Sonntag, 16. September 2018

Trident Juncture 2018 - Verlegung von Truppen und Gerät über den Hafen von Emden

Vor einigen Wochen wurde die VJTF 2019 in Schnöggersburg zertifiziert. Die VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) ist die Schnelle Eingreiftruppe der NATO und kann innerhalb von zwei bis sieben Tagen an jeden Ort der Welt verlegt werden. Damit diese Fähigkeit nicht nur auf dem Papier steht, sondern auch praktisch wird, findet vom 25. Oktober bis 7. November in Norwegen das NATO-Manöver "Trident Juncture 2018" statt.

(C) NATO, Trident Juncture 2018
An Trident Juncture nehmen 44.000 Soldaten aller 29 NATO-Staaten plus Schweden und Finnland teil. Allein aus Deutschland kommen 10.000 Soldaten und über 4.000 Fahrzeuge. Es sind auch 150 Flugzeuge und 70 Schiffe in die Übung eingebunden. Trident Juncture ist damit die größte NATO-Übung seit 2002.

Heute wurden innerhalb von sechs Stunden etwa 300 Fahrzeuge und Panzer sowie fast 100 Container auf ein RoRo-Schiff verladen. RoRo ist die Abkürzung für "Roll on, Roll off" und weist auf die Beladetechnik des Schiffes hin, nämlich dass Fahrzeuge und Gerätschaften auf Parkdecks gefahren, geschoben oder gezogen werden. Die Alternative wäre ein LoLo-Schiff (Lift on, Lift off), bei dem die Ladung mit Kränen verladen wird.

Das heutige Roll on passierte im schönen Ostfriesland, im Hafen von Emden. Der Hafen von Emden ist auch von unseren westlichen Nachbarn aus gut zu erreichen und spielt eine zentrale Rolle bei der schnellen Verlegung von Truppen und Gerät nach Fredrikstad in Norwegen.

Bis Mitte Oktober sollen in Emden 13 RoRo-Schiffe beladen werden. Für die Planung ist die deutsche Streitkräftebasis verantwortlich. Das ihr unterstellte Logistikkommando Erfurt, das Logistikzentrum Wilhelmshaven und einige Logistikbataillone haben alle Hände voll zu tun, um für einen reibungslosen Transport zu Land, See und Luft zu sorgen.

Einen wichtigen Bestandteil der VJTF 2019 und der an Trident Juncture beteiligten Truppen stellt die Panzerlehrbrigade 9 aus Munster mit ihren diversen unterstellten Einheiten dar. Von deutscher Seite aus ist also hauptsächlich das Heer gefragt.

Norwegen stellt ein ideales Übungsgelände für Herausforderungen in allen drei Dimensionen - Land, Wasser, Luft - dar. Norwegen hat ein raues, schon fast arktisches Klima. Gerade Soldaten aus südlicheren NATO-Staaten können hier ihre Kältefestigkeit erproben. Der Norden wird immer interessanter für die Bündnisverteidigung. Gewinnt nämlich Russland die Vorherrschaft im Nordmeer, kann es zu einem Abschneiden der Verbindung zwischen Europa und Nordamerika kommen. Deshalb sind wohl auch die sonst so neutralen Finnen und Schweden an Trident Juncture beteiligt.

Ein Krieg wird nach offiziellen Angaben nicht vorbereitet. Allerdings zeigt die NATO mit dieser Übung Stärke und Verteidigungsfähigkeit. Die in der schnellen Verlegung großer Truppenverbände geübten Russen bekommen mit Trident Juncture ein passendes Gegengewicht präsentiert.

Autor: Matthias Baumann