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Montag, 4. Juni 2018

Netanjahu will Iran den Geldhahn zudrehen

Das erwartete Verkehrs-Chaos in der City war ausgeblieben - zumindest auf den wichtigen Tangenten südlich des Kanzleramtes. Das Kanzleramt selbst war mit rot-weißen Gittern umstellt. Zwischen Reichstag und Paul-Löbe-Haus wehten palästinensische Fahnen. Auf dem Balkon vor dem Büro der Kanzlerin standen Damen und Herren in dunklen Anzügen. Die Vögel zwitscherten. Im Ehrenhof des Kanzleramtes war die israelische Flagge gehisst.

Welche Farbe wird wohl die Jacke der Kanzlerin heute haben? Flieder vor Blau hatte sich beim letzten Besuch von Benjamin Netanjahu sehr gut gemacht. Im Februar 2016 hatte man sich endlich einmal auf aktuelle Dinge konzentriert und damit eine gute Atmosphäre geschaffen. Damals hatte die Pressekonferenz sehr pünktlich begonnen, was die Fotografen völlig aus dem Konzept gebracht hatte.

Benjamin Netanjahu Berlin Angela Merkel
Benjamin Netanjahu besucht Angela Merkel in Berlin - Auftakt einer Europareise
Heute begann die Pressekonferenz mit 25 Minuten Verspätung. Bei guten Gesprächen kommt das öfter mal vor. Angela Merkel trug heute kein Flieder, sondern die Nationalfarben Israels: weiße Hose und blaues Jäckchen. Benjamin Netanjahu war mit blauer Krawatte und weißem Hemd auf seine Amtskollegin abgestimmt.

Der Kampf mit dem Kopfhörer für die Simultanübersetzung 2016 war noch gut in Erinnerung. Jedenfalls unternahm Netanjahu mit einem verschmitzten Lächeln den Versuch, das Gerät am rechten Ohr zu befestigen. Es fiel ab. Irritiert schaute die Kanzlerin auf den Gast und den Kampf mit der Technik. Nach zwei Minuten - die vor unentwegt klickenden Kameras sehr lange sein können - war das Hörgerät angebracht. Die Pressekonferenz konnte beginnen.

Benjamin Netanjahu Berlin Angela Merkel
Benjamin Netanjahu bei Angela Merkel - Kampf mit dem Hörgerät
Zunächst redete die Kanzlerin über die Themen, die heute auf der Tagesordnung standen. Dazu gehörte unter anderem die Vorbereitung der Regierungskonsultationen, die im Oktober in Israel stattfinden sollen. Deutschland interessiert sich insbesondere für den Hochtechnologie-Sektor und israelische Drohnen.

Einen beachtlichen Teil der Unterredungen nahm der Umgang mit JCPOA, dem Atomabkommen mit dem Iran, ein. Die Kanzlerin machte deutlich, dass Deutschland und Israel unterschiedliche Herangehensweisen favorisieren. Deutschland setzt bezüglich der Verdrängung iranischer Truppen aus Syrien und dem Jemen auf diplomatischen Einfluss.

Um im Nahen Osten zu bleiben, bekräftigte die Kanzlerin den deutschen Standpunkt einer Zwei-Staaten-Lösung zur Beilegung des Konfliktes mit den Palästinensern. Sie habe jedoch auch zur Kenntnis nehmen müssen, dass beispielsweise Kinder von der Hamas als Schutzschilder für terroristische Aktivitäten missbraucht werden. Zur Hilfe für die Menschen in Gaza seien konkrete Projekte auf den Weg gebracht worden.

Benjamin Netanjahu Berlin Angela Merkel
Benjamin Netanjahu lobt die soliden Beziehungen mit Deutschland.
Benjamin Netanjahu lobte die solide Grundlage der Beziehungen zwischen Deutschland und Israel. Die Merkel-Regierung und auch ihre Vorgänger hätten immer eine klare Haltung bezogen. Zudem sei man sich der Unterstützung in Sicherheitsfragen gewiss. Schnell kam der Premierminister auf den Iran zu sprechen. Die aktuell verbreitete iranische Leitlinie "Krebsgeschwür Israel vernichten" sei ein Grund zur Sorge.

Nachrichtendienste hätten neue Erkenntnisse über das iranische Atomprogramm zu Tage befördert, die nun zur Prüfung in den Kontroll-Ausschüssen liegen. Netanjahu zeigte sich entschlossen, dass sein Land den Iran an einer atomaren Eskalation hindern werde. In diesem Zusammenhang gebe es viel versprechende Beziehungen zu arabischen Staaten, die ebenfalls den Einfluss des Irans mit Argwohn betrachten. Diese profitieren nun von einem gemeinsamen Sicherheitskonzept und technologischen Fortschritten. Letzteres wirke sich positiv auf den Wohlstand aus und schaffe dadurch eine Zufriedenheit und Stabilität in den jeweiligen Ländern.

