Mittwoch, 8. Juni 2016

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16

"Schlipsträger verschwinden in der geschmacklosen Schlosskopie", lesen wir bei Twitter unter #stattschloss. Gemeint ist der Ausklang des ZIA Tages der Immobilienwirtschaft 2016 im Humboldt Forum am Schlossplatz 1.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Alexander Dobrindt (mitte) im Stadtschloss
Bei 27,5°C war der Schlips im Schrank geblieben. Als ich gegen halb fünf an der Hauptstadtrepräsentanz der Telekom eintreffe, herrscht dort eine entspannte Atmosphäre. Schlipsträger und Schlipslose stehen vor der Tür und rauchen oder trinken Apfelsaft. Im Foyer stehen kleine Gruppen und fachsimpeln über neue Immobiliengesetze. Es gibt Kaffee und Kuchen und einen relativ leeren Saal, in dem gleich der Bundestagspräsident Norbert Lammert reden soll. ZIA-Präsident Andreas Mattner trifft noch die letzten Absprachen vor dem nächsten Programmpunkt. Er trägt eine Krawatte in ZIA-Gelb. Ich setze mich in die Nähe des Rednerpultes. Ein Gong ertönt und auf dem breiten Screen über der Bühne wird ein Countdown eingeblendet: 59, 58, 57, 56. Weitere ZIA-Protagonisten laufen emsig durch den Saal. Man erkennt sie am markanten Schlips in Kombination mit weißem Hemd und schwarzem Anzug - gelebte Corporate Identity. Als der Countdown die Null erreicht, sind viele der weißen Stühle besetzt.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Bundestagspräsident Norbert Lammert
Norbert Lammert trägt heute eine blaue Krawatte mit weißem Muster. Tanja Samrotzki, die als Moderatorin durch den Tag der Immobilienwirtschaft führt, interessiert sich für die Methoden, die der ZIA für die Gewinnung eines so hochkarätigen Redners angewendet habe. Die Beziehungen reichen bis in die frühe Jugend von Andreas Mattner zurück. Bereits mit sechzehn hatte er Norbert Lammert kennengelernt. Beide kommen aus dem Ruhrpott. Damals hatte der Bundestagspräsident noch die Berufswünsche Musiker oder Fußballer. Gelandet ist er in der Politik. Die spitzfindig gestellte Frage, ob er sich denn noch einen anderen Berufswunsch erfüllen wolle, zu dem man ein gewisses Alter erreicht haben müsse, kommentiert er ebenso verklausuliert, so dass die Anwesenden daraus schließen können, er werde nicht für die Nachfolge von Joachim Gauck kandidieren.

Norbert Lammert, zu dessen Anmoderation erst einmal mehrere YouTube-Videos gezeigt werden, beginnt seine Rede wieder bei einem historischen Ereignis, das genau 201 Jahre zurückliegt. Die Deutsche Bundesakte war eine geschichtliche Weichenstellung für Europa. Er redet über Europa und gebraucht dabei Vergleiche aus der Immobilienbranche. Der exzellente Redner zieht die Zuhörer mit intelligentem Humor und Scharfsinn in seine Gedankenwelt hinein. Europa sei eine ernste und Besorgnis erregende Sache. Wenn man begeisterte Europäer suche, müsse man in Staaten gehen, die gar nicht in der EU sind. Diese Staaten seien frustriert darüber, dass sie nicht dem "Club der Frustrierten" angehören. Norbert Lammert zitiert einen ehrlichen, aber harten Zeitungsartikel unter der Überschrift "Die E(u)rosion" und resümiert: "Der Befund ist unerfreulich, aber zutreffend". EU-Staaten sollten sich auch endlich einmal wie Staaten benehmen. Er beobachte bei einigen "Staatslenkern", dass sie "sich als Opfer der von ihnen selbst herbeigefügten Beschlüsse fühlen". Abschließend zitiert er Imre Kertész, der Europa an seine Grundwerte erinnert. Grundwerte sind das Fundament eines überlebensfähigen Europas. Mit "Fundament" war der Bogen zum Tag der Immobilienwirtschaft geschlossen. Applaus. Standing Ovations. Applaus mindestens drei Minuten, anhaltend, kräftig und auch nicht durch die Bescheidenheitsgesten auf der Bühne zu beenden.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Konferenzsaal vor der Rede Norbert Lammerts
Nach einem kurzen Interview verlässt der Bundestagspräsident den Saal. Viele Schlipsträger und ihre begleitenden Damen verlassen ebenfalls den Saal. Es beginnt eine Talkrunde, die sich mit Zuwanderung und den damit verbundenen Herausforderungen der Immobilienwirtschaft beschäftigt. Eine sehr interessante Diskussion zwischen Politik und Wirtschaft, deren Fazit eine gut gesteuerte Durchmischung von Wohngegenden mit Einheimischen und Zugezogenen ist. Das fange bereits im Hausaufgang an. Die vielfachen Nachlässigkeiten der Vergangenheit hätten Ghettoisierung und teilweise Totalentwertung von Gebäudekomplexen zur Folge gehabt. Hier seien Wohnungsbaugesellschaften und Quartiersmanagement gleichermaßen gefragt.

