Freitag, 29. Mai 2015

7th Commonwealth Dialogues auf Afrikaans

Das durch Rödl & Partner und die BCCG British Chamber of Commerce in Germany initiierte Format der Commonwealth Dialogues fand gestern bereits das siebte Mal statt.

Die Commonwealth Dialogues haben bereits einen festen Platz in unserer Terminplanung. Neben interessanten Gästen aus Wirtschaft und Diplomatie gab es auch diesmal wieder jede Menge spannender Gesprächsthemen über wirtschaftspolitische Trends sowie provokante Nachfragen zur internationalen Zusammenarbeit.

Die Chatham House Rules ermöglichen eine ungezwungene Kommunikation der Teilnehmer zu brisanten Themen. Man lacht, unterhält sich über Privates, trinkt südafrikanischen Wein, redet über ernste Dinge und tauscht die Visitenkarten aus.

Commonwealth Dialogues Rödl & Partner BCCG
Commonwealth Dialogues - Gastgeber war diesmal der südafrikanische Botschafter Makhenkesi Arnold Stofile
Auch wenn über die konkreten Inhalte hier nicht berichtet werden darf, so ist doch offiziell bekannt, dass zur gestrigen Veranstaltung im Châlet Suisse der südafrikanische Botschafter eingeladen hatte. Botschafter Makhenkesi Arnold Stofile spricht Englisch, IsiXhosa, IsiZulu, Afrikaans, se Tswana und einige Worte Deutsch. So lief die gestrige Konversation fast vollständig auf Englisch ab. Selbst als sich mehrere Deutsche um den Tisch scharten, bemühte man sich sprachlich international zu bleiben.

Makhenkesi Arnold Stofile ist eine interessante Persönlichkeit. Mit seinen siebzig Jahren wirkt er immer noch aktiv, wird aber auch gerne als erfahrener Botschafter von seinen Kollegen gehört. Sein Lebenslauf zeigt eine bewegte Vergangenheit. In den 1970ern begann er als Pfarrer der presbyterianischen Kirche, studierte, promovierte und qualifizierte sich somit zum Theologie-Dozenten an der Universität Fort Hare. Nebenbei arbeitete er für den ANC und wurde 1995 dessen Finanzchef. Und jetzt arbeitet er in Berlin.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 27. Mai 2015

Bionnale 2015 - Biotech und Pharma treffen sich in der IHK Berlin

Das erlesene Fachpublikum füllt den großen Saal der IHK Berlin. Kurze Vorträge zu verschiedenen Themen der Biotechnologie und Pharmazie wechseln sich ab. Hochkarätige Redner aus Forschung und Industrie stehen auf dem Podium.

Pfizer, TU Dresden, Leibniz Institut, Fraunhofer IZI oder Bayer HealthCare sind nur einige der bekannten Namen des Pharma-Biotech-Sektors.

Die Bionnale findet in diesem Jahr zum dreizehnten Mal statt. Sie bietet neben Fachimpulsen zu Forschungsergebnissen auch Informationen zu neuesten Entwicklungen am Markt. Je nach Interesse kann sich der Teilnehmer über "Big Data in clinical development", industrielle Biotechnologie oder Enzyme Technologies informieren. Der Abend steht im Zeichen angeregter Kontaktpflege.

Für Letzteres bietet der Standort Berlin besonders gute Voraussetzungen. Immerhin wickelt die Hauptstadtregion 13% der bundesdeutschen Pharmaproduktion ab. Drei von zehn Euro, die in Berlin investiert werden, kommen aus diesem Wirtschaftssegment. Verkaufszahlen und Arbeitsplatzsituationen sind sehr stabil. Allein Bayer HealthCare beschäftigt 4.400 Personen am Standort Berlin. Hinzu kommen diverse Zulieferbetriebe, die vom Outsourcing profitieren.

Die Wertschöpfungskette von Pharma und Biotech ist so gesund, dass das Potenzial 150 Unternehmen mit insgesamt über 14.000 Mitarbeitern umfasst.

Auch in Sicht auf die Forschung punktet die Region mit fünf Universitäten, vier Hochschulen und diversen Instituten wie Max Planck, Leibniz, Fraunhofer oder Helmholtz.

