Sonntag, 13. August 2017

3.000 Kilometer überzeugen vom VW Caddy Maxi

Der Sommerurlaub stellte uns vor eine logistische Herausforderung: 6 Personen, 3 Generationen, 1 Familie und 2 Reiseziele mit jeder Menge Potenzial für Besichtigungen vor Ort. Anhand der Daten des elektronischen Fahrtenbuchs wurde mit einem eigenen Auto, mit zwei eigenen Autos, mit Bahnfahrten und einem gemieteten 7-Sitzer gerechnet. Nachdem verschiedene Konstellationen durchgespielt worden waren, gab es einen klare Entscheidung:

Die Langstrecken in den Elsass und nach Westfalen sollten die beiden Omas und die Eltern mit dem Gepäck im VW Caddy Maxi absolvieren. Die beiden Kinder bekamen Bahn-Tickets. Am Urlaubsort sollte das Gepäck rausfliegen und damit Platz für die Kinder und einen regionalen Reiseleiter schaffen, also für insgesamt sieben Personen.

VW Caddy Maxi
VW Caddy Maxi
Bereits bei der Abholung an der AVIS-Station staunten wir über einige Details. Der lediglich per Fahrzeugklasse gebuchte 7-Sitzer sollte ein schwarzer VW Caddy Maxi mit Automatik und Navi sein. Dazu ein Diesel. Alles ohne den erwarteten Aufpreis. Er stand im Parkhaus und ließ sich problemlos bedienen. Schalter und Knöpfe befanden sich an den Orten, wo man sie vermutete. Nur die Spiegelverstellung war etwas filigran.

Auf der ersten großen Hauptstraße beschleunigte das Mehrzweckfahrzeug bis 80 km/h, obwohl ich eigentlich nur 50 fahren wollte. Das war eine gute Einstimmung auf die folgenden 800 km nach Straßburg. Die Kinder saßen bereits im Zug, während wir Taschen über Taschen und einige Koffer auf die dritte Sitzbank und in den Laderaum stapelten. Strickzeug, Kühltasche, Teekannen wurden zwischen die Omas gestellt und die Fahrt konnte beginnen.

VW Caddy Maxi
VW Caddy Maxi
Während der Ampelstart mit den 102 PS überzeugend war, empfand ich auf der Autobahn ein deutliches Defizit an Leistungsreserven. Deshalb schaltete ich auf S wie Sport und stellte fest, dass die einzige Sportlichkeit in der Motorik der Unterarm-Muskulatur bestand. Darauf regelte ich den Wagen auf eine Geschwindigkeit um die 120 km/h ein und versuchte weitestgehend vorausschauend zu fahren.

Meine Frau ging etwas akzentuierter mit dem Gas um und trieb den Caddy auf 160 km/h. Auf meinem Platz hatte ich nicht das Gefühl, dass der Wagen schwimmt oder andere unsichere Bewegungen macht. Er lag sicher auf der Straße. Irgendwann wechselten wir wieder und auch ich fuhr ihn mit 140 - 160 km/h weiter.

Das Navi reagierte auf die daneben angebrachten Tasten und Druck auf den Monitor. Die Bedienung erfolgte intuitiv, so dass die ständig benötigten Klick- und Touch-Folgen schnell verinnerlicht waren. Bemerkenswert waren auch die sehr präzisen und zeitnahen Mitteilungen zu Störungen auf der Strecke. Das bewahrte uns jedoch nicht davor, erst nach 11 Stunden am ersten Urlaubsziel anzukommen.

VW Caddy Maxi
VW Caddy Maxi - zweite und dritte Sitzreihe
In Straßburg wurden die sämtlichen Taschen und Koffer ausgeladen. Das schaffte Platz für die ortskundige Reiseleitung und die Kinder: 7 Personen. Wegen des guten Kartenmaterials im Navi waren Papierkarten zwar überflüssig, aber meine Schwiegermutter zog eine besondere Befriedigung aus der redundanten Unterstützung der Lautsprecher-Dame.

