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Dienstag, 16. September 2025

Polens neuer Präsident Nawrocki besucht Bundespräsident und Bundeskanzler in Berlin

Heute Früh wurde der Präsident der Republik Polen, Karol Nawrocki, vor dem Schloss Bellevue mit militärischen Ehren empfangen. Karol Nawrocki ist seit August 2025 im Amt.


Neben dem Antrittsbesuch beim Bundespräsidenten stehen heute noch Gespräche bei Bundeskanzler Friedrich Merz auf dem Programm. Das Medieninteresse ist sehr hoch. Eine Pressenbegegnung ist aber weder beim Bundespräsidenten noch beim Bundeskanzler terminiert.

Der Besuch ist überschattet durch die neuerliche Entwicklung an der Grenze Polen-Belarus. Begleitend zum russischen Großmanöver „SAPAD 2025“ wurde eine zweistellige Zahl großer Einwegdrohnen über polnisches Gebiet entsandt. Als Reaktion auf diese Provokation werden aktuell 40.000 Soldaten und Grenzgebiet zu Belarus verlagert. In der Vergangenheit hatte Russland seine Manöver als Ausgangspunkt für tatsächliche Angriffe genutzt. Fachkreise sehen darin ein Muster und gehen von einem bevorstehenden Angriff auf NATO-Gebiet aus. Zumindest rechnet man mit einem intensiven Austesten der Reaktion des Westens. Zurzeit läuft in der Ostsee, Polen und Litauen das Bundeswehr/NATO-Manöver „Quadriga 2025“.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 4. September 2025

13 Nationen üben bei „Quadriga 2025“ in Ostsee und Litauen

Am 18. August 2025 begann die Übungsserie „Quadriga 2025“ mit der Teilübung „Role2Sea“. Diese konzentrierte sich auf sanitätsdienstliche Aspekte und legte Wert darauf, auch zivile Kräfte in das Szenario einzubinden. Bis zum 30. September 2025 werden weitere Teilübungen wie „Silver Dagger“, „Grand Eagle“, „National Guardian“, „Air Mag Day“, „Brave Blue & Safety Fuel“ sowie „Northern Coasts“ absolviert. Es geht darum, das Zusammenspiel verschiedener Teilstreitkräfte und Nationen sowie ziviler Kräfte zu trainieren, zu evaluieren und zu optimieren. Einen Schwerpunkt bildet diesmal die geschützte Verlegung von Truppe und Material auf dem Seeweg. Die daraus entstehenden Bilder sollen der Abschreckung gegenüber einem potenziellen Angreifer aus dem Osten dienen.

Am heutigen DV-Day (Distinguished Guests Day, Tag für Ehrengäste) konnten sich Generale, Admirale, Militärattachés, Botschafter, Abgeordnete und die Medien in Rostock ein Bild von der Teilübung „Northern Coasts“ machen. Neben bekannten Szenarien wie der Absicherung eines maritimen Konvois wurden auch neue Dinge wie Seedrohnen, Feldjäger auf Jet-Ski und Abfangdrohnen gezeigt. Letztere wirken mit einem Fangnetz auf gegnerische Drohnen. Laut Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kaack, habe man bei der Bekämpfung von Aufklärungsdrohnen inzwischen einige Erfolge erzielt und mehrere Drohnenbediener der Polizei übergeben können.

Den Medientag haben wir mit der Kamera begleitet und einen 20-minütigen Bericht zusammengestellt:

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 31. Juli 2025

Marsch zum Gedenken 2025

Seit dem 28. Juli 2025 findet der 8. Marsch zum Gedenken statt. Dabei marschieren Reservisten und aktive Soldaten gegen das Vergessen ihrer im Kampf gefallenen Kameraden, aber auch der im Dienst verstorbenen militärischen und zivilen Angehörigen der Bundeswehr.