Benjamin Netanjahu Berlin Angela Merkel
Benjamin Netanjahu will dem Iran den Geldhahn zudrehen und fordert weitere wirtschaftliche Sanktionen.
Laut Benjamin Netanjahu will der Iran den Nahen Osten unter seine Kontrolle bringen. In Syrien und Jemen habe Iran bereits 18.000 Angehörige von Schiiten-Milizen installiert. Das Ziel seien 80.000 Mann. Dadurch werde allein schon der inner-islamische Konflikt mit den Sunniten angeheizt und weitere Flüchtlingswellen ausgelöst. Wo die Flüchtlinge dann landen, sei bekannt. JCPOA habe dem Iran so viel Geld zufließen lassen, dass er überhaupt erst einmal in der Lage war, diese Milizen zu rekrutieren.

Israel wird den Iran vor seiner Haustür nicht dulden, insbesondere wegen der ernst zu nehmenden Äußerungen mit dem Krebsgeschwür. Deshalb müsse dem Iran der Geldhahn zugedreht werden. Weitere wirtschaftliche Sanktionen seien zu verhängen.

Es folgten die obligatorischen vier Fragen der Redakteure: zwei Mal Israel und zwei Mal Deutschland. Steffen Seibert musste mehrfach einschreiten, da sich die Journalisten nicht an die Regel der einen Frage hielten und ganze Fragenkomplexe entfalteten.

Benjamin Netanjahu Berlin Angela Merkel
Benjamin Netanjahu hält eine leidenschaftliche Rede nach dem Angriff eines deutschen Journalisten.
Der letzte Fragesteller kam aus Deutschland. Er verlagerte das Anliegen der Demonstranten am Paul-Löbe-Haus in die Presse-Ecke des Kanzleramtes. Verpackt in seine Fragen sprach er von illegalen Siedlungen, permanent gebrochenem Völkerrecht und illegal beschafften Atomwaffen.

An der Ausgestaltung von Fragen dokumentiert sich journalistische Professionalität. Der Premierminister reagierte mit einer leidenschaftlichen Rede, die über fünf Minuten dauerte. Er redete von der ausgestreckten Hand Israels, gescheiterten Friedensverhandlungen, dem Existenzrecht Israels, der allgegenwärtigen terroristischen Bedrohung sowie den Angriffen auf Israel von Gebieten aus, die an die Nachbarn zurückgegeben worden waren.

Benjamin Netanjahu Berlin Angela Merkel
Bundeskanzlerin in den Nationalfarben Israels
Nach einer halben Stunde war die Pressekonferenz zu Ende und die Amtskollegen gaben sich die Hand. Angela Merkel bildete dabei eine optische Einheit mit der blau-weißen Fahne Ihres heutigen Gastes.

Autor: Matthias Baumann

Samstag, 26. Mai 2018

Deutsch-Israelische Gesellschaft feiert drei Tage lang in der Station am Gleisdreieck - Eintritt frei

"Seitdem ich 70 bin, lasse ich mich gerne mit einem jungen Mann sehen. Zumindest auf dem Foto", sagte die Frau mit den kurzen grauen Haaren und posierte mit einem Jüngling im Anzug. Die 70 war ihr nicht anzusehen: schlank, sportlich, attraktiv. 70 ist eben die neue 60.

Ähnlich verhält es sich mit Israel: "Lieber junger Jubilar, liebes Israel!" Claudia Roth von den Grünen war so begeistert, dass sie am Rednerpult jegliche Etikette vergaß, wild mit den Armen fuchtelte und eine überaus leidenschaftliche Rede über die Staatsgründung Israels vor 70 Jahren und ihre persönliche Freundschaft zu diesem Land hielt.

Festival 70 Jahre Israel Deutsch-Israelische Gesellschaft
Festival 70 Jahre Israel der Deutsch-Israelischen Gesellschaft - Orangen am Beachplatz
Die Staatsgründung habe den Menschen jüdischen Glaubens endlich wieder eine Stimme verliehen, ja sogar eine eigene Sprache. Tatsächlich hatte Ben Jehuda das Althebräische als Ivrith wiederbelebt. Begriffe wie Flugzeug, Auto und CD-Player werden kontinuierlich neu in die Sprache übertragen. Mit Claudia Roth von den Grünen hatte ich mich bisher kaum beschäftigt, obwohl ich ein 3-Liter-Auto fahre: Diesel, 3 Liter Hubraum. Gestern glänzte sie als glühende Rhetorikerin.

Neben Claudia Roth waren auch noch Yehiel Hilik Bar, Vizepräsident der Knesset, und der israelische Botschafter Jeremy Issacharoff anwesend. Michelle Müntefering vertrat das Auswärtige Amt und hielt ebenfalls eine glühende Rede. Darin postulierte sie, dass Deutschland für die Existenz und die Sicherheit Israels stehe. Letzteres zeigen auch die guten Beziehungen der Bundeswehr zu Israel. Stellt sich nur die Frage: Wer lernt von wem?

