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Montag, 4. Juli 2016

Die Alternative zur Einwanderung: Auswandern

Zuwanderung ist in aller Munde. Immer wieder werden neue politisch korrekte Begriffe kreiert. Inzwischen weiß hierzulande niemand mehr, wie man einen Menschen mit dunkler Hautfarbe benennen darf. Schwarzer, Afrikaner, Ami, Franzose?

Schaut man sich die Fußball-Nationalmannschaft unseres westlichen Nachbarn an, hat sich die afrikanische Zuwanderungsgeschichte bereits zu 82% mit der Grande Nation vermischt. Auch der europäische Terrorist ist kein Araber oder Nordafrikaner mehr, sondern ein Franzose oder Belgier - nur eben mit Migrationshintergrund, wie man vor dem Begriffsupdate auf "Zuwanderungsgeschichte" noch zu sagen pflegte.

NZZ Podium DHM Deutsches Historisches Museum
Neue Zürcher Zeitung - NZZ Podium im Deutschen Historischen Museum
Das Wort Auswanderung hat bisher keinen wertenden Klang. Warum nicht auswandern, wenn so viele Menschen einwandern? Auswanderung ist für Deutsche nichts Neues. Nach 1945 wanderten sehr viele Menschen nach Südamerika aus, darunter Adolf Eichmann, Paul Schäfer und weitere Justiz- und Steuerflüchtlinge. Vorher waren Deutsche nach Russland ausgewandert und kehren nun als Wolgadeutsche zurück. Der rumänische Präsident Klaus Johannis gehört zu den Siebenbürger Sachsen, die einige Begrifflichkeiten der Moderne wie das "Kassettophon" selbst entwickelt hatten.

55 Millionen Amerikaner haben deutsche Wurzeln. Auch Präsidentschaftskandidat Donald Trump hatte Großeltern, die einst aus der Pfalz kamen. In unserem Nachbarland Schweiz leben zurzeit 300.000 Deutsche, was der Anzahl der ausländischen Flüchtlinge in Uganda entspricht.

Deutsche sind als Einwanderer gerne gesehen. Stehen sie doch für Ideenreichtum, Wissen, Ordnung, Kultur und Wachstum. Im Ausland wundert man sich jedoch, dass Deutsche selbst so skeptisch und distanziert auf Einwanderer reagieren. Ist die Konservierung der eigenen Werte vielleicht doch wichtiger als landläufig angenommen?

Über das antizyklische Thema "Auswanderungsland Deutschland" wurde heute im Rahmen des NZZ Podiums der Neuen Zürcher Zeitung diskutiert. Das Deutsche Historische Museum bot dafür die passende Kulisse. Neben Botschaftsangehörigen und Unternehmern aus der Schweiz waren auch viele Berliner der Einladung gefolgt. Der Schlüterhof war voll besetzt. Leider hatte der Bundesinnenminister kurz vor Beginn abgesagt. Zum Trost hatte schweizstrom eine essbare Werbung auf den Plätzen verteilt.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 3. Februar 2016

Dschihad 4.0 - Disruption per YouTube & Co.

Schnell und abwechslungsreich wie ein Besuch bei YouTube gestaltet sich der Arbeitsalltag eines Bundesministers. Thomas de Maizière hatte noch am Morgen Gesetzesvorhaben über sichere Herkunftsländer im Bundeskabinett auf den Weg gebracht, war dann zur bpb Bundeszentrale für politische Bildung gekommen und anschließend zum nächsten Termin geeilt.

In Zeiten digitaler Umwälzungen haben sich auch die Formen der Kriegsführung gewandelt. Längst geht es nicht mehr nur um klassischen Nahkampf oder regional verbrannte Erde, sondern um einen globalen Einfluss auf Denkstrukturen. Der IS macht es vor, wie moderne Media-Kanäle zur Rekrutierung, Abschreckung, Selbstdarstellung und Gehirnwäsche genutzt werden. Der IS verfolgt ein ganzheitliches Konzept unter Einsatz rustikaler Grausamkeit, aktueller Waffentechnik, manipulativer Berichterstattung sowie der Bedienung musikalischer und visueller Vorlieben von Minderjährigen. Man analysiere gerade Methoden und Wirkungsweisen, um dem effektiv begegnen zu können. "Unwissenheit schafft Angst und Angst wiederum schafft Hass", erklärte der YouTuber und Journalist Drotschmann die Abfolge fehlenden Wissens.

bpb de Maizière YouTuber
Innenminister de Maizière trifft YouTuber in der Bundeszentrale für politische Bildung
Die Bundeszentrale für politische Bildung hatte einige bekannte Akteure der YouTube-Szene angesprochen und für Erklärfilme gewinnen können. Zwei davon waren zur heutigen Pressekonferenz eingeladen: Nemi El-Hassan von "Datteltäter" und "Mr.Wissen2Go" Mirko Drotschmann.