Autor: Matthias Baumann

Samstag, 23. Mai 2015

Jaguar XE - XF und XJ bekommen ein Brüderchen

Der ab Juni zum Verkauf stehende kleine Bruder der Jaguar-Limousinen XF und XJ wird seit Mitte Mai in verschiedenen deutschen Städten präsentiert. Ein sehr gut geschultes Promotion-Team reist fast einen Monat lang mit zwanzig XE-Vorführwagen durch das Land und bietet halbstündige Probefahrten an.

Jaguar XE
Jaguar XE 20d mit 8-Gang-Automatik und 180 PS
Dresden und Potsdam sind dabei die einzigen Stationen in der Nähe Berlins, so dass wir uns kurzerhand für eine Probefahrt in Potsdam entschieden hatten. Direkt vor dem Brandenburger Tor ist ein Infostand aufgebaut und ringsherum die fünf Modellvarianten in verschiedenen Lackierungen abgestellt. Senioren, Jugendliche, Familien mit Kinderwagen fluten um die Fahrzeuge, verweilen kurz und stürzen sich dann in das lebhafte Treiben der Brandenburger Straße. Eine Volltreffer-Location für die Präsentation des Jaguar XE.

Fast überfahren wir einen Familienvater, der mit verklärtem Blick zum Objekt seiner Probefahrt schreitet und jeglichen Bezug zur ihn umgebenden Verkehrslage verloren zu haben scheint.

Jaguar XE
Jaguar XE 20d
Jaguar XE
Jaguar XE 20d - die Endrohre geben Auskunft über die Motorisierung
"Schade, dass man den Jaguar gar nicht mehr sofort als solchen erkennt", sagt meine Frau als wir uns auf die Heckpartien mehrerer Jaguar XE zubewegen. Wir werden das Gefühl nicht los, dass der Rücklichtbereich sehr viel von Audi A5 oder A7 hat. "Aber sieh mal vorne", sage ich und zeige ihr den markanten Grill mit der an zentraler Stelle herausschauender Raubkatze. Ganz abgesehen von der eleganten Chromleiste um die Seitenfenster.

Am Infostand nimmt uns eine junge Dame in ihre Obhut und fragt, welches Modell wir denn gerne fahren möchten. Benziner mit 200 PS oder Diesel mit 180 PS. Bei 20 PS Unterschied wählen wir den Diesel und sie führt uns zu einem schneeweißen XE mit schwarzem Kühlergrill. Beeindruckend!

Beim Öffnen der Fondtür fällt sofort das schwarze Leder mit weißer Kontrastnaht auf. Die Rücksitze seien umlegbar, um das Kofferraumvolumen von 415 auf 830 Liter zu erweitern. Auch die Kofferraumklappe macht im Vergleich zum XF einen überzeugenden Eindruck. Die Beinfreiheit im Fond ist für mitreisende Kinder ausreichend, für die Nutzung im diplomatischen Umfeld kommt jedoch eher der XF oder XJ in Frage.

Unsere Begleiterin verfügt über ein fundiertes Detailwissen. Nur die Fahrzeuglänge von 4,672 m muss sie nachschlagen, ansonsten kann sie ohne Zögern alle Fragen zu Zylinderanzahl, 8-Gang-Getriebe, Fahrassistenten, Sportmodi oder Heckantrieb beantworten. Auch beeindruckend!

Jaguar XE
Jaguar XE - Multifunktionslenkrad mit Schaltwippen, Meridian-Soundsystem, Leder mit Kontrastnaht
Kaum haben wir uns in die Sportsitze fallen lassen und die Tür geschlossen, fühlen wir uns wie in einem klassischen Sportwagen. Der Blick schweift über die Armaturen und sondiert die Bedienelemente. Der Wagen hat vieles von dem, was aktueller technischer Standard ist. Selbst die von BMW bekannten Annehmlichkeiten wie Head Up Display oder Surround View lassen sich konfigurieren. Der Touchscreen überzeugt durch eine hohe Auflösung bei Einstellungsseiten und Rückfahrkamera. Viele der Funktionen lassen sich auch per Schalter am Lenkrad oder über Spracheingabe steuern.

