Sonntag, 6. Januar 2019

20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue

Auch wenn die Zahl der beteiligten Gemeinden und Einrichtungen rückläufig ist, hat doch das Spendenvolumen in den letzten Jahren deutlich zugelegt. Bei der aktuellen Sammelaktion sind schon knapp 50 Millionen Euro zusammengekommen. Die Sternsinger ziehen seit 1959 durch die Straßen, schreiben die Jahreszahl und ein CMB an die Türen und sammeln Spenden. In den über 60 Jahren sind mehr als eine Milliarde Euro gesammelt worden.

20*C+M+B+19 Sternsinger Bistum Trier Schloss Bellevue Bundespräsident
20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue - Sie kommen!
Die Spenden werden derzeit an 1.436 Projekte in 108 Ländern verteilt. Auch YouTuber interessieren sich inzwischen für den Weg der Spenden und ob diese auch wirklich bei den Betroffenen ankommen. Der Fokus der heutigen Sammlung lag auf Kindern mit Behinderungen in Peru. Wie wir später lernen würden, kann man sie auch als Kinder mit Einschränkungen bezeichnen.

20*C+M+B+19 Sternsinger Bistum Trier Schloss Bellevue Bundespräsident
20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue - Gesang mit Instrumentalbegleitung
Das lateinische CMB (Christus Mansionem Benedicat = Christus segne diese Herberge/Wohnung) lässt auf eine katholische Aktion schließen. Die "Magier aus dem Orient" wurden im Laufe der Kirchengeschichte in "Weise" und letztlich in "Könige" weiterentwickelt. Irgendwann kam noch die Info hinzu, dass es drei gewesen seien. Bezugnehmend auf die in Matthäus 2 genannten Mitbringsel gab man ihnen die Namen Caspar, Melchior und Balthasar.

20*C+M+B+19 Sternsinger Bistum Trier Schloss Bellevue Bundespräsident
20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue - Gloria, Segen und Gedichte
Die Kinder aus dem Bistum Trier hatten die Schreibweise des CMB offensichtlich geübt, oder kannten deren Bedeutung. In Bayern und an anderen Orten sieht man sehr abenteuerliche Schreibweisen. Korrekt ist: 20*C+M+B+19. Das CMB steht inmitten der neuen Jahreszahl. Als Trennung wird zuerst ein Stern gesetzt als Anklang an den Stern von Bethlehem (Geburt von Jesus) und danach drei Kreuze als Erinnerung an die Kreuzigung von Jesus in der Mitte von zwei Straftätern.

20*C+M+B+19 Sternsinger Bistum Trier Schloss Bellevue Bundespräsident
20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue - Es ist vollbracht!
Nachdem drei der Kleinen das Werk der Türbeschriftung am Schloss vollendet hatten, durften alle Könige das Schloss betreten. Das Kind einer Mitarbeiterin des Präsidialamtes kommentierte, dass die Sternsinger heute die Wichtigsten seien und im Schloss alles machen dürfen, was sie wollen. Das BKA hatte dazu sicher andere Vorstellungen.

20*C+M+B+19 Sternsinger Bistum Trier Schloss Bellevue Bundespräsident
20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue - Weinrebe für den heimischen Garten von Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender, rechts unten im Bild die kleine Schatztruhe für die Spenden
Auf dem weichen Teppich des großen Saales im Obergeschoss stellten sich die lieben Kleinen mit ihren Instrumenten und anderen Utensilien auf. So viel Samt und Gold ist hier selten zu sehen. Das passte aber ganz gut zur Inneneinrichtung. Es gab weitere Lieder, eine Vorstellung des Beispiel-Projektes "Segen bringen. Segen sein. Wir gehören zusammen - in Peru und weltweit!", eine Rede des Bundespräsidenten und der Austausch von Geschenken.

20*C+M+B+19 Sternsinger Bistum Trier Schloss Bellevue Bundespräsident
20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue - Interesse an der Rede des Bundespräsidenten
So bekamen Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender eine Weinrebe für den heimischen Garten geschenkt. Natürlich aus der Region des Bistums. Der Präsident spendete dann einen unbekannten Betrag aus seinem Privatvermögen. Ein Mädchen mit Krone packte das in ihre kleine Schatztruhe, die um ihren Hals hing. Der kleine Junge neben ihr mit seiner riesigen Brille musterte unentwegt den Bundespräsidenten.

20*C+M+B+19 Sternsinger Bistum Trier Schloss Bellevue Bundespräsident
20*C+M+B+19 Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue - Kakao und Brezeln warten im Nachbarraum.
In der Weihnachtsgeschichte nach Matthäus 2 hatten die "Magiar aus dem Orient" alias "drei Könige" von einem Engel den Befehl erhalten, auf keinen Fall über Jerusalem zu reisen, sondern einen anderen Weg in ihre Heimat zu nehmen. Heute befahl der Bundespräsident, dass sie ihm in einen Nachbarraum folgen und nicht mehr an der Presse vorbeilaufen sollen. Im Nebengelass warteten der obligatorische Kakao und Brezeln.

Morgen stehen die Sternsinger wieder auf der Matte. Diesmal im Kanzleramt. Dort allerdings mit dem Unterschied, dass die Kinder aus 27 deutschen Diözesen stammen und nicht nur aus Trier. Eine Diözese ist ein kirchlicher Verwaltungsbezirk und mit einem Bistum vergleichbar. Am Dienstag werden Sternsinger aus europäischen Ländern in Brüssel erscheinen. Die Aktion nimmt also immer größere Dimensionen an. Fehlt jetzt nur noch ein Besuch internationaler Kinder am Mittwoch bei der UNO.

Video:
Sternsinger aus dem Bistum Trier im Schloss Bellevue

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 2. Januar 2019

25 x A400M für LTG 62 in Wunstorf

Dass das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) aus Wunstorf solch ein lustiges Wappen hat, liegt an mehreren Gründen. Zwei dieser Gründe sind, dass Wilhelm Busch, der Zeichner von Hans Huckebein, dem Unglücksraben, in Wiedensahl bei Wunstorf geboren worden war und dass die Flugschüler von Wunstorf regelmäßig den Blindflug geübt haben.

25 x A400M LTG 62 Wunstorf Lufttransportgeschwader Fliegerhorst
25 x A400M für das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) - Fliegerhorst Wunstorf
Der Grundstein für den Fliegerhorst zwischen Wunstorf und dem Steinhuder Meer war 1934 gelegt worden. 1935 konnte bereits das erste Flugzeug hier landen. 1936 wurde das Gelände vom Kampfgeschwader 27 übernommen. Damals flogen die Piloten noch auf Sicht, so dass das Steinhuder Meer eine gute Tarnung abgab. Während nämlich der Flugplatz im Dunkeln gelassen wurde, wurde das "Meer" so beleuchtet, als sei es der Flugplatz. Die abgelenkten Gegner warfen dann die Bomben in den See und das eigentliche Gelände blieb weitestgehend unversehrt.

25 x A400M LTG 62 Wunstorf Lufttransportgeschwader Fliegerhorst
Hans Huckebein als Wappentier des Lufttransportgeschwaders 62 (LTG 62)
Einer der heute anwesenden Fotografen konnte sich noch an die Rundflüge mit der Ju 52 erinnern. Beim Tag der offenen Tür hatte er damals mit seinem Vater den Fiegerhorst besucht und immer gerne am Rundflug teilgenommen. Die Ju 52 war der Vorgänger der Transportmaschine Transall C-160. Seit Ende 2014 findet eine Umstellung von Transall auf Airbus A400M statt. Das M in der Bezeichnung bedeutet, dass es sich um eine militärische Variante handelt.

