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Mittwoch, 28. Juni 2017

Viersterne-General Werner Freers mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet

Und wieder geht ein Viersterne-General in den Ruhestand. An gleicher Stelle wurde im März 2016 General Domröse verabschiedet. Gestern war es Werner Freers. Mit vier goldenen Sternen auf der Schulter hat er das höchste EdeKa erreicht, das ein Bundeswehrsoldat erreichen kann. EdeKa steht für das Ende der Karriere.

Großer Zapfenstreich General Freers
Großer Zapfenstreich zur Verabschiedung von General Werner Freers
Werner Freers war zuletzt Befehlshaber des Obersten Hauptquartiers der Alliierten Streitkräfte Europas. Schon lange ergänzen sich die europäischen Armeen mit Material und Fachkompetenz. Dadurch müssen nicht alle notwendigen Ressourcen von jedem Land selbst vorgehalten werden. Deutschland ist stark bei der Logistik, den Sanitätsdiensten und der Unterstützung aus der dritten Dimension, also der Luft.

General Freers war 1973 in die Bundeswehr eingetreten. Er studierte und wurde dann zum Hubschrauberführer ausgebildet. Bis 2012 hatte er viele nationale und internationale Stationen durchlaufen, beispielsweise als Kommandeur der Luftmechanisierten Brigade 1 in Fritzlar, als Kommandeur der Kabul Multinational Brigade sowie als Stabsabteilungsleiter Planung im BMVg.

Von 2010 bis 2012 fungierte er als Inspekteur des Heeres und machte sich um die Neuausrichtung des Heeres verdient. 2012 ging er in seine jüngste Verwendung als Chef des Stabes Supreme Headquarters Allied Powers Europe.

Großer Zapfenstreich General Freers
Großer Zapfenstreich zur Verabschiedung von General Werner Freers
Die Anzahl der Soldaten zum Großen Zapfenstreich musste wegen der Baumaßnahmen im Bendlerblock etwas reduziert werden. Das fiel aber nicht weiter auf. Die mit dem Fackelschein und den Musikstücken erzeugte Stimmung kam gut zur Entfaltung. Unter Jubel und Applaus wurde Werner Freers von den anwesenden Gästen verabschiedet und rollte dann mit einer Blaulicht-Eskorte vom Hof.

Ein Großer Zapfenstreich dauert etwa eine halbe Stunde. Er enthält neben den typischen Elementen wie "Helm ab zum Gebet" drei Wunschlieder des Geehrten. Gestern Abend wurden "Des Großen Kurfürsten Reitermarsch" von Cuno Graf von Moltke, "Verleih uns Frieden gnädiglich" von Johann Sebastian Bach und "Flieger, grüß mir die Sonne" von Allan Gray gespielt. Oberstleutnant Kiauka dirigierte und Oberstleutnant Bernardy kommandierte den Fackelzug.

Video:
Großer Zapfenstreich zur Verabschiedung von General Freers

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 1. Juni 2017

Französische Verteidigungsministerin Sylvie Goulard zum Antrittsbesuch in Berlin

Der Staatspräsident Frankreichs hatte bereits einen Tag nach Amtsantritt einen Besuch in Berlin absolviert. Sylvie Goulard brauchte zwei Wochen. Sie hatte die Amtsgeschäfte im französischen Verteidigungsministerium am 17. Mai übernommen. Damit stärkt sie die internationale Frauen-Quote in diesem Regierungssegment.

Verteidigungsministerin Frankreichs Sylvie Goulard Berlin
Verteidigungsministerin Frankreichs Sylvie Goulard zum Antrittsbesuch in Berlin
Die 52-jährige Sylvie Goulard begann ihre politische Laufbahn im Jahr des Mauerfalls. Als Mitarbeiterin des Außenministeriums hatte sie an den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen teilgenommen und war anschließend an mehreren Projekten mit dem Auswärtigen Amt beteiligt. Sylvie Goulard war beratend tätig, schreibt Essays und setzt sich für einen europäischen Föderalismus ein.

Beim heutigen Antrittsbesuch im Bendlerblock ging es um verschiedene neue Projekte und die Harmonisierung von Planungsprozessen. Die Dynamik ihres Staatspräsidenten schleift sich auch auf ihre Arbeitsweise durch. Moderner, schneller und effizienter soll die Zusammenarbeit der Streitkräfte und der regionalen Rüstungsindustrie werden. "Mehr Europa schaffen", sei das Ziel.

Verteidigungsministerin Frankreichs Sylvie Goulard Berlin
Verteidigungsministerin Frankreichs Sylvie Goulard zum Antrittsbesuch in Berlin
Es sind eine europäische Offiziersausbildung, ein gemeinsames Sanitätskommando und ein Logistic Hub geplant. Deutschland und Frankreich arbeiten bereits in Mali und Litauen eng zusammen.

Der Einsatz in der Sahel-Region um Mali, Niger, Burkina Faso, Mauretanien und den Tschad war Sylvie Goulard so wichtig, dass sie einen Tag nach Amtsantritt zu den französischen Truppen vor Ort reiste. Dort ließ sie sich bestätigen, dass sich die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr unter dem Dach von EUTM und MINUSMA sehr konstruktiv gestalte.

Passend zum wolkenfreien Himmel sprachen die Ministerinnen auch über eine konzertierte Lufttransport-Staffel, die in einem Krisenfall zur gegenseitigen Unterstützung dienen soll. Zusammen mit Italien und Spanien wird derzeit ein Industriezweig für Drohnen aufgebaut. Drohnen, die zwar nur eine mittlere Höhe erreichen, dafür aber mit einer langen Flugdauer punkten.

Video:
Antrittsbesuch der französischen Verteidigungsministerin Sylvie Goulard

Autor: Matthias Baumann

Sonntag, 28. Mai 2017

Bundespräsident fliegt beim #Kirchentag ein

Vor drei Tagen feierten wir Himmelfahrt. Gemäß des Neuen Testamentes war Jesus 40 Tage nach Ostern in den Himmel gefahren. Heute fuhr der Bundespräsident aus dem Himmel herab. Sein Helikopter landete auf den Elbwiesen südlich von Wittenberg und wurde dort von berittener Polizei bewacht.

#Kirchentag Abschlussgottesdienst Wittenberg Elbwiesen
#Kirchentag - Anreise zum Abschlussgottesdienst in Wittenberg auf den Elbwiesen
Das Fußvolk erreichte die Elbwiesen über erhebliche Umwege durch die Lutherstadt und zwei Brücken. Eine davon provisorisch durch die Bundeswehr gebaut. Von der Innenstadt bis zur Festwiese waren Laufzeiten von einer Stunde und mehr einzuplanen. 30°C und Sanitäter, die zum Abtransport der Kreislauf-Geschwächten bereit standen. Sehr vorbildlich deshalb, dass ausgerechnet Gesundheitsminister Gröhe einer der ersten Minister vor Ort war.

Kurz vor dem Abschlussgottesdienst gesellten sich das Oberhaupt der Kopten aus Ägypten, Innenminister de Maizière und mehrere Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche dazu.

#Kirchentag Abschlussgottesdienst Wittenberg Elbwiesen
#Kirchentag - 1/7 der Bläser beim Abschlussgottesdienst
Hinter der großen weißen Bühne saßen hunderte Bläser. Ihre Instrumente funkelten in der Sonne. Als sie das Lied "Nun jauchzt dem Herren, alle Welt" anstimmten, bekamen die Besucher einen Vorgeschmack auf die zu erwartenden Konzerte im Himmel. Als die Gedanken abschweiften, erschien der Bundespräsident neben der Bühne. Auch seine Frau, Elke Büdenbender, war dabei und jede Menge Fotografen.

Die Predigt zum Hohen Lied der Liebe aus 1. Korinther 13 hielt Erzbischof Thabo Makgoba von der Anglikanischen Kirche Südafrikas. Der Schwarze sprach Englisch mit afrikanischem Akzent. Wer kein Englisch verstand, konnte auf dem linken Screen deutsche Untertitel und eine Übersetzung in Gebärdensprache sehen. Die rechte Videowand stand für das unkommentierte Original zur Verfügung. Viele der aus "Bade-Würte-Berg" stammenden Sitznachbarn verstanden kein Englisch.


