Zur gestrigen Veranstaltung "Vielfalt in Unternehmen als Chance" hatte die
TD-IHK Türkisch-Deutsche Industrie- und Handelskammer in die IHK Berlin eingeladen. Die TD-IHK besteht seit zehn Jahren und fördert türkisch-deutsche Wirtschaftsinteressen.
|
Diversity in der IHK Berlin |
In zwei Diskussionsrunden und mehreren Impulsvorträgen wurde auf die vielseitigen Herausforderungen und Chancen des Zusammenlebens und Arbeitens mit Migranten unterschiedlicher Generation eingegangen.
Aletta Gräfin von Hardenberg sagte, dass Innovation nur durch Diversity (Vielfältigkeit) zu erreichen sei und setzte sich für ein "vorurteilsfreies Arbeitsumfeld" ein. Die ehemalige Bankerin leitet heute die
Charta der Vielfalt.
Bei der Deutschen Bahn gibt es inzwischen eine ganze Abteilung, die sich mit Diversity beschäftigt und zielgruppenspezifische Angebote entwickelt.
Diversity-Management sei Führungsaufgabe, stellte Nicole Schneider, Senior Referentin Diversity Management der Deutschen Bahn AG, fest. Den Handlungsablauf schlüsselte sie in drei Schritte auf: Wahrnehmen, Wertschätzen, Managen.
Deniz Taskiran von der E-Plus-Gruppe hatte wieder einen anderen Ansatz, indem sie darum warb, Praktikumsplätze für Migranten zu entwickeln.
|
TD-IHK in der IHK Berlin |
Unternehmen haben Berührungsängste und auch Migranten trauen sich nicht, ihre Bewerbung an deutsche Unternehmen zu senden.Frau Taskiran arbeitet sehr eng mit dem Radiosender Metropol FM zusammen, dessen Geschäftsführer Tamer Ergün Yikici an der nächsten Diskussionsrunde teilnahm.
Eine regionale Herausforderung in Berlin sei, dass viele der heutigen Entscheider nicht mit Migranten aufgewachsen seien und deshalb eher reserviert seien. In anderen Großstädten wie Köln oder München sei eine kulturelle Durchmischung in den Unternehmen deutlich unkomplizierter.
Im zweiten Teil ging es ums Business. Wie kann durch Ethno-Marketing die Kaufkraft der inzwischen 740.000 türkischen Haushalte in Deutschland genutzt werden?
|
TD-IHK in der IHK Berlin |
Dazu präsentierte Burhan Gözüakca, liebevoll Herr Burhan genannt, von der BEYS marketing & media GmbH einige interessante Zahlen. Auch er setzte sich für einen Dialog der Kulturen ein, da ohne Dialog weder Integration noch Geschäft möglich sei. Sehr anschaulich verdeutlichte er das anhand von Media-Markt-Werbespots auf türkisch und deutsch, die dazu geführt hatten, dass Media Markt inzwischen die Top-Anlaufstelle bei türkischstämmigen Menschen mit High-Tech-Bedarf ist.
Serkan Kahraman arbeitet bei der Allianz und erlebt das Potenzial, welches durch Heimkehrer in der Türkei geschaffen wird. Die Heimkehrer wurden in Deutschland mit den Absicherungs- und Vermögensaufbauleistungen der Allianz vertraut gemacht und möchten auf diese Vorteile in der Türkei nicht verzichten. Das regt auch die Nachfrage von Einheimischen an, so dass Versicherung und Kapitalanlage schon fast zum Selbstläufer geworden ist.
Moderiert wurden die Diskussionsrunden von Suat Bakir, dem Geschäftsführer der TD-IHK. Die Geschäftsstelle der TD-IHK befindet sich direkt am Potsdamer Platz in Nachbarschaft der Deutschen Bahn, der Sydbank und des SONY-Centers.
Autor: Matthias Baumann