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Donnerstag, 20. September 2018

Botschafter von Laos, Kuwait und Belgien im Schloss Bellevue akkreditiert

Heute standen im Schloss Bellevue drei Botschafter-Akkreditierungen auf dem Programm:

Demokratische Volksrepublik Laos - Phomma Boutthavong
Staat Kuwait - Najeeb Al-Bader
Königreich Belgien - Baron Willem van de Voorde

Mal wieder ein Mix, der unterschiedlicher nicht sein könnte. Aber für das Protokoll ein gewohnter und immer gleicher (semper talis) Ablauf - unabhängig von Größe und politischer Ausrichtung des jeweiligen Landes.

Botschafter akkreditiert Demokratische Volksrepublik Laos - Phomma Boutthavong
Botschafter akkreditiert - Demokratische Volksrepublik Laos - Phomma Boutthavong (mitte) und seine Gattin (links)
Laos liegt wie ein Sandwich zwischen Thailand und Vietnam. Die Flagge von Laos erweckt den Eindruck, als würde in der Mitte etwas fehlen: großer weißer Punkt auf Blau, oben und unten rot. Die Demokratische Volksrepublik Laos hat etwa 7 Millionen Einwohner, die größtenteils buddhistisch geprägt sind.

Botschafter akkreditiert Demokratische Volksrepublik Laos - Phomma Boutthavong
Botschafter akkreditiert - Demokratische Volksrepublik Laos - Phomma Boutthavong - Eintrag ins Gästebuch von Schloss Bellevue
Das Analphabetentum ist in Laos weit verbreitet. 1/3 der Männer und 2/3 der Frauen können nicht lesen und schreiben. Hinzu kommt ein überdurchschnittlicher Opium-Konsum. Die Kolonialmacht Frankreich hatte seit 1899 Opium kontrolliert angebaut und unter staatliche Obhut gestellt. Laotisches Opium diente zur Finanzierung diverser Kampfhandlungen in der Region, bei denen sich insbesondere Frankreich und die USA als clevere Verwerter dieser Ressource bedient hatten.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Laos die französische Vorherrschaft abschütteln und war bald einer nordamerikanischen Nutzung gegen den regionalen Kommunismus ausgeliefert. Während des Vietnam-Krieges wurde auch Laos bombardiert und gilt heute als eines der am schwersten bombardierten Länder der Welt. Etwa 2,5 Tonnen Sprengsätze pro Kopf - nochmal: pro Kopf - wurden auf Laos abgeworfen. Reparationen wurden nicht gezahlt.

Botschafter akkreditiert Demokratische Volksrepublik Laos - Phomma Boutthavong
Botschafter akkreditiert - Demokratische Volksrepublik Laos - Phomma Boutthavong - Niederholen der Flagge
Laos hat als einer von wenigen Staaten das Ende der sozialistischen Ära überlebt. Auch heute noch wird das Land von nur einer Partei regiert, der Laotischen Revolutionären Volkspartei LRVP. Über Meinungsfreiheit und die Position auf dem Korruptionsindex muss dann wohl kaum noch etwas gesagt werden. Wenig kann auch über den neuen Botschafter Phomma Boutthavong gesagt werden. Entweder sind die bei Google angebotenen Webseiten nicht mehr erreichbar oder vermitteln die Info, dass er vor über 10 Jahren bereits Botschaftssekretär in Deutschland war. So müssen wir uns heute mit einem optischen Eindruck des Mannes aus Ostasien begnügen.

Botschafter akkreditiert Staat Kuwait - Najeeb Al-Bader
Botschafter akkreditiert - Staat Kuwait - Najeeb Al-Bader
Etwas näher liegt Kuwait. Die Flagge Kuwaits besteht aus den regional üblichen Farben Schwarz, Weiß, Grün und Rot. Kuwait liegt am Persischen Golf und hat etwas mehr Einwohner als Berlin. Im Gegensatz zu Berlin ist Kuwait nicht "arm aber sexy", sondern reich und islamisch. Der Islam ist Staatsreligion. Dieser gehören 90% der Bevölkerung an. Nicht ganz ungefährlich ist die interne Verteilung von 2:1 Sunniten auf Schiiten.

Wäre Kuwait NATO-Mitglied, würde Donald Trump jubeln. Kuwait gibt 5,8% seines BIP für die Verteidigung aus und hat damit den weltweit höchsten Wehr-Etat. Da Kuwait kein NATO-Mitglied ist, dient es lediglich als ernstzunehmender Gegner oder Kunde für Rüstungsexporte. Geschichtlich war Kuwait immer umkämpft. Ob Perser, Mongolen, Türken oder Briten - alle wollten die geostrategische Lage des Landes für ihre Zwecke nutzen. Inzwischen ist auch noch das Öl hinzugekommen, so dass Kuwait auch wirtschaftlich interessant ist.

Botschafter akkreditiert Staat Kuwait - Najeeb Al-Bader
Botschafter akkreditiert - Staat Kuwait - Najeeb Al-Bader
Kuwait ist eine konstitutionelle Erbmonarchie. Der Emir kann das Parlament einsetzen und auflösen, wie es gerade ins Konzept passt. Auf dem Demokratie-Index rangiert Kuwait auf den letzten Plätzen. Wer sich die Namen der Regierenden in Kuwait einprägen möchte, muss sich nur al-Sabah merken. Ein Mann mit dem Namen al-Sabah am Ende einer gigantischen Aufzählung von Titeln und Vornamen wird immer korrekt sein. Das ist so ähnlich wie mit dem Familiennamen Sall in Senegal.

Botschafter akkreditiert Staat Kuwait - Najeeb Al-Bader
Botschafter akkreditiert - Staat Kuwait - Najeeb Al-Bader - Niederholen der Flagge
Der neue kuwaitische Botschafter, der heute vor das Portal des Schlosses Bellevue chauffiert wurde, hieß nicht al-Sabah, sondern Najeeb Al-Bader. Das klingt schon fast nach süddeutschen Wurzeln. Wie bei Botschaftern üblich, wird auch Najeeb Al-Bader quer um den Globus versetzt. Zuvor war er Botschafter in Australien.

Botschafter akkreditiert Königreich Belgien - Baron Willem van de Voorde
Botschafter akkreditiert - Königreich Belgien - Baron Willem van de Voorde
Noch näher als Kuwait liegt Belgien. Mit Baron Willem van de Voorde sendet das Land einen aristokratischen Vertreter der belgischen Krone. Belgien ist wie Kuwait eine Erbmonarchie, allerdings eine föderale. Staatsoberhaupt ist König Philippe und der Name des Premierministers, Charles Michel, sollte in Deutschland weitestgehend unbekannt sein.

Botschafter akkreditiert Königreich Belgien - Baron Willem van de Voorde
Botschafter akkreditiert - Königreich Belgien - Baron Willem van de Voorde - Beglaubigungsschreiben des Botschafters in den Händes des Protokoll-Chefs des Auswärtigen Amtes
Dass die Flagge Belgiens die gleichen Farben wie die deutsche Flagge in einer anderen Richtung und Reihenfolge hat, ist wohl eher bekannt. Belgien hat mit 11 Millionen Einwohnern eine ähnliche Bevölkerungsanzahl wie Tschechien. Dafür beherbergen die Belgier in Brüssel die Europäische Kommission und haben eine Autobahn, die fast auf der gesamten Länge nachts beleuchtet ist. Leider gibt es dort ein Tempolimit.

Baron Willem van de Voorde war zuvor vier Jahre als Botschafter in Wien tätig. Er hatte sich dort besonders im kulturellen Bereich engagiert und die Beziehungen zur Region Tirol intensiviert.