"Fahrt ja nicht schneller als 90", mahnten uns die Freunde aus Frankreich. Nun wurde der Tempomat interessant. Der VW Caddy Maxi hatte zwei Optionen: Limit, also Regelung der Vmax, und die übliche Fixierung einer Geschwindigkeit. Soweit wir das einschätzen können, hatte uns das bei den vielen Kilometern durch Frankreich vor Strafzetteln und hohen Zusatzkosten bewahrt.

VW Caddy Maxi
VW Caddy Maxi - Nachfüllung von AdBlue über den Einfüllstutzen (rechts)
Apropos Zusatzkosten: AdBlue sollte plötzlich nachgefüllt werden. Die Bedienungsanleitung verriet uns, dass der Caddy einfach nicht mehr den Motor startet, wenn das Diesel-Additiv AdBlue nicht innerhalb einer bestimmten Frist nachgefüllt werde. Das machte uns Angst. Für 11 Euro kauften wir das ätzende Zeug an einer französischen Tankstelle und füllten es im Motorraum nach. Die Betreiberin war sehr darauf aus, dass nichts vorbeikleckert. Das war nahezu unmöglich, so dass wir die Wirkung auf Plastik und Beton miterleben konnten. Die Sinnhaftigkeit von AdBlue könnte an anderer Stelle diskutiert werden. Vielleicht in Stuttgart, wo man sich besonders gut mit der vermeintlichen Schadstoff-Entfaltung moderner Diesel-Fahrzeuge auskennt.

In Frankreich lernte ich aber noch etwas anderes. Die Langeweile beim 90-Tuckern ließ meinen Blick auf den Schalthebel des Automatik-Getriebes schweifen. Plus und Minus waren dort abgebildet. D nach rechts und Plus oder Minus konnten geschaltet werden. Das probierte ich an einer der wenigen 110-Strecken aus und war zufrieden mit dem Ergebnis. Immerhin ersetzte es den S-Gang, der im 2-Liter-TDI-Caddy wohl für S wie schwach oder sinnfrei steht.

VW Caddy Maxi
VW Caddy Maxi
Im weiteren Verlauf erfuhren wir, wie man den nervigen Hinweis auf die AdBlue-Reichweite von 7.500 km wegklickt, wo der wichtige Knopf zum Ausschalten der Start-Stopp-Automatik sitzt und dass im Kombi-Instrument die angefahrene Himmelsrichtung gezeigt wird. Den Durchschnittsverbrauch konnten wir trotz zügiger Fahrweise auf 6,5 Liter Diesel absenken. Im Stadtverkehr liegt der 2,0-l-TDI BMT mit seinen rund 32.000 Euro Neupreis bei einem Liter mehr.

Der VW Caddy Maxi ist laut Zulassung ein Mehrzweckfahrzeug und nach diesen zwei Wochen Dauertest tatsächlich als solches bewährt. Auch unter Last hat er ein stabiles und gutes Fahrverhalten bis 160 km/h. Er bietet Platz für sieben Personen, Gepäck oder andere sperrige Zuladung. Erstaunlich ist auch das Überholprestige. Wenn der hohe Wagen mit den LED-Leisten unter den Scheinwerfern auf der linken Spur ankommt, machen andere Verkehrsteilnehmer Platz. Er strahlt offensichtlich eine höhere Präsenz aus als ein VW Phaeton.

Nach 3.091 km stellten wir den Wagen wieder bei AVIS ab. Allein der Umstieg in den BMW war etwas gewöhnungsbedürftig. Drehzahlmesser und Tacho sind beim VW Caddy vertauscht.

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 4. August 2017

Best Ager überlebt den Europapark

Zu meinem 40. Geburtstag wurde ich in einen dieser großen Freizeitparks in Norddeutschland eingeladen. Die Kinder waren noch zu klein, um alle Attraktionen ausprobieren zu dürfen. Die Bahnen jedoch, die sie ausprobierten, brachten mich in die Nähe einer Situation, die bei Krankenkasse und Rentenversicherung beliebt ist: Herzinfarkt mit Todesfolge.

