Donnerstag, 20. Juli 2017

20. Juli: Gedenkstunde in Plötzensee und Gelöbnis im Bendlerblock

12 Pfennige für Porto, 1,50 Reichsmark pro Tag für die Haft und 300 Reichsmark für die Hinrichtung mussten die Angehörigen aufbringen. Im Hinrichtungsschuppen von Plötzensee wurde geköpft und gehängt. Die Scharfrichter bekamen ein Jahresgehalt von 3.500 Reichsmark und je Hinrichtung eine Prämie von 65 Reichsmark. Mit einer Hinrichtung pro Woche konnte das  Jahresgehalt verdoppelt werden. In den Jahren 1933 bis 1945 waren es fast 3.000 Menschen, die den Hinrichtungsschuppen mit seinen zwei kargen Räumen nicht lebend verließen.

Feierstunde Gedenkstätte Plötzensee 20. Juli 1944
Feierstunde in der Gedenkstätte Plötzensee anlässlich des 20. Juli

Der heutige 20. Juli ist die symbolische Gedenkmarke für alle Opfer der Nazi-Herrschaft. Er geht zurück auf den 20. Juli 1944, an dem Oberst i.G. von Stauffenberg eine Bombe zündete und vom sicheren Tod Hitlers ausging. Vieles war vorbereitet und lief zunächst nach Plan. Dann wurde die Nachricht verbreitet, dass Hitler noch lebe.

Damit kam der Umsturz ins Stocken. Generäle verweigerten sich dem Umsturz und noch am selben Abend wurden General Olbricht, Oberst i.G. von Stauffenberg, Oberst i.G. von Quirnheim und Oberstleutnant von Haeften wegen Hochverrats im Hof des Bendlerblocks erschossen. Generaloberst Beck sollte sich selbst töten. In den letzten Kriegsmonaten nach dem 20. Juli 1944 starben mehr Menschen als in den vorherigen fünf Jahren. Die Offiziere mit den Adelstiteln hatten das Lagebild wohl realistisch eingeschätzt.

Feierstunde Gedenkstätte Plötzensee 20. Juli 1944
Feierstunde in der Gedenkstätte Plötzensee anlässlich des 20. Juli
Heute waren neben Bundes- und Landespolitikern auch Angehörige der Opfer, Generäle und Offiziere der Bundeswehr sowie mehrere Botschafter erschienen. Der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung, Dr. Axel Smend, hielt eine glühende Rede gegen das Vergessen und für die Demokratie auf deutschem Boden. Beim Totengedenken und der Nationalhymne wurde auch Veteranen im Rollstuhl beim Aufstehen geholfen. Es war ihnen wichtig, sich für die Symbole des Gedenkens und der Demokratie zu erheben.

Beim Trommelwirbel wurden viele Kränze auf die vorbereiteten Gestelle gehängt und der jeweilige Repräsentant ordnete die Schleifen. Auch Ursula von der Leyen, die amtierende Chefin im Bendlerblock, war dabei. Anschließend gingen die Repräsentanten und interessierte Gäste in den Hinrichtungsschuppen.

Feierstunde Gedenkstätte Plötzensee 20. Juli 1944
Feierstunde in der Gedenkstätte Plötzensee anlässlich des 20. Juli
Die Sonne brannte auf die Schirme der geladenen Gäste. Die Musiker packten ihre Instrumente in den Bus. Botschafter warteten auf ihre Fahrer. Das Timing war perfekt für eine entspannte Fahrt zum Bendlerblock. Dort sollte das traditionelle Gelöbnis zum 20. Juli stattfinden.

Das Eintreffen der Ministerin in ihrem Hause war wohl das Startsignal zum Abriegeln sämtlicher Straßen um das Gelände an der Stauffenbergstraße. Das war deutlich bei der Parkplatzsuche zu erleben. Polizei und Feldjäger führten diesen Auftrag entspannt und sehr professionell aus. Für Besucher gab es spezielle Zugänge, wenn sie nicht ohnehin per Bus aus der Julius-Leber-Kaserne kamen.

Platzkonzert mit Oberstleutnant Kiauka und dem Stabsmusikkorps
Platzkonzert mit Oberstleutnant Kiauka und dem Stabsmusikkorps
Gegen 18:00 Uhr begann das Vorprogramm: Oberstleutnant Kiauka lud zu einem Platzkonzert ein und demonstrierte die Vielseitigkeit des Stabsmusikkorps. Etwa eine halbe Stunde lang untermalte er damit das Eintreffen der Gäste.

Feierliches Gelöbnis im Bendlerblock
Feierliches Gelöbnis im Bendlerblock
Um 19:00 Uhr begann das feierliche Gelöbnis. Erst zogen die Einheiten der Rekruten ein und positionierten sich auf der Süd- und der Westseite. Anschließend erschien das Wachbataillon mit dem Stabsmusikkorps. Heute wurden alle drei Teilstreitkräfte repräsentiert. Es folgte die Ministerin und die Zeremonie konnte beginnen.

Feierliches Gelöbnis im Bendlerblock
Feierliches Gelöbnis im Bendlerblock - Ursula von der Leyen gratuliert der Rekrutenabordnung
Soldaten auf Zeit schwören.
Freiwillig Wehrdienstleistende geloben.

Dazu trat eine Abordnung von sechs Rekruten an die Truppenfahne in der Mitte. Über Lautsprecher wurde der Text vorgelesen und die jeweiligen Uniformierten sprachen ihn laut nach. Es folgte die Nationalhymne und eine Foto-Session mit der Ministerin an der seidigen Truppenfahne mit den drei Bändern und der dicken Kordel am Rand.

Nach etwa einer Stunde verließen die Ministerin und die Gelöbnisformation des Wachbataillons den Platz. Die Einheiten der Rekruten riefen noch ihre jeweiligen Parolen. Dann fluteten die Angehörigen auf den Platz und der familiäre Teil des Abends war eingeläutet.

Videos:
Gedenkfeier in Plötzensee
Platzkonzert mit Oberstleutnant Kiauka und dem Stabsmusikkorps
Feierliches Gelöbnis zum 20. Juli

Autor: Matthias Baumann