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Dienstag, 2. Dezember 2014

47. Deutsch-Französicher Finanz- und Wirtschaftsrat

Weihnachtlich erleuchtet ist auch das Bundesministerium für Finanzen. Auf dem Balkon vor dem Matthias-Erzberger-Saal funkelt ein Weihnachtsbaum. Im Treppenhaus steht ein weiterer bunt geschmückter Baum. Ein Sicherheitsbeamter weist darauf hin, dass dieser Baum mit Wünschen von Schulkindern behängt sei.

Und tatsächlich, neben dem Wunschzettel eines Fünfjährigen für eine Taschenlampe in "Mariechen-Käfer"-Optik hatte die 16-jährige Jenni einen roten Zettel mit der Bitte um "einen Gutschein für Rossmann oder DM" angebracht. DM? Die wurde doch vor 13 Jahren durch den Euro abgelöst.

47. Deutsch-Französicher Finanz- und Wirtschaftsrat
Wunschzettel von Schülern am Weihnachtsbaum im Bundesministerium der Finanzen
Die Zusammensetzung der heutigen Pressekonferenz war recht pikant und ließ einige spannende Informationen zum Euro und den Begehrlichkeiten der EZB erwarten.

Frankreich war durch Finanzminister Michel Sapin und Wirtschaftsminister Emmanuel Macron vertreten. Ihre deutschen Amtskollegen, Wolfgang Schäuble und Sigmar Gabriel, standen ebenfalls für Fragen der Presse zur Verfügung.

47. Deutsch-Französicher Finanz- und Wirtschaftsrat
Amtskollegen beim 47. Deutsch-Französichen Finanz- und Wirtschaftsrat
Das Besondere war die Flankierung der vier Minister durch die jeweiligen Notenbank-Chefs. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, von David Marsh als Merkels wichtigster Mann gehandelt, gab sein gut formuliertes Statement vor der stellvertretenden Präsidentin der Banque de France, Anne Le Lorier, ab. Jens Weidmann sehe "durchaus  positive Entwicklungen". Die "expansive Geldpolitik" stütze diese Entwicklung. Hinzu käme die sehr "positive Stimmung" an den Finanzmärkten, wobei hier zwischen "Stimmung" und Tatsachen zu unterscheiden sei. Auch könne Geldpolitik Strukturprobleme nicht nachhaltig beheben. Es bedürfe klarer Strukturreformen. Da bereits solche Reformen eingeleitet seien, könne man bereits eine gewisse "Reformdividende" einfahren.

47. Deutsch-Französicher Finanz- und Wirtschaftsrat
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann
Der Bundesbank-Präsident freute sich auch darüber, dass die EU darauf verzichtet hatte, auf besonders ambitionierte Ziele zu setzen. Die Frage nach einer geplanten strategischen Abwertung des Euro verneinte er.

Seine Amtskollegin Le Lorier ging kurz auf die unterschiedlichen Positionen im innereuropäischen Bankenwesen ein und wünschte sich eine zunehmende Vereinheitlichung. Das Bankensystem solle "gesünder" gestaltet werden, was nach französischer Auffassung durch Regulierung zu erreichen sei.

"Ich muss das auf Englisch sagen. Das entspricht dem Geist der deutsch-französischen Zusammenarbeit", kennzeichnete Wolfgang Schäuble das gute Verhältnis zu Sapin und Macron. Sigmar Gabriel sprach sogar von einer "Modernisierungs-Partnerschaft" zwischen Deutschland und Frankreich.

Beim heutigen 47. Deutsch-Französischen Finanz- und Wirtschaftsrat ging es unter anderem um eine Verdoppelung der Investitionen. Man wolle nun sehr schnell vorankommen und laut Wirtschaftsminister Macron innerhalb der nächsten vierzehn Tage konkrete Projekte vorstellen. Dabei solle es um private Investments im öffentlichen Bereich gehen. Finanzminister Sapin will deshalb nur bei bestehenden Kostenfaktoren kürzen und Investments zur vollen Entfaltung kommen lassen.

47. Deutsch-Französicher Finanz- und Wirtschaftsrat
Sigmar Gabriel und Wolfgang Schäuble beim 47. Deutsch-Französichen Finanz- und Wirtschaftsrat
Sigmar Gabriel wurde sehr leidenschaftlich, als von einem Amerikaner die Frage gestellt wurde, ob nun das Geld die Projekte suche, oder die Projekte das Geld. "Wenn die Projekte gut sind, findet sich das Geld", war Gabriels Bekenntnis zu zielführenden Ideen. Man müsse sehen, dass die Projekte kein Strohfeuer darstellen, sondern zur nachhaltigen Positionsverbesserung auf dem internationalen Markt führen. Auch wies er auf die dünner werdende Luft für Europa im Wettbewerb mit Amerika und Asien hin. Aus diesem Grunde habe sich der Wirtschaftsrat auch mit Elektro-Mobilität, Energie-Themen und der Digitalwirtschaft beschäftigt. Auch Freihandel sei ein wichtiger Aspekt, bei dem es nicht den Anschluss zu verlieren gelte.