#Kirchentag Abschlussgottesdienst Wittenberg Elbwiesen
#Kirchentag - Festwiese für den Abschlussgottesdienst
So rauschte die Predigt an ihnen vorbei. Die Predigt hatte mit Martin Luther begonnen und lief über die allgemeine Ungerechtigkeit in der Welt in einem postulierten "I have a dream" aus.

Viel spannender war also das Drumherum. Dazu gehörten die immer wieder einsetzenden Bläser hinter der Bühne - wie schon erwähnt: Hunderte! Bewegend auch das gemeinsame Vaterunser, das gemeinsame Abendmahl und der Segen von EKD-Chef Bedford-Strohm im wehenden schwarzen Gewand. Die Sonne blitzte in das Kreuz über dem Talar und tauchte es in einen goldenen Glanz.


#Kirchentag Abschlussgottesdienst Wittenberg Elbwiesen
#Kirchentag - Abschlussgottesdienst mit Segen von Heinrich Bedford-Strohm
Der Altar war eine Leihgabe des Deutschen Katholikentages. Überhaupt zeigten sich die katholischen Gastredner sehr erfreut über die guten Beziehungen zu den Protestanten. Das sei vor zehn Jahren noch nicht so selbstverständlich gewesen. Frank-Walter Steinmeier begrüßte die Besucher mit "Liebe Schwestern und Brüder" und zeigte sich ebenfalls hoch erfreut darüber, dass die Christen unterschiedlicher Konfessionen und Denominationen auf einem guten Weg zur Bündelung ihrer Kräfte seien. Das solle weiter intensiviert werden.

Der Bundespräsident war selbst viele Jahre lang aktiv an den Evangelischen Kirchentagen beteiligt. Ein katholischer Redner brachte es auf den Punkt: Das verbindende Element ist Jesus Christus.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 16. März 2017

D-A-CH-Gespräche im Bendlerblock

Gestern statteten die Verteidigungsminister Österreichs und der Schweiz der Hauptstadt einen Besuch ab. Ursula von der Leyen empfing sie mit militärischen Ehren im Bendlerblock.

D-A-CH BMVg Doskozil Parmelin
D-A-CH-Gespräche im BMVg mit Hans-Peter Doskozil und Guy Parmelin
Hans-Peter Doskozil aus Österreich und Guy Parmelin aus der Schweiz ließen sich direkt nach der Ankunft von ihrer Amtskollegin das protokollarische Prozedere erklären und absolvierten anschließend mit Bravour die sämtlichen Stationen. Abschließend legten sie zwei Kränze am Ehrenmal der Bundeswehr nieder. Ein bewegender Moment, der mit einem Trompetenstück untermalt wurde.

Die "Gespräche im D-A-CH-Format auf Ministerebene" sollen regelmäßig und an wechselnden Standorten stattfinden. Auch die Generalinspekteure des Alpendreiecks treffen sich zu regelmäßigen Konsultationen. Dabei gibt es eine große Bandbreite gemeinsamer Themen.

D-A-CH BMVg Doskozil Parmelin
Verteidigungsminister Österreichs, Hans-Peter Doskozil (mitte), und der Schweiz, Guy Parmelin (rechts), in Berlin
Virulent sind der Umgang mit den Flüchtlingsströmen über die Balkanroute und die Cybersicherheit. Eine enge Zusammenarbeit der Streitkräfte findet bereits im Rahmen des KFOR-Einsatzes auf dem Balkan und MINUSMA in Mali statt. Letzteres stellt derzeit die größte Herausforderung für die Bundeswehr dar.

Zur Überwachung des Luftraumes der südlichen Alpennachbarn durch Deutschland bot Ursula von der Leyen Hilfe auf Anfrage an. Man wolle sich jedoch nicht eigenmächtig in die Souveränität anderer Staaten einmischen. Hans-Peter Doskozil bestätigte in diesem Zusammenhang, dass eine Luftüberwachung durch andere Staaten derzeit nicht in Frage komme.

Die Themenpalette umfasste noch den Eurofighter und die Rüstungsausgaben. In Deutschland ist bereits die Trendwende mit dem mittelfristigen Ziel der 2% des Bruttoinlandsproduktes eingeleitet. In Österreich möchte man zunächst wissen, wofür das Geld konkret ausgegeben werde.

Video:
Empfang der Verteidigungsminister Österreichs und der Schweiz mit militärischen Ehren

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Rumänischer Verteidigungsminister Mihnea Ioan Motoc in Berlin

Der rumänische Verteidigungsminister Mihnea Ioan Motoc blickt auf eine lange politische Karriere zurück. Noch unter der Ceausescu-Diktatur studierte er Rechtswissenschaften in Bukarest und begann nach der politischen Wende als Diplomat mit verschiedenen Verwendungen. Von 2003 bis 2008 war er bei der UNO eingesetzt. Danach diente er bis November 2015 als Ständiger Vertreter Rumäniens bei der EU.

Rumänischer Verteidigungsminister Mihnea Ioan Motoc in Berlin
Rumänischer Verteidigungsminister Mihnea Ioan Motoc in Berlin
Heute war er als Verteidigungsminister seines Landes nach Berlin gereist. Ursula von der Leyen empfing ihn am frühen Nachmittag zu einem Arbeitsbesuch im Bendlerblock.

Der Nieselregen, der am Potsdamer Platz die Frontscheibe benetzte, ließ eher auf einen Minister aus Großbritannien schließen. Rumänien erlebt an seinem langen Schwarzmeerstrand durchschnittlich fünf Regentage pro Monat. Am Bendlerblock war der Regen plötzlich abgeschaltet, so dass die Pressevertreter ihre Gerätschaften ohne Planen aufbauen konnten.

Rumänischer Verteidigungsminister Mihnea Ioan Motoc in Berlin
Rumänischer Verteidigungsminister Mihnea Ioan Motoc in Berlin - Ehrenformation
Ohne Planen aber nach Plan liefen die nächsten Punkte ab. Fotografen standen im markierten Bereich, das Wachbataillon marschierte musizierend exakt an den Linien ein, die durch die Betonplatten des Ehrenhofes vorgegeben sind. Dann Warten auf die Ministerin. "Guten Morgen Soldaten", grüßte sie kurz vor halb drei die Ehrenformation, die mit einem laut im Gebäudekomplex widerhallenden "Guten Morgen, Frau Ministerin" antworteten.

Einer der Bildjournalisten zückte sein Smartphone: "Ich schaue immer auf den Wetterradar, wenn ich mit Fahrrad unterwegs bin". Das war keine gute Idee, denn es begann wieder zu nieseln. Ein Helfer holte Planen für die Kameras.

Rumänischer Verteidigungsminister Mihnea Ioan Motoc in Berlin
Rumänischer Verteidigungsminister Mihnea Ioan Motoc in Berlin - Meldung an die Minister
Blaulicht und der Sound der Feldjäger-Maschinen kündigten den pünktlichen Besuch des Ministers an. Frau von der Leyen hatte bereits einen Schirm in der Hand und ging auf Mihnea Ioan Motoc zu. Nach einem kurzen Gespräch begaben sie sich auf das rote Podest und lauschten den Nationalhymnen. Anschließend schritten sie die Ehrenformation ab. Die Ministerin hatte dazu den Schirm eingeklappt. Dann stellten sie sich wieder auf das Podest und ließen die Ehrenformation vorbeiziehen.

Die anschließende Kranzniederlegung am Ehrenmal der Bundeswehr wurde durch einen Trompeter und ranghohe Offiziere der Bundeswehr und Rumäniens begleitet.

Rumänischer Verteidigungsminister Mihnea Ioan Motoc in Berlin
Rumänischer Verteidigungsminister Mihnea Ioan Motoc in Berlin - Kranzniederlegung am Ehrenmal der Bundeswehr
Beim heutigen Arbeitsbesuch geht es unter anderem um die gute Zusammenarbeit der beiden Streitkräfte innerhalb der NATO und der EU. Gemeinsame Truppenübungen sind keine Seltenheit. Rumänen und Deutsche stellen sich gemeinsam den Herausforderungen in Afghanistan, Mali oder Kosovo. Sie unterstützen sich bei der Abwehr und Bewältigung hybrider Bedrohungen.

