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Dienstag, 14. Januar 2020

US Defender Europe 2020 - Verlegung bei Nacht

US Defender Europe 2020 ist die größte Verlegeoperation der US-Streitkräfte zusammen mit einigen NATO-Partnern seit 25 Jahren. 37.000 Soldaten werden in Summe daran teilnehmen. Darunter eine Division mit 20.000 Soldaten aus den USA. In den nächsten Tagen werden die Schiffe aus Übersee in Bremerhaven erwartet. Zwischen Februar und April wird diese Großübung vermutlich auch den normalen Verkehrsteilnehmern auffallen. Geräte, Fahrzeuge und Truppen werden dann quer durch Deutschland transportiert.

#DefenderEurope US Defender Europe 2020 Schelleis Rohling
#DefenderEurope US Defender Europe 2020 - Generalleutnant Martin Schelleis (links) und Generalmajor Andrew M. Rohling bei der Auftakt-Pressekonferenz in der Julius-Leber-Kaserne
Sozialistische Propaganda hätte ihren Lieblingsbegriff der "Nacht- und Nebelaktion" strapaziert. Um das Alltagsleben in Deutschland nicht zu belasten, werden die Transporte nämlich vorrangig in der Nacht durchgeführt. Dabei rollen Kolonnen von etwa 20 Fahrzeugen über die Autobahnen. Auch die Gütersparte der Deutschen Bahn kommt zum Einsatz. Die Kapazitäten sind gebucht und sollen laut Generalleutnant Schelleis ausreichen. Bei plötzlichen oder noch größeren Verlegungen kommt die Bahn erwartungsgemäß an ihre Kapazitätsgrenzen.

Bei der heutigen Pressekonferenz informierten der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant (3 Sterne) Martin Schelleis, und der amerikanische Generalmajor (2 Sterne) Andrew M. Rohling über Zweck und Durchführung der Übung. Dass man sich von den Niederlanden und Deutschland aus über Polen ins Baltikum vorarbeitet sei rein zufällig und solle nicht explizit provozieren. Irgendwo müsse man das ja mal trainieren. Russland ist eingeladen, an sämtlichen presseöffentlichen Anlässen teilzunehmen.

General Rohling machte klar, dass US Defender auch als Statement der amerikanischen Streitkräfte für die verunsicherten NATO-Partner gedacht ist: Wir lassen euch nicht im Stich. Letzteres hatte Russland gehofft und über Social Media oder andere Kanäle antiamerikanische Befindlichkeiten in Europa genährt.

Das bei der ILÜ 2019 so anschaulich demonstrierte Host-Nation-Szenario kann nun in einem größeren Maßstab auf dem eigenen Territorium durchgeführt werden. General Schelleis wirkte entspannt und zuversichtlich, dass alles nach Plan laufen wird - abgesehen von Unwettern, die die Seefracht verzögern könnten. Deutschland und Polen stellen die Hauptgebiete der Übung dar. Die Kosten für die Aktion konnten weder von amerikanischer noch von deutscher Seite beziffert werden. Die Abrechnung erfolgt wohl hinterher.

Autor: Matthias Baumann

Sonntag, 5. Januar 2020

3 Gedenktafeln zum 75. Todestag von Julius Leber in der Julius-Leber-Kaserne enthüllt

Die Gäste hatten sich auf Outdoor eingestellt. Bei klirrender Kälte sollten am Tagungszentrum der Julius-Leber-Kaserne Gedenktafeln für Julius Leber enthüllt werden. Am 5. Januar 1945 lagen die Temperaturen in Berlin knapp unter dem Gefrierpunkt. Es war bewölkt. Kein Niederschlag. Das Wetter muss sich ähnlich angefühlt haben wie heute, als Julius Leber vor genau 75 Jahren zur Hinrichtung geführt wurde. Er starb im damaligen Gefängnis Berlin-Plötzensee.

3 Gedenktafeln zum 75. Todestag von Julius Leber in der Julius-Leber-Kaserne enthüllt
3 Gedenktafeln zum 75. Todestag von Julius Leber in der Julius-Leber-Kaserne mit einem Zitat von Julius Leber enthüllt: "Für eine gute und gerechte Sache ist der Einsatz des eigenen Lebens der angemessene Preis."
Plötzensee befindet sich nur etwa vier Kilometer entfernt von der Julius-Leber-Kaserne. Diese trägt seit 25 Jahren den Namen dieses mutigen Sozialdemokraten. Julius Leber nahm aktiv am Ersten Weltkrieg teil und wurde mehrfach verwundet. Er war Demokrat durch und durch. Seit 1924 saß er in der sozialdemokratischen Fraktion des Reichstags und befasste sich dort mit sicherheitspolitischen Themen. Er positionierte sich klar gegen den Kapp-Putsch. Kein Wunder also, dass er 1933 verhaftet und nach Sachsenhausen gebracht wurde. Überhaupt sehr clever, sämtliche Oppositionspolitiker zu verhaften und dann auf "demokratischem" Wege die Abstimmungen durchzuführen, die zur Abschaffung der Demokratie notwendig waren.

Julius Leber kam 1937 frei und machte in Berlin-Schöneberg einen Kohlehandel auf. Damit erwirtschaftete er seinen Lebensunterhalt und schuf eine geniale Tarnung für Treffen von Widerstandskämpfern. Julius Leber war der Überzeugung, dass die Diktatur nur durch Gewalt zu beseitigen sei. So war auch geplant, dass Julius Leber nach einem erfolgreichen Stauffenberg-Attentat als Reichskanzler oder Innenminister eingesetzt wird. Sein Eifer ließ ihn jedoch einen schwerwiegenden Fehler machen, dessen Wiederholung in der Sozialdemokratie wohl symptomatisch ist: Er ließ sich mit den Kommunisten ein. Diese waren mit Spitzeln durchsetzt, die eine Verhaftung von Julius Leber anregten. Stauffenberg sah sich dadurch zum Handeln gezwungen und ließ zwei Wochen später seine Aktentasche explodieren. Während Stauffenberg noch in derselben Nacht des 20. Juli 1944 erschossen wurde, machte man Julius Leber einen Schauprozess.

Am 5. Januar 1945 wurde Julius Leber hingerichtet. Die drei Gedenktafeln, die heute enthüllt wurden, sollen im Frühjahr auf dem Gelände der Kaserne einbetoniert werden. Momentan sei es zu kalt für solche Baumaßnahmen. In die dicken Stahlplatten ist ein Zitat von Julius Leber eingraviert: "Für eine gute und gerechte Sache ist der Einsatz des eigenen Lebens der angemessene Preis." Der Text ist so geschrieben, dass der Betrachter zunächst überlegt, ob er die getrennten Kolumnen oder die über die drei Tafeln verteilten Zeilen lesen soll. Die rechte Tafel zeigt die Schlüsselwörter: SACHE - LEBENS - PREIS und JULIUS LEBER.

Video:
Enthüllung von 3 Gedenktafeln zum 75. Jahrestag der Ermordung von Julius Leber

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 24. Dezember 2019

Alles hat seine Zeit - auch für Piraten und im Ausland eingesetzte Soldaten

Auch wer sonst keinen Bezug zur Bibel hat, kann aus dem Lesen des Buches "Prediger" einen erheblichen Gewinn ziehen. Das Buch befindet sich etwa in der Mitte der Bibel. Kurz hinter den Psalmen. In 12 kurzen Kapiteln lässt der "Prediger" - Salomo höchstpersönlich - ungeschönt seinen Frust heraus über die allgemeine Vergänglichkeit, das Zerrinnen der Zeit und die Sinnlosigkeit vieler Dinge. Kapitel 3 beginnt mit: "Alles hat seine Zeit". Luther formuliert das etwas antiquierter. Dann folgt eine Aufzählung von Verben, die alle ein bestimmtes Zeitbudget benötigen: geboren werden, sterben, pflanzen, ausreißen, bauen, reden, lieben.

Auch das Jahr hat seine Zeiten: Saat, Ernte, Ostern, Pfingsten, Weihnachten. Gerade zu den jährlichen Feiertagen erinnern sich Erwachsene gerne an die Traditionen der Kindheit wie Geschenke unter dem Weihnachtsbaum oder Familienfotos vor dem Weihnachtsbaum. Letztere hatte das Deutsche Historische Museum gesammelt und daran spannende Familiengeschichten rekonstruiert. Wie wichtig das Feiern der regelmäßigen Feste für Soldaten ist, zeigen auch die Ausführungen im jüngst erschienenen Buch "Militärrabbiner in der Bundeswehr".

Bundeswehr Dschibuti Fregattenkapitän Gert Krause
Bundeswehr in Dschibuti - Fregattenkapitän Gert Krause leitet als Reservist für einige Monate das Bundeswehrkontingent in Dschibuti (Foto: Militärseelsorge / Töpelmann)
Einen Großteil der Bundeswehrsoldaten im In- und Ausland tangiert das Weihnachtsfest. Die Gebirgsjäger feiern in Bad Reichenhall die Stallweihnacht, Scharfschützen schmücken ihren Tarnanzug (Ghillie) mit Lametta und Lichtern. Das Wachbataillon entwendet die jährliche Weihnachtskugel aus dem Schloss Bellevue und Gert Krause freut sich, dass er kurz vor Weihnachten nach Hause fliegen durfte.

Gert Krause profitiert davon, dass auch für die Piraten im Großraum Somalia eine neue Saison angebrochen ist - die Monsunzeit. Der Monsun verhindert im Winter und im Sommer das Auslaufen der Piratenschiffe. Deshalb wird das Personal der Bundeswehr in Dschibuti - am Südzipfel des Roten Meeres - deutlich abgebaut. Die dort stationierten Soldaten sind vorrangig mit Aufklärung beschäftigt. Von der Luft aus beobachten sie die Bewegung verdächtiger Boote und lotsen bei Bedarf entsprechende Sicherungsschiffe in den Gefährdungsbereich. Taucht eine Fregatte auf, ist die Piratenaktion in der Regel beendet, ohne dass auch nur ein Schuss gefallen ist.

Gert Krause ist Reservist und hat gerade seinen 63. Geburtstag in Dschibuti gefeiert. Dort war er als Kommandeur eingesetzt. Als 2015 die Flüchtlingswellen über Europa schwappten, wagte er nach mehreren Jahrzehnten den Wiedereinstieg in die Bundeswehr. Bei der Marine in Wilhelmshaven kümmerte er sich um Notunterkünfte und weitere organisatorische Themen. Er sah das als Einstieg in die Abrundung seines Berufslebens, das vor etwa 40 Jahren mit dem Wehrdienst begonnen hatte. Es folgten zwei Einsätze bei UNIFIL im Libanon und dieser Herbsteinsatz in Dschibuti.

Je nach körperlicher Verfassung kann er sich nach Renteneintritt auch die Mitarbeit in einer NGO vorstellen. Sein Anliegen ist es, dass Spenden nicht irgendwo im Verwaltungsapparat versanden, sondern tatsächlich bei den Betroffenen ankommen. Tief beeindruckt zeigte er sich von der Bedürftigkeit der Menschen in Dschibuti. Die Soldaten der Bundeswehr waren vor Ort so bewegt, dass sie kurzerhand die Patenschaft für ein Waisenhaus übernommen haben.

Wenn in Deutschland der Frühling beginnt, die Sommerräder aufgeschraubt werden, der Monsun endet und die ersten Piraten über den indischen Ozean schippern, wird er wohl wieder nach Dschibuti fliegen und das Kommando über die deutschen Soldaten übernehmen. Alles hat seine Zeit: die Familie sehen, die Familie verlassen, die Truppe leiten, dem zivilen Beruf nachgehen, Ostereier suchen, Böller kaufen, Weihnachten feiern.