Festival 70 Jahre Israel Deutsch-Israelische Gesellschaft
Festival 70 Jahre Israel - KKL und die Aufforstung von Israel
Yehiel Hilik Bar sprach Englisch. Offensichtlich verstanden das alle Anwesenden. Der Traum der Israelis sei simpel. Es sei der Traum, in einem eigenen Land zu leben. So simpel, wie sich der Traum formulieren lässt, ist auch die Frage, die der Vizepräsident seinen Gesprächspartnern im Nahen Osten stellt: "Do you want to live next to us or do you want to live instead of us?" ("Möchtet ihr neben uns leben oder anstelle von uns?").

Im Nahen Osten wird wohl kaum jemand mit "next to" antworten. Wer mit "next to" antwortet, könnte sich einer effizienten Kooperation sicher sein. "Instead of" bedeutet Konfrontation. Israel als die einzige Demokratie der Region kennt sich aus mit dem Adjektiv "wehrhaft".

Botschafter Issacharoff hat einschlägige Erfahrungen mit Sicherheits-Themen. In den letzten neun Monaten hat er schon viele Freundschaften geschlossen. Die Freundschaften ziehen sich durch ein breites politisches Spektrum und gehen von Rosa-Rot-Grün bis FDP-Gelb. Der FDP-Politiker Hellmut Königshaus ist Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Er war in die Kritik geraten, weil er den Umzug der US-Botschaft nach Jerusalem unterstützt hatte. Hellmut Königshaus war bis 2015 Wehrbeauftragter des Bundestages. Wehrbeauftragte werden immer zeitversetzt zur sonstigen Wahlperiode eingesetzt. Sein Nachfolger in diesem Amt ist Hans-Peter Bartels.

Das Festival 70 Jahre Israel findet seit gestern in der Station am Gleisdreieck statt. Es geht bis Sonntag. Der Eintritt ist frei. Taschen müssen abgegeben werden. Es erfolgen die an Flughäfen üblichen Personenkontrollen. Für den Ernstfall halten sich Polizisten mit Maschinenpistolen bereit.

Festival 70 Jahre Israel Deutsch-Israelische Gesellschaft
Festival 70 Jahre Israel - Logo der Deutsch-Israelischen Gesellschaft
Auf dem Programm stehen Workshops zur Aufforstung von Israel, zum Schreiben des eigenen Namens auf Hebräisch oder zur Zubereitung von Hummus. Auf dem Beachplatz kann typischen Strandspielen oder wilden Tanzaktionen nachgegangen werden. Heute ab 16:00 Uhr fliegen Gegner der Krav-Maga-Kampfsportler in den Sand. Und immer wieder Tanz und Beachparty.

In einer Kinderecke gibt es eine Hüpfburg, die gestern noch vom Personenschutz bewacht wurde. Es gibt eine Zaubershow, Ballon-Tiere und Buchlesungen für die Kleinen. Auf der großen und der kleinen Bühne gibt es Podiumsdiskussionen mit Politikern, Wissenschaftlern und Journalisten. Die Themen reichen von witzig über informativ bis ernst.

Der Stand der israelischen Botschaft wartet mit reichlich Infomaterial auf. Dazu Aufkleber und Fähnchen. Neben den bekannten blau-weißen Israel-Fahnen stehen etwa 50% bunte Israel-Fahnen in den Eimern. Auf Nachfrage wurde mir mitgeteilt, dass diese Fahnen im Vorfeld des Christopher Street Days immer gut ankämen. Immerhin sei Israel für seine große Homo-Szene bekannt.

Festival 70 Jahre Israel Deutsch-Israelische Gesellschaft
Kontraste mit Davidstern - Festival 70 Jahre Israel der Deutsch-Israelischen Gesellschaft
In unmittelbarer Nähe warteten zwei Männer vor einer Regenbogenfahne auf interessierte Besucher. Ich lief vorbei und widmete mich den Ständen mit Studienangeboten in Jerusalem und Israel-Bonds ab 100 Euro. Nachrichtenagenturen stellten ihre Konzepte "ehrlicher" Berichterstattung vor und Verlage präsentierten die neuesten Werke israelischer Schriftsteller.

Sammler von Kugelschreibern, Tassen und Jutebeuteln werden wohl kein großes Volumen nach Hause tragen. Es sei denn, sie nehmen den reichlich angebotenen Lesestoff mit. Während der Grußworte zur Eröffnung erfuhren wir, dass das Festival zum Teil vom Auswärtigen Amt sowie dem Ressort von Kulturstaatsministerin Monika Grütters finanziert wurde.

Nach meiner Einschätzung ist der angemietete Platz sehr großzügig bemessen. Bei der Eröffnung waren etwa 200 Personen anwesend. Diese saßen schon fast verloren vor der großen Bühne. Es hätte Raum für deutlich mehr israelische Anbieter gegeben. Aber vielleicht ist dieser Freiraum nötig für die vielen Gäste, die heute und morgen noch in die Hallen der Station am Gleisdreieck strömen.


