Mittwoch, 11. Februar 2015

Berlinale 2015, Kulturstaatsministerin Grütters und die Öffentlich-Rechtlichen

Dass das ZDF ausgerechnet im Restaurant VOX im Grand Hyatt gegenüber dem Berlinale-Palast einen Empfang gibt, beweist schon einigen Mut des Marketings. Kulturstaatsministerin Monika Grütters begann ihren umfangreichen Berlinale-Abend "heute" beim ZDF.

Im VOX traf sich Prominenz aus Politik und Filmwirtschaft. So kamen wir vor dem eigentlichen Programm mit den ehemaligen Bundesministern Rudolf Seiters und Rainer Brüderle ins Gespräch und konnten uns auch mit Medienboard-Chefin Kirsten Niehuus über ihr Interview im Tagesspiegel-Magazin "Berliner Köpfe" austauschen.

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Berlinale 2015 - ZDF im VOX - Ministerpräsidentin Malu Dreyer verteidigt die neuen Rundfunkgebühren
Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, verteidigte als Vorsitzende der Rundfunkkommission die aktuelle Gebührenordnung und lobte die ihrer Meinung dadurch entstandene Entlastung der bundesdeutschen Haushalte. Man sei am Überlegen, ob die gute Einnahmesituation nicht sogar den Werbebedarf der Öffentlich-Rechtlichen senken könnte. Mehr Filme und Dokumentationen statt Werbung. Nach ihrer Rede wurden neue ZDF-Produktionen wie "Das Zeugenhaus" vorgestellt.

Während die Bundeskanzlerin gerne zeitversetzt fernsieht, outete sich Malu Dreyer eher als Zapperin, die gerne mal einen "Tatort" im Ersten sieht - und das trotz Amtssitz in der ZDF-Stadt Mainz. Unfassbar, was die vor sechzig Jahren in Deutschland eingeführte Fernbedienung ermöglicht.

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Berlinale 2015 - ARD "Top of the Docs" im Meistersaal am Potsdamer Platz
Monika Grütters verließ den ZDF-Empfang vorzeitig und "zappte" zur ARD-Veranstaltung "Top of the Docs" in den nahe gelegenen Meistersaal. Dort moderierte Jörg Thadeusz. Nach NDR-Intendant Lutz Marmor wurde auf die Kulturstaatsministerin "umgeschaltet", die auf die Gefahren für die Fernsehsender durch die Erfindung der Fernbedienung einging. Mehrfach äußerte sie ihren Wunsch nach mehr Kurzfilmen im Programm der ARD. Man könne dafür die Eigenwerbung reduzieren. Applaus bekam sie für die Forderung, dass KEF-Gelder auch bei den eigentlichen Filmschaffenden ankommen sollten, und zwar so, dass diese auch davon leben und nicht nur überleben können.

Presse sei ein wichtiges Kontrollorgan der Politik in einem demokratischen Staat. In Diktaturen sehe das ganz anders aus.

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Berlinale 2015 - ARD "Top of the Docs" - Jörg Thadeusz mit Tochter und Vater aus "Meine Tochter Anne Frank"
Wie es in Diktaturen aussieht und welche Folgen die Abwanderung aus solchen Ländern hat, damit beschäftigen sich eine ganze Reihe der vorgestellten Dokumentarfilme. Es beginnt bei einem neuen Film über Anne Frank, ging über Flüchtlinge in einem bayerischen Dorf und endete bei einer erschütternden Nahost-Doku von Fußball-Moderator Reinhold Beckmann.

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Berlinale 2015 - ARD "Top of the Docs" - Jörg Thadeusz und Reinhold Beckmann
Daneben erschienen die Selbstoptimierungsdoku von Anke Engelke und die Wetter-Expedition von Sven Plöger eher harmlos. Dennoch bedienen diese Filme interessante Themenbereiche. Anke Engelke wolle jetzt "nur noch Gleichstrom", weil damit die geistige Leistungskraft erhöht werde.

Der Filmabend von Monika Grütters war jedoch noch nicht zu Ende. Der nächste Sendersuchlauf dauerte etwa fünf Minuten. Dann war der nächste Programmpunkt gefunden: Empfang der FFA Filmförderungsanstalt im Berlin Capital Club. Ein erlebnisreicher Abend für die Kulturstaatsministerin in der spannenden Filmmetropole Berlin.

Autor: Matthias Baumann