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Dienstag, 21. Oktober 2025

Gesundheitsversorgung in Frieden, Krise und Krieg

In unserem heutigen Interview mit Generalstabsarzt Dr. med. Johannes Backus ging es um die fünf Phasen der Landes- und Bündnisverteidigung und wie der Sanitätsdienst darauf vorbereitet ist.


Die Phase null ist der sichere Frieden. Hier bereitet sich der Sanitätsdienst mit regelmäßigen Übungen auf die Landesverteidigung (Phase 4) vor. Auch werden in den fünf Bundeswehrkrankenhäusern bis zu 80 Prozent zivile Patienten behandelt, um die medizinische Expertise anzuwenden und weiterzuentwickeln.

In der Phase 1 sieht man sich hybriden Angriffen ausgesetzt. Diese bewegen sich in einer Grauzone zwischen Frieden und Krieg und können sehr vielschichtig gestaltet sein. Da gibt es den Angriff auf die IT-Infrastruktur. Es gibt Desinformationskampagnen. Es gibt Angriffe auf Kritische Infrastruktur, bei denen beispielsweise Stromnetze lahmgelegt, Brücken gerammt, Bahnverbindungen gestört oder Tiere mit Seuchen infiziert werden. Hier bereitet der Sanitätsdienst seine Mitarbeiter mit Sensibilisierung und Vernetzung vor. Zudem werden Systeme weiter gehärtet oder Redundanzen geschaffen. Die Phase 1 kann entweder durch einen Rückfall auf Phase null beendet werden oder sie geht in Phase 2 über.

In Phase 2 wird es ernst: Der Gegner mareschiert an der NATO-Außengrenze auf und testet unsere Verteidigungsszenarien aus. Ein wirksames Mittel ist hier die Abschreckung – Neudeutsch „Deterrence“. Der Sanitätsdienst selbst schreckt zwar niemanden ab, kann jedoch zeigen, dass er die abschreckenden Kräfte medizinisch unterstützt. Die Reserven an Blut und Material werden hochgefahren. Zudem werden die Sanitätskräfte auf die neue Situation geschult. Auch die Frequenz der realitätsnahen Übungen wird gesteigert. Der Angreifer soll erkennen, dass er von einem vorbereiteten Gegner erwartet wird.

In Phase 3 erfolgt ein Angriff auf NATO-Territorium. Der Einsatzraum der Bundeswehr wird in diesem Falle im ausländischen Einsatzraum sein. Ein klassischer Fall von Bündnisverteidigung nach Artikel 5 des NATO-Vertrages. Da der Sanitätsdienst im Ausland gebunden ist, kommt nun die zivil-militärische Zusammenarbeit zum Tragen. Der Sanitätsdienst arbeitet nach einem klaren Konzept und wird Soldaten der Bundeswehr und der Partnernationen in die Rettungskette aufnehmen und im Idealfall bis zur finalen Versorgung in Deutschland und der eventuellen Rehabilitationsmaßnahme betreuen.

Konnte der Angreifer nicht aufgehalten werden, steht er möglicherweise auf deutschem Territorium. In diesem schlimmsten anzunehmenden Fall reden wir von Landesverteidigung - Phase 4. Bei der Patientenversorgung werden alle zivilen und militärischen Sanitätsressourcen genutzt. Behandelt werden dann zivile und militärische Patienten gleichermaßen.

Auf politischer Ebene sind noch einige Rahmenbedingungen zu schaffen. Dazu gehören die Gesundheitsvorsorge und -sicherstellung, Weiterentwicklung des ambulanten und des Krankenhausversorgungssystems. Zudem wäre eine gesamtgesellschaftliche Sensibilisierung auf Krise und Krieg - ähnlich der schwedischen Gesamtverteidigung – sinnvoll. So dass im Ernstfall keine Kopflosigkeit herrscht und jeder weiß, wo sein Platz ist.

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 17. Oktober 2025

Bundeswehr entsendet 3 Offiziere an das Civil Military Coordination Centre (CMCC)

Das BMVg hat soeben in seiner Pressemitteilung 30/2025 bekanntgegeben, dass der Friedensplan für Gaza von zwei Stabsoffizieren und einem Brigadegeneral von Süd-Israel aus überwacht werden soll. Hier der genaue Wortlaut:

Gaza Airdrop 06.08.2025

Deutschland unterstützt den Friedensprozess für Gaza
Die Bundeswehr entsendet drei Soldaten an das Civil Military Coordination Centre (CMCC) in Süd-Israel
 

Die Bundesregierung unterstützt den 20-Punkte-Plan und den Friedensprozess für Gaza mit einem Beitrag zur Stabilisierung des Waffenstillstandes und zur Umsetzung der im Plan vereinbarten Maßnahmen.

