Bei eisiger Kälte wurde heute das israelische Raketenabwehrsystem
Arrow 3 in Betrieb genommen.
Die offizielle Bezeichnung dieses Vorgangs lautete „Erklärung
der Anfangsbefähigung“. Das heißt: Ein Teil des deutschen Luftraumes wird nun
durch das System geschützt. Der Ausbau des Systems wird nun konsequent
fortgesetzt, so dass bald ganz Deutschland unter der bewährten Schutzglocke
liegen wird. Anhand der ersten Reaktionen auf diese Maßnahme ist davon
auszugehen, dass der potenzielle Angreifer nicht besonders froh darüber ist und
uns lieber schutzlos seinen Drohungen ausgeliefert sieht.
Der Vertrag wurde wenige Tage vor dem palästinensischen
Angriff auf das NOVA-Festival und die Kibbuzim an der Grenze zu Gaza
unterzeichnet. Damals ahnte noch niemand, war am 7. Oktober 2023 geschehen
werde. Die israelische Begleitpresse hatte damals nur Interesse an der umstrittenen
Justizreform, so dass Boris Pistorius am Ende der Pressekonferenz meinte, dass
er diesmal gar nichts zu tun gehabt hätte.
Nach dem 7. Oktober 2023 musste das System Arrow in Israel
zeigen, was es kann und überzeugte davon, dass die deutsche Kaufentscheidung
richtig war. Das System besteht auch verschiedenen Komponenten inklusive einem Radar,
welches unter einer Art riesigem Fußball versteckt ist. Neben den
Einzelkomponenten, ist wohl auch das Radar verlegbar.
Heute Abend wurde die ehemalige Wehrbeauftragte des
Bundestages, Dr. Eva Högl, im Bendlerblock mit einer Serenade verabschiedet.
Dr. Eva Högl (SPD)
füllte dieses Amt von Mai 2020 bis Mai 2025 aus. Dann wurde sie durch Henning
Otte (CDU) abgelöst. Wie sie in Ihrer Abschiedsrede durchblicken ließ, war das
eine der intensivsten Zeiten ihres Lebens. Eine Zeit, auf die sie dankbar
zurückblickt und in der sie schnell eine merkliche Begeisterung für die Truppe
entwickelt hat.
Nach anfänglicher
Skepsis, kamen schon 2020 Rückmeldungen von befragten Kommandeuren, dass Eva
Högl einen guten Draht zur Truppe aufbaue. Sie hatte sich so schnell
eingearbeitet, dass sie bei der Vorstellung ihres ersten Berichtes im Frühjahr 2021
kompetent und ohne Unterstützung des anwesenden Personals auf Fragen zu sehr
unterschiedlichen Themen antworten konnte.
Sie war immer voll
bei der Sache und zu 100 Prozent Wehrbeauftragte. Boris Pistorius war erstaunt
über ihr Reisepensum und darüber, dass sie in den fünf Amtsjahren tatsächlich
alle Einheiten mindestens einmal besucht hatte. Militärbischof Dr. Felmberg
bezeichnete sie in seiner Abschiedsandacht als „fröhliche Intensivarbeiterin“.
Wichtig war auch die Aussage in der Laudation von Boris Pistorius, dass Eva
Högl „stets das Parteipolitische vom Amt getrennt“ habe. Eine ähnliche
Priorisierung hat auch der Minister.
Neben der
fachlichen Kompetenz punktet Eva Högl mit einem gigantischen Gedächtnis für
Namen und Sachverhalte. Sie ist eine Kontaktmaschine, die immer einen
Anknüpfungspunkt findet, um ihrem Gegenüber Beachtung und Wertschätzung
auszudrücken: Den Hauptfeldwebel auf dem Flughafen sprach sie auf seinen
norddeutschen Dialekt an und war sofort im Gespräch. Die Ordner auf dem
Gedenkfriedhof grüßte sie zu früher Stunde freundlich und über alle Dienstgrade
hinweg hatte sie ein offenes Ohr. Es wird ihr sogar nachgesagt, dass sie jede
der knapp 4.000 Vorgänge pro Jahr selbst gelesen habe.
Zur Serenade und
dem vorausgehenden Empfang hatte sie nicht nur Generale und Admirale
eingeladen, sondern auch einige ihrer 60 Mitarbeiter und Soldaten ohne Laub auf
der Schulter. Ihre Mitarbeiter berichten, dass sie von ihrer Chefin zu
Weihnachten immer ein kleines, individuell verpacktes Geschenk bekommen haben.
Einige Zeit war
offen, was Frau Högl anschließend machen werde. Das wurde sehr deutlich in der
Andacht, die unter dem Bibelzitat „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ (Psalm
31,9) stand. Nun steht fest, dass sie nach Bremen umziehen und dort zur neuen
Innensenatorin ernannt werde. Sicherheitspolitische Expertise bringt sie reichlich
mit.
Heute Mittag wurde in Blumberg nordöstlich von Berlin die erste
Drohnenabwehreinheit der Bundespolizei aufgestellt. Innenminister Dobrindt und
etwa 50 Medienvertreter waren zu diesem Anlass erschienen.