Die ersten A400M waren zwar in Mattgrau lackiert, hatten aber noch keinen ballistischen Schutz. Das ist inzwischen anders. Heute konnten wir zusammen mit der Verteidigungsministerin durch die fliegende Intensivstation A400M ICAE (Intensive Care Aeromedical Evacuation) gehen und auch die massiven Stahlplatten zum Schutz vor Geschossen begutachten. Diese sind durchaus notwendig, da die Maschinen rege im Einsatz sind. Einen Tag nach Weihnachten hatte genau dieser A400M ICAE einen ungarischen Soldaten aus Afghanistan in seine Heimat gebracht. Der A400M ICAE fliegt also tatsächlich auch für nur einen Patienten.

25 x A400M LTG 62 Wunstorf Lufttransportgeschwader Fliegerhorst
25 x A400M für das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) - Fliegerhorst Wunstorf - Der A400M ICAE Intensivstation fliegt auch für nur einen Patienten in dessen Heimat zurück.
Apropos in die Heimat bringen: Der Fliegerhorst Wunstorf diente 1948 neben Celle und Faßberg als einer der Versorgungsflughäfen für das blockierte Berlin. Kein Wunder also, dass die Adresse der Hauptwache "Zur Luftbrücke 1" lautet. Im Navi ist diese Adresse allerdings nicht zu finden. Die Ministerin erschien übrigens auch mit dem Auto. Vermutlich hatte sie die Feiertage bei ihrer Verwandtschaft im Nordwesten verbracht und arbeitete sich nun wieder nach Berlin vor.

25 x A400M LTG 62 Wunstorf Lufttransportgeschwader Fliegerhorst
25 x A400M für das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) - Fliegerhorst Wunstorf - Weitere 28 Transportmaschinen A400M warten auf die Fertigstellung und Auslieferung
Auch die Luftwaffe hat Anlass zum Feiern. Sie hat insgesamt 53 A400M bestellt und der 25. davon befindet sich gerade in der Auslieferung nach Wunstorf. Ganze 40 Stück sollen beim LTG 62 stationiert werden. Die weiteren 13 Maschinen sind für den Standort Lagerlechfeld bei Augsburg vorgesehen. Zur großen Freude der Regionalpolitik, da die Bundeswehr mit dieser Maßnahme diverse neue Arbeitsplätze schafft. Die 25 ist also fast die Hälfte der georderten Transportflugzeuge.

Die Transall wirkt im direkten Vergleich zum A400M winzig. Sie hat auch nur zwei statt vier Propeller. Auf dem Rollfeld stand sogar eine Transall, die aber nur noch für Übungen der Feuerwehr genutzt wird.

25 x A400M LTG 62 Wunstorf Lufttransportgeschwader Fliegerhorst
25 x A400M für das Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) - Fliegerhorst Wunstorf - Rundflug mit einem der Hubschrauber Cougar von der Flugbereitschaft des BMVg
Beim Rundflug mit einem Hubschrauber Cougar von der Flugbereitschaft des BMVg konnten sich Fotografen und Kameraleute ein Bild vom stark modernisierten Gelände des Fliegerhorstes machen. Auch das Steinhuder Meer war zu sehen. Elf der 78 Tonnen schweren A400M standen auf dem Asphalt. Regelmäßig starteten und landeten diese Fluggeräte, die eine maximale Kraftstoffmenge von 50 Tonnen mitnehmen können. Je nach Zuladung haben die Maschinen eine Reichweite von 3.300 bis 8.700 Kilometern. Das reicht in der Regel für Non-Stopp-Flüge in die jeweiligen Einsatzgebiete.

Das Lufttransportgeschwader 62 betreibt auch eine Ausbildungswerkstatt. Hier werden militärische und zivile Fachleute ausgebildet. Darunter befinden sich Elektroniker und Fluggerätemechaniker. Die Ausbildung dauert je nach Leistung zwischen 3 und 3,5 Jahren.

Videos:
Besuch der Ministerin beim Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) in Wunstorf
Rundflug mit dem Huschrauber Cougar über den Fliegerhorst Wunstorf

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 20. Dezember 2018

Botschafter von Kolumbien, Italien, dem Tschad und der Dominikanischen Republik akkreditiert

Gerade noch geschafft! Wenige Tage vor dem Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps wurden gestern schnell noch vier Botschafter akkreditiert: Kolumbien, Italien, Tschad und Dominikanische Republik. Auch der Bundespräsident hatte sich heute beeilen müssen, da er sich beim vorausgegangenen Termin in der Wärmestube der Heilig-Kreuz-Kirche so lange mit den Obdachlosen an seinem Tisch unterhalten hatte, dass das protokollarische Timing um 20 Minuten überzogen worden war. Um 14:00 Uhr war aber wieder alles im geplanten Takt.

Botschafter akkreditiert Kolumbien Italien Tschad Dominikanische Republik
Botschafter im Schloss Bellevue akkreditiert - Kolumbien, Italien, Tschad und Dominikanische Republik (Foto: Matthias Baumann)
Apropos Takt: Die Botschafter fuhren wie üblich im Halbstundentakt vor und genossen jeder für sich den immer gleichen Ablauf. Einen Trost für die winterliche Witterung konnten die Delegationen aus Zentralamerika und aus dem Tschad wohl nur aus dem gut beheizte Schloss und den illuminierten Weihnachtsbäumen ziehen. Die Reihenfolge der Botschafter sah folgendermaßen aus:

Republik Kolumbien - Hans Peter Knudsen Quevedo
Republik Italien - Luigi Mattiolo
Republik Tschad - Mariam Ali Moussa
Dominikanische Republik - Maibe Altagracia Sánchez Caminero de Calventi

Botschafter Akkreditierung Republik Kolumbien Hans Peter Knudsen Quevedo
Botschafter akkreditiert - Republik Kolumbien - Hans Peter Knudsen Quevedo (Foto: Malte Koch)
Diese Reihenfolge wird auch beim Neujahrsempfang eine Rolle spielen. Die Dominikanische Republik macht dann das Schlusslicht vor den Sondervertretungen und Organisationen.

Kolumbien hatte im Dezember letzten Jahres eine Botschafterin akkreditieren lassen. Dass nach einem Jahr schon wieder ein neuer Botschafter erscheint, ist symptomatisch für die Verweildauer von Diplomaten. Wer Diplomat werden möchte, sollte diese ständigen Wechsel mögen. Offizieren der Bundeswehr geht es ähnlich. Im Sommer hatte Frank-Walter Steinmeier den Präsidenten Kolumbiens empfangen.

Botschafter Akkreditierung Republik Kolumbien Hans Peter Knudsen Quevedo
Botschafter akkreditiert - Republik Kolumbien - Niederholen der Flagge (Foto: Malte Koch)
Wie der Name schon sagt, hat Botschafter Hans Peter Knudsen Quevedo deutsche Wurzeln. Er zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Intelligenz aus. Sein kaufmännisches Studium hatte er mit Auszeichnung abgeschlossen und wirkte danach an mehreren Universitäten als Dozent oder Rektor: Bogotá, Santiago de Chile, Harvard University in Boston, São Paulo, San Diego in Kalifornien und sogar am MIT Massachussets Institute of Technology in Boston. Sein Berufsleben war eine fortlaufende Kombination aus Management und Rektorat. Einer der wenigen Theoretiker, die auch die Praxis kennen. Hans Peter Knudsen Quevedo spricht neben Englisch und Spanisch auch Deutsch.

Botschafter akkreditiert Italien Luigi Mattiolo
Botschafter akkreditiert - Republik Italien - Luigi Mattiolo ruft seine Frau zum Gruppenfoto mit dem Bundespräsidenten. (Foto: Malte Koch)
Von Botschafter zu Botschafter wurden die begleitenden Delegationen immer größer. Als nächstes war Italien an der Reihe. Der neue Botschafter Luigi Mattiolo ist ein echter Römer. Er wurde 1957 geboren und ist seit den 1980er Jahren im diplomatischen Dienst unterwegs. Zunächst in Moskau, dann in Bern und anschließend in Belgrad.