Dafür wird die Bundeswehr in der kommenden Woche zwei Stabsoffiziere sowie zusätzlich in der Anfangsphase einen Brigadegeneral des Operativen Führungskommandos an das US-geführte Civil Military Coordination Centre (CMCC) entsenden. Sie werden uniformiert aber unbewaffnet im CMCC im Süden Israels eingesetzt.

Zu den Aufträgen des CMCC zählen die Überwachung des Waffenstillstands sowie die Beseitigung von Kriegslasten und die Koordinierung von humanitären Hilfeleistungen. Darüber hinaus soll die Integration, Ausbildung und logistische Unterstützung der International Stabilisation Force koordiniert werden. Das CMCC hat bereits die Arbeit aufgenommen, beinhaltet rund 200 Soldatinnen und Soldaten und wird durch einen amerikanischen 3-Sternegeneral geführt.

Die Entsendung der deutschen Soldaten bedarf keiner gesonderten Mandatierung, da keine Einbeziehung in eine bewaffnete Unternehmung zu erwarten ist. Auch unsere Partner haben Beteiligungen am CMCC zugesagt.

Donnerstag, 16. Oktober 2025

Wer war Oberst Bernhard Gertz?

Gestern Abend wurde in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft die Gedenkschrift "Klare Worte" über Oberst a.D. Bernhard Gertz vorgestellt und an dessen Frau übergeben. Er war noch während der Zusammenstellung des Buches kurz vor seinem 80. Geburtstag verstorben. Bernhard Gertz hatte die Bundeswehr geprägt, war immer klar, direkt und streitbar. Weil er konsequent mit Uniform in der Öffentlichkeit aufgetreten war, wurde er zum Gesicht der Bundeswehr und deshalb auch liebevoll "Mister Bundeswehr" genannt.

 

Im Interview erzählen der ehemalige Generalinspekteur, General a.D. Eberhard Zorn, der Bundesvorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Oberst André Wüstner, der ehemalige Inspekteur des Sanitätsdienstes, Generaloberstabsarzt a.D. Dr. Ulrich Baumgärtner, und der ehemalige Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, wie sie Bernhard Gertz erlebt hatten und was er aus ihrer Sicht für die Bundeswehr und den Bürger in Uniform geleistet hatte.

Die Gedenkschrift "Klare Worte" kann hier bestellt werden: https://amzn.eu/d/76z8gCx

Weitere Infos zur Deutschen Härtefallstiftung finden Sie hier:
https://youtu.be/SB9qjOPiAd0 und https://haertefall-stiftung.de/

 

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 15. Oktober 2025

Offizierschule der Luftwaffe in Roth in Dienst gestellt

Heute fand im fränkischen Roth der Appel zur Indienststellung der Offizierschule der Luftwaffe (OSLw) statt. Dazu waren Bundestagsabgeordnete, Generale und ausländische Gäste angereist. Die Reden wurden vom Bayerischen Ministerpräsidenten, Markus Söder, dem Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Neumann, und dem Leiter der Offizierschule, Brigadegeneral von Fritschen gehalten. Für die musikalische Umrahmung war das Gebirgsmusikkorps aus Garmisch-Partenkirchen zuständig. Passend zur Region wurden der Bayerische Präsentiermarsch, der Bayerische Defiliermarsch und die Bayernhymne gespielt. Die 2. Kompanie des Wachbataillons trug die blaue Luftwaffenuniform und stellte die Ehrenformation. Ein besonderes Highlight war der Überflug von zwei Eurofightern, einem A400M und einem CH-53 während der Nationalhymne.