In kurzen Filmen, wie man sie auch aus "Wissen macht A" oder "pur+" kennt, erklären sie Begriffe und Grundlagen des Islams. Am Ende der Filme bitten sie um Feedback. Die Reaktionen zeigen, dass die Filme durchaus positive Wirkung bei Suchenden und Unentschlossenen zeigen. Sie wurden etwa 500.000 Mal angesehen und kontrovers diskutiert. Wer in seiner Meinung bereits festgelegt sei, diskutiere deutlich unsachlicher. Zu platte oder beleidigende Kommentare werden regelmäßig gelöscht.

bpb de Maizière YouTuber
Mirko Drotschmann (Mr.Wissen2Go) mit Thomas de Maizière in der Bundeszentrale für politische Bildung
Thomas de Maizière moderierte die Diskussionsrunde und fragte nach dem Umgang mit persönlichen Angriffen. Damit habe man sich abgefunden, wobei die Attacken inzwischen bis hin zum Vorschlag, sich endlich selbst umzubringen, gehen. Der Ton sei in den letzten zwölf Monaten deutlich "robuster" geworden. Der Innenminister wollte das nicht komplett der Flüchtlingsthematik zuschreiben, hält es jedoch für einen Trendverstärker.

Generell seien im Internet zunehmend selbstbestätigende Kreise zu finden, die sich durch Nutzer mit anderer Meinung gestört fühlen. Das widerspreche dem ursprünglichen Sinn des Internets und erstaune somit die Wissenschaft, die eine diametrale Entwicklung prognostiziert hatte. Laut Mirko Drotschmann haben sich inzwischen vierzig YouTuber zu "YouTuber gegen Hass" zusammengeschlossen. Thomas de Maizière gab zu bedenken, dass Prävention nicht bei der Polizei beginne, sondern bei Elternhäusern, Freunden, Vereinen und Schulen. Es müsse wieder authentische Vorbilder geben und eine fundierte theologische Aufklärung. Ein beachtenswerter Indikator seien die Gespräche am Küchentisch.

bpb de Maizière YouTuber
YouTuber Nemi El-Hassan (Datteltäter) und Mirko Drotschmann (Mr.Wissen2Go) mit Innenminister de Maizière
bpb-Präsident Thomas Krüger fasste es so zusammen, dass politische Bildung ein Schlüssel ist. Es bedürfe jedoch eines Schlüsselbundes aus gesamtgesellschaftlichen Maßnahmen.

Videos:
Innenminister de Maizière mit YouTubern Nemi El-Hassan und Mirko Drotschmann
Innenminister de Maizière zu Gesetzesvorhaben bezüglich sicherer Herkunftsländer

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Angela Merkel empfängt Angehörige von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz

Der Text in der Einladung lautete: "Bundeskanzlerin Merkel empfängt Angehörige von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sowie von Polizistinnen und Polizisten im Auslandseinsatz".

Angela Merkel Angehörige Soldaten Polizisten Auslandseinsatz
Angela Merkel empfängt Angehörige von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz im Bundeskanzleramt
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Etwa 80% der heute anwesenden Pressevertreter hatten Sterne, Uniformen und blank geputzte Schuhe erwartet. Stattdessen konnte der aufmerksame Journalist bereits am Eingang des Kanzleramtes über die ungewohnte Präsenz junger Mütter stutzig werden. Kinderwagen wurden im Foyer an Alexander Dobrindt und Manuela Schwesig vorbeigeschoben.

Angela Merkel Angehörige Soldaten Polizisten Auslandseinsatz
Angela Merkel mit Kindern von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz
Es ging also nicht um die Angehörigen der Bundeswehr oder Polizei selbst, sondern um die Angehörigen der Angehörigen von Bundeswehr und Polizei im Auslandseinsatz. Wobei damit auch wiederum nicht die Angehörigen im Auslandseinsatz gemeint waren, sondern die Angehörigen der Angehörigen von Bundeswehr und Polizei, die sich zur Zeit im Auslandseinsatz befinden.