Vor sieben Monaten trat Rumänien als zehntes Mitglied dem Eurokorps bei. Schon wegen seiner geografischen Lage hat Rumänien eine besondere strategische Bedeutung für Europa.

Videos:
Guten Morgen Soldaten!
Militärische Ehren

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 20. September 2016

2. Zukunftskongress Migration & Integration mit Innnenminister de Maizière

Heute und morgen findet im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung der 2. Zukunftskongress Migration & Integration statt. Thematisch war es deshalb schon verpflichtend, dass Innenminister Thomas de Maizière die Eröffnungsrede hält.

Er begann mit einem Zitat, das die Sicht syrischer Flüchtlinge auf die Lebensgewohnheiten der Deutschen widerspiegelt. Warten an roten Ampeln und Küsse im öffentlichen Raum stellen einen Kulturschock für Menschen aus diesen Regionen dar. Zu divergent sind die Traditions- und Wertesysteme.

Der Innenminister berichtete von der Beschleunigung der behördlichen Prozesse durch verstärkten Einsatz von Digitalisierung und neuen Mitarbeitern. Er ging auf die Änderung und Erweiterung der Asylgesetzgebung ein, sprach über verschärfte Ausweisungsregelungen und das erste deutsche Integrationsgesetz.

Integration erscheint angesichts der oben zitierten Gewohnheitsunterschiede sehr herausfordernd. Hinzu kommen Stammtischgespräche, die die Lage weiter anheizen. "Rhetorischer Dampfhammer" war ein neues Wort, dass wir in diesem Zusammenhang von Thomas de Maizière lernten. Er lobte aber auch das ehrenamtliche Engagement.

Ziel solle eine - wie der Titel der Konferenz bereits sagt - Integration in unsere Gesellschaft mit Sprache, Mitarbeit und sozialer Kompetenz sein. Die Integration der damaligen Gastarbeiter betrachtete der Innenminister eher als gescheitert. Deshalb war wohl eines seiner Schlagwörter "Realismus". Das gelte für den besorgten Bürger wie für den Geflüchteten, der hier ein Paradies des eigenen Kulturkreises erwartet. Die Angst vor der Islamisierung komme in Deutschland auch daher, dass man sich der eigenen christlichen Wurzeln nicht mehr bewusst sei und denke, dass zugereiste Moslems sich auch religiös an das Abendland anpassen.

In seinem vorletzten Punkt ging er darauf ein, dass Integration und Abschiebung in Wechselwirkung stehen, da nur der bleiben solle, der auch eine Bleibeperspektive in Deutschland habe. Ein Prinzip übrigens, das bereits vor vielen Jahren bei den Einwanderungswellen in die USA praktiziert wurde.

Der Kongress richtet sich an Behörden, Unternehmen und Ehrenamtliche, da Integration auf drei Feldern abläuft: Ordnungspolitischer Rahmen, Integrationsmanagement und Zivilgesellschaft. Foren, Dialoge und Workshops mit hochkarätigen Teilnehmern und Referenten aus Vereinen, öffentlichem Dienst und der Wirtschaft beleben für zwei Tage die Räume des Presse- und Informationsamtes. Das Ziel der Konferenz sind praxisrelevante Ergebnisse durch lösungsorientierten Erfahrungsaustausch.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 14. September 2016

Jugend und Wirtschaft 2015/2016

Die Preisverleihung des Wettbewerbs "Jugend und Wirtschaft 2015/2016" vom Bankenverband und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung fand heute zum 16. Mal im FAZ-Atrium statt.

Die Festrede mit vielen Tipps und Hinweisen aus eigener Erfahrung hielt Bundesinnenminister Thomas de Maizière.

Louisa Deltchev vom Gymnasium Ohmoor in Hamburg, Lea Hemmersbach vom Berufskolleg Siegburg, Matthias Duve vom Tannenbusch Gymnasium in Bonn und Clara Schick vom Wentzinger- Gymnasium in Freiburg haben den Preis für die besten Artikel gewonnen. Schulpreisträger wurde das Mallinckrodt- Gymnasium in Dortmund und das Wentzinger- Gymnasium in Freiburg.

Die Artikelpreisträger erhielten für ihre Leistungen ein iPad, die Schulpreise sind in diesem Jahr mit jeweils 2.500 Euro dotiert.

Autor: Andreas Eichler

Dienstag, 5. Juli 2016

PKM Sommerfest 2016

Der Regenbogen ist sehr divergent belegt. Es gibt die Regenbogenpresse, die Regenbogenfamilie, den Regenbogenfisch und die Regenbogentorte. Den ethischen Grundsätzen des großen "C" folgend, hat er bei der CDU/CSU-Fraktion wohl eher die Bedeutung von Genesis 9. Heute Nachmittag erfreute er die Gäste beim PKM Sommerfest 2016 im Kronprinzenpalais.

PKM Sommerfest 2016 Regenbogen über der Friedrichswerderschen Kirche
PKM Sommerfest 2016 - Regenbogen über der Friedrichswerderschen Kirche
Mittelständler und Verbandsvorstände zückten ihre iPhones und nahmen den Regenbogen über der Friedrichswerderschen Kirche auf. Dicht gedrängt standen sie unter dem Festzelt und warteten auf das Ende des Regenschauers. Auf der überdachten Bühne stach Bundestagspräsident Norbert Lammert das Bierfass an. Dazu war er in eine grüne Schürze gehüllt. Stolz hielt er eine Maß Bier in der Hand.

PKM Sommerfest 2016
PKM Sommerfest 2016 - Norbert Lammert sticht das Bierfass an.
Justizminister Heiko Maas war als SPD-Politiker nicht unter den Gästen. In der Begrüßungsrede hatte Christian von Stetten einige Minister der CDU und CSU angekündigt. Frau von der Leyen, Gerd Müller, Alexander Dobrindt oder Peter Altmaier liefen uns den ganzen Abend nicht über den Weg. Dafür trafen wir die Bundeskanzlerin, Peter Ramsauer und Finanzminister Schäuble, mit dem wir bereits einen langjährigen Sponsorenvertrag haben.

PKM Sommerfest 2016
PKM Sommerfest 2016 - Torte des Konditorhandwerks
Bier stand nicht nur für den Bundestagspräsidenten zur Verfügung. Wein, Cocktails, Säfte und Bier wurden an sämtlichen Ecken des Gartens gereicht. Das Bäckerhandwerk, das Fleischerhandwerk, Aydin Döner, Schokoladenhersteller Höflich und das Konditorhandwerk legten ihre Angebote immer wieder nach. "Genuss und Erlebnis" hatte sich das Konditorhandwerk auf die Fahnen bzw. den Kühlschrank geschrieben und einen Bundesadler in Schwarz-Rot-Gold auf eine gelbe Torte gesetzt. Das ist immerhin der Stand, den die Kanzlerin nach ihrer Rede immer als erstes besucht um sich am Ende des Rundgangs bei Aydin den Kanzlerdöner zu holen.

Auf dem Weg ins VIP-Zelt kam der Spitzenpolitiker auch in diesem Jahr am Stand des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie vorbei. Die Auswahl war enorm. Aber auch bei Philip Morris stapelten sich die zur Entnahme geöffneten Zigarettenschachteln und edle Metallfeuerzeuge. Daneben unterhielt sich Gesundheitsminister Gröhe mit einigen Gästen. Immer wieder begegneten wir Norbert Blüm.

Mit einer würzigen Brazil Trüllerie Casino platzierten wir uns am oberen Ende der Treppe und ließen das bunte Treiben an uns vorüberziehen. Mit dem ehemaligen Regionalleiter von Rolls Royce sprachen wir über den Brexit, mit Frau von Hardenberg über Uhren und mit Frank Heinrich MdB über die positive wirtschaftliche Entwicklung seines Wahlkreises Chemnitz. Die kleinen und mittelständischen Firmen seien dort personell so überschaubar, dass viele Krisen elegant abgefedert werden konnten.

