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Mittwoch, 24. September 2014

Personalmanagement und demographischer Wandel

Thomas Sattelberger konnte viel aus seiner Manager-Karriere bei Daimler, Lufthansa, Continental und der Telekom berichten. Sein Arbeitsschwerpunkt lag vorwiegend im Personalbereich. "Ich bin ein Freund des atmenden Unternehmens", sagte er in seinem einführenden Vortrag anlässlich der heutigen Veranstaltung "Personalmanagement in Zeiten des demographischen Wandels".

Eingeladen hatte dazu der BAP Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister in die Landesvertretung Rheinland-Pfalz.

BAP Landesvertretung Rheinland-Pfalz
BAP in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz
Thomas Sattelberger zeigte einige Diagramme, die recht interessante Entwicklungen verdeutlichten. So gebe es bis 2030 mit 8,6 Mio. Erwerbstätigen eine regelrechte Akademikerschwemme, die das Defizit an praxisorientierten Ausbildungen nicht so recht zu kompensieren vermag. Facharbeiter werden nach diesen Hochrechnungen nur etwa 3,5 Mio. zur Verfügung stehen. Das alte Prinzip von zwei Facharbeitern auf einen Akademiker ist dann umgekehrt. In diesem Zusammenhang erinnern wir uns gerne an das Zitat von Norbert Blüm: "Früher zählte noch Leistung, heute reicht ein Diplom".

Auch wenn von Seiten internationaler Handelskammern und politisch Verantwortlicher immer wieder die weltweite Einführung unserer dualen Berufsausbildung gelobt wird, verliere diese jedoch in der deutschen Gesellschaft kontinuierlich an Wert.

Der ehemalige Telekom-Manager ist auch ein großer Befürworter von Diversity, die in verschiedener Couleur auf sämtliche seiner Thesen Einfluss hatte. Das begann bei der Hinterfragung der Mehrsprachigkeit von Speiseplänen in der Kantine und endete bei der direkten Ansage, dass zu homogene Führungsteams kein wetterfestes Unternehmen leiten könnten. Er forderte zudem eine qualifizierte Zuwanderung und eine damit verbundene gute Willkommens-Kultur. Die Verbleibdauer der benötigten Fachkräfte sei einfach zu kurz. Abgesehen von interkultureller und internationaler Vielfalt fehle es den Unternehmen in der Zukunft auch an Kreativität. Da Kreativität eher durch Talent als durch Ausbildung zur Entfaltung kommt, werden solche Kräfte bald sehr kostbar sein.


BAP Landesvertretung Rheinland-Pfalz
Es gebe sechs konkrete Handlungsfelder im Personalbereich:

Bildung
Arbeitgeberattraktivität
Diversity (Vielfalt)
Gesundheit
Führung
Personalplanung

Auf all diese Bereiche ging Thomas Sattelberger ausführlich ein.

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden die Thesen unter anderem mit BAP-Vize Sebastian Lazay diskutiert und mit vielen Praxisbeispielen untermauert.

Die Personaldienstleistung zeigt bereits jetzt, dass sich auch die Werbungsrichtung verändert. Während sich früher die Arbeitnehmer beworben und angestanden haben, bewerben sich inzwischen die Unternehmen um Mitarbeiter und können froh sein, wenn sie das passende Personal finden. Bei letzterem hilft die Zeitarbeit.

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 9. September 2014

Die Macht der Sichtbarkeit

"Google hat entschieden". Robert M. Maier, Geschäftsführer der Visual Meta GmbH, präsentierte ein Chart zum Sichtbarkeitsindex einer seiner Webpräsenzen. An zwei Stellen war die Kurve komplett eingebrochen. Darüber prangten zwei Stopp-Schilder und die zitierte Aussage.

Flankiert wurde dieser Duktus der heutigen Veranstaltung "Suchmaschinen zwischen Neutralität, Eigenoptimierung und Marktdominanz - Welche Regeln braucht das Netz?" in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz durch das einleitende Video des Open Internet Project. Darin wurde reklamiert, dass Google seine marktbeherrschende Stellung zur Lancierung bezahlter oder eigener Angebote auf Kosten organischer Suchergebnisse misbrauche. Als der Held des Videos dann hilfesuchend zur EU Kommission schaute, ging ein spontanes Gelächter durch die Reihen der Internetunternehmer, Journalisten und Politiker.

Das Video bot eine Steilvorlage für die anschließende Schilderung der Frusterfahrungen des Visual Meta Chefs Robert M. Maier. Immerhin stehe im Koalitionsvertrag, dass Neutralität von Suchmaschinen zu verlangen sei und Ergebnisse diskriminierungsfrei präsentiert werden sollen. Google beherrsche nicht nur die Suchmaschinenlandschaft, sondern habe mit Gmail, YouTube und weiteren Angeboten bereits viele Internetdienstleistungen vereinnahmt. Ferner seien bereits 85% der aktuell ausgelieferten Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android ausgestattet.

