Eingeladen hatten der Tagesspiegel und das Handelsblatt. Als offizieller Sponsor des Finanzministeriums interessierten uns die Ansichten dieses Mannes sehr.
Finanzminister Dr. Wolfgang Schäuble beim Tagesspiegel |
Beratung nutze die Menschheit schon seit Tausenden von Jahren, so dass die Zitate nur so sprudeln konnten. Morgen solle der Minister in Zürich über "historische Vergleiche in der Politik" referieren.
Wichtig für die heutige Politik sei, dass man sich Expertisen in die Ministerien hole und interne Kompetenzen besser nutze. In diesem Zusammenhang sprach er auch über die langen Bearbeitungszeiträume von Gutachten. Diese seien in einer bestimmten Debattenlage beauftragt worden und lägen nach vielleicht zwei Jahren vor. Ein Zeitraum, nach dem sich niemand mehr so recht an die damalige Debattenlage erinnern kann. Mit einem wiederum verschmitzten Lächeln sah er die Angelegenheit pragmatisch, da man das Gutachten ja eventuell in einer ähnlichen Situation mal wieder gebrauchen könne.
Finanzminister Dr. Wolfgang Schäuble beim Tagesspiegel |
Die abschließenden Worte Schäubles wurden von den Teilnehmern der folgenden Podiumsdiskussion aufgegriffen. Im Wesentlichen zeichne sich eine gute Beratungssymbiose wie folgt aus:
- der Berater liefert Argumente als Entscheidungshilfe
- der Berater macht Zusammenhänge transparenter
- der Unternehmer muss die Entscheidung letztlich selbst verantworten
- der Unternehmer trägt das Risiko seiner Entscheidung
Gerade wegen der letzten beiden Punkte kam die Frage auf, ob man den Berater nicht irgendwie in die Pflicht nehmen könne. Nein. Allerdings merke man sehr schnell, ob ein Berater geeignet sei. Berater, die laut eigener Aussage alles können, unterschätzen normalerweise die Komplexität der Problemstellung. Auch der ertragsorientierte Berater, der zuerst die Kundenwünsche abliest und in umformulierter Form als seine Ideen verkauft, komme bei den Unternehmen nicht mehr an.
Besonders selten seien die Nein-Sager unter den Beratern. Das sind ausgereifte Persönlichkeiten, die Entscheidungen der Unternehmer nur dann mittragen, wenn auch sie voll dahinter stehen. "Guter Rat ist teuer" kann auf diese wertvolle Spezies gerne angewendet werden, da diese tatsächlich zum Erfolg der Unternehmung beitragen.
Autor: Matthias Baumann