PKM Sommerfest 2016
PKM Sommerfest 2016 - Rede der Bundeskanzlerin zum Mittelstand in ländlichen Regionen
Generell kommt dem Mittelstand in ländlichen Gebieten eine immer größere Bedeutung zu, da durch eine massive Abwanderung in die Städte erhebliche Lücken entstehen. Die Initiative #gemeinsam des Innenministeriums zielt ebenfalls auf die Belebung der nichturbanen Regionen ab. Übrigens trafen wir Thomas de Maizière auch nicht, obwohl wir uns schon auf ihn gefreut hatten. Stattdessen kam der ehemalige Innenminister Hans-Peter Friedrich mehrfach an uns vorbei.

PKM Sommerfest 2016
PKM Sommerfest 2016 im Kronprinzenpalais
So flog der Abend dahin. Das Kronprinzenpalais wurde illuminiert. Einige Laternen erleuchteten den Garten. Nach einem fruchtigen Energydrink machten wir noch einen kurzen Abstecher zur Deutschen Post, wo Norbert Blüm gerade eine Ansichtskarte schrieb. Dann verließen wir das Kronprinzenpalais. Es war unser siebtes PKM Sommerfest. Beim PKM Sommerfest 2010 hatten wir unsere erste in Plastik geprägte Visitenkarte an Innensenator Frank Henkel übergeben.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 30. Juni 2016

MHWK - Bustour durch das Regierungsviertel

"Hier ist der Wurm drin", war wohl das Schlagwort des Tages. Die seit zwei Monaten geplante und sofort ausgebuchte Stadtrundfahrt des MHWK Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreises wurde inhaltlich und terminlich mehrfach geändert. Am S-Bahnhof Biesdorf fiel dann erstmalig der zitierte Satz, als mitgeteilt wurde, dass der Bus nun doch erst gegen acht Uhr eintreffen werde. Im morgendlichen Berufsverkehr stellte das eine gewisse Herausforderung für die Absolvierung der final geplanten Tour dar.

MHWK im Reichstag


Am Reichstag trafen wir jedoch vor den üblichen Besucherströmen ein und mussten zunächst den passenden Eingang suchen. Besuchereingang oder Eingang Süd? Pontius und Pilatus konnten sich nicht einigen und schleusten uns letztlich durch den Käfer-Eingang. Inzwischen hatte ich das Zitat mindestens weitere zweimal gehört. Nach der Sicherheitskontrolle fuhren wir mit einem Fahrstuhl auf die Dachterrasse. Im Fahrstuhl konnte man die Wirkungsweise einer Endlosspiegelung auf die menschliche Psyche testen.

MHWK Marzahn-Hellersdorf Monika Grütters
MHWK Stadtrundfahrt - Endlosspiegelung im Fahrstuhl des Reichstages
Auf der Dachterrasse gab es ein offizielles Gruppenfoto für die Kulturstaatsministerin und die Möglichkeit zum Ersteigen der Kuppel. Im Dachrestaurant Käfer tagte der CDU-Wirtschaftsrat. Die Aussicht war beeindruckend. Asiaten schossen Selfies mit Skyline oder Kuppelkonstruktion. Die Kuppel war geöffnet und unten im Plenarsaal war kein Stuhl besetzt. Dennoch wurden wir zur Eile angetrieben, da der Besucherbetrieb gegen 9:30 Uhr wieder eingestellt werde.

MHWK auf dem Gendarmenmarkt


Der nächste geplante Punkt war das Kanzleramt. Obwohl es nur wenige Schritte vom Reichstag entfernt ist, hatten wir noch etwa eineinhalb Stunden Zeit. Diese wurden zu einem spontanen Besuch des Gendarmenmarktes verwendet. Durch die Absperrungen in der Innenstadt konnte dieses Zeitfenster sehr gut mit der Fahrtzeit des Busses überbrückt werden, so dass wir letztlich nur eine halbe Stunde über den Platz schlendern mussten. Kaffee, WC, Fotos, Glockenspiel und vorbei waren die dreißig Minuten.

MHWK Marzahn-Hellersdorf Monika Grütters
MHWK Stadtrundfahrt - Gemeinschaftsveranstaltung mit der Bundesregierung - Bus am Gendarmenmarkt
Bei der Fahrt zum Kanzleramt war wieder Gelegenheit für das eingangs erwähnte Zitat. Ein Motorrad mit Blaulicht stand quer zur Fahrbahn und die langen roten Teppiche im Ehrenhof wurden ausgerollt und abgefegt. "Da kommt gleich ein Staatsgast. Die Fahne kenne ich aber gar nicht", sagte ich zu der Dame vor mir. "Das werden wir heute Abend in der Aktuellen Kamera sehen", entgegnete sie.

Monika Grütters und ihr Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf


Der Bus hielt vor dem Eingang, die Gruppe sammelte sich und der nächste Sicherheits-Check erfolgte. Diesmal wurden auch Gürtel, Uhren und Schuhe abgelegt und geprüft. Wie sich herausstellte, wurden drei Herrschaften aus Bosnien-Herzegowina erwartet. Unsere Gruppe wurde in einen Konferenzraum geleitet und konnte dort eine Stunde lang Fragen an einen wissenschaftlichen Mitarbeiter von Kulturstaatsministerin Grütters stellen. Der Wahlkreis von Monika Grütters ist Marzahn-Hellersdorf. Nach einem Film über das Kanzleramt wurden die Aufgaben von Frau Grütters erläutert und Fragen zu Kulturbauten und internationaler Kulturpolitik gestellt. Alle Themen wurden kompetent beantwortet.

MHWK Marzahn-Hellersdorf Monika Grütters
MHWK Stadtrundfahrt - Empfangsbereich des Bundeskanzleramtes
Monika Grütters lade oft Delegationen nach Marzahn ein und zeige ihnen die sanierten Platten, die Gärten der Welt, die Einfamilienhaussiedlungen, das UKB Unfallkrankenhaus Berlin und weitere attraktive Plätze des Stadtbezirkes. Auch Zeitungsredakteure seien bereits auf diese Weise in der Berichterstattung transformiert worden. Botschafter und Spitzenpolitiker seien vorab immer skeptisch und letztlich doch überrascht über den grünen und völlig verkannten Bezirk im fernen Osten Berlins.

Von draußen waren die Klänge des Wachbataillons zu hören. Anhand der Musikstücke war genau zu terminieren, auf welchem Teil des roten Teppichs sich die Kanzlerin mit den drei Männern aus dem Balkan gerade befindet. Einige Damen nutzten einen WC-Gang, um den militärischen Ehren auch visuell beiwohnen zu können. Während sich die Presse auf die spätere Erklärung einrichtete, durfte sich unsere Gruppe das Erdgeschoss, den Ehrenhof und die Kanzlergalerie ansehen.

MHWK Marzahn-Hellersdorf Monika Grütters
MHWK Stadtrundfahrt - Ehrenhof des Bundeskanzleramtes
Danach ging es zum Restaurant Auster im Haus der Kulturen der Welt. Da es sich um eine Gemeinschaftsveranstaltung des MHWK und der Bundesregierung handelte, bekamen wir hier einen Teil unserer Steuerzahlungen in Form von Gulasch und Knödeln erstattet. Etwas Leerlaufzeit ergab sich nach dem Essen durch einen weiteren Staatsbesuch, der das Eintreffen des Busses behinderte. Unsere Tourbegleitung empfahl jedoch dringend, den nächsten Punkt Auswärtiges Amt mitzumachen. Das Wurm-Zitat erklang und wir warteten, um dann durch die dicht befahrene Innenstadt zum Auswärtigen Amt zu gelangen.

MHWK im Auswärtigen Amt


Nach der dritten Sicherheitskontrolle des Tages versammelten wir uns in einem holzgetäfelten Raum und sahen zunächst einen Film. Ein pensionierter Botschafter mit Adelstitel stellte sich kurz vor und wartete auf unsere Fragen. Diplomatisch wich er Fragen aus, die seine Person betrafen. Das war sehr schade, da ältere Diplomaten normalerweise viel von ihren Lebenserfahrungen und Episoden mit Personen der Zeitgeschichte an kommende Generationen weiterzugeben haben.