Autor: Matthias Baumann

Freitag, 20. April 2018

70 Jahre Israel - Ein Hotel wird zur Festung

Das hatten sich die Nachbarn des ehemaligen britischen Protektorats anders vorgestellt: In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai 1948 wurde der Staat Israel ausgerufen. Zeitgleich endete das britische Mandat für diese Region und zeitglich erklärten sämtliche Nachbarn den Krieg gegen den jungen Staat. Man wollte "die Juden ins Meer treiben" und damit die kurz zuvor angestrebte "Endlösung der Judenfrage" finalisieren.

Inzwischen sind 70 Jahre vergangen und Israel repräsentiert nach wie vor den demokratischen Faktor im Nahen Osten.

Israel 70 Jahre Empfang Hotel Maritim
70 Jahre Israel - Empfang im Hotel Maritim
Statt der Juden, wurden die Palästinenser ans Meer getrieben. Die Palästinenser sind zwar mehrheitlich Moslems, aber ethnisch kein semitisches Volk. Wo Demokratie versagt, herrschen die Ethnien. So sind diese wichtig für die Bewertung der Konflikte im Nahen Osten. Das Problem zwischen Iran und Irak erklärt sich dadurch, dass alte Perser gegen alte Babylonier antreten. Übrigens sind auch die Ägypter keine Semiten. Sie gehören wie die Palästinenser zu den Söhnen Hams (Genesis 10 Verse 6-14).

Israel 70 Jahre Empfang Hotel Maritim
70 Jahre Israel - Empfang im Hotel Maritim
Die Syrer (Aramäer) sind Semiten und verwandt mit Abraham, dem Stammvater Israels. In Nordafrika gibt es dann noch die Araber, die sich aus der Linie des ersten Sohnes Abrahams ableiten: Ismael. Übrigens stand auch Mohamed laut Koran mit den Arabern auf Kriegsfuß, da diese ihm zu heidnisch waren.

Laut Bibel (Genesis 16 Vers 12) wird Abrahams Sohn Ismael "wider jedermann und jedermann wider ihn" agieren. Die Israelis stammen von Abrahams zweitem Sohn ab: Isaak. Kurios ist in diesem Zusammenhang, dass Abraham im Jahr 1948 nach Weltschöpfung geboren wurde. Das kann in den ersten Kapiteln der Bibel nachgerechnet werden. Damit wären wir wieder beim Ausgangspunkt des 70. Jahrestages, der auf das Jahr 1948 nach Christus zurückgerechnet wird.

Weil sich die Palästinenser - biblische Philister - bereits nach der Sintflut (vor etwa 4.500 Jahren) aus der Ahnenlinie verabschiedet hatten, waren sie als Spielball der Angreifer im Mai 1948 bestens geeignet. Sie sollten mal kurz ans Meer oder in eines der Nachbarländer ziehen, bis die Juden ins Meer getrieben seien. Der Ausgang des Plans ähnelt der Begegnung zwischen David und Goliath (1. Samuel 17).

Das gestrige Datum passt zwar nicht zu unserem Datum der Staatsgründung (15. Mai), entspricht aber dem hebräischen Kalender. Dieser schreibt momentan das Jahr 5778 und hat eine andere Monatsberechnung. Es streiten sich die Gelehrten, wie diese Jahre wirklich gezählt wurden. Rechnet man nämlich die Bibel auf die Weltschöpfung zurück, sollte inzwischen die 6.000 überschritten sein.

Israel 70 Jahre Empfang Hotel Maritim
70 Jahre Israel - Empfang im Hotel Maritim
Der Empfang zum 70. Unabhängigkeitstag sollte um 18:00 Uhr beginnen. Als Location war das Hotel Maritim gegenüber des Bendlerblocks ausgewählt worden. Am Vormittag war im Bendlerblock der neue Generalinspekteur in sein Amt eingeführt worden. Die rot-weißen Absperrgitter standen bereits am Straßenrand. Die Presse sollte sich kurz vor vier am Hotel Maritim einfinden. Über zwei Stunden vor Beginn der Veranstaltung.

Die mit Maschinenpistolen und ausreichend Munition versehene Polizei gewährte um diese Zeit noch den Zugang zur Stauffenbergstraße. Später durften selbst hochrangige Regierungsbeamte nicht mehr mit dem Wagen vorfahren. Im Hotel war alles vorbereitet: Sichtschutz, Durchleuchtungsanlagen, Namenslisten, deutsche und israelische Sicherheitskräfte in Uniform oder Anzug. Draußen schnüffelte ein Hund die Blumenkästen ab. Mit Kabelbindern und Hinweisschildern waren sämtliche Türen versperrt. Ein schlacksiger Mittdreißiger schlenderte mit seinem rot-karierten Holzfällerhemd am Haus vorbei. Der Colt hing offen sichtbar und griffbereit an der Seite: Lucky Luke.

