Die Gebirgsjägerbrigade 23 untersteht der 10. Panzerdivision. Das scheint gar nicht zu passen. Bei Panzer fallen einem der Leopard 2 oder der Puma ein. Aber Skiausrüstung, Edelweiß und Tragtiere? Die 10. Panzerdivision ist in mehrere Brigaden und Bataillone untergliedert. Da gibt es das Unterstützungsbataillon, das Pionierbataillon, zwei Artilleriebataillone, die Deutsch-Französische Brigade, die Panzergrenadierbrigade, die Gebirgsjägerbrigade und eine Panzerbrigade. Die Panzerbrigade hat 4.500 Soldaten und die Gebirgsjägerbrigade hat 5.300 Soldaten. Grund genug, dass diese Brigade auch endlich von einem General geführt wird.
Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23, Maik Keller, zum Brigadegeneral befördert - Foto: Bundeswehr / Sonja Draeger |
Der bisherige Kommandeur war Oberst Maik Keller. Maik Keller ist 48 Jahre alt. Wie bundesweit übliche bei Offizieren oberhalb des Dienstgrades Major, ist er verheiratet und hat zwei Kinder. Vor knapp 20 Jahren startete er als Wehrpflichtiger bei den Luftlandepionieren in Koblenz. Schon ein Jahr später war er in Somalia eingesetzt. Somalia liegt an der Nordostecke von Afrika. In den dortigen Einsätzen geht es vorrangig um die Bekämpfung von Piraten. Das muss ihn so begeistert haben, dass er kurz darauf vom Wehrpflichtigen zum Offiziersanwärter wurde.
Bis 2006 war er in verschiedenen Pioniereinheiten eingesetzt. Dann ging es zum Generalstabslehrgang nach Hamburg und anschließend durch verschiedene Büros im BMVg - unter anderem bei Katrin Suder und Benedikt Zimmer. Wer Truppe, Natur und Getöse liebt, empfindet die Zeit im BMVg zuweilen als ermüdend und sehnt sich nach schlammigen Stiefeln, physischen Grenzen und durchnässter Kleidung zurück. Das BMVg ist jedoch eine wichtige Station auf der Karriereleiter. Wie Maik Keller seine Zeit in Berlin empfunden hat, ist nicht bekannt. Bekannt ist aber, dass er im April 2020 wieder in die Natur entlassen wurde - als Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23 in Bad Reichenhall.
Bad Reichenhall liegt schon fast in Österreich. Nicht nur Touristen aus Amerika können sich stundenlang an der Umgebung sattsehen. Ein Blick nur verrät, dass das keine Gegend für Leopard 2 & Co. ist. Hier sind noch Handarbeit, Kletterkunst und tierische Mithilfe gefragt. In Bergregionen kommen maximal die skandinavischen Hägglunds zum Einsatz. Alles andere wird mit Seil, Ski und Kampfstiefeln erledigt.
Die Gebirgsjägerbrigade 23 besteht aus dem Ausbildungszentrum für Tragtierwesen und sechs Bataillonen: ein Pionierbataillon, ein Aufklärungsbataillon, ein Unterstützungsbataillon und drei kämpfende Bataillone mit Gebirgsjägern. Klettern und widrige Klimabedingungen machen eine Verwendung bei den Gebirgsjägern besonders herausfordernd. Dass er dem gewachsen ist, musste Maik Keller heute auf dem Kasernengelände beweisen. Er hat wohl bestanden.
Hintergrund dieses Testes war, dass die Gebirgsjägerbrigade 23 zukünftig von einem Brigadegeneral geleitet werden soll. Dazu gab es nicht etwa einen Kommandowechsel, sondern Maik Keller wurde befördert. Außerhalb von Corona erfolgen diese Beförderungen abseits der Berichterstattung in kleinem Kreise im BMVg. Heute war der Generalinspekteur angereist, um Maik Keller die Urkunde der Ministerin zu überreichen und die neuen Klappen auf die Schulter zu schlagen. Wer mit 48 Jahren schon General wird, hat nicht mehr so viel Luft nach oben. Nur noch drei Stufen bis Generalinspekteur oder NATO-Commander innerhalb der nächsten 24 Jahre und zum Abschluss ein Großer Zapfenstreich. Es sei denn, Maik Keller folgt Benedikt Zimmer und wird Staatssekretär.
Autor: Matthias Baumann