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Dienstag, 28. Januar 2014

Handelsimmobilien-Kongress im Zeitalter des Onlinehandels

Einer der spannendsten Immobilien-Kongresse findet zur Zeit im Swissôtel am Kurfürstendamm statt. Spannend nicht nur deswegen, weil für die morgige Keynote REWE-Chef Alain Caparros erwartet wird, sondern weil die Themenblöcke insgesamt sehr vielschichtig und mit hochkarätigen Rednern besetzt sind.

Handelsimmobilien-Kongress
Handelsimmobilien-Kongress mit Blick auf das Kranzler-Eck
Der vom Management Forum (Verlagsgruppe Handelsblatt) veranstaltete 10. Deutsche Handelsimmobilien-Kongress wurde gestern mit einer Jubiläumsparty im Alexa begonnen. Das zehnte Jahr in Folge erfreut sich dieser Kongress zunehmender Beliebtheit.

Die Erfahrungen der letzten Jahre wurden zur stetigen Optimierung des Themenangebotes und des Durchführungsformates genutzt. Auch diesmal lag den Teilnehmern ein umfangreicher Feedbackbogen vor.

Passend zum Anlass blickten die Gäste durch die Fenster hinter dem Podium auf das pulsierende Leben des Ku'damms und die Handelsimmobilien am Kranzler-Eck. Welch eine Location hätte sich in Berlin besser eignen können?

Thematisch ging es zunächst um die Entwicklung des klassischen Einzelhandels angesichts des Wachstumsmarktes Onlinehandel. Stefan Genth vom HDE Handelsverband Deutschland e.V. zeigte auf, dass man sich 2011 mit Politik und Unsicherheit, 2012 vorwiegend mit der Eurokrise und seit 2013 vorwiegend mit Onlinehandel beschäftige. Auch auf SEPA ging er ein, was unter dem Strich eher eine Kostensteigerung wegen teurerer Bezahlsysteme mit sich bringe. Zudem gehe die Politik mit realitätsfremden Forderungen auf den Handel zu, der an problematischen Standorten unbedingt als Nahversorger auftreten solle, jedoch bezüglich der Rahmenbedingungen im Regen stehen gelassen werde.

Handelsimmobilien-Kongress
REWE-Group auf dem Handelsimmobilien-Kongress
Prof. Dr. Ulrich Reinhardt von der Stiftung für Zukunftsfragen ergänzte diesen Vortrag überaus anschaulich mit Zahlen zur Demographie, den Trends bei der Zeiteinteilung und dem Phänomen, dass mittlere Preissegmente zunehmend vom Markt verschwinden. Letzteres wird dadurch hervorgerufen, dass der mündige Kunde billig fliegt und dann teuer international shoppen geht oder im Discounter einkauft und dann mehr freies Kapital für Wellness zur Verfügung hat. Dafür gibt es auch einen Fachbegriff: "Luxese", ein Wortspiel aus Luxus und Askese. Die Bedürfnisse und Ausgabeprioritäten der unterschiedlichen Altersgruppen sind jedoch unbedingt zu berücksichtigen. Denn je jünger der Kunde, umso elektronischer seine Orientierung. Je älter der Kunde, umso mehr Wert legt er auf die Steigerung der Lebensqualität beispielsweise durch Wellness und Reisen.

Einen starken Fokus auf Lebensqualität legt IKEA. "Wohnst du noch, oder lebst du schon?" zieht deutschlandweit viele Käufer in die 46 gelb-blauen Häuser des schwedischen Möbelgiganten. Und es werden immer mehr Märkte. Johannes Ferber, Geschäftsführer der IKEA Verwaltungs-GmbH, berichtete von der weltweit konsequent gelebten Nachhaltigkeit und der cleveren Kostenpolitik. IKEA mietet sich in eigene Immobilien ein und hält den Anteil nicht kommerziell genutzter Flächen sehr niedrig. Bauvorhaben werden in der Regel im Zeitplan und im Budget realisiert.

Handelsimmobilien-Kongress
Networking auf dem Handelsimmobilien-Kongress
Aktuell testet IKEA in Hamburg-Altona ein Inner-City-Konzept. IKEA wird ständig mit ambivalenten politischen Entscheidungen konfrontiert und kann deshalb bestimmte Regionen nicht mit Märkten versorgen. Dabei zeigt gerade das Beispiel Hamburg-Altona wie das Siechtum einer innerstädtischen Handelslandschaft durch Ansiedlung eines Kundenmagneten wieder gesunden kann.

Inner-City-Konzepte folgen der Entwicklung von der Sub-Urbanisierung zur Re-Urbanisierung. Vor einigen Jahren zogen viele junge Familien in grüne Randbezirke und ins Umland. Inzwischen müssen auch die Herausgeber von entsprechenden Prognosen feststellen, dass sie vom tatsächlichen Rückzug in die Städte überholt wurden. Aus Sicht des Einzelhandels sind die Lebensmittelketten Hauptprofiteure dieser Entwicklung.

Eine Vielzahl von weltweit realisierten Projekten stellte uns Derek Barker von Haskoll Architects and Designers vor. Die gezeigten Shopping-Malls setzten auf genau dieser Re-Urbanisierung auf. Zentraler Punkt an diesen Einkaufszentren sei der Wohlfühleffekt, der die Besucher auch außerhalb eines Kaufwunsches zum verweilen einlädt. Erlebnis, Spaß und Service stellten mehrere der Referenten als wichtige Säulen zukünftigen Verkaufens heraus.

Immer wieder kam der Spagat zwischen Ladengeschäft und Onlinehandel zur Sprache. An einem Beispiel vom Ku'damm wurde verdeutlicht, dass das kein Widerspruch sein muss. In einem Ladengeschäft kann der Kunde die Artikel anfassen und testen und direkt vor Ort bestellen. Die Lieferung erfolgt innerhalb eines Tages. Auch Johannes Ferber fand den Gedanken des Showroows charmant und sah in diesem Segment ein ausbaufähiges Potenzial.

Autor: Matthias Baumann