Auch der Bundesregierung ist es bewusst, dass etwa 3.600 deutsche Soldaten und Polizisten über Weihnachten im Ausland eingesetzt sind. Deshalb hat sich die Tradition entwickelt, Mitte Dezember stellvertretend einige von deren Angehörigen ins Kanzleramt einzuladen. Annegret Kramp-Karrenbauer flog kurz darauf zu den 120 UNIFIL-Soldaten in Zypern. Das sollte heimatliche Verbundenheit demonstrieren. Neben der Ministerin ist auch die Militärseelsorge regelmäßig in den Einsatzgebieten unterwegs. Sigurd Rink, der Evangelische Militärbischof, besuchte im November die Soldaten in Dschibuti. Dort traf er auch Gert Krause.

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 20. Dezember 2019

Militärseelsorge-Staatsvertrag beim Gemeindetag des Zentralrats der Juden unterzeichnet

Die Streitkräfte Israels gelten als besonders schlagkräftig und sind in der Region gefürchtet. Das liegt nicht nur an der modernen Ausstattung, sondern am ungebrochenen Lebenswillen dieses Volkes. Innerhalb der letzten 30 Jahre hat sich die Einwohnerzahl auf 8,5 Millionen verdoppelt. Dennoch leben sehr viele Juden im Ausland - der Diaspora. Wer sich dann doch für einen Umzug in den Staat Israel entscheidet, wird sofort in das allgegenwärtige Sicherheitskonzept eingebunden. Die Wehrpflicht gilt in Israel für Männer und Frauen.

Auch außerhalb des Dienstes tragen viele Israelis Schusswaffen. Denn so ungebrochen wie ihr Lebenswille ist auch der Hass ihrer Nachbarn. Dieser entlädt sich bei regelmäßigen Angriffen in Bussen, auf der Straße, in Restaurants, Tankstellen, beim Trampen und anderen Gelegenheiten. Kein Wunder, dass die Selbstverteidigungstechnik Krav Maga (auf Deutsch: Nahkampf) in Israel entwickelt wurde. Diese Technik folgt den Regeln der Straße und schaltet mit wenigen Bewegungen einen oder mehrere Angreifer aus, die mit Messer, Pistole, Stock, Faust oder Würgegriff daherkommen.

Militärseelsorge-Staatsvertrag Gemeindetag 2019 Zentralrat der Juden #AKK
Militärseelsorge-Staatsvertrag beim Gemeindetag 2019 des Zentralrats der Juden unterzeichnet - v.l.n.r.: Mark Dainow (Vizepräsident Zentralrat der Juden in Deutschland), Annegret Kramp-Karrenbauer (Bundesministerin der Verteidigung), Dr. Josef Schuster (Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland), Abraham Lehrer (Vizepräsident Zentralrat der Juden in Deutschland)
Juden, die sich bisher nicht zu einer Rückkehr in ihre historische Heimat durchringen konnten, dienen gelegentlich auch in der Bundeswehr. Da dieser Dienst gewisse ethische und psychische Herausforderungen mit sich bringt, ist die Konsultation von Militärseelsorgern nützlich. Als Ansprechpartner für Soldaten jedweder religiöser Zugehörigkeit dienten bisher ausgebildete Seelsorger der evangelischen und katholischen Kirche. Die Erfahrung zeigt, dass in der Bundeswehr deutlich entspannter mit anderen Glaubensverständnissen umgegangen wird, als in der Zivilgesellschaft.

Die christlichen Militärseelsorgeverträge wurden fast zeitgleich mit der Gründung der Bundeswehr abgeschlossen. Das spiegelte vor 60 Jahren sehr gut die religiöse Zusammensetzung von weit über 98% Christen in den bundesdeutschen Streitkräften wider. In der Zwischenzeit hat sich das Verhältnis zugunsten Kirchendistanzierter, Juden und Moslems verschoben. In der Bundeswehr dienen zurzeit etwa 3.000 Muslime und 300 Juden. Zum Christentum bekennen sich noch etwa 50% aller Soldaten. Die christliche Verankerung in der Truppe ist dennoch allgegenwärtig.

Um Militärseelsorge anbieten zu können, müssen bestimmte Parameter erfüllt sein. Dazu gehört eine anerkannte theologische Ausbildung. Im Raum der Kirchen ist das Standard. Die jüdischen Rabbiner können das auch nachweisen. Allein die Moslems müssen wohl noch einige Jahre auf die eigene Seelsorge warten: Erstens kennt der Islam keine Seelsorge und zweitens fehlt es an relevanten Ansprechpartnern.

Militärseelsorge-Staatsvertrag Gemeindetag 2019 Zentralrat der Juden #AKK
Militärseelsorge-Staatsvertrag beim Gemeindetag 2019 des Zentralrats der Juden unterzeichnet - Deko im Saal Potsdam des Hotels InterContinental


Der jüdische Glauben ist sehr speziell und wird vorrangig von Personen mit jüdischer Abstammung praktiziert. Zur Basis des Tenach - bei uns als Altes Testament bekannt - gesellen sich noch diverse Zusatzschriften und Regelwerke, die wohl nur Insidern schlüssig und attraktiv erscheinen. Während sich das Christentum und der Islam als globale Religionen verstehen, fokussiert sich das Judentum auf die biologische Abstammungslinie von Abraham. Dieser hatte vor etwa 4.000 Jahren seinen Fuß auf das Gebiet des heutigen Staates Israel gesetzt. In seltenen Fällen konvertieren Nichtjuden zu dieser Religion. Diese werden dann Proselyten genannt.

Zur Unterzeichnung des Militärseelsorge-Staatsvertrages mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland hatte sich das Verteidigungsministerium einen besonderen Anlass ausgesucht: den Gemeindetag 2019. Dieser findet seit gestern in Berlin statt. Der heute ebenfalls anwesende Evangelische Militärbischof, Dr. Sigurd Rink, zeigte sich begeistert darüber, dass dieser Vertrag nach 100 Jahren Pause möglich wurde. Noch im Ersten Weltkrieg waren Millitärrabbiner an der Seite ihrer christlichen Kollegen an der Front aktiv gewesen. Kurz darauf waren sie zum Feindbild erklärt worden. So ist dieser heutige Vertragsschluss eine Geste mit Symbolcharakter.

Die zehn Rabbiner, die für diesen neuen Dienst eingesetzt werden, erfüllen ein organisatorisches Mindestmaß, das zum Betrieb einer Militärseelsorge notwendig ist. Sie werden die 300 jüdischen Gläubigen betreuen und dabei die relevanten Standorte in Deutschland und in den Einsatzgebieten bereisen. Offiziell stehen sie auch Nichtjuden als Ansprechpartner zur Verfügung und sehen sich als Ergänzung der christlichen Militärseelsorger.

Autor: Matthias Baumann

Videos:
Militärseelsorge-Staatsvertrag mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland
Rede #AKK zur Unterzeichnung des Militärseelsorge-Staatsvertrages

Buch zum Thema:
Militärrabbiner in der Bundeswehr: Zwischen Tradition und Herausforderung

Montag, 16. Dezember 2019

Rein in die Uniform und ab mit der Bahn - Soldaten reisen ab 2020 kostenlos

Beim Lesen der Informationen zum kostenlosen Bahnfahren rattern sofort die Denkprozesse des Kaufmanns: Die "Bahncard 100" für unlimitiertes Reisen in der 2. Klasse kostet 4.395 Euro pro Jahr. Ein Set mit Kampfstiefeln, Feldbluse, Feldhose, Feldjacke und Barett kostet nur einen Bruchteil davon. Man muss sich dann nur noch trauen, damit durch Deutschland zu reisen. Ein zweistündiger Selbsttest im Berufsverkehr von Berlin hat ergeben, dass das schon eine interessante Erfahrung ist. Interessant, aber keineswegs gefährlich. Insbesondere die Kampfstiefel sind sehr praktisch für längere Fahrten in der Tram - im Stehen natürlich.

Stehen muss der Soldat in Uniform auch in der 2. Klasse, wenn er das Angebot des kostenlosen Reisens nutzen möchte. Sitzplatzreservierungen oder ein Upgrade auf die 1. Klasse muss er selbst zahlen. Weil der Bahn vermutlich gleich das preisliche Delta zwischen "Bahncard 100" und Bekleidungskosten aufgefallen war, muss der reisende Soldat auch noch einen Truppenausweis und ein gültiges Null-Euro-Ticket dabei haben. Das Null-Euro-Ticket bekommt der Soldat durch die Einlösung eines eTokens. Das eToken ist eine Art Gutscheincode, mit dem das Ticket um 100% rabattiert wird. Der über den Army-Shop eingekleidete Fake-Soldat scheitert also an Truppenausweis und eToken.

Bahntickets Bundeswehr freie Fahrt Vertrag AKK Scheuer Lutz Deutsche Bahn
Freie Fahrt für Soldaten in Uniform mit der Deutschen Bahn - Unterzeichnung des Eckwertepapiers durch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer #AKK (sitzend 2. von rechts), Verkehrsminister Andreas Scheuer (sitzend 3. von rechts) und Bahnchef Dr. Richard Lutz (rechts).
Die Bundeswehr hat sich die Aktion knapp vier Millionen Euro kosten lassen. Das ist etwa die Hälfte von dem, was die Videoserie DIE REKRUTINNEN gekostet hat - um mal den Vergleich mit einem ähnlich gelagerten Alltagsprojekt herzustellen.

Annegret Kramp-Karrenbauer schlägt hier zwei Fliegen mit einer Klappe. Damit sind nicht etwa Andreas Scheuer und Dr. Richard Lutz gemeint, sondern die Themen "Finanzielle Entlastung von Soldaten" und "Wahrnehmung der Bundeswehr in der Öffentlichkeit". Letzteres ist ihr erklärtes Ziel und wird seit ihrem Amtsantritt konsequent auf verschiedenen Ebenen umgesetzt.

Verkehrsminister Andreas Scheuer und Bahnchef Dr. Richard Lutz unterstützen die mildtätige Werbeaktion voll und ganz. Deshalb unterschrieben sie heute den Vertrag zwischen der Bundeswehr und der Deutschen Bahn AG sowie ein Eckwertepapier mit regionalen Anbietern. Eine Umrechnung der vier Millionen Euro auf die Bahncard 100 zeigt, dass die Bundeswehr hier äußerst clever verhandelt hat. Vier Millionen Euro pro Jahr entsprechen nämlich etwa 910 Bahncards. Selbst bei 400 Millionen wäre nur die Hälfte der Soldaten mit einer vollwertigen Bahncard 100 zu 4.395 Euro abgedeckt. Die Bahn hat diesem Deal wohl deshalb so schnell und freudig zugestimmt, weil nun im Gegenzug die Füllhörner des Verkehrsministeriums über die Bahn ausgegossen werden.

Ab Januar können Soldaten unter den oben genannten Voraussetzungen - Uniform, eToken, Ticket, Truppenausweis - sämtliche "weiße" Züge der Bahn in der 2. Klasse nutzen. Die Nutzer sollen laut Ministerin auch nicht in eine steuerliche Falle tappen - Stichwort "geldwerter Vorteil". Ob das der abwesende Finanzminister auch so sieht?

Eine teure Falle gibt es jedoch. Die Freifahrten gelten nicht für den regionalen Nahverkehr wie beispielsweise die BVG.

