So gab der Bundesbankpräsident seine Einschätzung ab, dass die Euro-Krise noch nicht überwunden sei, sondern noch vor uns liege.
Dr. Asoka Wöhrmann von der Deutschen Bank sah bei der anschließenden Podiumsdiskussion eher Chancen in der Krise und ermutigte Investoren, diese Chancen zu nutzen. Auch wenn es immer ein gewisses Risiko gebe, hätten doch die Chancen ein höheres Gewicht. Mit Chancen und Risiken kennt sich Dr. Wöhrmann gut aus. Immerhin verwaltet er 500 Mrd. Euro für die Kunden der Deutschen Bank.
Tagesspiegel - Deutschland Agora - Dr. Eric Schweitzer, Moritz Döbler, Dr. Asoka Wöhrmann, Prof. Marcel Fratzscher |
Kritisch blickte er auf die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Nutzung unkonventioneller Geldmarktmittel zur Linderung des Krisenschmerzes. Prof. Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, führte den Zuhörern die Auswirkungen des Deflationsdrucks vor Augen. Die Volkswirtschaften einiger Euroländer würden bereits erhebliche Umschichtungen der Arbeitnehmer durchführen, da ganze Branchen am Boden liegen.
Unisono mit DIHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer plädierte er für eine Stärkung des Mittelstandes in Deutschland. Diesen gebe es in vielen anderen Eurostaaten gar nicht. Die Rahmenbedingungen müssten nachhaltig gut sein, damit dieser Wirtschaftsmotor in Deutschland erhalten bleibe. Es fließe zu wenig Geld in die KMU und auch politische Kompetenzwechsel bergen immer wieder Grund zur Sorge.
iPad-Nutzung bei der Deutschland Agora - Tagesspiegel |
Tagesspiegel-Chefredakteur Moritz Döbler moderierte die Podiumsdiskussion und brachte Fragen aus dem Publikum ein, die über das iPad direkt ans Podium gesendet werden konnten. Auf diese Weise wurden sehr wirksam die üblichen Koreferate vermieden. Wir erlebten Moritz Döbler erstmalig und zugleich als einen der fähigsten Moderatoren neben Jan Eder von der IHK.
Die Abschlussfrage, die über das iPad gestellt wurde, war wohl eher rhetorischer Natur, da sehr provokant gefragt wurde, ob man nicht generell alle Kredite abschaffen könne. Die Antwort war, dass dadurch seit Tausenden von Jahren Wohlstand gesichert worden sei und man sich Volkswirtschaft ohne das Arbeitsmittel Geld gar nicht vorstellen könne. Es darf nur keine exzessive Fremdverwendung stattfinden. Asoka Wöhrmann berichtete von den freudigen Momenten, in denen Unternehmer sagen: "Das war die letzte Rate." Moritz Döbler griff das als gute Anregung für die nächste Gesprächsrunde mit dem Finanzminister auf: "Und wann bringen Sie die letzte Rate?"
Autor: Matthias Baumann