der als Kriegsverbrecher verurteilten deutschen Soldaten
  • Einstellung jeder Diffamierung des deutschen Soldaten
  • Versorgung der alten Berufssoldaten
  • Aufklärungsarbeit im deutschen Volk

Das Dokument umfasst zwar nur neun Seiten und stellt auch nur die Agenda für ein späteres Meeting in größerem Kreise dar, allerdings wurde in der Folge fast alles aus diesem Papier übernommen und praktisch umgesetzt. Das Papier diskutiert und verwirft den Ansatz einer verdeckten Bewaffnung durch Polizeiaufbau oder die Stellung von Hilfstruppen für die Alliierten. Es wendet sich in Punkt 6 gegen den formaldienstlichen Ballast: "keine reaktionären Tendenzen, keine Belastung mit Tradition".

Als wenige Jahre später die Einrichtung eines Wachbataillons zum Schutz der Bundesregierung diskutiert wurde, stand kurzzeitig eine "berittene Schwadron mit Musik" auf der Agenda. Diese wurde jedoch sehr schnell "wegen der Gefahr der Lächerlichkeit" verworfen.

Die Schöpfer des Besprechungsplans - General Dr. Hans Speidel, General a.D. Hermann Foertsch und Generalleutnant a.D. Adolf Heusinger - reduzierten die Aufgaben der neuen deutschen Armee auf ihre wesentliche Verteidigungsaufgabe. Zudem setzten sie starke demokratische Akzente, die bereits die heute praktizierte Rolle des Verteidigungsministers als fachfremdes Bindeglied zum Parlament definierte. Den fachlichen Teil sollten die Staatssekretäre übernehmen. Einen Staat im Staate sollte es nicht mehr geben.



Starkes Westbündnis und eine europäische Streitkraft

Die Generale hatten aus der Vergangenheit gelernt und wollten kein Rapallo mehr. Rapallo stand sinnbildlich für eine nationalistische Ausrichtung und Bündnisse in verschiedene Richtungen. Man traf deshalb die klare Entscheidung für das Westbündnis und für eine starke europäische Gemeinschaft. Ja, es wurde 1950 sogar mehrfach von einer europäischen Armee geredet, wie sie heute in zarten Ansätzen innerhalb der EU praktiziert wird. Nationale Alleingänge wurden aus den Lehren der Geschichte heraus verworfen.

Aus diesem preußisch pragmatischen Denkprozess heraus lässt sich erklären, warum die Bundeswehr kaum noch Zeit für Formaldienst verschwendet und den Stechschritt selbst beim Wachbataillon nicht mehr praktiziert. Das Argument, dass die Bundeswehr die Tradition der Jäger aufgegriffen habe, passt hier nur bedingt. Jäger waren besonders begehrte Soldaten, weil sie durch die Jagd (von Tieren) über exzellente Geländeerfahrungen verfügten, sie sich autark bewegen konnten, ihre privaten Gewehre viel präziser als die Militärbüchsen waren und sie sogar gezielt den Gegner treffen konnten.

Uniformen und Understatement

Das klare Bekenntnis zum Westen wirkte sich dann auch auf die Uniformen aus. Im Besprechungsplan von 1950 fällt der Begriff "Uniformgleichheit". Der "demokratische Grundgedanke" soll auch die Bundeswehr durchziehen und möglichst wenige Unterschiede in der Optik der Dienstgrade erkennen lassen. Diskussionen in den sozialen Netzwerken zeigen, dass die Optik immer wieder zu entsprechenden Rückschlüssen auf die Leistungsfähigkeit verleitet: Gute Optik = hohe Leistungsfähigkeit. Dem entzieht sich die Bundeswehr konsequent und wird deshalb gerne als marionettenhaftes Abbild einer transatlantischen Streitkraft beschimpft. Da die Amerikaner erst kurz vor der Abschaffung der Linientaktik ihre Armee aufgestellt hatten, konnte der Stechschritt in deren Brauchtum keinen Fuß fassen.

Da moderne Kriegsführung mit der 5. Dimension (CIR Cyber-Informationsraum) den Kampf um die Denkstrukturen definiert, setzen einige Länder auch heute noch auf dem Prinzip Optik = Leistung auf und kaschieren mit dem Stechschritt ihre militärische Schwäche. Die Bundeswehr hat das nicht nötig und konzentriert sich auf die Sachthemen. Das Weißbuch aus 2016 und die gegenseitige Unterstellung niederländischer oder polnischer Truppen verfolgt letztlich die pragmatischen Grundlagen des Besprechungsplans von 1950. Sachlichkeit, Pragmatismus, Treue und Zuverlässigkeit sind preußische Tugenden, die durch den Wegfall von Stechschritt und Portepee nicht tangiert werden.


