Das gemeinsame Gefechtsschießen in Jägerbrück bei Torgelow hat Tradition. Schon zum vierten Mal treffen sich Panzerbrigaden um die Weihnachtszeit und üben den scharfen Schuss. Platz dafür gibt es auf dem Übungsplatz nahe der Oder genug. Das Gelände mit seinen 10.000 Hektar ist so groß, dass selbst die lauten Geschosse des Leopard 2
draußen kaum gehört werden.
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Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" |
Die Panzergrenadierbrigade 41 "Vorpommern" unterhält seit 2016 eine Patenschaft nach Polen. Heute stand die Übergabe der Patenschaft von der 34. an die 10. Panzerkavalleriebrigade auf dem Plan. So wurden zunächst unzählige Gegenstände und Urkunden ausgetauscht, Schultern geklopft oder Fäuste freundschaftlich aneinander geschlagen. Am Besten wirkte allerdings die Geste von Generalleutnant Johann Langenegger, dem stellvertretenden Inspekteur des Heeres. Er nahm das Klettsymbol des neuen "Griffin Sword 2018" (Greif Schwert) und pappte dieses mit einer kräftigen Armbewegung auf die Schulter seines polnischen Gegenübers.
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Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - Oberst Andreas Durst (links) übernimmt das Brigadewappen von Oberst Artur Pikon (rechts). |
Die Reden waren recht kurz, da sich die Anwesenden hauptsächlich wegen des Gefechtsschießens in den tiefen Schlamm Vorpommerns begeben hatten. Auch die Limousinen der Generalität mussten anschließend die nächste Waschanlage ansteuern. Es stand zwar diesmal nichts von wetterfester Kleidung im Presseprogramm, aber das versteht sich bei solchen Terminen von selbst.
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Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - Wiesel |
Dann wurden die beiden Nationalhymnen gespielt und die drei weihnachtlich dekorierten Panzer hinter dem Rednerpult fuhren davon. Wir sollten die Ohrstöpsel einsetzen. Kaum hatten wir das erledigt, kamen GTK Boxer angerollt und schossen unvermittelt los. So schnell konnten die Kameras gar nicht positioniert werden. Deutsche und polnische Bildreporter standen in einer Linie und verfolgten das Geschehen. Der Boxer wird vorrangig im Sanitätsdienst und zum Transport von Personen genutzt. Kämpfen soll er eigentlich nicht. Die Waffe ist für die Selbstverteidigung vorgesehen.
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Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - polnische Leopard 2 |
Nach den Boxern wurden Marder, Wiesel und Dachs vorgestellt. Die so possierlich klingenden Tierchen hatten sich zwar optisch der Umgebung angepasst, waren aber im Inneren aus Stahl. Der kleine Wiesel wird auch als
Waffenträger bezeichnet. Er ist kleiner als ein Mittelklassewagen, hat aber eine enorme Feuerkraft und ist sehr wendig. Er kann auch zur Unterstützung von Fallschirmjägern aus der Luft abgeworfen werden. Den Wiesel gibt es mit zwei unterschiedlichen Aufbauten: Der 1 MK hat eine 20mm-Maschinenkanone und der 1 TOW verfügt über ein Lenkflugkörpersystem sowie ein MG3.
Der Bergepanzer Büffel ähnelt dem Pionierpanzer Dachs, hat aber keinen Baggeraufsatz. Der Büffel wird zu Bergungsaufgaben inklusive Abschleppen eingesetzt.
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Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - scharfer Schuss und Nebelgranaten - im Vordergrund ein Marder |
Bei Marder und Leopard wurde es laut. Direkt vor uns feuerte der Schützenpanzer Marder, warf an der Seite unzählige leere Hülsen aus und verschwand in seinem eigenen Qualm. Optisch beeindruckend war der Schuss des Leoparden: Feuer, Qualm, Nichts ... Bumm. Der erste Bumm war so unerwartet und gewaltig, dass so manch eine Kamera verrissen wurde. Das war aber nur die Demonstration der Technik. Das eigentliche Gefecht folgte.
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Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - Leopard tarnt seine Rückzugsroute mit Nebel |
Es wurde die übliche Geländekarte gezeigt, die Lage geschildert und das eigene Vorgehen erklärt. Danach wurden die Geländekarten auf den Boden gelegt und mit Tarnnetzen abgedeckt. Im Hintergrund brummten bereits Marder über den Acker. Soldaten sprangen heraus und das Gefecht nahm seinen Lauf. Für den Betrachter war das teilweise sehr unübersichtlich. Es wurde scharf geschossen in Richtung der Freifläche. Sobald sich Leoparden oder andere Panzer unter dem Schutz der Nebelgranaten zurückzogen vermischte sich das Geräusch der Schüsse mit den Serienfotos der Kameras.
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Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - Wiesel 1 TOW mit Lenkflugkörpersystem TOW nimmt eine Weihnachtskugel ins Visier. |
Auch das polnische Musikkorps war im Dauereinsatz. Nach dem Gefechtsschießen ging es auf einen anderen schlammigen Platz. Dort war ein Art Weihnachtsmarkt mit Zelten und Infoständen aufgebaut. Es gab auch einen Weihnachtsbaum mit bunten Kugeln. Geschützt wurde dieser durch Wiesel, Boxer und anderes Getier. Im benachbarten Zelt konnten die Handfeuerwaffen der Bundeswehr und der polnischen Streitkräfte angeschaut werden. Dazu spielte das Musikkorps Weihnachtslieder.
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Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - Marder beim Gruppenfoto im "Static Display". |
Jingle Bells und das Dröhnen der eintreffenden Panzer vermischten sich. Diese parkten gegenüber in einer geordneten Formation ein: "Static Display" im Fachdeutsch. Bei so viel Action hatte kaum jemand an die Statements gedacht. Die beiden Generäle standen also fast alleine vor den Panzern und lobten die gute Zusammenarbeit, während der Rest der Presse das Lagerfeuer oder die Einpark-Szene filmte. Besonders romantisch waren die brennenden Baumstämme am Wegesrand zum Weihnachtsmarkt.
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Gefechtsschießen in Torgelow und deutsch-polnische Heereskooperation "Cross Attachment - Griffin Sword" - Idyllisch illuminierter Weg zum Weihnachtsmarkt |
Der Vollständigkeit halber muss noch erwähnt werden, dass eine
Kooperation keine
Integration ist. Die gegenseitige
Unterstellung von Truppen wie mit den Niederländern ist eine
Integration. Mit den Polen ist man
noch nicht soweit. Deshalb erst einmal
nur eine
Kooperation. Das heißt, dass jeder noch eigenständig agieren kann, aber eine enge Zusammenarbeit gelebt wird.
2014 wurde eine
Absichtserklärung unterzeichnet. Diese gab den Anstoß für eine Koordination der Zusammenarbeit. Der Zeitrahmen nennt sich
Initialisierungsphase. Die Initialisierung wurde Mitte 2016 erfolgreich beendet. Dann startete die
Übungs- und Ausbildungsphase mit einer konkreten
Kooperation. Diese Phase soll Ende 2020 abgeschlossen sein. Idealerweise entwickelt sich daraus eine
Integrationsphase und eine tatsächliche
Integration. Anschließend kommt die
Einsatzphase. Abhängig von den politischen Rahmenbedingungen könnte nach 2020 eine ähnliche Befehlsstruktur wie bei der Integration der Niederländer möglich werden.
Video:
Deutsch-Polnisches Gefechtsschießen in Torgelow
Autor: Matthias Baumann