Dienstag, 2. Dezember 2025

Serenade für Eva Högl

Heute Abend wurde die ehemalige Wehrbeauftragte des Bundestages, Dr. Eva Högl, im Bendlerblock mit einer Serenade verabschiedet.


Dr. Eva Högl (SPD) füllte dieses Amt von Mai 2020 bis Mai 2025 aus. Dann wurde sie durch Henning Otte (CDU) abgelöst. Wie sie in Ihrer Abschiedsrede durchblicken ließ, war das eine der intensivsten Zeiten ihres Lebens. Eine Zeit, auf die sie dankbar zurückblickt und in der sie schnell eine merkliche Begeisterung für die Truppe entwickelt hat.

Nach anfänglicher Skepsis, kamen schon 2020 Rückmeldungen von befragten Kommandeuren, dass Eva Högl einen guten Draht zur Truppe aufbaue. Sie hatte sich so schnell eingearbeitet, dass sie bei der Vorstellung ihres ersten Berichtes im Frühjahr 2021 kompetent und ohne Unterstützung des anwesenden Personals auf Fragen zu sehr unterschiedlichen Themen antworten konnte.

Sie war immer voll bei der Sache und zu 100 Prozent Wehrbeauftragte. Boris Pistorius war erstaunt über ihr Reisepensum und darüber, dass sie in den fünf Amtsjahren tatsächlich alle Einheiten mindestens einmal besucht hatte. Militärbischof Dr. Felmberg bezeichnete sie in seiner Abschiedsandacht als „fröhliche Intensivarbeiterin“. Wichtig war auch die Aussage in der Laudation von Boris Pistorius, dass Eva Högl „stets das Parteipolitische vom Amt getrennt“ habe. Eine ähnliche Priorisierung hat auch der Minister.

Neben der fachlichen Kompetenz punktet Eva Högl mit einem gigantischen Gedächtnis für Namen und Sachverhalte. Sie ist eine Kontaktmaschine, die immer einen Anknüpfungspunkt findet, um ihrem Gegenüber Beachtung und Wertschätzung auszudrücken: Den Hauptfeldwebel auf dem Flughafen sprach sie auf seinen norddeutschen Dialekt an und war sofort im Gespräch. Die Ordner auf dem Gedenkfriedhof grüßte sie zu früher Stunde freundlich und über alle Dienstgrade hinweg hatte sie ein offenes Ohr. Es wird ihr sogar nachgesagt, dass sie jede der knapp 4.000 Vorgänge pro Jahr selbst gelesen habe.

Zur Serenade und dem vorausgehenden Empfang hatte sie nicht nur Generale und Admirale eingeladen, sondern auch einige ihrer 60 Mitarbeiter und Soldaten ohne Laub auf der Schulter. Ihre Mitarbeiter berichten, dass sie von ihrer Chefin zu Weihnachten immer ein kleines, individuell verpacktes Geschenk bekommen haben.

Einige Zeit war offen, was Frau Högl anschließend machen werde. Das wurde sehr deutlich in der Andacht, die unter dem Bibelzitat „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ (Psalm 31,9) stand. Nun steht fest, dass sie nach Bremen umziehen und dort zur neuen Innensenatorin ernannt werde. Sicherheitspolitische Expertise bringt sie reichlich mit.

Autor: Matthias Baumann