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Samstag, 29. November 2025

Militärattachés informieren sich über die Fähigkeiten der Deutschen Marine

Die in Deutschland akkreditierten Militärattachés werden durch das Referat Streitkräfte IV 4 (SK IV 4) des BMVg, ehemals MEO I 4 und SE I 4, bestens betreut. Neben Empfängen, Konferenzen und sportlichen Veranstaltungen mit Feldanzug im Grünen organisiert das Referat mehrtägige Reisen zu den Teilstreitkräften der Bundeswehr. So gab es auch in diesem Jahr Reisen zum Heer, zum Unterstützungskommando, zur Luftwaffe, zum Cyber-Informationsraum und abschließend auch zur Marine.

Die Reise zur Marine war besonders gut besucht, weil das Programm einige spannende Punkte enthielt. Beginnen sollte es beim Seebataillon, einer schlagkräftigen Marineinfanterie-Einheit. Danach stand ein Tagesausflug auf dem Tender „Werra“ mit verschiedenen Fähigkeitsdarstellungen auf dem Programm  und am letzten Tag sollte es zum 1. U-Bootgeschwader in Eckernförde gehen. Einige Attachés hatten ihre Ehepartner dabei. Diese spielen eine wichtige Rolle bei der Netzwerkbildung.


Beim Seebataillon gab es den üblichen Theorieteil und ein Essen in der Truppenküche. Danach ging es in die Ausstellung des Bataillons, wo sämtliche Exponate angefasst und ausprobiert werden konnten. Es wurde gefachsimpelt und bei manch einem Oberst erwachte das Kind im Manne. Am Abend ging es zur inhaltlichen Abwechslung in den schleswig-holsteinischen Landtag. Die Attachés konnten dort mit Landtagsabgeordneten verschiedener Parteien diskutieren und üben, wie Flensburger Pils mit einem hörbaren „Plopp“ geöffnet wird.

Der zweite Tag war für einen Ausflug mit dem Tender „Werra“ reserviert. Ein Tender fasst bis zu 125 Personen und 25 Container. Er kann bis zu 150 Tonnen Munition transportieren und schützt sich mit mehreren Bordkanonen und Maschinengewehren. Der Tender ist ein Boot und kein Schiff. Der Unterschied zwischen Boot und Schiff liegt in der Kommandostruktur. Das Schiff hat neben dem Kapitän noch einen Ersten Offizier. Das Boot hat diesen nicht. Deshalb ist die „Gorch Fock“ ein Schiff und der Tender „Werra“ ein Boot.

Während des langen Ausfluges in die Kieler Bucht gab es Vorführungen, die einige Heeres- und Luftwaffenattachés so noch nie gesehen hatten: Der Austausch von Post zwischen zwei Schiffen – ähm Booten, das Boarding vom Hubschrauber aus, die Rettung eines über Bord gegangenen Kameraden, die Brandbekämpfung, den Gruß nach Laboe oder das Show of Force (Machtdemonstration) durch den tiefen Überflug zweier Eurofighter.

Den letzten Tag verbrachten die Reisenden beim 1. U-Bootgeschwader in Eckernförde. Besonderes Highlight war das Ausbildungszentrum mit vielen Exponaten aus dem U-Bootalltag und modernen Simulatoren zur Ausbildung der Besatzungen.

Auch im nächsten Jahr wird es wohl wieder Reisen zu den Teilstreitkräften geben – zu anderen Standorten und mit anderen Teilnehmern, aber sicher auch so interessant.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 19. November 2025

Berlin Security Conference BSC 2025 – Lernen von Schweden

Die Partnernation der Berlin Security Conference, BSC 2025, war Schweden. Deutschland und europäische NATO-Partner sind sich einig, dass von Schweden viel gelernt werden kann – insbesondere beim Thema Gesamtverteidigung. Entsprechend gut besucht waren die Reden und Panels mit hochrangigen schwedischen Regierungsvertretern und Generalen. Auch Kronprinzessin Victoria und der schwedische Ministerpräsident, Ulf Kristersson, waren angereist.


Am Rande der BSC 2025 gab es Gespräche zwischen Kronprinzessin Victoria und dem Bundespräsidenten sowie zwischen Bundeskanzler Friedrich Merz und Ulf Kristersson, der im Kanzleramt mit militärischen Ehren empfangen wurde.


Die BSC wird von Jahr zu Jahr besser und hochrangiger besucht und erlebte durch die Zusammenarbeit mit Schweden einen ganz besonderen Schub. Admirale, Generale, die Rüstungsindustrie und Militärattachés gaben sich die Klinke in die Hand, bauten ihre Netzwerke aus und diskutierten über die aktuellen, sicherheitspolitischen Entwicklungen. Man war sich einig, dass die Zeit dränge und ein Krieg in Europa früher als 2029 zu erwarten sei.