Diesem Artikel liegen mehrere Hintergrundgespräche zugrunde - unter anderem mit Oberstleutnant Dr. Loch, dem Herausgeber des Buches "Das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung (1957 - 2007)". Die Ausführungen entsprechen dem neuesten Stand der militärhistorischen Forschungen.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 18. September 2019

Serbiens Ministerpräsidentin Ana Brnabić absolviert ihren Antrittsbesuch bei Angela Merkel

Wer Stress auf dem Balkan sucht, sollte sich mit Serbien anlegen: Serbien versus Kosovo, Serbien versus Albanien, Serbien versus Montenegro, Serbien versus Kroatien, oder Serbien versus Bosnien und Herzegowina. Serbien hat 7 Millionen Einwohner und fast so viele Panzer wie die Bundeswehr. Diese stammen alle aus russischer Produktion. Nach dem Zerfall Jugoslawiens hat Serbien gezeigt, dass es durch clevere Taktik die technisch weit überlegene NATO in Irritationen versetzen kann.

Heute verfügt Serbien nur noch über ausgedientes Material und ist auf Hilfe von außen angewiesen. Es bändelt sogar mit der NATO an, will aber kein Mitgliedsstaat werden.

Serbiens Ministerpräsidentin Ana Brnabić bei Angela Merkel in Berlin
Serbiens Ministerpräsidentin Ana Brnabić zum Antrittsbesuch bei Angela Merkel empfangen
Hartnäckigkeit und Freiheitswillen hatte Serbien bereits in der Geschichte bewiesen. Es taucht etwa um 600 in der historischen Wahrnehmung auf und hatte zunächst Konflikte und Erfolge gegenüber seinen Nachbarn. Serbien widersetzte sich auch wirkungsvoll den vordringenden Osmanen, konnte diese aber nur bis 1459 aufhalten. Danach gab es 350 Jahre muslimisch geprägte Fremdherrschaft. Ein tiefes Trauma für die orthodoxen auf Konstantinopel (heute Istanbul) ausgerichteten Christen. Das 19. Jahrhundert war von Aufständen geprägt und mündete 1878 auf dem Berliner Kongress in die Unabhängigkeit Serbiens. Dann passt es ja ganz gut, dass der momentane Friedensprozess auf dem Balkan als Berlin-Prozess bezeichnet wird und ähnliche Beteiligte hat.

Ana Brnabić ist bereits seit Juni 2017 Ministerpräsidentin von Serbien. Sie ist knapp 44 Jahre alt und parteilos. Sie studierte BWL in Michigan und in Hull. Danach arbeitete sie für verschiedene internationale Organisationen. 2016 wurde sie Ministerin für öffentliche Verwaltung und diverse sperrige Wortkombinationen, mit denen der Leser hier nicht ermüdet werden soll. Jedenfalls war sie auch für IT zuständig.

Ana Brnabić folgt dem Trend und bekennt sich zu ihrer gleichgeschlechtlichen Orientierung. Dafür gab es erheblichen Gegenwind seitens der orthodoxen Kirche. Wer allerdings im gegenseitig unterstellten Korruptionssumpf der politischen Kontrahenten Serbiens Recht hat, ist auf die Schnelle nicht zu klären. Zumindest deuten Indizien darauf hin, dass Ana Brnabić keine saubere Weste hat. Gegenüber ihrem Präsidenten Aleksandar Vučić gilt sie als bedingungslos loyal.

Video:
Militärische Ehren für Serbiens Ministerpräsidentin Ana Brnabić

Autor: Matthias Baumann

Samstag, 14. September 2019

5. Kompanie des Wachbataillons feiert ihren 60. Geburtstag am Schloss Charlottenburg

Bei Bataillonseinsätzen im Schloss Bellevue marschieren sie immer am Schluss, die Soldaten in Luftwaffenuniform. Erste im Staat - also Präsidenten und Monarchen - werden bei ihren Antrittsbesuchen mit allen drei Teilstreitkräften begrüßt: Heer, Marine und Luftwaffe. Zweite und Dritte im Staate - wie Premierminister oder Kanzler - werden mit nur einer Teilstreitkraft begrüßt. Seit zweieinhalb Jahren in der Regel mit Heeresuniformträgern. Sind die anderen Kompanien im Urlaub oder anderweitig verplant, muss die 5. Kompanie in Heeresuniformen schlüpfen und damit die Gäste begrüßen.

60 Jahre 5. Kompanie Wachbataillon Luftwaffe Schloss Charlottenburg
60 Jahre 5. Kompanie des Wachbataillons (Luftwaffenkompanie): Übernahme der neuen Kompanieflagge während des Feierlichen Appells vor dem Schloss Charlottenburg
Nur bei Botschafter-Akkreditierungen dürfen sie standardmäßig ihre eigene Uniformfarbe tragen. Oder wenn ein Luftwaffenkommandeur seinen Kollegen Ingo Gerhartz besucht. Oder wenn die 5. Kompanie - wie heute - ihren Geburtstag feiert. Der Aufstellungsbefehl zur Gründungstag wurde zwar am 11. September 1959 erteilt, allerdings ist es bei runden Jubiläen üblich, den folgenden Samstag zum Feiern zu nutzen.