Nicht alle Presseleute hatten Verständnis für diese intensiven Maßnahmen und ärgerten sich über das Timing. Ich schaute mir die Szenerie an und freute mich über die Klimatisierung im Hotel. Nach etwa einer Stunde bekamen wir unsere Pressemappe und durften den großen Saal betreten. Wie sich herausstellte, hatten selbst die israelischen Musiker und Techniker den intensiven Sicherheits-Check über sich ergehen lassen müssen.

Israel 70 Jahre Empfang Hotel Maritim
70 Jahre Israel - Empfang im Hotel Maritim - (v.l.n.r.) Steinmeier, Issacharoff, Maas, Barley
Etwa 1.000 Gäste waren eingeladen. Bei solchen Veranstaltungen ist spannend, wer erscheint und wie die urbane politische Vernetzung funktioniert. In der ersten Reihe saßen Petra Pau (Linke), die neue Justizministerin Katarina Barley (SPD), der neue Außenminister Heiko Maas (SPD) und der Bundespräsident (SPD) mit seiner Gattin. Weiter ging es mit Horst Köhler (ehemaliger Bundespräsident, CDU) und Thomas de Maizière (ehemaliger Innenminister, CDU). Ein bunter politischer Mix.

Israel 70 Jahre Empfang Hotel Maritim
70 Jahre Israel - Empfang im Hotel Maritim - Thomas de Maizière und Horst Köhler (rechts)
Die Bundeswehr unterhält sehr intensive und gute Beziehungen zu Israel. Deshalb waren wohl auch so viele Offiziere und Generäle erschienen. Ein leitender Polizeibeamter bestätigte bei Hummus und Rotwein, dass man von den israelischen Erfahrungen im Sicherheitsbereich viel lernen kann, obwohl die Bedrohungslage hier deutlich geringer sei.

Das Programm begann um 19:00 Uhr - rein theoretisch. Die Gäste wollten sich einfach nicht setzen. Zudem war der Bundespräsident noch nicht aufgetaucht. Dann kurze Ruhe im Saal: Frank-Walter Steinmeier, Frau Büdenbender, Heiko Maas und Katarina Barley ließen sich zur ersten Reihe geleiten, wurden ausgiebig fotografiert und saßen zehn Minuten nach Beginn auf ihren Plätzen.

Israel 70 Jahre Empfang Hotel Maritim
70 Jahre Israel - Empfang im Hotel Maritim - Heiko Maas
Botschafter Jeremy Issacharoff war der erste Redner und erwähnte noch einmal seine Akkreditierung im Schloss Bellevue - Sommer 2017. Anschließend trat Heiko Maas hinter das dunkle Pult mit dem goldenen Staatswappen. Es ging unter anderem um aktuellen Antisemitismus in Deutschland. Die Autorin Margot Friedländer saß auch im Saal und hörte zu. Mit ihren 96 Jahren nimmt sie fast an jeder Veranstaltung der israelischen Botschaft teil und dient als lebendiger Stolperstein.

Israel 70 Jahre Empfang Hotel Maritim
70 Jahre Israel - Empfang im Hotel Maritim - Tararam
Dass man sich in Israel nicht nur mit der Vergangenheit und der speziellen Rolle Deutschlands in diesem Kontext beschäftigt, zeigte das Kulturprogramm nach der Rede des Außenministers. "Tararam" ist vergleichbar mit der Blue Man Group. Sie rockten - eher perkutierten - den Saal. Eigentlich schon fast zu heftig für unsere Politiker in den besten Lebensjahren. Nach einer halben Stunde wippten aber auch die Generäle im Takt.

Nach 70 Minuten - passend zum Jahrestag - wurde die israelische Nationalhymne gesungen - auf Hebräisch: Hatikva - die Hoffnung! Die geschürte Hoffnung auf das Buffet wurde anschließend Wirklichkeit. Es gab israelische Häppchen, israelische Weine, Torten mit Jubiläumsaufschrift und israelisches Bier. Trotz der 1.000 Gäste lief das Catering auf zwei Etagen reibungslos.

Israel 70 Jahre Empfang Hotel Maritim
70 Jahre Israel - Empfang im Hotel Maritim - israelische Küche
Mit einem "Bira Makabi" (Bier) in der Hand verließ ich den Empfang. Der Bereich des Hotels war weiträumig abgesperrt, ähnlich der Vorkehrungen beim Gelöbnis am 20. Juli. Nach zwei Absperrgürteln erreichte ich den Tiergarten und bald darauf mein Auto. Das Bier war übrigens noch verschlossen.

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 15. Dezember 2017

70 Jahre Israel - Bundespräsident zündet Chanukka-Kerzen an

"Shomea", sprach der Mann mit dem dunklen Anzug und der Krawatte in sein Sprechfunk-Gerät. "Ich höre", hätte sein deutscher Kollege gesagt. Neben dem Eingang mit der verglasten Security-Check-Box wies ein großes Schild darauf hin, dass das Fotografieren verboten sei. Die Leute vor mir in der Schlange trugen große Kameras und Stative.