Traumatische Erinnerungen an eine scheinbar harmlose Einbaumfahrt schwirrten auch nach elf Jahren durch die Köpfe der Eltern. Die kleine Tochter saß damals angeschnallt vorne. Papa und anschließend Mama saßen unbefestigt hinten. Alles sehr gemütlich. Dann eine Almhütte mit Foto und dann - freier Fall mit Blick auf eine immer näher kommende aufgewühlte Wasserfläche. Aaaaaah. Mama und Papa hatten überlebt. Die Tochter freute sich, hatte aber keinen dritten Erwachsenen mehr für eine weitere Runde.

Europapark
Europapark - Eingangsbereich mit Silver Star im Hintergrund (C) Foto: Adrian Baumann
Elf Jahre später: Elsass, 2 Omas, 2 Teenager und 2 eingetragene Fahrer für das Mietauto. Meine Frau war froh, dass sie den Tag mit den Omas verbringen konnte, während ich mich der Herausforderung Europapark stellte. Ich wusste, dass die Kinder mit jeder Achterbahn fahren wollen, je gefährlicher umso besser. Ich fungierte als erwachsene Begleitperson.

Der Europapark in Rust ist für motorisierte Touristen ausgelegt. Deshalb wurden wir vor dem Parkplatz abgesetzt und die Omas samt meiner Frau entschwanden schnell unseren Blicken. Über uns rauschten die Gondeln des Silver Star, der größten Achterbahn des Europaparks. Wutsch, Ratter, Ratter, Wutsch, die nächste Gondel. Nach fünf Minuten hatten wir den Haupteingang erreicht. Tickets für Personen ab 12 Jahren kosten derzeit 47 Euro. Kinder zwischen 4 und 11 oder Senioren ab 60 zahlen 40,50 Euro.

Wir begannen mit einer soften Bootsfahrt. Das Schiff drehte sich mittig und wurde dabei seitwärts geschaukelt. Ganz nett für den Anfang.

Europapark
Europapark - Arthur verlässt die Höhle (C) Foto: Adrian Baumann
Dann ging es auch schon zur ersten der 15 Achterbahnen mit dem Namen Arthur. Artur bestand aus hängenden Gondeln mit vier sportlichen Sitzen nebeneinander, eingefasst in eine reptile Schale. Die Gondel wurde durch eine unterirdische Phantasiewelt mit vielen Zwergen oder sowas bewegt, schoss dann in die freie Natur hinaus und kam relativ bald wieder am Ausgangspunkt an. Gewartet hatten wir über eine halbe Stunde. Den wirklichen Achterbahn-Kick bekamen hier wohl nur Kinder aus dem 40,50-Euro-Segment.

Darauf stellten wir uns bei Gazprom an. Die Tafel zeigte eine voraussichtliche Wartezeit von 15 Minuten. Gazprom hat den blue fire Megacoaster gepowert. Alles sehr modern, blau, weiß, technisch. Nach den präzise avisierten 15 Minuten bestiegen wir eine Gondel mit mehreren Sitzreihen und fuhren sehr langsam durch eine Art Werkhalle. Es dampfte und ein Ingenieur mit wirrem Haar hantierte mit einem Schraubendreher am Elektrokasten. Dass das nicht gut geht, konnte man sich ausrechnen. Nicht jedoch, was tatsächlich folgen werde: Puff - schneller als ein Tesla beschleunigte der Wagen und drückte die kreischenden Insassen ins Freie. Vor uns eine blaue Schiene. Überschlag, Drehung horizontal und vertikal, Antäuschen von Entschleunigung und Beschleunigung in luftige Höhen und Seitwärtsneigungen, Foto, Kreischen, Zielpunkt.

Taumelnd verließen wir die Gondel und schwankten auf den Weg zurück. Meine Frau hatte gerade das Foto einer Kirche in Colmar an den Familien-Chat gesendet. Ich schrieb ihr, dass wir erst einmal die Gravitation ordnen müssten. Der blue fire Megacoaster wurde von uns zum Favoriten des Parks deklariert. Meine Tochter verweigerte die nächste Achterbahn. Alles aus Holz und 40 Minuten Wartezeit.