Deshalb müsse man die verfügbaren Ressourcen so bereithalten, dass ein „fight tonight“ (plötzlicher Kampf) erfolgreich geführt werden könne. Der Masse des Gegners sei durch Technologie zu begegnen. Mehrfach wurde die Fähigkeit angesprochen, Schläge tief im gegnerischen Gebiet ausführen zu können – zu Neudeutsch „deep strike capability“ genannt. Ohne den Namen Clausewitz zu erwähnen, wurden doch ständig Redebeiträge um dessen drei Grundprinzipien Geografie, Wille und Streitkraft herum aufgebaut. Mehrfach wurde der Wille zur Gesamtverteidigung angemahnt. In Schweden, und überhaupt in Skandinavien, sei dieser bereits in die DNA der Bevölkerung eingeflossen.

Aufgrund der geografischen Lage Schwedens war natürlich auch die Arktis ein großes Thema. Das Abschmelzen des Eises ermöglicht ganz neue Bewegungsprofile, macht Naturressourcen besser zugreifbar und schafft neue Sicherheitsrisiken. Hinzu kommt, dass auch China ein sehr hohes Interesse an dieser Region hat und vermutlich auf die Übernahme eines Teils von Russland hinarbeitet, um den direkten Zugang zur Arktis zu gewinnen. Die Schiffe dafür werden bereits im Rekordtempo gebaut.

Autor: Matthias Baumann

Wachbataillon trainiert den Ortskampf am U-Bahnhof Jungfernheide

Die Übungsserie „Bollwerk Bärlin“ führt das Wachbataillon an verschiedene Orte in Berlin und Umgebung. Ein Teil der Übung wird in der Ortskampfanlage der Berliner Polizei absolviert und ein anderer Trainingsabschnitt in einem stillgelegten Chemiewerk in Rüdersdorf. Letzteres gilt als pittoresker Lost Place, der durch die Anlandung des Wachbataillons per Schlauchboot cineastisch aufgewertet wird. Dort war die Presse allerdings nicht zugelassen. Ganz im Gegenteil zur nächtlichen Aktion am U-Bahnhof Jungfernheide im Nordwesten Berlins. Über 50 Personen hatten sich angemeldet, um in gelben Warnwesten von null bis vier Uhr zu verfolgen, wie sich das Wachbataillon im Ortskampf schlägt.


Die Übungslage sah so aus, dass ein U-Bahnzug im Tunnel hinter Jungfernheide von „Separatisten“ angehalten worden war. Im Zug befanden sich Zivilisten und Soldaten des Wachbataillons, die nur von A nach B fahren wollten. Gerade im Berufsverkehr stellt die U-Bahn ein zuverlässiges und schnelles Verkehrsmittel dar. Um die Lage zu „bereinigen“ begab sich die 2. Kompanie (Heer) des Wachbataillons zunächst auf den U-Bahnhof und verschaffte sich die entsprechenden Informationen: Was war passiert? Wie viele Feindkräfte? Wie viele Verletzte? Welche Ressourcen der BVG können genutzt werden?

Dann begaben sich die Soldaten in den Tunnel und wurden von den Feindkräften beschossen. Sie schossen zurück und kämpften sich bis zum Fahrerhäuschen vor. Die Verletzten nahmen sie wahr, mussten aber erst einmal den Bereich sichern. Nachdem die Gegner erfolgreich bekämpft waren, kümmerten sich die Soldaten um die Verletzten und transportierten diese je nach Beweglichkeit auf kleinen BVG-Transportwagen oder zu Fuß zum Bahnsteig. Dort erfolgte die weitere Wundversorgung und der Weitertransport in die nächste Versorgungsebene. Der Kommandeur des Wachbataillons und der zuständige Zugführer zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis dieser ersten Übung in einer U-Bahn. Zumal die Übung deutlich schneller als geplant abgeschlossen werden konnte

Autor: Matthias Baumann

Sonntag, 16. November 2025

Volkstrauertag 2025 und die vielen Gedenkveranstaltungen in Berlin

Zwei Wochen vor dem 1. Advent findet der Volkstrauertag statt. Diesmal fiel er auf Sonntag, den 16. November 2025. Schon am Samstag hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. alle Hände voll zu tun. Er gestaltet oder begleitet am Wochenende des Volkstrauertages so viele Veranstaltungen, dass sich die Verantwortlichen aufteilen müssen und für Außenstehende kaum ein Überblick zu behalten ist. Wir haben an den zwei Tagen sechs Veranstaltungen begleitet.