Video:
Soldaten in Uniform reisen kostenlos mit der Bahn - Vertragsunterzeichnung und Statements

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 26. November 2019

AKK besucht den Cyber Innovation Hub und zeigt sich begeistert

Ein begeistertes "Coooool" entwich dem Mund der Ministerin, als ihr ein Funkadapter für Auslandseinsätze überreicht wurde. Dieser war schwarz und hatte die Form einer elektrischen Zahnbürste. Man könne ihn auf ein Handy stecken und per Bluetooth eine gesicherte Funkverbindung herstellen, ohne das regionale Netz nutzen zu müssen. Reichweite ein Kilometer und deutlich leichter als die herkömmlichen Funkgeräte.

#AKK Cyber Innovation Hub
Annegret Kramp-Karrenbauer #AKK besucht den Cyber Innovation Hub - Vorstellung des Segelflugsimulators
Heute besuchte Annegret Kramp-Karrenbauer den Cyber Innovation Hub in Berlin. Während sich die verschiedenen Dienststellen des Cyber-Informationsraums (CIR) im Rheinland breit gemacht haben, wurde der Cyber Innovation Hub bewusst in Berlin angesiedelt. In Berlin tummeln sich die Start-ups. Hier können die Individualisten der Tech-Szene ihren Kaffee auf Englisch bestellen. Sie können sich mit Gleichgesinnten aus aller Welt vernetzen. Fast schon wie im Silicon Valley. Der Großraum Bonn ist für diese Ideengeber und Macher einfach zu provinziell. Übrigens versteht sich der Cyber Innovation Hub nicht als Think Tank (Denk-Fabrik), sondern als Do Tank (Tat-Fabrik).

Die jüngsten Erfahrungen mit Disruption haben gezeigt, dass die Hybris etablierter Großunternehmen zuweilen existenzielle Folgen haben kann. Die kleinen Unternehmen der IT-Branche mit ihren durchschnittlich zehn Mitarbeitern arbeiten kosteneffizient, können flexibel auf den Markt reagieren und zeitnah nutzbare Lösungen liefern. Ein Beispiel dafür war der Segelflugsimulator, der der Ministerin heute als erstes Projekt vorgestellt wurde. In weniger als sechs Monaten war von ambitionierten Tüftlern ein serienreifes Schulungsinstrument für angehende Piloten geschaffen worden.

#AKK Cyber Innovation Hub
Annegret Kramp-Karrenbauer #AKK besucht den Cyber Innovation Hub - Wappen des Cyber Innovation Hubs
Es wurden weitere Projekte des Cyber Innovation Hubs vorgestellt. Dabei zeigte sich, dass fast alle Mitarbeiter entweder Reservisten oder Zivilangestellte sind. Der Charme des Reservisteneinsatzes besteht darin, dass er gemäß seines Durchschnittseinkommens und nicht nach Dienstgrad bezahlt wird. So kann ein Programmierer im Dienstgrad eines Obergefreiten mit dem Gehalt eines Generals nach Hause gehen, wenn das seinem zivilen Einkommen entspricht. Da man in Deutschland über sein Gehalt nicht redet, lässt sich das gut kaschieren.

Reservisten dürfen jedoch nur maximal zehn Monate bleiben und müssen dann erst einmal wieder ins Zivilleben zurück. Das nennt sich Wehrübung. Die Entscheidung für einen Kompletteinstieg bei der Bundeswehr könnte finanziell kontraproduktiv sein. Dann greift nämlich die Besoldung nach Dienstgrad. Die Bundeswehr schafft sich auch selbst Experten, indem sie entsprechende Studiengänge entwickelt. Ein Angehöriger des Cyber Innovation Hubs berichtete, dass es auch ehemalige Start-up-Gründer gäbe, die wegen eines ertragreichen Exits finanziell ausgesorgt hätten und nun aus reinem Spaß an der Sache für die Bundeswehr arbeiten.

#AKK Cyber Innovation Hub
Annegret Kramp-Karrenbauer #AKK besucht den Cyber Innovation Hub - Logo CYb3r1nn0v4710nhUbbW
Die Location entspricht dem, was Mitarbeiter eines Start-ups erwarten: Getränke, Obst, Sitzecke, aufgeputzter Fabrikhallencharme. Um den Mitarbeitern jederzeit die Marke Bundeswehr vor Augen zu führen, ist der Hausflur mit Reliquien der Marine verziert, schwarz-rot-goldene Wachhäuschen flankieren den Team-Tisch und soweit das Auge reicht 120mm Munitionshülsen. Die Ministerin nahm heute stilecht auf Munitionskisten mit Sandsack platz. Hinter ihr eine 120mm-Hülsen-Deko.

Die Zukunft des Cyber Innovation Hubs war bei dessen Gründung noch völlig unklar. Nach einer Testphase wollte man schauen, ob das etwas bringt und wie es sich entwickelt. Es gab heute widersprüchliche Aussagen dazu, in welche Struktur der Cyber Innovation Hub eingebettet ist: Kommando CIR (Cyber-Informationsraum) oder Abteilung CIT (Cyber- und Informationstechnik) beim BMVg. Da Generalleutnant Michael Vetter vor Ort war, liegt eine Zuordnung zu CIT nahe.

Der Cyber Innovation Hub entwickelt die Lösungen übrigens nicht selbst. Die Mitarbeiter suchen nach Maßgabe des Bedarfs eine bereits vorhandene Lösung am Markt. Diese wird dann eingekauft und entsprechend angepasst. Gerade für kleine Unternehmen besteht damit die Chance eines eleganten Einstiegs in die Behördenlandschaft. Die Bundeswehr stellt ein lukratives Sprungbrett dar und zahlt sogar zielgerecht. Es wird aber auch international eingekauft - beispielsweise in Dänemark, den USA oder Israel. Die bisherige Arbeit des Innovation Hubs wurde heute als erfolgreich bewertet. Deshalb wird diese Einrichtung in Kürze in die BWI überführt. Die BWI ist eine IT-GmbH, deren Alleingesellschafter der Bund ist. Die BWI wird von einem vierköpfigen Management-Team geführt.

#AKK Cyber Innovation Hub
Annegret Kramp-Karrenbauer #AKK besucht den Cyber Innovation Hub - Abschlussstatement der Ministerin
In ihrem finalen Statement sprach sich die Ministerin für schnellere und agilere Abläufe aus. Durch die schwerfällige Bürokratie müsse endlich ein "frischer Wind" wehen. Es solle "Innovationssprünge" geben sowie Freiraum für "Geistesblitze" und "schräge Ideen". Die innovative Start-up-Denke müsse sich durch die gesamte Bundeswehr ziehen.

Nach dem Statement wurde die Ministerin noch um einen Eintrag ins Gästebuch gebeten: "Digital oder analog?"

Autor: Matthias Baumann

Montag, 18. November 2019

Von Rohdich'scher Legatenfonds hilft schnell und unkompliziert in Not geratenen Soldaten

Der von Rohdich'sche Legatenfonds ist ein Zungenbrecher. Am besten, man lässt einen der CH-Laute weg und spricht ihn als "Von Rodischer Legatenfong" aus. Die Eselsbrücke zu Rohdich kann über eine Zerlegung des Namens in das Adjektiv "roh" und die Ansprache "dich" geschaffen werden. Kai Beinke, Kommandeur des Wachbataillons, hatte diesen Namen schneller drauf. Ist er doch Kraft seiner Position automatisch Vorstandsmitglied des von Rohdich'schen Legatenfonds.

Der von Rohdich'sche Legatenfonds ist eng mit der Garde verbunden. Egal, ob es das damalige Grenadier-Garde-Bataillon war oder dessen tradierende Folgeverbände. Der Legatenfonds ist eine auf unbestimmte Zeit angelegte Stiftung für die Garde. Der Stifter des Legatenfonds war General von Rohdich, der einst selbst Teil der Garde gewesen war - zunächst als Kommandeur der Regiments-Garde Nr. 15 und kurz darauf Chef des Grenadier-Garde-Bataillons.

Stiftung von Rohdich'scher Legatenfonds
Stiftung von Rohdich'scher Legatenfonds - Geschäftsführer Hauptmann a.D. Ernst Schüssling erklärt die Eroberung der Batterie von Groeben bei Chlum am 3. Juli 1866
Friedrich Wilhelm Rohdisch kam aus bürgerlichem Hause und kannte daher die Belange des Volkes sehr gut. Seinen Adelstitel bekam er, nachdem er sich in verschiedenen Kriegen als kompetenter Kompaniechef bewiesen hatte. Mit dem "von" im Namen ging es auch bei den Dienstgraden schnell aufwärts. Von Rohdich schaffte es letztlich bis zum preußischen Kriegsminister.

Von Rohdich hatte allerdings sehr spät geheiratet. Dadurch blieb die Ehe kinderlos. Dass er ein Herz für Kinder hat, zeigte sich insbesondere ab seinem 60. Lebensjahr. Da übernahm er nämlich das Potsdamer Große Waisenhaus. Den Waisen von gefallenen Soldaten ging es damals gar nicht gut. Sie wurden in Bergwerke und andere Betriebe geschickt, die weder Mindestlohn noch eine 38-Stunden-Woche kannten. Dem stellte sich von Rohdich entgegen und sorgte insbesondere für die Bildung der Kinder. Zudem unterstützte er Soldatenfamilien und deren Kinder, wenn deren Einkommen nicht zur Deckung des Lebensunterhaltes reichte. Der König verlor damit zwar die billigen Arbeitskräfte, er gewann jedoch die Herzen des militärischen Nachwuchses.

Stiftung von Rohdich'scher Legatenfonds
Stiftung von Rohdich'scher Legatenfonds - Grenadiersmützen und Helm des Preußischen Garde du Corps mit dem heute von den Feldjägern genutzten Stern "suum cuique" (Jedem das Seine).
Wenige Tage vor seinem Tod verfasste von Rohdich ein Testatment und übertrug sein gesamtes Vermögen inklusive Immobilien an den Legatenfonds. Damit seine Frau nicht selbst in Armut geriet, sollte das Vermögen erst nach deren Ableben zur Verfügung stehen. Ein wichtiger Teil dieses Vermögens war das Haus am Pariser Platz 3. Ja, direkt neben der heutigen Botschaft der USA und dem Brandenburger Tor. Auch vor 220 Jahren konnten dort Rekordmieten erwirtschaftet werden. Generalfeldmarschall Wrangel zahlte beispielsweise 20.000 Goldmark pro Jahr für die Anmietung der oberen Etage. Eine Casinogesellschaft spielte weitere Mieteinnahmen ein. Das Geld kam bedürftigen Soldatenfamilien zugute.

Stiftung von Rohdich'scher Legatenfonds
Stiftung von Rohdich'scher Legatenfonds - Orden aus mehreren Jahrhunderten mit Grenadiersmütze und Suum-Cuique-Stern
In der Geschichte des von Rohdich'schen Legatenfonds kam es zu mehreren empfindlichen Brüchen. Der längste Bruch dauerte etwa 50 Jahre und ist noch gar nicht so lange her. Die DDR-Regierung hatte sich freie Sicht auf das Brandenburger Tor und die dahinter verlaufende Mauer verschafft und den Gebäudekomplex um den Pariser Platz abgerissen. Darunter auch das Haus Nummer 3. Aber nicht genug damit. Da kurz vorher Hakenkreuzflaggen am Pariser Platz geweht hatten, wurde das Vermögen des Legatenfonds zu NS-Vermögen erklärt und in Volkseigentum überführt. Durch die enge historische Bindung zu Potsdam standen leider auch die weiteren Immobilien auf dem Boden der DDR und wurden deshalb ebenfalls enteignet.