47. Deutsch-Französicher Finanz- und Wirtschaftsrat
Jens Weidmann und Sigmar Gabriel beim 47. Deutsch-Französichen Finanz- und Wirtschaftsrat
Und dann kam sie wieder, die Frage nach dem Ausstieg aus dem Euro und der Wiedereinführung der DM. Wolfgang Schäuble wies jegliche Informationen über die Ausarbeitung von Ausstiegsplänen als "Spekulation der Medien" zurück und bekannte sich deutlich zum Euro. Jens Weidmann lächelte.

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 17. Januar 2014

Bundesbankpräsident Weidmann bei der Deutschland Agora

Die Deutschland Agora ist ein Forum für Entscheider der Hauptstadtregion. Am Donnerstag hatte der Tagesspiegel in den Meistersaal zwischen Verlagshaus und Potsdamer Platz eingeladen. Begleitet wurde die Veranstaltung von der Deutschen Bank und Audi.

Die Keynote hielt Bundesbankpräsident Dr. Jens Weidmann. Moritz Döbler, Chefredakteur beim Tagesspiegel, zeigte sich beeindruckt über die Offenheit, mit der sich Jens Weidmann dem Publikum stellte. Eine Eigenschaft, die wohl dem Denken einer neuen Generation von Bundesbankern entspricht. Auch David Marsh war in seinem Buch über die Eurokrise von der Standfestigkeit und dem Durchsetzungsvermögen Weidmanns beeindruckt.

So gab der Bundesbankpräsident seine Einschätzung ab, dass die Euro-Krise noch nicht überwunden sei, sondern noch vor uns liege.

Dr. Asoka Wöhrmann von der Deutschen Bank sah bei der anschließenden Podiumsdiskussion eher Chancen in der Krise und ermutigte Investoren, diese Chancen zu nutzen. Auch wenn es immer ein gewisses Risiko gebe, hätten doch die Chancen ein höheres Gewicht. Mit Chancen und Risiken kennt sich Dr. Wöhrmann gut aus. Immerhin verwaltet er 500 Mrd. Euro für die Kunden der Deutschen Bank.

Tagesspiegel Deutschland Agora
Tagesspiegel - Deutschland Agora - Dr. Eric Schweitzer, Moritz Döbler, Dr. Asoka Wöhrmann, Prof. Marcel Fratzscher
Auf die Frage, für wann er eine Zinssteigerung erwarte, sagte er, dass sich wohl in den nächsten drei Jahren nichts in dieser Hinsicht tun werde. Japan lebe seit vielen Jahren mit Nullzins, auch wenn es nicht zum Euroraum gehöre. Dr. Wöhrmann erwartet in 2014 eine moderate Erstarkung des Dollars. Auch der Euro werde erstarken, da seit Mitte 2013 internationale Investoren den Euroraum wiederentdeckt hätten. Anlegern gab er die Empfehlung, sich auf Produkte mit langfristigen Zinsgewinnen zu konzentrieren.

Kritisch blickte er auf die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Nutzung unkonventioneller Geldmarktmittel zur Linderung des Krisenschmerzes. Prof. Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, führte den Zuhörern die Auswirkungen des Deflationsdrucks vor Augen. Die Volkswirtschaften einiger Euroländer würden bereits erhebliche Umschichtungen der Arbeitnehmer durchführen, da ganze Branchen am Boden liegen.

Unisono mit DIHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer plädierte er für eine Stärkung des Mittelstandes in Deutschland. Diesen gebe es in vielen anderen Eurostaaten gar nicht. Die Rahmenbedingungen müssten nachhaltig gut sein, damit dieser Wirtschaftsmotor in Deutschland erhalten bleibe. Es fließe zu wenig Geld in die KMU und auch politische Kompetenzwechsel bergen immer wieder Grund zur Sorge.

Tagesspiegel Deutschland Agora
iPad-Nutzung bei der Deutschland Agora - Tagesspiegel
Für uns als IT-Unternehmen gab es ein weiteres interessantes Detail an dieser Veranstaltung. An jeden Gast war nämlich ein iPad ausgegeben worden über das simultane Abstimmungen durchgeführt werden konnten. Die Inhalte des iPads wurden zentral eingesteuert.