Es begann am Samstag um 12 Uhr mit der Gedenkfeier des Jugendarbeitskreises des Landesverbandes des Volksbundes. Diese findet traditionell in Plötzensee statt. Jugendliche stellen die Ergebnisse von Geschichtsprojekten vor und lesen das Totengedenken. Sie sind voll bei der Sache und engagieren sich auch übers Jahr bei der Pflege von Grabstätten, bei Vorträgen oder Einsätzen im Ausland. Es besteht reger Kontakt zu Jugendlichen ausländischer Kriegsgräber-Organisationen.


Am späten Nachmittag fanden sich die in Deutschland akkreditierten Militärattachés zur Gedenkstunde auf dem Standortfriedhof Lilienthalstraße in Neukölln ein. Die hereinbrechende Dunkelheit wird dort traditionell von Fackelträgern des Wachbataillons erhellt. Die Gedenkrede hielt diesmal der ehemalige Parlamentarische Staatssekretär beim BMVg, Dr. Peter Tauber.


Am Sonntag im Morgengrauen trafen sich das Landeskommando Berlin, der Generalinspekteur, die Landespolizei, die Landespolitik und der israelische Verteidigungsattaché, um auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee Kränze niederzulegen. Die Gedenkrede hielt die Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, Cornelia Seibeld. Auch der Militrärbundesrabbiner Szolt Balla und die ehemalige Wehrbeauftragte, Dr. Eva Högl, waren zugegen. Der aktuelle Wehrbeauftragte, Henning Otte, hatte sich bei allen Kranzniederlegungen vertreten lassen.


Die nächste Gedenkstunde fand um 10.30 Uhr im Bendlerblock statt. Hier waren die Angehörigen der im letzten Jahr verstorbenen Bundeswehrsoldaten eingeladen. Auch Militärattachés und hochrangige Generale und Admirale nahmen an der Veranstaltung teil. Die Gedenkrede hielt der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer. Der Kranz des Wehrbeauftragten war kurzerhand weggelassen worden, weil weder er noch ein Vertreter erschienen waren.


Gegen 12.30 Uhr legten die Verfassungsorgane – also Bundespräsident, Bundeskanzler, Bundestagspräsidentin und Präsident des Bundesverfassungsgerichtes – ihre Kränze an der Neuen Wache nieder. Der Präsident des Bundesrates, Andreas Bovenschulte, war nicht erschienen. In der zweiten Reihe legten der Regierende Bürgermeister von Berlin, die Präsidentin des Abgeordnetenhauses, der Generalinspekteur und der Präsident des Volksbundes, General a.D. Wolfgang Schneiderhan ihre Kränze nieder. Als Staatsgast war diesmal der italienische Präsident, Sergio Mattarella, erschienen.


Nach dieser Kranzniederlegung ging es in den Deutschen Bundestag zur zentralen Gedenkfeier mit Rede des italienischen Präsidenten. Für den Abend hatte der Volksbund zum Abschluss des Gedenkwochenendes zu einen Konzert mit dem Stabsmusikkorps im Berliner Dom eingeladen. Oberstleutnant Kiauka und Frau Hauptmann Holzschuh zeigten hier die Fähigkeiten dieses einzigartigen Klangkörpers. Sie überraschten die Zuhörer wieder mit völlig neuen Stücken.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 12. November 2025

70 Jahre Bundeswehr – Gelöbnis zwischen Bundeskanzleramt und Paul-Löbe-Haus

Zum 70. Jahrestag der Gründung der Bundeswehr wurde das traditionelle Gelöbnis heute zwischen Bundeskanzleramt und Paul-Löbe-Haus durchgeführt. Dadurch wurde die Eigenschaft der Bundeswehr als Parlamentsarmee bekräftigt.


Clausewitz hatte bereits vor 200 Jahren die strategische Wechselwirkung von Politik und Militär beschrieben. Im Besprechungsplan, der die Vorlage zur Gründung der Bundeswehr diente, wurde ausdrücklich ein Zivilist als Verteidigungsminister vorgeschlagen, da dieser am effektivsten die Doppelrolle ausfüllen konnte: den Draht zur Truppe aufbauen, aber auch die guten Kontakte in die Politik nutzen.

Die Reden zum heutigen Gelöbnis wurden von zwei Zivilisten gehalten: Bundespräsident Steinmeier und Verteidigungsminister Pistorius.



Die Rekruten kamen aus folgenden Einheiten:

10./Marinetechnikschule, Parow, Mecklenburg-Vorpommern
5./ Wachbataillon beim BMVg, Berlin
5./Fernmeldebataillon 610, Prenzlau, Brandenburg
6./Logistikbataillon 161, Delmenhorst, Niedersachsen
7./Unteroffizierschule der Luftwaffe, Heide, Schleswig-Holstein
3./Informationstechnikbataillon 383, Erfurt, Thüringen

Autor: Matthias Baumann