Europapark
Europapark - Holzachterbahn
Die grottige Wartezeit wurde durch einen Imbissstand und die Illusion eines schnellen Vorankommens versüßt. Unterhalb des Holzgebildes wand sich die Schlange durch eine auf Germanisch getrimmte Grotte. Die vor uns Anstehenden hätte man durch ein Gitterfenster greifen können. Doch sahen wir nicht, dass sie schon eine halbe Stunde Vorsprung hatten. Sehr clever gemacht: Wege konnten mit Bändern, Toren und Wänden verkürzt oder verlängert werden. Das Ansteh-System vor dem WC eines Broadway-Theaters dient vielleicht als Vorlage, ist aber in der Durchführung weit von den ausgeklügelten Wartebereichen im Europapark entfernt.

Nach 40 Minuten waren wir am Bahnsteig angekommen und ratterten mit der Gondel nach oben. Schon allein das markante Geräusch und die Fahrtrichtung - nach oben - ließen das Blut in den Adern erstarren. Fast so wie beim Hausarzt, wenn er bei eingestochener Nadel fragt, wo denn nun schon wieder die Ader sei und ob ich ihm heute kein Blut geben wolle.

Stichwort Hausarzt: Die Holzachterbahn ist wohl nur bedingt für Personen ab 50 geeignet. Bei einer der letzten Abfahrten holperte der Wagen so akzentuiert über die Schienen, dass ich jeden einzelnen Rückenwirbel spürte. Es gibt auch Bahnen, wo die Seitwärtsbewegung so ruckartig erfolgt, dass ein betagter Hals kurz vor dem Schleudertrauma steht. Best Ager und Senioren sollten sich daher Geschwindigkeit, Strecke und Bauart der Gondeln ansehen. Gondeln mit Kopfstützen eignen sich am besten, da sie wegen der fixierten Körperhaltung auch gewagte Loopings und Schräglagen ohne Bandscheibenvorfall oder Schleudertrauma überstehen lassen.

Europapark
Europapark - Silver Star (C) Foto: Adrian Baumann
In solch einer stabilen Sitzposition konnte auch der Silver Star powered by Mercedes absolviert werden. Auch bei Pegasus waren die Gondeln hervorragend auf die Mitfahrer abgestimmt. Einen besonders langen Fahrspaß bot Poseidon. Die Achterbahn war mit einer Wasserattraktion kombiniert. Nachdem die Leute einmal durchnässt worden waren, gab es eine zweite Achterbahntour und dann noch eine weitere ausgiebige Dusche.

Nach acht Stunden hatten wir fast alle 15 Achterbahnen ausprobiert und sprachen immer noch von der blauen Gazprom. Eine Werbewirkung, die ein ehemaliger Bundeskanzler wohlwollend zur Kenntnis nehmen würde. Aber auch der Name Europapark ist schlau gewählt. Trafen wir doch jede Menge Franzosen im Park. Europa verbindet eben. Wäre ja auch schade, wenn die Besucher-Klientel aus dem Elsass fern bleibt, nur weil der Park Schwarzwald, Heide oder Fantasia heißt. Europapark war wohl genau die richtige Entscheidung.

Europapark
Europapark - Themenwelt Russland mit gemütlicher Auffahrt innerhalb eines Turms und Abfahrt mit rotierender Gondel
Da die Omas und meine Frau uns pünktlich abholen wollten, eilten wir vorbei an den seniorengerechten Wasserbecken mit langsamen Schiffen, dem gemächlich bewegten Aussichtsturm, an Märchenwäldern und Themenwelten, Schießbuden und Eisständen, Wasser-Shows und dem per Laserstrahl geschützten Schatz der Queen.