Botschafter akkreditiert Königreich Belgien - Baron Willem van de Voorde
Botschafter akkreditiert - Königreich Belgien - Baron Willem van de Voorde - Niederholen der Flagge
Mit dem Niederholen der belgischen Flagge ging die heutige Botschafter-Akkreditierung beim Bundespräsidenten zu Ende. 90 Minuten, drei Vorfahrten, drei Gästebucheinträge, drei Schreiben überreicht, drei Gespräche mit dem Bundespräsidenten und den zuständigen Staatssekretären des Auswärtigen Amtes, drei Flaggen gehisst und niedergeholt. Bereits morgen steht der nächste ausländische Besuch auf dem Programm: der tschechische Präsident Miloš Zeman.

Video:
Botschafter von Laos, Kuwait und Belgien beim Bundespräsidenten akkreditiert

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 28. August 2018

Botschafter aus Fidschi, Swasiland, Senegal und der Schweiz beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue akkreditiert

Ein breites Grinsen ging über das Gesicht des Offiziers, der mir die nächste Botschafter-Akkreditierung ankündigte: Fidschi, Swasiland, Senegal und - die Schweiz. Inzwischen ist ja hinreichend bekannt, dass das Protokoll keine Unterschiede zwischen großen und kleinen Staaten macht und die begleitenden Zeremonien semper talis - immer gleich - ablaufen. Davon konnten wir uns auch heute wieder im Schloss Bellevue überzeugen.

Botschafter im Schloss Bellevue akkreditiert
Botschafter bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue akkreditiert - Ehrenzug und Fahrzeuge des Bundespräsidenten vor dem Haupteingang des Schlosses
Es sollten heute vier Botschafter in folgender Reihenfolge ihre Beglaubigungsschreiben beim Bundespräsidenten abgeben:

Republik Fidschi - Deo Saran
Königreichs Eswatini (ehemals Swasiland) - Sibusisiwe Mngomezulu
Republik Senegal - Cheikh Tidiane Sall
Schweizerischen Eidgenossenschaft - Dr. Paul Seger

Die Botschafter und ihre Delegationen fuhren wie üblich ab zehn Uhr im Halbstundentakt vor.

Botschafter akkreditiert - Republik Fidschi - Deo Saran
Botschafter akkreditiert - Republik Fidschi - Deo Saran (links)
Zuerst erschien Deo Saran von der Republik Fidschi. Die Fidschi-Inseln liegen in Ozeanien - noch weiter weg als Australien. Auch Fidschi hat den Union Jack oben links in der Flagge - umgeben von ganz viel Hellblau. Das soll wohl ein Symbol für das viele Wasser sein. 1774 hatte James Cook die Inseln besucht und nur wenige Jahre später siedelten sich Europäer dort an und bestimmten bald die Politik und die Wirtschaft. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Inseln als strategischer Stützpunkt der Alliierten. 1970 wurde Fidschi unabhängig und schloss sich dem Commonwealth an. Unabhängigkeit nach britischen Vorstellungen. Damit gehören sie nun zu den Hoffnungsträgern des Brexits. Wenn die EU-Verträge ab April 2019 nicht mehr nutzbar sind, muss eben innerhalb des Commonwealth gehandelt werden.

Botschafter akkreditiert - Republik Fidschi - Deo Saran
Botschafter akkreditiert - Republik Fidschi - Deo Saran - Eintrag ins Gästebuch des Schlosses Bellevue
Fidschi hat ein recht hohes Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Wichtige Faktoren dafür sind Goldvorkommen und der Tourismus.

Etwa die Hälfte der heutigen Bevölkerung besteht aus den fidschianischen Ureinwohnern. Diese müssen vor etwa 3.000 Jahren aus Südostasien auf die Inseln verschlagen haben. Ende des 19. Jahrhunderts wurden Gastarbeiter aus Indien geholt, die fortan auch die gesellschaftlichen Strukturen prägten. Fidschi hat insgesamt weniger als eine Million Einwohner. Etwa die Hälfte bezeichnet sich als evangelisch, ein Viertel sind Hindus und der Rest teilt sich auf römisch-katholisch und andere Zugehörigkeiten auf.

Botschafter akkreditiert - Republik Fidschi - Deo Saran
Botschafter akkreditiert - Republik Fidschi - Deo Saran - Flaggenparade
Entsprechend klein war auch die Delegation des Botschafters, Deo Saran. Deo Saran kommt aus der Wirtschaft. Seine Karriere begann er nach einschlägigen Studiengängen bei Price Waterhouse und stieg dann als CEO in diverse Unternehmen ein. Er saß in verschiedenen Vorständen und Beratungskreisen in Fidschi, Australien und Europa. Er ist begeisterter Golfer und interessiert sich auch privat für Wirtschaft und Regierungsthemen.

Botschafter akkreditiert Swasiland Königreich Eswatini Sibusisiwe Mngomezulu
Botschafter akkreditiert - Königreich Eswatini (ehemals Swasiland) - Sibusisiwe Mngomezulu (links)
Swasiland wurde im April in Königreich Eswatini umbenannt. Kritisch ist das, wenn die richtige Fahne aus dem Flaggenkeller des Schlosses Bellevue geholt werden soll und diese mit einem anderen Namen beschriftet ist. Wer kennt schon Eswatini und würde die Fahne bei S wie Swasiland suchen?

Eswatini hat etwa 1,5 Millionen Einwohner und liegt wie Lesotho als Enklave inmitten von Südafrika. Ein Drittel sind Protestanten und ein Drittel afrikanische Christen, die keiner klassischen europäischen Denomination zuzurechnen sind. Knapp 40% der Bevölkerung sind HIV-positiv und Eswatini ist damit weltweit Spitzenreiter. Im Gegensatz dazu zählt das Land bei der Pressefreiheit zu den globalen Schlusslichtern.

Botschafter akkreditiert Swasiland Königreich Eswatini Sibusisiwe Mngomezulu
Botschafter akkreditiert - Königreich Eswatini (ehemals Swasiland) - Sibusisiwe Mngomezulu - Flaggenparade
Über den Botschafter Sibusisiwe Mngomezulu ist bekannt, dass er 1973 in Swasiland geboren wurde, verheiratet ist und zwei Kinder hat. Er hatte zunächst Sozialwissenschaften studiert und war dann auf Unternehmensführung und Projekt-Management umgeschwenkt. Seine Abschlüsse hatte er in Südafrika und den USA gemacht. Anschließend war er in verschiedenen Wirtschaftsbranchen tätig, ging dann im Regierungsauftrag nach Malaysia und im Mai 2017 nach Brüssel, wo er sein Land bei der EU und diversen europäischen Ländern inklusive Vatikan vertritt.

Botschafter akkreditiert Republik Senegal - Cheikh Tidiane Sall
Botschafter akkreditiert - Republik Senegal - Cheikh Tidiane Sall (links)
Senegal liegt an der Westküste Afrikas und grenzt im Osten an Mali. Senegal hat die typischen afrikanischen Nationalfarben: Grün, Gelb, Rot. Mit 15 Millionen hat es das zehnfache der Einwohner Swasilands. Vor 60 Jahren waren es noch drei Millionen Einwohner. Über 90% der Bevölkerung bekennen sich zum sunnitischen Islam. 1960 erlangte Senegal zusammen mit Mali seine Unabhängigkeit von Frankreich.

Botschafter akkreditiert Republik Senegal - Cheikh Tidiane Sall
Botschafter akkreditiert - Republik Senegal - Cheikh Tidiane Sall - Flaggenparade
Während Swasiland von Südafrika umschlossen wird, umschließt Senegal das Land Gambia. Gambia hat aber Zugang zum Atlantik und beherrscht den Gambia, einen der Hauptströme Westafrikas. Als Ersatz hat Senegal noch den Senegalstrom im Norden.

Botschafter Cheikh Tidiane Sall war zuvor Protokollchef im Senegal und betreibt diverse Social-Media-Kanäle.