60 Jahre 5. Kompanie Wachbataillon Luftwaffe Schloss Charlottenburg
60 Jahre 5. Kompanie des Wachbataillons (Luftwaffenkompanie): "Dienstfahrzeug WachBtl BMVg" im Innenhof von Haus 46 in der Julius-Leber-Kaserne
Die Luftwaffenkompanie war Ende 1959 mit 9 Soldaten - darunter zwei Leutnante - in Siegburg gestartet. Ihre Aufgabe war die Verteidigung des Wachbataillons gegen Angriffe aus der Luft. Sie sollten also nicht selbst fliegen, sondern den Luftraum überwachen und sichern. Dazu bekam die Kompanie entsprechende Flugabwehrkanonen, mit denen eine Feuerkraft von bis zu 1.030 Schuss pro Minute erzeugt werden konnte. Das entspricht in etwa dem, was ein modernes Maschinengewehr leistet.

60 Jahre 5. Kompanie Wachbataillon Luftwaffe Schloss Charlottenburg
60 Jahre 5. Kompanie des Wachbataillons (Luftwaffenkompanie): Feierlicher Appell vor dem Schloss Charlottenburg
Die Verwendung als Flugabwehrbatterie endete 1990. Im Februar 2000 zog die 5. Kompanie von Siegburg nach Berlin um. In Berlin baute sie intensive Patenschaften mit dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf auf. Praktisch sieht das so aus, dass die Soldaten bei der Renovierung von Kitas helfen oder andere gemeinnützige Aktionen durchführen. Die Beziehung entwickelte sich so positiv, dass im August 2003 die damalige Bezirksbürgermeisterin zum Hauptmann h.c. ernannt wurde und ein Barett mit dem typischen Fraktur-W bekam. Im Gegenzug schenkte sie der Kompanie 2004 einen Buddy-Bären in blauer Luftwaffenuniform. Ergänzend dazu sei noch die Patenschaft mit der Reservistenkameradschaft 04 Wilmersdorf zu erwähnen. Diese hatten im April 2008 eine Kompaniefahne gestiftet.

60 Jahre 5. Kompanie Wachbataillon Luftwaffe Schloss Charlottenburg
60 Jahre 5. Kompanie des Wachbataillons (Luftwaffenkompanie): "Das goldene Buch" des Bezirkes Charlottenburg-Wilmersdorf und die Kompaniemaskottchen Pit und Paul. Pit (rechts)war aus Siegburg angereist. Paul (links mit Blick nach oben) wurde gestern durch den Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Kai Beinke, zum Stabsgefreiten befördert.
Den guten Beziehungen zum Bezirk war es auch zu verdanken, dass das Schloss Charlottenburg als Kulisse für den heutigen Feierlichen Appell genutzt werden konnte. Die 5. Kompanie trat in ihrer eigenen Uniformfarbe an. Es wurden Musikstücke gespielt. Die Ehrenformation wurde abgeschritten. Drei Reden wurden gehalten: General Standortaufgaben Andreas Henne, Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann und der ehemalige Kompaniechef Brigadegeneral Wolfgang Ohl. Nach den drei Reden wurde eine Auszeichnung verliehen.

60 Jahre 5. Kompanie Wachbataillon Luftwaffe Schloss Charlottenburg
60 Jahre 5. Kompanie des Wachbataillons (Luftwaffenkompanie): (v.l.n.r.) Brigadegeneral Wolfgang Ohl, Brigadegeneral Andreas Henne und Oberstleutnant Kai Beinke vor dem Feierlichen Appell vor Schloss Charlottenburg
Das Highlight dieses Feierlichen Appells war jedoch die Übergabe einer neuen Kompanieflagge durch die Reservistenkameradschaft 04. Was mit der alten Flagge passiert, ist noch unklar. Klar ist jedoch, dass eine Flagge keine Fahne ist. Die Fahne ist in der Regel am Stiel angenagelt und eine Flagge kann gehisst werden. Es geht hier also nicht um die Truppenfahne, sondern um die Flagge, die vor dem Gebäude 46 in der Julius-Leber-Kaserne weht. Das eigentliche Flaggenzeremoniell lief so ähnlich ab wie bei einer Kommandoübergabe oder einem Gelöbnis. Danach folgten nur noch die Nationalhymne, der Schlachtruf "Semper Talis" und der Ausmarsch der Ehrenformation.

60 Jahre 5. Kompanie Wachbataillon Luftwaffe Schloss Charlottenburg
60 Jahre 5. Kompanie des Wachbataillons (Luftwaffenkompanie): Übernahme der neuen Kompanieflagge aus den Händen der Reservistenkameradschaft 04 Wilmersdorf während des Feierlichen Appells vor dem Schloss Charlottenburg
Der gesellige Teil mit Hoffest, Jazzband und Abendveranstaltung startete um 14 Uhr in der Julius-Leber-Kaserne. Zu den Gästen zählten neben den Bezirksvertretern auch ehemalige Soldaten und Offiziere der Luftwaffenkompanie, einige Kameraden aus anderen Kompanien, Familienangehörige und Freunde des Wachbataillons - vergleichbar mit dem alljährlichen Schrippenfest.