Ein Tag an der Grenze zum Elsass neigte sich dem Ende zu. Das Tagesziel war für Omas, Eltern und Kinder erreicht. Beim eventuellen Aufsatz über das schönste Ferienerlebnis stehen der Europapark und Gazprom an erster Stelle.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 3. August 2017

Fort Rapp-Moltke sollte Straßburg schützen

"Da hatte der Soldat noch einmal Glück", sagte der Tour Guide und hielt uns das Fragment eines Patronengürtels unter die Nase. In einer der großen Patronen steckte quer ein kleineres Projektil. Der Gürtel hatte dem Soldaten das Leben gerettet. Obwohl wir auf französischem Territorium waren, sprach er fließend Deutsch. Der ehemalige Hauptmann der Bundeswehr stammte aus Bremen und hatte seine letzte Verwendung im diplomatischen Dienst. Seine Frau kommt aus Frankreich.

Fort Rapp-Moltke Straßburg
Fort Rapp-Moltke bei Straßburg - Schutz durch Patronengürtel
In einem kleinen Infocenter sahen wir zunächst eine Präsentation über die deutsch-französischen Konflikte des späten 19. Jahrhunderts an und konnten viele der historischen Exponate in die Hand nehmen. Interessant waren auch die preußischen Pickelhauben, deren divergent geformte Pickel die Waffengattung symbolisierten und die Säbelhiebe der Kavallerie vom Kopf ablenkten.

Fort Rapp-Moltke Straßburg
Fort Rapp-Moltke bei Straßburg - Test einer Pickelhaube
Der plüschige Jagdhund des nach Frankreich ausgewanderten Bremers schnüffelte mit uns durch die Vitrinen und blieb auch im weiteren Verlauf dabei. Zusammen überquerten wir den Festungsgraben zwischen der äußeren Mauer und dem eigentlichen Kampf- und Wohnkomplex.

Fort Rapp-Moltke Straßburg
Fort Rapp-Moltke bei Straßburg - Festungsgraben - links der Eingang zum Hauptkomplex
Der gepflasterte Weg führte nicht direkt auf das Tor zu, sondern in einem Halbkreis. Das Gittertor konnte schnell geschlossen und sicher arretiert werden. Dahinter befand sich eine große Holzplatte, die im Bedarfsfalle als weitere Tür nach oben gezogen werden konnte. Physikalisch ausgeklügelt hätte sie auch von einem Kleinkind bewegt werden können. Die Angreifer wären nach Überwindung der Gitterpforte in ein großes Loch gefallen und von oben beschossen worden.

Fort Rapp-Moltke Straßburg
Fort Rapp-Moltke bei Straßburg - Eingangsbereich mit Gittertor und weiteren Türen
Diese Befestigungsanlagen waren standardisiert. Um Straßburg herum wurden nach 1870 insgesamt 14 solcher Fortifikationen gebaut, um die Stadt nachhaltig zu schützen. Je nach geplanter Truppenstärke konnten die rechts und links neben dem Eingang befindlichen Mannschaftsräume ergänzt oder reduziert werden. Der Rest der Anlage war immer gleich. Somit konnten Soldaten schnell in andere Forts verlegt werden und kannten sich sofort aus. Küche, Toiletten, Arzt und Munitionsräume waren immer an der gleichen Stelle.

Fort Rapp-Moltke Straßburg
Fort Rapp-Moltke bei Straßburg - Gewölbe
Beim Bau der Anlage wurde zuerst eine Grube ausgehoben. In dieser Grube wurden die standardisierten Teile errichtet und anschließend die ausgehobene Erde draufgeschüttet. Bauzeit: 2 Jahre. Das Gebilde war sehr stabil und wurde von italienischen Baumeistern zusammengesetzt. Diese waren zu jener Zeit sehr begehrt, konnten aber in den Forts um Straßburg mit Münzen abgespeist werden, die nur innerhalb der Dienststelle zum Einkaufen nutzbar waren. Die Anordnung der Steine und Schlusssteine in den verschachtelten Gewölben war faszinierend.

Fort Rapp-Moltke Straßburg
Fort Rapp-Moltke bei Straßburg - Innenbereich
Wir stiefelten durch die spärlich beleuchteten Gänge, schauten in die Mannschaftszimmer, begutachteten alte Glasspritzen, schauten in die riesigen Kochtöpfe und versuchten die Schilder auf den Gewürzen zu übersetzen. Wir stiegen in den engen Beobachtungsturm, kurbelten Munitionskisten nach oben, hatten pelzige Spinnweben im Gesicht, schrammten den Rücken am Einschussloch einer Schnecke (mobiler Bunker für bis zu drei Soldaten) auf und beobachteten die Ziegen, die als Bio-Rasenmäher fungierten.