Anschließend gehen weitere Schlipsträger, die sich offensichtlich einen guten Platz im Schloss sichern oder im nahe gelegenen Hotel die Krawatte wechseln möchten. Das sind allerdings nur Spekulationen. Es werden nun zwei Gruppen nominierter Preisträger für "Köpfe 2016" auf die Bühne gebeten. Insgesamt erhalten die beiden Unternehmer Marion Schmitz-Stadtfeld und Prof. Jörg Friedrich sowie Bürgermeister Hans-Josef Vogel ein farbinvertiertes Bild. Ihre Projekte befassen sich allesamt mit der Integration von Geflüchteten. Dabei geht es um praktischen und bezahlbaren Wohnraum sowie die soziale Integration in die regionale Gesellschaft. Genau der Ansatz, der auch in der vorausgegangenen Paneldiskussion verfolgt wurde.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Demonstration zum Thema #stattschloss
Als wir zusammen mit den Preisträgern den Saal verlassen, ist das Foyer überfüllt mit den vorab gegangenen Teilnehmern. Es war also tatsächlich reine Spekulation, dass sie ihre Krawatten wechseln oder ins Schloss gehen würden. Deshalb ist auch an der Scheibe neben der Eingangstür klar zu lesen: "Spekulant". Daneben noch einige rote Hände mit präsentiertem Mittelfinger. Vor der Tür mehrere Polizeibusse und Polizisten in Einsatzkleidung. Über Lautsprecher erfahren wir, dass soeben eine unangemeldete Demonstration aufgelöst wurde und man wegen der Eskortierung zum Schloss mit der Polizei in Kontakt stehe. Die Demonstration habe sich bereits zum Haupteingang des Schlosses verlagert. Mittelfinger, Plakate und Konfetti waren wohl während der letzten Programmpunkte im Eingangsbereich des Telekom-Hauses verteilt worden. Wie in diesem Video zu sehen ist, wurde eine Vielzahl der verspäteten Gäste nicht zur letzten Paneldiskussion über integratives Wohnen eingelassen. Laut Flickr mussten wohl einige Schlipsträger nach der Demonstration ihre eingefärbte Kleidung wechseln.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Polizeieskorte zum Stadtschloss
Nach etwa einer Stunde im "goldenen Käfig" der Telekom werden die Anzugträger mit und ohne Krawatte sowie die Powerfrauen aus der Immobilienbranche über Nebenwege zum Humboldt Forum eskortiert. Eine spannende Situation, die ein wenig an die Zeit vor dem Umbruch im Filmklassiker "Doktor Schiwago" erinnert. Strahlender Sonnenschein, bestes Wetter für Baustellenfotos. Während die Demonstranten mit Möbeln vor dem Südeingang des Schlosses warten, passieren wir die Holzpforte an der Nordseite. Unsere Namensschilder werden gescannt. Dann geht es an den Sanitärcontainern vorbei. Im Hauptportal wird Sekt gereicht. Vor uns steht eine lange Tafel mit abgedeckten Speisen, eine große Bühne mit den schweren Holzbuchstaben "ZIA" und noch eine übersichtliche Schar an Gästen.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Party im Innenhof des Stadtschlosses
Langsam füllt sich der Innenhof des Schlosses. Das zweite Glas Sekt, Gespräch mit Bekannten und dort Alexander Dobrindt. Wie aus dem Nichts steht er plötzlich neben uns im Innenhof und ist umringt von den ZIA-Vorständen. Gleich wird es eine Rede geben und das Buffet eröffnet. Es gibt vorwiegend deftige Kost von Lachs bis Schweinshaxe und Pilzen. Dazu Kartoffelsalat, Eis und Getränke für jeden Geschmack.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Blick in die VIP-Lounge
Im Westflügel befindet sich die VIP-Lounge mit stilecht gekleideten Einlassern und Ledersesseln. Umbaut von unzähligen Gerüsten und zwei Hebebühnen. Die Innenarchitektur des Schlosses ist rot illuminiert und bietet viele spannende Sichtachsen. Fotos über Fotos entstehen. Gut, dass kein Film mehr gewechselt werden muss.

ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Ausblick vom Dach des Schlosses
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16
ZIA Tag der Immobilienwirtschaft 2016 #TdI16 - Blick in die Kuppel des Schlosses
Über eine Treppe gelangen wir in die erste Etage. Von dort aus führt eine weitere Treppe auf das Dach des Schlosses. Was für ein Blick über das abendliche Berlin. Über Bretter und Stiegen geht es zur Kuppel. Von hier aus hat man die beste Rundumsicht. Auch ohne Krawatte ist mir ein weiterer Aufstieg in die Spitze zu riskant. Die aufgerissene Hose beim Botschafterempfang im Schloss Bellevue ist immer noch zu präsent. Das sollte hier nicht passieren. Beim Abstieg in das offizielle Geschehen nutzen wir andere Wege und haben beim Eintauchen in die Party eine dicke Schicht von Baustaub auf den Schuhen. Nach Eis und Mineralwasser bedanken wir uns noch einmal für die gute Moderation bei Tanja Samrotzki und verlassen mit einem Goody Bag das Schloss. Es ist Nacht und die Französische Straße ist wieder für den Fahrzeugverkehr freigegeben.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 2. Juni 2016

CDU Medianight #cdumn16

Beim letzten Mal hatte Peter Tauber noch das Ausdrucken des Internets favorisiert. Heute freute er sich, dass das klassische Fernsehen immer noch so hohe Marktanteile habe. Bei Media denkt man ja inzwischen fast nur noch an Social Media, Digitalisierung und sämtliche 4.0-Derivate. Erwartungsgemäß wurde der 4.0-Teil von EU-Kommissar Günther Oettinger übernommen. Er diskutierte auf der Bühne mit Vertretern von Google und einem Privatsender. Die Intendanten von ZDF und mdr hörten im Plenum zu. Friede Springer, Monika Grütters und Alexander Dobrinth flankierten die Intendanten in den vorderen Sitzreihen.

CDU Medianight #cdumn16
CDU Medianight #cdumn16 - Technik
Als die Kanzlerin erschien, gab es herzlichen Applaus.Sie sprach frei und meisterte souverän einige kleine Versprecher wie die Begrüßung des Präsidiums der CSU. Bei Digitalisierung ist Angela Merkel als ungekrönte Social Media Queen voll im Thema. Fernsehen schaut sie zeitversetzt über das Internet. Die Zuhörer erfuhren, dass 60% der Bundesbürger kein Vertrauen zu den Medien haben. Während der weiteren Rede- und Diskussionsbeiträge beschäftigte sich die Bundesvorsitzende mit ihrem Smartphone, obwohl der Empfang an einigen Stellen des Konrad-Adenauer-Hauses gut abgeschirmt ist.

CDU Medianight #cdumn16
CDU Medianight #cdumn16 - Medienkompetenz mit Smartphone - Twittern sie gerade unter #cdumn16?
Es waren 1.600 Gäste angemeldet, so dass der Erhalt unserer Sitzplätze mit sämtlichen verfügbaren Mitteln verteidigt werden musste. Auf den Treppen, am Rand und in den Nebenräumen drängten sich die Besucher der Medianight. Sie wurden rot und blau angeleuchtet und drehten unzählige Smartphone-Videos. Als Einstieg zur letzten Diskussionsrunde wurde wahllos ein junger Teilnehmer herausgepickt und in ein kurzes Interview verwickelt. Er hieß Alex - Alex aus dem Don-Bosco-Zentrum in Marzahn.

CDU Medianight #cdumn16
CDU Medianight #cdumn16 - Selfies mit der Kanzlerin
Im Anschluss an den offiziellen Teil herrschte wieder eine sehr ausgelassene Stimmung in der Bundesgeschäftsstelle der CDU. Nachdem diverse Selfies mit Angela Merkel und anderen Ministern absolviert waren, begab sich die CDU-Spitze in die erste Etage. Doch bevor es etwas zu essen gab, stand ein Rundgang zu den Sponsoren der Medianight auf dem Programm. Microsoft, Deutsche Post, BVK und andere konnten den Reigen der Merkel-Fotos mit eigenem Logo im Hintergrund fortsetzen. Emsig durch die Massen pirschende Damen reichten uns Brot mit exotischem Aufstrich. Dann gab es ein asiatisches Süppchen. Angela Merkel hatte für heute in genug Kameras und Monitore geschaut. Deshalb senkte sie den Blick und schaute direkt in meine Suppenschale. Sie nickte und ließ sich den Weg zu ihrer Essecke bahnen.

Wir versorgten uns mit Rotwein und liefen antizyklisch an den Ständen vorbei. Hamburger mit Lachs, Hamburger mit Schwein, Currywurst, Zigarren, Bier, Kartoffelecken mit Quark, Sprudelwasser, Medienvertreter, Minister, Staatssekretäre und Geschäftskontakte begegneten uns auf der Tour. Einen längeren Stopp legten wir in der Raucherlounge ein. Die starke Zigarre nahm kein Ende und so sahen wir neben den Rauchwolken auch die Gäste an uns vorbeiziehen. Manche davon mehrfach.

