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Dienstag, 4. November 2025

Rheinmetall baut Munitionsfabrik für Artilleriegeschosse in Litauen

Heute wurde im Beisein des litauischen Präsidenten, der litauischen Premierministerin und des Parlamentarischen Staatssekretärs am BMVg, Dr. Nils Schmid, der Grundstein für eine Munitionsfabrik der Firma Rheinmetall gelegt.


Das 340 Hektar umfassende Areal liegt in Baisogala, im Herzen von Litauen. Von den nächsten Flughäfen aus ist Baisogala in weniger als einer Stunde zu erreichen. Hier soll Artilleriemunition 155mm hergestellt werden. Rheinmetall investiert bis zu 300 Millionen Euro, legt aber auch Wert auf die Stärkung der Region. So werden etwa 150 Arbeitsplätze geschaffen und 49 Prozent der Joint-Venture-Anteile an litauische Unternehmen vergeben. Rheinmetall plant, bis 2027 in der Lage zu sein, 1,5 Millionen Artilleriegeschosse pro Jahr zu produzieren.

Von der Entscheidung bis zum ersten Spatenstich hatte es nur neun Monate gedauert. Premierministerin Inga Ruginienė zeigte sich darüber hocherfreut und verglich es mit dem Austragen eines Kindes. Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, versprach, dass hier bereits in 12 Monaten eine fertige Produktionsstrecke stehen werde. Die Rüstungsindustrie war in den letzten Jahren immer wieder wegen Schwerfälligkeit und Lieferengpässen in die Kritik geraten. Inzwischen merkt man ihr jedoch an, dass sie die Herausforderung der Produktionssteigerung gerne annimmt. Präsident Gitanas Nausėda und Staatssekretär Schmid konzentrierten sich auf die strategische Komponente und lobten die immer enger werdende Partnerschaft zwischen Deutschland und Litauen. Als Teil der heutigen Zeremonie wurde auch eine Absichtserklärung zwischen Rheinmetall und der litauischen Regierung unterzeichnet, ein Kompetenzzentrum für Kraftstoffe einzurichten.

Hier die ungekürzten Reden im Originalton auf Englisch: 


Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 21. Oktober 2025

Gesundheitsversorgung in Frieden, Krise und Krieg

In unserem heutigen Interview mit Generalstabsarzt Dr. med. Johannes Backus ging es um die fünf Phasen der Landes- und Bündnisverteidigung und wie der Sanitätsdienst darauf vorbereitet ist.


Die Phase null ist der sichere Frieden. Hier bereitet sich der Sanitätsdienst mit regelmäßigen Übungen auf die Landesverteidigung (Phase 4) vor. Auch werden in den fünf Bundeswehrkrankenhäusern bis zu 80 Prozent zivile Patienten behandelt, um die medizinische Expertise anzuwenden und weiterzuentwickeln.

In der Phase 1 sieht man sich hybriden Angriffen ausgesetzt. Diese bewegen sich in einer Grauzone zwischen Frieden und Krieg und können sehr vielschichtig gestaltet sein. Da gibt es den Angriff auf die IT-Infrastruktur. Es gibt Desinformationskampagnen. Es gibt Angriffe auf Kritische Infrastruktur, bei denen beispielsweise Stromnetze lahmgelegt, Brücken gerammt, Bahnverbindungen gestört oder Tiere mit Seuchen infiziert werden. Hier bereitet der Sanitätsdienst seine Mitarbeiter mit Sensibilisierung und Vernetzung vor. Zudem werden Systeme weiter gehärtet oder Redundanzen geschaffen. Die Phase 1 kann entweder durch einen Rückfall auf Phase null beendet werden oder sie geht in Phase 2 über.

In Phase 2 wird es ernst: Der Gegner mareschiert an der NATO-Außengrenze auf und testet unsere Verteidigungsszenarien aus. Ein wirksames Mittel ist hier die Abschreckung – Neudeutsch „Deterrence“. Der Sanitätsdienst selbst schreckt zwar niemanden ab, kann jedoch zeigen, dass er die abschreckenden Kräfte medizinisch unterstützt. Die Reserven an Blut und Material werden hochgefahren. Zudem werden die Sanitätskräfte auf die neue Situation geschult. Auch die Frequenz der realitätsnahen Übungen wird gesteigert. Der Angreifer soll erkennen, dass er von einem vorbereiteten Gegner erwartet wird.

