Mittwoch, 4. November 2020

Botschafter von Sudan, Dänemark, Cabo Verde und Saudi-Arabien im Schloss Bellevue akkreditiert

Unter strengen Corona-Auflagen wurden heute vier Botschafter bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier akkreditiert. Die Frauenquote lag bei 25% und wurde durch einen europäischen Nachbarn bedient. Hier die Exzellenzen in der Reihenfolge ihres Erscheinens:

Botschafter der Republik Sudan, Abdelmoniem Osman Mohamed Ahmed Elbeiti
Botschafterin des Königreichs Dänemark, Susanne Christina Hyldelund
Botschafter der Republik Cabo Verde, Emanuel Henrique Semedo Duarte
Botschafter des Königreichs Saudi-Arabien, Essam Ibrahim H. Baitalmal

Der islamisch geprägte Sudan verfügt über großflächige Goldvorkommen und spielt eine wichtige Rolle bei der Goldwäsche. Gold aus der gesamten Sahel-Region wird nach Khartum gebracht und von dort aus in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Katar und die Schweiz weitergeleitet. Von der Schweiz aus wird es beispielsweise nach Katar weitergeleitet und irgendwann zu Geld für die Terrorfinanzierung umgewandelt. Der christlich geprägte Süd-Sudan sendet sein Gold nach Uganda und von dort aus nach Indien. Der Süd-Sudan ist ein Thema für sich. Der Sudan im Norden stand 2018 auf Platz 4 der Staaten mit den auffälligsten illegalen Finanzflüssen. Diese werden vorrangig über Scheinrechnungen für Exporte und Importe abgewickelt.

Botschafter der Republik Sudan, Abdelmoniem Osman Mohamed Ahmed Elbeiti, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert
Botschafter der Republik Sudan, Abdelmoniem Osman Mohamed Ahmed Elbeiti, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert - links in Bild die Gattin des Botschafters - Foto: Bundeswehr / Zeichenstelle Wachbtl BMVg

Überhaupt gibt es viel Bewegung in der Region: die paramilitärischen RSF (Sudanese Rapid Support Forces) "helfen" Flüchtlingen auf ihrem Weg nach Libyen und "verkaufen" diese dort an libysche Menschenhändler. Auf diese Weise wurden etwa 3 Millionen Sudanesen umgesiedelt. Im Süd-Sudan betrifft es sogar weit über 4 Millionen Menschen. Als Ergebnis des Migrationsgipfels von Valletta 2015 konnte dem Treiben ein Riegel vorgeschoben werden. In Valletta auf Malta hatte sich die EU mit einigen afrikanischen Staaten geeinigt, dass die Länder bei der wirtschaftlichen Entwicklung unterstützt werden und sie ihre in Europa eingetroffenen Migranten zurücknehmen.

Botschafter der Republik Sudan, Abdelmoniem Osman Mohamed Ahmed Elbeiti, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert
Botschafter der Republik Sudan, Abdelmoniem Osman Mohamed Ahmed Elbeiti, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert - Flagge des Sudan - Foto: Bundeswehr / Zeichenstelle Wachbtl BMVg

Botschafter Abdelmoniem Osman Mohamed Ahmed Elbeiti wurde 1960 geboren und ist Master der Landwirtschaft. Er war seit 1987 am sudanesischen Landwirtschaftsministerium und in einer größeren Lebensmittelfirma tätig. 1996 wechselte er ins Außenministerium und arbeitete an den Botschaften in Indonesien, Rumänien und Kenia. 2014 ging er an die Botschaft in Berlin und vertrat sein Land von dort aus auch gegenüber Polen. Zwischenzeitlich gab es an der Botschaft einen Geschäftsträger ad interim: Hassan Abdo Hassan. Nun ist Abdelmoniem Osman Mohamed Ahmed Elbeiti wieder in Berlin.

Botschafterin des Königreichs Dänemark, Susanne Christina Hyldelund, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert
Botschafterin des Königreichs Dänemark, Susanne Christina Hyldelund, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert - Foto: Bundeswehr / Zeichenstelle Wachbtl BMVg

Dänemark analysiert schon seit vielen Jahren die Auswirkungen von Infektionen auf die Sterberate. Dadurch konnte relativ schnell und effektiv auf Corona reagiert werden. Das Ergebnis sind wenige Infektionen und wenige Todesfälle. Unser nördlicher Nachbar hat knapp 6 Millionen Einwohner. Dafür umfasst sein Land die 6-fache Fläche Deutschlands. Das ist kaum vorstellbar. Allerdings gehören auch Grönland und Färöer zu Dänemark.

Botschafterin des Königreichs Dänemark, Susanne Christina Hyldelund, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert
Botschafterin des Königreichs Dänemark, Susanne Christina Hyldelund, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert - Flagge von Dänemark - Foto: Bundeswehr / Zeichenstelle Wachbtl BMVg

Botschafterin Susanne Christina Hyldelund spricht Deutsch und war als eine der ersten Fluggäste am neuen Flughafen BER gelandet. Da sie 1994 ihren Master in Betriebswirtschaft gemacht hat, wird sie vermutlich älter als 40 Jahre sein. Bereits 1996 startete sie ihre Karriere am dänischen Außenministerium und arbeitete zwischenzeitlich an den dänischen Vertretungen in Washington D.C., Warschau und Shanghai. Export und globale Nachhaltigkeit sind wohl ihre Spezialthemen, die sie auch in Deutschland einbringen wird.