Fort Rapp-Moltke Straßburg
Fort Rapp-Moltke bei Straßburg - Ziegen auf dem Gelände
Pulver und Geschosse wurden immer separat gelagert und erst im Einsatzfall zusammengebracht. Alles war bis ins Detail durchdacht. Einfache physikalische Gesetze wie Gewicht und Gegengewicht oder Druck und Gegendruck kamen zum Einsatz und ließen uns über die ausgereifte Cleverness der Uropa-Generation staunen. Massive Metallplatten dämpften die Druckwellen großer Geschosse - selbst auf den kollektiven Plumpsklos.

Selbst die Umgebung wurde genau analysiert und eventuelle Schlupflöcher für Angreifer entdeckt. Diese Unebenheiten wurden mit Boden ausgefüllt, so dass die Umgebung plan vor den Augen des Kanonen-Justierers lag. Die deutschen Kanonen hatten mit 8 Kilometern etwa die doppelte Reichweite der französischen Geschütze. Dafür hatten die Franzosen die ausgereifteren Gewehre.

Fort Rapp-Moltke Straßburg
Fort Rapp-Moltke bei Straßburg - drehbarer Beobachtungsturm und drehbares Geschütz von Krupp
Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich die Technik der Artillerie jedoch so weit, dass die Forts um Straßburg nur noch eine historische und theoretische Größe darstellten. Einige dieser Festungen wurden inzwischen gesprengt, andere dienen als Schießstand oder Museum.

Fort Rapp-Moltke wird auch gerne als Party-Location genutzt. Dazu dient einer der Bunker im äußeren Festungskomplex. Der rustikale Charme kann wohl auch von Otto Normalbürger für Hochzeiten und ähnliches gemietet werden. Fort Rapp-Moltke ist heute im Besitz eines Fördervereins, der einen homöopathischen Eintrittspreis verlangt und liebevoll per Ehrenamt die Anlage pflegt.

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 21. Juli 2017

G20 war gestern - G30 rollt durch Berlin: BMW 530d Limousine

Zwei Wochen nach G20 in Hamburg war heute G30 in Berlin angesagt. Auch G30 birgt Potenzial zum Konflikt mit der Polizei in sich. In der aktuellen BMW 5er-Limousine G30 verliert der Fahrer jeglichen Bezug zur Geschwindigkeit. Bei gefühlten 40 km/h steht plötzlich eine 70 auf dem Tacho oder in der Frontscheibe. Aber der Reihe nach:

BMW 530d Limousine G30
BMW 530d Limousine G30 in Atlaszeder 0C2P und Sport Line 07AC
"Das wird eine Herausforderung für den Autofokus", dachte ich mir und bewunderte die Außenlackierung "0C2P Atlassilber" mit ihrer üppigen Metallic-Pigmentierung. Wir schlichen um das Fahrzeug und fanden keine Kratzer oder sonstige Beschädigungen. Der schwarze Fensterrahmen glänzte: Shadowline. Sehr sportliche Optik insgesamt. Kein Wunder, denn der Wagen war mit "07AC Sport Line" konfiguriert worden. Durch die Scheiben konnte ich die weiße Kontrastnaht erkennen, die sich im gesamten Innenraum wiederfand. Gesteppte schwarze Sportsitze - und dann diese weiße Naht!

Die Kundenbetreuerin wusste sehr viel über BMW 5er und 7er, kannte die Unterschiede und Gemeinsamkeiten und hatte offensichtlich auch so einige dieser Fahrzeuge selbst getestet. So viel Kompetenz ist in klassischen Autohäusern ein Glücksfall. Dass die Frau ihr Handwerk versteht, hatte ich schon bei ihrem ersten Anruf bemerkt.