Bei der Rücktour war ich erstaunt über den guten Verkehrsfluss auf der B1. In Biesdorf verteilten sich die Gäste des MHWK und fuhren in ihre Firmen in Mahlsdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf, Biesdorf und Marzahn zurück.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 8. Juni 2016

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16

"Schlipsträger verschwinden in der geschmacklosen Schlosskopie", lesen wir bei Twitter unter #stattschloss. Gemeint ist der Ausklang des ZIA Tages der Immobilienwirtschaft 2016 im Humboldt Forum am Schlossplatz 1.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Alexander Dobrindt (mitte) im Stadtschloss
Bei 27,5°C war der Schlips im Schrank geblieben. Als ich gegen halb fünf an der Hauptstadtrepräsentanz der Telekom eintreffe, herrscht dort eine entspannte Atmosphäre. Schlipsträger und Schlipslose stehen vor der Tür und rauchen oder trinken Apfelsaft. Im Foyer stehen kleine Gruppen und fachsimpeln über neue Immobiliengesetze. Es gibt Kaffee und Kuchen und einen relativ leeren Saal, in dem gleich der Bundestagspräsident Norbert Lammert reden soll. ZIA-Präsident Andreas Mattner trifft noch die letzten Absprachen vor dem nächsten Programmpunkt. Er trägt eine Krawatte in ZIA-Gelb. Ich setze mich in die Nähe des Rednerpultes. Ein Gong ertönt und auf dem breiten Screen über der Bühne wird ein Countdown eingeblendet: 59, 58, 57, 56. Weitere ZIA-Protagonisten laufen emsig durch den Saal. Man erkennt sie am markanten Schlips in Kombination mit weißem Hemd und schwarzem Anzug - gelebte Corporate Identity. Als der Countdown die Null erreicht, sind viele der weißen Stühle besetzt.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Bundestagspräsident Norbert Lammert
Norbert Lammert trägt heute eine blaue Krawatte mit weißem Muster. Tanja Samrotzki, die als Moderatorin durch den Tag der Immobilienwirtschaft führt, interessiert sich für die Methoden, die der ZIA für die Gewinnung eines so hochkarätigen Redners angewendet habe. Die Beziehungen reichen bis in die frühe Jugend von Andreas Mattner zurück. Bereits mit sechzehn hatte er Norbert Lammert kennengelernt. Beide kommen aus dem Ruhrpott. Damals hatte der Bundestagspräsident noch die Berufswünsche Musiker oder Fußballer. Gelandet ist er in der Politik. Die spitzfindig gestellte Frage, ob er sich denn noch einen anderen Berufswunsch erfüllen wolle, zu dem man ein gewisses Alter erreicht haben müsse, kommentiert er ebenso verklausuliert, so dass die Anwesenden daraus schließen können, er werde nicht für die Nachfolge von Joachim Gauck kandidieren.

Norbert Lammert, zu dessen Anmoderation erst einmal mehrere YouTube-Videos gezeigt werden, beginnt seine Rede wieder bei einem historischen Ereignis, das genau 201 Jahre zurückliegt. Die Deutsche Bundesakte war eine geschichtliche Weichenstellung für Europa. Er redet über Europa und gebraucht dabei Vergleiche aus der Immobilienbranche. Der exzellente Redner zieht die Zuhörer mit intelligentem Humor und Scharfsinn in seine Gedankenwelt hinein. Europa sei eine ernste und Besorgnis erregende Sache. Wenn man begeisterte Europäer suche, müsse man in Staaten gehen, die gar nicht in der EU sind. Diese Staaten seien frustriert darüber, dass sie nicht dem "Club der Frustrierten" angehören. Norbert Lammert zitiert einen ehrlichen, aber harten Zeitungsartikel unter der Überschrift "Die E(u)rosion" und resümiert: "Der Befund ist unerfreulich, aber zutreffend". EU-Staaten sollten sich auch endlich einmal wie Staaten benehmen. Er beobachte bei einigen "Staatslenkern", dass sie "sich als Opfer der von ihnen selbst herbeigefügten Beschlüsse fühlen". Abschließend zitiert er Imre Kertész, der Europa an seine Grundwerte erinnert. Grundwerte sind das Fundament eines überlebensfähigen Europas. Mit "Fundament" war der Bogen zum Tag der Immobilienwirtschaft geschlossen. Applaus. Standing Ovations. Applaus mindestens drei Minuten, anhaltend, kräftig und auch nicht durch die Bescheidenheitsgesten auf der Bühne zu beenden.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Konferenzsaal vor der Rede Norbert Lammerts
Nach einem kurzen Interview verlässt der Bundestagspräsident den Saal. Viele Schlipsträger und ihre begleitenden Damen verlassen ebenfalls den Saal. Es beginnt eine Talkrunde, die sich mit Zuwanderung und den damit verbundenen Herausforderungen der Immobilienwirtschaft beschäftigt. Eine sehr interessante Diskussion zwischen Politik und Wirtschaft, deren Fazit eine gut gesteuerte Durchmischung von Wohngegenden mit Einheimischen und Zugezogenen ist. Das fange bereits im Hausaufgang an. Die vielfachen Nachlässigkeiten der Vergangenheit hätten Ghettoisierung und teilweise Totalentwertung von Gebäudekomplexen zur Folge gehabt. Hier seien Wohnungsbaugesellschaften und Quartiersmanagement gleichermaßen gefragt.

Anschließend gehen weitere Schlipsträger, die sich offensichtlich einen guten Platz im Schloss sichern oder im nahe gelegenen Hotel die Krawatte wechseln möchten. Das sind allerdings nur Spekulationen. Es werden nun zwei Gruppen nominierter Preisträger für "Köpfe 2016" auf die Bühne gebeten. Insgesamt erhalten die beiden Unternehmer Marion Schmitz-Stadtfeld und Prof. Jörg Friedrich sowie Bürgermeister Hans-Josef Vogel ein farbinvertiertes Bild. Ihre Projekte befassen sich allesamt mit der Integration von Geflüchteten. Dabei geht es um praktischen und bezahlbaren Wohnraum sowie die soziale Integration in die regionale Gesellschaft. Genau der Ansatz, der auch in der vorausgegangenen Paneldiskussion verfolgt wurde.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Demonstration zum Thema #stattschloss
Als wir zusammen mit den Preisträgern den Saal verlassen, ist das Foyer überfüllt mit den vorab gegangenen Teilnehmern. Es war also tatsächlich reine Spekulation, dass sie ihre Krawatten wechseln oder ins Schloss gehen würden. Deshalb ist auch an der Scheibe neben der Eingangstür klar zu lesen: "Spekulant". Daneben noch einige rote Hände mit präsentiertem Mittelfinger. Vor der Tür mehrere Polizeibusse und Polizisten in Einsatzkleidung. Über Lautsprecher erfahren wir, dass soeben eine unangemeldete Demonstration aufgelöst wurde und man wegen der Eskortierung zum Schloss mit der Polizei in Kontakt stehe. Die Demonstration habe sich bereits zum Haupteingang des Schlosses verlagert. Mittelfinger, Plakate und Konfetti waren wohl während der letzten Programmpunkte im Eingangsbereich des Telekom-Hauses verteilt worden. Wie in diesem Video zu sehen ist, wurde eine Vielzahl der verspäteten Gäste nicht zur letzten Paneldiskussion über integratives Wohnen eingelassen. Laut Flickr mussten wohl einige Schlipsträger nach der Demonstration ihre eingefärbte Kleidung wechseln.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Polizeieskorte zum Stadtschloss
Nach etwa einer Stunde im "goldenen Käfig" der Telekom werden die Anzugträger mit und ohne Krawatte sowie die Powerfrauen aus der Immobilienbranche über Nebenwege zum Humboldt Forum eskortiert. Eine spannende Situation, die ein wenig an die Zeit vor dem Umbruch im Filmklassiker "Doktor Schiwago" erinnert. Strahlender Sonnenschein, bestes Wetter für Baustellenfotos. Während die Demonstranten mit Möbeln vor dem Südeingang des Schlosses warten, passieren wir die Holzpforte an der Nordseite. Unsere Namensschilder werden gescannt. Dann geht es an den Sanitärcontainern vorbei. Im Hauptportal wird Sekt gereicht. Vor uns steht eine lange Tafel mit abgedeckten Speisen, eine große Bühne mit den schweren Holzbuchstaben "ZIA" und noch eine übersichtliche Schar an Gästen.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Party im Innenhof des Stadtschlosses
Langsam füllt sich der Innenhof des Schlosses. Das zweite Glas Sekt, Gespräch mit Bekannten und dort Alexander Dobrindt. Wie aus dem Nichts steht er plötzlich neben uns im Innenhof und ist umringt von den ZIA-Vorständen. Gleich wird es eine Rede geben und das Buffet eröffnet. Es gibt vorwiegend deftige Kost von Lachs bis Schweinshaxe und Pilzen. Dazu Kartoffelsalat, Eis und Getränke für jeden Geschmack.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Blick in die VIP-Lounge
Im Westflügel befindet sich die VIP-Lounge mit stilecht gekleideten Einlassern und Ledersesseln. Umbaut von unzähligen Gerüsten und zwei Hebebühnen. Die Innenarchitektur des Schlosses ist rot illuminiert und bietet viele spannende Sichtachsen. Fotos über Fotos entstehen. Gut, dass kein Film mehr gewechselt werden muss.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Ausblick vom Dach des Schlosses
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Blick in die Kuppel des Schlosses
Über eine Treppe gelangen wir in die erste Etage. Von dort aus führt eine weitere Treppe auf das Dach des Schlosses. Was für ein Blick über das abendliche Berlin. Über Bretter und Stiegen geht es zur Kuppel. Von hier aus hat man die beste Rundumsicht. Auch ohne Krawatte ist mir ein weiterer Aufstieg in die Spitze zu riskant. Die aufgerissene Hose beim Botschafterempfang im Schloss Bellevue ist immer noch zu präsent. Das sollte hier nicht passieren. Beim Abstieg in das offizielle Geschehen nutzen wir andere Wege und haben beim Eintauchen in die Party eine dicke Schicht von Baustaub auf den Schuhen. Nach Eis und Mineralwasser bedanken wir uns noch einmal für die gute Moderation bei Tanja Samrotzki und verlassen mit einem Goody Bag das Schloss. Es ist Nacht und die Französische Straße ist wieder für den Fahrzeugverkehr freigegeben.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 2. Juni 2016