Der Marsch beginnt in der Fläming-Kaserne südlich von Berlin und endet nach 120 Kilometern und 3.429 Metern im Bendlerblock. Die Wegstrecke steht symbolisch für die 120 Gefallenen und die 3.429 im Dienst Verstorbenen. Letztere können auch durch Herzinfarkt oder Unfall ums Leben gekommen sein. Ihre Namen werden in dauerhafter Schleife in die Cella (Raum der Stille) des Ehrenmals der Bundeswehr projiziert.

Der erste Marsch dieser Art wurde 2018 von der Reservisten-Arbeitsgemeinschaft Military Brotherhood Germany (RAG MBG) und dem Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. initiiert. Unterstützt wird er von den Angehörigen der Gefallenen und Verstorbenen und von der Bundeswehr. Dass das BMVg hatte mit dem Thema Veteranen und Gedenkkultur bislang sehr gefremdelt. Das ändert sich aber langsam – nicht zuletzt durch den neu eingeführten Nationalen Veteranentag.

Generalleutnant André Bodemann nahm an diesem Marsch ebenfalls teil. Er zeigte sich betroffen vom jüngsten Hubschrauberabsturz in Holzdorf, bei dem zwei Soldaten ums Leben gekommen waren und einer noch vermisst wird. Update 31.07.2025: Das dritte Besatzungsmitglied wurde tot ausgefunden. 

Autor: Matthias Baumann

Montag, 21. Juli 2025

Gemeinsame Erklärung beim Besuch von Norwegens Ministerpräsident bei Friedrich Merz

Am 21. Juli 2025 besuchte der Ministerpräsident des Königreichs Norwegen, Jonas Gahr Støre, seinen Amtskollegen zu einem abendlichen Gespräch im Bundeskanzleramt in Berlin. Eigentlich waren militärische Ehren geplant. Wegen des immer stärker werdenden Regens wurden sie 15 Minuten vor Eintreffen des Gastes abgesagt. Jonas Gahr Støre scheint das mit Fassung getragen, zumal er bereits im Januar 2022 mitmilitärischen Ehren empfangen worden war.


Zentraler Bestandteil des Besuchs war eine gemeinsame Erklärung der Zusammenarbeit auf verschiedenen Gebieten. Hier der auf Deutsch übersetzte Wortlaut:

Gemeinsame Erklärung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Norwegen

Deutschland und Norwegen sind strategische Partner. Wir teilen gemeinsame Werte und Interessen. Wir sind starke Verbündete in der NATO, enge Partner im Europäischen Wirtschaftsraum und gleichgesinnte Partner in den Vereinten Nationen. Wir arbeiten gemeinsam für Frieden und Sicherheit, Energiesicherheit und den Wohlstand unserer Volkswirtschaften sowie in Forschung und innovativen Technologien. Gemeinsam bekräftigen wir unsere unerschütterliche Unterstützung für die Ukraine, die ihre Freiheit, Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Integrität gegen Russlands anhaltenden Angriffskrieg verteidigt. Der Nordatlantik, einschließlich der strategisch wichtigen Grönland-Island-Vereinigten Königreichs- und Bären-Passagen sowie der angrenzenden Gewässer, sowie der Nord- und Ostsee, ist für die Sicherheit sowohl Norwegens als auch Deutschlands von entscheidender Bedeutung. Deshalb trainieren unsere Männer und Frauen in Uniform gemeinsam, patrouillieren gemeinsam auf See und arbeiten die deutschen und norwegischen Streitkräfte im Rahmen der NATO-Regionalpläne eng zusammen. Deutschland und Norwegen wollen Stabilität und Sicherheit in maritimen Gebieten, auch im hohen Norden, gewährleisten. Beide Länder beabsichtigen, die Überwachung und Kontrolle dieser strategischen Gebiete zu verstärken, um potenziellen Bedrohungen, einschließlich maritimer und luftgestützter Aktivitäten, entgegenzuwirken.