Botschafter akkreditiert Italien Luigi Mattiolo
Botschafter akkreditiert - Republik Italien - Niederholen der Flagge (Foto: Malte Koch)
Seine Erfahrungen mit der Vertretung Italiens bei der EU in Brüssel reichen bis in das Jahr 1995 zurück. Der Wechsel ging dann munter weiter: Vereinte Nationen in New York, Gesandter beim Nordatlantikrat, Botschafter in Israel und danach noch Botschafter in der Türkei. Jetzt sitzt der 62-Jährige in der stilechten Botschaft zu Berlin.

Botschafterin akkreditiert Tschad Mariam Ali Moussa
Botschafterin akkreditiert - Republik Tschad - Mariam Ali Moussa beim Foto mit dem Bundespräsidenten (Foto: Malte Koch)
Nur gut, dass die Flaggen im Flaggenkeller des Schlosses mit Edding beschriftet sind. Die Flagge des Tschad unterscheidet sich nur leicht im Farbton von der Flagge Rumäniens: Blau, Gelb, Rot. Die Republik Tschad hat 15 Millionen Einwohner und liegt auf derselben geografischen Höhe wie Mali und Niger. Der Tschad gehört zur sicherheitspolitisch brisanten Sahelzone.

Botschafterin akkreditiert Tschad Mariam Ali Moussa
Botschafterin akkreditiert - Republik Tschad - Die Flagge des Tschad könnte mit der von Rumänien verwechselt werden. (Foto: Malte Koch)
Knapp 60% der Bevölkerung gehören dem sunnitischen Islam an. Ein Drittel sind Christen und der Rest beschäftigt sich mit afrikanischen Naturreligionen. Man spricht französisch und arabisch. 1960 wurde das Land unabhängig von Frankreich. Die neue Botschafterin Mariam Ali Moussa brachte neben ihrem Ehemann auch eine umfangreiche Delegation mit. Die Fotografen freuten sich über die regionale Amtstracht.

Botschafterin akkreditiert Dominikanische Republik Maibe Altagracia Sánchez Caminero de Calventi
Botschafterin akkreditiert - Dominikanische Republik - Maibe Altagracia Sánchez Caminero de Calventi beim Foto mit dem Bundespräsidenten (Foto: Malte Koch)
Mit Einbruch der Dunkelheit rollte die Botschafterin der Dominikanischen Republik auf den Hof vor dem Schloss. Die dritte Botschafterin aus der Äquator-Gegend. Die Dominikanische Republik hat 10 Millionen Einwohner und ist wohl hauptsächlich durch ihre All-Inclusive-Reisen bekannt. 80% der Bevölkerung bezeichnet sich als römisch-katholisch. Ein Viertel der Bevölkerung leidet an Unterernährung. Die Armut auf dem Inselstaat erlebte durch die Rezession von 2003 einen deutlichen Anstieg. 10% der dominikanischen Männer besitzt eine Schusswaffe.

Botschafterin akkreditiert Dominikanische Republik Maibe Altagracia Sánchez Caminero de Calventi
Botschafterin akkreditiert - Dominikanische Republik - Flaggenparade während der winterlichen Dämmerung (Foto: Malte Koch)
Frauen und Kinder werden in der Waffen-Statistik nicht geführt. Botschafterin Maibe Altagracia Sánchez Caminero de Calventi hatte offensichtlich keine Schusswaffe dabei. Ihr Vorgänger in Berlin war am 19. August 2018 vermutlich an einem Herzinfarkt verstorben und wurde wenige Tage später in sein Heimatland überführt.

Video:
Botschafter-Akkreditierung im Schloss Bellevue: Kolumbien, Italien und Tschad

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 19. Dezember 2018

Wärmestube der Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg: Der "Präsi" teilt die Suppe aus.

"Bürger ohne Obdach" lautet der Titel der Doktorarbeit von Frank-Walter Steinmeier. Sobald er ein Projekt für Obdachlose und Bedürftige betritt, wird er mit großem Hallo empfangen. Die Kittelschürze wird über den Anzug gebunden. Der Präsident lässt von einer Mitarbeiterin die Träger ordnen und seine Gattin, Elke Büdenbender, gibt noch schnell ihre Brille an die Damen vom Protokoll weiter. Dann Gummihandschuhe an und los geht es: Brote schmieren.

Wärmestube Heilig-Kreuz-Kirche Bundespräsident Steinmeier Elke Büdenbender
Wärmestube der Heilig-Kreuz-Kirche: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender schmieren zusammen mit ehrenamtlichen Helfern die Brote für obdachlose Gäste.
Der heutige Termin in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg wurde relativ kurzfristig vereinbart. Im letzten Jahr hatte das Präsidentenpaar die Bahnhofsmission am Zoo besucht. Heute die Wärmestube. Beide Projekte engagieren sich für Obdachlose. Sie vermitteln Wärme, Essen und Gemeinschaft. Pfarrer Storck betonte die Würde jedes Menschen. Deshalb halte man auch Bücher bereit und nehme sich viel Zeit für Gespräche.

Das Wärme-Projekt verfügt über viele ehrenamtliche Helfer. So war es der Wunsch von Frank-Walter Steinmeier, inmitten der Ehrenamtlichen die Brote zu schmieren. Es durfte alles gefragt werden. Die erste Frage bezog sich auf das Existieren mit Hartz IV. Während die Margarine über das Brot glitt, erklärte er, dass Hartz IV eine erhebliche Herausforderung sei, dass es Ersatzleistungen gäbe und dass er sich über die schrittweise Anhebung des Mindestlohnes freue. Nicht alle Fragen waren verständlich.

Wärmestube Heilig-Kreuz-Kirche Bundespräsident Steinmeier Elke Büdenbender
Wärmestube der Heilig-Kreuz-Kirche: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender teilen Suppe aus.
Der Bundespräsident nimmt sich - analog zu seinem Vorgänger Joachim Gauck - sehr viel Zeit beim Besuch sozialer Einrichtungen. Die Rede war kurz, dafür aber das persönliche Gespräch mit dem Volk entsprechend länger. Nachdem er einige Teller Suppe aufgetan hatte, setzte er sich mitten unter die Obdachlosen und löffelte mit ihnen zusammen den Teller leer. Einige Gäste holten sich nach. Ein Rollstuhlfahrer fand Platz am prominenten Tisch. Immer wieder bekam der Bundespräsident Zettel mit Anliegen gereicht.

Wärmestube Heilig-Kreuz-Kirche Bundespräsident Steinmeier Elke Büdenbender
Wärmestube der Heilig-Kreuz-Kirche: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nimmt inmitten der Stammgäste deren Anliegen entgegen.
Da für 14:00 Uhr eine Serie von Botschafter-Akkreditierungen angesetzt war, wurde die Zeit sehr knapp. Etwa um 20 Minuten wurde der minutiös getaktete Ablaufplan überzogen. Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender fühlten sich sichtlich wohl. Auch ein Gespräch mit den Mitarbeitern der Caritas am Arztmobil für Wohnungslose war noch drin plus des ersehnten Abschluss-Statements.

Video:
Bundespräsident besucht die Wärmestube der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 12. Dezember 2018

Deutsche und Polen treffen sich zum Feiern und Schießen in Torgelow

Das gemeinsame Gefechtsschießen in Jägerbrück bei Torgelow hat Tradition. Schon zum vierten Mal treffen sich Panzerbrigaden um die Weihnachtszeit und üben den scharfen Schuss. Platz dafür gibt es auf dem Übungsplatz nahe der Oder genug. Das Gelände mit seinen 10.000 Hektar ist so groß, dass selbst die lauten Geschosse des Leopard 2 draußen kaum gehört werden.