Botschafter akkreditiert Schweiz Paul Seger
Botschafter akkreditiert - Schweizerische Eidgenossenschaft - Paul Seger
Und noch ein Land mit S: Schweiz. Wo die Schweiz liegt, dass sie etwa 8 Millionen Einwohner hat und kein Mitglied der EU ist, sollte bekannt sein. Nicht so bekannt ist vielleicht, dass die Flagge der Schweiz quadratisch ist - im Gegensatz zu sämtlichen Fahnen, die im Flaggenkeller des Schlosses Bellevue lagern. Die Schweiz ist übrigens froh über die Umbenennung von Swasiland. Wurde das doch im Internet ständig mit Switzerland verwechselt.

Botschafter akkreditiert Schweiz Paul Seger
Botschafter akkreditiert - Schweizerische Eidgenossenschaft - Paul Seger - quadratische Fahne
Dr. Paul Seger, der neue Botschafter der Schweizerischen Eidgenossenschaft, zieht nun in das Haus neben dem Bundeskanzleramt. Er ist promivierter Jurist. Paul Seger war zwischen 2010 und 2015 Leiter der Schweizer UNO-Mission in New York und Direktor für Völkerrecht. Seine Erkennungszeichen sind ein verschmitztes Lächeln und die Fliege.

Video:
Akkredierung der Botschafter von Fidschi, Swasiland, Senegal und der Schweiz im Schloss Bellevue

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 19. Juli 2018

Botschafter von Kosovo, Mali, Liberia, Honduras und Chile beim Bundespräsidenten akkreditiert

Sommerzeit ist Wechselzeit bei Botschaftern und deren Mitarbeitern. Manch ein Botschafter wird diametral über den Globus versetzt und muss mit dem neuen Umfeld klarkommen. Wer nicht gerne umzieht, sollte nicht in den diplomatischen Dienst gehen.

Heute stand wieder ein bunter Mix an Akkreditierungen auf dem Programm: zwei Amerikaner, zwei Afrikaner und ein Europäer gaben sich die Klinke im Schloss Bellevue in die Hand. Besser gesagt, hatten sie ihre Beglaubigungsschreiben in der Hand und reichten diese an den Bundespräsidenten weiter, der sie wiederum einem Mitarbeiter zur Verwahrung übergab. Die Schreiben werden entweder in Umschlägen mit Golddruck oder in Ledermappen mit Golddruck überreicht.

Den neuen Botschaftern steht eine Fahrt im Wagen des Bundespräsidenten zu. Dazu werden die schwarzen Limos des Fahrdienstes oder des BKA mit Standarten des Bundespräsidenten versehen, so dass der Eindruck entsteht, es handele sich tatsächlich um den Wagen des Präsidenten. Clever! Je nach Wichtigkeit und Sicherheitsbedürfnis reicht die Fahrzeugpalette vom älteren Audi A8 bis zu gepanzerten BMW 7er-Fahrzeugen mit Rundumleuchte.

Im Halbstunden-Takt rollten heute folgende Botschafter auf den Vorhof des Schlosses: 

Kosovo - Beqë Cufaj
Mali - Oumou Sall-Seck
Liberia - Youngor Telewoda
Honduras - Christa Castro Varela 
Chile - Cecilia Mackenna Echaurren

Botschafter akkreditiert Kosovo Beqë Cufaj
Botschafter der Republik Kosovo akkreditiert: Beqë Cufaj
Auch wenn die Presse kaum noch über den Kosovo berichtet, ist die Lage dort weiterhin fragil. Die KFOR ist weiterhin aktiv und Spezialkräfte der Bundeswehr kontrollieren regelmäßig die Lagerung von toxischen Materialien. Kosovo hat weniger als zwei Millionen Einwohner. Von diesen ist mehr als die Hälfte unter 25 Jahren alt. Rentner gibt es so gut wie gar nicht. 95% der Bevölkerung zählen sich zum sunnitischen Islam. Der Rest teilt sich in serbisch-orthodox und römisch-katholisch auf.

Botschafter akkreditiert Kosovo Beqë Cufaj
Botschafter der Republik Kosovo akkreditiert: Beqë Cufaj
Botschafter Beqë Cufaj ist mit seinen 47 Jahren vergleichsweise alt. Sein Alter kann mit Weisheit gleichgesetzt werden. Immerhin hat er Sprach- und Literaturwissenschaften studiert. Beqë Cufaj ist Buchautor und freier Mitarbeiter bei namhaften Blättern wie der FAZ oder der Neuen Zürcher Zeitung.

Botschafter akkreditiert Mali Oumou Sall-Seck
Botschafterin der Republik Mail akkreditiert: Oumou Sall-Seck
Ein ebenfalls muslimisch dominiertes Land ist Mali. 90% der über 18 Millionen Einwohner bekennt sich zum sunnitischen Islam. Auch Mali ist durch das Engagement der Bundeswehr in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit gekommen. Obwohl die Frauen Malis im Durchschnitt mehr als sechs Kinder zur Welt bringen, ist die Lebenserwartung doch sehr gering und die Altersstruktur noch niedriger als im Kosovo.

Botschafter akkreditiert Mali Oumou Sall-Seck
Botschaftein der Republik Mali akkreditiert: Oumou Sall-Seck
Botschafterin Oumou Sall-Seck war in der Region Timbuktu als Bürgermeisterin tätig. Als Frau musste sie sich im islamischen Umfeld durchsetzen, wurde aber aufgrund ihrer Kompetenz mehrfach in regionale Verantwortungen gewählt. Sie ist Mitglied in diversen Gremien zur Befriedung Nordafrikas und der Sahelzone. Oumou Sall-Seck löst ihren männlichen Vorgänger in Berlin ab. Dieser ist nun in Paris eingesetzt.

Botschafter akkreditiert Liberia Youngor Telewoda
Botschafterin der Republik Liberia akkreditiert: Youngor Telewoda
Einige Kilometer südwestlich von Mali liegt Liberia. Liberia hat etwa so viele Einwohner wie Berlin, die sich zu 85% als christlich bezeichnen. Das Durchschnittsalter liegt bei 18 Jahren. Der Name Youngor Telewoda suggeriert eine entsprechende Jugend. Aber weit gefehlt. Frau Youngor Telewoda ist 65 Jahre alt und hat schon viele diplomatische Stationen durchlaufen, darunter Japan, Neu Seeland und Singapur.

Botschafter akkreditiert Liberia Youngor Telewoda
Botschafterin der Republik Liberia akkreditiert: Youngor Telewoda
Die Fahne von Liberia ist ein Mix aus USA und Chile. Eine besondere Herausforderung an das Flaggenkommando des Wachbataillons, das immer die richtige Fahne aus dem Flaggenkeller des Schlosses holen muss. Wenigstens sind inzwischen die Ränder der Flaggen mit schwarzem Edding beschriftet. Vor einigen Jahren hätte es fast einen Fauxpas mit der Verwechslung der Fahnen zweier rivalisierender Staaten gegeben. Danach wurden die Ränder beschriftet.

Botschafter akkreditiert Honduras Christa Castro Varela
Botschafterin der Republik Honduras akkreditiert: Christa Castro Varela
Wer von Liberia aus über den Atlantik segelt und dabei leicht nach Norden abdriftet, könnte nach Passieren des Karibischen Meeres in Honduras landen. Von dort kommt Christa Castro Varela. Sie vertritt etwa 9 Millionen Menschen, deren Durchschnittsalter bei 19 liegt. Also nur ein Jahr älter als die Menschen in Liberia. Auch in Honduras fühlen sich über 80% der Bevölkerung einer der christlichen Denominationen zugehörig. Honduras hat so einiges durchgemacht mit Diktaturen und schwierigen Demokratisierungsprozessen.