Zu Beginn des Jahres war die 5./- (so die interne Schreibweise einer Kompanie)  eine der kleinsten Kompanien des Wachbataillons. Inzwischen konnte ein beachtlicher Nachwuchs gewonnen werden, so dass sich die 5./- nun mit der 2./- oder 3./- messen kann. Der Chef dieser Luftwaffenkompanie wurde schon 1982 von Peter Schilling besungen: Major Tom - Major Tom Nestler.

Video:
60. Jahrestag der 5. Kompanie des Wachbataillons am Schloss Charlottenburg

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 11. September 2019

Botschafter von Marokko, Estland, Irland, Island und Argentinien beim Bundespräsidenten akkreditiert

Nach der karibischen Akkreditierung der letzten Woche fand heute wieder eine der gewohnten heterogenen Botschafter-Akkreditierungen statt. Diesmal waren es zwei Botschafterinnen und drei Botschafter. Hier die Reihenfolge:

Königreich Marokko - Zohour Alaoui
Republik Estland - Alar Streimann
Irland - Nicholas O’Brien
Island - María Erla Marelsdóttir
Argentinische Republik - Pedro Raúl Villagra Delgado

Botschafter akkreditiert Marokko Zohour Alaoui
Botschafterin des Königreichs Marokko akkreditiert: Zohour Alaoui (links) neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Marokko liegt im Nordwesten Afrikas und hat Seegrenzen zum spanischen Festland und den Kanarischen Inseln, die ebenfalls zu Spanien gehören. Marokko hat 34 Millionen Einwohner und ist für westliche Länder wie Frankreich und die USA sehr interessant. So unterstützt das Land die UN-Missionen in der Westsahara und arbeitet eng mit der NATO zusammen. Es ist kaum verwunderlich, dass Marokko mit amerikanischen und französischen Waffensystemen ausgerüstet ist und Firmen wie Airbus, Safran oder Thales in Marokko Produktionsstätten unterhalten. Das Land verfügt über 602 Kampfpanzer und eine beachtliche Zahl Kampfflugzeuge vom Typ F-16. Mittelfristig baut Marokko mit westlicher Hilfe seine Marine aus, die bereits über fünf Fregatten verfügt.

Botschafter akkreditiert Marokko Zohour Alaoui
Botschafterin des Königreichs Marokko akkreditiert: Zohour Alaoui - Flagge von Marokko
Botschafterin Zohour Alaoui war bereits als Diplomatin bei der UNESCO, als Botschafterin in Schweden und als Botschafterin für Lettland eingesetzt. Vorher war sie in verschiedenen Positionen und Gremien der Vereinten Nationen tätig. Studiert hatte sie an der Georgetown University in Washington D.C. und dort einen Abschluss in Öffentlichem Recht erhalten. Bereits 1987 begann ihre diplomatische Karriere im marokkanischen Außenministerium.

Botschafter akkreditiert Estland Alar Streimann
Botschafter der Republik Estland akkreditiert: Alar Streimann
So oft, wie die baltischen Staaten in Berlin zu Gast sind, gehen einem so langsam die Themen aus. Bei Estland sei daran erinnert, dass es sich um eine sehr junge und dynamische Bevölkerung handelt, die mit ihren 1,2 Millionen Personen ein Bruttoinlandsprodukt von knapp 30 Milliarden USD erwirtschaftet. Bei der digitalen Verwaltung hat Estland die Nase ganz weit vorne. Wer Bürger Estlands werden möchte, kann online einen Pass beantragen. Wobei sich hier die Frage stellt, warum die cyberaffinen Russen hier keine feindliche Übernahme mit beispielsweise 10 Millionen Troll-Pässen initiieren. Vielleicht wird das aber auch durch das seit vielen Jahren in Tallin ansässige NATO Cooperative Cyber Security Centre of Excellence verhindert.

Botschafter akkreditiert Estland Alar Streimann
Botschafter der Republik Estland akkreditiert: Alar Streimann - Flagge von Estland
Botschafter Alar Streimann ist 55 Jahre alt und hat - passend zum neuen Job - Germanistik studiert. Von 1991 bis 1996 war er in verschiedenen Bereichen tätig, die sich mit Außenpolitik und wirtschaftlicher Entwicklung beschäftigen. Ab 1996 ging es dann nur noch diplomatisch zu: Schweden, OECD, EU-Beitrittsverhandlungen und seit heute auch Deutschland.

Botschafter akkreditiert Irland Nicholas O’Brien
Botschafter von Irland akkreditiert: Nicholas O’Brien
Letzte Woche beim Sommerfest der internationalen Wirtschaftsvereinigungen im Châlet Suisse erzählte ein Gast freudestrahlend, dass ihm seine Investoren verordnet hatten, den Firmensitz in Irland zu etablieren. Das sei ein Steuerparadies. Offensichtlich wissen das auch Google und andere große Player. Aus Irland hatten wir ja gerade einen Staatsgast in Berlin: Präsident Michael D. Higgins.