Aufgrund unserer gemeinsamen Analyse des Sicherheitsumfelds haben wir eine außergewöhnlich enge Partnerschaft aufgebaut, insbesondere im Land- und Seebereich. Unsere Zusammenarbeit bei U-Booten und Raketen der Klasse 212CD setzt neue Maßstäbe für Partnerschaft, Austauschbarkeit und strategische Ausrichtung. Die Regierungen Deutschlands und Norwegens begrüßen und unterstützen die enge Zusammenarbeit zwischen der deutschen und norwegischen Industrie und Wirtschaft in zahlreichen Bereichen. Wir beabsichtigen, unsere strategische Partnerschaft zu stärken, um zukünftigen Herausforderungen zu begegnen, indem wir gemeinsam die erforderlichen Fähigkeiten in Schlüsselbereichen entwickeln:

  •          Wir haben vereinbart, unsere bereits intensive und breite maritime Zusammenarbeit um eine integrierte operative Partnerschaft im Nordatlantik und in der Nordsee zu erweitern, einschließlich eines verbesserten Schutzes kritischer Unterwasserinfrastruktur.

  • Um dem europäischen Kontinent einen unabhängigen Zugang zum Weltraum zu sichern und unser Lagebewusstsein angesichts hybrider Bedrohungen im Nordatlantik zu stärken, wollen wir unsere bestehende Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Weltraumfähigkeiten vertiefen.

  • Deutschland fördert als wichtiger Sicherheitspartner der EU die norwegischen Interessen und hat den erfolgreichen Abschluss der Sicherheits- und Verteidigungspartnerschaft zwischen der EU und Norwegen im Mai 2024 nachdrücklich begrüßt.

  • Ergänzend zu unserer Marinepartnerschaft beabsichtigen wir, die Zusammenarbeit im Landbereich zu stärken, wo wir uns bei unseren jeweiligen regionalen NATO-Verteidigungsplänen gegenseitig unterstützen wollen.

  • Wir haben unsere Verteidigungsminister beauftragt, diese Prioritäten gemeinsam durch ein neues bilaterales Verteidigungsabkommen voranzutreiben, das einen langfristigen Rahmen für die deutsch-norwegische Verteidigungspartnerschaft schafft.

  • Wir haben unsere Industrie- und Energieminister beauftragt, unseren Dialog zur Förderung von Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit zu erneuern. Neben der verteidigungsindustriellen Zusammenarbeit sind Energieversorgung und -sicherheit, Dekarbonisierung und Klimaschutz, einschließlich CCS, Wasserstoff, kritische Mineralien, maritime Infrastruktur, wirtschaftliche Sicherheit und Digitalisierung relevante Themen für eine aktualisierte strategische Industrie- und Energiepartnerschaft. Wir sind entschlossen, gemeinsam die bestehende Zusammenarbeit zwischen deutschen und norwegischen Unternehmen und der Industrie auszubauen.
- Zitat Ende -

Autor: Matthias Baumann

Samstag, 12. Juli 2025

Total Defense - Schwedens Konzept der Gesamtverteidigung

Schon während des Zweiten Weltkriegs hatte sich Schweden mit der Gesamtverteidigung beschäftigt und ein Konzept entwickelt, in das militärische und zivile Kräfte eingebunden sind. Dieses Konzept wird bis heute fortgeschrieben und kann auch als Anregung für Deutschland dienen.

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2023 hatte der schwedische Verteidigungsminister Pål Henning Jonson in einem Panel eher beiläufig die vier Säulen des Konzeptes der Gesamtverteidigung - Neudeutsch: Total Defense - vorgestellt:

1) Total Defense Concept – Konzept der Gesamtverteidigung

2) Amt für Psychologische Verteidigung

3) Nationaler Sicherheitsrat

4) Broschüre „If Crisis Or War Comes“ (Wenn es zu Krise oder Krieg kommt.)