CDU Medianight #cdumn16
CDU Medianight #cdumn16 - unkonventionelle Werbeideen beim Rundgang
Aus dem Atrium waren die dumpfen Klänge tanzbarer Musik zu hören. Diese wurden vom einem gut abgestimmten Lichtspiel begleitet. Kein Wunder, dass das deutsche Wort Partei mit Party ins Englische übersetzt wird. Während die Tanzfläche gut genutzt wurde, begegneten wir kurz noch einmal Peter Tauber und verließen dann die zwölfte CDU Medianight. Auch die Nachbarschaft konnte am Event im Konrad-Adenauer-Haus partizipieren.

Video:
Eindrücke von der CDU Medianight 2016

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 1. Juni 2016

ILA 2016 - Luftfahrtmesse seit 1909

"Lasst die Fahrzeuge der Militärattachés durch", lautete das Kommando, das der Mann mit dem schwarzen Anzug und dem Knopf im Ohr in sein Revers sprach. Das Gelände der ILA ist weiträumig abgesperrt und nur Fahrzeuge mit Sondergenehmigung dürfen passieren. Regen peitscht gegen die Scheiben und wohl dem, der seinen Wagen nicht auf den schlammigen Freiflächen mit angeschlossener Shuttle-Haltestelle parken muss.

ILA 2016 @ILA_Berlin
ILA 2016 - Eröffnungsrede der Parlamentarischen Staatssekretärin Brigitte Zypries (links roter Knopf zum ILA-Start)
Wir sind bereits zur Eröffnungsrede der Parlamentarischen Staatssekretärin (BMWi ) Brigitte Zypries erschienen. Zu Ehren des internationalen Publikums spricht sie Englisch mit deutschem Akzent. Neben ihr ist ein großer roter Knopf aufgebaut, mit dem sie gegen 10:00 Uhr offiziell die ILA einschalten wird. Es könnte derselbe schwarz-rot-goldene Knopf sein, den Bundespräsident Gauck regelmäßig zum Einschalten des Weihnachtsbaumes vor dem Schloss Bellevue nutzt. Warum auch sollte jede Dienststelle des Bundes einen eigenen roten Knopf in den Nationalfarben vorhalten? Synergien beim fliegenden Wechsel materieller Ressourcen entlasten den Steuerzahler.

ILA 2016 @ILA_Berlin
ILA 2016 - technische Kunstwerke aus dem 3D-Drucker
Mit "fliegender Wechsel" könnte auch die Themenvielfalt auf der seit 1909 in unregelmäßigen Abständen stattfindenden Internationalen Luftfahrtausstellung beschreiben. Seit der ersten 100-tägigen Messe in Frankfurt/Main hat sich vieles weiterentwickelt und aus der Luftfahrtausstellung ist ein Branchentreff der Luft- und Raumfahrt geworden. Letzteres wird insbesondere beim Betreten der Halle 4 deutlich, wo der Besucher zunächst in orbitales Dunkel tappt und dann einen von der Decke herabhängenden Baum und diverse Weltraum-Flugobjekte wahrnimmt. Kurz darauf sieht sich der geneigte Interessent von holografischen Installationen und 3D-Druck umgeben.

ILA 2016 @ILA_Berlin
ILA 2016 - Messebau @ILA_Berlin
Die optische Anziehungskraft der Stände ist sehr unterschiedlich. Hier lockt ein riesiger Drehmomentschlüssel, dort ein schwarzer Hubschrauber in Originalgröße. Ein polnischer Offizier in Kampfanzug testet den Lenkeinschlag des Helikopters. Eine Schale mit knallrot-weißer Vollmilchschokolade lockt zur Drohne aus der Schweiz. Ein Stand im Disco-Look präsentiert die Produkte von Roketsan. Roketsan ist kein Wettbewerber von Domestos oder Meister Proper, sondern ein anatolischer Hersteller von Marschflugkörpern.

ILA 2016 @ILA_Berlin
ILA 2016 - Schoggi zur Drohne
Immer wieder laufen uns Männer mit Kabeln am Ohr oder Generäle mit goldenen Sternen und diversen Kordeln und Orden über den Weg. Dank der riesigen Namensschilder lassen sich die Gäste gut mit Namen anreden. Der amerikanische Botschafter John B. Emerson trägt kein Namensschild. Nach der Begutachtung eines Hubschraubersimulators winkt er uns zu. Eine Begegnung in entspannter Atmosphäre bei Rotwein bleibt haften. Zusammen mit seinen Militärkollegen in Tarngrün und Blau schaut er sich dann beim "US International Pavilion" um.

ILA 2016 @ILA_Berlin
ILA 2016 - US-Botschafter John B. Emerson beim US Pavilion
Die Bundeswehr wäre nicht die Bundeswehr, wenn deren Ausstellungshalle per überdachtem Übergang zu erreichen wäre. Nur die Vorstände - wird uns immer wieder gesagt - dürfen per Golf Caddy durch den strömenden Regen gefahren werden. Wir nehmen den Kampf gegen die Elemente auf und gelangen durch unser entschlossenes Vorangehen halbwegs trocken zur Bundeswehrhalle. Dort werden wir von einem zerlegten Hubschrauber und einem Kampfflugzeug in Originalgröße empfangen. Dahinter liegt ein Blut überströmter Soldat mit abgeschossenem Bein - eine Puppe. Gegenüber eine weitere Puppe mit Sturmgewehr. War das der Schütze? An einem Pult referiert ein Generalmajor. Überall silbernes Laub mit zwei oder drei Sternen und ab und zu ein General dazwischen. Man kennt sich, man grüßt sich, man freut sich über die gelungene Ausstellung.

ILA 2016 @ILA_Berlin
ILA 2016 - Selfie mit Fraunhofer @ILA_Berlin
Auf der Suche nach dem Pressezentrum laufen wir mehrfach durch den Regen und die Hallen 6, 4 und 2, essen zwischendrin etwas auf dem Stand des Landes Baden-Württemberg und staunen über die vielen mit der Luftfahrt verbundenen Dienstleister und Hersteller: Präzisionsdreher, Sitzmanufakturen, Gurthersteller, Propellerlieferanten, 3D-Druckfirmen, Forschungseinrichtungen, Drohnenproduzenten oder Hersteller von Missiles, die mit einer Kamera in der verglasten Aufprallspitze ausgerüstet sind und ihr Ziel selbstständig verfolgen.

Nach einem Kaffee im Pressezentrum decken wir uns mit Infomaterial ein und verlassen die ILA. Es regnet. Sigmar Gabriel wird für 13:00 Uhr erwartet und 13:18 beginnt der Messerundgang des Wirtschaftsministers mit seiner Staatssekretärin Zypries.