Wie auch bei den großen Brüdern XF und XJ wird das Getriebe per Drehknopf geschaltet. Beim XE ist dieser ebenfalls in der Mittelkonsole versenkt und fährt beim Anlassen des Wagens nach oben. Ein verspieltes Detail, das so manch ein Männerherz höher schlagen lässt. Die Getriebemodi lassen sich bemerkenswert leicht und präzise schalten. Hinzu kommen noch die Gangschaltungswippen am Lenkrad und verschiedene separate Knöpfe für sparsames oder sportliches Fahren.

Die Fahrt beginnen wir mit Getriebestellung "S" wie sportlich. Diese Einstellung demonstriert uns das hervorragende Potenzial für den innerstädtischen Ampelstart. Zwischen den ersten Ampeln schalten wir die Getriebemöglichkeiten durch und testen deren Wirkung. Der ECO-Modus reagiert ähnlich entschleunigt wie bei BMW. Aber auch im Jaguar XE lassen sich Kombinationen schalten, so dass man letztlich den für den Fahrzweck richtigen Modus erhält.

Jaguar XE
Jaguar XE - Designelemente der Sportlichkeit
Beim Test des Heckantriebes lässt sich der XE allerdings gar nicht aus der Ruhe bringen. "Drücken Sie doch mal den Knopf ganz rechts", meint unsere Begleiterin und verweist damit auf die Möglichkeit, die Traktionskontrolle abzuschalten. Da wir uns mitten im Kreisverkehr befinden ist mir das zu riskant.

Das Fahrgeräusch ist sehr angenehm. Nur das Abrollen der Räder ist zu hören. Der typische Dieselklang scheint völlig gedämmt. Auch bei 220 kmh solle man sich noch gut unterhalten können. Auf der kurzen Fahrt können wir das leider nicht ausprobieren. Was allerdings mehrfach auffällt, ist die Verzögerung zwischen Gasgeben und Reaktion des Fahrzeuges. Man hat das Gefühl, das Fahrzeug möchte, darf aber nicht. Fehlen die Leistungsreserven oder werden sie künstlich an der Entfaltung gehindert? Unserer Begleiterin schien das noch nicht aufgefallen zu sein. Sie empfiehlt uns deshalb eine weitere Probefahrt mit einem der drei Benziner.

Bis auf den Jaguar XE S mit 340 PS sind alle XE mit einem Zwei-Liter-Vier-Zylinder-Motor ausgestattet und entsprechend per Turbo auf 163, 180, 200 bzw. 240 PS aufgeladen. Die Benziner gibt es ausschließlich mit 8-Gang-Automatikgetriebe und die Diesel wahlweise als 6-Gang-Schalter. Die Energieeffizienz der Diesel ist bei A angesiedelt und der Verbrauch entspricht ebenfalls den aktuellen Richtwerten. Begünstigt wird letzteres noch durch den Trend zur Leichtbauweise, die die XE-Modelle durchschnittlich 1,5 Tonnen auf die Waage bringen lässt.

Die vorgesehene halbe Stunde wird nun doch deutlich überschritten, was jedoch bei zwanzig verfügbaren Jaguar XE gut kompensierbar ist. Wir bedanken uns und schlendern nun selbst noch durch die Brandenburger Straße. Wo kommen nur die vielen Menschen her? Das Wetter oder Interesse am neuen Jaguar XE?

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 5. Mai 2015

eMobility - Wo bleibt der Anschluss?

Lautlos gleiten die S-Klassen am Haus des Tagesspiegels vorbei. Ein Shuttle-Service in Schwarz und in Weiß. In den Luxuslimousinen werkeln Verbrennungsmotoren mit 333 PS und ein Elektromotor mit über 100 PS. Zusammen eine beachtliche Leistungsentfaltung und fast lautlos.