Zwischenzeitlich wurde sogar ein weiterer Ministerposten für Zivilschutz geschaffen. Dieser ist ebenfalls im Verteidigungsministerium angesiedelt und kümmert sich um die Koordination der zivil-militärischen Zusammenarbeit. Schweden begrüßt es, dass laut Koalitionsvertrag auch in Deutschland ein Nationaler Sicherheitsrat (NSR) etabliert werden soll. In Schweden besteht er aus Ministerpräsident, Verteidigungsminister, Zivilschutzminister, Außenminister, Innenminister und Finanzminister. Auch das Militär, die Polizei und die Fraktionsvorsitzenden dürfen mitwirken. Man legt hohen Wert auf Konsens, damit im Krisenfall alle an einem Strang ziehen.

Resilienz in der Gesellschaft ist kein Selbstläufer. So berichtete der Zivilschutzminister, Carl-Oskar Bohlin, auf der Berlin Security Conference 2024, dass man etwa zehn Jahre gebraucht habe, um die  Schweden aus der Hängematte der Friedensdividende zu holen und für eine neue Bedrohungslage zu sensibilisieren. Ein wichtiges Element dieser Sensibilisierung stelle die Broschüre „If Crisis Or War Comes“ dar. Diese gibt es in millionenfacher Auflage bereits seit 1943. Früher war sie Bestandteil des Telefonbuchs. Heute wird sie über die Briefkästen an jeden Haushalt verteilt und enthält wichtige Tipps für Widerstand, Informationsgewinnung, Bevorratung, Hygiene und den Umgang mit Strom- und Wassermangel.

Zweieinhalb Jahre nach dem Panel mit Pål Henning Jonson konnten wir ein Interview zur Total Defense mit dem schwedischen Verteidigungsattaché, Kapitän zur See Jonas Hård af Segerstad, führen. Es war sein letzter Arbeitstag an der Botschaft in Berlin:


Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 9. Juli 2025

70 Jahre deutsche NATO-Mitgliedschaft – Festakt im Bendlerblock

Wegen der Turbulenzen um den Regierungswechsel wurde der eigentliche Beitritt Deutschlands zur NATO am 9. Mai 1955 nur am Rande gewürdigt. Da die Mitgliedschaft nun immerhin seit 70 Jahren besteht, wurde heute der Festakt im Bendlerblock nachgeholt.

Dazu war auch NATO-Generalsekretär Mark Rutte aus Brüssel angereist. Vor dem Festakt hatte er sich noch mit Bundeskanzler Friedrich Merz getroffen. Da Mark Rutte die deutsche Medienlandschaft mit einer Aussage über einen möglichen gemeinsamen Angriff Chinas auf Taiwan und Russlands auf NATO-Staaten verunsichert hatte, wurde das natürlich auch in der Pressekonferenz im Kanzleramt nachgefragt. Mark Rutte blieb bei seiner Aussage. Die gesamte Pressekonferenz haben wir mitgeschnitten:


Anschließend fuhren Bundeskanzler und NATO-Generalsekretär ins BMVg. Dort gab es neben Musik und Geselligkeit auch vier Reden: Verteidigungsminister Pistorius, Außenminister Wadephul, Bundeskanzler Merz und NATO-Generalsekretär Rutte. Hier der Tonmitschnitt (Credit BMVg):


Nach den Reden mischte sich das Publikum und plauderte auf dem Paradeplatz an den Stehtischen. Generale, Admirale, Militärattachés, Staatssekretäre und NATO-Personal genossen die gemeinsame Zeit bei deutlich besserem Wetter, als zuvor angesagt. Boris Pistorius musste immer wieder seinen Rundgang unterbrechen, weil Gäste um Selfies baten.

Den krönenden Abschluss des Festaktes bildete eine Serenade mit drei Musikstücken und den Hymnen der NATO und der Bundesrepublik. Das Besondere daran war, dass die Serenade gemeinsam von Stabsmusikkorps der Bundeswehr und dem Musikkorps der litauischen Streitkräfte vorgetragen wurde. Auch die Dirigenten, Oberstleutnant Kiauka und Major Ališauskas wechselten sich ab. Mark Rutte war sichtlich gerührt und bedankte sich sehr herzlich bei den Musikkorps.


Autor: Matthias Baumann