Angela Merkel Angehörige Soldaten Polizisten Auslandseinsatz
Angela Merkel mit Kindern von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz
Die Angehörigen jedenfalls mit ihren Kindern sahen sich zunächst das Bundeskanzleramt an. Ein äußerst interessanter Bau, der von den Berlinern liebevoll als "Waschmaschine" bezeichnet wird und im Inneren so manch eine spannende Sichtachse freigibt. Ganz oben befindet sich die Skylobby. Von dort aus führen zwei runde Treppen auf eine runde Zwischenebene. Von der runden Zwischenebene aus führen zwei weitere runde Treppen zur nächst tieferen Etage. Die Optik erinnert an die Zentrifugalwirkung des Wassers im Schleudergang eines Waschvollautomaten.

Bundeskanzleramt Skylobby
Bundeskanzleramt - Skylobby mit Blick auf den Bundestag
Die Zwischenetage wurde heute von der Kanzlerin für eine kurze Ansprache genutzt, während sich die Angehörigen der Angehörigen wie in einem Amphitheater auf der einen runden Treppe platziert hatten. Auch Innenminister Thomas de Maizière, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, Polizeihauptkommissarin Diana Rempis und das Angehörigenkind Lennox waren dabei.

Es herrschte eine familiäre Stimmung.

Angela Merkel avisierte für den Nachmittag eine Konferenzschaltung zu den verschiedenen Einsatzorten der Angehörigen. Die Bundeswehr engagiert sich inzwischen in vielen Teilen der Welt:

Resolute Support in Afghanistan
KFOR im Kosovo
Ausbildungsunterstützung im Irak
EUNAVFROD MED "Sophia" im Mittelmeer
ATALANTA am Horn von Afrika
EUTM in Mali
UNAMID in Darfur
MINURSO in der Westsahara
UNMIL in Liberia

Polizisten seien zwar nicht so zahlreich, aber dafür mit besonderen Kompetenzen auf dem Erdball unterwegs:

EUMM in Georgien
UNMISS im Südsudan
German Police Protection Team in Afghanistan
Generalkonsulat Masar-e Sharif in Afghanistan

Die obige Aufstellung zeigt, dass es bei den Einsätzen neben militärischen Zwecken auch um Schulung zur Selbsthilfe und humanitäre Einsätze geht.

Die Bundeskanzlerin dankte den Angehörigen, dass sie ihren Angehörigen im Ausland hier vor Ort so gut den Rücken frei halten.

Angela Merkel Soldaten Polizisten Auslandseinsatz
Angela Merkel empfängt Angehörige von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz
Neu war in ihrer Rede auch der Trend zur Präventivbehandlung des Flüchtlingsthemas vor Ort.

So könne es nicht sein, dass Deutschland in Afghanistan für Schutz sorge und dennoch ein Exodus der dortigen Bevölkerung nach Europa stattfinde. Das Ausmaß der Inlandsflucht in Syrien und Irak ist gigantisch. Zählt man die sieben Millionen Syrer und die dreieinhalb Millionen Iraker zusammen, kommt man bereits auf eine achtstellige Anzahl sich allein regional bewegender Flüchtlinge.

Video:
Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel vor Angehörigen von Angehörigen der Bundeswehr und der Polizei

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 5. November 2014

#cnight des @c_netz mit Angela Merkel und weiteren Netzwerkern

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist im Umfeld der Bundesregierung die ungeschlagene Queen der sozialen Netzwerke. Beim Schreiben von SMS ist sie schneller als Peter Altmaier beim Twittern. Sie hat mehr Follower als einige Bundesminister zusammen. Hier nicht den multimedialen Anschluss zu verpassen, stellt eine gewisse Herausforderung dar.

In ihrer Begrüßungsrede zur heutigen #cnight im Konrad-Adenauer-Haus ging die Kanzlerin unter anderem darauf ein, dass Europa in der realen Gefahr stehe, den technologischen Anschluss zu verlieren. Das betreffe insbesondere die Hardware. Deshalb kam es wohl nicht von ungefähr, dass in der anschließenden Diskussionsrunde auch Miele-Geschäftsführer Dr. Eduard Sailer dabei war.

#cnight @c_netz Angela Merkel Zalando Oliver Samwer Miele Eduard Sailer
Oliver Samwer, Angela Merkel, Cherno Jobatey und Eduard Sailer beim entspannten Talk auf der #cnight
Mit dem durch Waschmaschinen und Staubsauger bekannten Unternehmen Miele, welches auf der #cnight als "150-jähriges Startup" bezeichnet wurde, war eine innovative Firma vertreten, die nicht "auf Exit" ausgerichtet ist. Aufbauen, verkaufen, aufbauen, verkaufen ist ja eine Tendenz, die mit der aktuellen Startup-Szene verbunden wird.

