Heute
Vormittag wurden vier Botschafter aus Südamerika, der Karibik und Vietnam im
Schloss Bellevue akkreditiert. Die Frauenquote lag bei 50 Prozent. Die
komplexen Abläufe des militärischen Zeremoniells wurden durch die 5. Kompanie
des Wachbataillons durchgeführt. Und urlaubsbedingt war der Spielmannszug des
Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg eingesetzt.
Als
Erstes erschien die Botschafterin der Argentinischen Republik,
Betina Alejandra Pasquali, vor dem Schloss Bellevue:
Eine halbe Stunde später folgte
der Botschafter der Föderativen Republik Brasilien, Rodrigo de Lima Baena
Soares:
Danach erschien der Botschafter der Sozialistischen Republik
Vietnam, Nguyen Dac Thanh:
Zum Abschluss der heutigen Akkreditierungen wurde die Botschafterin
von Barbados, Nicolla Simone Rudder, vor das Schloss chauffiert:
Heute Mittag wurde der Premierminister
des Königreichs Belgien, Bart De Wever, von Bundeskanzler Friedrich Merz
mit militärischen Ehren empfangen.
Bart De Wever ist seit Februar 2025 Premierminister von Belgien. Er selbst
bezeichnet sich als national-konservativ und führt eine Mitte-Rechts-Regierung.
Die Migrationspolitik von Angela Merkel hält er für einen „epochalen Fehler“. Von
Migranten, die nach Belgien kommen, fordert er, dass sie Integrationswillen
erkennen lassen, die Sprache lernen und die Regeln der belgischen Gesellschaft
und Demokratie akzeptieren. Bart De Wever unterstützte das 2010 erlassene
Burkaverbot in Belgien. Bereits als Bürgermeister von Antwerpen setzte er die Hürden
für den Zuzug so hoch, dass daran die Motivation der Zugereisten ablesbar wurde.
Damit kanalisierte er die Flüchtlingsströme innerhalb Europas auch in Richtung
des benachbarten Frankreich – insbesondere an dessen Nordküste bei Calais. Von
dort aus erfolgt dann die durch Schleuser organisierte Weiterreise nach
Großbritannien.
Belgien
hat etwa 12 Millionen Einwohner und nur 23.500 aktives militärisches Personal. Letzteres
ist eine große Herausforderung, da demnächst jede Menge Pensionierungen
anstehen. Dennoch engagiert sich Belgien in vielen Teilen der Welt und war auch
an den jüngsten Hilfsgüter-Flügen nach Gaza beteiligt. Belgien hat keine
eigenen Kampfpanzer, dafür aber 50 F16-Kampfjets und sieben A400M. Die
belgische Firma FN Browning in Herstal produziert Kleinwaffen von der Pistole bis
zum Maschinengewehr. Damit rüstet sie sämtliche NATO-Streitkräfte aus.
Heute war der Premierminister
von Kanada, Mark Carney, bei Bundeskanzler Friedrich Merz zu Gast. Er
wurde mit militärischen Ehren empfangen.
Die
Hauptstadtpresse war überrascht, dass der Kanzler schon um acht Uhr einen
Termin ansetzt: Angela Merkels Termine fanden in der Regel nach 10 Uhr statt, und
Olaf Scholz hatte seine Gäste gerne abends empfangen. Friedrich Merz hatte aber
ein straffes Pensum für diesen Dienstag nach seinem Urlaub, weil für Mittags
noch der Premierminister von Belgien im Kalender stand.
Die
Beziehungen zu Kanada sind in den Bereichen Wirtschaft und Sicherheit sehr gut.
So wurde heute eine Absichtserklärung zur Kooperation bei der Rohstoffgewinnung
unterzeichnet. Ferner hat Premierminister Carney Interesse an deutschen Ubooten
signalisiert und war deshalb anschließend nach Kiel zu TKMS gereist. Dort
trifft er Verteidigungsminister Boris Pistorious und den
schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther.
Kanada
hat trotz seiner Größe nur knapp 40 Millionen Einwohner und erwirtschaftet etwa
die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes von Deutschland. Die
sicherheitspolitischen Schwerpunkte liegen in der Arktis, dem Indo-Pazifik und
der Euro-Atlantik-Region. Das abschmelzende Eis im Nordpolarmeer öffnet neue
Schiffswege und potenzielle Angriffsrouten. Auch Rohstoffquellen werden dadurch
freigelegt. Kanada engagiert sich in Lettland und war auch an den jüngsten Hilfsgüter-Flügennach Gaza beteiligt.
Vor zwei Wochen hatte der
jordanische König, Abdullah II. bin al-Hussein, um
logistische Hilfe bei der Versorgung der Bevölkerung von Gaza gebeten. Dafür
hat die Jordan Hashemite Charity Organization (JHCO) Lebensmittel und
Hygieneprodukte bereitgestellt und in Familien-Packs konfektioniert. Das deutsche Sicherheitskabinett hat daraufhin eine Wiederaufnahme der Hilfsgüterabwürfe(Airdrops) beschlossen – zunächst für 3 Wochen:
Bereits
vom 13. bis 31. März 2025 hatten das Heer und die Luftwaffe die jordanische
Initiative „Solidarity Path Operation“ mit Expertise und Transportkapazitäten unterstützt.