Der Umsichtigkeit von Heinz-Günter Jansen, einem ehemaligen Kompaniefeldwebel der 2. Kompanie des Wachbataillons, war es zu verdanken, dass bereits 1972 ein Beweissicherungsverfahren eingeleitet wurde. Der altehrwürdige Semper talis Bund durfte gemäß der bundesdeutschen Rechtsprechung die Stiftung weiterhin vertreten und hatte damit die Voraussetzung geschaffen, das Vermögen des Legatenfonds nach der Wiedervereinigung zurückzufordern. Letzteres gelang nur teilweise, weil sich das Finanzministerium quer stellte. Man einigte sich mit den neuen Besitzern des Pariser Platzes 3 - der DZ-Bank und dem AXICA Kongress- und Tagungszentrum - auf eine Ablösesumme. Diese stellte das Startkapital für die Wiederauflage des von Rohdich'schen Legatenfonds dar.

Stiftung von Rohdich'scher Legatenfonds
Stiftung von Rohdich'scher Legatenfonds - Das Bild zeigt die Schlacht bei Leuthen am 5. Dezember 1757. Unter hohen Verluisten wurde einen Tag vor Nikolaus die dortige Wehrkirche erstürmt. Maler Carl Röchling hat sehr viel Zeit in die Details der Gemälde verwandt. In der Dienststube des Kommandeurs des Wachbataillons hängt das Referenzgemälde, das den Blick auf die Szenerie 90° nach rechts gedreht zeigt.
Heute kooperiert die Stiftung mit dem Bundeswehr-Sozialwerk, dem Deutschen Bundeswehrverband, dem Soldatenhilfswerk und der Deutschen Härtefallstiftung. Ein großer Teil des Stiftungsvermögens wird an Partnerorganisationen gespendet. Es gibt aber auch regelmäßige Fälle direkter Hilfsanträge. Im Durchschnitt werden 2.500 Euro ausgezahlt. Die Entscheidungswege sind im Zeitalter elektronischer Medien sehr kurz und die Bewilligungsprozesse sehr schnell. So kann die Entscheidung schon nach einer Stunde vorliegen, während nach zwei Stunden schon das Geld überwiesen wird. Bei anderen Organisationen dauert das gerne mal ein halbes Jahr.

Anträge können Soldaten oder deren nächste Angehörige stellen, wenn sie unverschuldet in Not geraten sind. Idealerweise läuft das über Vermittler wie den Spieß, den Kompaniechef oder den Militärseelsorger. Ein besonderes Augenmerk genießen finanzielle Notfälle im Zusammenhang mit Kindern. Längst wird der von Rohdich'sche Legatenfonds nicht mehr nur von Angehörigen der Garde, also des Wachbataillons, konsultiert. Die Stiftung steht der gesamten Bundeswehr inklusive ihrer zivilen Mitarbeiter zur Seite.

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 12. November 2019

Gelöbnis vor dem Reichstag zum 64. Jahrestag der Gründung der Bundeswehr

Das hätte sich Annegret Kramp-Karrenbauer auch nicht träumen lassen, dass ihr vor knapp 100 Tagen geäußerter Wunsch nach mehr öffentlichen Gelöbnissen so schnell in Erfüllung geht. Dazu noch an einer so prominenten Stelle wie dem Reichstag. Der Große Zapfenstreich zu 60 Jahren Bundeswehr war ja bereits ein Politikum. Danach wurden solche Veranstaltungen eher im Stillen zelebriert.

Gelöbnis vor dem Reichstag zum 64. Jahrestag der Gründung der Bundeswehr
Gelöbnis vor dem Reichstag zum 64. Jahrestag der Gründung der Bundeswehr - Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (Mitte im Rollstuhl), Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, der stellvertretende Generalinspekteur, Vizeadmiral Joachim Rühle (links mit schwarzer Marineuniform), und der Kommandeur des Wachbataillons, Oberstleutnant Kai Beinke (ganz links mit grauer Heeresuniform), bekräftigen das Gelöbnis stellvertretend per Handschlag gegenüber der Rekrutenabordnung
AKK zerrt die Bundeswehr nun wieder in die öffentliche Wahrnehmung und setzt sich damit zwischen sämtliche politischen Stühle. Mit der Forderung, das 2014 in Wales unterschriebene Ziel von 2% BIP für den Verteidigungshaushalt zu erreichen, steht sie ähnlich ihrer Vorgängerin allein auf weiter parlamentarischer Flur. Aber sie kämpft und das honoriert inzwischen auch die Truppe. Auch ihre Wortwahl hat sich in der viermonatigen Amtszeit schon auf Bundeswehr-Deutsch eingeschossen. So lief sie heute mit festem Blick in die Augen der Rekruten an der Gelöbnisaufstellung vorbei.

Gelöbnis vor dem Reichstag zum 64. Jahrestag der Gründung der Bundeswehr
Gelöbnis vor dem Reichstag zum 64. Jahrestag der Gründung der Bundeswehr - Abschreiten der Gelöbnisaufstellung durch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer #AKK und Vizeadmiral Joachim Rühle
Wolfgang Schäuble war heute prominenter Gastredner beim Gelöbnis. Er würdigte den Dienst der Bundeswehr und betonte die lange Friedenszeit, die auch ein Verdienst der Bundeswehr sei. Er ging zudem auf die Freiwilligkeit des Dienstes in der Bundeswehr ein. Die jungen Leute auf dem Platz vor dem Reichstag hätten ja auch Stellen in der freien Wirtschaft annehmen können. Stattdessen haben sie sich dafür entschieden, "Recht und Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen".

Die Rekruten kamen aus fünf verschiedenen Verbänden:

Logistikbataillon 172 aus Beelitz - Schlachtruf: "Logistik - Hurra!"
Wachbataillon - Schlachtruf: "Semper Talis!"
Schule für Feldjäger und Stabsdienst - Schlachtruf "Horrido - Joho"
Logistikbataillon 171 aus Burg - Schlachtruf: "Ohne uns - läuft nix!"
Artilleriebataillon 295 aus Stetten - Schlachtruf: "Zu - Gleich!"

Gelöbnis vor dem Reichstag zum 64. Jahrestag der Gründung der Bundeswehr
Gelöbnis vor dem Reichstag zum 64. Jahrestag der Gründung der Bundeswehr - Ausmarsch der Ehrenformation
Die immer wieder wegen ihrer formaldienstlichen und sportlichen Kondition belächelten Kameraden von CIR fehlten diesmal. Auch Sanitäter waren nicht dabei - abgesehen von denen, die eventuelle Ohnmachtsfälle bearbeiten sollten. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt war das Risiko jedoch gering.

Das Areal um den Reichstag war weiträumig abgesperrt. Während an der Friedrichstraße das Verkehrschaos tobte, war es im Radius von 500 Metern um den Reichstag sehr ruhig. Es gab diesmal nur eine gemeinsame Tribüne für VIPs und Angehörige hinter dem Rednerpult und es wirkte auf den ersten Blick so, als wären gar keine Angehörigen zugegen.

Gelöbnis vor dem Reichstag zum 64. Jahrestag der Gründung der Bundeswehr
Gelöbnis vor dem Reichstag zum 64. Jahrestag der Gründung der Bundeswehr - Alles dicht! - Rekruten des Wachbataillons
Für frühe Gäste gab das Stabsmusikkorps ein Platzkonzert mit selten gespielten Märschen. Der Ablauf des Gelöbnisses folgte dann den bekannten Regeln: Einmarsch der Rekruten, Einmarsch der Ehrenformation, Meldung der Gelöbnisaufstellung, Abschreiten der Gelöbnisaufstellung, Ansprachen gemixt mit Musikstücken, Vortreten der Fahnenabordnung, Vortreten der Rekrutenabordnung, Altniederländisches Dankgebet, eigentliches Gelöbnis, Nationalhymne und weitere festgelegte Elemente bis zu den finalen Schlachtrufen der einzelnen Rekrutenverbände. Neuerdings stehen diese auch in den Programmheften, da kaum jemand versteht, was da gerufen wird - zumindest vom Wortlaut her.

Video:
Gelöbnis am Reichstag zum 64. Jahrestag der Gründung der Bundeswehr

Autor: Matthias Baumann

Montag, 4. November 2019

AKK@CIR - Ministerin Kramp-Karrenbauer zu Besuch im Cyber-Informationsraum

Nachdem die neue Verteidigungsministerin in den 110 Tagen ihrer Amtszeit sämtliche Auslandseinsätze und Teilstreitkräfte besucht hat, steht heute die Cybertruppe auf der Agenda. Der Bereich CIR (Cyber-Informationsraum) wird bei der NATO als die 5. Dimension bezeichnet und ist in Deutschland neben Heer, Luftwaffe, Marine, Streitkräftebasis und Sanitätsdienst als eigenständiges Kommando mit Inspekteur aufgestellt. Der aktuelle und überhaupt erste Inspekteur CIR ist Generalleutnant Ludwig Leinhos.

Bei der Cybertruppe beschäftigt man sich nicht nur mit LAN-Kabeln und PCs, sondern mit einem breiten Spektrum an Aufgaben: Operative Kommunikation, Elektronische Kampfführung, Cyber-Operationen, Technische Aufklärung, Strategische Aufklärung, Geoinformationen sowie den Klassikern Cyber-Sicherheit und Cyber-Technik.

Für die nächsten Jahre ist ein starker personeller Zuwachs im CIR geplant. Es geht dabei um Zahlen, die im Mix aus zivilem und militärischem Personal mit der Streitkräftebasis vergleichbar sind. Mit seinen derzeit 13.126 Soldaten steht der junge Bereich CIR kurz vor der personellen Überrundung der Marine mit ihren 16.462 Angehörigen.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer #AKK besucht die Cybertruppe #CIR der Bundeswehr in Rheinbach.
Der Cyber-Informationsraum auf der ILÜ 2019 - Im Vordergrund der Teleprompter für den Moderator der statischen Vorführung zu den unterschiedlichen Fähigkeiten der Cybertruppe
Um das sportliche Ziel zu erreichen, wird die physische Latte sehr niedrig gehängt. Die drei Bs des Wachbataillons (Bauch, Brille, Bart) fallen bei CIR komplett unter den Tisch. Das trägt den wegen Rücken, Knie und Dioptrien geschwächten zivilen Experten und den immer voluminöser werdenden Schulabgängern Rechnung. Für Jugendliche veranstaltet man beispielsweise Infowochen, in denen sie mal den Soldatenalltag kennenlernen können und bei einer nächtlichen LAN-Party auf ihre Dauerbelastung getestet werden.

Auch Reservisten sind herzlich willkommen - zumindest in der Theorie. Laut Webseite des CIR suche man Professoren, studierte Informatiker, IT-Geschäftsführer und ambitionierte Programmierer. Die Kontaktanbahnung scheitert jedoch schon an den Schulkind-Fragen im Assessment-Center oder der Kurzsicht von Personen an Schlüsselpositionen der Cyber-Dienststellen. Das Denken in Zuständigkeitsbereichen mag in weiten Teilen der Bundeswehr nützlich sein. In einem hybriden Kampfumfeld wie dem CIR ist das jedoch kontraproduktiv. Es sind wohl noch einige Kommandowechsel nötig, bis ein vernetztes Denken in CIR-Dimensionen etabliert ist.