Botschafter akkreditiert Irland Nicholas O’Brien
Botschafter von Irland akkreditiert: Nicholas O’Brien - Flagge von Irland
Botschafter Nicholas O’Brien ist seit 1998 diplomatisch aktiv. Er hatte jedoch mehrfach zwischen Diplomatie und Finanzministerium gewechselt und diese beiden Bereiche gelegentlich miteinander verknüpft. Zuletzt bei der Stabilisierung der Euro-Zone. Als Schwerpunkte seiner Arbeit in Deutschland hat er die Investitionen in Irland, den Tourismus und den Kulturaustausch definiert.

Botschafterin akkreditiert Island María Erla Marelsdóttir
Botschafterin von Island akkreditiert: María Erla Marelsdóttir (Mitte) mit Tochter (links) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue
"Dóttir" scheint in Island ein typisches Namenssuffix wie "Wili" in Georgien zu sein. Premierministerin Katrín Jakobsdóttir hatte die Kanzlerin zu einem Wanderausflug nach Island eingeladen, der tatsächlich in diesem Jahr durchgeführt wurde. Island hat weniger als 350.000 Einwohner und nur 250 Personen, die das Land - pardon die Insel - als Coast Guard schützen. Flankiert wird das durch eine ausgezeichnete Kooperation mit der NATO, so dass die USA und andere NATO-Staaten Übungen und Waffentests auf und um die Insel durchführen können.

Botschafterin akkreditiert Island María Erla Marelsdóttir
Botschafterin von Island akkreditiert: María Erla Marelsdóttir - Flagge von Island
Botschafterin María Erla Marelsdóttir ist eine von neun Frauen, die eine der weltweit 17 Botschaften von Island leiten. Das entspricht einer Frauenquote von über 50%. Allerdings spiegelt es nicht den demografischen Durchschnitt. Auf der Insel gibt es nur bei den Frauen ab 65 ein Übergewicht - also bei der Anzahl.

Botschafter akkreditiert Argentinien Pedro Raúl Villagra Delgado
Botschafter der Argentinischen Republik akkreditiert: Pedro Raúl Villagra Delgado
Argentinien war der regionale Ausreißer der heutigen Botschafter-Akkreditierung. Argentinien liegt in Südamerika und hat 44 Millionen Einwohner. 90% davon sollen europäische Vorfahren haben. Die Italiener sind die größte Ahnengruppe, gefolgt von den Spaniern. Gesprochen wird in Argentinien allerdings Spanisch statt Italienisch. Die indigenen Ureinwohner waren durch die europäischen Einwanderer weitestgehend ausgerottet worden. Deshalb machen sie nicht etwa die restlichen 10% der Bevölkerung aus, sondern bilden eine Minderheit neben Einwanderern aus den südamerikanischen Nachbarstaaten.

Botschafter akkreditiert Argentinien Pedro Raúl Villagra Delgado
Botschafter der Argentinischen Republik akkreditiert: Pedro Raúl Villagra Delgado - Flagge Argentiniens
Botschafter Pedro Raúl Villagra Delgado hatte 1977 das Argentine Foreign Service Institute mit einer Silbermedaille abgeschlossen und 1978 - also vor 41 Jahren - begann er seine diplomatische Karriere im Dienste Argentiniens. Er war bei der UN, als Generalkonsul in London und als Botschafter in Australien tätig. In Australien fungierte er sogar als Doyen des Diplomatischen Korps. Seine Schwerpunkte sind Sicherheitspolitik, Menschenrechte und Demokratie.

Videos:
Akkreditierung der Botschafterin des Königreichs Marokko, Zohour Alaoui
Akkreditierung des Botschafters der Republik Estland, Alar Streimann
Akkreditierung des Botschafters von Irland, Nicholas O’Brien
Akkreditierung der Botschafterin von Island, María Erla Marelsdóttir
Akkreditierung des Botschafters der Argentinischen Republik, Pedro Raúl Villagra Delgado

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 5. September 2019

Karibik im Schloss Bellevue: Botschafter von Trinidad & Tobago, Barbados, Bahamas und Suriname akkreditiert

Zum Ausklang des Sommers war heute Karibik-Akkreditierung im Schloss Bellevue angesagt. Zwei Botschafter und zwei Botschafterinnen aus der Meerregion zwischen Florida und Brasilien gaben sich heute die Klinke in die Hand - oder besser gesagt - den 350-Euro-Kugelschreiber von Mont Blanc. Dessen Schraubverschluss beschäftigt regelmäßig die Angehörigen des Diplomatischen Korps. Hier die Exzellenzen in der Reihenfolge ihres Erscheinens:

Republik Trinidad und Tobago - Orville Delarno Whittington London
Barbados - Joy-Ann Skinner
Commonwealths der Bahamas - Ellison Edroy Greenslade
Republik Suriname - Sieglien Burleson