CDU Medianight #cdumn16

Beim letzten Mal hatte Peter Tauber noch das Ausdrucken des Internets favorisiert. Heute freute er sich, dass das klassische Fernsehen immer noch so hohe Marktanteile habe. Bei Media denkt man ja inzwischen fast nur noch an Social Media, Digitalisierung und sämtliche 4.0-Derivate. Erwartungsgemäß wurde der 4.0-Teil von EU-Kommissar Günther Oettinger übernommen. Er diskutierte auf der Bühne mit Vertretern von Google und einem Privatsender. Die Intendanten von ZDF und mdr hörten im Plenum zu. Friede Springer, Monika Grütters und Alexander Dobrinth flankierten die Intendanten in den vorderen Sitzreihen.

CDU Medianight #cdumn16
CDU Medianight #cdumn16 - Technik
Als die Kanzlerin erschien, gab es herzlichen Applaus.Sie sprach frei und meisterte souverän einige kleine Versprecher wie die Begrüßung des Präsidiums der CSU. Bei Digitalisierung ist Angela Merkel als ungekrönte Social Media Queen voll im Thema. Fernsehen schaut sie zeitversetzt über das Internet. Die Zuhörer erfuhren, dass 60% der Bundesbürger kein Vertrauen zu den Medien haben. Während der weiteren Rede- und Diskussionsbeiträge beschäftigte sich die Bundesvorsitzende mit ihrem Smartphone, obwohl der Empfang an einigen Stellen des Konrad-Adenauer-Hauses gut abgeschirmt ist.

CDU Medianight #cdumn16
CDU Medianight #cdumn16 - Medienkompetenz mit Smartphone - Twittern sie gerade unter #cdumn16?
Es waren 1.600 Gäste angemeldet, so dass der Erhalt unserer Sitzplätze mit sämtlichen verfügbaren Mitteln verteidigt werden musste. Auf den Treppen, am Rand und in den Nebenräumen drängten sich die Besucher der Medianight. Sie wurden rot und blau angeleuchtet und drehten unzählige Smartphone-Videos. Als Einstieg zur letzten Diskussionsrunde wurde wahllos ein junger Teilnehmer herausgepickt und in ein kurzes Interview verwickelt. Er hieß Alex - Alex aus dem Don-Bosco-Zentrum in Marzahn.

CDU Medianight #cdumn16
CDU Medianight #cdumn16 - Selfies mit der Kanzlerin
Im Anschluss an den offiziellen Teil herrschte wieder eine sehr ausgelassene Stimmung in der Bundesgeschäftsstelle der CDU. Nachdem diverse Selfies mit Angela Merkel und anderen Ministern absolviert waren, begab sich die CDU-Spitze in die erste Etage. Doch bevor es etwas zu essen gab, stand ein Rundgang zu den Sponsoren der Medianight auf dem Programm. Microsoft, Deutsche Post, BVK und andere konnten den Reigen der Merkel-Fotos mit eigenem Logo im Hintergrund fortsetzen. Emsig durch die Massen pirschende Damen reichten uns Brot mit exotischem Aufstrich. Dann gab es ein asiatisches Süppchen. Angela Merkel hatte für heute in genug Kameras und Monitore geschaut. Deshalb senkte sie den Blick und schaute direkt in meine Suppenschale. Sie nickte und ließ sich den Weg zu ihrer Essecke bahnen.

Wir versorgten uns mit Rotwein und liefen antizyklisch an den Ständen vorbei. Hamburger mit Lachs, Hamburger mit Schwein, Currywurst, Zigarren, Bier, Kartoffelecken mit Quark, Sprudelwasser, Medienvertreter, Minister, Staatssekretäre und Geschäftskontakte begegneten uns auf der Tour. Einen längeren Stopp legten wir in der Raucherlounge ein. Die starke Zigarre nahm kein Ende und so sahen wir neben den Rauchwolken auch die Gäste an uns vorbeiziehen. Manche davon mehrfach.

CDU Medianight #cdumn16
CDU Medianight #cdumn16 - unkonventionelle Werbeideen beim Rundgang
Aus dem Atrium waren die dumpfen Klänge tanzbarer Musik zu hören. Diese wurden vom einem gut abgestimmten Lichtspiel begleitet. Kein Wunder, dass das deutsche Wort Partei mit Party ins Englische übersetzt wird. Während die Tanzfläche gut genutzt wurde, begegneten wir kurz noch einmal Peter Tauber und verließen dann die zwölfte CDU Medianight. Auch die Nachbarschaft konnte am Event im Konrad-Adenauer-Haus partizipieren.

Video:
Eindrücke von der CDU Medianight 2016

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 26. April 2016

Colonia Dignidad im Auswärtigen Amt

"Ordentlich und sauber bis zu den Schweineställen", beschrieben deutsche Diplomaten 1977 das Ergebnis einer Begehung der Colonia Dignidad im Süden Chiles.

Sektenführer Paul Schäfer hatte seine Leute im Griff. Waren sie einst freiwillig aus den Phobien des Kalten Krieges nach Chile ausgewandert, mussten sie nun in ständiger Angst vor körperlicher und psychischer Gewalt durch Paul Schäfer leben. Familien wurden getrennt und in homogene Gruppen umstrukturiert. Gegenseitige Bespitzelung war so normal wie die siebentägige Arbeitswoche. Gehalt gab es nicht, nur die allgemeine Grundversorgung. Wer trotzdem noch Zeit zum Nachdenken hatte, bekam als tägliche Grundversorgung Pillen, die ihn gut einen halben Tag ins Delirium versetzten.

"Es war noch viel schlimmer", bestätigten unisono mehrere der anwesenden Betroffenen, die heute Abend den Film "Colonia Dignidad" im Auswärtigen Amt angesehen hatten. Der deutsche Diplomat Dieter Haller äußerte sich 1987 mit den Worten: "so muss Theresienstadt gewesen sein". Anschließend bekam er so viel Druck von der Sekte und deren befreundeten chilenischen Politikern, dass er sich vorzeitig versetzen ließ.