Ganz abgesehen davon sei noch bemerkt, dass selbst eine Oberstleutnant-Besoldung (zwei Stufen unter General mit um die 3.800 Euro Netto) nur wenig Anreiz für einen erfahrenen Quereinsteiger bietet. Da muss der Experte schon richtig Lust auf Bundeswehr, Cyberkampf und Landesverteidigung haben. Als Quereinsteiger wären auch Freelancer relevant. Nur welcher kreative Kopf möchte sich schon gerne in militärische Strukturen einordnen? Dann doch lieber mit Vermittlungsnetzwerken wie HAYS kooperieren. Stellt sich die Frage, wie Russland oder der IS ihre Stärke im CIR aufgebaut haben? Wohl durch Geld, Ideologie und Spaß am Erfolg.

Das Kommando Cyber-Informationsraum (KdoCIR) sitzt im Rheinland. Die Cyberagenturen wurden etwas zentraler in Leipzig und Halle angesiedelt. Die Ministerin besucht heute jedoch das Kommando in Rheinbach.

Wie üblich bei Besuchen von Spitzenpolitikern gibt es nur eine statische Vorführung. Gut, bei CIR knallt normalerweise auch nichts. Es sei denn, eine Mouse fällt vom Tisch oder ein Kamerad ist nach der LAN-Party am Schreibtisch zusammengebrochen. Die Ministerin wird sich für 10 Minuten das NOC BI (Network Operations Center Basis Inland) anschauen und für eine halbe Stunde die übliche statische Fähigkeitsvorführung bekommen - vermutlich das Video von der ILÜ. Danach noch ein Foto und Schluss. Kein wirklicher Grund, als Hauptstadtpresse zweimal 650 Kilometer zurückzulegen.

Autor: Matthias Baumann

Samstag, 26. Oktober 2019

Gardeball 2019 mit Gänsehaut und brennendem Karabiner

19 Uhr: Das Gelände der Julius-Leber-Kaserne war sparsam beleuchtet. Wir fuhren bis ans Ende des Geländes - zum Tagungszentrum - einem Flachbau mit diversen Nebenräumen, einem Atrium und einem ausgebauten Keller. Hier wurde 2017 Joachim Gauck empfangen, als er seinen Abschiedsbesuch beim Wachbataillon absolvierte. Er hatte ein gutes Verhältnis zu seiner "Garde" und signierte damals sogar eine Kugel, die ihm kurz zuvor als alljährliche Mutprobe vom Weihnachtsbaum gestohlen worden war.

Der Gardeball ist - wie das Schrippenfest - ein interner Anlass, sich selbst zu feiern. So sollte auch ich diesmal keine Kamera mitbringen und stattdessen ohne beruflichen Druck in die gute Stimmung eintauchen. Für gute Stimmung war gesorgt: Es begann bereits mit dem Fackelspalier vor dem Haus. Im Haus warteten ein roter Teppich, der Kommandeur, Oberstleutnant Kai Beinke, Begrüßungsgetränke, erste Smalltalks und ein Fotoshooting auf dem roten Podest - dem Podest, auf dem sonst nur Präsidenten, Monarchen, Premierminister oder Generale stehen. Das Fotoshooting kam so gut an, dass am Ende sämtliche Kamera-Akkus leer waren.

Wachbataillon Gardeball 2019 Karabiner 98k
Gardeball 2019 des Wachbataillons im ehemaligen Offizierkasino der Julius-Leber-Kaserne - Drillteam mit brennendem Karabiner 98k; links im Hintergrund die beleuchteten Karabiner zum Empfang zukünftiger Staatsgäste aus der 4. Dimension (Weltraum); Foto: Bundeswehr / Zeichenstelle WachBtlBMVg
Kein Ball ohne Tischordnung. Die in Weiß gekleidete Ordonanz hatte alles feierlich eingedeckt und Namensschilder aufgestellt. Der Platz an Tisch 2 verschaffte uns einen sehr guten Überblick. Viele bekannte Gesichter durch sämtliche Dienstgrade - einige davon inzwischen YouTube-Stars. Der Saal war voll. An unserem Tisch saßen Sara Dähn und Thomas Blaeschke von Voice over Piano. Bei der Botschafter-Akkreditierung am Vortag hatte mir Kai Beinke verraten, dass er einst bei der durch Sara Dähn gesungenen Nationalhymne Gänsehaut bekommen habe. Nach dem Auftritt des Duos konnten die Gäste das nachempfinden.

Die musikalische Unterfütterung des Drillteams ist in den Sozialen Netzwerken sehr umstritten. Da gibt es die Befürworter der reinen Marschmusik und es gibt die Freunde von Techno. Das Drillteam bedient in letzter Zeit eher die Liebhaber moderner Klänge. Diesmal gab es jedoch noch weitere Highlights - im wahrsten Sinne des Wortes. Während zunächst die Gewehre in der üblichen Form durch den Saal gewirbelt worden waren, wurden Leuchtstreifen in Grün und Blau an den Karabinern eingeschaltet. Eine Hommage an die 4. Dimension: Weltraum. Es fehlten nur noch die markanten Summgeräusche, die die "Kraft des Saftes" hätten freisetzen können.

Beim letzten Teil der Vorführung hätte Meister Joda vermutlich verzückt ausgerufen: "Einen brennenden Karabiner du hast." Zwischen den Lasergewehren tauchte plötzlich ein oben und unten zur Fackel umfunktionierter Karabiner 98k auf. Für den Laien eine absolut professionelle und fehlerfreie Vorführung. Nur einem der Kompaniechefs war das nicht perfekt genug. Wie schwer das doch ist, mal eine Note 1 beim Wachbataillon zu bekommen. Gestern Abend war das aber egal! Kai Beinke bedankte sich bei jedem Einzelnen.

Besonders hervorzuheben sei noch das üppig gefüllte und sehr leckere Buffet. Wohl der Kaserne, die einen fähigen Koch hat. Essen, reden, tanzen, vernetzen, fotografieren lassen, beobachtend die Party auf sich wirken lassen, wieder essen, Cocktails probieren, Hände schütteln, Schulter klopfen und einfach den Abend genießen. Gegen Mitternacht verteilten sich die Gäste vor die Tür zum Rauchen und in den Disco-Keller. Betagtere Gäste seilten sich so langsam ab. Neben Militärattachés waren auch Angehörige von Partnergarden, pensionierte Gardekameraden, Familienangehörige aktiver Wachbataillon-Soldaten, befreundete Offiziere und einige zivile Unterstützer dabei gewesen.

Das Wachbataillon ist nun schon fast 25 Jahre in Berlin und wird diese Zeitmarke wohl beim Gardeball 2020 feiern.

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 15. Oktober 2019

Eine Woche Oberleutnant - InfoDVag bei der Streitkräftebasis

"Herr Oberleutnant!" Oh, damit war ja ich gemeint. Neben mir saß ein Oberstleutnant, also der mit ST vor dem Leutnant und Laub unter den zwei Sternen. "Sind Sie Reservist? Ich frage nur, weil ich noch nie jemanden gesehen habe, der in dieser Art sein Barett trägt." Es gab da wohl eine Einweisungslücke zum Aufsetzen des Baretts. Erst zwei Tage zuvor war unsere Gruppe von 16 Männern und sieben Frauen vom Kampfstiefel bis zum Gefechtshelm eingekleidet worden. Das waren die 23 Teilnehmer der 23. Dienstlichen Veranstaltung zur Information in der Streitkräftebasis (InfoDVag SKB).

InfoDVag SKB LogSBw Garlstedt Flecktarn Uniform
23. InfoDVag der Streitkräftebasis (SKB) an der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) in Garlstedt - Kompletteinkleidung vom Kampfstiefel bis zum Gefechtshelm
Der Insider spricht die Abkürzung als "Info-De-Fack" aus. Die Veranstaltung ist dafür gedacht, dass Outsider auch mal Insider sein dürfen und danach möglichst überall von ihren Erfahrungen berichten. Dafür schlüpfen für eine Woche Multiplikatoren aus Politik und Wirtschaft in die Rolle eines Soldaten und bekommen für diesen Zeitraum den Dienstgrad des Oberleutnants. Ein Oberleutnant hat zwei silberne Sterne ohne Laub auf der Schulter. Wahlweise kann man sich auch zum Oberleutnant zur See machen lassen und trägt dann zwei goldene Balken auf der Schulter. Das ist zwar dekorativ, aber zwangsweise mit einem blauen Schiffchen auf dem Kopf verbunden.

Das Programm dieser sieben Tage war so gestaltet, dass wir im Zeitraffer von der Ankunft bis zur Auskleidung sämtliche Stationen einer Soldatenkarriere miterleben konnten. Nachdem wir unsere Uniformen empfangen hatten, ging es zum Gelöbnisunterricht beim katholischen Seelsorger der Logistikschule (LogSBw). Er erzählte uns viel über die Militärseelsorge und bereitete uns auf den anschließenden Gelöbnisgottesdienst vor. An diesem nahmen auch der Schulkommandeur, Brigadegeneral Denk, und dessen Chef, Generalmajor Thomas, teil. Der durchaus talentierte Chor war aus Zivilisten der Umgebung rekrutiert worden.

InfoDVag SKB LogSBw Garlstedt Gelöbnis
23. InfoDVag der Streitkräftebasis (SKB) an der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) in Garlstedt - Feierliches Gelöbnis und Beförderung zum Oberleutnant auf Gut Sandbeck - Foto: Logistikschule der Bundeswehr / Reiter
Der Ort des Gelöbnisses bot eine geniale Kulisse für Videoaufnahmen: kleiner Platz, großes Fachwerkhaus, illuminierte Bäume und Fackelschein. Zur Instrumentalbegleitung war das Marinemusikkorps Kiel angereist und es gab sogar eine Ehrenformation mit Truppenfahne und G36. Ein erheblicher Aufwand für 23 Zivilisten, die sich nur mal eine Woche informieren wollten. Die ungewohnte Haltung beim "Rührt euch!" ließ so manche Schulter der durchschnittlich 50-Jährigen schmerzen. Man hoffte auf ein baldiges Ende der Reden und eine Kurzversion der gespielten Märsche. Des Großen Kurfürsten Reitermarsch wurde zur muskulären Qual. Ich dachte an die Rekruten, die bei Gelöbnissen in Scharen umkippen. Nun stand ich selbst hier und ersehnte das "Still gestanden!" Wir bekamen eine Urkunde und die Schulterklappen - Schlag auf die Schulter, mehrere Handschläge und fertig war das Gelöbnis.

InfoDVag SKB LogSBw Garlstedt Hindernisbahn Holzwand
23. InfoDVag der Streitkräftebasis (SKB) an der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) in Garlstedt - Überwinden der Holzwand auf der Hindernisbahn - Foto: Logistikschule der Bundeswehr / Reiter
Gleich am nächsten Tag stand die Hindernisbahn auf dem Programm. Die Betreuer waren so um die 20 und mussten sich das Lachen verkneifen, als sie unseren betagten Haufen anmarschieren sahen. Zunächst wurden wir an den einzelnen Hindernissen eingewiesen. Zwei Soldaten machten die Übung vor. Das sah schon recht entspannt aus. Dann sollten wir als Acht-Personen-Team auf Zeit die Bahn überwinden. Bis auf die Holzwand (Eskaladierwand) war das auch für uns gut machbar. An der Holzwand halfen wir uns gegenseitig, so dass es alle schafften. Das Teamergebnis lag bei etwas über fünf Minuten. Einer der Betreuer war allerdings traurig: Hatte er doch gerade einen Kasten Bier verloren, weil es alle über die Wand geschafft hatten.

An diesem Tag gab es weitere Stationen: Orientierung mit Nachtsichtgerät im finsteren Keller und das Selbstfahren eines großen Actros-LKWs. Während jeweils zwei Actros unterwegs waren, fuhren die anderen Teammitglieder mit einem Fahrschul-Leopard durch die Landschaft oder wühlten sich mit Dingo und Eagle durch den Schlamm. Die Tür des Dingo und deren Fensterscheibe ist stark gepanzert und wiegt weit über 100 kg. Dadurch entfällt im Dingo die Kindersicherung.