Die Bundeswehr konnte dabei auf Kräfte und Fähigkeiten der Einsatzkontingente
Counter Daesh (Jordanien) und Capacity Building Iraq (Irak) zurückgreifen. Die eingesetzten Fallschirmjäger gehören zur Fallschirmjäger der
Luftlande-/Lufttransportschule sowie zur Luftlandebrigade 1.
Zwischenzeitlich sind viele Abläufe beim Zusammenstellen der Paletten optimiert worden. Die Handgriffe sitzen - vom Zusammenfalten der Kartons bis zum Binden der Schleifen für die Fallschirme. Die Präzision der Landung hängt von der Lufttemperatur und der Abwurfhöhe ab. Das Gewicht der Paletten richtet sich nach der Art des verwendeten Fallschirms. Da die Fallschirme in Gaza verbleiben, wurde ein Kompromiss aus Gewicht und Entbehrlichkeit der Fallschirme gefunden. Auf eine Palette passen 18 Familien-Packs. Die verbleibenden Lücken werden mit Lebensmitteln (Nudeln, Reis, Tomatenmark, Fischbüchsen) gefüllt.
Der Abwurf erfolgt bei einer Flughöhe von 600 Metern. Auch wenn die Lage für Luftoperationen dieser Art derzeit als unkritisch eingestuft ist, fliegen die A400M mit ballistischen Schutz und sind verteidigungsfähig. Die Soldaten tragen bei offener Ladeklappe Helm und Schutzweste. Auf 600 Meter können sogar die ortsüblichen Handwaffen wirken. Deshalb sinkt die Maschine zum Abwurf kurz ab, lässt die Ladung hinausrollen, dreht ab, schließt dabei die Ladeklappe und schwingt sich auf in höhere Regionen.
Kürzlich nahm eine größere Gruppe
von in Deutschland akkreditierten Verteidigungsattachés an einer
Informationsreise zur Luftwaffe in Jagel teil.
Jagel liegt wenige Kilometer
südlich von Flensburg. Dort ist das Taktische Luftwaffengeschwader 51
"Immelmann" (TaktLwG 51) stationiert. Dieses bündelt verschiedene
Fähigkeiten wie die luftgestützte Aufklärung, die Niederhaltung gegnerischer
Luftverteidigung,die Seekriegführung aus
der Luft und die verlegefähige Auswertung. Besonders bekannt ist das Taktische
Luftwaffengeschwader 51 für seine allwetter-flugfähigen Tornados und die
jährliche Teilnahmen oder Ausgestaltung der "Tiger Meets".
Aus Termingründen hatten wir nur
den ersten Tag dieser Reise mit der Kamera begleitet. Dieser Tag enthielt aber
schon alles, was bei einer zünftigen Informationsreise dazugehört. Der Tag
begann mit einem stilechten A400M-Flug und der Ankunft der Militärattachés und
ihrer Partnerinnen auf dem Flugplatz Jagel bei Schleswig. Direkt danach ging es
zum Vortrag über das Taktische Luftwaffengeschwader und die Luftwaffe. Ein
vorgeschalteter Theorieteil ist üblich, um spätere Exponate und Erfahrungen
besser einordnen zu können.
Nach Gruppenfoto, Mittagessen und viel
Zeit zum Networking ging es endlich zum echten Tornado. Mehr als die Hälfte der
Militärattachés verstehen Deutsch. Deshalb wurden zwei Gruppen gebildet und die
umfangreichen Erklärungen zum Tornado in Englisch und in Deutsch geliefert. Es
reisen auch immer zwei Dolmetscherinnen aus dem BMVg mit. Während der
Programmpausen sind sie mit der Vorbereitung auf den spezifischen Fachjargon
beschäftigt. Präzision ist hier gefragt, da die Militärattachés ausführliche
Berichte über die Reise an ihre Ministerien senden müssen und dann möglichst
keine Missverständnisse in der Wortwahl aufgetreten sein sollten.
Besonders begeistert waren die
Attachés und ihre Partnerinnen vom Probesitzen im Cockpit. Auch alle Tasten durften
ausprobiert werden. Verteidigungsattachés mit Luftwaffenerfahrung waren schnell
untereinander in Fachgespräche vertieft. Der spanische Verteidigungsattaché durfte
selbst einmal für 3 Jahre in Deutschland Tornado fliegen.
Jede
Pause oder Fahrt zum nächsten Programmpunkt wird zum Austausch zwischen den
Attachés genutzt. Es könnte fast mit einer Klassenfahrt verglichen werden. Am
Abend steht normalerweise ein regional typisches Essen in einem regional
typischen Ambiente auf der Agenda. In diesem Fall hatte sich ein Restaurant unterhalb
der Eisenbahnbrücke von Rensburg angeboten. An den folgenden beiden Tagen
konnten sich die Militärattachés die Drohnen der Bundeswehr anschauen und
trafen sich mit Vertretern der schleswig-holsteinischen Wirtschaft und Politik.
Ausführliche Infos zu Aufgaben,
Alltag und Familienleben eines Militärattachés finden Sie in dieser Doku. Sie
wird inzwischen auch international zur Schulung von Militärattachés genutzt: https://youtu.be/18n1ZImeBA0