Mittwoch, 7. Oktober 2020

Vergleichbare Zahlen zur Sterberate bei #COVID19

Endlich gibt es vergleichbare Zahlen zum Einfluss von Corona auf die übliche Sterberate. Das dänische Statens Serum Intitut betreibt das Portal EUROMOMO. Das Projekt wurde vor zwölf Jahren ins Leben gerufen und umfasst inzwischen über 20 Staaten und Regionen Europas. In differenziert auswertbaren Grafiken werden die Todesfälle seit Ende 2016 erfasst. Dadurch lassen sich ungewöhnliche Häufungen auf einen Blick feststellen. Mit einem Nachlauf von ein bis zwei Wochen können relativ aktuelle Zahlen abgerufen werden - momentan bis zur letzten Septemberwoche.

Die Altersgruppe bis 44 Jahre zeigt in der Statistik keine Auffälligkeiten. Todesfälle kommen über das ganze Jahr verteilt vor. Für Menschen ab 45 Jahren sind die Monate Januar und Februar besonders gefährlich. Flankiert wird die Sterberate in dieser Zeit durch Grippewellen. Die Situation beruhigt sich bis zum April, so dass im Wonnemonat Mai das Leben genossen werden kann. Ganz langsam steigt die Todesrate zum Dezember hin an und schlägt dann wieder im Januar brutal zu Buche.

EUROMOMO Vergleichbare Zahlen zur Sterberate während #COVID19
Das dänische Statens Serum Institut liefert mit EUROMOMO vergleichbare Zahlen zur Sterberate während #COVID19

2020 verlief die Kurve in Europa anders: Ende Februar war die jährliche Todesquote schon wieder im Abflachen, als plötzlich Corona in unseren Gefilden auftauchte. Ende Februar war die in dieser Zeit übliche Anzahl von 54.928 Personen gestorben und in der ersten Aprilwoche plötzlich 88.620 Personen - eine Steigerung von über 60% gegenüber den tödlichen Wintermonaten. Betrachtet man die Altersstruktur, so sind Menschen ab 45 Jahren über die Jahre hinweg immer gleichermaßen betroffen - auch bei Corona. Es tangiert also nicht nur 80-Jährige mit ihren diversen Begleiterkrankungen.

Anfang April sterben in Europa normalerweise um die 50.000 Menschen. Die knapp 90.000 Toten im Vergleichszeitraum 2020 entsprechen einer Steigerung um 80%. Bei Personen zwischen 15 und 44 Jahren waren 200 Tote mehr als sonst zu beklagen. An Kindern bis 14 Jahren war Corona nahezu spurlos vorbeigezogen. Das Auftreten einer zweiten Corona-Welle ist anhand der EUROMOMO-Statistik nicht wirklich zu erkennen. Nach den Spitzenwerten aus April und Mai 2020 hat sich die Kurve wieder normalisiert.

Interessant ist vielleicht noch die Betrachtung der Sterbefälle nach Ländern. Wer das 45. Lebensjahr erreicht hat, lebt während der Wintermonate in allen Ländern Europas sehr gefährlich, selbst in Italien, Spanien und Portugal. Die Differenzierung der Statistik nach Ländern zeigt aber sehr deutliche Unterschiede bei der ersten Corona-Welle. Während Norwegen, Ungarn, Griechenland und Deutschland keine nennenswerten Ausschläge auf der Skala zu verzeichnen haben, fällt bei Belgien, Frankreich, Italien, Niederlanden, Spanien, Schweden, Großbritannien und sogar der Schweiz eine deutlich erhöhte Sterblichkeit auf.

Übertragen auf die Corona-Maßnahmen in Deutschland könnte man gemäß dieser Auswertung argumentieren: Alles richtig gemacht! Es ist jedoch fraglich, wie ernst die Gefahr einer zweiten oder dritten Corona-Welle ist. Die Statistik des Statens Serum Instituts deutet eher auf ein Ende der Pandemie hin.

Autor: Matthias Baumann