Am 21. Juli 2025 besuchte der Ministerpräsident des Königreichs Norwegen, Jonas Gahr Støre, seinen Amtskollegen zu einem abendlichen Gespräch im Bundeskanzleramt in Berlin. Eigentlich waren militärische Ehren geplant. Wegen des immer stärker werdenden Regens wurden sie 15 Minuten vor Eintreffen des Gastes abgesagt. Jonas Gahr Støre scheint das mit Fassung getragen, zumal er bereits im Januar 2022 mitmilitärischen Ehren empfangen worden war.
Zentraler Bestandteil des Besuchs war eine gemeinsame Erklärung der Zusammenarbeit auf verschiedenen Gebieten. Hier der auf Deutsch übersetzte Wortlaut:
Gemeinsame Erklärung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Norwegen
Deutschland und Norwegen sind strategische Partner. Wir teilen gemeinsame Werte und Interessen. Wir sind starke Verbündete in der NATO, enge Partner im Europäischen Wirtschaftsraum und gleichgesinnte Partner in den Vereinten Nationen. Wir arbeiten gemeinsam für Frieden und Sicherheit, Energiesicherheit und den Wohlstand unserer Volkswirtschaften sowie in Forschung und innovativen Technologien. Gemeinsam bekräftigen wir unsere unerschütterliche Unterstützung für die Ukraine, die ihre Freiheit, Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Integrität gegen Russlands anhaltenden Angriffskrieg verteidigt. Der Nordatlantik, einschließlich der strategisch wichtigen Grönland-Island-Vereinigten Königreichs- und Bären-Passagen sowie der angrenzenden Gewässer, sowie der Nord- und Ostsee, ist für die Sicherheit sowohl Norwegens als auch Deutschlands von entscheidender Bedeutung. Deshalb trainieren unsere Männer und Frauen in Uniform gemeinsam, patrouillieren gemeinsam auf See und arbeiten die deutschen und norwegischen Streitkräfte im Rahmen der NATO-Regionalpläne eng zusammen. Deutschland und Norwegen wollen Stabilität und Sicherheit in maritimen Gebieten, auch im hohen Norden, gewährleisten. Beide Länder beabsichtigen, die Überwachung und Kontrolle dieser strategischen Gebiete zu verstärken, um potenziellen Bedrohungen, einschließlich maritimer und luftgestützter Aktivitäten, entgegenzuwirken.
Aufgrund unserer gemeinsamen Analyse des Sicherheitsumfelds haben wir eine außergewöhnlich enge Partnerschaft aufgebaut, insbesondere im Land- und Seebereich. Unsere Zusammenarbeit bei U-Booten und Raketen der Klasse 212CD setzt neue Maßstäbe für Partnerschaft, Austauschbarkeit und strategische Ausrichtung. Die Regierungen Deutschlands und Norwegens begrüßen und unterstützen die enge Zusammenarbeit zwischen der deutschen und norwegischen Industrie und Wirtschaft in zahlreichen Bereichen. Wir beabsichtigen, unsere strategische Partnerschaft zu stärken, um zukünftigen Herausforderungen zu begegnen, indem wir gemeinsam die erforderlichen Fähigkeiten in Schlüsselbereichen entwickeln:
- Wir haben vereinbart, unsere bereits intensive
und breite maritime Zusammenarbeit um eine integrierte operative Partnerschaft
im Nordatlantik und in der Nordsee zu erweitern, einschließlich eines verbesserten
Schutzes kritischer Unterwasserinfrastruktur.
- Um dem europäischen Kontinent einen unabhängigen
Zugang zum Weltraum zu sichern und unser Lagebewusstsein angesichts hybrider
Bedrohungen im Nordatlantik zu stärken, wollen wir unsere bestehende
Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Weltraumfähigkeiten vertiefen.
- Deutschland fördert als wichtiger
Sicherheitspartner der EU die norwegischen Interessen und hat den erfolgreichen
Abschluss der Sicherheits- und Verteidigungspartnerschaft zwischen der EU und
Norwegen im Mai 2024 nachdrücklich begrüßt.
- Ergänzend zu unserer Marinepartnerschaft
beabsichtigen wir, die Zusammenarbeit im Landbereich zu stärken, wo wir uns bei
unseren jeweiligen regionalen NATO-Verteidigungsplänen gegenseitig unterstützen
wollen.
- Wir haben unsere Verteidigungsminister
beauftragt, diese Prioritäten gemeinsam durch ein neues bilaterales
Verteidigungsabkommen voranzutreiben, das einen langfristigen Rahmen für die
deutsch-norwegische Verteidigungspartnerschaft schafft.
- Wir haben unsere Industrie- und Energieminister beauftragt, unseren Dialog zur Förderung von Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit zu erneuern. Neben der verteidigungsindustriellen Zusammenarbeit sind Energieversorgung und -sicherheit, Dekarbonisierung und Klimaschutz, einschließlich CCS, Wasserstoff, kritische Mineralien, maritime Infrastruktur, wirtschaftliche Sicherheit und Digitalisierung relevante Themen für eine aktualisierte strategische Industrie- und Energiepartnerschaft. Wir sind entschlossen, gemeinsam die bestehende Zusammenarbeit zwischen deutschen und norwegischen Unternehmen und der Industrie auszubauen.
Autor: Matthias Baumann