Der Range Rover rumpelt über die Piste und zieht eine dichte Staubwolke hinter sich her. Bald haben wir den Ausgangspunkt unserer Wanderung über den Südzipfel Fuerteventuras erreicht. Der am Steuer sitzende deutsche Wanderleiter schaut über seine Schulter. "Deutschland merkelt", bemerkt er und grinst uns zu, wohl in der Hoffnung als besonders witzig befunden zu werden.
Was die Bundeskanzlerin leistet ist enorm. Woher nimmt die Frau diese Energie? Ständig wechseln Themen und Orte, Zeitzonen und Gesprächspartner. Wie behält sie da noch den Überblick? Gestern kurz in die Ukraine geflogen, heute den irakischen Ministerpräsidenten im Kanzleramt empfangen, Pressekonferenz mit Simultanübersetzung und anschließend geht es nach Moskau und danach zur Sicherheitskonferenz in München.
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Irakischer Ministerpräsident Haider Al-Abadi bei Angela Merkel - Wie trübe ist die Stimmung in der Weltpolitik? |
Gut, der Gast aus dem Irak wurde drei Stunden vorverlegt. Aber bereits beim
gestrigen Besuch des griechischen Finanzministers zeigten sich einige Bildreporter beeindruckt vom Terminpensum der Kanzlerin. Angela Merkel ist gefragt in der Welt. Geld, Militärausrüstung, Beratung und Vermittlung sind die Erwartungen an Deutschland.
Iraks Ministerpräsident Haider Al-Abadi ersuchte Deutschland und die Staatengemeinschaft um Hilfe auf verschiedenen Gebieten. Auch wenn das Thema IS eine wichtige Rolle spielte, so machte sich doch eine gewisse Betroffenheit über die erheblichen wirtschaftlichen Folgen des dauerhaft niedrigen Ölpreises bemerkbar. Der Irak befinde sich in einer Wirtschaftskrise, die gleichzeitig auch eine Fiskalkrise sei. Volkswirtschaftlich betrachtet habe das entsprechende Folgen für die Bekämpfung des IS, da dem Staat wichtige Finanzmittel ausgingen.
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Irakischer Ministerpräsident Haider Al-Abadi bei Bundeskanzlerin Angela Merkel |
Neben militärischer Unterstützung könne der Irak laut Angela Merkel auch auf deutsche Hilfe im Steuerbereich bauen. Ruft Griechenland die gestern wiederholt angebotene Fiskalberatung nicht ab, könnte Deutschland seine Berater auch in andere Regionen der Welt entsenden.
Haider Al-Abadi hatte auch seinen Innenminister mitgebracht, was die Brisanz der Sicherheitslage unterstrich. Als besonders dramatisch beschrieb der Premierminister den Umstand, dass sich der IS aus einer Unmenge an Foreign Fighters rekrutiert. Diesen sei die Zerschlagung der irakischen Infrastruktur völlig egal, da sie anschließend wieder in ihre Herkunftsländer gingen. Der Wiederaufbau bleibe den mitten in der Wirtschaftskrise stehenden Irakern vorbehalten.
Videos:
Pressestatement der Bundeskanzlerin zum Treffen mit dem irakischen Ministerpräsidenten
Pressestatement der Bundeskanzlerin zu den Besuchen in der Ukraine und in Moskau
Autor: Matthias Baumann