BMW 530d Limousine G30
BMW 530d Limousine G30 mit Navigationspaket Connected Drive 07XP
Dann war sie endlich weg! Zündung an, Kinnlade runter: Auf dem Display erschien neben einem silbernen G30 ein "Willkommen, Herr Baumann". Ich startete den Motor und rollte langsam vom Hof. Haptik nahezu identisch mit dem Vorgängermodell F10. Die Sonne schien durch das Glasdach. Die knapp 75.000 Euro wurden zunächst durch die Wohngebiete von Marzahn bewegt. Am Rande einer Einfamilienhaus-Siedlung fand ich eine geeignete Location für die Fotos. Die Sportfelgen wurden positioniert und dann schlich und kroch ich um das Fahrzeug. Klick, Klick, die Location war wirklich gut.

BMW 530d Limousine G30
BMW 530d Limousine G30 mit V-Speiche 635 in 19"
Mit etwa 30 Fotos im Kasten konnte die Tour fortgesetzt werden. Das nächste Ziel war die Autobahn. Auf dem Weg freute ich mich an der schnellen Reaktion des LIMIT-Tasters. Bei einem Fahrzeug, in dem man die Geschwindigkeit nicht spürt, ein sehr wichtiges Element zur Vermeidung eines Fahrverbotes. Ich schaltete die Fahrerlebnisse Comfort, Sport und Eco Pro durch und stellte fest, dass das Verhalten weitestgehend den Vorgängermodellen glich. Positiv fiel die Beständigkeit des abgeschalteten Start-Stopp-Modus auf. Diese ökologische Zwangsbeglückung deaktiviere ich generell als erstes.

BMW 530d Limousine G30
BMW 530d Limousine G30 mit adaptivem Kurvenlicht 0524
Kurz vor dem blauen Schild der Autobahn-Auffahrt schwebte der Wagen durch ein Waldstück. Dadurch kam das ambiente Licht mit dem Konfigurationscode 04UR so richtig zur Geltung. Der dekorative Schlüssel war schon die ganze Zeit in der Ablage blau angeleuchtet worden. Nun fielen auch die blauen Streifen zwischen Holzleisten und Lederflächen auf. Ich fragte mich, was dem Wagen überhaupt zum aktuellen 7er, dem G11, fehlt.

BMW 530d Limousine G30
BMW 530d Limousine G30
Im Eco-Pro-Modus steuerte ich den G30 mit seiner 530d-Motorisierung in die Einfädelspur. Gangschalter nach links auf "S" und vorbei an den LKWs. Jetzt wollte ich es wissen. Der Reihen-Sechszylinder beschleunigte und beschleunigte. Der Tunnelblick erfasste die Geschwindigkeitsanzeige in der Frontscheibe und die linke Spur: 226 - 228 - Schwäche? Geht noch was? Ja, offensichtlich hatte das Getriebe noch einmal geschaltet - 240 - 250 - 252 - 256 - die elektronische Begrenzung für die Vorgänger bei 7er und 5er - 258 - 260! Und dann muss doch ein SUV auf die linke Spur wechseln. Seichter und gut dosierter Tritt auf die Bremse und schon waren wir, also der 530d und ich, wieder unterhalb der 200 km/h. Die Straßenlage war bis 260 km/h absolut sicher und das Radio mit Reaktion auf Geschwindigkeit und Windgeräusche automatisch etwas lauter.

BMW 530d Limousine G30
BMW 530d Limousine G30 mit Innovationspaket 07R7 inklusive Head-Up Display
Ich hatte genug erlebt und konnte schon bei der Abfahrt zur IGA die Autobahn verlassen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht lenkte ich den Wagen an der IGA vorbei und stoppte an einer Zapfsäule für Diesel. Die 40 Kilometer hatten gerade mal 5 Euro gekostet. Nach etwa einer Stunde stellte ich den Wagen auf dem Parkplatz der BMW-Niederlassung ab. Klack, die Spiegel klappten an und ich warf noch einen letzten Blick auf die Ledersitze mit Kontrastnaht: LCFK Dakota.

Autor: Matthias Baumann