In Phase 3 erfolgt ein Angriff auf NATO-Territorium. Der Einsatzraum der Bundeswehr wird in diesem Falle im ausländischen Einsatzraum sein. Ein klassischer Fall von Bündnisverteidigung nach Artikel 5 des NATO-Vertrages. Da der Sanitätsdienst im Ausland gebunden ist, kommt nun die zivil-militärische Zusammenarbeit zum Tragen. Der Sanitätsdienst arbeitet nach einem klaren Konzept und wird Soldaten der Bundeswehr und der Partnernationen in die Rettungskette aufnehmen und im Idealfall bis zur finalen Versorgung in Deutschland und der eventuellen Rehabilitationsmaßnahme betreuen.

Konnte der Angreifer nicht aufgehalten werden, steht er möglicherweise auf deutschem Territorium. In diesem schlimmsten anzunehmenden Fall reden wir von Landesverteidigung - Phase 4. Bei der Patientenversorgung werden alle zivilen und militärischen Sanitätsressourcen genutzt. Behandelt werden dann zivile und militärische Patienten gleichermaßen.

Auf politischer Ebene sind noch einige Rahmenbedingungen zu schaffen. Dazu gehören die Gesundheitsvorsorge und -sicherstellung, Weiterentwicklung des ambulanten und des Krankenhausversorgungssystems. Zudem wäre eine gesamtgesellschaftliche Sensibilisierung auf Krise und Krieg - ähnlich der schwedischen Gesamtverteidigung – sinnvoll. So dass im Ernstfall keine Kopflosigkeit herrscht und jeder weiß, wo sein Platz ist.

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 17. Oktober 2025

Bundeswehr entsendet 3 Offiziere an das Civil Military Coordination Centre (CMCC)

Das BMVg hat soeben in seiner Pressemitteilung 30/2025 bekanntgegeben, dass der Friedensplan für Gaza von zwei Stabsoffizieren und einem Brigadegeneral von Süd-Israel aus überwacht werden soll. Hier der genaue Wortlaut:

Gaza Airdrop 06.08.2025

Deutschland unterstützt den Friedensprozess für Gaza
Die Bundeswehr entsendet drei Soldaten an das Civil Military Coordination Centre (CMCC) in Süd-Israel
 

Die Bundesregierung unterstützt den 20-Punkte-Plan und den Friedensprozess für Gaza mit einem Beitrag zur Stabilisierung des Waffenstillstandes und zur Umsetzung der im Plan vereinbarten Maßnahmen.

Dafür wird die Bundeswehr in der kommenden Woche zwei Stabsoffiziere sowie zusätzlich in der Anfangsphase einen Brigadegeneral des Operativen Führungskommandos an das US-geführte Civil Military Coordination Centre (CMCC) entsenden. Sie werden uniformiert aber unbewaffnet im CMCC im Süden Israels eingesetzt.

Zu den Aufträgen des CMCC zählen die Überwachung des Waffenstillstands sowie die Beseitigung von Kriegslasten und die Koordinierung von humanitären Hilfeleistungen. Darüber hinaus soll die Integration, Ausbildung und logistische Unterstützung der International Stabilisation Force koordiniert werden. Das CMCC hat bereits die Arbeit aufgenommen, beinhaltet rund 200 Soldatinnen und Soldaten und wird durch einen amerikanischen 3-Sternegeneral geführt.

Die Entsendung der deutschen Soldaten bedarf keiner gesonderten Mandatierung, da keine Einbeziehung in eine bewaffnete Unternehmung zu erwarten ist. Auch unsere Partner haben Beteiligungen am CMCC zugesagt.

Donnerstag, 16. Oktober 2025

Wer war Oberst Bernhard Gertz?

