Samstag, 23. Mai 2015

Jaguar XE - XF und XJ bekommen ein Brüderchen

Der ab Juni zum Verkauf stehende kleine Bruder der Jaguar-Limousinen XF und XJ wird seit Mitte Mai in verschiedenen deutschen Städten präsentiert. Ein sehr gut geschultes Promotion-Team reist fast einen Monat lang mit zwanzig XE-Vorführwagen durch das Land und bietet halbstündige Probefahrten an.

Jaguar XE
Jaguar XE 20d mit 8-Gang-Automatik und 180 PS
Dresden und Potsdam sind dabei die einzigen Stationen in der Nähe Berlins, so dass wir uns kurzerhand für eine Probefahrt in Potsdam entschieden hatten. Direkt vor dem Brandenburger Tor ist ein Infostand aufgebaut und ringsherum die fünf Modellvarianten in verschiedenen Lackierungen abgestellt. Senioren, Jugendliche, Familien mit Kinderwagen fluten um die Fahrzeuge, verweilen kurz und stürzen sich dann in das lebhafte Treiben der Brandenburger Straße. Eine Volltreffer-Location für die Präsentation des Jaguar XE.

Fast überfahren wir einen Familienvater, der mit verklärtem Blick zum Objekt seiner Probefahrt schreitet und jeglichen Bezug zur ihn umgebenden Verkehrslage verloren zu haben scheint.

Jaguar XE
Jaguar XE 20d
Jaguar XE
Jaguar XE 20d - die Endrohre geben Auskunft über die Motorisierung
"Schade, dass man den Jaguar gar nicht mehr sofort als solchen erkennt", sagt meine Frau als wir uns auf die Heckpartien mehrerer Jaguar XE zubewegen. Wir werden das Gefühl nicht los, dass der Rücklichtbereich sehr viel von Audi A5 oder A7 hat. "Aber sieh mal vorne", sage ich und zeige ihr den markanten Grill mit der an zentraler Stelle herausschauender Raubkatze. Ganz abgesehen von der eleganten Chromleiste um die Seitenfenster.

Am Infostand nimmt uns eine junge Dame in ihre Obhut und fragt, welches Modell wir denn gerne fahren möchten. Benziner mit 200 PS oder Diesel mit 180 PS. Bei 20 PS Unterschied wählen wir den Diesel und sie führt uns zu einem schneeweißen XE mit schwarzem Kühlergrill. Beeindruckend!

Beim Öffnen der Fondtür fällt sofort das schwarze Leder mit weißer Kontrastnaht auf. Die Rücksitze seien umlegbar, um das Kofferraumvolumen von 415 auf 830 Liter zu erweitern. Auch die Kofferraumklappe macht im Vergleich zum XF einen überzeugenden Eindruck. Die Beinfreiheit im Fond ist für mitreisende Kinder ausreichend, für die Nutzung im diplomatischen Umfeld kommt jedoch eher der XF oder XJ in Frage.

Unsere Begleiterin verfügt über ein fundiertes Detailwissen. Nur die Fahrzeuglänge von 4,672 m muss sie nachschlagen, ansonsten kann sie ohne Zögern alle Fragen zu Zylinderanzahl, 8-Gang-Getriebe, Fahrassistenten, Sportmodi oder Heckantrieb beantworten. Auch beeindruckend!

Jaguar XE
Jaguar XE - Multifunktionslenkrad mit Schaltwippen, Meridian-Soundsystem, Leder mit Kontrastnaht
Kaum haben wir uns in die Sportsitze fallen lassen und die Tür geschlossen, fühlen wir uns wie in einem klassischen Sportwagen. Der Blick schweift über die Armaturen und sondiert die Bedienelemente. Der Wagen hat vieles von dem, was aktueller technischer Standard ist. Selbst die von BMW bekannten Annehmlichkeiten wie Head Up Display oder Surround View lassen sich konfigurieren. Der Touchscreen überzeugt durch eine hohe Auflösung bei Einstellungsseiten und Rückfahrkamera. Viele der Funktionen lassen sich auch per Schalter am Lenkrad oder über Spracheingabe steuern.

Wie auch bei den großen Brüdern XF und XJ wird das Getriebe per Drehknopf geschaltet. Beim XE ist dieser ebenfalls in der Mittelkonsole versenkt und fährt beim Anlassen des Wagens nach oben. Ein verspieltes Detail, das so manch ein Männerherz höher schlagen lässt. Die Getriebemodi lassen sich bemerkenswert leicht und präzise schalten. Hinzu kommen noch die Gangschaltungswippen am Lenkrad und verschiedene separate Knöpfe für sparsames oder sportliches Fahren.

Die Fahrt beginnen wir mit Getriebestellung "S" wie sportlich. Diese Einstellung demonstriert uns das hervorragende Potenzial für den innerstädtischen Ampelstart. Zwischen den ersten Ampeln schalten wir die Getriebemöglichkeiten durch und testen deren Wirkung. Der ECO-Modus reagiert ähnlich entschleunigt wie bei BMW. Aber auch im Jaguar XE lassen sich Kombinationen schalten, so dass man letztlich den für den Fahrzweck richtigen Modus erhält.

Jaguar XE
Jaguar XE - Designelemente der Sportlichkeit
Beim Test des Heckantriebes lässt sich der XE allerdings gar nicht aus der Ruhe bringen. "Drücken Sie doch mal den Knopf ganz rechts", meint unsere Begleiterin und verweist damit auf die Möglichkeit, die Traktionskontrolle abzuschalten. Da wir uns mitten im Kreisverkehr befinden ist mir das zu riskant.

Das Fahrgeräusch ist sehr angenehm. Nur das Abrollen der Räder ist zu hören. Der typische Dieselklang scheint völlig gedämmt. Auch bei 220 kmh solle man sich noch gut unterhalten können. Auf der kurzen Fahrt können wir das leider nicht ausprobieren. Was allerdings mehrfach auffällt, ist die Verzögerung zwischen Gasgeben und Reaktion des Fahrzeuges. Man hat das Gefühl, das Fahrzeug möchte, darf aber nicht. Fehlen die Leistungsreserven oder werden sie künstlich an der Entfaltung gehindert? Unserer Begleiterin schien das noch nicht aufgefallen zu sein. Sie empfiehlt uns deshalb eine weitere Probefahrt mit einem der drei Benziner.

Bis auf den Jaguar XE S mit 340 PS sind alle XE mit einem Zwei-Liter-Vier-Zylinder-Motor ausgestattet und entsprechend per Turbo auf 163, 180, 200 bzw. 240 PS aufgeladen. Die Benziner gibt es ausschließlich mit 8-Gang-Automatikgetriebe und die Diesel wahlweise als 6-Gang-Schalter. Die Energieeffizienz der Diesel ist bei A angesiedelt und der Verbrauch entspricht ebenfalls den aktuellen Richtwerten. Begünstigt wird letzteres noch durch den Trend zur Leichtbauweise, die die XE-Modelle durchschnittlich 1,5 Tonnen auf die Waage bringen lässt.

Die vorgesehene halbe Stunde wird nun doch deutlich überschritten, was jedoch bei zwanzig verfügbaren Jaguar XE gut kompensierbar ist. Wir bedanken uns und schlendern nun selbst noch durch die Brandenburger Straße. Wo kommen nur die vielen Menschen her? Das Wetter oder Interesse am neuen Jaguar XE?

Autor: Matthias Baumann