Botschafter akkreditiert Honduras Christa Castro Varela
Botschafterin der Republik Honduras akkreditiert: Christa Castro Varela
Christa Castro Varela war im Energie-Ministerium von Honduras beschäftigt und kümmerte sich unter anderem um Klima- und Umwelt-Themen sowie erneuerbare Energien. Seit 2017 war sie im Präsidialumfeld als Ministerin für Kommunikation und Strategie tätig. Als Botschafterin sitzt sie in Berlin. Von hier aus vertritt sie Honduras auch gegenüber Österreich, Polen, Tschechien, Türkei, Georgien, Ungarn und Albanien.

Botschafter akkreditiert Chile Cecilia Mackenna Echaurren
Botschafterin der Republik Chile akkreditiert: Cecilia Mackenna Echaurren
Den Abschluss der heutigen Botschafter-Akkreditierung bildete Cecilia Mackenna Echaurren aus Chile. Chile liegt südwestlich von Honduras und hat - wie Mali - um die 18 Millionen Einwohner. Viele davon sind römisch-katholisch. Über die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 35 Jahre.

Botschafter akkreditiert Chile Cecilia Mackenna Echaurren
Botschafterin der Republik Chile akkreditiert: Cecilia Mackenna Echaurren
Cecilia Mackenna Echaurren hatte in Chile Philosophie studiert und noch ein Studium in Politikwissenschaften angehängt - in Heidelberg. Im chilenischen Außenministerium war sie für Planung, Nord-Amerika und Umwelt zuständig. Interessante Kombination.

Botschafter akkreditiert Chile Cecilia Mackenna Echaurren
Botschafterin der Republik Chile akkreditiert: Cecilia Mackenna Echaurren, ihre Delegation und die Bezugspersonen des Auswärtigen Amtes
Als ihre Exzellenz Cecilia Mackenna Echaurren mit der Limo und der Standarte des Bundespräsidenten vom Hof rollte, waren fünf neue Botschafter akkreditiert. Diese reihen sich nun ganz hinten in die Defilee-Listen ein: first come - first serve. Last come - last serve. Der Diplomat nennt das Anciennität.

Video:
Akkreditierung der Botschafter von Kosovo, Mali, Liberia, Honduras und Chile

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 1. Juni 2018

Enrico Brissa, Parkett und Protokoll

"Wozu liest du ein Buch über Höflichkeit?", fragte meine Frau nach der Grillparty mit den Omas. Ich war nicht zur Begrüßung aufgestanden, als ein weiterer weiblicher Gast aufgetaucht war. Genervt hatte ich die Grillsauce durchgereicht und während der familiären Konversation das Buch "Auf dem Parkett" von Enrico Brissa gelesen.

Der Vorwurf meiner Frau war nicht ganz unbegründet. Schon beim Lesen des Buches liefen einige Szenen aus dem Alltag am inneren Auge vorbei. Das Schlimme daran: Ich war fast immer beteiligt. Sei es der Kaugummi beim Staatsbesuch im Kanzleramt, sei es das Papiertaschentuch bei der Botschafter-Akkreditierung, sei es die zum Gruß ausgestreckte Hand bei der Begegnung mit einem Minister oder sei es eine beim Dinner überreichte Visitenkarte - das Buch sensibilisiert für ein entspanntes, aber korrektes Verhalten auf dem Parkett.

Enrico Brissa Lesung Handbuch Auf dem Parkett
Stolz präsentiert Protokoll-Chef Enrico Brissa sein Buch "Auf dem Parkett" bei einer Lesung im Buchladen Bayerischer Platz
Neben den soeben erwähnten Manieren und Unaufmerksamkeiten können auf dem Parkett weitere Peinlichkeiten passieren. So zum Beispiel 2015 beim Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps im Schloss Bellevue. Als ich mich im Langhanssaal nach der Defilee-Liste bückte, riss mit lauter akustischer Begleitung meine Hose. Ein Diplomat aus Österreich und einer der umstehenden BKA-Beamten versicherten, dass nichts zu sehen sei, da das Sakko die Stelle verdeckte. Es war jedoch sehr peinlich und soll auch schon anderen Personen in protokollarischen Zusammenhängen passiert sein.

Der Fauxpas (gesprochen: Fo-pah) ist nach Enrico Brissa ein auf dem Parkett begangener Fehltritt, eine protokollarische Havarie oder sonstige Entgleisung. Je nach Umfeld und Schwere kann ein Fauxpas übersehen, im Nachhinein angesprochen oder sofort geahndet werden. Sehr unpraktisch ist es, wenn der Verursacher kein Feedback zu seinem Fehlverhalten bekommt und zukünftig einfach vor verschlossenen Türen steht. Diese Türen sind wörtlich und als Metapher zu verstehen.

Enrico Brissa hat das gute Benehmen bereits mit der Muttermilch aufgesogen. Als Sohn eines Italieners musste er als Kind an Familienfeiern im romantischen Piemont teilnehmen und wurde dort auf Etikette getrimmt: Besteck, Handkuss, Umarmung, Aufstehen, Sitzen, Konversation und weitere Dinge, die anderen Kindern erspart bleiben. Allerdings werden die geschonten Kinder sicher nicht Protokoll-Chef im Schloss Bellevue oder im Bundestag.

Der Autor hatte die Bundespräsidenten Wulff und Gauck begleitet und ist nun für den Bundestag tätig. Mehrfach ist er uns durch das Video oder die Fotos gelaufen. Elegant, mit einer bestimmten Höflichkeit gegenüber den Staatsgästen und oft mit der wegweisenden Geste für die Beteiligten. Eine seiner Handbewegungen ist seit geraumer Zeit Bestandteil meiner Kindererziehung oder wortlosen Führung von Gästen geworden. Das Buch hat mir jedoch gezeigt, dass noch diverse Defizite existieren. Daran lohnt es sich zu arbeiten.

Heute Abend begegneten wir Enrico Brissa bei der Lesung seines Werkes im Buchladen Bayerischer Platz. In den nächsten Wochen ist er mit Lesungen gut beschäftigt und dafür im gesamten Bundesgebiet unterwegs.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 9. Mai 2018

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos reist zum Mittagessen nach Berlin

Der Name Kolumbiens leitet sich von Christoph Kolumbus ab. Auf Spanisch - der Landessprache - heißt das Land Colombia. Es liegt im Nordwesten Südamerikas und grenzt an bei beiden großen Ozeane: Atlantik und Pazifik. Knapp 50 Millionen Einwohner leben dort. Der Ausländeranteil liegt bei beschaulichen 0,3%, während 3% der Kolumbianer im Ausland leben.

Kolumbien Präsident Juan Manuel Santos Berlin Steinmeier Schloss Bellevue
Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos zum Antrittsbesuch bei Bundespräsident Steinmeier im Schloss Bellevue
Die heutigen Kolumbianer sind aus der Vermischung der indigenen Ureinwohner, Europäer und Sklaven aus Afrika entstanden. Etwa die Hälfte bezeichnet sich als Mestizen. Das sind Vermischungen von Indigenen und Europäern. Vermischung war bislang der Standard in Kolumbien. Deshalb gibt es inzwischen nur noch knapp 3% echte Indigene, die sich dazu noch auf über 100 Volksgruppen aufteilen.

Die Lebenserwartung liegt inzwischen bei 73 Jahren für Männer und 78 für Frauen. 70% der Bevölkerung zählen sich der römisch-katholischen Kirche zugehörig und 20% den Derivaten des Protestantismus. Kolumbien war für die Europäer sehr interessant, da beispielsweise vor 300 Jahren 80% der weltweiten Goldproduktion dort abgewickelt wurde. Es gab sogar einige Versuche, den Spaniern die Hoheit über das Land zu entreißen.

