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Mittwoch, 19. November 2025

Berlin Security Conference BSC 2025 – Lernen von Schweden

Die Partnernation der Berlin Security Conference, BSC 2025, war Schweden. Deutschland und europäische NATO-Partner sind sich einig, dass von Schweden viel gelernt werden kann – insbesondere beim Thema Gesamtverteidigung. Entsprechend gut besucht waren die Reden und Panels mit hochrangigen schwedischen Regierungsvertretern und Generalen. Auch Kronprinzessin Victoria und der schwedische Ministerpräsident, Ulf Kristersson, waren angereist.


Am Rande der BSC 2025 gab es Gespräche zwischen Kronprinzessin Victoria und dem Bundespräsidenten sowie zwischen Bundeskanzler Friedrich Merz und Ulf Kristersson, der im Kanzleramt mit militärischen Ehren empfangen wurde.


Die BSC wird von Jahr zu Jahr besser und hochrangiger besucht und erlebte durch die Zusammenarbeit mit Schweden einen ganz besonderen Schub. Admirale, Generale, die Rüstungsindustrie und Militärattachés gaben sich die Klinke in die Hand, bauten ihre Netzwerke aus und diskutierten über die aktuellen, sicherheitspolitischen Entwicklungen. Man war sich einig, dass die Zeit dränge und ein Krieg in Europa früher als 2029 zu erwarten sei.

Deshalb müsse man die verfügbaren Ressourcen so bereithalten, dass ein „fight tonight“ (plötzlicher Kampf) erfolgreich geführt werden könne. Der Masse des Gegners sei durch Technologie zu begegnen. Mehrfach wurde die Fähigkeit angesprochen, Schläge tief im gegnerischen Gebiet ausführen zu können – zu Neudeutsch „deep strike capability“ genannt. Ohne den Namen Clausewitz zu erwähnen, wurden doch ständig Redebeiträge um dessen drei Grundprinzipien Geografie, Wille und Streitkraft herum aufgebaut. Mehrfach wurde der Wille zur Gesamtverteidigung angemahnt. In Schweden, und überhaupt in Skandinavien, sei dieser bereits in die DNA der Bevölkerung eingeflossen.

Aufgrund der geografischen Lage Schwedens war natürlich auch die Arktis ein großes Thema. Das Abschmelzen des Eises ermöglicht ganz neue Bewegungsprofile, macht Naturressourcen besser zugreifbar und schafft neue Sicherheitsrisiken. Hinzu kommt, dass auch China ein sehr hohes Interesse an dieser Region hat und vermutlich auf die Übernahme eines Teils von Russland hinarbeitet, um den direkten Zugang zur Arktis zu gewinnen. Die Schiffe dafür werden bereits im Rekordtempo gebaut.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 12. November 2025

70 Jahre Bundeswehr – Gelöbnis zwischen Bundeskanzleramt und Paul-Löbe-Haus

Zum 70. Jahrestag der Gründung der Bundeswehr wurde das traditionelle Gelöbnis heute zwischen Bundeskanzleramt und Paul-Löbe-Haus durchgeführt. Dadurch wurde die Eigenschaft der Bundeswehr als Parlamentsarmee bekräftigt.


Clausewitz hatte bereits vor 200 Jahren die strategische Wechselwirkung von Politik und Militär beschrieben. Im Besprechungsplan, der die Vorlage zur Gründung der Bundeswehr diente, wurde ausdrücklich ein Zivilist als Verteidigungsminister vorgeschlagen, da dieser am effektivsten die Doppelrolle ausfüllen konnte: den Draht zur Truppe aufbauen, aber auch die guten Kontakte in die Politik nutzen.

Die Reden zum heutigen Gelöbnis wurden von zwei Zivilisten gehalten: Bundespräsident Steinmeier und Verteidigungsminister Pistorius.



Die Rekruten kamen aus folgenden Einheiten:

10./Marinetechnikschule, Parow, Mecklenburg-Vorpommern
5./ Wachbataillon beim BMVg, Berlin
5./Fernmeldebataillon 610, Prenzlau, Brandenburg
6./Logistikbataillon 161, Delmenhorst, Niedersachsen
7./Unteroffizierschule der Luftwaffe, Heide, Schleswig-Holstein
3./Informationstechnikbataillon 383, Erfurt, Thüringen

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 2. Oktober 2025

Antrittsbesuch des schweizerischen Verteidigungsministers Martin Pfister in Berlin

Heute Mittag wurde der schweizerische Verteidigungsminister, Bundesrat Martin Pfister, mit militärischen Ehren im Bendlerblock empfangen.


Martin Pfister steht seit April 2025 dem Department für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport vor. Er war Oberst der Schweizer Armee und leitete die Katastrophenhilfe einer schweizerischen Territorialregion.

Die Schweiz hat knapp neun Millionen Einwohner und nur die Teilstreitkraft Heer mit 21.300 aktiven Soldaten. Hinzu kommt eine Reserve von 123.450 Personen und einem Zivilschutz mit 73.000 Aktiven und 51.000 Reservisten. Zivil-militärische Zusammenarbeit ist in der Schweiz selbstverständlich. Trotz ihrer Neutralität frischt die Schweiz von Zeit zu Zeit ihre Schutzmaßnahmen auf. Beispielsweise hat sie viele Krankenhäuser unter Tage verlegt. Die Sinnhaftigkeit dessen hat sich auch im Ukrainekrieg bestätigt. Hier kann Deutschland noch viel lernen.