Colonia Dignidad im Auswärtigen Amt
Filmvorführung "Colonia Dignidad" im Auswärtigen Amt
Generell hatte sich die deutsche Botschaft in Santiago nicht mit Ruhm geschmückt. Es gab zwar ab und zu wache Mitarbeiter, die jedoch wenig Gehör bekamen. Geflohene Aussteiger wurden oftmals wieder zurück in die Kolonie gebracht. Das betraf insbesondere die missbrauchten Kinder, die nach Ansicht der Botschaft in der Colonia Dignidad am besten aufgehoben seien. Die Anzahl der Missbrauchsfälle geht weit in den fünfstelligen Bereich. Kein Wunder also, dass sich nach Auflösung der Colonia Dignidad die seelischen Verletzungen in einer Sprengung der berüchtigten Dusche und der Demolierung des Wandreliefs mit dem eingravierten Spruch "Lasset die Kindlein zu mir kommen" entluden.

Während man in Chile schon lange über den Kindesmissbrauch in der Sekte redete, machte sich die deutsche Botschaft eher als Erfüllungsgehilfe bekannt, so dass sich Aussteiger lieber an die kanadische Botschaft wandten und dort tatsächlich die benötigte Hilfe bekamen.

2005 gab es das erste Gehalt für die Sektenmitglieder. Sie kauften sich davon Kaffee, Kaffeekannen, Fernseher und Mobiltelefone und waren damit erstmals mit der Außenwelt verbunden. Deutsche Diplomaten, die in dieser Zeit vor Ort waren, fanden Menschen  vor, die "hoch traumatisiert und Gehirn gewaschen" waren. Paul Schäfer war ein Profi bei der Manipulation seiner Gemeinde, so dass Verlustängste und Schuldgefühle auch heute noch viele der 130 dort lebenden Menschen belasten. Deshalb wurde dringend um Hilfe durch Traumaspezialisten gebeten. Die ehemaligen Mitglieder der Colonia Dignidad stehen noch vor einer weiteren Herausforderung. Sie haben wegen der langen unentgeltlichen Zwangsarbeit keinen Rentenanspruch erworben. Die sich als gemäßigt darstellenden aktuellen Sektenführer nutzen das aus, indem sie Land gegen Lebensgeschichten anbieten. Die Decke des Schweigens ist ein wichtiges Prinzip zum Schutz von Missbrauchssystemen.

Colonia Dignidad im Auswärtigen Amt
Colonia Dignidad im Auswärtigen Amt - Selbstkritische Rede des Außenministers
Frank-Walter Steinmeier wurde für seine offene und selbstkritische Rede gelobt. Es sei nicht selbstverständlich, dass ein Minister im eigenen Hause am eigenen Ressort solch eine deutliche Kritik übe. Der Minister beobachtete sehr genau die Reaktionen des betroffenen Publikums auf den Film und die Diskussionsbeiträge und misst dem Fall Colonia Dignidad einen hohen didaktischen Wert für zukünftige Botschafter-Generationen bei. So werde diese Fallstudie ins Curriculum der Diplomatenausbildung aufgenommen und ferner die übliche 30-jährige Sperrfrist für die Akten per Ministeranweisung auf zwanzig Jahre verkürzt.

Colonia Dignidad zeigt wie Sekten und Diktaturen funktionieren:

+ schaffe und nähre Schuldgefühle
+ trenne vertraute und verwandte Personen
+ schaffe eine Atmosphäre des gegenseitigen Mistrauens
+ erfinde zeitintensive und sinnlose Beschäftigungen
+ verhindere wirtschaftliche Handlungsfähigkeit
+ zensiere alles und halte die Außenwelt fern

Ein Aussteiger erzählte mir anschließend, dass eine Gruppe junger Leute über viele Monate gegen die Zustände in der Colonia Dignidad gebetet habe. Dann habe der sichtlich demontierte Paul Schäfer vor einem der Jungen gestanden und gegen die "Mafia"- das organisierte Gebet - gewettert. Drei Tage später setzte sich Schäfer nach Argentinien ab, wo er letztlich festgenommen und verurteilt wurde.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 16. März 2016

Großer Zapfenstreich für General Domröse

"Jetzt ist Zapfenstreich", sagt die Mutter und schaltet das Licht aus. Das Kind weiß nun, dass nach einem langen Tag im Kindergarten, nach Abendbrot und Gutenachtgeschichte sein Tag vorbei ist. Es schlummert ein und träumt vom Großwerden und den Erlebnissen auf dem Spielplatz.

Zapfenstreich General Domröse
Viersternegeneral Hans-Lothar Domröse
Der heutige Große Zapfenstreich diente der Verabschiedung von General Hans-Lothar Domröse in den Ruhestand. 1973 war er in die Bundeswehr eingetreten und zum Panzergrenadieroffizier ausgebildet worden. 2003 wurde er zum Brigadegeneral ernannt, genau drei Jahre später zum Generalmajor und weitere dreieinhalb Jahre später zum Generalleutnant. Im Dezember 2012 wurde die Schulterklappe Domröses mit dem vierten goldenen Stern dekoriert. Somit ging er heute als einer der ranghöchsten Soldaten der Bundeswehr in den Ruhestand.

Seine Führungsqualitäten hatten sich nicht nur während des Elbhochwassers 2002 bewährt, sondern kamen auch kontinuierlich bei internationalen Herausforderungen zum Einsatz. So war er während seiner Laufbahn als kommandierender General des Eurokorps, als Stabschef im ISAF-Hauptquartier in Kabul und als Deutscher Militärischer Vertreter im NATO-Hauptquartier in Belgien tätig. In seiner letzten "Verwendung" war er von Dezember 2012 bis März 2016 Oberbefehlshaber des Allied Joint Force Command Brunssum in den Niederlanden.

Mit Domröse scheidet einer von vier deutschen Viersternegenerälen aus dem Amt. Es verbleiben damit Volker Wieker als Generalinspekteur der Bundeswehr, Werner Freers als Chef des Stabes SHAPE (NATO-Hauptquartier) und Manfred Nielson als designierter Admiral und stellvertretender Oberbefehlshaber Allied Command Transformation, Norfolk (NATO). Der Nachfolger von General Domröse ist der italienische General Salvatore Farina.

Zapfenstreich General Domröse
Großer Zapfenstreich zur Verabschiedung von General Domröse
Der Große Zapfenstreich hat eine lange Tradition in Deutschland. Der "teutsche Soldat" wurde bereits kurz nach Luther mit dem Zapfenstreich konfrontiert. Damals ging ein Offizier mit Militärmusikern durch die Gasthäuser und schlug auf den Zapfhahn der Bierfässer. Dann war Schluss mit lustig und die Soldaten mussten sich zurück ins Lager begeben. 1726 wurde der Zapfenstreich erstmals ausführlich als Zeremonie beschrieben. Eine Renaissance erlebte der Zapfenstreich 1813 unter dem preußischen König Friedrich Wilhelm III, der einige Elemente wie stilles Gebet, Präsentieren des Gewehrs und das Blasen eines Militärliedes ergänzte.

Zapfenstreich General Domröse
Großer Zapfenstreich zur Verabschiedung von General Domröse
Auch heute noch wird der Zapfenstreich ohne technische Hilfsmittel wie Scheinwerfer oder Mikrophone durchgeführt. Diverse Fackelträger flankieren die Soldaten des Wachbataillons und erleuchten auf diese Weise den Innenhof des Bendlerblocks. Die Ministerin und General Domröse standen deshalb fast im Dunkeln und wurden nur durch den Schein von vier Fackeln illuminiert.

Vor über fünfhundert Gästen aus Politik, Bundeswehr und Diplomatie wurden Militärmärsche und weitere klassische Stücke gespielt. Zum Programm gehörten ferner die üblichen Meldungen, ein Choral mit abgesetztem Gefechtshelm, die Nationalhymne und eine eskortierte Abfahrt des Generals.

Laut Presseabteilung des Verteidigungsministeriums habe man bisher immer gutes Wetter beim Zapfenstreich gehabt. Das sei nichts Besonderes. Verwundert zeigte man sich jedoch über die rege Teilnahme an der Zeremonie. Lag das vielleicht an der Sympathie gegenüber einem Mann, der als Stratege seine eigene Meinung hatte und diese auch gegenüber der Bundesregierung vertrat?