Der nächste Härtetest stand uns am Folgetag bevor: Antreten um 5:45 Uhr. Wir sollten für zwei Tage zur ILÜ 2019 in den Großraum Celle "verlegen". Die Informationslehrübung - kurz ILÜ - stellt mit erheblichem Aufwand beispielhafte Lagebilder und Fähigkeiten der Streitkräfte dar. Teilweise müssen die beteiligten Soldaten knapp 30 Mal die gleichen Szenen spielen, damit sich die insgesamt 5.000 Besucher ein Bild davon machen können. In unserem Durchlauf war der neue Generalstabslehrgang dabei. Ständig liefen uns Jörg Vollmer (Inspekteur des Heeres) und Ullrich Spannuth (Kommandeur VJTF 2019) über den Weg. Da wir als Insider galten und zwei Tage zur Verfügung hatten, konnten wir auf der ILÜ auch Stationen sehen, die an dem einen Presse-/VIP-Tag ausgelassen wurden.

InfoDVag SKB LogSBw Garlstedt ILÜ 2019 LandOp
23. InfoDVag der Streitkräftebasis (SKB) an der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) in Garlstedt - Zweitägiger Ausflug zur ILÜ 2019 LandOp mit diversen Stationen inklusive des abschließenden Gefechtsschießens sowie einem längeren Gespräch mit dem Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis
Zwischenzeitlich hatte ich mich in die Geheimnisse des Barett-Aufsetzens einweisen lassen. So sah ich die Gelegenheit gekommen, das Fachwissen aus dem Wachbataillon in Anwendung zu bringen: Als wir am großen ILÜ-Festzelt vorbeikamen, standen zwei Gefreite am Eingang. Diese erkennt man an den vielen Strichen auf der Schulter. Als Oberleutnant waren sie mir unterstellt - zumindest vom Dienstgrad her. Da sie wie ein Spalier dort standen, befahl ich ihnen: "Ehrenspalier Stü!" Hm, keine Reaktion. "Wieso reagieren Sie nicht?" - "Wir sollen doch nicht darauf reagieren." - "Ach so, na gut, egal." Ihre Kinnladen fielen nach unten und ich folgte schnell meiner Gruppe zur Unterkunft.

Auch in Haus 24 eine neue Erfahrung soldatischen Lebensalltags: Acht-Personen-Zimmer mit Doppelstockbetten. Zunächst waren wir mit der Aufteilung des Raumes und der Zuordnung der Schränke - pardon Spinde - überfordert, konnten dann aber anhand unserer Gewichtsklassen Entscheidungen für oben und unten treffen. Dank der Infos aus einer Festschrift des Wachbataillons hatte ich eine große Mehrfachsteckdose mitgebracht. So konnte die Versorgung sämtlicher Handys sichergestellt werden. Übrigens war das gar kein Zimmer, sondern eine Stube.

InfoDVag SKB LogSBw Garlstedt G36 Treffer
23. InfoDVag der Streitkräftebasis (SKB) an der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) in Garlstedt - Zählen und anschließendes Abkleben der G36-Treffer auf 100 Meter Entfernung - Foto: Logistikschule der Bundeswehr / Reiter
Vor der InfoDVag hatte ich mich gefragt, wie wohl das Zusammenspiel von 100% Alpha-Tieren unter Bundeswehrbedingungen laufen werde. Ich war positiv überrascht. Die Multiplikatoren, die im zivilen Berufsleben selbst ihre Ziele definieren und permanent Entscheidungen treffen, gaben sich hier völlig in die Situation hinein: "Es soll regnen. Zieht ihr die Regenklamotten an?" - "Nein, es wurde noch nichts befohlen." Ein Teilnehmer bemerkte, dass das wie Urlaub sei. Man müsse sich um nichts kümmern, man bekomme immer sein Essen und es werde gesagt, was man anzuziehen und in den Rucksack zu packen habe. Die Wege zur Kantine wurden geführt mit "Rechtsschwenk" und "Linksschwenk". Ab und zu wurde auf die Kopfbedeckung verwiesen: draußen immer auf und drinnen immer ab - immer! Eine Regel, die in Eigenverantwortung zu befolgen war.

Die Kameradschaft innerhalb unserer InfoDVag-Gruppe war genial. Es galt das allgemeine Du und man half sich bei sämtlichen Gelegenheiten gegenseitig. In der Acht-Bett-Stube wurde das besonders deutlich, als die später erscheinenden Kameraden leise und im Dunkeln ihre Betten bezogen oder im Dunkeln ihr persönliches Morgenprogramm absolvierten. Rücksichtnahme und Hilfe waren bemerkenswert großgeschrieben.

Auch der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, baute einen guten Draht zu uns auf. Wir hatten einen sehr offenen und angenehmen Dialog, so dass wir letztlich etwa eineinhalb Stunden bei Kaffee und Keksen mit ihm im Zelt saßen. Er kam deswegen sogar eine halbe Stunde zu spät zu seiner anschließenden Kommandeurstagung. Der Inspekteur zeigte sich dort begeistert vom Interesse unserer InfoDVag-Gruppe.

InfoDVag SKB LogSBw Garlstedt Pistole P8
23. InfoDVag der Streitkräftebasis (SKB) an der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) in Garlstedt - Einweisung und scharfer Schuss mit der Pistole P8 - Foto: Logistikschule der Bundeswehr / Reiter
Um mit einigen cineastischen Mythen aufzuräumen, gab es am letzten vollen Tag eine Schießausbildung am Sturmgewehr G36 und der Pistole P8. Allen Pressemeldungen zum Trotz zeigte der Selbsttest, dass das G36 eine sehr leicht und problemlos bedienbare Waffe ist. Mit zehn Patronen sollten wir sitzend auf 100 Meter Entfernung eine Zielscheibe treffen. Gleich beim ersten Versuch konnte ich 94 von 100 Punkten erzielen. Die acht weiteren Löcher in meiner Zielscheibe waren wohl von meinen beiden Nachbarn, die diese Löcher vergeblich auf ihren Scheiben suchten. Die P8 ist deutlich komplizierter als das G36 und wirkt extrem schwer. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass die zierliche Person im Film eine P8 aus der Handtasche zieht, sofort den Druckpunkt ermittelt und gleich beim ersten wild in die Gegend geballerten Schuss auch trifft. Mein linker Zeigefinger hatte gar nicht die Kraft, den Abzug zu betätigen. Beidhändig und mit rechts ging das aber nach diversen Durchläufen ganz gut.

Ein opulenter Grillabend leitete das Ende dieser spannenden Woche ein. Am Abreisetag gab es nur noch Vorträge und die komplexe Auskleidung. Bis auf die Unterhose mussten wir alles ablegen und in die ungewohnte Zivilkleidung schlüpfen. Was sollten wir nur bei dem Nieselregen anziehen? Wir waren wieder auf uns selbst gestellt und mussten eigene Entscheidungen treffen. Wenigstens für das Essen war gesorgt. Bepackt mit einem Lunchpaket und vielen Eindrücken ging es nach Hause.

Autor: Matthias Baumann

Montag, 14. Oktober 2019

ILÜ 2019 Informationslehrübung mit Fokus auf Landes- und Bündnisverteidigung

Die Informationslehrübung im Großraum Celle - kurz ILÜ - ist eine aufwendig gestaltete Lehrveranstaltung für militärische Führungskräfte. Mit Auf- und Abbau nimmt die ILÜ etwa zwei Monate in Anspruch. In den letzten beiden Wochen finden die begehrten Vorführungen statt. In Staffeln reisen dann bis zu 15 Busse mit Angehörigen der Zielgruppe über das weitläufige Übungsgelände. Etwa 5.000 Besucher werden in dieser Zeit durch die Stationen geschleust. VIPs und Medienvertreter erscheinen zum Schluss, da diese eine Sekundärzielgruppe darstellen, die jedoch wegen ihrer multiplikativen Wirkung einen reibungslosen Ablauf sehen sollen. Die Darsteller selbst führen ihren Part bis zu 30 Mal vor.

ILÜ 2019 #ILÜ2019 InfoDVag SKB CIR
23. InfoDVag des SKB bei der ILÜ 2019 LandOp - Die 5. Dimension CIR Cyber-Informationsraum präsentierte sich diesmal in einem Kuppelzelt.
Unsere 23-köpfige InfoDVag-Gruppe hatte ein üppiges Zeitbudget von zwei Tagen. Dadurch konnten wir auch Stationen sehen, die dem gemeinen VIP oder Medienvertreter verborgen bleiben. Quellen berichten, dass das Medieninteresse gegenüber der ILÜ 2018 deutlich nachgelassen habe. Letzteres ist symptomatisch für die Berichterstattung über sicherheitspolitische Themen. Dabei konnte die ILÜ 2019 für wichtige Entwicklungen sensibilisieren. Was bereits bei verschiedenen Konferenzen wie der MSC angeklungen war, wurde auch auf der ILÜ klar kommuniziert: Es geht um Landes- und Bündnisverteidigung.

ILÜ 2019 #ILÜ2019 InfoDVag SKB Logistik RSOM Staging Area
23. InfoDVag des SKB bei der ILÜ 2019 LandOp - Logistik bei jedem Wetter: Vorführung des Aufbaus und Betriebes einer Staging Area inklusive Erläuterung des RSOM-Prozesses. RSOM bedeutet Reception Staging Onward Movement und bezeichnet bei der NATO den sich ständig wiederholenden Prozess zwischen Abreise aus dem Heimatland bis zum Einsatz am Zielort.
Damit rückt die Gefahr näher an uns heran. Die ILÜ stellt die komplexen Abläufe bei einer Konfliktsituation zunächst in Teilstationen vor und führt diese dann im finalen Gefechtsschießen verbundener Kräfte zusammen. Ein Zahnrad greift in das andere. Es beginnt mit den logistischen Voraussetzungen für den Einsatz: Transport der Gerätschaften, Bau einer Staging Area im Hinterland, Anlegen vorgelagerter Versorgungsstützpunkte und Einrichtung von mobilen Rettungsstationen. Letztere waren diesmal besonders präsent. Die Patienten wurden sehr realitätsnah geschminkt und verarztet. Es wurden sogar MASCAL-Szenarien dargestellt. MASCAL ist die Situation, in der mehr Patienten als Kapazitäten vorhanden sind. Die Notaufnahme muss dann sehr schnelle Entscheidungen treffen, die über Leben und Tod der Verletzten entscheiden.

ILÜ 2019 #ILÜ2019 InfoDVag SKB Sanitätsdienst
23. InfoDVag des SKB bei der ILÜ 2019 LandOp - Ein großer Fokus der ILÜ 2019 wurde auf den Transport und die Versorgung von Verwundeten gelegt.
Es wurde deutlich, dass Kampf und Verwundung eine Einheit bilden. Während kämpfende Truppen im Rampenlicht stehen, könnten sie ohne die nachgelagerten Unterstützungs- und Versorgungskräfte nichts ausrichten. Es müssen Munition, Lebensmittel, Medikamente nachgeführt werden. Es muss Instandsetzungspunkte für defekte Geräte geben und der Verwundetentransport aus dem Gefechtsfeld muss gesichert sein. Wer sich heute freiwillig für den infanteristischen Dienst verpflichtet, weiß spätestens nach dieser ILÜ um die eigene gesundheitliche Gefährdung. Deshalb Respekt für die Soldaten, die diesen Job übernehmen.