70 Jahre Israel - Bundespräsident zündet Chanukka-Kerzen an
Relativ kurzfristig hatte der israelische Botschafter in die Residenz eingeladen. Es sollten Chanukka-Kerzen angezündet werden, der Pianist Itay Dvori war engagiert, Petra Pau und Friede Springer waren eingeladen und der Bundespräsident sollte eine Rede zu 70 Jahren Israel halten.

Israel ist schon etwas Besonderes. Rechnet man die Lebensalter und Geburtsjahre der biblischen Patriarchen nach, so wurde Abraham im Jahr 1948 nach Weltschöpfung geboren. Der Staat Israel in der heutigen Form erlangte 1948 seine Unabhängigkeit vom britischen Mandat.

Als einzig demokratischer Staat im Nahen Osten wird Israel permanent bedrängt und mit übelsten Calumniationen konfrontiert. Dennoch ging der kleine David in den letzten 70 Jahren immer erfolgreich aus den Konflikten mit seinen übermächtigen Nachbarn hervor. Der historische Goliath war Palästinenser. Ein Konflikt, dessen Start bis auf die Zeit Isaaks, des Sohnes Abrahams, zurückdatiert werden kann (1. Mose 26, 14-15): "Darum beneideten ihn die Philister. Und die Philister verstopften alle Brunnen."

Zahlen spielen in der Bibel eine große Rolle und eine Beschäftigung damit ist eine Wissenschaft für sich. So gilt die 70 als eine Zahl der Vollständigkeit. Sie enthält die göttliche Sieben multipliziert mit der Zehn, die für die Verantwortlichkeit des Menschen steht. Aber zurück zum heutigen Anlass:

"Belt", forderte der Mann am Einlass. Nachdem ich Gürtel (Belt), Uhr, Kamera, Sakko, Mantel und Schlüssel in eine Box geworfen hatte, passierte ich ohne Tüdeln die Personenschranke. Ich bekam meine Habseligkeiten in die Hand gedrückt und durfte den Weg in die Residenz des Botschafters fortsetzen. Die Hose rutschte und wurde kurz vor dem unentwegt Hände schüttelnden Jeremy Issacharoff per Belt - pardon Gürtel - fixiert.

Es war voll, sehr voll. Vielleicht war aber auch einfach nur der Raum zu klein. An den Wänden hingen Gemälde, die gelegentlich mit den Stativen der Pressevertreter in Berührung kamen. Itay Dvori quetschte sich an mir vorbei und bat die umstehenden Besucher um ein wenig Bewegungsfreiheit. Er hatte sogar das grüne Band der Security abnehmen dürfen. Meines klebte auf den Haaren des Handrückens.

"Vakkasha ...", kamen die ersten Ansagen von der Handtuch-großen Freifläche zwischen Klavier und Rednerpult. In der ersten Reihe hatten sich unter anderem Friede Springer und Petra Pau aufgestellt. Daneben ein Rabbiner mit Bart und typischer Kleidung. Im Zentrum der Freifläche befand sich ein Tisch mit Chanukka-Leuchter und eine Roll-Blende mit Hinweis auf "70 Jahre Israel". Kurz vor neun stieß eine Dame im Vorbeigehen an den Leuchter und konnte im letzten Moment noch den finalen Fall der vier Kerzen verhindern.

70 Jahre Israel - Bundespräsident zündet Chanukka-Kerzen an
Chanukka - 70 Jahre Israel - Bundespräsident Steinmeier und der israelische Botschafter Jeremy Issacharoff
Pünktlich um neun drängten sich der Bundespräsident und seine Gattin durch die Gäste. Der Pianist stimmte das erste Lied an: "Halleluja". Dann wurden die aktuell relevanten Kerzen entzündet. Frank-Walter Steinmeier durfte das tun, während der Botschafter das "Baruch Adonai" sang. Viele der Gäste wirkten bewegt. Ich filmte die Szene.

In der anschließenden Rede ging der Bundespräsident ohne Umschweife auf die verbrannten israelischen Fahnen auf deutschen Plätzen ein. Er wertete das als einen Angriff auf unser Demokratieverständnis. Die Entscheidung des US-Präsidenten, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, sei jedoch als Beitrag für einen friedlichen Nahen Osten zu bezweifeln.

Es folgte eine kurze Rede des Botschafters und Klavierstücke - darunter auch "Tochter Zion". Das passte gut an diesem Ort. Dann war der presseöffentliche Teil zu Ende, so dass ich hier leider nicht erwähnen darf, wer sich mit wem per Smartphone ablichten lassen wollte und welche israelischen Spezialitäten beim Empfang gereicht wurden. Aus gut unterrichteten Kreisen war zu vernehmen, dass es leckere aber "fettige Krapfen" gab.

Der Bundespräsident hatte nicht viel Zeit. Ab elf Uhr standen Botschafter-Akkreditierungen im Schloss Bellevue an. Ich fuhr schon mal vor.