Im Anschluss an den Appell gab es in großen Hörsaal der OSLw eine Zeremonie zur Namensgebung. Die Schule wurde nach dem ehemaligen Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Hans-Jörg Kuebart, benannt. Er zeichnete sich durch seine Begeisterung für das Fliegen aus und war auch auf kameradschaftlicher Ebene ein Vorbild für Viele. Auch zwei seiner Söhne sind inzwischen Generale der Luftwaffe und durften das Schuld „Kuebart-Campus“ enthüllen. Überhaupt haben die Architekten großen Wert darauf gelegt, das Hauptgebäude als zivil wirkenden Campus zu gestalten. Der militärische Charakter mit seinen klar strukturierten Sichtachsen wird erst bei einem Blick auf dem Lageplan des Gesamtareals deutlich.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 9. Oktober 2025

Berlin Peace Dialogue zu hybriden Bedrohungen, Krisenprävention und Aufbau von Resilienz

Heute fand im BMVg der Berlin Peace Dialogue2025 statt. Veranstaltet wurde diese Konferenz durch den Beitrat derBundesregierung für Zivile Krisenprävention und Friedensförderung. Dieser Beirat wurde erstmalig 2005 einberufen und besteht aus 20 Mitgliedern aus sehr unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens – insbesondere aber aus den Bereichen Polizei, Bundeswehr, Think-Tanks und Hilfsorganisationen. Entsprechend vielseitig waren auch die Teilnehmer, deren Interessen und Beiträge zur Konferenz.

Berlin Peace Dialogue 2025
In diesem Jahr lag der Schwerpunkt auf dem Umgang mit hybriden Bedrohungen und Angriffen und dem Aufbau von Resilienz. Resilienz wurde im Kontext der Konferenz als die Fähigkeit definiert, auch bisher unbekannte Krisen, professionell managen zu können. Dazu gehören eine Sensibilisierung auf hybride Ereignisse und eine nüchterne, unaufgeregte Behandlung – möglichst nach Checkliste. Immer wieder kam die Sprache auf Drohnen. Aber auch Desinformation und die psychologische und ideologische Zersetzung von Gesellschaften spielte eine Rolle.

Nach Panels mit Fragen und Antworten aus dem Auditorium ging es in vier verschieden Workshops. Alles war auf Beteiligung angelegt. Erfahrungswerte aus anderen Ressorts wurden interessiert aufgenommen. Teilnehmer waren überrascht über die Vielfalt der Experten, die etwas zum Thema beisteuern konnten. Zwischendurch gab es immer wieder lange Pausen, die zum Netzwerken genutzt werden konnten. Da trank der General a.D. mit dem Vertreter einer christlichen Hilfsorganisation für Kinder seinen Kaffee und da stand der Banker mit einem Mitglied des Bundestages zusammen. Afrikaner tauschten sich mit Israelis aus und NGO-Vertreter erzählten von ihren Erfahrungen beim Zusammenbringen von Volksgruppen im Libanon.

Auch wenn die Konferenzsprache Englisch war und der Fokus weit über den deutschen Tellerrand hinausging, so stand doch immer auch die Überlegung im Raum: Was kann Deutschland davon lernen. Auch wenn der Bürger wenig von einem gesamtgesellschaftlichen Aufbau von Resilienz spürt, so laufen doch im Hintergrund bereits einige Dinge. In dieser Hinsicht war die Konferenz ermutigend. Ermutigend auch, dass das BMVg seit etwa drei Jahren aktiv das Konzept der Gesamtverteidigung vorantreibt und die Zuarbeit der anderen Ressorts einfordert. Der alte Schlendrian des Hin- und Herschiebens von Verantwortung scheint vorbei zu sein.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 2. Oktober 2025

Antrittsbesuch des schweizerischen Verteidigungsministers Martin Pfister in Berlin

Heute Mittag wurde der schweizerische Verteidigungsminister, Bundesrat Martin Pfister, mit militärischen Ehren im Bendlerblock empfangen.


Martin Pfister steht seit April 2025 dem Department für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport vor. Er war Oberst der Schweizer Armee und leitete die Katastrophenhilfe einer schweizerischen Territorialregion.

Die Schweiz hat knapp neun Millionen Einwohner und nur die Teilstreitkraft Heer mit 21.300 aktiven Soldaten. Hinzu kommt eine Reserve von 123.450 Personen und einem Zivilschutz mit 73.000 Aktiven und 51.000 Reservisten. Zivil-militärische Zusammenarbeit ist in der Schweiz selbstverständlich. Trotz ihrer Neutralität frischt die Schweiz von Zeit zu Zeit ihre Schutzmaßnahmen auf. Beispielsweise hat sie viele Krankenhäuser unter Tage verlegt. Die Sinnhaftigkeit dessen hat sich auch im Ukrainekrieg bestätigt. Hier kann Deutschland noch viel lernen.

