Vorab: Heinrich der VIII. ist nicht zu verwechseln mit Heinrich IV. - Heinrich IV. war Franzose und lebte von 1553 bis 1610 und fungiert bis heute als Trendsetter für Männer, die sich mit ihrer Bart-Mode um Jahrzehnte älter machen möchten. Der Bartschnitt nennt sich nach dem König "Henriquatre" - zu Deutsch "Ongrikattre".
Heinrich der VIII. war Engländer und lebte von 1491 bis 1547. Er war es auch, der zwar ein leidenschaftlicher Liebhaber war, aber keinen Sohn als Thronfolger zustande brachte. Da ein König per Amt keine Fehler macht, musste das an den Frauen liegen. Zwei von sechs Frauen wurden deshalb hingerichtet. Die anderen waren zu adelig oder ungefährlich, so dass sie die Scheidungen unversehrt überlebten.
Um die Frauengeschichten den eigenen Vorstellungen anpassen zu können, löste sich Heinrich VIII. vom katholischen Rom und machte seine eigene Kirche auf. Strukturell blieb Vieles beim Alten, nur dass der König statt des Papstes das Oberhaupt darstellte.
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Zugang zum Weinkeller Heinrich VIII. im Keller des Ministry of Defense (MoD) in London |
Heinrich VIII. liebte aber nicht nur Frauen, sondern auch den Wein. So war er zwar kein Trendsetter bei der Bart-Mode, dafür aber für einen Lebensstil mit "Wein, Weib und Gesang". Ein wichtiger Zeitgenosse des Königs war Kardinal Thomas Wolsey. Durch die Umstrukturierung der Kirche in England kam dieser zu erheblicher Macht.
Thomas Wolsey ließ in seinem Anwesen an der Themse einen Weinkeller bauen. Dieser war in den Palast integriert und hatte einen direkten Zugang zum Fluss. Dadurch konnten die Weinfässer auf dem Wasser geliefert und sofort in den Keller gerollt werden. Neun Fässer sollten für ein zünftiges Trinkgelage ausreichend gewesen sein. In den Keller passen bequem 45 Personen, also ein Fass für fünf Personen. Bei einer Stehparty würden wohl auch 90 Personen in den Raum gehen, aber das wird dann schon sehr eng und ein Fass müsste zu zehnt geteilt werden.
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Der Weinkeller Heinrich VIII. im Ministry of Defense (MoD) in London bietet Platz für bis zu 90 Personen und wird gerne für offizielle Anlässe mit Bewirtung genutzt. |
Ein zweiter Zugang führte in den damaligen Palast. 1698 stand London in Flammen. Diese haben auch auf den Wänden des Weinkellers ihre Spuren hinterlassen. Das darüber liegende Haus brannte komplett ab. Anschließend wurde das Cromwell House über den Weinkeller gebaut. Im späten 19. Jahrhundert übernahm die Regierung das Cromwell House und nutzte den Weinkeller als Kantine.
Irgendwann kamen Pläne für ein neues Gebäude an diesem Standort auf. Die Pläne harmonierten allerdings nicht mit dem Weinkeller. Der Keller störte die Positionierung des neuen Fundamentes. 1949 wurde deshalb eine bemerkenswerte Ingenieursleistung vollbracht. Innerhalb von nur drei Monaten wurde der komplette Weinkeller 18 Fuß und 9 Zoll nach unten versetzt und 10 Fuß nach Westen. Das entspricht einer Tieferlegung von knapp 5,5 Metern und einer Westwärts-Bewegung von etwa 3 Metern.
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Der Weinkeller Heinrich VIII. ist im Fundament des Ministry of Defense (MoD) in London eingebettet. Die Außenseite ist freigelegt und mit diversen Infotafeln ausgestattet. Dem Gast kann also weder innen noch außen langweilig werden. |
Danach konnte der Weinkeller zu einer Perle gemacht werden. Eine Perle, die in den Tiefen eines riesigen Gebäudekomplexes schlummert - dem Ministry of Defense (MoD). Gitter-Tore, massive Metall-Tore, ein Fotoshooting und eine dick verglaste Zugangsschleuse trennen den London-Touristen von der Vorhalle des Ministeriums. Es gibt Menschen, die diese Hürden überwinden und in der Vorhalle sitzen, angeregt diskutieren und ihre Sandwiches verspeisen.
Nach dem Passieren unzähliger Türen, Gänge und Treppen gelangt der Besucher schließlich in die Tiefen des Hauses. Schwarz getünchte Wände, Tafeln mit Bildern und Texten und in der Mitte - der Schatz, die Perle des MoD, der Weinkeller Heinrich VIII.
Autor: Matthias Baumann