Juan Manuel Santos ist seit acht Jahren Präsident Kolumbiens. Zuvor war er Verteidigungsminister und hat wohl entscheidend zur Beruhigung innerer Konflikte beigetragen. Dafür hatte er 2016 den Friedensnobelpreis erhalten. Das Geld zum Preis hat er an Opfer-Organisationen gespendet. Seine 67 Jahre sieht man ihm nicht an. Santos ist hochgebildet. Er hatte zunächst Wirtschaftswissenschaften studiert, dann Volkswirtschaft, dann an der Harvard Extension School Betriebswirtschaft, Journalismus, Jura und Diplomatie.

Kolumbien Präsident Juan Manuel Santos Berlin Steinmeier Schloss Bellevue
Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos zum Antrittsbesuch in Berlin
Sein familiärer Hintergrund liegt im Medienbereich und der Politik. Deshalb war der Einstieg ins Geschäftsleben leicht für ihn. Bereits 1991 wurde er Minister für Außenhandel. Kurz darauf leitete er die Verhandlungen mit der Guerilla-Organisation FARC. Im Jahr 2000 wurde er Finanzminister und 2006 übernahm er das Verteidigungsressort.

Sein Vorgehen gegenüber der FARC harmoniert nicht so ganz mit unserem Verständnis von Rechtsstaatlichkeit. Abgesehen von einem erheblichen Kollateralschaden war es aber weitestgehend erfolgreich. 2009 trat Juan Manuel Santos als Verteidigungsminister zurück und kandidierte für den Präsidenten-Posten. Das klappte tatsächlich ein Jahr später. 2014 wurde er im Amt bestätigt.

Deshalb heute der Antrittsbesuch im Schloss Bellevue. Manch ein Präsident braucht vier Jahre, ehe er sich in Berlin blicken lässt. Manch ein Präsident besucht uns gar nicht. Frank-Walter Steinmeier hat in seiner Amtszeit (seit März 2017) gerade einmal drei Staats-Chefs empfangen. Santos war der Dritte. Steinmeier reist als ehemaliger Außenminister lieber selbst.

Heute jedenfalls traf sich Juan Manuel Santos mit dem Bundespräsidenten zum Mittagessen im Schloss Bellevue. Beide haben sich bestimmt viel zu erzählen, da sich auch Frank-Walter Steinmeier regelmäßig für eine Befriedung von Konflikten einsetzt.

Video:
Empfang des Präsidenten Kolumbiens, Juan Manuel Santos, im Schloss Bellevue

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 8. Mai 2018

US-Botschafter Richard Grenell zusammen mit den Botschaftern aus Kongo und Indonesien akkreditiert

Die Korrektheit des Protokolls kam auch heute wieder zum Tragen. Reihenfolge und Zusammensetzung der zu akkreditierenden Botschafter folgt klaren Regeln, nämlich dem Zeitpunkt des Eintreffens in Deutschland. Dieser Zeitpunkt bestimmt die Reihenfolge des Akkreditierungsbesuchs. Diese Reihenfolge bestimmt die Warteposition bei Empfängen des Diplomatischen Korps.

US-Botschafter Richard Allen Grenell akkreditiert
US-Botschafter Richard Allen Grenell akkreditiert - Niederholen der Flagge
So wird der amerikanische Botschafter die nächste Zeit immer hinter Mamadou Kamara Dekamo aus der Republik Kongo und Arif Havas Oegroseno aus Indonesien stehen und auf das Händeschütteln mit unseren Spitzenpolitikern warten. Bis zur nächsten Botschafter-Akkreditierung wird er der Letzte in der Reihe sein - bevor dann die Palästinensische Generaldelegation, die Arabische Liga oder der Malteser Ritterorden aufgerufen werden.

US-Botschafter Richard Allen Grenell akkreditiert
US-Botschafter Richard Allen Grenell akkreditiert
Apropos Malteser Ritterorden: Anfang Januar bei der Akkreditierung von Baron Maciej Heydel hatte mir der Protokollchef des Auswärtigen Amtes gesagt, dass sich der Amerikaner noch Zeit lasse. Fünf Monate nach dieser Aussage wurde Richard Allen Grenell endlich akkreditiert. Sein Vorgänger John B. Emerson hatte die Botschaft bereits im Januar 2017 verlassen. So gab es eine Lücke von fast eineinhalb Jahren, die nicht zuletzt auf die Ad-Hoc-Politik des US-Präsidenten zurückzuführen ist. In solchen Fällen übernimmt dann ein Geschäftsträger die Aufgaben des Botschafters.

US-Botschafter Richard Allen Grenell akkreditiert
US-Botschafter Richard Allen Grenell akkreditiert - Gästebuch
Richard Allen Grenell wurde am 18. September 1966 geboren und ist damit einen Tag älter als sein deutscher Ansprechpartner Heiko Maas. Seit 2001 ist er im aktiven diplomatischen Dienst und engagierte sich zunächst bei der UNO. Er gestaltete maßgeblich die amerikanische UNO-Kommunikation nach 9/11. Grenell ist Republikaner und schon sehr lange als Journalist und Experte für Foreign Affairs unterwegs. Große Zeitungen wie Wall Street Journal und The Washington Times oder Sender wie CNN, CBS News und Al Jazeera rissen sich um seine Beiträge. Seine Twitter-Accounts werden rege gelesen und müssen wohl auch medialer Ansporn für Donald Trump gewesen sein.

Indonesischer Botschafter Arif Havas Oegroseno akkreditiert
Indonesischer Botschafter Arif Havas Oegroseno akkreditiert - Gruppenfoto mit Gattin (rechts)
Oh, jetzt wurde ja doch wieder die Reihenfolge vertauscht. Eine halbe Stunde vor Richard Allen Grenell wurde der Indonesier Arif Havas Oegroseno akkreditiert. Arif Havas Oegroseno feiert in vier Tagen seinen 55. Geburtstag. Er stammt aus Central Java und hatte seine diplomatische Karriere bereits 1986 begonnen. Unter dem Dach seines Außenministeriums hatte er sich zunächst um maritime Fragen gekümmert. 2014 hatte er sich sogar um den Außenminister-Posten bemüht. Neben dem Dienst als Diplomat verbindet die Herren Oegroseno und Grenell noch eine weitere Gemeinsamkeit: Beide haben Harvard durchlaufen.

Indonesischer Botschafter Arif Havas Oegroseno akkreditiert
Indonesischer Botschafter Arif Havas Oegroseno akkreditiert
Indonesien hat übrigens die gleiche Flagge wie Polen - nur anders herum. Bei Indonesien ist Rot oben und Weiß unten. Vielleicht hat das etwas mit der geografischen Lage zu tun. Der nördliche Teil liegt nördlich des Äquators auf der Seite des roten Chinas und der südliche Teil auf der Seite des weißen Australiens. Der Inselstaat hat eine erhebliche Ost-West-Ausbreitung, die sich um den Äquator rankt: über 3.000 Kilometer. Etwa 255 Millionen Menschen leben in dieser Region. 200 Millionen davon sind Muslime. Das Land ist damit das größte muslimische Land der Welt. Eine brisante Nord-Süd-Konstellation zwischen dem kommunistischen China und dem abendländischen Australien.

Da wir nun schon rückwärts auf die Akkreditierungen eingehen, sei hier noch die Republik Kongo erwähnt. Mamadou Kamara Dekamo kommt aus dem Westteil Kongos. Auch in Kongo gibt es nämlich eine Ost-/West-Trennung. Der Westen nennt sich Republik Kongo und war bis 1960 unter französischer Herrschaft. Der deutlich größere Osten nennt sich Demokratische Republik Kongo und war bis 1960 unter belgischer Hoheit. In beiden Teilen gilt Französisch als Amtssprache.