Botschafter der Republik Cabo Verde, Emanuel Henrique Semedo Duarte, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert
Botschafter der Republik Cabo Verde, Emanuel Henrique Semedo Duarte, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert - Foto: Bundeswehr / Zeichenstelle Wachbtl BMVg

Wo bitte liegt Cabo Verde? Die Inselgruppe ist auch als Kap Verde bekannt und liegt südlich der Kanarischen Inseln in der Höhe von Mauretanien und Senegal. Bis 1456 waren die Inseln unbewohnt und wurden dann von Portugal übernommen. Es entwickelte sich ein gewisses Eigenleben, das aber immer wieder durch Interventionen Portugals nachjustiert wurde - teilweise nicht sehr konsensual. Erst 1975 konnte Cabo Verde seine Unabhängigkeit erzielen. Bis 1990 wurde der Inselstaat in gewohnter Weise autoritär regiert. Dann wurde die Verfassung geändert und ein Mehrparteiensystem eingeführt. 2019 belegte Cabo Verde Platz 30 von 167 auf dem Demokratieindex.

Botschafter der Republik Cabo Verde, Emanuel Henrique Semedo Duarte, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert
Botschafter der Republik Cabo Verde, Emanuel Henrique Semedo Duarte, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert - Flagge von Cabo Verde - Foto: Bundeswehr / Zeichenstelle Wachbtl BMVg

Botschafter Emanuel Henrique Semedo Duarte vertritt etwa 575.000 Bürger seines Staates. Durch die Abkoppelung von Portugal schwimmt Kap Verde zwischen den Kontinenten. Es fühlt sich europäisch, wird aber von außen als afrikanisch betrachtet. Es fühlt sich wie ein afrikanisches Entwicklungsland und strebt eine höhere Anerkennung durch den Westen an. Die USA haben das Potenzial bereits entdeckt und Schiffe für die Küstenwache gespendet. Bei der Entsendung von Emanuel Henrique Semedo Duarte wurde deshalb mehrfach das Wort "Wiederaufnahme" gebraucht: Wiederaufnahme des politischen Dialogs, der Zusammenarbeit in den Bereichen Seefahrt, Bildung, Tourismus, Finanzen, Wirtschaft, erneuerbare Energien und Häfen. Letzteres ist ein wunder Punkt für die EU. Europäische Unentschlossenheit hat wichtige Hafenbauvorhaben in die Hände Chinas gleiten lassen. Längst engagiert sich China auch in Mauretanien und Senegal.

Botschafter des Königreichs Saudi-Arabien, Essam Ibrahim H. Baitalmal, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert
Botschafter des Königreichs Saudi-Arabien, Essam Ibrahim H. Baitalmal, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert - links im Bild die Gattin des Botschafters - Foto: Bundeswehr / Zeichenstelle Wachbtl BMVg

Der Botschafter von Saudi-Arabien hatte es keine zwei Jahre in Deutschland ausgehalten. Im Februar war Prinz Faisal bin Furhan A. F. Al Furhan Al Saud noch Podiumsgast bei der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC). Saudi-Arabien ist ein wichtiger sicherheitspolitischer Player mit einem Verteidigungsbudget von 78,4 Milliarden USD. Das entspricht 10% des Bruttoinlandsproduktes und stellt den weltweit drittgrößten Verteidigungshaushalt dar. Allerdings werden diese Mittel eher unkoordiniert ausgegeben, da sich das saudische Verteidigungsministerium eher als zeremonielle Einrichtung versteht und weniger als funktionaler Dienstleister. So weiß die Rechte oft nicht, was die Linke tut. So hat Saudi-Arabien bei Großbritannien und den USA um Hilfe gebeten. Ergebnis war die Gründung von Militärschulen, in denen auch kritisches Denken und die ehrliche Einschätzung von Lagebildern gelehrt wird. Einer der gefährlichsten Gegner Saudi-Arabiens ist der Iran. Gegen asymmetrische Angriffe hilft ein überdimensionierter Verteidigungshaushalt nur bedingt.

Botschafter des Königreichs Saudi-Arabien, Essam Ibrahim H. Baitalmal, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert
Botschafter des Königreichs Saudi-Arabien, Essam Ibrahim H. Baitalmal, bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert - Flagge von Saudi-Arabien - Foto: Bundeswehr / Zeichenstelle Wachbtl BMVg

Heute stand der Nachfolger des saudischen Prinzen auf dem Teppich des Langhanssaals: Essam Ibrahim H. Baitalmal. Zuvor war er in Griechenland eingesetzt. Der Weg von der Botschaft in der Tiergartenstraße zum Schloss Bellevue lässt sich zu Fuß in 10 Minuten absolvieren. Wegen des Protokolls musste aber wieder der Umweg über das Hotel Adlon am Pariser Platz gemacht werden - in einem Corona-gerecht vorbereiteten schwarzen Kleinbus. Um zwölf war der Akkreditierungsreigen im Schloss vorbei und die Flagge der Bundesrepublik wurde wieder auf dem mittleren Flaggenmast gehisst.

Autor: Matthias Baumann