ILÜ 2019 #ILÜ2019 InfoDVag SKB Gefechtsschießen
23. InfoDVag des SKB bei der ILÜ 2019 LandOp - Highligt der ILÜ ist das Gefechtsschießen, in dem alle vorher gezeigten Einzelkomponenten zum Einsatz kommen. Das Gefechtsschießen mit nahezu ununterbrochenem scharfen Schuss dauert etwa 90 Minuten und zeigt zunächst die Verzögerung des Feindes und anschließend den eigenen Angriff.
Die ILÜ 2019 LandOp (Landoperation) zeigte aber auch, dass die Ausstattung mit Material vorangeht. So waren erstaunlich viele Schützenpanzer Puma zu sehen. Wie das G36 sieht sich auch der Puma dem Spott der ansonsten desinteressierten Presse ausgesetzt. Ob die Gefahr der Landes- und Bündnisverteidigung in einen heißen Konflikt mündet, hängt vom cleveren Agieren und Reagieren der militärischen und politischen Entscheidungsträger ab. Momentan befinden wir uns in einer ähnlichen Situation wie zu Zeiten des Kalten Krieges: Aufrüstung und Abschreckung.

Videos:
Playlist mit thematisch zusammengestellten Videos zur ILÜ

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 26. September 2019

Admiral Manfred Nielson mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet

Manfred Nielson war einer von fünf Marineangehörigen in der Geschichte der Bundeswehr, die überhaupt in den Genuss kamen, zum Admiral befördert worden zu sein. Normalerweise endet die Karriere spätestens beim Vizeadmiral. Die nächste Stufe = Admiral wurde dadurch ermöglicht, dass er 2016 als Deputy Supreme Allied Commander Transformation (ACT) der NATO in Norfolk (USA) eingesetzt wurde. Das ist ein Posten für 4-Sterne-Generale oder eben die damit vergleichbaren Admirale.

Admiral Nielson ist 64 Jahre alt und trat bereits mit 18 in die Bundeswehr ein. Seine maritime Verwendung beschäftigte sich hauptsächlich mit Minensuche und Unterwasserwaffen. Zwischendurch studierte er drei Jahre in Hamburg und schloss diesen Lebensabschnitt als Diplom-Kaufmann ab.

1985 gab es ein kurzes Intermezzo am BMVg, das ihn im Folgejahr zum Admiralslehrgang an die Führungsakademie in Hamburg katapultierte. Anschließend war er Korvettenkapitän, was mit einem Major vergleichbar ist. Zwischen 1988 und 2002 gab es ein reges Hin und Her zwischen Minensuche und BMVg. Dabei schaukelte sich sein Dienstgrad bis zum Kapitän zur See hoch. Das ist vergleichbar mit einem Oberst, also eine Stufe vor Brigadegeneral beziehungsweise Flottillenadmiral.

Admiral Manfred Nielson DSACT ACT NATO Großer Zapfenstreich
Großer Zapfenstreich für Admiral Manfred Nielson DSACT (Deputy Supreme Allied Commander Transformation) - Ausmarsch der Formation des Großen Zapfenstreiches - vorne auf dem Podest Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK), in der Mitte Admiral Manfred Nielson und rechts Generalinspekteur Eberhard Zorn
Als Leiter der Marineschule Mürwik (ab 2002) wurde Manfred Nielson relativ schnell zum Flottillenadmiral ernannt (2003). Kaum war er Flottillenadmiral, wurde er als Commander am Horn von Afrika eingesetzt. 2005 ging es dann mal wieder zurück ans BMVg. Drei Jahre später wurde er dann endlich in den wohlklingenden Dienstgrad eines Konteradmirals gehoben und arbeitete weiter im Verteidigungsministerium. Hätte er dort nicht die Abteilungen gewechselt, hätte man hier schon fast von Kontinuität sprechen können.

Bereits 2010 wurde er zum Generalleutnant - pardon - Vizeadmiral befördert, dem typischen Ende einer goldverzierten Karriere. Der Laie erkennt einen Vizeadmiral an einem sehr dicken und zwei dünnen Streifen am Ärmel. Flottillen- und Konteradmirale sind anhand der Streifen deutlich schwerer voneinander zu unterscheiden. Als Vizeadmiral war Manfred Nielson Befehlshaber der Flotte, Kommandeur der Streitkräftebasis und Leiter in besonderen Projektverwendungen des BMVg. Dass er 2016 zur NATO nach Norfolk ging, wurde bereits erwähnt.

Erwähnt wurde allerdings noch nicht, dass er heute einen Großen Zapfenstreich zur Verabschiedung in den Ruhestand bekam. Manfred Nielson weist die üblichen privaten Eckdaten eines Bundeswehroffiziers auf: verheiratet und zwei Kinder. Ein Spiegel der Persönlichkeit ist auch die Stückauswahl zur Serenade. Manfred Nielson hatte sich Folgendes gewünscht:

1) Fire in your heart (SE ILDEN LYSE) - Svein Gundersen, Arr.: Eilertsen/Eljas
2) America, the beautiful - Samuel Augustus Ward
3) Anchors aweigh - H. Miles/A. Zimmermann, Arr.: Paul Yoder

Video:
Großer Zapfenstreich für Admiral Manfred Nielson

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 25. September 2019

DIE REKRUTINNEN werben multimedial für Nachwuchs

Auch bei der Wahl des Titels für ihre neue 63-teilige Serie auf "Bundeswehr Exclusive" zeigt sich die Bundeswehr pragmatisch. Während der sprachlich verunsicherte Hauptstadtjournalist noch nach der aktuell korrekten Schreibweise für Rekrut*innen sucht, nutzt die Bundeswehr einfach nur Großbuchstaben für die Betitelung des Projektes: DIE REKRUTINNEN.

DIE REKRUTINNEN Bundeswehr Exclusive
DIE REKRUTINNEN auf Bundeswehr Exclusive - Vier der Protagonistinnen der neuen 63-teiligen Serie (v.l.n.r.) Lea ohne H, Melanie, Enny, Leah mit H
Schaut man sich den Kontext der 63 Folgen an, kommt ganz klar "Die RekrutInnen" als korrekte Schreibweise zum Einsatz. Da es sich um sieben Hauptdarstellerinnen und drei Hauptdarsteller handelt, wird das I bei "Innen" groß geschrieben und schließt damit Männer und Frauen ein. Die Werbeexperten der Bundeswehr setzten sogar noch einen drauf: Zur heutigen Vorschau von drei Teilen der Serie wurden T-Shirts für Männer und Frauen verteilt. Auf den Frauen-T-Shirts stand "DIE REKRUTINNEN" und auf den Männer-T-Shirts "DIE REKRUT INNEN".

Im Stauffenbergsaal des BMVg hatten sich um die 100 Jugendliche eingefunden. Diese sollten die drei Folgen ansehen und Fragen stellen. Hinzu kamen einige Pressevertreter, der Generalinspekteur, der Inspekteur der Luftwaffe, der Kompaniechef und der Spieß der RekrutInnen und vier der Protagonistinnen. Mädchen, die im Vergleich zur ersten Folge deutlich selbstbewusster, gereifter und schlanker wirkten.

DIE REKRUTINNEN Bundeswehr Exclusive
DIE REKRUTINNEN Bundeswehr Exclusive - Melanie macht ein Selfie mit Generalinspekteur Eberhard Zorn und dem Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz - Kameradschaft über alle Dienstgrade
Viele der im Video dargestellten RekrutInnen sind OffiziersanwärterInnen, die 24/7 mit der Kamera begleitet wurden. Peinlichst genau wurden sämtliche Marken weggepixelt: Mercedes, VW, Nike und sämtliche Nahrungsmittelverpackungen wie die typische Bundeswehr-Wasserpackung von Julimond in zartlila. Etwas viel Weitwinkeleinsatz, aber guter Schnitt und viele witzige Szenen, die nicht nur den Nerv der Zielgruppe treffen dürften.

Die gesamte Aktion hatte inklusive der Medienrechte sieben Millionen Euro gekostet. Gerechtfertigt wurden diese Kosten als Investition zur Nachwuchsgewinnung. Rechnet man das auf die 63 Folgen um, ergibt sich ein Betrag von über 100.000 Euro je Folge. Für 100.000 Euro bekommt man entweder einen neuen BMW 7er oder einen neuen TESLA oder ein halbes Einfamilienhaus im Umland Berlins oder 30 neue Truppenfahnen für das Wachbataillon.

DIE REKRUTINNEN werden jeweils Montag bis Donnerstag ab 17 Uhr ausgestrahlt.

Während YouTube das Leitmedium der Wahl ist, wird die Serie aber auch bei Instagram, Facebook, Snapchat und TikTok eingespeist. Was die mediale Kompetenz und Präsenz betrifft, hat die Bundeswehr weltweit gegenüber anderen Behörden die Nase vorn. Die beiden Kanäle Bundeswehr und Bundeswehr Exclusive haben insgesamt über 800.000 Abonnenten und über 300 Millionen Videozugriffe. Im Vergleich dazu liegt die Bundesregierung mit ihren 25.000 Abonnenten und knapp 5 Millionen Videozugriffen eher im Otto Normalbereich. Über das Wirtschafts-, das Innen- oder das Finanzministerium reden wir hier am besten gar nicht. Allein das BMZ scheint noch ein gewisses mediales Potenzial zu haben.

Video: 
Interview mit den Protagonistinnen und dem Generalinspekteur anlässlich der Preview der neuen Serie DIE REKRUTINNEN

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 24. September 2019

Streitkräftebasis verabschiedet Generalleutnant Peter Bohrer mit einem Großen Zapfenstreich

Peter Bohrer steht kurz vor seinem 63. Geburtstag und wurde heute im Bendlerblock mit einem Großen Zapfenstreich in den Ruhestand verabschiedet. Mit 20 Jahren war er in die Bundeswehr eingetreten und hatte dort zunächst Wirtschafts- und Organisationswissenschaften studiert. Seine Verwendungen in der Bundeswehr hatten wiederkehrende Schwerpunkte: Logistik, Luftwaffe, Leitungspositionen im BMVg.

Es muss wohl sein Hang zur Logistik gewesen sein, der ihn immer wieder zur Streitkräftebasis (SKB) brachte. Zuletzt war er dort Chef des Stabes und seit 2015 Stellvertreter des Inspekteurs der SKB. Bis auf diese jüngste Verwendung war er nie länger als drei Jahre an einer Stelle eingesetzt.

Seine Beförderungen von Leutnant bis Oberstleutnant liefen bis 1993 in einem akzeptablen Tempo. Zwischen Oberstleutnant und Brigadegeneral (ein Stern) lagen dann jedoch 14 Jahre. In der Zwischenzeit war er als Oberst für zwei Jahre Adjutant des Generalinspekteurs. Den zweiten Stern (Generalmajor) bekam er 2010 und den dritten (Generalleutnant) fünf Jahre später.

Peter Bohrer hatte nie an die Spitze gestanden. Vielleicht wollte er das auch gar nicht. Er blieb im Hintergrund und fungierte von dort als wichtiges Rad im Uhrwerk Bundeswehr. Stabsarbeit war sein Revier. Er war Gruppenleiter, Büroleiter, Chef des Stabes, stellvertretender Verteidigungsattaché, stellvertretender Regimentskommandeur, Referent im Planungsstab, Stabsabteilungsleiter und eben zu guter Letzt Stellvertreter des Inspekteurs der Streitkräftebasis.

