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Mittwoch, 13. November 2013

Hauptstadtpreis für Integration und Toleranz 2013

23 Jahre ist es nun her, dass ich das letzte Mal das Eingangsportal der Charlottenstraße 36 durchschritten hatte. Der damalige Lückenbau des ZOD Zentrum für Organisation und Datenverarbeitung, Rechenzentrum des Berliner Bauwesens, welches Standort der ersten acht Jahre meines Berufslebens als Informatiker war, ist nun einem stilecht den klassizistischen Nachbargebäuden nachempfundenen Haus gewichen.

Hauptstadtpreis Deutsche Bank Norbert Lammert Bundestagspräsident
Hauptstadtpreis 2013 im Atrium der Deutschen Bank
Der Blick in den Hinterhof aus dem einzigen Fenster des Großrechnerraumes war noch gut in Erinnerung. Diesen Hof gibt es immer noch: das Atrium der Deutschen Bank mit einer Glasüberdachung, die den Bereich auch bei ungünstigen Witterungsverhältnissen nutzbar macht.

In diesem Atrium fand heute die Verleihung des Hauptstadtpreises für Integration und Toleranz 2013 statt. Dieser wurde in diesem Jahr zum sechsten Mal vom Initiative Hauptstadt Berlin e.V. ausgeschrieben.

Vereine, Projekte und nichtstaatliche Institutionen aus Berlin konnten sich um diesen Preis bewerben. Die Jury bestand unter anderem aus Suat Bakir von der TD-IHK, dem ehemaligen Finanzsenator Peter Kurth und dem IHB-Vorsitzenden Christoph Wegener. Sponsoren wie Hochtief oder die COPRO-Gruppe hatten über die Jahre mehr als 100.000 Euro für den Hauptstadtpreis zusammengetragen.

Die Preisträger 2013 waren mit zahlreichen Projektbeteiligten anwesend, so dass das Publikum insgesamt sehr heterogen wirkte. Letztlich passte das aber auch zum Charakter dieser auf ethnische und religiöse Diversity zugeschnittenen Veranstaltung.

Hauptstadtpreis Deutsche Bank Norbert Lammert Bundestagspräsident
Hauptstadtpreis 2013 - Theaterprojekt SATOE
Der dritte Preis ging an den Street University City Berlin e.V., der sich um die Förderung junger Menschen im Kiez verdient gemacht hatte. So können Jugendliche für ein Jahr verschiedene Kurse belegen und anschließend einen Master of Street University erhalten. "Jeder Mensch hat Potenzial", ist der motivierende Tenor dieser Initiative, die die Identität ihrer oftmals orientierungslosen Zielgruppe stärkt.

Der mit 5.000 Euro dotierte zweite Preis ging an den Maler- und Lackierermeister Cemal Ates, der während seiner 25 Jahre unternehmerischer Tätigkeit  in Berlin bereits 150 Praktikanten mit Migrationshintergrund und teilweise körperlichen Behinderungen bei sich angestellt hatte. Auch vor schwer erziehbaren Jugendlichen scheut sich Malermeister Ates nicht. Er sieht sie als besondere Herausforderung an und freut sich über Erfolge in deren Sozialverhalten.

Der erste Preis wurde von Suat Bakir übergeben und ging an JUGA. JUGA steht für "jung - gläubig - aktiv". In diesem Projekt treffen sich Christen, Muslime, Bahai und Juden zum Austausch über Ihre religiösen Ansichten, ohne sich gegenseitig zu missionieren. Es werden gemeinsame Aktionen wie das Putzen der überall im Stadtgebiet verteilten "Stolpersteine" durchgeführt. JUGA hat einen Ethikcodex mit sieben Schwerpunkten aufgestellt: Verantwortung, Offenheit, Gerechtigkeit, Respekt, Vergebung, Empathie und Wissen.

Ein Sonderpreis ging an das ethnisch durchmischte Theaterprojekt "SATOE Gesegnete Heimat", welches sich mit der Thematik von Migranten in zweiter Generation auseinandersetzt, deren Identität zwischen der Zugehörigkeit zur alten und zur neuen Heimat schwankt.

Hauptstadtpreis Deutsche Bank Norbert Lammert Bundestagspräsident
Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert - Hauptstadtpreis
Im Vorfeld hatten wir uns besonders auf das Grußwort von Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert gefreut. Seine spitzfindigen und den Kern der Sache treffenden Reden ohne Ansehen der Person hatten uns schon immer begeistert. Auch seine heutigen Ausführungen waren ein Genuss an scharfsinniger Wortwahl und Inhalten.

So sei die Akzeptanz der Rechtsordnung "auf der Ebene normativer Sätze unangefochten, jedoch in der Praxis anders". Norbert Lammert ging insbesondere auf das Thema Integration durch Erlernen der deutschen Sprache ein. Eine Schule in Berlin habe das bemerkenswerte Projekt gestartet, Deutsch als Hauptkommunikationssprache im Unterricht und auf dem Schulhof einzuführen. Daraufhin habe man sich den Vorwurf der Zwangsgermanisierung gefallen lassen müssen.

