Donnerstag, 10. März 2016

13. Deutscher Insolvenzrechtstag mit Heiko Maas

Insolvenz hat in Deutschland einen Makel. Darüber spricht man nicht, man hat es nicht und man meidet Personen, die so etwas haben - oder eben nichts haben und deshalb in Insolvenz gehen. In Amerika haben Unternehmer eine ganz andere Einstellung zu diesem Thema, gehen in Insolvenz und fangen dann mit einem anderen Geschäft wieder neu an.

13. Deutscher Insolvenzrechtstag
13. Deutscher Insolvenzrechtstag - Fallen und Risiken beim Insolvenzrecht
Dass sich mit Insolvenz ein durchaus gutes Geschäft machen lässt, zeigt der 13. Deutsche Insolvenzrechtstag. Juristen, Softwareanbieter, Fachliteraten, Banken, Inkassounternehmen, Beratungsgesellschaften und Versicherungen treffen sich seit gestern zu einem dreitägigen Austausch und verschiedenen Workshops im Hotel Maritim gegenüber des Verteidigungsministeriums.

Verteidigen müssen sich im Falle einer Insolvenz viele mehr oder weniger stark involvierte Personen. Zunächst verteidigt sich der Insolvente gegenüber seiner Familie, seinen Bekannten und den Gläubigern. Es kann ein Spannungsverhältnis zum Insolvenzverwalter entstehen, wenn dieser "Gegenstände verwertet" oder "sichergestellte Vermögenswerte" an Gläubiger verteilt. Justizminister Heiko Maas gebrauchte noch weitere kriminell klingende Begriffe wie Täter, Opfer, Geschädigter oder gar Verletzter.

13. Deutscher Insolvenzrechtstag Justizminister Heiko Maas
Welches Maß der Verteilung? Heiko Maas plädiert für quotenmäßige und gerechte Opferentschädigung.
Laut Heiko Maas gebe es einigen gestzlichen Handlungsbedarf, da die Opferentschädigung bisher nicht nach Quoten, sondern dem Wer-zuerst-kommt-Prinzip geregelt werde. Gläubiger, die im Umgang mit insolventen Schuldnern geübt seien, stünden demnach auch sofort auf der Matte und könnten sich mit den zu verwertenden Vermögensbestandteilen bedienen lassen. Das sei ungerecht gegenüber den ungeübten Gläubigern, die etwas später erscheinen und dann oftmals leer ausgehen.

13. Deutscher Insolvenzrechtstag Justizminister Heiko Maas
13. Deutscher Insolvenzrechtstag - Justizminister Heiko Maas
Heiko Maas ging sehr ausführlich auf kriminell motivierte Insolvenzen ein, die letztlich auch den Insolvenzverwalter in die Falle einer Geldwäsche bringen können. Deshalb gab es im Foyer auch diverse Stände, wo Versicherer und Finanzierer um die Insolvenzverwalter warben. Ob Strafrechtsschutz ab 332,14 Euro, Prozessfinanzierung, Immobilienverwertung oder Software zur Visualisierung von betrügerischen Kapitalflüssen, Insolvenz ist eben nur für den Betroffenen ein Problem, für viele auf Insolvenz spezialisierte Verwerter aber ein profitables Einsatzfeld für ihre Lösungen.

13. Deutscher Insolvenzrechtstag
13. Deutscher Insolvenzrechtstag - Anbieter präsentieren ihre Lösungen
Immobilien zum Schnäppchenpreis, Auf- und Weiterverkauf geplatzter Kredite oder Beratungshonorare sind nur einige der Mehrwerte, die sich aus einer Insolvenzsituation ziehen lassen.

Warum also sollte Insolvenz als Makel gelten?

Laut Teilnehmerliste waren etwa eintausend Fachleute angemeldet. Der Saal Maritim war im Plenum und auf den Rängen fast vollständig besetzt.

13. Deutscher Insolvenzrechtstag Justizminister Heiko Maas
13. Deutscher Insolvenzrechtstag - voll besetzter Saal Maritim
Allein zur Presse scheint die ertragreiche Verwertbarkeit von Insolvenzen noch nicht vorgedrungen zu sein. Das Medieninteresse war trotz der Rede des Justizministers deutlich geringer als bei der Akkreditierung eines zentralafrikanischen Botschafters im Schloss Bellevue. 

Autor: Matthias Baumann