Zur Untermauerung zeigte Robert M. Maier einen Screenshot mit Google-Maps-Hinweisen oberhalb der organischen Suchergebnisse. Es könne nicht sein, dass solche Eigendarstellungen insbesondere auf kleineren Displays erfolgen. Gerade dieses Chart mit den von uns als sehr praktisch erfahrenen Regionalverweisen erhärtete den Eindruck, dass Herr Maier hier eine private Rechnung mit Google begleichen wolle.

Beim Blick auf die Referentenliste fiel zudem auf, dass kein Google-Vertreter für die Vorträge oder die Podiumsdiskussion vorgesehen war. Bei der CDU-Medianight 2013 konnte wenigstens noch Dr. Haller von Google Deutschland einen Dialog mit seinen vier Kontrahenten auf dem Podium führen.

Suchmaschinen zwischen Neutralität, Eigenoptimierung und Marktdominanz - Welche Regeln braucht das Netz?
Suchmaschinen zwischen Neutralität, Eigenoptimierung und Marktdominanz - Welche Regeln braucht das Netz?
Fairness im Wettbewerb forderte Staatssekretär Gerd Billen. Der "personifizierte Verbraucherschutz" hält Suchmaschinen für eine geniale Sache, der die Verbraucher ein sehr hohes Vertrauen entgegen bringen. Gerade deshalb sei es wichtig, dass Google seine Monopolstellung nicht misbraucht. Die Politik wünscht sich deshalb eine Regulierung. Wer in Europa unternehmerisch aktiv sei, habe sich auch an europäische Regeln zu halten, egal wo er sitze. Die kürzlich verabschiedete "Digitale Agenda der Bundesregierung" solle dafür sorgen, dass auch deutsche Firmen ihren Platz am Markt behaupten können.

Staatssekretär Björn Böhning (SPD) ging auf die Euphorie der Nutzer ein, die eine kritische Betrachtung verdecke.

Dr. Günter Krings MdB, Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium, betrachtete den erheblichen Einfluss der Suchergebnisse auf die Entscheidungen des Nutzers. Das betreffe inzwischen den Kauf des Autos, das Ziel für die Urlaubsreise oder politische Ausrichtungen. Über Google angebotene Suchmöglichkeiten für Shopping, allgemeine Informationen und News hätten einen dramatischen Einfluss auf die Meinungspluralität. Da sich ein Großteil der Bevölkerung inzwischen auf die Dienste von Google verlasse, sei es ein integraler Bestandteil der Infrastruktur geworden, der deshalb staatlich reguliert werden müsse.

Nach einer kurzen Podiumsdiskussion wurde das Mikrofon für Fragen aus dem Publikum freigegeben. Der gefährlichste Moment im Leben eines Moderators. Werden doch gerade diese Situationen gerne für Koreferate genutzt.

Es meldete sich Sabine Frank. Leiterin der Abteilung Regulierung/Jugendschutz/Medienkompetenz bei Google. Sie zeigte sich "irritiert über das Vorgehen hier". Google sei nicht als Diskussionspartner eingeladen worden, stehe hier aber durchweg in der Kritik. Sie wurde begleitet von Google-Anwältin Julia Holtz, die auf einige Details der Anschuldigungen einging. Dabei wurde sie immer wieder von Robert M. Maier unterbrochen. Die klare Antwort war, dass Google den Nutzern Informationen geben und nicht Traffic auf Webseiten erzeugen wolle.

Es wurde noch einmal deutlich gemacht, dass Google sich in einem harten Wettbewerb behauptet hatte und immer wieder neu an dieser Marktposition feilen müsse. Man finanziere sich durch Werbung und platziere deshalb entsprechende Inhalte an repräsentativer Stelle. Dennoch arbeite man beständig an der Optimierung der Suchalgorithmen, um den Nutzern wertige Ergebnisse zu liefern. Die Nutzer seien nicht dumm. Wenn Google nur Werbung und minderwertige Ergebnisse liefern würde, wären sie bald kein Marktführer mehr.

Im Jahr laufen etwa 1.000 Experimente und es gebe durchschnittlich zwei Neuerungen pro Tag. Man habe sogar die Algorithmen nach Brüssel einsenden müssen, wo sie geprüft und für "unproblematisch" befunden wurden. Eine Regulierung habe immer eine Qualitätsminderung zur Folge, da sich technische Neuerungen in keinem praktikablen Verhältnis zu politischen Entscheidungsprozessen entwickeln lassen.

Autor: Matthias Baumann