Freitag, 25. April 2014

Finanzminister Schäuble beim Tagesspiegel

Verschmitzt blickt Wolfgang Schäuble in die Runde und bereitet sich auf seine Keynote zum Thema "50 Jahre Top-Management-Beratung in Deutschland" vor.

Eingeladen hatten der Tagesspiegel und das Handelsblatt. Als offizieller Sponsor des Finanzministeriums interessierten uns die Ansichten dieses Mannes sehr.

Tagesspiegel Finanzminister Schäuble
Finanzminister Dr. Wolfgang Schäuble beim Tagesspiegel
Wolfgang Schäuble blieb die ganze Zeit beim Thema und brachte die Zuhörer immer wieder mit einigen humorvollen Passagen zum Schmunzeln. Chefredakteur Casdorff hatte ihm dazu bereits in der Anmoderation recht gute Vorlagen geliefert.

Beratung nutze die Menschheit schon seit Tausenden von Jahren, so dass die Zitate nur so sprudeln konnten. Morgen solle der Minister in Zürich über "historische Vergleiche in der Politik" referieren.

Wichtig für die heutige Politik sei, dass man sich Expertisen in die Ministerien hole und interne Kompetenzen besser nutze. In diesem Zusammenhang sprach er auch über die langen Bearbeitungszeiträume von Gutachten. Diese seien in einer bestimmten Debattenlage beauftragt worden und lägen nach vielleicht zwei Jahren vor. Ein Zeitraum, nach dem sich niemand mehr so recht an die damalige Debattenlage erinnern kann. Mit einem wiederum verschmitzten Lächeln sah er die Angelegenheit pragmatisch, da man das Gutachten ja eventuell in einer ähnlichen Situation mal wieder gebrauchen könne.

Tagesspiegel Finanzminister Schäuble
Finanzminister Dr. Wolfgang Schäuble beim Tagesspiegel
Gutachten seien jedoch nicht mit Beratung zu verwechseln. Gutachten analysieren einen Zustand. Beratung erarbeitet aus der Zustandsbeschreibung eine Entscheidungs- und Handlungsstrategie. Laut "Allround-Berater" Bert Rürup zeichnen sich gerade Anwälte dadurch aus, dass sie beide Bereiche in ihrem Tätigkeitsfeld verbinden.

Die abschließenden Worte Schäubles wurden von den Teilnehmern der folgenden Podiumsdiskussion aufgegriffen. Im Wesentlichen zeichne sich eine gute Beratungssymbiose wie folgt aus:

  • der Berater liefert Argumente als Entscheidungshilfe
  • der Berater macht Zusammenhänge transparenter
  • der Unternehmer muss die Entscheidung letztlich selbst verantworten
  • der Unternehmer trägt das Risiko seiner Entscheidung

Gerade wegen der letzten beiden Punkte kam die Frage auf, ob man den Berater nicht irgendwie in die Pflicht nehmen könne. Nein. Allerdings merke man sehr schnell, ob ein Berater geeignet sei. Berater, die laut eigener Aussage alles können, unterschätzen normalerweise die Komplexität der Problemstellung. Auch der ertragsorientierte Berater, der zuerst die Kundenwünsche abliest und in umformulierter Form als seine Ideen verkauft, komme bei den Unternehmen nicht mehr an.

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Tagesspiegel - Coca-Cola-Geschäftsführer Hendrik Steckhan, Berater Martin Sonnenschein, Philips Deutschland-Geschäftsführerin Dr. Carla Kriwet, Kühne & Nagel-Chef Karl Gernandt (von links nach rechts)
Bert Rürup und Carla Kriwet waren sich einig, dass Querdenker und Quereinsteiger gebraucht werden. Nicht das Diplom, sondern das Beratungstalent seien entscheidend.

Besonders selten seien die Nein-Sager unter den Beratern. Das sind ausgereifte Persönlichkeiten, die Entscheidungen der Unternehmer nur dann mittragen, wenn auch sie voll dahinter stehen. "Guter Rat ist teuer" kann auf diese wertvolle Spezies gerne angewendet werden, da diese tatsächlich zum Erfolg der Unternehmung beitragen.

Autor: Matthias Baumann