Samstag, 13. Juli 2019

Tag der offenen Tür 2019 in der Julius-Leber-Kaserne

Julius Leber wurde im Januar 1945 in Plötzensee hingerichtet. Plötzensee befindet sich in der Nachbarschaft der heutigen Julius-Leber-Kaserne. Als sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter war er schon in den ersten Tagen der nationalsozialistischen Herrschaft inhaftiert worden und verbrachte einige Jahre in Gefängnissen und Konzentrationslagern. 1937 kam er frei und tauchte in Berlin unter. Er nahm Kontakt zu Claus Graf Schenk von Stauffenberg auf und sollte nach einem gelungenen Attentat neuer Innenminister werden. Julius Leber wurde jedoch bereits am 5. Juli 1944 verhaftet - also zwei Wochen vor dem Stauffenberg-Attentat. Er wurde zur Veranstaltung eines Schauprozesses benutzt. Im Januar 1945 wurde sein Todesurteil vollstreckt.

Tag der offenen Tür 2019 Julius-Leber-Kaserne Wachbataillon
Tag der offenen Tür 2019 in der Julius-Leber-Kaserne - Flagge des Wachbataillons
Die Julius-Leber-Kaserne wurde einst von den französischen Alliierten genutzt und hieß bis Ende der 1980er Jahre "Quartier Napoleon". Das war wohl auch der Grund, warum heute so viele Franzosen durch das Besucherbild des Tages der offenen Tür liefen. Man erkannte sie am anderen Flecktarn. Die Farben sind zwar denen der Bundeswehr ähnlich, aber die grünen und braunen Flächen viel größer. Zudem liefen sie mit Sturmgewehren durch die Gäste. Der Laie hätte bei diesem Anblick Angst bekommen. Es waren aber keine Magazine eingesetzt.

An der dynamischen Vorführung des Heeres nahmen auch Franzosen mit einem Infanteriepanzer VBCI teil. Der Programmpunkt ließ eine Gefechtssimulation mit Knall und Peng erwarten. Es blieb jedoch beim bildstarken Durchpflügen einer großen Wiese auf dem Gelände der Julius-Leber-Kaserne. Sehr zur Freude des Wachbataillons, das nun endlich auf das eigene Grundstück ausweichen kann, falls die Löscharbeiten auf den Truppenübungsplätzen im Umland wieder etwas länger dauern.

Tag der offenen Tür 2019 Julius-Leber-Kaserne Wachbataillon Heer
Tag der offenen Tür 2019 in der Julius-Leber-Kaserne - dynamische Vorführung von Panzern wie Leopard 2, Fennek, VBCI (Véhicule Blindé de Combat d’Infanterie) und Fuchs. Hier im Bild ist ein Transportpanzer Fuchs zu sehen, mit dem auch Rundfahrten mit Besuchern durchgeführt wurden. Auch das Wachbataillon hat Transportpanzer Fuchs im Einsatz.
Die neu in die Kaserne eingezogene GSG9 trat gar nicht in Erscheinung und die Protokoll-Vorführung der Feldjäger fand diesmal auch nicht statt. Die Feldjäger hatten eine statische Fahrzeugpräsentation aufgebaut, die von Kindern und interessierten Erwachsenen berührt und beklettert werden durfte. Besonders praktisch waren die Karrierecenter der Bundeswehr. Sie boten am Nachmittag einen guten Schutz vor Gewitter und Starkregen. Über den zusätzlich gewonnenen Nachwuchs lagen bis Redaktionsschluss keine belastbaren Zahlen vor.

Jedenfalls freute sich Oberstleutnant Kai Beinke, der Kommandeur des Wachbataillons, über die zahlreich erschienenen Gäste. Er war selbst in Flecktarn unterwegs und tauchte mal hier und mal dort auf. Auch das S3-Protokoll des Wachbataillons hatte alle Hände voll zu tun. Am Ende demonstrierte der Drill Sergeant sogar, wie Bundeswehr-Flecktarn bei 100-prozentiger Durchnässung aussieht. Er hatte keine Zuflucht im Karrierecenter gefunden, sondern das Drillteam vorbereitet. Kaum war der letzte Regentropfen gefallen, trat ein Drillteam der 4. Kompanie auf. Die 4. Kompanie des Wachbataillons ist eine Marinekompanie und besteht nur aus etwa 40 Soldaten. Gerade waren sie von einem "Gastspiel" aus Kanada zurückgekehrt und mussten nun im verregneten Deutschland die Karabiner 98 durch die Luft wirbeln.

Tag der offenen Tür 2019 Julius-Leber-Kaserne Platzkonzert
Tag der offenen Tür 2019 in der Julius-Leber-Kaserne - Auf der Bühne am Bärchenplatz wurden mehrere Platzkonzerte veranstaltet. Hier sind französische Musiker zu sehen.
Sehr positiv fiel die Versorgung mit Trinkwasser auf. Überall standen Paletten mit kleinen Wasserpäckchen, wie sie in der Bundeswehr üblich sind: 500 ml in lila mit Babyaufdruck. Das muss also sehr gesund sein. Es gab auch wieder einige Infostände: Militärseelsorge, Reservisten, T-Shirt-Verkäufer und weitere wichtige Einrichtungen. Zusätzlich konnte man sich bei der Tombola aufhalten, Sandkastenspiele mitmachen, Waffen anschauen, ein Feldlager betreten und sich Flyer über einen Einstieg beim Wachbataillon mitnehmen.

Auf der Bühne am Bärchenplatz - wegen der zwei kleinen Bären rechts und links der Freitreppe - fanden die meisten Vorführungen statt. Es gab ein Platzkonzert des Reservisten Musikzugs Schleswig-Holstein, diverse weitere Musikdarbietungen, eine Vorführung des Salutzuges und den bereits genannten Auftritt des Drillteams.

Man konnte sich hier problemlos mehrere Stunden aufhalten und brauchte keine Bedenken zu haben, einen Programmpunkt zu verpassen. Einige der Vorführungen wurden nämlich mehrfach veranstaltet. Bei cleverer Planung konnte man in vier Stunden sämtliche spannende Dinge mitgenommen haben. Vielen Dank für die gute Organisation dieser Veranstaltung!

Videos:
Drillteam des Wachbataillons
Dynamische Vorführung verschiedener Panzer

Autor: Matthias Baumann