Samstag, 30. Juni 2018

Tag der offenen Tür in der Julius-Leber-Kaserne

Was läuft da eigentlich hinter den Mauern der Julius-Leber-Kaserne ab? Überall Schilder, die auf militärisches Sperrgebiet hinweisen und Sichtschutz ringsherum. Auf dem Areal der Kaserne ist das Kommando Territoriale Aufgaben beheimatet. Der Chef der Julius-Leber-Kaserne heißt Andreas Henne und fungiert als General Standortaufgaben. Er ist Brigadegeneral und trägt goldene Knöpfe, eine goldene Gürtelschnalle und einen goldenen Stern auf jeder Schulter.

Julius-Leber-Kaserne Tag der offenen Tür Kommando Territoriale Aufgaben KdoTA
Tag der offenen Tür in der Julius-Leber-Kaserne: Brigadegeneral Andreas Henne (General Standortaufgaben) und Oberstleutnant Patrick Bernardy (Wachbataillon)
Andreas Henne begrüßte die Besucher zum Tag der offenen Tür. Heute konnten die Gerätschaften und Mitarbeiter des Kommandos Territoriale Aufgaben aus der Nähe betrachtet und angefasst werden. KdoTA ist die Abkürzung für den sperrigen militärischen Begriff. Unter dem Dach des KdoTA tummeln sich unter anderem Feldjäger, das Stabsmusikkorps und das Wachbataillon.

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Tag der offenen Tür in der Julius-Leber-Kaserne: Motorradeskorte der Feldjäger
Die Feldjäger warteten heute mit einer Vorführung der Motorrad-Eskorte auf. Zunächst wurden Übungen wie Fahren in Kolonne im Sitzen, Fahren im Stehen, Fahren im Liegen und Hüpfen beim Fahren vorgeführt. Der Kommentator - Stabsfeldwebel Jäger - zeigte sich erfreut darüber, dass die Feldjäger seit vielen Jahren der Marke BMW treu bleiben durften. Die 1.200-ccm-Maschinen sind ausreichen motorisiert und bieten zugleich die nötige Laufruhe für protokollarische Anmut.

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Tag der offenen Tür in der Julius-Leber-Kaserne: Motorradeskorte der Feldjäger
In einem zweiten Teil zeigten uns die Feldjäger, dass sie auch Slalom beherrschen und über eine Wippe fahren können. Gesteigert wurde das noch durch ein paarweises Absolvieren des Parcours. Dann wurde "verlegt auf Einsatz". Das heißt, die blauen Rundumleuchten der Motorräder wurden eingeschaltet und eine Eskorte simuliert. Ein Feindfabrikat - Audi - mit Feldjäger-Beschriftung führte die Eskorte an. Es folgten drei BMW-Motorräder, ein schwarzer BMW 5er (F10), ein weiteres Fremdfabrikat Audi mit Feldjägeraufschrift und ein versetzt fahrendes BMW-Motorrad. Nach zwei Runden mit Erklärung reihten sich weitere Motorräder in die Eskorte ein. Dabei lernten die Besucher die Handzeichen des Kommandeurs kennen. Fünf Motorräder werden bei Chefs von Teilstreitkräften eingesetzt und sieben Motorräder bei Verteidigungsministern.

Hinter einer Böschung waren sämtliche Fahrzeugtypen der Feldjäger aufgereiht, Kinder kletterten durch die gepanzerten Wagen und hantierten an den Knöpfen und Steuerknüppeln. Die üppige Ausstattung mit Monitoren war auffällig. Ein Soldat erklärte, dass die Kartuschen oberhalb der Fahrzeuge mit Nebelmunition gefüllt seien, damit die eigene Position verschleiert werden könne.

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Tag der offenen Tür in der Julius-Leber-Kaserne: Feierliches Gelöbnis Ungedienter
Halb zwölf startete das Highlight des Tages: Feierliches Gelöbnis Ungedienter. 18 Männer und Frauen hatten neben ihren zivilen Berufen an mehreren Wochenenden eine militärische Grundausbildung absolviert und legten heute ihr Gelöbnis ab. Anschließend werden sie in die Reserve integriert. Organisiert wurde die Ausbildung vom Reservistenverband und der Bundeswehr.