Bei diesem "Spiel auf Exit" werden zukunftsweisende Ideen kreativer Köpfe aufgegriffen, Venture Capital dazugepumpt und dann im passenden Moment das Unternehmen verkauft. Diese Kultur hat nichts mit Nachhaltigkeit und traditioneller Wirtschaft zu tun, sondern ähnelt eher dem aus der Vermögensbildung bekannten Gebaren. Das könnte auch der Grund sein, dass viele Startups bereits im ersten oder zweiten Jahr einen schmerzhaften Exit erleben, wenn nicht schnell genug monetäre Ergebnisse erzielt werden.

Oliver Samwer als Zalando-Gründer und Chef von Rocket Internet vertrat die Exit-Szene, was sich in seinem bisherigen Leben als durchaus lukrativ erwiesen hatte.

#cnight @c_netz Angela Merkel Zalando Oliver Samwer Miele Eduard Sailer
Angela Merkel und Cherno Jobatey konnten die Gäste der #cnight mitreißen
Zwischen Rocket und Miele stand Cherno Jobatey und moderierte die diametralen Unternehmensphilosophien.

Die auf den mitlaufenden Twitter-Screens immer wieder liebevoll als "Mutti" bezeichnete Angela Merkel war ebenfalls mit Eifer bei der Sache. Bei den neuen Energie sparenden Miele-Staubsaugern mit Heizfunktion merkte man, dass sie trotz Ihres zeitintensiven Arbeitsalltages immer noch einen Bezug zu häuslichen Aufgabenstellungen hatte.

Die Frage, ob sie denn noch fernsehe, wusste sie zunächst nicht so recht einzuordnen, antwortete dann aber in ihrer bekannt schlagfertigen Art, dass sie dieses "zeitversetzt" tue.

Oliver Samwer erzählte, dass er ohne Kapital aus den USA niemals so weit gekommen wäre. Es fehle in Deutschland nicht nur an Software-Entwicklern sondern auch an Venture Capital. Es gebe zwar einen positiven Trend, allerdings sei dieser noch weit von den Möglichkeiten amerikanischer Risikobereitschaft entfernt. Die Regierung solle noch mehr Fördergelder zur Verfügung stellen. Aus einem Euro Fördergeld sollten dann vier oder fünf Euro Umsatz werden.

"Hauptsache, ich muss dann nicht auch noch die vier bis fünf Euro ranschaffen", kommentierte die Kanzlerin diesen nicht ganz renditesicheren Wunsch. Als Angela Merkel sagte, dass sie regelmäßig verfolge, wie Zalando dasteht, war ein breites bewunderndes Grinsen auf den Gesichtern vieler weiblicher Teilnehmer dieser #cnight zu sehen. Dennoch blieb ein Akzeptanzverhältnis von 3:1 gegenüber einem schnelllebigen Startup-Exit-Konzept auf dem Podium erkennbar.

#cnight @c_netz Angela Merkel Zalando Oliver Samwer Miele Eduard Sailer
Kritischer Blick der Kanzlerin auf das Exit-Spiel der Startup-Branche
Ganz forsch ging es dann mit Innenminister Thomas de Maizière weiter. Bereits durch einen gewünschten Zwischenruf räumte er mit dem Mythos des Fachkräftemangels auf. Das Problem sei gelöst und die Bedingungen für ausländische Fachkräfte deutlich verbessert. In aller Deutlichkeit transportierte er die Botschaft, dass das Internet kein rechtsfreier oder rein virtueller Raum sei und dass die Identität eines Menschen eindeutig wäre, auch wenn er mehrere Accounts und Passwörter nutze.

Wenn Strafverfolgungsbehörden öffentliche Social-Media-Diskussionen mitlesen und sich gelegentlich einmischen, sei das kein Eingriff in die Freiheit des Internets, sondern entspreche der Präsenz eines Streifenwagens in der "realen Welt".

Der Innenminister wiederholte vor dem Publikum noch einmal die wichtigsten Punkte der Digitalen Agenda. Thematisch unterstützt wurde er von weiteren Bundesministern wie Peter Altmaier und Alexander Dobrindt.

Am Rande der #cnight präsentierten sich auch wieder einige Größen der Branche. Google, Samsung, Telekom oder Facebook verteilten Notizbücher, Kugelschreiber und weiterführende Informationen.

Hätten wir nicht die Begegnung mit dem ehemaligen Kanzleramtsminister Rudolf Seiters geplant gehabt, wären wir wohl noch zum Get-together geblieben.

Autor: Matthias Baumann