Deutsch-Polnisches Gefechtsschießen Torgelow
Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword"
Die Panzergrenadierbrigade 41 "Vorpommern" unterhält seit 2016 eine Patenschaft nach Polen. Heute stand die Übergabe der Patenschaft von der 34. an die 10. Panzerkavalleriebrigade auf dem Plan. So wurden zunächst unzählige Gegenstände und Urkunden ausgetauscht, Schultern geklopft oder Fäuste freundschaftlich aneinander geschlagen. Am Besten wirkte allerdings die Geste von Generalleutnant Johann Langenegger, dem stellvertretenden Inspekteur des Heeres. Er nahm das Klettsymbol des neuen "Griffin Sword 2018" (Greif Schwert) und pappte dieses mit einer kräftigen Armbewegung auf die Schulter seines polnischen Gegenübers.

Deutsch-Polnisches Gefechtsschießen Torgelow
Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - Oberst Andreas Durst (links) übernimmt das Brigadewappen von Oberst Artur Pikon (rechts).
Die Reden waren recht kurz, da sich die Anwesenden hauptsächlich wegen des Gefechtsschießens in den tiefen Schlamm Vorpommerns begeben hatten. Auch die Limousinen der Generalität mussten anschließend die nächste Waschanlage ansteuern. Es stand zwar diesmal nichts von wetterfester Kleidung im Presseprogramm, aber das versteht sich bei solchen Terminen von selbst.

Deutsch-Polnisches Gefechtsschießen Torgelow
Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - Wiesel
Dann wurden die beiden Nationalhymnen gespielt und die drei weihnachtlich dekorierten Panzer hinter dem Rednerpult fuhren davon. Wir sollten die Ohrstöpsel einsetzen. Kaum hatten wir das erledigt, kamen GTK Boxer angerollt und schossen unvermittelt los. So schnell konnten die Kameras gar nicht positioniert werden. Deutsche und polnische Bildreporter standen in einer Linie und verfolgten das Geschehen. Der Boxer wird vorrangig im Sanitätsdienst und zum Transport von Personen genutzt. Kämpfen soll er eigentlich nicht. Die Waffe ist für die Selbstverteidigung vorgesehen.

Deutsch-Polnisches Gefechtsschießen Torgelow
Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - polnische Leopard 2
Nach den Boxern wurden Marder, Wiesel und Dachs vorgestellt. Die so possierlich klingenden Tierchen hatten sich zwar optisch der Umgebung angepasst, waren aber im Inneren aus Stahl. Der kleine Wiesel wird auch als Waffenträger bezeichnet. Er ist kleiner als ein Mittelklassewagen, hat aber eine enorme Feuerkraft und ist sehr wendig. Er kann auch zur Unterstützung von Fallschirmjägern aus der Luft abgeworfen werden. Den Wiesel gibt es mit zwei unterschiedlichen Aufbauten: Der 1 MK hat eine 20mm-Maschinenkanone und der 1 TOW verfügt über ein Lenkflugkörpersystem sowie ein MG3.

Der Bergepanzer Büffel ähnelt dem Pionierpanzer Dachs, hat aber keinen Baggeraufsatz. Der Büffel wird zu Bergungsaufgaben inklusive Abschleppen eingesetzt.

Deutsch-Polnisches Gefechtsschießen Torgelow
Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - scharfer Schuss und Nebelgranaten - im Vordergrund ein Marder
Bei Marder und Leopard wurde es laut. Direkt vor uns feuerte der Schützenpanzer Marder, warf an der Seite unzählige leere Hülsen aus und verschwand in seinem eigenen Qualm. Optisch beeindruckend war der Schuss des Leoparden: Feuer, Qualm, Nichts ... Bumm. Der erste Bumm war so unerwartet und gewaltig, dass so manch eine Kamera verrissen wurde. Das war aber nur die Demonstration der Technik. Das eigentliche Gefecht folgte.

Deutsch-Polnisches Gefechtsschießen Torgelow
Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - Leopard tarnt seine Rückzugsroute mit Nebel
Es wurde die übliche Geländekarte gezeigt, die Lage geschildert und das eigene Vorgehen erklärt. Danach wurden die Geländekarten auf den Boden gelegt und mit Tarnnetzen abgedeckt. Im Hintergrund brummten bereits Marder über den Acker. Soldaten sprangen heraus und das Gefecht nahm seinen Lauf. Für den Betrachter war das teilweise sehr unübersichtlich. Es wurde scharf geschossen in Richtung der Freifläche. Sobald sich Leoparden oder andere Panzer unter dem Schutz der Nebelgranaten zurückzogen vermischte sich das Geräusch der Schüsse mit den Serienfotos der Kameras.

Deutsch-Polnisches Gefechtsschießen Torgelow
Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - Wiesel 1 TOW mit Lenkflugkörpersystem TOW nimmt eine Weihnachtskugel ins Visier.
Auch das polnische Musikkorps war im Dauereinsatz. Nach dem Gefechtsschießen ging es auf einen anderen schlammigen Platz. Dort war ein Art Weihnachtsmarkt mit Zelten und Infoständen aufgebaut. Es gab auch einen Weihnachtsbaum mit bunten Kugeln. Geschützt wurde dieser durch Wiesel, Boxer und anderes Getier. Im benachbarten Zelt konnten die Handfeuerwaffen der Bundeswehr und der polnischen Streitkräfte angeschaut werden. Dazu spielte das Musikkorps Weihnachtslieder.

Deutsch-Polnisches Gefechtsschießen Torgelow
Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - Marder beim Gruppenfoto im "Static Display".
Jingle Bells und das Dröhnen der eintreffenden Panzer vermischten sich. Diese parkten gegenüber in einer geordneten Formation ein: "Static Display" im Fachdeutsch. Bei so viel Action hatte kaum jemand an die Statements gedacht. Die beiden Generäle standen also fast alleine vor den Panzern und lobten die gute Zusammenarbeit, während der Rest der Presse das Lagerfeuer oder die Einpark-Szene filmte. Besonders romantisch waren die brennenden Baumstämme am Wegesrand zum Weihnachtsmarkt.

Deutsch-Polnisches Gefechtsschießen Torgelow
Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - Idyllisch illuminierter Weg zum Weihnachtsmarkt
Der Vollständigkeit halber muss noch erwähnt werden, dass eine Kooperation keine Integration ist. Die gegenseitige Unterstellung von Truppen wie mit den Niederländern ist eine Integration. Mit den Polen ist man noch nicht soweit. Deshalb erst einmal nur eine Kooperation. Das heißt, dass jeder noch eigenständig agieren kann, aber eine enge Zusammenarbeit gelebt wird.

2014 wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet. Diese gab den Anstoß für eine Koordination der Zusammenarbeit. Der Zeitrahmen nennt sich Initialisierungsphase. Die Initialisierung wurde Mitte 2016 erfolgreich beendet. Dann startete die Übungs- und Ausbildungsphase mit einer konkreten Kooperation. Diese Phase soll Ende 2020 abgeschlossen sein. Idealerweise entwickelt sich daraus eine Integrationsphase und eine tatsächliche Integration. Anschließend kommt die Einsatzphase. Abhängig von den politischen Rahmenbedingungen könnte nach 2020 eine ähnliche Befehlsstruktur wie bei der Integration der Niederländer möglich werden.

Video:
Deutsch-Polnisches Gefechtsschießen in Torgelow

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 11. Dezember 2018

Angehörige von Angehörigen der Polizei und der Bundeswehr im Auslandseinsatz durch Angela Merkel im Kanzleramt empfangen

Es war wohl Zufall, dass Angela Merkel ausgerechnet heute ein graues Oberteil und schwarze Hosen trug. Damit passte sie zur Heeresuniform des Generalinspekteurs. General Eberhard Zorn nahm das erste Mal an dieser schon seit vielen Jahren zelebrierten Tradition teil. Im April hatte er Volker Wieker als ranghöchsten Soldaten abgelöst. Auch Innenminister Horst Seehofer war das erste Mal dabei.