Kongos Botschafter Mamadou Kamara Dekamo akkreditiert
Kongos Botschafter Mamadou Kamara Dekamo akkreditiert
Mamadou Kamara Dekamo ist mit seinen 69 Jahren der älteste Diplomat im heutigen Reigen der Akkreditierungen. Seit 1976 bekleidete er verschiedene Leitungspositionen in der politischen Landschaft der Republik Kongo. 1992 wurde er zum Minister für Kommunikation ernannt. 1997 wurde er Gesundheitsminister. Zwischendurch gab es einige innere Krisen, die nicht immer unblutig verlaufen waren. Im Jahr 2000 wurde Dekamo als Botschafter nach Italien entsandt. Neun Jahre später wurde er zum Chef der afrikanischen Diplomaten in Rom. Durchhalten auf demselben Posten lohnt also. Bereits im Mai 2017 bekam er den Auftrag, nach Deutschland zu wechseln. Nun ist er hier.

Kongos Botschafter Mamadou Kamara Dekamo akkreditiert
Kongos Botschafter Mamadou Kamara Dekamo akkreditiert
Selbst wenn Mamadou Kamara Dekamo seinen 100. Geburtstag in der Botschaft zu Berlin feiern sollte, könnte er hier wohl nicht zum Doyen des Diplomatischen Korps werden. Diese Position ist in Ländern mit diplomatischen Beziehungen zum Vatikan dem Nuntius des Heiligen Stuhls vorbehalten. Dieser wird Doyen (Sprecher und Leiter) unabhängig vom Zeitpunkt seines Eintreffens oder seiner Akkreditierung. Es gibt also doch noch Ausnahmen beim Protokoll.

Video:
Akkreditierung der Botschafter von Kongo, Indonesien und den USA

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 29. März 2018

Botschafter von San Marino, Südsudan und Georgien beim Bundespräsidenten akkreditiert

Das Osterwochenende steht vor der Tür. Während die Berliner ihre Fahrzeuge Richtung Stadtrand bewegten, strebten drei Konvois der City entgegen. Schwarze Limousinen mit Standarten des Bundespräsidenten, eskortiert von mehreren Motorrädern. Heute sollten drei Botschafter im Schloss Bellevue akkreditiert werden: San Marino, Südsudan und Georgien.

Botschafter San Marino akkreditiert
Botschafter der Republik San Marino akkreditiert - Dario Galassi
San Marino kennen viele nur aus dem Briefmarkenalbum. Kleine Marken mit einer Burg drauf. Ähnlich klein ist das Land. Es hat etwa 33.000 Einwohner. Knapp 13.000 Staatsbürger von San Marino wohnen außerhalb des kleinen Landes. San Marino wurde am 3. September 301 gegründet und erlangte bereits 366 seine Unabhängigkeit - vom Römischen Reich. Briten, Franzosen und andere Kolonialmächte gab es zu der Zeit noch nicht. Wer die Staatsbürgerschaft erwerben möchte, muss einen Elternteil dazu bewegen, mit einem Bürger San Marinos anzubändeln. Entsteht daraus ein Kind, kann dieses Kind die Staatsbürgerschaft beantragen. Ansonsten: Keine Chance!

Botschafter San Marino akkreditiert
Botschafter der Republik San Marino akkreditiert - Dario Galassi (mitte)
Zwei der wenigen Bürger von San Marino erschienen heute im Schloss Bellevue: Dario Galassi und eine Damenbegleitung - vermutlich seine Gattin. San Marino ist auch für Google so klein, dass bei der Suche nach der Botschaft von San Marino in Berlin erstmal zwei Restaurants vorgeschlagen werden. Eine Tiefensuche ergibt, dass der Deutsche wohl nach Belgien fahren muss, um den Botschafter zu treffen. Solch eine Bündelung ist aus Kosteneffizienz sicher angebracht, zumal es wahrscheinlich kaum einen Grund gibt, die Botschaft von San Marino aufzusuchen.

Heute lief alles nach Zeitplan. Kaum war die dekorative Fahne in Blau-Weiß niedergeholt, rollte der Konvoi von Beatrice Khamisa Wani auf den Schlossplatz. Der Südsudan hat etwas mehr Einwohner als San Marino - etwa 13 Millionen.

Botschafterin Südsudan akkreditiert
Botschafterin der Republik Südsudan akkreditiert - Beatrice Khamisa Wani
Der Südsudan spaltete sich 2005 mit einem Friedensabkommen vom Sudan ab. Dieser Prozess dauerte jedoch mehrere Jahre und mündete 2013 in eine Art Bürgerkrieg innerhalb des Südsudans. Der Sudan im Norden ist islamisch geprägt. Der Südsudan bekennt sich mehrheitlich zum Christentum. Genug Zündstoff zur Einrichtung einer demilitarisierten Zone im Grenzgebiet unter Aufsicht der UNO (UNISFA).

Botschafterin Südsudan akkreditiert
Botschafterin der Republik Südsudan akkreditiert - Beatrice Khamisa Wani
Die Menschenrechte im Südsudan entsprechen nicht so ganz unseren Standards. In den regionalen Konflikten werden zudem Kindersoldaten eingesetzt. Wegen ihrer altersbedingten Unberechenbarkeit sind diese besonders gefährlich. Andererseits sind sie verletzlicher als Erwachsene und werden wohl mit lebenslangen Traumata zu kämpfen haben. Ein Mitglied der Delegation humpelte heute durch das Schloss. Welche Vergangenheit wird er mitgebracht haben?

Botschafter Georgien akkreditiert
Botschafter von Georgien akkreditiert - Elguja Khokrishvili und seine Delegation brauchten vier Fahrzeuge
Obwohl die Botschaft Georgiens in Fußnähe zum Schloss Bellevue liegt, wurde die sehr umfangreiche Delegation mit mehreren schwarzen Fahrzeugen ins Schloss chauffiert. Mit fünf roten Kreuzen in der weißen Flagge beschloss Georgien heute den Reigen der christlich dominierten Staaten. Georgien hat etwa so viele Einwohner wie Berlin und ist "strategischer Partner" der NATO, jedoch kein NATO-Mitglied. In Afghanistan übernehmen georgische Soldaten riskante Aufgaben an der Seite der Bundeswehr und anderer NATO-Streitkräfte. Das Land strebt eine Mitgliedschaft in der EU an.

Botschafter Georgien akkreditiert
Botschafter von Georgien akkreditiert - Elguja Khokrishvili
Vor zwei Jahren gab es Disharmonien in den bilateralen Beziehungen. Georgische Kriminelle hatten sich organisiert und waren in großem Umfang an Fahrzeug-Diebstählen in Deutschland beteiligt. Eine Situation, von der ich selbst mehrfach betroffen war. Ansonsten erinnere ich mich an unsere Au-pairs aus Georgien und das mitgebrachte Nationalgericht Chatschapuri.

Botschafter Georgien akkreditiert
Botschafter von Georgien akkreditiert - Elguja Khokrishvili
Endet ein Name auf "vili", kann man davon ausgehen, dass diese Person aus Georgien kommt. Der Botschafter heißt beispielsweise Elguja Khokrishvili. Der Präsident heißt Giorgi Mergwelaschvili und der Premierminister heißt Giorgi Kwirikaschvili.

Botschafter Dr. rer. pol. Elguja Khokrishvili hatte in Potsdam studiert und dort auch seinen Doktortitel erworben. Deshalb sprechen er und seine Familie fließend Deutsch. Nach einem kurzen Intermezzo als Minister für Infrastruktur (2014) diente er als Umweltminister (2014-2015) und wurde dann als 1. Botschaftsrat nach Berlin berufen. Im Mai feiert er seinen 45. Geburtstag. Heute hatte er neben der auffällig großen Delegation noch seine Gattin und seinen Sohn dabei.

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Akkreditierung der Botschafter von San Marino, Südsudan und Georgien beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 22. März 2018

Fakt oder Fake? Informations-Hierarchien werden durch das Internet eingeebnet

Die klassischen Nachrichtenkanäle haben es schwer. Der Sterbeprozess der Print-Medien ist in vollem Gange. Axel Springer hatte den Trend frühzeitig erkannt und unter dem Motto "Füttere deinen Kannibalen" clevere Maßnahmen zur Sicherung der Existenz eingeleitet.

