Dienstag, 26. Januar 2016

Kunst aus dem Holocaust

"Holocaust" wird in der lateinischen Bibel, der Vulgata, immer im Zusammenhang mit Brandopfer verwendet. Angela Merkel präferiert in ihren Reden den hebräischen Begriff "Schoah", der mit Katastrophe oder Untergang zu übersetzen wäre.

Am gestrigen Abend fand die Eröffnung der Ausstellung "Kunst aus dem Holocaust - 100 Werke aus der Gedenkstätte Yad Vashem" im Deutschen Historischen Museum statt. Neben den Vorständen von Yad Vashem waren auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters, der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman und Bundeskanzlerin Angela Merkel erschienen. Angela Merkel eröffnete die Ausstellung und hielt anschließend im Schlüterhof eine Rede.

Kunst aus dem Holocaust DHM Yad Vashem
"Kunst aus dem Holocaust" - Ausstellungseröffnung durch Angela Merkel - Gruppenfoto vlnr. BILD-Herausgeber Kai Diekmann, Ausstellungs-Kuratorin Eliad Moreh-Rosenberg, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Vorsitzender der Stiftung Kunst und Kultur Walter Smerling
Die Ausstellung umfasst gemäß ihrem Titel einhundert Werke von fünfzig teilweise unbekannten Künstlern. Vierundzwanzig dieser Künstler überlebten die Zeit in den Konzentrationslagern nur durch ihre Werke. Die übrigen Maler trugen die Erfahrungen dieser herausfordernden Zeit noch bis zum Lebensende in sich. Siebzig Jahre sind inzwischen vergangen und es gibt bei Opfern und Tätern nur noch wenige persönlich ansprechbare Zeitzeugen.

Kunst aus dem Holocaust DHM Yad Vashem
"Kunst aus dem Holocaust - 100 Werke aus der Gedenkstätte Yad Vashem" im Deutschen Historischen Museum
Für die Kinder- und Enkelgeneration ist der Holocaust inzwischen so weit weg wie für den einheimischen Grundschüler das geteilte Deutschland. Bei einem Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem möchte der deutsche Besucher jedoch gerne im Boden versinken. Braucht er doch keine hebräischen oder englischen Untertitel zu den Exponaten übersetzen, sondern kann die Texte der Befehle, Anordnungen und Bescheide in stilechtem Amtsdeutsch lesen. Da werden 5.000 "Einheiten" zum Bau einer Fabrik bestellt oder als mangelhaft reklamiert.

Fünfzig solcher "Einheiten" hatten in verschiedenen Konzentrationslagern die oben erwähnten Bilder geschaffen. Bilder, die den Lageralltag darstellen, Mitmenschen porträtieren oder eine optimistische Gegenrealität zeichnen. Das Leitmotiv der Ausstellung ist daher auch ein Blick durch den Stacheldrahtzaun, auf dem ein Schmetterling sitzt. Ein Stacheldrahtzaun, der den Blick in die Weite nicht versperren kann. Hoffnung in einer Lebenssituation, deren Ausgang zu dem Zeitpunkt noch völlig offen war.

Link: Zum Bericht des Mitinitiators BILD ...

Autor: Matthias Baumann