Familienangehörige Polizei Bundeswehr Auslandseinsatz Angela Merkel Kanzleramt
Familienangehörige von Polizisten und Soldaten im Auslandseinsatz durch Angela Merkel im Kanzleramt empfangen. Erstmalig mit Generalinspekteur Eberhard Zorn (links)
In der Adventszeit werden regelmäßig die Familienangehörigen von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz ins Kanzleramt eingeladen. Sie dürfen dann durch das Gebäude stapfen, die zentrifugale Innenarchitektur bestaunen und bei einem Imbiss mit der Kanzlerin plaudern.

Wegen des begrenzten Platzes auf der Treppe der Skylobby wurden stellvertretend für alle Auslandsaktivitäten folgende Einsatzkontingente der Bundeswehr berücksichtigt:

  • Resolute Support in Afghanistan
  • Counter-Daesh in Jordanien und Irak
  • MINUSMA in Mali und Niger
  • EUTM in Mali
  • KFOR im Kosovo
  • EUNAVFOR MED "Sophia" im Mittelmeer
  • UNAMID und UNMISS im Süd-Sudan
  • UNIFIL im Libanon

Dazu noch die Polizei-Kontingente:

  • German Police Protection Team in Afghanistan
  • EU Beobachtermission in Georgien
  • MINUSMA in Mali
  • Deutsche Botschaft im Tschad

Angela Merkel wirkte unkonzentriert und hielt ihre Rede vor den lieben Kleinen und den begleitenden Erwachsenen frei. Sie dankte den Angehörigen für ihre Unterstützung am Heimatort. Sie halten immerhin ihren Partner und Verwandten im Ausland den Rücken frei. Morgen wird es eine Live-Schaltung in die Einsatzgebiete geben. Dann kann die Kanzlerin auch erfahren, wie es aktuell vor Ort steht.

Video:
Familienangehörige von Polizisten und Soldaten im Auslandseinsatz besuchen das Kanzleramt

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 30. November 2018

Weihnachtsbäume, Christbaumschmuck und Lichterketten im Schloss Bellevue und im Deutschen Historischen Museum

Beim Wachbataillon gibt es die Tradition, jedes Jahr eine Kugel vom Weihnachtsbaum des Bundespräsidenten zu entwenden. Das ist rechtlich unkritisch, da die Kugel im behördlichen Kreislauf bleibt und lediglich vom Schloss Bellevue in den Schrank des Kommandeurs wandert. Nur 2016 war das nicht so gut möglich, da das BKA zu genau auf den Weihnachtsbaum geachtet hatte. Der für die Entwendung zuständige Offizier fragte deshalb direkt beim Bundespräsidenten nach und durfte dann die Kugel offiziell mitnehmen.

Weihnachtsbaum Schloss Bellevue Havelmüller Grundschule Reinickendorf
Kinder der Havelmüller-Grundschule Berlin-Reinickendorf haben zusammen mit dem Bundespräsidenten das Licht am Baum vor dem Schloss Bellevue eingeschaltet
So ranken sich um den Weihnachtsbaum viele Traditionen. Das erste Auftreten des Baumes ist wohl kaum noch eindeutig zu ermitteln. Fakt ist aber, dass viele Kulturen den Weihnachtsbaum kennen und dieser kein rein christliches Symbol ist. Das Deutsche Historische Museum - kurz DHM - hat sich deshalb in einer Sonderausstellung auf die letzten 200 Jahre konzentriert und 500 Exponate zusammengetragen.

Christbaumschmuck DHM Deutsches Historisches Museum Sonderausstellung
Sonderausstellung zu Christbaumschmuck aus zwei Jahrhunderten im DHM (Deutsches Historisches Museum)
Allein 250 Baumverzierungen hängen in einer aufwendigen Installation aus feinen Drähten. Es gibt bemalte Pappkugeln aus Kaschmir zu bestaunen, daneben ein aufgeblasener Kopf von Karl Marx, ein Kopf von Martin Luther, ein Handy, eine Krippe, Engel, Schlitten, Krippen, Tiere, Sterne und vieles mehr. Alles in einer harmonisch aufeinander abgestimmten Größe, so dass die 250er-Installation schon fast wie der Ferritkern-Speicher eines vorsintflutlichen Großrechners von IBM anmutet.

Christbaumschmuck DHM Deutsches Historisches Museum Sonderausstellung
Sonderausstellung zu Christbaumschmuck aus zwei Jahrhunderten im DHM (Deutsches Historisches Museum)
Die weiteren 250 Exponate sind auf 80m² verteilt. Diese wirken wegen der eng gestellten Vitrinen eher wie 20m² und bieten Stoff für eine gute halbe Stunde Aufenthalt. Da es sehr warm wird, sollte die Jacke vorher an der Garderobe abgegeben worden sein. Interessant ist die Vielseitigkeit des Christbaumschmucks: Baumspitzen mit Hakenkreuz, Runen-Gehänge, grober Metallschmuck, niedliche Männchen der Hitler-Jugend, ausgewählt kitschiger Baumschmuck aus den USA, Kugeln mit Innenlicht und diverse religiöse Behänge wie die islamische Hand, der Felsendom, der Chanukka-Leuchter oder das griechische Weihnachtsschiff.

Das Weihnachtsschiff ersetzt in Griechenland den Baum, da das Christentum vom Apostel Paulus per Schiff nach Griechenland gebracht worden war. Während Griechenland längere Zeit von der Schiffstradition abgewichen war und den Baum aufgestellt hatte, wird seit 2014 wieder das Schiff verwendet. Es schlägt eine thematische Brücke zu den vielen Flüchtlingen, die nun per Schiff in Griechenland eintreffen.

Christbaumschmuck DHM Deutsches Historisches Museum Sonderausstellung
Sonderausstellung zu Christbaumschmuck aus zwei Jahrhunderten im DHM (Deutsches Historisches Museum)
Eine Wand der Ausstellung war auch Familienfotos gewidmet. Anhand von Familienfotos konnten die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Museums auch sehr gut die gesellschaftliche Entwicklung einzelner Personen und Familien ermitteln. Die Konstante war jeweils der Weihnachtsbaum, um den sich die Protagonisten gruppierten. Erst im Anzug, dann in bestimmten Uniformen mit steigenden Dienstgraden und dann entsprechende Lücken.

Die Sonderausstellung wird noch bis zum 3. März 2019 im Deutschen Historischen Museum zu sehen sein.

Der Rundgang war eine Steilvorlage für den anschließenden Besuch im Schloss Bellevue. Dort sollte nämlich das Licht am großen Baum auf dem Vorplatz eingeschaltet werden. Auch hier gibt es eine Tradition. Am Freitag vor dem ersten Advent erscheinen Grundschüler, singen Lieder und knipsen dann mit einem riesigen Taster - in Schwarz-Rot-Gold natürlich - das Licht am Baum an.

Weihnachtsbaum Schloss Bellevue Havelmüller Grundschule Reinickendorf
Kinder der Havelmüller-Grundschule Berlin-Reinickendorf singen für den Bundespräsidenten - Kontakt auf Augenhöhe
Traditionell ist es eisig kalt an diesem Tag. Diese Tradition wurde zwar auch heute nicht gebrochen, aber es gab ein neues Element: Regen. Deshalb wurde die Zeremonie ins Innere des Schlosses verlegt. Dort stand der Baum mit den begehrten Kugeln für das Wachbataillon. Unter dem Baum waren die traditionellen Tüten für die lieben Kleinen aufgebaut. In diesem Jahr durften Kinder aus der Havelmüller-Grundschule Berlin-Reinickendorf singen. Die Instrumentalbegleitung kam aus einer kleinen Box und wurde per Smartphone gesteuert. Dazu sangen die Kinder. Es wurde auch ein Gedicht vorgetragen.