Autor: Matthias Baumann

Samstag, 28. Mai 2016

CleanTech Business Park in Marzahn

Der heutige Tag der offenen Tür beim CleanTech Business Park in Berlin-Marzahn gestaltete sich kontrastreich zur gestrigen Verleihung des Deutschen Filmpreises. Das lag nicht nur an Grün statt Schwarz, Weiß, Gold und Bunt. Das Wetter, die Kirmes vor dem Freizeitforum Marzahn oder der Geburtstag des Hauptbahnhofes waren vor Ort diskutierte Gründe.

CleanTech Business Park in Marzahn
CleanTech Business Park in Marzahn - Info-Pavillon
Passender als "Tag der offenen Tür" wäre ohnehin der Slogan "Tag der offenen Freifläche" gewesen. Die neunzig Hektar des CleanTech Business Parks sind erschlossen, der Info-Pavillon ist eröffnet und die ersten Firmen warten schon auf den Startschuss für die Ansiedlung. Der Fokus liegt hier auf Unternehmen, die sich mit umweltfreundlichen Themen wie eMobility, regenerativen Energien, nachhaltiger Wasserwirtschaft, Energieeffizienz und sonstigen grünen Technologien beschäftigen: CleanTech eben.

Als Vorbild dient der Erfolg des Technology Parks Adlershof. Der tot geglaubte Stadtteil im Südosten Berlins entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem international gefragten Wirtschafts- und Forschungsstandort. Marzahn setzt nun sein "Grün" dagegen. Flankiert wird das durch die IGA, die im nächsten Jahr in den Gärten der Welt auf internationale Besucher wartet.

Deshalb schade, dass heute so wenig los war im Business Park. Neben einem umfangreichen Bühnenprogramm inklusive einer Rede des Bezirksstadtrates Christian Gräff gab es auch Hüpfburgen, Vattenfall-Fotos, sauberes Trinkwasser, Zuckerwatte und gebrannte Mandeln zu Preisen wie sie auch vom Weihnachtsmarkt bekannt sind. Im grünen Pavillon stand Infomaterial bereit und es wurden Präsentationen über den Business Park, die Energiewende und "Elektromobilität in Berlin" implementiert. Dieses Angebot wurde durch ein Hand verlesenes Publikum wahrgenommen.

Wir können gespannt sein, wie es weitergeht mit diesem viel beworbenen Standort, dem CleanTech Business Park Marzahn.

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 27. Mai 2016

Deutscher Filmpreis 2016 #lola16

Das schwarze X5-Shuttle mit der großen Aufschrift "Deutscher Filmpreis" stand schon bereit. Wir brauchten etwa eine Stunde durch den Stadtverkehr und fuhren direkt am roten Teppich vor. Die Fondtür wurde geöffnet. Fotografen stürzten herbei. Blitzlichtgewitter. Dann wurde vor einer langen Sponsorenwand der rote Teppich abgeschritten und auf den Stufen zum Palais am Funkturm noch einmal die besondere Atmosphäre genossen.

Deutscher Filmpreis 2016 #lola16
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16 - Iris Berben und Andreas Eichler
Iris Berben, Hannelore Elsner, Katja Riemann, Burghart Klaußner, Monika Grütters, Caroline Peters, Peter Kurth und viele weitere Stars der deutschen Filmszene badeten in der Aufmerksamkeit, gaben Interviews oder ließen sich mit ihrem neuen Anhang fotografieren. Das Medieninteresse war so groß, dass nur eine begrenzte Zahl von Journalisten zugelassen war. Das tangierte uns allerdings wenig, da wir über den BMW Excellence Club zu Gast waren.

Deutscher Filmpreis 2016 #lola16
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16 - Sophie Haas (Caroline Peters) und Matthias Baumann
Bereits auf der Treppe flimmerten Lieblingsfilme und Serien an uns vorbei und diesmal durften wir sogar als Nebendarsteller mitspielen: neben Sophie Haas, neben Iris Berben, neben Katja Riemann. Gegen halb sechs wurden wir in den großen Saal gebeten. Dort ging es mit den Nebenrollen und cineastischen Handlungen weiter: Foto neben Alberich und Tatort gerechte Suche nach unseren Plätzen in der dritten Reihe. Den Organisatoren muss es wohl ein besonderes Vergnügen bereitet haben, Christine Urspruch (Alberich) neben Tech-Nick (Antoine Monot Jr.) zu platzieren.

Deutscher Filmpreis 2016 #lola16
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16 - Alberich (Christine Urspruch) und Matthias Baumann (im Hintergrund Tech-Nick)
Die fast vierstündige Show wurde von Jan Josef Liefers moderiert, mit Reden von Iris Berben und Kulturstaatsministerin Grütters eingeleitet und weiteren bekannten Filmschaffenden wie beispielsweise Milan Peschel, Christoph Maria Herbst oder Detlev Buck mit Witz und Charme gestaltet. Es wurden goldene Lolas für Kameraführung, Schnitt, Hauptrollen, Nebenrollen, Kinderfilme, Filmmusik, Drehbücher, Kulissen, Kostüme oder Tontechnik vergeben. Bei letzterer Rubrik traten zwei Beatboxer aus Kaliningrad auf, die einen Zusammenschnitt aus mehreren nominierten Filmen mit ihrem stimmlichen Können synchronisierten. Die meisten Lolas räumte der Film "Der Staat gegen Fritz Bauer" ab.

Deutscher Filmpreis 2016 #lola16
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16 - Studiosaal
Besonders beeindruckt waren wir von der Produktivität einiger Akteure der Szene. Regina Ziegler ist solch ein Beispiel. Regina Ziegler ist eine Kämpfernatur, die innerhalb von dreiundvierzig Jahren fünfhundert Produktionen realisiert hat, unter denen viele Kino- und Fernsehfilme sowie Serien zu finden sind. Sie bekam den Ehrenpreis.

Deutscher Filmpreis 2016 #lola16
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16 - Aftershow-Party
Anschließend ging es mit der Aftershow-Party "Lola Mainstage" weiter. Von Currywurst über Bolognese und Frozen Yogurt bis Sushi war für jeden Geschmack etwas dabei. Das Catering funktionierte bemerkenswert reibungslos. Der Garten war in Tabakwolken getaucht. Dahinter plätscherten die bunt illuminierten Springbrunnen. Die Stimmung war gut und immer wieder begegneten wir unseren Lieblingsschauspielern und konnten als die oben beschriebenen Nebendarsteller fungieren. Nebenbei kosteten wir dicke südamerikanische Zigarren, prüften das Gewicht der echten Lola und beobachteten das ausgelassene Treiben. Die Mainstage wurde von Manege a Trois, DJ Schowi und Porto Bello mit tanzbaren Rhythmen versorgt, was mit fortschreitender Zeit gerne angenommen wurde. Ganz standhafte Partygäste konnten zwischen zwei und fünf Uhr noch die "Lola Clubstage" nutzen. Das war uns dann doch etwas zu spät.

Direkt vor dem Ausgang am roten Teppich standen die BMW-Shuttles bereit. Ohne Wartezeit ging es diesmal in einem schwarzen X3 nach Hause zurück. An den Seiten war der Zweck der Fahrt zu lesen: "Deutscher Filmpreis".