Gestern Abend wurde in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft die Gedenkschrift "Klare Worte" über Oberst a.D. Bernhard Gertz vorgestellt und an dessen Frau übergeben. Er war noch während der Zusammenstellung des Buches kurz vor seinem 80. Geburtstag verstorben. Bernhard Gertz hatte die Bundeswehr geprägt, war immer klar, direkt und streitbar. Weil er konsequent mit Uniform in der Öffentlichkeit aufgetreten war, wurde er zum Gesicht der Bundeswehr und deshalb auch liebevoll "Mister Bundeswehr" genannt.

 

Im Interview erzählen der ehemalige Generalinspekteur, General a.D. Eberhard Zorn, der Bundesvorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Oberst André Wüstner, der ehemalige Inspekteur des Sanitätsdienstes, Generaloberstabsarzt a.D. Dr. Ulrich Baumgärtner, und der ehemalige Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, wie sie Bernhard Gertz erlebt hatten und was er aus ihrer Sicht für die Bundeswehr und den Bürger in Uniform geleistet hatte.

Die Gedenkschrift "Klare Worte" kann hier bestellt werden: https://amzn.eu/d/76z8gCx

Weitere Infos zur Deutschen Härtefallstiftung finden Sie hier:
https://youtu.be/SB9qjOPiAd0 und https://haertefall-stiftung.de/

 

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 15. Oktober 2025

Offizierschule der Luftwaffe in Roth in Dienst gestellt

Heute fand im fränkischen Roth der Appel zur Indienststellung der Offizierschule der Luftwaffe (OSLw) statt. Dazu waren Bundestagsabgeordnete, Generale und ausländische Gäste angereist. Die Reden wurden vom Bayerischen Ministerpräsidenten, Markus Söder, dem Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Neumann, und dem Leiter der Offizierschule, Brigadegeneral von Fritschen gehalten. Für die musikalische Umrahmung war das Gebirgsmusikkorps aus Garmisch-Partenkirchen zuständig. Passend zur Region wurden der Bayerische Präsentiermarsch, der Bayerische Defiliermarsch und die Bayernhymne gespielt. Die 2. Kompanie des Wachbataillons trug die blaue Luftwaffenuniform und stellte die Ehrenformation. Ein besonderes Highlight war der Überflug von zwei Eurofightern, einem A400M und einem CH-53 während der Nationalhymne.


Im Anschluss an den Appell gab es in großen Hörsaal der OSLw eine Zeremonie zur Namensgebung. Die Schule wurde nach dem ehemaligen Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Hans-Jörg Kuebart, benannt. Er zeichnete sich durch seine Begeisterung für das Fliegen aus und war auch auf kameradschaftlicher Ebene ein Vorbild für Viele. Auch zwei seiner Söhne sind inzwischen Generale der Luftwaffe und durften das Schuld „Kuebart-Campus“ enthüllen. Überhaupt haben die Architekten großen Wert darauf gelegt, das Hauptgebäude als zivil wirkenden Campus zu gestalten. Der militärische Charakter mit seinen klar strukturierten Sichtachsen wird erst bei einem Blick auf dem Lageplan des Gesamtareals deutlich.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 9. Oktober 2025

Berlin Peace Dialogue zu hybriden Bedrohungen, Krisenprävention und Aufbau von Resilienz

Heute fand im BMVg der Berlin Peace Dialogue2025 statt. Veranstaltet wurde diese Konferenz durch den Beitrat derBundesregierung für Zivile Krisenprävention und Friedensförderung. Dieser Beirat wurde erstmalig 2005 einberufen und besteht aus 20 Mitgliedern aus sehr unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens – insbesondere aber aus den Bereichen Polizei, Bundeswehr, Think-Tanks und Hilfsorganisationen. Entsprechend vielseitig waren auch die Teilnehmer, deren Interessen und Beiträge zur Konferenz.