Es gab noch eine weitere Abweichung zur Tradition: Elke Büdenbender, die Frau des Bundespräsidenten, war nicht dabei. So stellte sich Frank-Walter Steinmeier neben die Dirigentin und stellte Augenkontakt zu den Schülern her. Es gab auch schon Illuminationen, bei denen sich das Präsidentenpaar unter die Schüler gemischt und mitgesungen hatte.

Weihnachtsbaum Schloss Bellevue Havelmüller Grundschule Reinickendorf
Kinder der Havelmüller-Grundschule Berlin-Reinickendorf schalten zusammen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Lichter der Weihnachtsbäume im Schloss Bellevue ein
Nach dem kurzen Programm wurde der große Knopf in Schwarz-Rot-Gold hereingetragen. Zwei Kinder durften helfen und zusammen mit dem Bundespräsidenten das Licht einschalten. Klick! Die Lichterketten am Weihnachtsbaum im Schloss und am Baum vor dem Schloss waren eingeschaltet. Nur bei genauer Betrachtung erkannte man den Fake dieser Aktion. Das Kabel, das draußen zwischen Button und Baum verläuft, fehlte. Ja, und bald wird wohl auch eine Kugel am Baum fehlen und die Kugelsammlung des Kommandeurs des Wachbataillons bereichern.

Video:
Christbaumschmuck im DHM und Einschalten der Weihnachtsbaumbeleuchtung im Schloss Bellevue

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 29. November 2018

#BSC18 - Berlin Security Conference und die Herausforderungen der fünften Dimension - Cyber-Sicherheit rechtlich und technisch

Wenn mich Irina schon im Betreff des Mails für die Performance im Bett lobt oder Dr. Schlumumba meine Kontonummer erfragt, um schnell die zwei Millionen überweisen zu können, wandert das Mail in den Papierkorb. Wenn es nicht ohnehin schon vom Spamfilter aussortiert wurde. DISCARD ist meine Lieblingsfunktion bei der Konfiguration von Mailservern: lautloses Löschen von Spam.

Cyber-Sicherheit hat auch etwas mit dem Menschen vor der Tastatur zu tun. Als ich ein geeignetes Antivirenprogramm suchte, wurde unter anderem Kaspersky angeboten. Das Bauchgefühl hielt mich davon ab, eine sicherheitsrelevante Software mit einem offensichtlich russischen Namen zu kaufen. Vorurteile und Rasterfahndung werden ja in Kreisen politischer Korrektheit nicht gerne gesehen. Vorschussvertrauen ohne Störgefühle war mir aber wichtiger und führte zum Kauf eines anderen Produktes.

Da Sicherheit und Politik nicht immer harmonieren, wurde in der Ukraine und diversen westlichen Ländern eine exzessive Installation der Kaspersky-Software durchgeführt. Irgendwann stellte der israelische Geheimdienst fest, dass Kaspersky zur Spionage genutzt wird. Panik machte sich breit in den Behörden der USA und letztlich auch der Niederlande. Das Gefühl im Bauch wurde - wie schon oft - durch die Realität bestätigt.

#BSC18 Berlin Security Conference CIR Cyber Leinhos
#BSC18 Berlin Security Conference - Paneldiskussion mit (v.l.n.r.) Generalleutnant Ludwig Leinhos (CIR), Marcel Taubert (secunet Security Networks AG), Prof. Robin Geiss (School of Law - University of Glasgow) und weiteren Experten.
Bei der BSC Berlin Security Conference saß ich im gut besuchten Raum Opal. Direkt vor mir Generalleutnant Ludwig Leinhos, zwei Professoren mit den Schwerpunkten Recht und Cyber, drei Männer aus der Industrie, ein Vertreter der Cyber-Abwehr der US-Streitkräfte und ein Mann vom BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik). Es war also ein High-Level-Panel mit dem Titel "Cyber Operations - a legal and technological challenge", was übersetzt so viel heißt wie "Operationen im virtuellen Raum - eine rechtliche und technologische Herausforderung". Einige der Panel-Teilnehmer waren zunächst durch die Leitsprache Englisch herausgefordert, bekamen das aber gut in den Griff.

Professor Ducheine aus den Niederlanden sprach dann auch über die vier Schienen der Cyber-Sicherheit: Das erste sei die oben erwähnte Aufmerksamkeit des Nutzers, dann folgen die technischen Grundlagen, als drittes die rechtliche Dimension und zu guter Letzt die politischen Rahmenbedingungen. Also Mensch, Technik, Recht, Politik.

Die Politik wurde nur am Rande gestreift. Sie müsse auf Cyber-Verstöße gegen geltendes Recht reagieren. Im schlimmsten Falle mit offener militärischer Gewalt. Dazu sind aber erst einmal verschiedene Stufen des diplomatischen Geschicks zu durchlaufen. Die Einstiegsvariante ist die Ausweisung des Botschafters. Danach folgen wirtschaftliche Sanktionen. All das ist darauf angelegt, den Gegner an den Verhandlungstisch zu bekommen. Wenn das nicht fruchtet, muss geschaut werden, welchen tatsächlichen Schaden der Cyber-Angriff erzeugt hat.

Cyber-Angriffe sind in der Regel auf eine virale Verbreitung ausgelegt, so dass bei deren Initiierung noch gar nicht abgeschätzt werden kann, welcher Kollateralschaden entstehen wird. Der Kollateralschaden kann bei der globalen Vernetzung durchaus wieder beim Initiator ankommen, als Bumerang sozusagen. Bisher gab es weltweit noch keine offene militärische Antwort auf Cyber-Angriffe. Artikel 5 (Bündnisfall) der NATO würde eine militärische Reaktion auf Cyber-Angriffe gestatten.

Die Schwachstellen Mensch und Technik waren in dieser Runde unstrittig und wurden nur kurz behandelt. Es wurde lediglich noch einmal dafür geworben, Verschlüsselungen - Neudeutsch: Crypto - einzusetzen.

So konzentrierte sich der Hauptteil auf das Thema Recht. Das Recht hängt zwischen Täter und Politik. Die Politik hat bisher nur rudimentäre Grundlagen für die Ahndung von Cyber-Kriminalität geschaffen. Dennoch lässt sich mit dieser Basis arbeiten. Hinter der Verbreitung von Fake News oder Schadsoftware stecken immer Menschen mit analysierbaren Denkmustern und kalkulierbaren Handlungsweisen. Sie disruptieren, manipulieren, sabotieren und spionieren. Sie sind jedoch als echte Personen außerhalb ihres virtuellen Schutzraumes greifbar. Im Internet hinterlässt jeder seine Spuren. Diese sind mal schneller und mal erst nach vier Jahren bis zu ihrem Ursprung zu verfolgen.

Bisher gab es wohl noch keine aktiven Eingriffe in Kampfhandlungen. Bei zunehmender Internationalisierung der Streitkräfte werden auch die Sicherheitslücken größer. Bei der Vorstellung des Leopard 2 A6M für den multinationalen Einsatz mit deutschen und niederländischen Truppen wurde die Smartphone-Affinität der Niederländer herausgestellt. Die Waffentechnik wurde deshalb auf die innovativen Nachbarn erweitert. Immer mehr strategische Produkte enthalten Material und Technologien von Google-Maps. Wenn Google will, kann es wohl demnächst die globalen Konflikte vom Rechenzentrum aus steuern.

Es ist viel im Fluss und der Experten sind wenige. Gegner haben nicht nur durch Kaspersky bewiesen, dass sie in der fünften Dimension Cyber etwas bewegen können. Hält die NATO dort mit?

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 28. November 2018

#BSC18 Berlin Security Conference: Europäische Emanzipazion unter Beibehaltung der guten transatlantischen Beziehungen

Auf der diesjährigen 17. BSC Berlin Security Conference durfte Ursula von der Leyen die Begrüßungsrede halten. Das Medieninteresse war symptomatisch. Kaum war die Ministerin weg, verschwanden auch die Kameras. Bis zur Mittagspause hatten auch die standhaftesten Bildreporter das Feld geräumt. Nur die Bundeswehrredaktion und einige Fachjournalisten waren geblieben.