Botschafter akkreditiert: Trinidad und Tobago - Orville Delarno Whittington London
Botschafter der Republik Trinidad und Tobago akkreditiert: Orville Delarno Whittington London
Trinidad und Tobago ist die südlichste Karibikinsel und liegt direkt vor Venezuela. Die Insel hat 1,2 Millionen Einwohner und ein bemerkenswertes Bruttoinlandsprodukt von 23 Milliarden USD. Die Insel ist schon seit antiken Zeiten besiedelt und wurde 1498 von Christoph Columbus betreten. Die Hauptstadt heißt Port of Spain. Man spricht jedoch Englisch, weil die Insel schon 300 Jahre nach Columbus von den Briten erobert wurde. Kakao und Tabak waren die wichtigsten Rohstoffe, die es dort auszubeuten gab.

Botschafter akkreditiert: Trinidad und Tobago - Orville Delarno Whittington London
Botschafter der Republik Trinidad und Tobago akkreditiert: Orville Delarno Whittington London - Flagge von Trinidad und Tobago
Im Zweiten Weltkrieg diente die Insel als Marine-Stützpunkt für die Alliierten. Heute hat der Staat nur noch 4.050 Militärangehörige und beschäftigt sich vorrangig mit der Sicherung seiner Küsten und der Unterbindung des Drogenhandels. Botschafter Orville Delarno Whittington London wurde vor 74 Jahren auf der Insel geboren. Er studierte Geschichte und Soziologie. Erst 1995 begann er seine politische Karriere als Senator im Parlament seines Landes. Parallel förderte er verschiedene Sportarten wie Cricket, Tennis, Football und Leichtathletik.

Botschafterin akkreditiert: Barbados - Joy-Ann Skinner
Botschafterin von Barbados akkreditiert: Joy-Ann Skinner
Barbados liegt nordöstlich von Trinidad und Tobago. Barbados hat weniger als 300.000 Einwohner und ein Bruttoinlandsprodukt von 5 Milliarden USD. Auch Barbados wird gerne als Transitstaat für Drogen genutzt, so dass die 610 Militärangehörigen wie auf der Nachbarinsel mit Küstenschutz und Drogenjagd beschäftigt sind. Die Flagge von Barbados sieht jedoch ganz anders aus: Blau-Gelb-Blau mit einem Maserati-Symbol in der Mitte. Es könnte aber auch der Dreizack von Poseidon sein. Die Hauptstadt heißt Bridgetown. In Bridgetown wohnt ein Drittel der Bevölkerung.

Botschafterin akkreditiert: Barbados - Joy-Ann Skinner
Botschafterin von Barbados akkreditiert: Joy-Ann Skinner - Flagge von Barbados
In der Geschichte gab es mehrere Besiedlungswellen. Die Insel war einige Jahre im Besitz von Spaniern und Portugiesen und wurde 1625 von den Briten übernommen. Deshalb spricht man dort auch heute noch Englisch. Botschafterin Joy-Ann Skinner hat eine längere diplomatische Laufbahn hinter sich und war bereits Botschafterin ihres Landes für die EU und Belgien in Brüssel. In Brüssel war sie auch Teil der Botschaftergruppe der ACP African Caribbean and Pacific.

Botschafter akkreditiert: Bahamas - Ellison Edroy Greenslade
Botschafter des Commonwealth der Bahamas, Ellison Edroy Greenslade (links), bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert
Nördlich zwischen Florida und Kuba liegen die Bahamas. Die Bahamas sind wohl hauptsächlich wegen ihres dramatischen Wetters bekannt. Man spricht dort ebenfalls Englisch. Christoph Columbus erreichte die Bahamas schon 1492, aber 1629 fielen auch diese Inseln an die Briten. Ob das schlechte Wetter mit den Briten in die Karibik kam, wäre noch wissenschaftlich zu untersuchen.

Die Bahamas haben etwa 330.000 Einwohner und erwirtschaften ein BIP von knapp 13 Milliarden USD. Auch hier ist man mit Küstenschutz und der Unterbindung des Drogentransfers beschäftigt. Hinzu kommen regelmäßige Katastropheneinsätze wegen des potenzierten britischen Wetters.

Botschafter akkreditiert: Bahamas - Ellison Edroy Greenslade
Botschafter des Commonwealth der Bahamas akkreditiert: Ellison Edroy Greenslade - Flagge der Bahamas
Der 58-jährigen Botschafter Ellison Edroy Greenslade hat eine berufliche Vergangenheit bei der Polizei der Bahamas. Dort konnte er diverse Erfolge bei der Bekämpfung des Drogenhandels, der Aufklärung von Straffällen und bei der Behandlung von Wirbelsturmverwüstungen einfahren. 2017 ging er nach London und begann dort seine diplomatische Laufbahn. Als Botschafter soll er die Bahamas gegenüber mehreren Staaten vertreten, deren Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde.

