Als ich der Einladung von
Riller & Schnauck zu einem britischen Abend mit Jaguar und Land Rover folgte, war mir das Konzept des Events noch nicht ganz klar. Ich parkte meinen Wagen neben einem Bauzaun an der Mediaspree - gegenüber der East Side Gallery. Es war kein gewöhnlicher Bretter-Bauzaun, sondern ein Sichtschutz mit Stil: Das eingekreiste
Z wie Ziegert Immobilien war auf sämtliche der grünen Platten gedruckt worden. Daneben ein Hochhaus - Upside Berlin.
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Jaguar I-PACE * am Showroom von Ziegert Immobilien an der Upside Berlin |
Hinter dem Sichtschutz ragten Kräne und die unteren Etagen des Hochhauses hervor. Alles noch Rohbau, so ähnlich wie in
Schnöggersburg. Wer hier einmal einziehen wird, fällt auf der Ostseite direkt in die Mercedes-Benz-Arena und auf der Westseite direkt in den Ostbahnhof. Wer eine Wohnung mit Süd-Blick kauft, schaut auf die Mediaspree. Die Nordseite eröffnet einen weiten Blick auf die S-Bahn, die METRO und das wenige Kilometer entfernte Frankfurter Tor.
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Showroom von Ziegert Immobilien in den S-Bahnbögen an der Upside Berlin - Übersichtsplan und Duschen |
Wer die mentalen Grenzen von Spree, East-Side-Mauer und S-Bahn scheut, kann ja
kaufen und an Young Professionals aus der Start-up-Szene
vermieten. Da echte Young Professionals ohnehin den ganzen Tag mit ihrem Smartphone beschäftigt sind, wird ihnen auch die edle Innenausstattung gar nicht auffallen. Diese wird im benachbarten Showroom präsentiert. Einige der S-Bahnbögen wurden in eine Info-Location für
Upside Berlin umgebaut. Bars, Tische, gemütliche Sitzgelegenheiten und eine kleine Freifläche laden dort zum entspannten Get Together ein. Der Zugang erfolgt durch eine grüne Pforte im Sichtschutz mit dem eingekreisten Z. Z wie Ziegert.
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Jaguar F-PACE am Showroom von Ziegert Immobilien an der Upside Berlin |
Apropos Appetizer: Vor dem Showroom waren einige neue Fahrzeuge aus der Jaguar- und Land-Rover-Palette aufgereiht. Da ich sehr früh vor Ort und im Showroom noch nichts los war, setzte ich mich mit einem der Mitarbeiter von Riller & Schnauck in den neben uns stehenden Jaguar F-PACE. Die weiße Kontrastnaht am schwarzen Leder weckte sofort Emotionen. Reinsetzen, elektronisch den Sitz einstellen, den Start-Stopp-Knopf finden und die Probefahrt konnte beginnen.
Die Gegend um die Mediaspree eignet sich nicht wirklich für eine Probefahrt. Ampeln über Ampel, kleine Straßen mit Tempo-30-Begrenzung und wieder Ampeln über Ampeln. Die
wahre Probefahrt beginnt bei Riller & Schnauck in Teltow, wo es schnell auf die Piste geht und auch mal die Endgeschwindigkeit und das Überholprestige getestet werden können.
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Jaguar I-PACE * vor dem Showroom von Ziegert Immobilien an der Upside Berlin |
So begnügte ich mich mit dem Test des Anfahrverhaltens und der Kurventauglichkeit. Beim schnellen Abbiegen hatte ich den Eindruck, dass der Wagen leicht einknickt. Dennoch ist der Wendekreis mit 12 Metern recht klein. Der Wagen war sehr leicht zu bedienen. Alle Elemente von der Spiegeleinstellung bis zum Abschalten der Start-Stopp-Automatik waren dort, wo man sie erwartete.
"Sie fahren auf Ihre Verantwortung", sagte der Jaguar-Mitarbeiter neben mir und wurde dann wieder in den Sitz gedrückt. Der Sportmodus war tatsächlich stadttauglich. Ampelstart mit Pole Position. Der ECO-Modus fühlte sich so an wie bei BMW: Gedenksekunde und dann los. Da das Auto lernt, kann die Gedenksekunde auch abtrainiert werden.
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Jaguar I-PACE EV 400 wartet auf die Probefahrt, Verbrauchsangaben zum Jaguar I-PACE EV400 AWD: Stromverbrauch (kombiniert) 24,2-21,2 kWh/100km; CO2-Emissionen (kombiniert) 0 g/km; Energieeffizientklasse A+ |
Nach einer Viertelstunde kamen wir wieder beim Showroom an. Einen Großteil der Zeit hatten wir an Ampeln, in Baustellen und in Nebenstraßen verbracht. Vor dem Eingang standen nun schon etwas mehr Gäste. Einige schlichen um den Jaguar I-PACE herum. Der I-PACE ist ein vollelektrischer Mix aus Limousine und SUV. In Natura hatte ich ihn bisher noch nicht gesehen, so dass ich immer von einem hohen F-PACE-ähnlichen Fahrzeug ausgegangen war, nur eben als Elektroversion.
Nochmal: Der I-PACE ist
kein Hybrid, sondern ein
echtes Elektroauto mit E hinter der Zahl im Nummernschild. Durch den Wegfall der üblichen Mechanik eines normalen Autos bietet der I-PACE im Innenraum viel Platz zum Ablegen von Flaschen, Handys, Schmink-Utensilien, Parkscheiben, Warnwesten, Schirmen, Kaugummis und anderen Dingen, die man so im Auto dabei haben möchte. Ambientes Licht in verschiedenen Farben illuminiert den Fußraum und die Türbereiche.