Die Sprache sei jedoch einer der entscheidenden Faktoren einer erfolgreichen Integration. Allerdings gebe es noch erhebliche Mängel bei der Integrationsbereitschaft, da sich beide Seiten verweigern. Die Deutschen sollten doch bitte bei der Integration helfen.

Was das oft gebrauchte Schlagwort "Toleranz" betrifft, sei das ein rein humanes Thema, da die Natur per se keine Toleranz kenne. Toleranz sei der große Bruder der Freiheit. Eindringlich warnte er jedoch auch davor, Toleranz mit Dummheit zu verwechseln.

Abgerundet wurde der Abend durch die musikalische Begleitung des Upsala Quartetts und ein hervorragendes italienisches Catering.

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 6. September 2013

Diversity in der IHK Berlin

Zur gestrigen Veranstaltung "Vielfalt in Unternehmen als Chance" hatte die TD-IHK Türkisch-Deutsche Industrie- und Handelskammer in die IHK Berlin eingeladen. Die TD-IHK besteht seit zehn Jahren und fördert türkisch-deutsche Wirtschaftsinteressen.

TD-IHK IHK Berlin
Diversity in der IHK Berlin
In zwei Diskussionsrunden und mehreren Impulsvorträgen wurde auf die vielseitigen Herausforderungen und Chancen des Zusammenlebens und Arbeitens mit Migranten unterschiedlicher Generation eingegangen.

Aletta Gräfin von Hardenberg sagte, dass Innovation nur durch Diversity (Vielfältigkeit) zu erreichen sei und setzte sich für ein "vorurteilsfreies Arbeitsumfeld" ein. Die ehemalige Bankerin leitet heute die Charta der Vielfalt.

Bei der Deutschen Bahn gibt es inzwischen eine ganze Abteilung, die sich mit Diversity beschäftigt und zielgruppenspezifische Angebote entwickelt.

Diversity-Management sei Führungsaufgabe, stellte Nicole Schneider, Senior Referentin Diversity Management der Deutschen Bahn AG, fest. Den Handlungsablauf schlüsselte sie in drei Schritte auf: Wahrnehmen, Wertschätzen, Managen.

Deniz Taskiran von der E-Plus-Gruppe hatte wieder einen anderen Ansatz, indem sie darum warb, Praktikumsplätze für Migranten zu entwickeln.

TD-IHK IHK Berlin
TD-IHK in der IHK Berlin
Unternehmen haben Berührungsängste und auch Migranten trauen sich nicht, ihre Bewerbung an deutsche Unternehmen zu senden.Frau Taskiran arbeitet sehr eng mit dem Radiosender Metropol FM zusammen, dessen Geschäftsführer Tamer Ergün Yikici an der nächsten Diskussionsrunde teilnahm.

Eine regionale Herausforderung in Berlin sei, dass viele der heutigen Entscheider nicht mit Migranten aufgewachsen seien und deshalb eher reserviert seien. In anderen Großstädten wie Köln oder München sei eine kulturelle Durchmischung in den Unternehmen deutlich unkomplizierter.

Im zweiten Teil ging es ums Business. Wie kann durch Ethno-Marketing die Kaufkraft der inzwischen 740.000 türkischen Haushalte in Deutschland genutzt werden?

TD-IHK IHK Berlin
TD-IHK in der IHK Berlin
Dazu präsentierte Burhan Gözüakca, liebevoll Herr Burhan genannt, von der BEYS marketing & media GmbH einige interessante Zahlen. Auch er setzte sich für einen Dialog der Kulturen ein, da ohne Dialog weder Integration noch Geschäft möglich sei. Sehr anschaulich verdeutlichte er das anhand von Media-Markt-Werbespots auf türkisch und deutsch, die dazu geführt hatten, dass Media Markt inzwischen die Top-Anlaufstelle bei türkischstämmigen Menschen mit High-Tech-Bedarf ist.

Serkan Kahraman arbeitet bei der Allianz und erlebt das Potenzial, welches durch Heimkehrer in der Türkei geschaffen wird. Die Heimkehrer wurden in Deutschland mit den Absicherungs- und Vermögensaufbauleistungen der Allianz vertraut gemacht und möchten auf diese Vorteile in der Türkei nicht verzichten. Das regt auch die Nachfrage von Einheimischen an, so dass Versicherung und Kapitalanlage schon fast zum Selbstläufer geworden ist.

Moderiert wurden die Diskussionsrunden von Suat Bakir, dem Geschäftsführer der TD-IHK. Die Geschäftsstelle der TD-IHK befindet sich direkt am Potsdamer Platz in Nachbarschaft der Deutschen Bahn, der Sydbank und des SONY-Centers.

Autor: Matthias Baumann