Immer wieder wird das Problem des Zuständigkeitsgerangels zwischen
Landespolizei, Bundespolizei, Bundeswehr und weiteren festgestellt, welches
auch bei diesem Anlass nicht wirklich aufgelöst werden konnte. So scheint trotz
dieser Einheit jeder Drohnenkämpfer sein eigenes Abwehrsüppchen zu kochen. Die
Bundespolizei präsentierte jedenfalls neben den bekannten Jammern auch eine Art
Handfeuerwaffe, die Drohnen mit einem Netz einfangen kann. Das klappte in der
Vorführung ganz gut. Laut Innenminister werde man die Möglichkeiten weiter
ausbauen und demnächst auch kinetisch auf Drohnen einwirken - also abschießen.
Letzteres ist insofern suboptimal, weil Drohnen und Munition dann
unkontrolliert herunterfallen und entsprechend große Schäden verursachen
können. Man müsse von Fall zu Fall abwägen, welche Maßnahme sinnvoll sei.
Heute fanden im Bundeskanzleramt die 17. Deutsch-Polnischen
Regierungskonsultationen statt. Dazu war eine große polnische Delegation
angereist. Ministerpräsident Donald Tusk wurde mit militärischen Ehren begrüßt.
Wie üblich, ging es auch diesmal wieder um Reparationen, die
Bundeskanzler Merz ablehnte. Stattdessen wurden vor versammelter Presse historische
Gegenstände und Urkunden an Polen zurückgegeben. Polnische Kommentatoren werten
die wiederholten Vorstöße in Richtung Reparationen als Mittel, um die
Beziehungen zwischen Deutschland und Polen fragil zu halten. Das kann nicht im
Sinne der europäischen Sicherheitsarchitektur sein. Polen bereitet sich aktiv
auf die Landesverteidigung vor. Das Land hat aus den Fehlern der Vergangenheit
gelernt.
Die in Deutschland akkreditierten Militärattachés werden
durch das Referat Streitkräfte IV 4 (SK IV 4) des BMVg, ehemals MEO I 4 und SE
I 4, bestens betreut. Neben Empfängen, Konferenzen und sportlichen Veranstaltungen
mit Feldanzug im Grünen organisiert das Referat mehrtägige Reisen zu den
Teilstreitkräften der Bundeswehr. So gab es auch in diesem Jahr Reisen zum
Heer, zum Unterstützungskommando, zur Luftwaffe, zum Cyber-Informationsraum und
abschließend auch zur Marine.
Die Reise zur Marine war besonders gut besucht, weil das
Programm einige spannende Punkte enthielt. Beginnen sollte es beim
Seebataillon, einer schlagkräftigen Marineinfanterie-Einheit. Danach stand ein
Tagesausflug auf dem Tender „Werra“ mit verschiedenen Fähigkeitsdarstellungen auf
dem Programm und am letzten Tag sollte
es zum 1. U-Bootgeschwader in Eckernförde gehen. Einige Attachés hatten ihre
Ehepartner dabei. Diese spielen eine wichtige Rolle bei der Netzwerkbildung.
Beim Seebataillon gab es den üblichen Theorieteil und ein
Essen in der Truppenküche. Danach ging es in die Ausstellung des Bataillons, wo
sämtliche Exponate angefasst und ausprobiert werden konnten. Es wurde
gefachsimpelt und bei manch einem Oberst erwachte das Kind im Manne. Am Abend
ging es zur inhaltlichen Abwechslung in den schleswig-holsteinischen Landtag.
Die Attachés konnten dort mit Landtagsabgeordneten verschiedener Parteien
diskutieren und üben, wie Flensburger Pils mit einem hörbaren „Plopp“ geöffnet
wird.
Der zweite Tag war für einen Ausflug mit dem Tender „Werra“
reserviert. Ein Tender fasst bis zu 125 Personen und 25 Container. Er kann bis
zu 150 Tonnen Munition transportieren und schützt sich mit mehreren Bordkanonen
und Maschinengewehren. Der Tender ist ein Boot und kein Schiff. Der Unterschied
zwischen Boot und Schiff liegt in der Kommandostruktur. Das Schiff hat neben
dem Kapitän noch einen Ersten Offizier. Das Boot hat diesen nicht. Deshalb ist
die „Gorch Fock“ ein Schiff und der Tender „Werra“ ein Boot.
Während des langen
Ausfluges in die Kieler Bucht gab es Vorführungen, die einige Heeres- und
Luftwaffenattachés so noch nie gesehen hatten: Der Austausch von Post zwischen
zwei Schiffen – ähm Booten, das Boarding vom Hubschrauber aus, die Rettung
eines über Bord gegangenen Kameraden, die Brandbekämpfung, den Gruß nach Laboe
oder das Show of Force (Machtdemonstration) durch den tiefen Überflug zweier
Eurofighter.
Den letzten Tag
verbrachten die Reisenden beim 1. U-Bootgeschwader in Eckernförde. Besonderes
Highlight war das Ausbildungszentrum mit vielen Exponaten aus dem U-Bootalltag
und modernen Simulatoren zur Ausbildung der Besatzungen.
Auch im nächsten Jahr
wird es wohl wieder Reisen zu den Teilstreitkräften geben – zu anderen
Standorten und mit anderen Teilnehmern, aber sicher auch so interessant.