Autor: Matthias Baumann

Deutscher Filmpreis 2016 #lola16
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16 - Ursula Karven und Andreas Eichler
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16 - Nadeshda Brennicke und Andreas Eichler
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16 - Sandra Maischberger und Andreas Eichler
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16 - Monika Gruber und Andreas Eichler
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16 - Christoph Maria Herbst und Matthias Baumann (links)
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16
Deutscher Filmpreis 2016 #lola16 - Jan Josef Liefers und Matthias Baumann

Freitag, 20. Mai 2016

Deutscher Schauspielerpreis 2016

5 Jahre Deutscher Schauspielerpreis in zwölf Kategorien sowie 10 Jahre BFFS (Bundesverband Schauspiel) wurden heute Abend im Zoo Palast und anschließend im Bikini Berlin angemessen zelebriert.Der besondere Charme liegt darin, dass dies eine Auszeichnung von Kollegen für Kollegen ist.

Deutscher Schauspielerpreis 2016
Jasmin Tabatabai und Katja Riemann (Foto: Luisa Eichler)
Standing Ovations und lang anhaltender Applaus bei der Verleihung der letzten Kategorie des Abends "Ehrenpreis Lebenswerk" für Armin Mueller-Stahl (85), der trotz gesundheitlicher Probleme diese Hommage persönlich und sichtlich gerührt entgegennahm.

Günther Oettinger hielt die Begüßungsrede und sagte von Seiten der EU-Kommission seine Unterstützung zu bei der Erreichung überaus wichtiger Ziele des BFFS wie z.B. die konsequente Umsetzung des Urheberrechtes. Das wäre doch ein Highlight anläßlich des 25. Jahrestages des EU-Programmes MEDIA in diesem Jahr.

Weitere Preisträger vor ca. 800 Gästen im Zoo Palast waren u.a. in der Kategorie "Beste Schauspielerin in einer Hauptrolle" Claudia Eisinger ("Mängelexemplar"). Das Pendant bei den Männern räumte Peter Kurth ("Herbert") ab.

Autor: Andreas Eichler

Mittwoch, 18. Mai 2016

9th Commonwealth Dialogues und Uganda

Wenn EU-Kommissar Günther Oettinger in seinen Reden über Vierpunktnull das Beispiel "Ukkantah" anführt, spricht er von einem Land im zentralen Osten Afrikas. Ein Land, dessen Flagge aus zwei Deutschlandfahnen in verdrehter Reihenfolge des Rot-Gelb-Bereiches zusammengesetzt ist.

Uganda grenzt an den Viktoriasee und Länder wie Kenia, Sudan, Tansania, Kongo und Ruanda. Aus den umkämpften Nachbarstaaten wurden etwa 300.000 Flüchtlinge aufgenommen. Zudem gibt es über eine Million Inlandsflüchtlinge. Die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt. Es gibt Schulpflicht mit einer Einschulungsquote von 98%. Katholiken und Anglikaner machen mit knapp 80% den größten Teil der Religionszugehörigkeit aus.

Heute hatte der Botschafter Ugandas Marcel R. Tibaleka zusammen mit Rödl & Partner und der BCCG Britisch Chamber of Commerce in Germany zu den neunten Commonwealth Dialogues eingeladen. Ein beliebtes Veranstaltungsformat im Châlet Suisse, bei dem man reichlich Visitenkarten dabei haben sollte.

Zur Begrüßung gab es ugandischen Gin-Tonic, der zunächst erfrischend und harmlos wirkte und nach dem zweiten Glas seinen Alkoholgehalt offenbarte. Der Botschafter traf mit afrikanischer Pünktlichkeit ein und befasste sich in seiner Rede vorwiegend mit dem Commonwealth. Tony Sims von UKTI prüfte die reichlich genannten Zahlenangaben per Smartphone. Marcel R. Tibaleka schwärmte so sehr vom Commonwealth, dass er gar nicht auf die Vorzüge seines Landes einging. Normalerweise akquirieren die Botschafter Investoren und Touristen für den durch sie vertretenen Staat.

Was sonst noch an interessanten Dingen ausgetauscht wurde, kann hier leider nicht veröffentlicht werden, da die Commonwealth Dialogues generell unter den Chatham House Rules abgehalten werden.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 4. Mai 2016

G7 in Landidylle - Japanischer Ministerpräsident Shinzō Abe auf Schloss Meseberg

Die Kanzlerin kam mit dem Hubschrauber.
Shinzō Abe folgte mit Motorradeskorte und schwarzer S-Klasse.

Japan Shinzō Abe Angela Merkel Meseberg
Japanischer Ministerpräsident Shinzō Abe auf Schloss Meseberg
Ausgerechnet zu Beginn des verlängerten Himmelfahrt-Wochenendes traf sich Angela Merkel mit dem japanischen Ministerpräsidenten in Brandenburg nahe der B96. Die Ampeln auf dem Weg waren durch Polizisten ersetzt worden, die den Verkehr durchwinkten. Die Zufahrt nach Meseberg konnte nur mit Presseausweis oder anderen Akkreditierungen passiert werden. Einheimische Mütter zogen ihre Kleinkinder samt Dreirad auf den Gehweg, da das baldige Entlangdonnern schwerer Motorräder, Limousinen und schwarzer Busse zu erwarten war.

Die Presse traf sich dem Schloss gegenüber im Haus der Messerschmitt-Stiftung. Der Raum für die Pressekonferenz war vorbereitet, aber sehr klein. Die Bildpresse war gepoolt, also auf bestimmte Orte des Geschehens restriktiert. Schreibende Journalisten konnten wiederum an der Pressekonferenz teilnehmen. Es wurden weitere japanische Medienvertreter erwartet. Sehr viele sollten es sein. Man sah sie nicht, aber die Erfahrungen des Besuches von Shinzō Abe vor fast genau zwei Jahren ließen diese Aussage realistisch erscheinen.

Japan Shinzō Abe Angela Merkel Meseberg
Japanischer Ministerpräsident Shinzō Abe auf Schloss Meseberg - Blick vom Gehöft der Messerschmitt-Stiftung
Als der Helikopter zu hören war, gingen wir zum Vorplatz des Schlosses. Die Kanzlerin lief durch den Garten und betrat das Schloss von der Rückseite. Kurz darauf traf Shinzō Abe ein. Nach einer kurzen Begrüßung begannen die Unterredungen zur Vorbereitung des G7-Gipfels, der für den 26. und 27. Mai im japanischen Ise-Schima geplant ist. Shinzō Abe befindet sich im Rahmen seiner G7-Präsidentschaft zur Zeit auf einer Rundreise zu allen G7-Mitgliedern.

Bei den Gesprächen ging es um sehr verschiedene Themen wie die Bekämpfung von Fluchtursachen, die japanische CeBIT-Partnerschaft im nächsten Jahr, die Konfliktherde in Südostasien, die Gesundheitspolitik, Pandemien, Freihandel zwischen EU und Japan sowie die jüngsten Erdbeben in der Region.