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Tag der offenen Tür in der Julius-Leber-Kaserne: Stabsmusikkorps dirigiert von Hauptmann Alexander Kalweit
Die Pausen zwischen den Programmpunkten waren nicht sehr groß, so dass der Weg zwischen den Hot Spots sehr schnell zurückgelegt werden musste. Ein Platzkonzert des Stabsmusikkorps stand auf dem Programm. Der neue Dirigent, Hauptmann Alexander Kalweit, machte sich bereit und startete passend zu seinem Vornamen mit dem Alexander-Marsch. Es folgten weitere Märsche inklusive "Des Großen Kurfürsten Reitermarsch". Zwischendurch wurde noch Oberfeldwebel Andreas Scholz interviewt. Er ist Trompeter und war schon oft bei protokollarischen Anlässen zu erleben.

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Tag der offenen Tür in der Julius-Leber-Kaserne: Kanone von 1942 wird vom Salut-Zug des Wachbataillons genutzt
Sound mit deutlich weniger Melodie stellt das Salut-Schießen dar. Mit dem Karabiner 98k wird wohl gar kein Salut mehr geschossen - zumindest konnten die Soldaten an den Kanonen keinen Anlass für Salut mit Gewehr nennen. Die eingesetzten Haubitzen stammen aus dem Jahr 1942 und wurden mehrfach umgebaut und ergänzt. Die Salut-Munition ist zwar groß, wiegt aber nur die Hälfte der scharfen Munition.

Die Besucher bekamen eine detaillierte Einweisung in den Sinn und die Ausführung des Salut-Schießens. Aus sechs Kanonen werden insgesamt 21 Schüsse abgegeben. Das kommt daher, dass Schiffe früher 20 Bordkanonen hatten. Als Zeichen ihrer friedlichen Absicht, schossen sie vor dem Einlaufen in einen Hafen 20 Mal. Darauf antwortete der Hafen mit einem Bestätigungsschuss. In Summe 21 Schüsse. Salut am Flughafen Tegel gilt als die höchste protokollarische Ehre und wird einem Staatsoberhaupt nur beim ersten Betreten des deutschen Bodens zuteil. Das gilt auch für Monarchen.

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Tag der offenen Tür in der Julius-Leber-Kaserne: Drillteam des Wachbataillons
Der Sound wurde mit techno-Klängen fortgesetzt. Diesmal bewegte sich das Drillteam des Wachbataillons dazu. Karabiner 98k wirbelten durch die Luft, knallten auf den Boden oder dienten als Instrumente, die die Akrobatik der Protter - interne Bezeichnung für Soldaten im Protokolldienst - unterstützten. Michael Jackson hätte seine Freude gehabt und hätte sich vielleicht sogar für den nächsten Durchgang des Gelöbnisses Ungedienter beworben.

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Tag der offenen Tür in der Julius-Leber-Kaserne: Nachwuchswerbung für die 8. Kompanie des Wachbataillons (Reservekompanie)
Neben den Programmpunkten standen den Gästen zahlreiche weitere Angebote zur Verfügung. Gepanzerte Fahrzeuge konnten durchklettert werden. Die Schusswaffen des Wachbataillons konnten angeschaut werden. Es gab Fressbuden, Infostände und ein Karriere-Zentrum. Die lieben Kleinen konnten bei Hüpfburgen und anderen Attraktionen abgegeben werden. Für Jung und Alt war etwas dabei und so manch ein Besucher hielt sich mehr als vier Stunden auf dem Areal auf.

Am Ende warteten Shuttle-Busse auf die beinlahmen Zivilisten und brachten diese zurück zum Eingang der Kaserne. Sonne, Wolken und Wind waren so gut aufeinander abgestimmt, dass der Sonnenbrand erst zu Hause auffiel.

Autor: Matthias Baumann