Auf der holprigen Betonstraße kamen uns ununterbrochen große Audi- und Mercedes-Limousinen entgegen. Zügig fuhren sie durch den Wald und hinterließen einen Hauch von Konspiration. Wir waren gespannt.
Belectric und Driving Center Groß Dölln bei Templin |
Nach einigen Kilometern Fahrt durch die spiegelnden Flächen trafen wir am Ziel ein. Shelter 3 ist einer der umfunktionierten russischen Bunker und beherrbergt heute das Driving Center Groß Dölln.
Auf der benachbarten Freifläche waren noch einige Trainings mit Oberklasse-Limousinen im Gange. Man trainiere hier auch Bodyguards, wusste einer der Gäste, die ebenfalls der Einladung durch den Wirtschaftsrat der CDU gefolgt waren.
Der Abend begann mit einer Podiumsdiskussion über erneuerbare Energien und deren spezielle Herausforderungen. Die Diskussionsteilnehmer waren aus unterschiedlichen Interessensvertretern zusammengesetzt.
Belectric - Spiegelung im Solarkraftwerk |
Ulrich Meyer von der ZukunftsAgentur Brandenburg lobte an seinem Bundesland, dass es bereits zwanzig Jahre in der energietechnischen Entwicklung voraus sei, allerdings aber auch schon die daraus folgenden Konflikte erlebt habe. Besondere Konflikte gebe es immer wieder mit Bürgerinitiativen, die sich jedoch bei einer Rückkehr zur sachlichen Auseinandersetzung immer konstruktiv lösen ließen.
Burkhard Voß vom BUND Brandenburg sieht die Naturschutzverbände zunehmend zwischen den Stühlen sitzen. Wenn die Bürgerinitiativen durch den BUND nicht mit geschützten Arten bedient werden, die eine Bebauung bestimmter Flächen verhindern würden, stehen die offiziellen Naturschützer plötzlich mit den Betreibern in einer Front.
David Wortmann vom Berlin-Brandenburg Energie Network beschrieb die Entwicklung der erneuerbaren Energien in den Köpfen der Entscheider. Die physikalische und technische Machbarkeit wurde prozentual von Jahr zu Jahr nach oben korrigiert.
Belectric - Solarkonstruktion mit genug Raum für die frei wachsende Natur |
Wenn nun aber nachts kein Wind weht, müssen wieder die klassischen Kraftwerke ran. Diese sind erst dann verzichtbar, wenn die volatile Energie irgendwie gespeichert werden könnte. Diese Speicherung ist ein so primärer Punkt, dass sie den ganzen Abend über thematisiert wurde.
Nach der Podiumsdiskussion bestiegen wir einen Reisebus und fuhren durch den Solarpark. Wären wir nicht mitten im Wald gewesen, hätte man von einer interessanten "Stadtbilderklärung" durch Bernhard Beck reden können. Die Konstruktion der Anlagen sah sehr simpel aus, war aber bis ins letzte Detail gut durchdacht.
Belectric Solarkraftwerk - Untergang der Energiequelle |
Eine Firma aus Frankfurt/Oder hatte die Solarplatten geliefert. Man produziere hier etwa 128 Megawatt, was dem Jahresbedarf von etwa 128.000 Personen-Haushalten entspricht.
Interessant war noch die Kostengestaltung der Energie. Etwa 20% seien durch politischen Ballast und politische Fehlentscheidungen bedingt. Man müsse auch das optimale Maß an Effizienz finden, da Hyper-Effizienz mit einem erheblichen Mehraufwand an Kosten verbunden sei. So habe das technisch Machbare nicht immer dass sinnvollste Preis-Leistungs-Verhältnis. Letztlich sei es aber immer der Verbraucher, der zahlt.
Auf dem Rückweg konnten wir gerade noch die Konturen des eHighway erkennen. Siemens hatte auf dem ehemaligen Russen-Flughafen einen Autobahnabschnitt nachgebildet und testet dort elektrisch betriebene und während der Fahrt nachladbare LKW.
Ein interessanter Abend in Brandenburg ging zu Ende.
Autor: Matthias Baumann