Japan Shinzō Abe Angela Merkel Meseberg
Japanischer Ministerpräsident Shinzō Abe auf Schloss Meseberg - Begrüßung durch Angela Merkel
Der Ministerpräsident würdigte die Führungsstärke von Angela Merkel. "Du bist die stärkste Politikerin weltweit und hast die größte Einflusskraft", sagte er und forderte damit das Verantwortungsbewusstsein der Kanzlerin heraus. Die besonders schwierigen Themen der Sicherheitspolitik wurden auf das anschließende Abendessen verlegt.

Da sich Shinzō Abe für eine "expansive Fiskalpolitik" ausgesprochen hatte, wurde er nach Details gefragt. Er wich der Frage mit Hinweis auf weiteren Gesprächsbedarf aus. Die Kanzlerin hielt drei Dinge für wichtig: die Strukturreformen, die unabhängige Geldpolitik der Zentralbank und den Einklang zwischen Fiskalpolitik und Investitionsklima. Dass in Deutschland keine Steuererleichterungen vorgesehen sind, hatte Finanzminister Schäuble drei Stunden zuvor auf einer Pressekonferenz verkündet. In Sicht auf die regionale Gründerszene wäre jedoch eine steuerliche Begünstigung von Wagniskapital überfällig.

Japan Shinzō Abe Angela Merkel Meseberg
Japanischer Ministerpräsident Shinzō Abe auf Schloss Meseberg - Arbeitsplatz der Journalisten
Die Prognosen und Erfahrungen täuschten nicht. Pünktlich zur Pressekonferenz erschienen tatsächlich noch mehrere Busse mit japanischer Begleitpresse in Meseberg.

Video:
Ankunft des japanischen Ministerpräsidenten Shinzō Abe in Meseberg
Bericht bei CCTV (chinesischer Nachrichtensender) 

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 26. April 2016

Colonia Dignidad im Auswärtigen Amt

"Ordentlich und sauber bis zu den Schweineställen", beschrieben deutsche Diplomaten 1977 das Ergebnis einer Begehung der Colonia Dignidad im Süden Chiles.

Sektenführer Paul Schäfer hatte seine Leute im Griff. Waren sie einst freiwillig aus den Phobien des Kalten Krieges nach Chile ausgewandert, mussten sie nun in ständiger Angst vor körperlicher und psychischer Gewalt durch Paul Schäfer leben. Familien wurden getrennt und in homogene Gruppen umstrukturiert. Gegenseitige Bespitzelung war so normal wie die siebentägige Arbeitswoche. Gehalt gab es nicht, nur die allgemeine Grundversorgung. Wer trotzdem noch Zeit zum Nachdenken hatte, bekam als tägliche Grundversorgung Pillen, die ihn gut einen halben Tag ins Delirium versetzten.

"Es war noch viel schlimmer", bestätigten unisono mehrere der anwesenden Betroffenen, die heute Abend den Film "Colonia Dignidad" im Auswärtigen Amt angesehen hatten. Der deutsche Diplomat Dieter Haller äußerte sich 1987 mit den Worten: "so muss Theresienstadt gewesen sein". Anschließend bekam er so viel Druck von der Sekte und deren befreundeten chilenischen Politikern, dass er sich vorzeitig versetzen ließ.

Colonia Dignidad im Auswärtigen Amt
Filmvorführung "Colonia Dignidad" im Auswärtigen Amt
Generell hatte sich die deutsche Botschaft in Santiago nicht mit Ruhm geschmückt. Es gab zwar ab und zu wache Mitarbeiter, die jedoch wenig Gehör bekamen. Geflohene Aussteiger wurden oftmals wieder zurück in die Kolonie gebracht. Das betraf insbesondere die missbrauchten Kinder, die nach Ansicht der Botschaft in der Colonia Dignidad am besten aufgehoben seien. Die Anzahl der Missbrauchsfälle geht weit in den fünfstelligen Bereich. Kein Wunder also, dass sich nach Auflösung der Colonia Dignidad die seelischen Verletzungen in einer Sprengung der berüchtigten Dusche und der Demolierung des Wandreliefs mit dem eingravierten Spruch "Lasset die Kindlein zu mir kommen" entluden.

Während man in Chile schon lange über den Kindesmissbrauch in der Sekte redete, machte sich die deutsche Botschaft eher als Erfüllungsgehilfe bekannt, so dass sich Aussteiger lieber an die kanadische Botschaft wandten und dort tatsächlich die benötigte Hilfe bekamen.

2005 gab es das erste Gehalt für die Sektenmitglieder. Sie kauften sich davon Kaffee, Kaffeekannen, Fernseher und Mobiltelefone und waren damit erstmals mit der Außenwelt verbunden. Deutsche Diplomaten, die in dieser Zeit vor Ort waren, fanden Menschen  vor, die "hoch traumatisiert und Gehirn gewaschen" waren. Paul Schäfer war ein Profi bei der Manipulation seiner Gemeinde, so dass Verlustängste und Schuldgefühle auch heute noch viele der 130 dort lebenden Menschen belasten. Deshalb wurde dringend um Hilfe durch Traumaspezialisten gebeten. Die ehemaligen Mitglieder der Colonia Dignidad stehen noch vor einer weiteren Herausforderung. Sie haben wegen der langen unentgeltlichen Zwangsarbeit keinen Rentenanspruch erworben. Die sich als gemäßigt darstellenden aktuellen Sektenführer nutzen das aus, indem sie Land gegen Lebensgeschichten anbieten. Die Decke des Schweigens ist ein wichtiges Prinzip zum Schutz von Missbrauchssystemen.

Colonia Dignidad im Auswärtigen Amt
Colonia Dignidad im Auswärtigen Amt - Selbstkritische Rede des Außenministers
Frank-Walter Steinmeier wurde für seine offene und selbstkritische Rede gelobt. Es sei nicht selbstverständlich, dass ein Minister im eigenen Hause am eigenen Ressort solch eine deutliche Kritik übe. Der Minister beobachtete sehr genau die Reaktionen des betroffenen Publikums auf den Film und die Diskussionsbeiträge und misst dem Fall Colonia Dignidad einen hohen didaktischen Wert für zukünftige Botschafter-Generationen bei. So werde diese Fallstudie ins Curriculum der Diplomatenausbildung aufgenommen und ferner die übliche 30-jährige Sperrfrist für die Akten per Ministeranweisung auf zwanzig Jahre verkürzt.