Dabei hatte die offizielle Begrüßung der hochkarätigen Gäste einige Zeit in Anspruch genommen. Der stellvertretende russische Außenminister, der georgische Verteidigungsminister, der niederländische Außenminister, Europaminister, Militärattachés, Generäle und Admiräle, Jörg Vollmer, General Laubenthal, General Leinhos, General Schelleis, Vizeadmiral Krause und Brigadegeneral Rob Rider waren vor Ort. Man könnte jetzt noch mit Staatsminister Niels Ammon und Staatssekretär Peter Tauber fortsetzen, aber das würde den Rahmen sprengen.

#BCS18 Berlin Security Conference
#BCS18 Berlin Security Conference - Europa mit der NATO - Europa emanzipiert sich und bekennt sich zur NATO
"Transatlantisch bleiben, europäischer werden", war der rote Faden in der Rede der Ministerin. Transatlantisch bezog sie auffällig oft auf Kanada. Kanadische Truppen hatten beim NATO-Manöver Trident Juncture eng mit unseren Gebirgsjägern zusammengearbeitet. Der uralte Spruch "Kann'a hier nicht, kann'a da" hatte im Gefechtsstand für gute Stimmung gesorgt. Aber auch US-Streitkräfte hatten an unserer Seite gekämpft. Sollte die Nennung von Kanada ein Seitenhieb gegen Donald Trump sein? Bei einem Panel war auch von amerikanischer Seite zu erfahren, dass die militärische Basis verlässliche Kontinuität "trotz der aktuellen politischen Führung" lebe.

Frau von der Leyen lobte die vielen europäischen Projekte der einjährigen PESCO (Permanent Structured Cooperation). Europa müsse auch unabhängig von der NATO handlungsfähig werden. Bisher macht in Europa jeder das Seine. Es gibt nur wenige Initiativen wie die gegenseitige Unterstellung deutscher und niederländischer Truppen. Die Waffensysteme in Europa sind stark fragmentiert und müssen in den nächsten Jahren gestrafft werden. Die Ministerin forderte kürzere und schnellere Entscheidungswege. Europa müsse wollen und handeln. Hier sei der Output das Maß der Dinge.

Immer wieder kam sie auf "transatlantisch bleiben, europäischer werden" zurück. Die europäische Verteidigungsmaschine solle autark agieren können, aber keine Duplizierungen zur NATO bieten. Das klang nach einem herben Widerspruch. Dieser wurde am zweiten Konferenztag durch Generalinspekteur Eberhard Zorn aufgelöst. Während es aktuell mehrere Hauptquartiere in Europa gebe, sollte das in Zukunft harmonisiert werden. Wenn Vorhandenes entsprechend gebündelt werde, könne Europa auch neben der NATO entsprechende Einsätze durchführen. "Praktische Dinge statt Papiere" forderte Eberhard Zorn. Es entstand der Eindruck, dass PESCO eine ganz neue Dynamik in die eingeschlafene europäische Verteidigungspolitik gebracht hat. Vielleicht ist das Verhältnis Europa - USA - NATO auch mit einem Jugendlichen zu vergleichen, der das Elternhaus verlässt, aber dennoch familiär verbunden bleibt.

Admiral Rob Bauer, Verteidigungschef der Niederlande, freute sich sehr über die gute Zusammenarbeit mit Deutschland. Er hob die kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede hervor und bestätigte noch einmal die Erkenntnisse des Ministertreffens von Lohheide im Mai. Die Deutschen seien demnach klar und strukturiert, während die Niederländer erst einmal diskutieren und sich irgendwann in Bewegung setzen. Von niederländischer Seite kam auch der Hinweis, dass sich die Konflikte und Waffen deutlich gewandelt haben. Heute habe man mit Cyber-Angriffen und Drohnen zu tun. Stef Blok, der niederländische Außenminister, bezeichnete es als Fehler, sich auch nur gedanklich von den USA zu trennen. Transatlantisch bleiben!

#BCS18 Berlin Security Conference
#BCS18 Berlin Security Conference - Aussteller am Rande der Konferenz
Österreich hatte seine Europaministerin Dr. Karin Kneissl nach Berlin geschickt. Sie stellte die Frage, wo beginnt Europa und wo endet es? Die Grenzen verschieben sich und Europa sei neben der Geografie auch als Wertegemeinschaft zu definieren. Sie postulierte, dass Europa Sicherheit exportieren müsse. Die Alternative sei der Import von Unsicherheit.

Von einem anderen Europapolitiker war zu erfahren, dass Brüssel nicht zufrieden damit sei, dass Deutschland bis 2024 nur 1,5% für den Verteidigungshaushalt bereitstelle. Das junge Projekt PESCO habe den europäischen Haushalt für die Verteidigung aufgemacht. Das müsse genutzt werden. Europa benötigt ein gemeinsames Narrativ. "Europäische Verteidigungsunion" könnte ein Leitwort dabei sein. Immer wieder das Bekenntnis zur NATO. Dennoch müsse Europa eigene Fähigkeiten entwickeln. Das hänge nicht nur mit der Unberechenbarkeit von Donald Trump zusammen, sondern auch mit der Änderung des amerikanischen Fokus hin zu Asien. Während die USA 1,4 Millionen Soldaten unter Waffen hat, gibt es in Europa sogar 1,8 Millionen Soldaten, selbst wenn die Militärausgaben hier viel niedriger sind. Auch angesichts der demografischen Entwicklung müsse "klüger vernetzt gehandelt" werden und fehlende personelle Ressourcen durch Technik ersetzt werden.

Neben den Vorträgen gab es auch kompetent besetzte Diskussionsrunden auf dem Podium und die Panels in den verschiedenen Räumen des Tagungszentrums. In den Gängen hatten Organisationen und Firmen ihre Stände aufgebaut. Von Sanitätsdienst bis Airbus präsentierte sich eine bunte Palette von Anbietern, die entsprechend bunte Kugelschreiber, Tassen, Beutel, Traubenzucker und Flyer an den geneigten Besucher übergaben. Wegen der vielen prominenten Gäste waren auch erhebliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Dennoch funktionierte der Zugang schnell und reibungslos. Die Orga hatte militärische Professionalität und satt wurde auch jeder. "Ohne Verpflegung keine Bewegung", hört man bei solchen Anlässen oft aus dem Munde erfahrener Offiziere.

Ja, Erfahrungen und Kompetenzen waren hier auf engstem Raum versammelt. So konnte ich sämtliche Fragen zum Protokoll, zu Uniformen und anderen Themen stellen und Antworten aus erster Hand einsammeln. Gewürzt mit Anekdoten aus dem militärischen Alltag.

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 27. November 2018

Armeniens Präsident Armen Sarkissian zum Antrittsbesuch im Schloss Bellevue empfangen

Armen Sarkissian ist seit März im Amt. Der 65-Jährige startete zunächst mit einer wissenschaftlichen Karriere. Als Physiker beschäftigte er sich in den 1980er Jahren mit komplexen Datenverarbeitungssystemen. Er soll auch an der Entwicklung eines der ersten Computerspiele beteiligt gewesen sein: Tetris. Die ernüchternde Botschaft von Tetris lautet ja: "Sobald du passt, verschwindest du". Sarkissian hat darüber hinaus eine beachtliche Anzahl wissenschaftlicher Arbeiten verfasst und lehrte sogar an der University of Cambridge.