Video:
Bundespräsident zu Gast in der Residenz des israelischen Botschafters

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 16. Februar 2016

6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen

Völlig überrascht stürzten die Fotografen an ihre Plätze. Es hatte wohl niemand damit gerechnet, dass die Pressekonferenz zu den 6. Deutsch-Israelischen Regierungskonsultationen pünktlich beginnen werde.

6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen Benjamin Netanjahu Angela Merkel
Hand drauf! Jetzt geht es um die Zukunft - 6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen
Benjamin Netanjahu und Angela Merkel wirkten entspannt und mit den Ergebnissen der Unterredungen zufrieden. Das Wort "Schoah" fiel nur einmal kurz zur Einleitung und ansonsten ging es um Themen der Gegenwart und Zukunft.

An den Konsultationen hatten die jeweiligen Minister für Inneres, Wirtschaft und Justiz sowie der israelische Minister für Einwanderung, Bauministerin Hendricks, Kanzleramtsminister Altmaier und einige israelische Ministerialdirektoren teilgenommen.

Benjamin Netanjahu hatte einen scheinbar nicht endenden Stapel Papier vor sich, den er während seiner Rede umschichtete. Kein Wunder, denn auch die ausgegebene Presseerklärung der Bundesregierung umfasste acht komplett bedruckte Seiten.

6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen Benjamin Netanjahu Angela Merkel
Umfangreiche Agenda - 6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen
Die 4.0-Verantwortliche Dorothee Bär war ebenfalls dabei. Klar, dass es dann auch um die Digitale Agenda, die seit letztem Jahr bestehende Partnerschaft "EXIST Start-up Germany", die Intensivierung von Forschungsprogrammen und den Technologietransfer ging.

Das tangierte auch die Spezialthemen von Sigmar Gabriel und Barbara Hendricks. eMobility, erneuerbare Energien und Klimawandel wurden beredet. Letzterer wird inzwischen als "Bedrohung" bezeichnet. Bedrohung gibt es für die einzige Demokratie im Nahen Osten auch durch Terror und Nichtanerkennung. Angela Merkel sprach sich für eine Zweistaatenlösung aus und lobte die Vorbildwirkung Israels bei der Integration von Zuwanderern.

Bedrohungen bringen auch Cybertechnologien mit sich. Deshalb wird eine Intensivierung des Austausches bei der Cybersicherheit angestrebt und ein entsprechendes Papier unterzeichnet. Es ging ferner um Sport, Kultur, Literatur, Wissenstransfer, Denkmalschutz und vieles mehr.

6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen Benjamin Netanjahu Angela Merkel
6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen - Angela Merkel und Benjamin Netanjahu
Wegen dieser gut gefüllten Agenda gingen auch nach der Pressekonferenz die Diskussionen der Spitzenpolitiker weiter, so dass sich die Abfahrt der Delegation verzögerte und selbst Journalisten ihre Fahrzeuge nicht aus dem weiträumig abgesperrten Areal herausbewegen konnten.

Die nächsten Konsultationen dieser Art sind für 2017 in Jerusalem geplant.

Video:
Pressekonferenz 6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 26. Januar 2016

Kunst aus dem Holocaust

"Holocaust" wird in der lateinischen Bibel, der Vulgata, immer im Zusammenhang mit Brandopfer verwendet. Angela Merkel präferiert in ihren Reden den hebräischen Begriff "Schoah", der mit Katastrophe oder Untergang zu übersetzen wäre.

Am gestrigen Abend fand die Eröffnung der Ausstellung "Kunst aus dem Holocaust - 100 Werke aus der Gedenkstätte Yad Vashem" im Deutschen Historischen Museum statt. Neben den Vorständen von Yad Vashem waren auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters, der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman und Bundeskanzlerin Angela Merkel erschienen. Angela Merkel eröffnete die Ausstellung und hielt anschließend im Schlüterhof eine Rede.

Kunst aus dem Holocaust DHM Yad Vashem
"Kunst aus dem Holocaust" - Ausstellungseröffnung durch Angela Merkel - Gruppenfoto vlnr. BILD-Herausgeber Kai Diekmann, Ausstellungs-Kuratorin Eliad Moreh-Rosenberg, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Vorsitzender der Stiftung Kunst und Kultur Walter Smerling
Die Ausstellung umfasst gemäß ihrem Titel einhundert Werke von fünfzig teilweise unbekannten Künstlern. Vierundzwanzig dieser Künstler überlebten die Zeit in den Konzentrationslagern nur durch ihre Werke. Die übrigen Maler trugen die Erfahrungen dieser herausfordernden Zeit noch bis zum Lebensende in sich. Siebzig Jahre sind inzwischen vergangen und es gibt bei Opfern und Tätern nur noch wenige persönlich ansprechbare Zeitzeugen.