In den Gesprächen zwischen den Ministern ging es um die Lieferung von Patriot-Systemen an die Schweiz, gemeinsame Übungen und die schwierige Rechtslage bei Rüstungsexporten. Zudem gebe die Schweiz weniger als ein Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für Verteidigung aus, wodurch sie auch langfristig von externer Unterstützung und der Akzeptanz ihrer Neutralität abhängig sein wird. Das Land ist „NATO-Partner für den Frieden“ und beteiligt sich an einigen internationalen Einsätzen. Zudem ist es Teil der European Sky Shield Initiative.

In einem Interview betont der ehemaligeschweizerische Verteidigungsattachè, Oberst Markus Widmer, dass die Schweiz sehr gerne mit Deutschland zusammenarbeite, weil Deutschland auch mit kleineren Partnern auf Augenhöhe kommuniziere.

Autor: Matthias Baumann

Samstag, 27. September 2025

Bundeswehr unterstützt informelle Tagung der Staats- und Regierungschefs der EU in Dänemark

Nachfolgend zitieren wir die Pressemitteilung 27/2025 des BMVg vom 27.09.2025:

Symboldbild: mit Netz abgefangene Drohne - Quadriga 2025

 

Bundeswehr unterstützt bei der informellen Tagung der Staats- und Regierungschefs der EU in Dänemark mit Counter- small Unmanned Aircraft Systems (C-sUAS) Fähigkeiten

Dänemark hat verschiedene Nationen, darunter auch Deutschland, um Unterstützung bei der Absicherung des informellen Treffens der EU-Staats- und Regierungschefs am 1. und 2. Oktober 2025 in Kopenhagen gebeten. Hintergrund sind in der vergangenen Woche massiv aufgetretene, flächendeckende Vorfälle mit nicht identifizierten unbemannten Luftfahrzeugen, insbesondere im Umfeld ziviler und militärischer Infrastruktur in Dänemark.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, haben heute entschieden, dem dänischen Unterstützungsersuchen nachzukommen und einen Beitrag im Bereich C-sUAS zu leisten.

Die Bundeswehr wird vor Ort unterstützen. Vorauskräfte verlegen in Kürze nach Dänemark, um gemeinsam mit der dänischen Seite den genauen Einsatzort und Ablauf abzustimmen. Die Hauptkräfte folgen dann zeitnah.

Unabhängig davon plant die NATO im Rahmen der Mission BALTRIC SENTRY den Einsatz der Fregatte HAMBURG sowie gegebenenfalls weiterer Einheiten.

 Mit dieser Unterstützungsleistung leistet die Bundeswehr einen sichtbaren Beitrag zur Sicherheit eines bedeutenden europäischen Gipfeltreffens. Das informelle Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Kopenhagen dient in einer geopolitisch herausfordernden Lage der strategischen Koordinierung auf höchster Ebene. Der Einsatz unterstreicht die enge sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit Dänemark sowie die Handlungsfähigkeit und Solidarität europäischer Partner im Umgang mit hybriden Bedrohungen.


Dienstag, 23. September 2025

Schwedens Verteidigungsminister Dr. Pål Jonson zu Gast bei Boris Pistorius

Heute Nachmittag besuchte der schwedische Verteidigungsminister, Dr. Pål Jonson, seinen Amtskollegen Boris Pistorius im Bendlerblock in Berlin. Er wurde mit militärischen Ehren empfangen.


Die Minister hatten viel zu bereden: Es ging um die regelmäßigen Provokationen Russlands gegen NATO-Territorium und gemeinsame Rüstungsvorhaben. Die Stimmung war sehr gut und von freundschaftlicher Verbundenheit geprägt. Die einzelnen Gesprächsthemen wurden in der abschließenden Pressekonferenz dargelegt. Es konnten Fragen gestellt werden, in denen es auch um eine robustere Handhabung russischer Provokationen ging. Hier sehen Sie den kompletten Mitschnitt der Pressekonferenz im Originalton (Deutsch und Englisch):


In Sachen gesamtgesellschaftlicher Resilienz und Verteidigungsbereitschaft kann Deutschland noch viel von Schweden lernen. Die Schweden nennen es „Defense Concept“ (Gesamtverteidigung). Es beinhaltet verschiedene Maßnahmen wie ein Amt für Psychologische Verteidigung, die Broschüre „If Crisis Or War Comes“, einen Nationalen Sicherheitsrat und ein Konzept zur Gesamtverteidigung. Schweden entwickelt das stetig weiter, so dass inzwischen auch die Rolle der Hochschulen und die Verwundbarkeit im Weltraum in den Fokus genommen werden. Dazu mehr in unserem Interview mit dem ehemaligen schwedischen Verteidigungsattaché:


Autor: Matthias Baumann