Berlin Peace Dialogue 2025
In diesem Jahr lag der Schwerpunkt auf dem Umgang mit hybriden Bedrohungen und Angriffen und dem Aufbau von Resilienz. Resilienz wurde im Kontext der Konferenz als die Fähigkeit definiert, auch bisher unbekannte Krisen, professionell managen zu können. Dazu gehören eine Sensibilisierung auf hybride Ereignisse und eine nüchterne, unaufgeregte Behandlung – möglichst nach Checkliste. Immer wieder kam die Sprache auf Drohnen. Aber auch Desinformation und die psychologische und ideologische Zersetzung von Gesellschaften spielte eine Rolle.

Nach Panels mit Fragen und Antworten aus dem Auditorium ging es in vier verschieden Workshops. Alles war auf Beteiligung angelegt. Erfahrungswerte aus anderen Ressorts wurden interessiert aufgenommen. Teilnehmer waren überrascht über die Vielfalt der Experten, die etwas zum Thema beisteuern konnten. Zwischendurch gab es immer wieder lange Pausen, die zum Netzwerken genutzt werden konnten. Da trank der General a.D. mit dem Vertreter einer christlichen Hilfsorganisation für Kinder seinen Kaffee und da stand der Banker mit einem Mitglied des Bundestages zusammen. Afrikaner tauschten sich mit Israelis aus und NGO-Vertreter erzählten von ihren Erfahrungen beim Zusammenbringen von Volksgruppen im Libanon.

Auch wenn die Konferenzsprache Englisch war und der Fokus weit über den deutschen Tellerrand hinausging, so stand doch immer auch die Überlegung im Raum: Was kann Deutschland davon lernen. Auch wenn der Bürger wenig von einem gesamtgesellschaftlichen Aufbau von Resilienz spürt, so laufen doch im Hintergrund bereits einige Dinge. In dieser Hinsicht war die Konferenz ermutigend. Ermutigend auch, dass das BMVg seit etwa drei Jahren aktiv das Konzept der Gesamtverteidigung vorantreibt und die Zuarbeit der anderen Ressorts einfordert. Der alte Schlendrian des Hin- und Herschiebens von Verantwortung scheint vorbei zu sein.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 2. Oktober 2025

Antrittsbesuch des schweizerischen Verteidigungsministers Martin Pfister in Berlin

Heute Mittag wurde der schweizerische Verteidigungsminister, Bundesrat Martin Pfister, mit militärischen Ehren im Bendlerblock empfangen.


Martin Pfister steht seit April 2025 dem Department für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport vor. Er war Oberst der Schweizer Armee und leitete die Katastrophenhilfe einer schweizerischen Territorialregion.

Die Schweiz hat knapp neun Millionen Einwohner und nur die Teilstreitkraft Heer mit 21.300 aktiven Soldaten. Hinzu kommt eine Reserve von 123.450 Personen und einem Zivilschutz mit 73.000 Aktiven und 51.000 Reservisten. Zivil-militärische Zusammenarbeit ist in der Schweiz selbstverständlich. Trotz ihrer Neutralität frischt die Schweiz von Zeit zu Zeit ihre Schutzmaßnahmen auf. Beispielsweise hat sie viele Krankenhäuser unter Tage verlegt. Die Sinnhaftigkeit dessen hat sich auch im Ukrainekrieg bestätigt. Hier kann Deutschland noch viel lernen.

In den Gesprächen zwischen den Ministern ging es um die Lieferung von Patriot-Systemen an die Schweiz, gemeinsame Übungen und die schwierige Rechtslage bei Rüstungsexporten. Zudem gebe die Schweiz weniger als ein Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für Verteidigung aus, wodurch sie auch langfristig von externer Unterstützung und der Akzeptanz ihrer Neutralität abhängig sein wird. Das Land ist „NATO-Partner für den Frieden“ und beteiligt sich an einigen internationalen Einsätzen. Zudem ist es Teil der European Sky Shield Initiative.

In einem Interview betont der ehemaligeschweizerische Verteidigungsattachè, Oberst Markus Widmer, dass die Schweiz sehr gerne mit Deutschland zusammenarbeite, weil Deutschland auch mit kleineren Partnern auf Augenhöhe kommuniziere.

Autor: Matthias Baumann