Botschafterin akkreditiert: Suriname - Sieglien Burleson
Botschafterin der Republik Suriname akkreditiert: Sieglien Burleson
Während man die oben genannten Inseln rein instinktiv der Karibik zuordnen würde, könnte sich die 500.000-Euro-Frage in einem bekannten TV-Quiz um die geografische Lage von Suriname drehen. Denn wer ahnt schon, dass dieses Land mit seinen knapp 600.000 Einwohnern nördlich von Brasilien eingebettet zwischen Guyana und Französisch Guyana liegt. Suriname fiel heute in zweierlei Hinsicht aus dem Rahmen: Erstens liegt es auf dem Festland Südamerikas und zweitens spricht man dort - nein, kein Englisch, kein Spanisch, kein Portugiesisch, sondern Niederländisch.

Botschafterin akkreditiert: Suriname - Sieglien Burleson
Botschafterin der Republik Suriname akkreditiert: Sieglien Burleson - Flagge von Suriname
Weit über die Hälfte der Bevölkerung hat afrikanische oder indische Wurzeln, was sich auch in der Religionsvielfalt aus Hindus, Moslems und Christen darstellt. Christoph Columbus hatte die schlammige Küste von Suriname 1498 betreten. 1651 kamen dann mal wieder die Briten. Nur 16 Jahre später trafen die Niederländer ein und konnten sich bis heute behaupten - zumindest, soweit es die Sprache betrifft. Unabhängig wurde das Land schon um 1866 und erlebte einige Wechsel von Diktatur und Demokratie. Innenpolitische Konflikte sorgten für eine Abwanderung kompetenter Personen, so dass allein in den Niederlanden über 300.000 Surinamen leben.

Botschafterin Sieglien Burleson war kürzlich noch Industrie- und Handelsministerin ihres Landes und wurde dann als Botschafterin nach Europa entsandt. Dort arbeitete sie zunächst in Brüssel - ähnlich ihrer Kollegin aus Barbados. Mit ihr geht der karibische Nachmittag im Schloss Bellevue zu Ende. In der nächsten Woche werden weitere fünf Botschafter akkreditiert, die geografisch jedoch wieder heterogen sind.

Video:
Akkreditierung der Botschafter von Trinidad & Tobago, Barbados, Bahamas und Suriname beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 29. August 2019

Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis zum Antrittsbesuch bei Angela Merkel empfangen

Griechenland heißt offiziell Hellenische Republik. Nur, wer kennt schon diesen Namen? Ebenso wenig etabliert ist wohl der Name Kyriakos Mitsotakis. Sein dynamischer Vorgänger Alexis Tsipras war medial deutlich präsenter. Das kann allerdings auch daran liegen, dass die Hellenische Republik damals massive Schuldenprobleme hatte, die auch für das europäische Bankensystem relevant waren.

Wie wir aus den Konflikten auf Zypern oder den Befindlichkeiten gegenüber Nordmazedonien wissen, können die Griechen auch anders. Das antike Volk von Dichtern, Denkern und Philosophen wird dann mal eben zum rustikalen Lagebereiniger. Griechenland rangiert auf dem Globalen Militarisierungsindex (GMI) auf Platz 7 - nach Russland, Südkorea und Zypern. Das denkt man gar nicht, wenn man in einer Taverna Aphrodite sitzt und den üppig mit Fleisch, Tsatsiki und Pommes gefüllten Teller verspeist.

Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis zum Antrittsbesuch von Angela Merkel empfangen
Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis zum Antrittsbesuch von Angela Merkel empfangen - Stühle auf dem Podest für die militärischen Ehren
Griechenland hat nur 10 Millionen Einwohner, aber 142.350 aktive Militärangehörige. Es verfügt über 1.328 Kampfpanzer - vorrangig Leopard - und setzt damit klare Akzente gegen seinen NATO-internen Hauptgegner Türkei. Die Verteidigungsausgaben liegen mit 4,9 Milliarden USD bei 2,24% des Bruttoinlandsproduktes. Nominell ist das etwa 1/9 des deutschen Verteidigungshaushaltes. Deutschland hat übrigens nur 236 Kampfpanzer.

Kyriakos Mitsotakis kann von sich behaupten: "Ich bin ein Athener." Er ist 51 Jahre alt und seit dem 8. Juli 2019 Ministerpräsident der Hellenischen Republik. Schon sein Vater hatte vor 30 Jahren das Amt des Ministerpräsidenten inne. Kyriakos Mitsotakis studierte an der Harvard University Sozialwissenschaften und schloss das Studium mit "summa cum laude" ab. Besser geht es wohl nicht. An der Harvard Business School schob er noch einen Master in Betriebswirtschaft nach und arbeitete eine Zeit lang im Beratungs- und Bankensektor.