Wie bei solchen Anlässen üblich, durfte sich Peter Bohrer drei Musikstücke wünschen. Diese betrafen seine Leidenschaft als Jagdflieger, seine Tätigkeit für die Streitkräftebasis und ein privates Thema:

1) Fliegermarsch - Hermann Dostal, Bearb.: Hermann Männecke
2) Marsch der Streitkräftebasis - Gerhard Fetzer
3) Wie vor Jahr und Tag - Reinhard Mey, Bearb.: Guido Rennert

Der Große Zapfenstreich für Peter Bohrer lief auf Inspekteursebene und war deshalb nicht presseöffentlich. Da die Ministerin das Ziel hat, die Bundeswehr stärker in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit zu transportieren, könnte sich das zukünftig ändern.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 19. September 2019

Stechschritt und die Tradition der Bundeswehr

Der Stechschritt war ein taktisches Element historischer Gefechte.

Damals war es üblich, die Soldaten in langen Linien gegenüber ihren Gegnern aufzustellen. Die Gegner machten das auch so. Es konnten drei oder mehr Linien hintereinander stehen - vergleichbar mit der Aufstellung der Ehrenformation bei Staatsbesuchen.

Um diese Linien möglichst effizient zu bewegen, wurde der Formaldienst geübt. Er wurde geübt und geübt und geübt und geübt. Es wurde marschiert, rechts um, links um, halt. Wenn ein Teil der Linie um 90° schwenken sollte, um dem Feind in die Flanke fallen zu können, musste das mit wenigen großen Schritten machbar sein. Hier kam der Stechschritt zum Einsatz. Dieser war aber auch innerhalb der Linien notwendig. Wenn nämlich die erste Reihe mit Bajonetten und wahllos einschlagenden Kugeln getroffen war, mussten die hinteren Reihen über die verwundeten Kameraden steigen. Dazu nutzen sie ebenfalls den Stechschritt.

Napoleon ändert die Spielregeln

Mit Napoleon änderten sich die Taktiken grundlegend. Napoleon hatte keine Zeit für lange Formalübungen und seine aus der Französischen Revolution kommenden Kämpfer hatten ohnehin keine Lust darauf. Er verfügte über eine Massenarmee mit suboptimaler Drillfähigkeit. Deshalb drehte Napoleon einfach die Linie um 90° und traf fortan wie ein Pfeil auf die in der Lineartradition wartenden feindlichen Truppen. Damit spaltete er die gegnerische Linie und hatte leichtes Spiel. Er setzte sich mit dieser neuen Taktik einfach über alte Spielregeln der Kriegsführung hinweg. Dass Flexibilität eine militärische Tugend ist, sagte bereits Sun Tsu vor mehr als 2.000 Jahren. Eine komplette Regelverschiebung überforderte jedoch die auf Ordnung, Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit getrimmten Preußen. So fuhren sie eine Niederlage nach der anderen ein und befanden sich schon kurz vor dem Aus.

Für Preußen war die Welt nicht mehr berechenbar. Es musste ein komplett neues Konzept her. Es musste eine Methode sein, die das Bestehen in einer unberechenbaren Welt ermöglichte. Der extreme Druck und passende gesellschaftliche Rahmenbedingungen stellten in Preußen eine gute Basis für eine militärische Neuorientierung dar: Die Maschine Armee wurde in einen Organismus umgebaut.

Von der Maschine zum Organismus

Alte Führungsstrukturen wurden über Bord geworfen und durch völlig neue ersetzt. Spezialisten wurden nur noch in den unteren Dienstgraden ausgebildet und Offiziere sollten fortan Alles können - die Geburtsstunde des Generalisten. Letzteres ist auch heute noch der Grundgedanke hinter der ständigen Versetzung von Offizieren bei der Bundeswehr. Offiziere sollen einen breiten Überblick erhalten, sich in sämtliche Themen einarbeiten können und den kleinteiligen Rest durch die Stäbe erledigen lassen. Wenn dann ein Offizier ausfällt, gibt es die entsprechenden Strukturen, die Erfüllung der Aufgabe mit anderen Personen fortzusetzen - das Prinzip "Jeder ist ersetzbar".

Während diese Innovation in Preußen auf fruchtbaren Boden fiel, wurde sie in anderen Armeen nicht umgesetzt. Amerikaner, Russen, Franzosen und auch die ehemalige NVA hielten an den historischen Kommandostrukturen fest. Das ist insofern unpraktisch, weil beim Wegfall eines Kommandeurs das Chaos beginnt. Betrachtet man das Thema rein strukturell, so hätte ein US-Offizier sofort eine NVA-Einheit führen können, nicht jedoch eine Einheit der Bundeswehr.

Stechschritt geht ins Brauchtum

Im Zuge dieser Umstrukturierung wurde auch der Stechschritt überflüssig. Er wurde zwar ab und zu noch bei Paraden vorgeführt, hatte aber keinen taktischen Nutzen mehr. Er ging in das Brauchtum über. Gleiches geschah mit der Fangschnur oder dem Portepee. Die Fangschnur hatte einst die Mütze des Offiziers vor dem Wegfliegen bewahrt. Das Portepee hatte den Säbel fixiert, falls dieser dem Reiter aus der Hand gefallen war. Im Zeitalter von Drohnen und Atomwaffen stellen diese Schnüre jedoch nur noch Brauchtum dar.

Leistung statt Optik

Apropos Atomwaffen: Mit Ende des Zweiten Weltkriegs war nicht etwa die globale Kriegsgefahr gebannt. Ohne den Puffer Deutschland standen sich plötzlich zwei Machtblöcke an der Elbe gegenüber und Mitteleuropa wurde als "Hauptkampffeld" des Dritten Weltkriegs definiert. Der Westen wollte den Kommunismus nicht und der Osten hätte seinen Einfluss gerne weiter nach Westen ausgedehnt.

So taten sich bis 1950 mehrere ehemalige Wehrmachtsgenerale zusammen und stellten einen Plan auf, wie Westeuropa gegen den Kommunismus zu verteidigen sei. Unter dem Schirm des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer begann eine Art Pokerspiel mit den drei Westalliierten. Die Westdeutschen sollten wieder bewaffnet werden und die drohende Gefahr aus dem Osten wirksam bekämpfen können. Die Gegenleistung sollte Souveränität sein. Im "Besprechungsplan" vom 5. Januar 1950 wurden dazu die wichtigsten Grundlagen formuliert:

  • Zusage der militärischen Gleichberechtigung der Bundesrepublik im Rahmen der europäisch-atlantischen Gemeinschaft
  • Verteidigung soweit östlich wie möglich
  • in sich führungsfähige moderne Verbände bis zur Korpsstärke mit eigener taktischer Luftwaffe und Küstenvorfeld-Streitkräften
  • gleichberechtigte Einordnung in den europäisch-atlantischen Oberbefehl
  • Begnadigung der als Kriegsverbrecher verurteilten deutschen Soldaten
  • Einstellung jeder Diffamierung des deutschen Soldaten
  • Versorgung der alten Berufssoldaten
  • Aufklärungsarbeit im deutschen Volk

Das Dokument umfasst zwar nur neun Seiten und stellt auch nur die Agenda für ein späteres Meeting in größerem Kreise dar, allerdings wurde in der Folge fast alles aus diesem Papier übernommen und praktisch umgesetzt. Das Papier diskutiert und verwirft den Ansatz einer verdeckten Bewaffnung durch Polizeiaufbau oder die Stellung von Hilfstruppen für die Alliierten. Es wendet sich in Punkt 6 gegen den formaldienstlichen Ballast: "keine reaktionären Tendenzen, keine Belastung mit Tradition".

Als wenige Jahre später die Einrichtung eines Wachbataillons zum Schutz der Bundesregierung diskutiert wurde, stand kurzzeitig eine "berittene Schwadron mit Musik" auf der Agenda. Diese wurde jedoch sehr schnell "wegen der Gefahr der Lächerlichkeit" verworfen.

Die Schöpfer des Besprechungsplans - General Dr. Hans Speidel, General a.D. Hermann Foertsch und Generalleutnant a.D. Adolf Heusinger - reduzierten die Aufgaben der neuen deutschen Armee auf ihre wesentliche Verteidigungsaufgabe. Zudem setzten sie starke demokratische Akzente, die bereits die heute praktizierte Rolle des Verteidigungsministers als fachfremdes Bindeglied zum Parlament definierte. Den fachlichen Teil sollten die Staatssekretäre übernehmen. Einen Staat im Staate sollte es nicht mehr geben.



Starkes Westbündnis und eine europäische Streitkraft

Die Generale hatten aus der Vergangenheit gelernt und wollten kein Rapallo mehr. Rapallo stand sinnbildlich für eine nationalistische Ausrichtung und Bündnisse in verschiedene Richtungen. Man traf deshalb die klare Entscheidung für das Westbündnis und für eine starke europäische Gemeinschaft. Ja, es wurde 1950 sogar mehrfach von einer europäischen Armee geredet, wie sie heute in zarten Ansätzen innerhalb der EU praktiziert wird. Nationale Alleingänge wurden aus den Lehren der Geschichte heraus verworfen.

Aus diesem preußisch pragmatischen Denkprozess heraus lässt sich erklären, warum die Bundeswehr kaum noch Zeit für Formaldienst verschwendet und den Stechschritt selbst beim Wachbataillon nicht mehr praktiziert. Das Argument, dass die Bundeswehr die Tradition der Jäger aufgegriffen habe, passt hier nur bedingt. Jäger waren besonders begehrte Soldaten, weil sie durch die Jagd (von Tieren) über exzellente Geländeerfahrungen verfügten, sie sich autark bewegen konnten, ihre privaten Gewehre viel präziser als die Militärbüchsen waren und sie sogar gezielt den Gegner treffen konnten.

Uniformen und Understatement

Das klare Bekenntnis zum Westen wirkte sich dann auch auf die Uniformen aus. Im Besprechungsplan von 1950 fällt der Begriff "Uniformgleichheit". Der "demokratische Grundgedanke" soll auch die Bundeswehr durchziehen und möglichst wenige Unterschiede in der Optik der Dienstgrade erkennen lassen. Diskussionen in den sozialen Netzwerken zeigen, dass die Optik immer wieder zu entsprechenden Rückschlüssen auf die Leistungsfähigkeit verleitet: Gute Optik = hohe Leistungsfähigkeit. Dem entzieht sich die Bundeswehr konsequent und wird deshalb gerne als marionettenhaftes Abbild einer transatlantischen Streitkraft beschimpft. Da die Amerikaner erst kurz vor der Abschaffung der Linientaktik ihre Armee aufgestellt hatten, konnte der Stechschritt in deren Brauchtum keinen Fuß fassen.

Da moderne Kriegsführung mit der 5. Dimension (CIR Cyber-Informationsraum) den Kampf um die Denkstrukturen definiert, setzen einige Länder auch heute noch auf dem Prinzip Optik = Leistung auf und kaschieren mit dem Stechschritt ihre militärische Schwäche. Die Bundeswehr hat das nicht nötig und konzentriert sich auf die Sachthemen. Das Weißbuch aus 2016 und die gegenseitige Unterstellung niederländischer oder polnischer Truppen verfolgt letztlich die pragmatischen Grundlagen des Besprechungsplans von 1950. Sachlichkeit, Pragmatismus, Treue und Zuverlässigkeit sind preußische Tugenden, die durch den Wegfall von Stechschritt und Portepee nicht tangiert werden.


Diesem Artikel liegen mehrere Hintergrundgespräche zugrunde - unter anderem mit Oberstleutnant Dr. Loch, dem Herausgeber des Buches "Das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung (1957 - 2007)". Die Ausführungen entsprechen dem neuesten Stand der militärhistorischen Forschungen.

Autor: Matthias Baumann