Tagesspiegel-Chefredakteur Moritz Döbler moderierte die Podiumsdiskussion und brachte Fragen aus dem Publikum ein, die über das iPad direkt ans Podium gesendet werden konnten. Auf diese Weise wurden sehr wirksam die üblichen Koreferate vermieden. Wir erlebten Moritz Döbler erstmalig und zugleich als einen der fähigsten Moderatoren neben Jan Eder von der IHK.

Die Abschlussfrage, die über das iPad gestellt wurde, war wohl eher rhetorischer Natur, da sehr provokant gefragt wurde, ob man nicht generell alle Kredite abschaffen könne. Die Antwort war, dass dadurch seit Tausenden von Jahren Wohlstand gesichert worden sei und man sich Volkswirtschaft ohne das Arbeitsmittel Geld gar nicht vorstellen könne. Es darf nur keine exzessive Fremdverwendung stattfinden. Asoka Wöhrmann berichtete von den freudigen Momenten, in denen Unternehmer sagen: "Das war die letzte Rate." Moritz Döbler griff das als gute Anregung für die nächste Gesprächsrunde mit dem Finanzminister auf: "Und wann bringen Sie die letzte Rate?"

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 12. November 2013

BCCG und OMFIF in der Britischen Botschaft

Als wir heute am Auswärtigen Amt vorbeifuhren, sahen wir dort bereits einen schwarzen Jaguar mit 0-49er-Kennzeichen stehen. Das stimmte uns auf den bevorstehenden Besuch in der Britischen Botschaft ein. OMFIF Official Monetary and Financial Institutions Forum und die BCCG British Chamber of Commerce in Germany hatten zu einer spannenden Veranstaltung über die Entwicklung der Finanzmärkte und des Euro eingeladen.

Die Besetzung des Panels war hochkarätig und so waren auch Besucher aus München, Frankfurt und Köln angereist. Ein Teilnehmer trug die Poppy, eine Mohnblume zur Erinnerung an die Gefallenen der Kriege und im besonderen Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren.

"No event without a speach", der Leitsatz von Botschafter Simon McDonald kam auch heute wieder zur Geltung. In einer sehr kurzen aber äußerst humorvollen Rede stimmte er die Gäste auf das ernste Thema Euro, Europa und das Verhältnis zu Großbritannien ein. "Zeitgemäß" sei das Wort, welches in der Diplomatie ständig gebraucht werde und bei dieser Veranstaltung treffe es endlich mal ins Schwarze.

BCCG Britische Botschaft Bundesbank
Bundesbank-Vorstand Dr. Nagel und Prof. Dr. Stürmer
Auch Dr. Joachim Nagel, Vorstand der Deutschen Bundesbank, war von der Einleitung des Botschafters so beeindruckt, dass er sein Keynote-Script unter das Pult legte und frei referierte. Und zwar so frei, dass die Charts von hinten begonnen und dann je nach Bedarf eingeblendet wurden. Bemerkenswert war dabei der unterrepräsentierte Stellenwert europäischer Finanzzentren, die mit Luxemburg erst hinter sechs asiatischen Metropolen auftauchten.

Dem deutschen Sparer gab er die Information mit, dass es die risikolose Anlageform auch bei bisher sicher geglaubten Staatsanleihen nicht gebe. Wie bereits dem Buch von David Marsh "Beim Geld hört der Spaß auf" zu entnehmen war, ist es ein wichtiges Anliegen der Bundesbank, den Finanzbereich so stabil zu halten, dass nicht letztlich der Steuerzahler für eventuelle Schieflagen zur Kasse gebeten wird. Die Damen und Herren von der Bundesbank leisten nach unserer Auffassung Großartiges auch in Hinsicht auf die gesellschaftliche Stabilität in Deutschland.

BCCG Britische Botschaft Bundesbank
Podiumsdiskussion in der Britischen Botschaft - Köhler, Dr. Nagel, Prof. Dr. Stürmer, Kornblum, Heilmann, Marsh

Dr. Nagel zeigte Zahlen, die deutlich machten, dass Deutschland der wichtigste Handelspartner Großbritanniens ist. Das war vielen der Zuhörer bereits bekannt.

Nicht bekannt werden jedoch die Inhalte der folgenden Podiumsdiskussion. Diese verlief unter den Chatham House Rules.

Wir wissen nur noch, dass daran DZ-Bank-Vorstand Wolfgang Köhler, Bundesbank-Vorstand Dr. Joachim Nagel, der ehemalige US-Botschafter John C. Kornblum, Handelsblatt-Direktor Dirk Heilmann und David Marsh von OMFIF teilnahmen und die Diskussion von Prof. Dr. Michael Stürmer (Chef-Korrespondent, Die Welt) moderiert wurde.

Anschließend gab es Gelegeneheit zum Austausch mit den Referenten und Gästen.

Autor: Matthias Baumann