Colonia Dignidad zeigt wie Sekten und Diktaturen funktionieren:

+ schaffe und nähre Schuldgefühle
+ trenne vertraute und verwandte Personen
+ schaffe eine Atmosphäre des gegenseitigen Mistrauens
+ erfinde zeitintensive und sinnlose Beschäftigungen
+ verhindere wirtschaftliche Handlungsfähigkeit
+ zensiere alles und halte die Außenwelt fern

Ein Aussteiger erzählte mir anschließend, dass eine Gruppe junger Leute über viele Monate gegen die Zustände in der Colonia Dignidad gebetet habe. Dann habe der sichtlich demontierte Paul Schäfer vor einem der Jungen gestanden und gegen die "Mafia"- das organisierte Gebet - gewettert. Drei Tage später setzte sich Schäfer nach Argentinien ab, wo er letztlich festgenommen und verurteilt wurde.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 13. April 2016

Verfügbarkeitsmanagement bei der Bundeswehr

Wenn Matthias Bannas vom BDWi zum Berliner Pub Talk einlädt, geht es kontrovers zu. Politisch Grüne und Schwarze oder Rosafarbene und Gelbe prallen aufeinander und diskutieren über Wohnungspolitik, das bedingungslose Grundeinkommen, Volksentscheide, Deutschland ohne Öl, Berlin als Fahrradstadt, die Lebensmittelbranche, Nudging und vieles mehr. Neben den Kontrahenten stehen zwei leere Stühle für Fragesteller oder Koreferenten aus dem Publikum bereit. Eine Herausforderung an die Moderation, die bisher immer glanzvoll gemeistert wurde.

Heute ging es deutlich harmonischer zu. Es waren Dr. Hans-Peter Bartels, Wehrbeauftragter des Bundestages, und Harald Kujat, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr, eingeladen. Beide waren sich in der Sache einig: "Schlecht und falsch ausgerüstet".

Pub Talk Wehrbeauftragter Bartels Generalinspekteur Kujat
Pub Talk (vlnr.) Wehrbeauftragter Bartels, Moderator Schapke, General a.D. Kujat, Matthias Bannas
Hinter dem schönen Begriff des Verfügbarkeitsmanagements verberge sich die Verwaltung des Mangels bei der Bundeswehr. Statt der benötigten Ressourcen von 100% plus 30% Reserve habe man sich inzwischen auf 70% heruntergespart. Ersatzteile werden nicht einfach aus dem Depot geholt und ersetzt, sondern fehlen dann oftmals über den Zeitraum der Reparatur.

So komme es vor, dass sich Truppenteile gegenseitig behilflich sein müssen. Das fördert die Kameradschaft und trainiert das Improvisationstalent. Überhaupt habe sich General Kujat mit dem damaligen US-Verteidigungsminister Rumsfeld gegenseitig bezüglich der Soldaten hochgezogen. Die USA habe die bessere Ausrüstung, Deutschland habe die besseren Soldaten. In diesem Tenor äußerte sich Harald Kujat beim Pub Talk insbesondere bezüglich der Kreativität der Bundeswehrangehörigen bei der Meisterung ihrer Aufgaben mit nur 70% der notwendigen Ausrüstung.

Die Soldaten geben durchaus Zustandsberichte über den normalen und überspringenden Dienstweg weiter. Es wird nur eben unterwegs "Ebenen gerecht formuliert". In Portugal sei eine Einheit von Offizieren stationiert, die in den unterschiedlichen Einsatzszenarien auftaucht und die erkannten Engpässe ungeschminkt und direkt nach oben weitergibt.

Nach dem Kalten Krieg habe man kontinuierlich die Rüstungsausgaben gekürzt, da die "Einsatzwahrscheinlichkeit" nahe Null ging. Erst 2008 wurde man im Rahmen des Georgienkonfliktes wieder etwas wach, hatte es aber als "Zwischenschauspiel" betrachtet. Dann ging es mit der Annexion der Krim und der Etablierung von Rebellengruppen in der Ukraine weiter. Die weltweit aktive Bundeswehr hat aber auch international ihre Engpässe. Die Ausrüstung für Mali sei unverantwortlich unterdimensioniert, da die vorgesehenen Großgeräte noch im Afghanistaneinsatz seien. Mali sei jedoch ein Beispiel für die gute Teamarbeit der EU-Armeen. Nur Frankreich mache gerne ihr eigenes Ding und Großbritannien orientiere sich eher über den Atlantik, was in bestimmten Situationen aber auch gewisse Vorteile bietet.

"Strecken, schieben, streichen" war in den letzten Jahren das Motto der Bundeswehrausstattung. Inzwischen habe sich eine Trendwende eingestellt, die ein stetiges Wachstum der Rüstungsausgaben gemessen am Bruttoinlandsprodukt vorsehe. Damit entsteht das Potenzial, dass nicht mehr hin und her geschoben, sondern tatsächliche Kampfkraft aufgebaut wird. Dazu warf ein Vertreter der Rüstungsindustrie ein, dass auch die Unternehmen ihre Kapazitäten verringert hätten und damit eine gewisse Anlaufzeit benötigen. Hinzu kämen die langen Angebotsläufe, die sich bei zwischenzeitlichen technischen Innovationen oder Änderungen weiter verzögern. Dass die Interessen von Parlament und Bundeswehr gelegentlich differieren, drückte General Kujat folgendermaßen aus:

"Nicht das Parlament entscheidet, ob es sich um einen Kampfeinsatz handelt, sondern der Gegner".

Zehn Minuten Pause, zweimal dreißig Minuten Talk, ein Thema und Harmonie auf dem Podium. Der zweite Teil des Themas "Wie einsatzfähig ist die Bundeswehr" wurde durch das Improvisationstalent und die geringe Einsatzwahrscheinlichkeit als nicht sehr kritisch eingestuft. Der oben genannte Rüstungsexperte sagte bei der Verabschiedung, dass auch eine Ausstattung von 70% noch sehr viel ist und für den Ernstfall ausreichend sein kann.

Den persönlichen Ernstfall erlebten wohl einige Teilnehmer nach dem Verlassen der Location. Das Ordnungsamt war nämlich mit voller Ausrüstung im Kampfeinsatz gegen abgelaufene Parkscheine unterwegs.

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 5. April 2016

BMW 730d - Wohnzimmer mit Sportcharakter

Inzwischen ist der neue BMW 7er (G11) ein halbes Jahr auf dem Markt, ohne dass er von uns zur Probe gefahren wurde. Sitzproben im Stand oder im Fond gab es schon mehrfach, aber die ungestörte Freude am Fahren durch die Stadt, durch Wald und Flur oder über den Berliner Ring ist doch ein Erlebnis, das weiterführende Erfahrungen vermittelt.

BMW 730d G11
BMW 730d (G11) - Heckpartie mit Verwechslungspotenzial gegenüber Audi A8
Da es den 740d zur Zeit nur mit xDrive gibt, wurde in der Hauptniederlassung am Funkturm ein 730d ohne xDrive bereit gestellt. Der permanent zugeschaltete BMW-Allradantrieb xDrive ist ideal für Bergfahrten oder im Tiefschnee. Beides gibt es in Berlin recht selten, so dass ein Fahrzeug mit reinem Heckantrieb deutlich agiler durch die städtischen Anforderungen gesteuert werden kann.