Nachrichtensender kämpfen gegen die Algorithmen von Suchmaschinen. Die bisherigen Zuschauer werden immer älter und der Zuschauer-Nachwuchs tummelt sich lieber in den Sozialen Netzwerken. Wer die Logik der Maschinen kennt, kann seine Meinung platzieren und viral verbreiten. Früher nannte man das Suchmaschinen-Optimierung - kurz SEO.

Ob das Gesagte nun wahr ist oder falsch, ob die Meinung als solche gekennzeichnet ist oder nicht. Willig wird geteilt, was den eigenen Ansichten entspricht - Wahrheitsgehalt sekundär. Je verworrener die Theorie, umso sicherer deren Akzeptanz. Sender wie VOX nehmen es bewusst in Kauf, dass Zuschauer nicht mehr zwischen Fakt und Meinung unterscheiden können, auch wenn es für Fakten und Meinungen jeweils bestimmte Zeitfenster gibt.

So verschiebt sich die Wahrnehmung der Realität. Es entstehen Denkstrukturen, die durch reine Fakten nicht mehr zusammenzubringen sind. Menschen denken und reden aneinender vorbei. Amerikaner kennen die Metapher der zwei Schiffe, die sich in der Nacht begegnen. Diese fahren ohne Blickkontakt aneinander vorbei.

Forum Bellevue zur Zukunft der Demokratie
Forum Bellevue zur Zukunft der Demokratie - Rede des Bundespräsidenten
Gefördert wird das durch Politiker wie Donald Trump. Vor Donald Trump stand der Begriff Fake News für Informationen, die schlichtweg falsch sind. Seit Donald Trump wird Fake News immer dann verwendet, wenn die Informationen zwar richtig sein können, aber nicht ins Konzept passen. Dabei sei laut Frank-Walter Steinmeier die "Demokratie die einzige Staatsform, die Fehler erlaubt, weil die Korrekturfähigkeit gleich mit eingebaut ist". Nur Kontrolle der politisch Verantwortlichen schaffe das notwendige Vertrauen.

Der Bundespräsident fand noch schärfere Worte und kritisierte "organisiertes öffentliches Lügen, das Manipulieren von Tatbeständen, um sich einen politischen Vorteil zu verschaffen". Das sei nichts Neues. Neu sei jedoch, dass sich diese Desinformationen wie eine Epidemie über das Internet verbreiten.

"Fakt oder Fake?" - darüber diskutierte der Bundespräsident gestern Vormittag mit vier Gästen und dem anwesenden Publikum. Vor einigen Monaten hatte er das Format "Forum Bellevue zur Zukunft der Demokratie" ins Leben gerufen. Das Forum Bellevue fand nun zum dritten Mal statt. Der große Saal im Obergeschoss des Schlosses war voll besetzt.

Nach seiner Rede stieg der Bundespräsident auf das Podium. Er moderierte selbst und ohne Zettel die Diskussionsrunde. Zu seiner Rechten saßen Julia Stein vom Netzwerk Recherche und Michael Butter, der als Experte für Verschwörungstheorien vorgestellt wurde. Zu seiner Linken saßen Jeff Mason von Reuters im Weißen Haus und Ulf Poschardt, Chefredakteur der Zeitung "Die Welt".

Forum Bellevue zur Zukunft der Demokratie
Forum Bellevue zur Zukunft der Demokratie - Platzierung auf dem Podium
Es zeigte sich sehr schnell, dass die klassischen Medien mit den Mechanismen des Internets überfordert sind. So mussten die Redaktionen in Amerika ihre Arbeitszeiten umstellen, da der Präsident gleich nach dem Aufstehen seinen ersten Tweet absetzt und die Presse in Zugzwang bringt. Twitter mit seiner stark eingeschränkten Zeichenanzahl sorgt gerne für Missverständnisse. Laut Jeff Mason habe Trump mit Twitter alles verändert und man hetze ihm nun hinterher.

Jeff Mason zeigte sich zudem erleichtert, dass es der Presse gelungen war, die Stammplätze in der Airforce One zu behalten. Immerhin wolle man dem Präsidenten weiterhin genau auf die Finger schauen und sofort berichten, wenn er etwas gesagt oder gemacht habe. Fakten statt Fake News. Das habe Donald Trump gar nicht gepasst, aber so funktioniert Demokratie: "It is our job to report on facts to hold leaders accountable" (Es ist unsere Aufgabe, über Fakten zu berichten, um Leiter in ihrer Verantwortung zu halten).

Julia Stein bemerkte, dass es durchaus "journalistenfreie Bereiche" gebe. Diese werden dann durch andere Informationsquellen besetzt. Eine große Herausforderung stelle darüber hinaus der Geschwindigkeitsdruck dar, der sich auf die Tiefe der Recherche auswirke.

Gerade große Redaktionen dürften sich keine Fehler leisten. Von daher seien Fake News generell ausgeschlossen. Sobald die Wahrheit ans Licht komme, sei das Image des Pressemediums nachhaltig zerstört. Sollten doch Fehler gemacht werden, erfordere das ein modernes Fehler-Management. Leser und Zuschauer wollen aktiv eingebunden werden und ändern gelegentlich auch ihre Meinung, wenn die Redaktion respektvoll mit Kritik und Hinweisen umgeht.

Der Bundespräsident zeigte sich irritiert über Aggressivität und Wortwahl der Kommentare auf seiner Facebook-Seite. Er schreibe dort, was er gerade für das Land tue und werde dann völlig unsachlich angepöbelt. Eine Praxis, die wir auch aus unserem Video-Kanal kennen.

Michael Butter hat ebenfalls Erfahrungen mit Pöbeleien gesammelt. Die breite Expertise bei Verschwörungstheorien ruft entsprechende Anhänger auf den Plan, die ihm böse E-Mails schreiben. So der Tatbestand der Beleidigung noch nicht erfüllt ist, antwortet er auf die Mails. In der Regel hat das sehr positive Effekte und bewirkt ab und zu einen Umdenkungsprozess. Michael Butter bemerkte jedoch, dass manche Leute die Fakten gar nicht glauben können, weil diese einfach nicht in ihr Weltbild passen.

Verschwörungstheorien seien etwas für Menschen, die komplexe Dinge nicht erfassen und akzeptieren können und sich dann ihre vereinfachte Logik zusammenbauen. Schuld seien in diesen Systemen generell die anderen und wenn die weg seien, werde alles gut. Ein typisches Opfer-Täter-Denken (Victima). Es sei jedoch kein Anstieg der Verschwörungstheorien zu verzeichnen, lediglich eine höhere Sichtbarkeit durch das Internet. Solche Theorien gebe es schon seit vielen Hundert Jahren und bereits im Wahlkampf zwischen Jefferson und Adams um 1800 seien bewusst Lügen lanciert worden. Damals ließen die sich zwar nicht so schnell verbreiten, aber auch die Korrektur brauchte viel mehr Zeit.

Bei dieser "Einebnung der Informationshierarchien" sei es umso wichtiger, in Bildung und Medienkompetenz zu investieren. Demokratie braucht mündige Bürger und "Inseln der Verlässlichkeit" bezüglich faktisch wahrer Informationen. Wegen der neuen Gegebenheiten sollten Medien einen öffentlichen Raum schaffen, wo kontroverse Meinungen respektvoll diskutiert werden können. Vom Frontalmedium zu Sozialen Netzwerk.

Chefredakteur Ulf Poschardt freute sich sogar über die digitalen Möglichkeiten: "Noch nie wurde man, wenn man gerne schreibt, so viel gelesen".

