Mittwoch, 10. Juni 2015

Die Sachsen und die Deutsche Einheit

Schaut man sich in der sächsischen Landesregierung um, trifft man viele Fachkräfte aus den alten Bundesländern. Dass auch der klassische Ossi, der echte Sachse, etwas reißen kann, zeigte die heutige Veranstaltung des Mitteldeutschen Rundfunks in der Landesvertretung Sachsen.

Mit der Wende entstand auch der MDR, der in seinen Archiven einiges Material über Menschen gesammelt hatte, die die Veränderungen vor 25 Jahren auf sehr unterschiedliche Weise wahrgenommen und genutzt hatten.

Landesvertretung Sachsen mdr Mitteldeutscher Rundfunk
Die Sachsen 25 Jahre nach der Wende - Mitteldeutscher Rundfunk in der Landesvertretung Sachsen
Gewohnheiten mussten überarbeitet werden und so manch ein riskanter Neuanfang wurde gewagt. Frühere Mitwirkende des Systems waren plötzlich mit einem Umdenkungsprozess konfrontiert, der nicht jedem gelang. Die neue Situation gab aber auch Raum für bisher verwehrte Perspektiven.

Der MDR strahlt in diesem Jahr eine Serie von Dokumentarfilmen über Personen aus, die nach dem "Umbruch" ihr Leben zu meistern hatten. Einige der Protagonisten standen heute auf der Bühne. Sehr unterschiedliche, aber äußerst interessante Menschen. Menschen mit einer bewegten Vergangenheit, mit Höhen und Tiefen, Pleiten und Neuanfängen.

Dachdeckermeister Peter Elsner lernte unmittelbar nach dem Fall der Mauer die Hilfsbereitschaft seiner westlichen Kollegen zu schätzen. Während um ihn herum alle Bekannten "erst mal guggen" wollten, praktizierte er die Ratschläge der anderen Meister und avancierte zu einem Unternehmen mit 200 Mitarbeitern. Dann kam die Baupleite Schneider und der komplette Zusammenbruch der Firma. Inzwischen beschäftigt er wieder zehn Dachdecker und auch sein Sohn führt dieses Gewerbe mit einem eigenen gut laufenden Unternehmen fort.

Ob die Politikerin Stefanie Rehm oder Verleger und Regisseur Jan Peter, so verschieden die Berufe, Interessen und Lebensläufe auch waren, sie waren fast alle von Krise und Aufstehen geprägt.

"Wer sich nicht bewegt und das Glück sucht, hat auch kein Glück", war nur eines der Zitate aus den Biografien. Mit dem Geld, das Peter Elsner in den letzten 25 Jahren verloren hatte, hätte er, wie er sagte, halb Leipzig kaufen können. Aber:

"Ärmel hochkrempeln und weiter"!

Sehr beeindruckend dieser Entwicklungs- und Durchhaltewille. Jan Peter, der durch den Zusammenbruch seiner "Die andere Zeitung" schon Anfang der 1990er Jahre ein hohes Maß an Stressresistenz gelernt hatte, fasste diese an den American Dream erinnernde Lebenseinstellung begeistert wie folgt zusammen:

1) Mit nichts anfangen
2) Scheitern
3) Weitermachen

Autor: Matthias Baumann