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Vollelektrischer Jaguar I-PACE * mit moderatem Display in der Mittelkonsole - links unter den großen Knöpfen die Taster für die Gänge D-N-R-P und rechts die Taster für den Sport-Modus und die Abschaltung der Traktionskontrolle, viel Stauraum allein in der Mittelkonsole |
Im Gegensatz zum
Tesla verzichtet der I-PACE auf ein überdimensioniertes Tablet in der Mittelkonsole und begnügt sich mit einem auch aus anderen Fahrzeugen bekannten schmalen Touch-Screen. Wie beim F-PACE setzt man sich einfach rein und bedient den Wagen intuitiv. Nur der Drehschalter für die Gänge D-N-R-P-S wurde im I-PACE durch vier Tasten D-N-R-P ersetzt. Den Sportgang legt man über eine Taste mit karierter Fahne ein.
Start-Stopp und der I-PACE war fahrbereit. Das war nicht zu hören, aber das Display hinter dem Lenkrad zeigte Null km/h an. Da Elektroautos eine sagenhafte Beschleunigung haben, löste ich den Fuß behutsam von der Bremse und gab sehr wenig Gas - pardon Elektro - oder Strom? Wir rollten los. Auf dem Beifahrersitz saß der Marketingchef von Riller & Schnauck. Ich nahm den Fuß vom Beschleunigungspedal - ein Gaspedal gibt es beim Elektroauto ja nicht - und der Wagen bremste allein durch die fehlende Elektrizität.
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22-Zoll-Felgen auf dem Jaguar I-PACE * mit Carbon-Elementen und Niederquerschnittsreifen - Die Bremsscheibe ist wohl so klein, weil das Fahrzeug schon durch Wegnahme des Stroms massiv abbremst. |
Erste Ampel, Warten, Anfahren, Beschleunigen. Erwartungsgemäß raste das Fahrzeug los. Das Display zeigte 70. Das machte Spaß. "Der hat auch einen Sportgang", teilte mein Begleiter mit. Er drückte den Knopf mit der karierten Fahne. Vorsichtig fuhr ich um die Kurve und trat dann ordentlich das Beschleunigungspedal herunter. Ein sagenhafter Sound entfaltete sich im Innenraum: aggressiv, wie man ihn nur von kernigen Verbrennungsmotoren kennt. War das ein Soundgenerator? Wir einigten uns auf Abrollgeräusch, aber beeindruckend war es trotzdem.
Wir schalteten wieder den Langweilermodus ein und ich gab erneut Strom in den Antrieb. Diesmal leuchtete das Display knallrot. Das war wohl doch zu forsch gewesen. Der I-PACE punktete noch mit zwei weiteren Details: der stilechten Jaguar-Beleuchtung des Ausstiegsbereiches und den 22-Zoll-Felgen. Größer lassen sich die Felgen beim I-PACE nicht konfigurieren. Sie bestehen teilweise aus Carbon und sind damit beonders leicht und robust.
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Jaguar I-PACE * und die Beleuchtung des Ausstiegsbereiches |
Der I-PACE kommt nach Aussage der Verkäufer in etwa an die Reichweite eines Tesla heran. Realistisch seien das so um die 400 Kilometer. Wer ein Haus mit Ladestation hat, ist für den Stadtgebrauch fein raus. In der City gibt es zwar öffentliche Ladestationen, aber die sind oft gerade in Benutzung oder mit Benzinern zugeparkt. Eine weitere Herausforderung stellen Langstrecken dar. Die Route muss anhand der Ladestationen geplant und längere Aufenthalte für die Nachladung einkalkuliert werden. Mal eben fünf Minuten Kaffee trinken geht da nicht. Von daher ist das induktive Ampelstopp-Ladekonzept, an dem Bombardier seit einiger Zeit forscht, recht interessant.
Wer den I-PACE kaufen möchte, legt etwa 80.000 Euro auf den Tresen des Händlers. Leasing ist bei Elektroautos deutlich cleverer. Das beginnt für den I-PACE bei knapp 700 Euro monatlich. Der zuerst gefahrene F-PACE ist mit seinem Kaufpreis ab 45.000 Euro wesentlich günstiger. Auch die Leasingraten sind entsprechend niedriger. Bei diesen sollte jedoch auf eventuelle Sonderzahlungen geachtet werden, die aus optisch schönen 229 Euro eine realistische Zahl von 478 Euro pro Monat machen. Immer noch günstig, aber eben nicht vollelektrisch. Die Gesamtkosten von I-PACE und F-PACE könnten sich eventuell sogar durch die Versicherungsbeiträge wieder angleichen. SUVs mit Verbrennungsmotoren sind bei Fahrzeugdieben hoch im Kurs. Elektroautos hingegen sind in den bekannten Zielländern oft nicht nutzbar.
Die zwei Probefahrten waren ein guter Ausklang für den Arbeitstag. Im Showroom hatten sich inzwischen viele Gäste eingefunden. Bei britischen Häppchen und Cocktails ergaben sich einige gute Gespräche über Autos und Immobilien. Die Zielgruppe beider Produkte war anwesend.
Autor: Matthias Baumann
*) Verbrauchsangaben zum Jaguar I-PACE EV400 AWD: Stromverbrauch
(kombiniert) 24,2-21,2 kWh/100km; CO2-Emissionen (kombiniert) 0 g/km;
Energieeffizientklasse A+