Zapfenstreich General Domröse
Gäste beim Großen Zapfenstreich für General Domröse
Nach über zweiundvierzig interessanten und oftmals turbulenten Dienstjahren geht General Hans-Lothar Domröse im Alter von dreiundsechzig Jahren in den wohlverdienten Ruhestand.

"Jetzt ist Zapfenstreich", sagt die Mutter zu ihrem Kind und denkt vielleicht gar nicht daran, dass neben Vattenfall auch die Bundeswehr dafür Sorge trägt, dass sie am nächsten Tag wieder das Licht im Kinderzimmer einschalten kann.

Videos:
Großer Zapfenstreich zur Verabschiedung von General Domröse
Nationalhymne
Helm ab zum Gebet!

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 10. März 2016

13. Deutscher Insolvenzrechtstag mit Heiko Maas

Insolvenz hat in Deutschland einen Makel. Darüber spricht man nicht, man hat es nicht und man meidet Personen, die so etwas haben - oder eben nichts haben und deshalb in Insolvenz gehen. In Amerika haben Unternehmer eine ganz andere Einstellung zu diesem Thema, gehen in Insolvenz und fangen dann mit einem anderen Geschäft wieder neu an.

13. Deutscher Insolvenzrechtstag
13. Deutscher Insolvenzrechtstag - Fallen und Risiken beim Insolvenzrecht
Dass sich mit Insolvenz ein durchaus gutes Geschäft machen lässt, zeigt der 13. Deutsche Insolvenzrechtstag. Juristen, Softwareanbieter, Fachliteraten, Banken, Inkassounternehmen, Beratungsgesellschaften und Versicherungen treffen sich seit gestern zu einem dreitägigen Austausch und verschiedenen Workshops im Hotel Maritim gegenüber des Verteidigungsministeriums.

Verteidigen müssen sich im Falle einer Insolvenz viele mehr oder weniger stark involvierte Personen. Zunächst verteidigt sich der Insolvente gegenüber seiner Familie, seinen Bekannten und den Gläubigern. Es kann ein Spannungsverhältnis zum Insolvenzverwalter entstehen, wenn dieser "Gegenstände verwertet" oder "sichergestellte Vermögenswerte" an Gläubiger verteilt. Justizminister Heiko Maas gebrauchte noch weitere kriminell klingende Begriffe wie Täter, Opfer, Geschädigter oder gar Verletzter.

13. Deutscher Insolvenzrechtstag Justizminister Heiko Maas
Welches Maß der Verteilung? Heiko Maas plädiert für quotenmäßige und gerechte Opferentschädigung.
Laut Heiko Maas gebe es einigen gestzlichen Handlungsbedarf, da die Opferentschädigung bisher nicht nach Quoten, sondern dem Wer-zuerst-kommt-Prinzip geregelt werde. Gläubiger, die im Umgang mit insolventen Schuldnern geübt seien, stünden demnach auch sofort auf der Matte und könnten sich mit den zu verwertenden Vermögensbestandteilen bedienen lassen. Das sei ungerecht gegenüber den ungeübten Gläubigern, die etwas später erscheinen und dann oftmals leer ausgehen.

13. Deutscher Insolvenzrechtstag Justizminister Heiko Maas
13. Deutscher Insolvenzrechtstag - Justizminister Heiko Maas
Heiko Maas ging sehr ausführlich auf kriminell motivierte Insolvenzen ein, die letztlich auch den Insolvenzverwalter in die Falle einer Geldwäsche bringen können. Deshalb gab es im Foyer auch diverse Stände, wo Versicherer und Finanzierer um die Insolvenzverwalter warben. Ob Strafrechtsschutz ab 332,14 Euro, Prozessfinanzierung, Immobilienverwertung oder Software zur Visualisierung von betrügerischen Kapitalflüssen, Insolvenz ist eben nur für den Betroffenen ein Problem, für viele auf Insolvenz spezialisierte Verwerter aber ein profitables Einsatzfeld für ihre Lösungen.

13. Deutscher Insolvenzrechtstag
13. Deutscher Insolvenzrechtstag - Anbieter präsentieren ihre Lösungen
Immobilien zum Schnäppchenpreis, Auf- und Weiterverkauf geplatzter Kredite oder Beratungshonorare sind nur einige der Mehrwerte, die sich aus einer Insolvenzsituation ziehen lassen.

Warum also sollte Insolvenz als Makel gelten?

Laut Teilnehmerliste waren etwa eintausend Fachleute angemeldet. Der Saal Maritim war im Plenum und auf den Rängen fast vollständig besetzt.

13. Deutscher Insolvenzrechtstag Justizminister Heiko Maas
13. Deutscher Insolvenzrechtstag - voll besetzter Saal Maritim
Allein zur Presse scheint die ertragreiche Verwertbarkeit von Insolvenzen noch nicht vorgedrungen zu sein. Das Medieninteresse war trotz der Rede des Justizministers deutlich geringer als bei der Akkreditierung eines zentralafrikanischen Botschafters im Schloss Bellevue. 

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 16. Februar 2016

6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen

Völlig überrascht stürzten die Fotografen an ihre Plätze. Es hatte wohl niemand damit gerechnet, dass die Pressekonferenz zu den 6. Deutsch-Israelischen Regierungskonsultationen pünktlich beginnen werde.

6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen Benjamin Netanjahu Angela Merkel
Hand drauf! Jetzt geht es um die Zukunft - 6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen
Benjamin Netanjahu und Angela Merkel wirkten entspannt und mit den Ergebnissen der Unterredungen zufrieden. Das Wort "Schoah" fiel nur einmal kurz zur Einleitung und ansonsten ging es um Themen der Gegenwart und Zukunft.

An den Konsultationen hatten die jeweiligen Minister für Inneres, Wirtschaft und Justiz sowie der israelische Minister für Einwanderung, Bauministerin Hendricks, Kanzleramtsminister Altmaier und einige israelische Ministerialdirektoren teilgenommen.

Benjamin Netanjahu hatte einen scheinbar nicht endenden Stapel Papier vor sich, den er während seiner Rede umschichtete. Kein Wunder, denn auch die ausgegebene Presseerklärung der Bundesregierung umfasste acht komplett bedruckte Seiten.

6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen Benjamin Netanjahu Angela Merkel
Umfangreiche Agenda - 6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen
Die 4.0-Verantwortliche Dorothee Bär war ebenfalls dabei. Klar, dass es dann auch um die Digitale Agenda, die seit letztem Jahr bestehende Partnerschaft "EXIST Start-up Germany", die Intensivierung von Forschungsprogrammen und den Technologietransfer ging.

Das tangierte auch die Spezialthemen von Sigmar Gabriel und Barbara Hendricks. eMobility, erneuerbare Energien und Klimawandel wurden beredet. Letzterer wird inzwischen als "Bedrohung" bezeichnet. Bedrohung gibt es für die einzige Demokratie im Nahen Osten auch durch Terror und Nichtanerkennung. Angela Merkel sprach sich für eine Zweistaatenlösung aus und lobte die Vorbildwirkung Israels bei der Integration von Zuwanderern.

Bedrohungen bringen auch Cybertechnologien mit sich. Deshalb wird eine Intensivierung des Austausches bei der Cybersicherheit angestrebt und ein entsprechendes Papier unterzeichnet. Es ging ferner um Sport, Kultur, Literatur, Wissenstransfer, Denkmalschutz und vieles mehr.

6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen Benjamin Netanjahu Angela Merkel
6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen - Angela Merkel und Benjamin Netanjahu
Wegen dieser gut gefüllten Agenda gingen auch nach der Pressekonferenz die Diskussionen der Spitzenpolitiker weiter, so dass sich die Abfahrt der Delegation verzögerte und selbst Journalisten ihre Fahrzeuge nicht aus dem weiträumig abgesperrten Areal herausbewegen konnten.

Die nächsten Konsultationen dieser Art sind für 2017 in Jerusalem geplant.

Video:
Pressekonferenz 6. Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen

Autor: Matthias Baumann