Schwarz und weiß, fossil oder elektrisch, Autohochburg Deutschland versus weltweiter Wettbewerb um die mobile Vormachtstellung der Zukunft und noch viele weitere Themen beschäftigen seit gestern die Experten und politisch Verantwortlichen beim 5. Elektromobilitäts-Gipfel beim Tagesspiegel - neudeutsch "eMobility Summit".

eMobility Summit 2015 Tagesspiegel
eMobility Summit 2015 im Tagesspiegel - grün und elektrisiert
So sind auch in diesem Jahr wieder hochkarätige Redner und Diskussionspartner wie Daimler-Chef Dieter Zetsche, Matthias Wissman vom Verband der Automobilindustrie (VDA), Norbert Barthle aus dem Verkehrsministerium oder Henning Kagermann von der Plattform Elektromobilität angereist. Reisen ist ja mit eMobility bisher nur im Tesla möglich. Alle anderen Hersteller möchten bis 2025 die Reichweite verdoppeln, was beim BMW i8 beispielsweise siebzig Kilometer wären und bei nicht ganz so sportlichen Wagen etwas mehr. Ob die zehn Jahre für den Erhalt eines Wettbewerbsvorsprungs zu entspannt bemessen sind wird die Praxis zeigen.

China drängt bereits in den eMobility-Markt und fördert überproportional die inländischen Projekte, da sich mit dem Elektrofahrzeug auch eine intensive Vernetzung der Verkehrsteilnehmer begründen lässt. Google auf der Straße, das "Internet der Autos" und Überwachung kinderleicht gemacht. China setze zudem eigene Trends bei der Normung und Standardisierung. Bleibt zu hoffen, dass es nicht noch mehr Ladestecker geben wird, als die drei der internationalen ISO 15118 entsprechenden Varianten.

eMobility Summit 2015 Tagesspiegel
eMobility Summit 2015 im Tagesspiegel - der Elektro-Daimler mit Effizienzklasse A+
Die im Zelt vor dem Verlagshaus ausgestellten Mercedes-Modelle punkteten alle mit der Effizienzklasse A+. Das ist besser als unser Drei-Liter-Auto aus dem Hause BMW, welches mit Effizienzklasse A angegeben ist. Dafür hat es aber keinen Elektromotor für den Antrieb.

Der größte Engpass der eMobility besteht zur Zeit bei den Akkus. Deutschland hat zwar allgemein bei Autos die Nase vorn, hinkt jedoch bei den Batterietechnologien der USA und Fernost hinterher. Kein Wunder also, dass auch namhafte Firmen wie RWE, BASF, Linde und Siemens beim eMobility Summit mitreden. Die Batterie macht beim Elektroauto etwa 40% der Wertschöpfung aus. Deshalb verkaufen sich diese Fahrzeuge hierzulande auch so schleppend. Die Angst vor einer teuren Ersatzbatterie ab 100.000 km und damit ausgerechnet nach der Garantiezeit ist berechtigt hoch. Dieser erhebliche Wertverlust schlägt sich auch auf Leasingraten nieder, die für ein kleines Elektroauto schnell einmal bei den Raten eines Oberklassewagens landen können.

Kosten versus Nutzen?

Das fragt sich der clevere Geschäftsmann und greift dann vielleicht nur aus Imagegründen zum eAuto.

eMobility leisten sich momentan zu 60% gewerbliche Abnehmer und schwemmen nach dem Neuwagenleasing die aus der Garantie gekommenen Kostenrisiken auf den Gebrauchtwagenmarkt.

Gemäß einer Statistik des KBA sollen rund 85% des privaten Ladebedarfs heute bereits abgedeckt sein. Im öffentlichen Bereich seien es nur 15%. Da eMobility wegen der noch zu verdoppelnden Reichweite weitestgehend für urbane Zwecke beworben wird, können wir uns die 85% Privatnutzer nur im Einfamilienhaus-Areal vorstellen. Ein auf Ökologie bedachter Autofahrer aus Prenzlauer Berg bräuchte ein recht langes Ladekabel von seinem vierten Stock zum zwei Straßen weiter geparkten eMobil.

Laut Henning Kagermann verschmelze zur Zeit die reale mit der digitalen Welt. Das mache auch vor der Mobilität keinen Halt. Gerade angesichts der Wettbewerbsverschiebungen bei Antriebstechniken und in Sicht auf die "Mobilitätswende" forderte er verbesserte Rahmenbedingungen zu Anschaffung und Unterhalt von Elektrofahrzeugen. Das beginne bei der Besteuerung und ende bei der Ladeinfrastruktur.

Insgesamt ein sehr vielschichtiges und interessantes Thema.

Autor: Matthias Baumann