Kunst aus dem Holocaust DHM Yad Vashem
"Kunst aus dem Holocaust - 100 Werke aus der Gedenkstätte Yad Vashem" im Deutschen Historischen Museum
Für die Kinder- und Enkelgeneration ist der Holocaust inzwischen so weit weg wie für den einheimischen Grundschüler das geteilte Deutschland. Bei einem Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem möchte der deutsche Besucher jedoch gerne im Boden versinken. Braucht er doch keine hebräischen oder englischen Untertitel zu den Exponaten übersetzen, sondern kann die Texte der Befehle, Anordnungen und Bescheide in stilechtem Amtsdeutsch lesen. Da werden 5.000 "Einheiten" zum Bau einer Fabrik bestellt oder als mangelhaft reklamiert.

Fünfzig solcher "Einheiten" hatten in verschiedenen Konzentrationslagern die oben erwähnten Bilder geschaffen. Bilder, die den Lageralltag darstellen, Mitmenschen porträtieren oder eine optimistische Gegenrealität zeichnen. Das Leitmotiv der Ausstellung ist daher auch ein Blick durch den Stacheldrahtzaun, auf dem ein Schmetterling sitzt. Ein Stacheldrahtzaun, der den Blick in die Weite nicht versperren kann. Hoffnung in einer Lebenssituation, deren Ausgang zu dem Zeitpunkt noch völlig offen war.

Link: Zum Bericht des Mitinitiators BILD ...

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Benjamin Netanjahu bei Angela Merkel

Am Ende ihres Statements gratulierte die Kanzlerin ihm zum Geburtstag, dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Er war 14 Tage nach Gründung der DDR geboren worden und knapp eineinhalb Jahre nach Gründung des Staates Israel. Kürzlich wurden 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel gefeiert. Ein Anlass, der angesichts der aktuellen Herausforderungen nur marginale mediale Beachtung gefunden hatte.

Benjamin Netanjahu bei Angela Merkel
Benjamin Netanjahu bei Angela Merkel - Pressekonferenz im Bundeskanzleramt
Dabei ist doch Israel eine der wenigen wehrhaften Demokratien im Mittelmeerraum. Benjamin Netanjahu machte deutlich, dass Israel seine Nachbarn beobachte und sich bei Bedarf zu verteidigen wisse. Dass diese Ansicht nicht immer mit der europäischen Political Correctness harmoniert, ist dabei sekundär. Es geht um das Überleben innerhalb ethnischer Konglomerate notorischer Israelgegner. Entstanden durch Sozialneid, der sich bereits auf die Zeit des ersten Buches Mose (Kapitel 26, 12-33) zurück datieren lässt und damit inzwischen etwa 4.000 Jahre andauert.

Als Netanjahu auf den Holocaust zu sprechen kam, ging ein Raunen durch den Saal. Der Ministerpräsident stellte jedoch diesmal den Großmufti von Jerusalem heraus, der Hitler zur Endlösung der Judenfrage angehalten haben solle. Das wurde von der anwesenden Presse weitestgehend als political incorrect gewertet. Auch die Kanzlerin wirkte wenig amused.

Benjamin Netanjahu bei Angela Merkel
Benjamin Netanjahu bei Angela Merkel - Pressekonferenz
Benjamin Netanjahu gilt auch in Israel als Hardliner. Erstmalig kam er 1996 nach diversen palästinensischen Selbstmordanschlägen an die Macht. Dem damals amtierenden Ministerpräsidenten Schimon Peres traute die Bevölkerung keine wirksame Sicherheitskompetenz mehr zu. Netanjahu versprach "einen sicheren Frieden". Die Sicherheit schoss allerdings gelegentlich etwas über das Ziel hinaus, so dass es zu weiteren Unruhen kam, wie beispielsweise bei der Öffnung des Tunnels an der Klagemauer.

1999 verschwand er dann temporär von der politischen Bildfläche, bevor er ab 2002 als Außenminister und Finanzminister fungierte und 2009 wieder das Amt des Ministerpräsidenten übernahm.

Benjamin Netanjahu bei Angela Merkel
Benjamin Netanjahu bei Angela Merkel - Pressekonferenz
Angela Merkel versicherte, dass es beim anschließenden Abendessen auch um den Siedlungsneubau gehen werde. Ein Journalist fragte nach dem Mauerbau in Jerusalem, der ihn an die Mauer in Berlin erinnere. Netanjahu wies die Frage mit Hinweis auf die Sicherheitserfordernisse in Problembezirken Jerusalems zurück.

Ob man beim Abendessen nur über den 66. Geburtstag und den Siedlungsneubau geredet hatte oder auch Anregungen für die Effektivierung der inneren Sicherheit aufgenommen wurden, wird die Zukunft zeigen.

Videos:
Netanjahu bei Bundeskanzlerin Merkel - Pressekonferenz Statement Merkel
Netanjahu bei Bundeskanzlerin Merkel - Pressekonferenz Statement Netanjahu
Bericht Tagesschau
Bericht ZDF

Autor: Matthias Baumann