Armenien Präsident Armen Sarkissian Antrittsbesuch Bundespräsident Schloss Bellevue
Armeniens Präsident Armen Sarkissian zum Antrittsbesuch bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue - Foto: Malte Koch
1991 wurde Armen Sarkissian politisch aktiv und fungierte zunächst als Botschafter Armeniens in Europa. Das heißt, er vertrat von London aus sein Land gegenüber BeNeLux sowie dem Vatikan und der EU. Nebenbei war er noch als stellvertretender Außenminister tätig. Solch eine Häufung der Zuständigkeiten ist in Armenien notwendig, da Armenien weniger als drei Millionen Einwohner hat. Bei flüchtiger Betrachtung könnte die Flagge von Armenien mit der von Kolumbien verwechselt werden. Die Reihenfolge der Farben ist jedoch umgedreht und das Gelb eher ein Orange - also Rot, Blau, Orange.

Zum Jahreswechsel 1997 gab es ein kurzes Intermezzo als Premierminister. Das dauerte aber nur ein halbes Jahr. Danach wurde er wieder nach London entsandt. Armen Sarkissian engagiert sich in verschiedenen internationalen Wirtschaftsgremien und ist auch Mitglied des Weltwirtschaftsforums in Davos.

Armen Sarkissian erschien heute zusammen mit seiner Ehefrau Nouneh Sarkissian. Sie ist ein Jahr jünger als er, aber schon sehr lange mit ihm zusammen. Bereits mit 14 hatte es zwischen den Beiden gefunkt, so dass sie fortan ihren Lebensweg gemeinsam gingen. Durch den Aufenthalt in London kam auch Nouneh Sarkissian zu einer gewissen Berühmtheit. In Großbritannien publizierte sie über Kunst, Musik und Kultur. Zudem schreibt sie Geschichten für Kinder. In Armenien ist sie sehr bekannt. Sie und die zwei gemeinsamen Söhne konnten die britische Staatsangehörigkeit erwerben.

Armenien Präsident Armen Sarkissian Antrittsbesuch Bundespräsident Schloss Bellevue
Armeniens Präsident Armen Sarkissian und seine Frau Nouneh Sarkissian zum Antrittsbesuch bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue
Armenien hat eine pikante geostrategische Lage. Es grenzt an Georgien, die Türkei, den Iran und Aserbaidschan. Entsprechend bewegt war die Geschichte. Armenien wurde erstmalig vor 2.500 Jahren erwähnt. Damals hatten die Perser das Sagen in der Region. Danach kamen die Griechen und danach die Römer. Da es bis 700 noch keinen Islam gab, konnte sich dort das Christentum ausbreiten. Das Christentum kam bereits im ersten Jahrhundert nach Armenien durch die drei Apostel Judas, Bartholomäus und Thaddäus. Diese drei Männer hatten zum engsten Kreis der Vertrauten von Jesus Christus gehört. Das Land hat seine eigene Armenisch Apostolische Kirche, die in ihrer äußeren Form mit der Orthodoxen Kirche vergleichbar ist. Nach 700 ging es munter weiter mit den Machtkämpfen und sehr kurzen Zeiten der Unabhängigkeit: Moslems, Osmanen, Perser, Russen. Alle wollten diesen geografischen Schnittpunkt besitzen. Am 21.09.1991 wurde das Land unabhängig und konnte Armen Sarkissian als Botschafter nach Europa entsenden.

Beim heutigen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue begegnete das Ehepaar Sarkissian dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und dessen Frau, Elke Büdenbender. Nach dem Eintrag ins Gästebuch wurden sie mit militärischen Ehren im Garten des Schlosses begrüßt. Anschließend stand noch ein Besuch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Programm.

Video:
Militärische Ehren zum Antrittsbesuch des armenischen Präsidenten Armen Sarkissian

Autor: Matthias Baumann

Sonntag, 18. November 2018

Volkstrauertag 2018 - Bundesregierung legt gemeinsam mit Emmanuel Macron Kränze nieder zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs

"Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres", so steht es in den einschlägigen Kalendern umrahmt mit Bibelsprüchen, alten Kirchenliedern und den Predigttexten für den vorletzten Sonntag vor dem ersten Advent. Der Volkstrauertag hat eine lange Tradition. Er wurde 1919 - also kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs - vorgeschlagen und erstmalig 1925 begangen. Damals noch im März.

Volkstrauertag 2018 Kranzniederlegung Neue Wache Macron Merkel Steinmeier
Volkstrauertag 2018 - Kranzniederlegung an der Neuen Wache durch Emmanuel Macron, Frank-Walter Steinmeier und Angela Merkel
Im Ersten Weltkrieg starben etwa 17 Millionen Menschen. Das entspricht der Gesamtbevölkerung von Chile oder der ehemaligen DDR. Panzer und Flugzeuge hatten jedoch in dieser Zeit noch nicht so eine große Bedeutung wie zwei Dekaden später im Zweiten Weltkrieg. Deutschland und Frankreich standen sich mal wieder feindlich gegenüber, während Frankreich seine Erzrivalen England und Russland als Verbündete gewinnen konnte.

Volkstrauertag 2018 Kranzniederlegung Neue Wache Macron Merkel Steinmeier
Volkstrauertag 2018 - Kranzniederlegung an der Neuen Wache durch Emmanuel Macron, Frank-Walter Steinmeier und Angela Merkel
Inzwischen ist Frankreich auch mit Deutschland verbündet. Es gibt die deutsch-französische Brigade zusammen mit der Bundeswehr, es gibt den deutsch-französischen Ministerrat und Frankreich ist nach Deutschland der größte Nettozahler der EU. Dann kommt erst einmal gar nichts, gefolgt von Italien mit einem Drittel der EU-Einzahlungen Frankreichs.

Das Verhältnis zu Frankreich kann - zumindest auf politischer Ebene - als herzlich bezeichnet werden. Besonders herzlich wirkte bei der heutigen Kranzniederlegung das Verhältnis zwischen Bundespräsident Steinmeier und Frankreichs Präsident Macron. Angela Merkel lief am Rande. Sie wirkte traurig und hatte den Kopf gesenkt. In der Hand eine Blume. Claudia Roth von den Grünen lief zwischen Macron und Merkel und drängte die scheidende Kanzlerin beim Betreten der Neuen Wache fast ab. Claudia Roth vertrat in Funktion der Vizepräsidentin den Bundestag.

Volkstrauertag 2018 Kranzniederlegung Neue Wache Macron Merkel Steinmeier
Volkstrauertag 2018 - Kranzniederlegung an der Neuen Wache - Spitzenpolitiker warten auf die zweite Kranzniederlegungsgruppe - v.l.n.r.: Andreas Voßkuhle (Präsident des Bundesverfassungsgerichtes), Claudia Roth von den Grünen (Vizepräsidentin des Bundestages), Daniel Günther (Präsident des Bundesrates, CDU Schleswig-Holstein), Emmanuel Macron (Präsident Frankreichs), Frank-Walter Steinmeier (Bundespräsident)
Auch nach der Kranzniederlegung stand die Kanzlerin abseits der rege plaudernden Spitzenpolitiker. Die erste Gruppe musste noch warten, bis auch der Generalinspekteur, der Bundesrat und das Berliner Abgeordnetenhaus ihre Kränze platziert hatten. Die schwarzen Limousinen aus deutscher Produktion warteten ebenfalls. Ganz vorne der Audi der Kanzlerin. Anhand der Standarten konnte jeder sein Fahrzeug wiedererkennen. Die Prominenz verteilte sich auf die Autos und fuhr dann im Konvoi Richtung Bundestag.

Volkstrauertag 2018 Kranzniederlegung Neue Wache Macron Merkel Steinmeier
Volkstrauertag 2018 - Kranzniederlegung an der Neuen Wache durch Angela Merkel, Frank-Walter Steinmeier und Emmanuel Macron (v.l.n.r.)
Frank-Walter Steinmeier und Emmanuel Macron teilten sich ein Fahrzeug. Eskortiert vom satten Sound weiß-blauer Motorräder bogen sie als Letzte auf die Straße Unter den Linden ein. Der französische Präsident sollte gleich vor dem Bundestag reden.

Video:
Kranzniederlegung zum Volkstrauertag 2018 an der Neuen Wache

Autor: Matthias Baumann