In den Gesprächen zwischen den Ministern ging es um die Lieferung von Patriot-Systemen an die Schweiz, gemeinsame Übungen und die schwierige Rechtslage bei Rüstungsexporten. Zudem gebe die Schweiz weniger als ein Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für Verteidigung aus, wodurch sie auch langfristig von externer Unterstützung und der Akzeptanz ihrer Neutralität abhängig sein wird. Das Land ist „NATO-Partner für den Frieden“ und beteiligt sich an einigen internationalen Einsätzen. Zudem ist es Teil der European Sky Shield Initiative.

In einem Interview betont der ehemaligeschweizerische Verteidigungsattachè, Oberst Markus Widmer, dass die Schweiz sehr gerne mit Deutschland zusammenarbeite, weil Deutschland auch mit kleineren Partnern auf Augenhöhe kommuniziere.

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 23. September 2025

Schwedens Verteidigungsminister Dr. Pål Jonson zu Gast bei Boris Pistorius

Heute Nachmittag besuchte der schwedische Verteidigungsminister, Dr. Pål Jonson, seinen Amtskollegen Boris Pistorius im Bendlerblock in Berlin. Er wurde mit militärischen Ehren empfangen.


Die Minister hatten viel zu bereden: Es ging um die regelmäßigen Provokationen Russlands gegen NATO-Territorium und gemeinsame Rüstungsvorhaben. Die Stimmung war sehr gut und von freundschaftlicher Verbundenheit geprägt. Die einzelnen Gesprächsthemen wurden in der abschließenden Pressekonferenz dargelegt. Es konnten Fragen gestellt werden, in denen es auch um eine robustere Handhabung russischer Provokationen ging. Hier sehen Sie den kompletten Mitschnitt der Pressekonferenz im Originalton (Deutsch und Englisch):


In Sachen gesamtgesellschaftlicher Resilienz und Verteidigungsbereitschaft kann Deutschland noch viel von Schweden lernen. Die Schweden nennen es „Defense Concept“ (Gesamtverteidigung). Es beinhaltet verschiedene Maßnahmen wie ein Amt für Psychologische Verteidigung, die Broschüre „If Crisis Or War Comes“, einen Nationalen Sicherheitsrat und ein Konzept zur Gesamtverteidigung. Schweden entwickelt das stetig weiter, so dass inzwischen auch die Rolle der Hochschulen und die Verwundbarkeit im Weltraum in den Fokus genommen werden. Dazu mehr in unserem Interview mit dem ehemaligen schwedischen Verteidigungsattaché:


Autor: Matthias Baumann



Donnerstag, 24. Juli 2025

Gesetzentwurf zum neuen Wehrdienst

Aus Regierungskreisen ist zu erfahren, dass man sich Ende August 2025 mit dem Gesetzentwurf zum Neuen Wehrdienst befassen wolle. Als Zielvorstellung gilt eine Zahl von 460.000 Soldaten, die sich aus 260.000 Aktiven und 200.000 Reservisten zusammensetzen sollen. Diese sollen dann in den unterschiedlichen Bereichen von NATO-Ostflanke bis Operationsplan Deutschland und Heimatschutz eingesetzt werden.

Teilziel ist der Aufbau einer starken Reserve. Ende letzten Jahres verfügte die Bundeswehr über 179.850 aktive Soldaten und 34.100 Reservisten. Der Aufwuchs ist demnach sehr ambitioniert, wird aber von unseren Verbündeten erwartet.

Die Ausgestaltung soll zunächst nach dem Schwedischen Modell erfolgen, welches auf Attraktivität und Freiwilligkeit des Dienstes setzt. Zur Umsetzung dessen werden Freiwillige sofort in das Dienstverhältnis eines Soldaten auf Zeit versetzt. Ferner achte man auf Sinnstiftung innerhalb des Dienstes, Möglichkeiten zur Weiterbildung und neue Karrierechancen. Weitere Schmankerl stellen das kostenlose Bahnfahren, günstige Verpflegung, hohes Grundgehalt, unentgeltliche Unterkunft und freie Heilfürsorge dar.

Die Wehrerfassung war seit 2011 massiv vernachlässigt worden. Deshalb soll nun jeder männliche deutsche Staatsbürger verpflichtend einen entsprechenden Fragebogen ausfüllen. Weibliche Staatsbürger können den Fragebogen freiwillig ausfüllen. Damit sollen Bereitschaft, Eignung und Verfügbarkeit erfasst werden. Mit der Übertragung der Aufgaben der Wehrerfassungsbehörde auf die Bundeswehr werden zudem die Meldebehörden der Länder entlastet. Ab 2028 soll es eine verpflichtende Musterung 18-jähriger Männer geben.

Ab 2031 sollen jährlich bis zu 40.000 Frauen und Männer über das neue Wehrdienstmodell rekrutiert werden. Momentan geht man davon aus, dass die Zielvorgaben durch Freiwillige erreicht werden können. Sollte das nicht ausreichen, werde das Gesetz einen Mechanismus enthalten, der eine verpflichtende Heranziehung ermöglicht.

Zur Aktivierung der Wehrpflicht gebe es allerdings keinen Automatismus, keine festgelegte Zahl und auch keinen festgelegten Zeitpunkt.

Autor: Matthias Baumann