Mit politischen Aktivitäten trat er ab 2004 in Erscheinung. 2016 wurde er Parteivorsitzender der Nea Dimokratia. Er gilt als wirtschaftsliberal und ist damit wohl mit der FDP kompatibel. Besondere Anstrengungen unternimmt er für die Senkung der Steuern und eine Entschlackung des Beamtentums inklusive anonymer Bewertungssysteme für Staatsdiener. Das fand die sozialdemokratische PASOK als damaliger Koalitionspartner nicht so gut. Deshalb konnte er sich mit diesen Plänen nicht durchsetzen. Die Regierung unter Alexis Tsipras (2015 - 2019) ließ diese Reformmaßnahmen komplett in den Schubladen verschwinden. Seit Juli 2019 hat Kyriakos Mitsotakis aber wieder freie Hand zur Umsetzung seiner Pläne. Seine Ziele sind inzwischen sogar noch sportlicher geworden.

Mit Angela Merkel wird er heute zu Mittag essen und bilaterale Gespräche führen. Ein offizieller Besuch bei Frank-Walter Steinmeier ist nicht vorgesehen. Dieser trifft sich zeitgleich mit Palästinenser-Präsident Abbas in der Villa Borsig. Multitasking auf der diplomatischen Bühne Berlins.

Video:
Militärische Ehren für Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 27. August 2019

Bundespräsident Steinmeier besucht die Luftwaffe in Sanitz bei der FlaRakGrp 21

Der Bundespräsident besucht die Truppe auffallend oft. Im Juni war er bei der Streitkräftebasis in Garlstedt, vor drei Wochen mit dem Präsidenten von Portugal bei der Marine an der Ostsee und heute bei der Luftwaffe in Sanitz bei Rostock. Beim Besuch der slowakischen Präsidentin in der letzten Woche ließ er sogar eine kräftige Befehlsstimme über den Vorplatz von Schloss Bellevue schallen: "Guten Morgen Soldatinnen und Soldaten!"

Bundespräsident Steinmeier Luftwaffe FlaRakGrp 21 Sanitz
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht die Luftwaffe beim FlaRakGrp 21 in Sanitz - Der Bundespräsident im Gespräch mit dem Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz
Die Flugabwehrraketengruppe 21 - kurz FlaRakGrp 21 - gibt es seit 1987. Zu Beginn war sie noch ein Geschwader und wurde 1993 in eine Gruppe umbenannt. Damit besteht sie nur noch aus 23 Buchstaben. Seit 2013 ist sie dem Flugabwehrraketengeschwader 1 unterstellt. Das übergeordnete Geschwader besteht aus neun Silben und 27 Buchstaben. Kein Wunder, dass bei der Bundeswehr alles abgekürzt wird.

Bundespräsident Steinmeier Luftwaffe FlaRakGrp 21 Sanitz
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht die Luftwaffe beim FlaRakGrp 21 in Sanitz - Getarnter Gefechtsstand
Bei der aktuellen Bedrohungslage ist die Flugabwehr ähnlich wichtig, wie der Cyber-Informationsraum (CIR). Die FlaRakGrp 21 verfügt über moderne Technik wie leichte Flugabwehr Systeme (leFlaSys) auf Basis des kleinen Waffenträgers Wiesel sowie das System PATRIOT. Letzteres besteht aus mehreren mobilen Komponenten. Hinzu kommen Luftraumüberwachungsradaranlagen (32 Buchstaben) und bewegliche Gefechtsstände.

Das alles durfte sich der Bundespräsident heute in statischen und dynamischen Vorführungen anschauen. Statische Vorführungen sind eher der langweilige Teil, weil da nichts knallt und raucht. Bei Besuchen von Spitzenpolitiker*innen gibt es normalerweise nur statische Vorführungen. Ist jedoch ein General als Primärer-VIP anwesend, sollten unbedingt Ohrstöpsel eingesetzt werden. Da die Presseabteilung der Luftwaffe weiß, was das Männerherz erfreut, gab es heute eine dynamische Vorführung des PATRIOT-Systems. Allerdings ohne den ersehnten Knall. Die Lenkflugkörper dürfen nämlich nur auf speziellen Übungsplätzen in Zypern oder den USA abgefeuert werden.

Bundespräsident Steinmeier Luftwaffe FlaRakGrp 21 Sanitz
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht die Luftwaffe beim FlaRakGrp 21 in Sanitz - Gespräch mit Soldaten an den Komponenten des Waffensystems PATRIOT
Frank-Walter Steinmeier ist ein Gemeinschaftstyp. Deshalb war ihm das Einmischen in die Truppe wichtig. Dazu gab es Gelegenheit beim Mittagessen auf Holzbänken unter einem Tarnnetz, bei einer längeren Gesprächsrunde über Einsatzerfahrungen und einer Gesprächsrunde mit Regionalpolitikern über das Verhältnis der Gesellschaft zur Bundeswehr. Auch in Sanitz sind Bundeswehr und Gesellschaft eng verflochten. Wegen der sehr speziellen Qualifikation der Soldaten, gibt es wenige Pendler. Viele stammen aus Berlin und haben sich inzwischen im Großraum Rostock angesiedelt. Die Berufszufriedenheit scheint am Standort Sanitz sehr hoch zu sein.

Video:

Besuch des Bundespräsidenten bei der FlaRakGrp 21 in Sanitz

Autor: Matthias Baumann