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 8. März 2018

Botschafter von Argentinien, Russland, Bahrain und Ecuador beim Bundespräsidenten akkreditiert

Der Regensensor hatte viel zu tun auf der Fahrt zum Schloss Bellevue. Sehr unregelmäßig war die Intensität des Niederschlags. Schirm mitnehmen? Eine nasse Kamera riskieren? Am Schloss fiel die Entscheidung: Risiko statt Schirm. Der Presseandrang war deutlich geringer als erwartet. Heute sollte unter anderem der russische Botschafter akkreditiert werden.

Botschafter Akkreditierung Schloss Bellevue Argentinien Russland Bahrain Ecuador
Botschafter-Akkreditierung im Schloss Bellevue
Das Protokoll hat jedoch andere Regeln. Weltpolitische Stärke oder Sympathie spielen nur eine untergeordnete Rolle. Wer zuerst kommt, gibt auch zuerst sein Beglaubigungsschreiben im Obergeschoss ab. Dadurch ergab sich heute folgende Reihenfolge:

10:00 Uhr Argentinische Republik mit Edgardo Mario Malaroda
10:30 Uhr Russische Föderation mit Sergej J. Netschajew
11:00 Uhr Königreich Bahrain mit Abdulla Abdullatif Abdulla
11:30 Uhr Manual Antonio Mejía Dalmau

Um zwölf waren dann Fotografen und Wachbataillon ausreichend durchnässt. Dennoch lief alles nach Plan. Der Argentinische Botschafter rollte pünktlich vor das Schloss. Schirme wurden herbeigetragen. Argentinien erlebt gerade seinen Spätsommer. Argentiniens Botschafter Malaroda erlebt die letzten Wintertage in Berlin.

Botschafter Argentinien akkreditiert Edgardo Mario Malaroda
Botschafter Argentiniens akkreditiert - Edgardo Mario Malaroda
Die Exzellenz von der Südhalbkugel hatte sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Zur allgemeinen Verwunderung schrieb er etwa drei Minuten lang einen Text in das Gästebuch des Schlosses. Normalerweise setzen die Gäste nur kurz ihre Unterschrift unter die gedruckte Einleitung und stellen sich nach zehn Sekunden zum Foto zwischen den beiden Holztüren auf.

Botschafter Argentinien akkreditiert Edgardo Mario Malaroda
Botschafter Argentiniens akkreditiert - Edgardo Mario Malaroda und der liebevolle Gästebucheintrag
Edgardo Mario Malaroda hat sich viel vorgenommen. Er möchte eine "Botschaft mit offenen Türen schaffen". Die Herzlichkeit, die er in seinem Gästebuch-Eintrag zum Ausdruck bringt, soll Türen für Export und Import öffnen sowie die Beziehungen mit Argentinien auf sämtlichen Ebenen intensivieren.

So wurde es recht knapp mit dem nächsten Termin. Sergej J. Netschajew fuhr acht Minuten später als geplant vor. Immerhin musste ja noch die argentinische Flagge eingeholt und nach einem festen Ritual ins Trockene gebracht werden. Passend zum beschaulichen Medieninteresse erschien Seine Exzellenz aus der Russischen Föderation nur mit drei Fahrzeugen und einer sehr kleinen Delegation. Dafür trug er einen uniformähnlichen Anzug. Recherchen haben ergeben, dass es sich dabei wohl nicht um eine militärische Uniform handelt, sondern um ein Zeichen des Diplomatischen Korps Russlands.

Botschafter Russland akkreditiert Sergej J. Netschajew
Botschafter der Russischen Föderation akkreditiert - Sergej J. Netschajew
Der Botschafter hatte in Moskau Germanistik studiert, spricht fließend Deutsch und ist seit 1977 im diplomatischen Dienst. Außer eines kurzen Exkurses in die Mongolei war er fast nur in deutschsprachigen Ländern wie der DDR, der Bundesrepublik (Bonn) und Österreich tätig. Er ist also ein Kenner der deutschen Gesellschaft und Mentalität.

Botschafter Russland akkreditiert Sergej J. Netschajew
Botschafter der Russischen Föderation akkreditiert - Sergej J. Netschajew
Der Botschafter des Königreichs Bahrain Abdulla Abdullatif Abdulla folgte um 11:12 Uhr. Bahrain liegt im Persischen Golf nördlich von Katar und hat eine sehr ähnliche Flagge: Rot und Weiß mit einem zackigen Übergang. Wobei das Rot von Bahrain heller ist, als das von Katar. Bahrain hat auch weniger Zacken in der Fahne und mit 1,4 Millionen auch nur halb so viele Einwohnen wie Katar.

Botschafter Bahrain akkreditiert Abdualla Abdullatif Abdulla
Botschafter Bahrains akkreditiert
Auch für Abdulla muss das Wetter in Berlin ein gravierendes Erlebnis gewesen sein. Nach der Unterschrift im Gästebuch hatte er sich jedoch akklimatisiert und lächelte breit in die Kameras.

Bahrain ist eine konstitutionelle Monarchie. Der Islam ist Staatsreligion. Laut Verfassung dient die Sharia als Rechtsgrundlage. Für Hindus und Christen gilt jedoch eine modifizierte britische Rechtsprechung. Verletzungen der Menschenrechte betreffen vorrangig Frauen und Kinder. Auch die Presse ist extrem eingeschränkt.

Botschafter Bahrain akkreditiert Abdualla Abdullatif Abdulla
Botschafter Bahrains akkreditiert - Abdualla Abdullatif Abdulla
Öl und Aluminium sind die aktuellen Zugpferde der Wirtschaft. Wegen der geografischen Lage der 30 Inseln Bahrains stellt das Land seit Jahrtausenden einen wichtigen Knotenpunkt für den Handel zwischen Asien, Afrika und Europa dar. Wegen des gelockerten Alkoholausschanks zieht Bahrain viele Touristen aus der arabischen Welt an. Die Zahl der Touristen pro Jahr übersteigt die Einwohnerzahl um das Vierfache.

Apropos Vier: Der vierte Botschafter traf um 11:40 Uhr ein. Manuel Antonio Mejía Dalmau repräsentiert die Republik Ecuador. Auch wenn Ecuador am Äquator liegt, hat es doch ein sehr diversifiziertes Klima: heiß, kalt, trocken, nass. Ecuador hat eine schon fast dramatische Bevölkerungsentwicklung. Innerhalb von 70 Jahren ist die Bevölkerung um das Fünffache gewachsen. Über 70% der knapp 17 Millionen Menschen sind Mestizen. Mestizen sind aus der Verbindung von Europäern und Indianern hervorgegangen. Etwa 70% der Ecuadorianer gehören der römisch-katholischen Kirche an.

Botschafter Ecuador akkreditiert Manuel Antonio Mejía Dalmau
Botschafter Ecuadors akkreditiert - Manuel Antonio Mejía Dalmau
Der Bundespräsident modifiziert gerne die protokollarischen Gepflogenheiten. So hatte er damit begonnen, die Angehörigen der Botschafter für ein Gruppenfoto vor seine Plüschfahne zu holen. Bei Manuel Antonio Mejía Dalmau forderten das die Fotografen ein und es entstanden gut verwertbare Bilder (siehe Video). Nur zum Gespräch mit Frank-Walter Steinmeier durfte die Familie nicht mitkommen. Kurz nach zwölf rollten sie aber wieder gemeinsam vom Hof des Schlosses.

Botschafter Akkreditierung Schloss Bellevue
Botschafter Akkreditierung im Regen - 7 Schirme trocknen anschließend im Schloss
Der BMW 740 eDrive des Auswärtigen Amtes folgte. Der Ehrenzug marschierte vom Platz. Der Ehrenposten verließ seinen Standort vor der Tür und die Musiker verstauten ihre Trommeln im Bus des Stabsmusikkorps. Ich wischte das Objektiv trocken und verließ das Gelände des Präsidialamtes.

Video:
Akkreditierung von Botschaftern (Argentinien, Russland, Bahrain, Ecuador) bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue

Autor: Matthias Baumann