Samstag, 14. Dezember 2013

Thales beim DFWK im Berlin Capital Club

Wer bei Thales an die Buchhandelskette Thalia denkt, bestätigt damit, dass Thales ein prototypischer Hidden Champion ist.

Hidden passt in jedem Fall zu einem Konzern, der den in der Öffentlichkeit wenig akzeptierten Zweig der Rüstungsindustrie bedient. Dabei macht der Geschäfstbereich Rüstung nur noch 20% des Gesamtvolumens dieses in 56 Ländern ansässigen Unternehmens aus.

Die Zahlen, die uns Peter Obermark, Vorsitzender der Geschäftsführung von Thales Deutschland, am Donnerstag im Berlin Capital Club präsentierte, machten deutlich, dass Thales nicht nur "hidden" sondern auch ein Champion ist.

DFWK Thales Berlin Capital Club
Thales-Geschäftsführer Peter Obermark beim DFWK im Berlin Capital Club
Begeisterung war zu erkennen, als Peter Obermark über den Aufkauf bekannter deutscher Unternehmen sprach, die heute wahrscheinlich gar nicht mehr am Markt wären, wenn sie nicht in diese starke Partnerschaft eingetreten wären. Der breite und branchenoffene Zukauf von Unternehmen baut die Marktposition von Thales kontinuierlich aus. In verschiedenen Segmenten sind sie Marktführer oder sogar wettbewerbslos. Die älteste Tochter der Thales-Gruppe, die Lorenz AG, ist Ende des 19. Jahrhunderts gegründet worden und hat ihren Standort in Berlin.

Trotz dieses Reichtums an Tradition ist Thales auf Innovation ausgerichtet. Sechs bis zehn Prozent des Budgets fließen in die Entwicklung neuer Technologien. Damit folgen sie dem Trend, den wir auch von anderen Hidden Champions wie Bombardier kennen.

Dass die Veranstaltung durch den DFWK Deutsch-Französischen Wirtschaftskreis organisiert wurde, hatte seinen Grund darin, dass Thales von Frankreich aus geleitet wird, obwohl inzwischen 75% des Umsatzes außerhalb Frankreichs erzielt wird. Solch ein international mit 67.000 Mitarbeitern aufgestelltes Unternehmen erfordert auch eine aktive Auseinandersetzung mit nationalen Diversitäten und Befindlichkeiten. Laut Peter Obermark habe man das aber gut im Griff.

In Frankreich gäbe es jedoch den wettbewerbsmäßigen Luxus, dass viele Geschäfte staatlich reguliert bzw. gefördert seien, wogegen das Eingreifen des Staates in Deutschland nicht sehr willkommen sei. Sehr unterschiedlich stellten sich auch die Rollen der Gewerkschaften dar. Während die Verhandlungen in Deutschland eher auf Konsens ausgerichtet seien, gehe es in Frankreich oft um Konfrontation, nach der gerne mal ein Vorstandskopf rollt - heutzutage natürlich im übertragenen Sinne. Kleine Randbemerkungen zeigten, dass der DFWK immer noch unter dem Eindruck der gewerkschaftskritischen Rede von Alain Capparos vor drei Wochen in der Französischen Botschaft stand.

DFWK Thales Berlin Capital Club Gendarmenmarkt
Weihnachten am Gendarmenmarkt
Als deutscher Unternehmer fragt man sich dann schon, welchen Mehrwert angesichts dieser Gewerkschaftsszenarien die Schaffung von Arbeitsplätzen in Frankreich habe. DFWK-Vizepräsident Dirk Schneemann relativierte diesen Eindruck beim anschließenden Get Together mit Erfahrungsberichten aus seiner Berufspraxis bei TOTAL. Die Gewerkschaften in Frankreich picken sich auch gerne mal große unpopuläre Firmen heraus und messen an diesen ihre Kräfte. Im kleinen Rahmen gehe es jedoch eher moderat und konstruktiv zu.

Vielen Dank an Marine Choley und Gonzague Dejouany für die Organisation dieses informativen und letztlich auch gemütlichen Abends im Berlin Capital Club am Gendarmenmarkt. Der vom Lichtspiel des Weihnachtsmarktes begleitete Weg zum Parkhaus ließ den Tag mit der passenden Stimmung ausklingen.

Autor: Matthias Baumann