BMW 730d G11
BMW 730d (G11) - Frontbereich mit schließbarer Niere und LED-Scheinwerfer
Der Weg vom Parkplatz zum Empfang führte an einem neuen 7er vorbei: breit gezogene LED-Scheinwerfer mit angedeuteten Standlichtringen, in der Mitte blaue Striche, Lackierung in Magellangrau metallic und BMW Individual Hochglanz Shadow Line bei den Fensterrahmen. Die Sonderausstattung "Modellschriftzug Entfall" hatte er nicht, so dass die Chromschrift auf der Heckklappe den "730d" verriet. Früher ließ die Zahl hinter der Sieben noch auf den Hubraum schließen, heute nur noch auf die vergleichbare Leistung. Wobei der 730d noch ein tatsächlicher Reihen-6-Zylinder mit knapp drei Litern Hubraum ist. Ein echtes Drei-Liter-Auto also. Auch der 740d, der 740xd und der 750xd sind echte Drei-Liter-Autos aber mit entsprechend vielen Turbos zum Erzielen der Leistung.

BMW 730d G11
BMW 730d (G11) - Innenraum
Irgendwie reizte es, genau diesen 730d zur Probe zu fahren. Die Formalitäten waren schnell erledigt und wir gingen tatsächlich zu diesem Siebener. Der Schlüssel im Format eines Smartphones wurde mir in die Hand gedrückt und die Fahrertür per Komfortzugang geöffnet. Exclusivleder Nappa schwarz/schwarz mit heller Kontrastnaht. Auch das Armaturenbrett war mit diesem Leder bezogen. Ich starrte in den Innenraum. Erinnerungen an meinen damaligen BMW 745i (E65) mit echtem 4,5-Liter-V8-Benzinmotor wurden wach. Der Wagen war in Sterlinggrau lackiert und hatte die schwarze Lederausstattung Club. Ein Déjà-vu der besonders positiven Art. Kann diese Probefahrt ohne Emotionen verlaufen?

Die Abfahrt vom Hof verlief recht unspektakulär. Alle Knöpfe und Schalter waren an dem Ort, wo man sie erwartet. Sitz, Spiegel und Lenkrad waren sehr schnell in die passende Position gebracht. So konnte man sich voll und ganz auf den eigentlichen Fahrspaß konzentrieren. Die zum Einfädeln in den fließenden Stadtverkehr notwendige Leistung war vorhanden.

BMW 730d G11
BMW 730d (G11)
Da sich die Stadtautobahn in unmittelbarer Nähe der BMW-Niederlassung befindet, wurde der Siebener zuerst auf die A100 Richtung Tegel gelenkt. Dabei konnte man die weiter entwickelte Optik des Head-ups genießen, welches die Informationen schon fast in 3D auf die Frontscheibe projiziert.

BMW 730d G11
BMW 730d (G11) - überarbeitete Anzeigeoptik der Informationen im Head-up
Nach einem regen Wechsel zwischen 60, 80, 60, 40, 60 erschien das ersehnte weiße Schild mit den Querstrichen. Leider wurde die linke Spur von einer E-Klasse blockiert, deren Fahrer wohl den Blick in den Rückspiegel nicht gewohnt ist. Nach mehreren Kilometern war endlich die Bahn frei und die Beschleunigung konnte getestet werden. Diese war für einen 730d ganz passabel. Bei 212 km/h musste leider wieder gebremst werden, da schon wieder die linke Spur besetzt war. Egal, immerhin zeigte sich daran, dass man auch mit dem 730d problemlos weite Strecken oberhalb der 200 km/h unterwegs sein kann.

Mit den Leistungsreserven im Geschwindigkeitsbereich zwischen 100 und 150 km/h im Comfortmodus kann sich ein bisheriger 740er-Freund mit etwas gutem Willen arrangieren. Möchte er jedoch den gewohnten Schub erleben, muss er in den Sportmodus schalten oder kurzzeitig von "D" auf "S" wechseln.


BMW 730d G11
BMW 730d (G11) - Instrumentenkombi im Sport-Modus
Auf dem Rückweg wurden noch die obligatorischen Fotos aufgenommen. Das dabei erforderliche Rangieren gestaltete sich durch die eingebauten Kameras sehr elegant. Überhaupt scheint sich die Rundumsicht deutlich gegenüber den beiden Vorgängermodellen verbessert zu haben. Außerdem entfaltet sich im Innenraum eine ganz neue Qualität der gehobenen Eleganz. BMW hatte zwar lange Zeit bei der technischen Innovation die Nase vorn, musste nun aber auch bei der Wohnlichkeit des Innenraums nachbessern. Das ist gut gelungen. Erwartungsgemäß ist auch im Fond der Kurzversion des Siebeners viel Platz. Die entspannte Dienstfahrt nach Frankfurt oder der Urlaub mit zwei Kindern kann im G11 gut absolviert werden.


BMW 730d G11
BMW 730d (G11) - elegante Innenausstattung mit NASW Exclusivleder Nappa schwarz/schwarz
Nach etwa 100 Kilometern wurden zehn Liter nachgetankt, was anhand der Tankanzeige deutlich über dem tatsächlichen Verbrauch lag. Laut Hersteller lässt sich der 730d mit 4,7 Litern Diesel auf 100 Kilometer bewegen. Dass diese Werksangaben im ECO-PRO-Modus bei deutlich reduziertem Fahrspaß möglich sind, zeigte ein Test mit dem 740d aus der Vorgängerserie.

Kaufmännischer Instinkt verlangt auch nach guten Leasingkonditionen. Der neue BMW 7er kann bisher nicht unter 1.000 Euro im Monat geleast werden. Die Faktoren bewegen sich auch bei Freundschaftsangeboten zwischen 1,1 und 1,3. Mit seinem Grundpreis plus Extras geht auch beim 730d der Fahrzeugneupreis schnell in den sechsstelligen Bereich. Onlineangebote der Versicherer sind oftmals nur unter der 100.000er-Marke berechenbar. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Markt entwickelt.


BMW 730d G11
BMW 730d (G11) - Schlüssel im Format eines Smartphones
Nachdem der 730d zwischen zwei Blumenkästen abgestellt wurde, gab es noch einen Kaffee und ein Leasingangebot für genau diesen Wagen. Wir unterhielten uns über die Marktentwicklung und die mobilen Vorlieben unserer Spitzenpolitiker. Dann rollte ich mit dem Vorgängermodell vom Hof.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 24. März 2016

Empfang zum Nationalfeiertag Pakistans

Wenn Pakistan zu einem Empfang einlädt, gibt es mehrere Konstanten: Bildende Kunst, Kulturprogramm mit orientalischer Musik, pakistanisches Essen, Informationen über das Land, ein Goody Bag, Militärattachés und keinen Alkohol.

Gestern wurde der pakistanische Nationalfeiertag im Hotel Maritim gegenüber des Bendlerblocks zelebriert. Entsprechend viele deutsche Offiziere aus der Silberstern-Fraktion waren anwesend. Eine sehr lange Reihe hatte sich am Eingang zum Saal Maritim gebildet, um den erst kürzlich akkreditierten Botschafter Jauhar Saleem und dessen Gattin Zara Jauhar zu begrüßen. Mit Jauhar Saleem hat die Botschaft Pakistans eine deutliche Verjüngung erfahren.

Die vordere Hälfte des Saales war mit Stuhlreihen versehen, was auf eine Teilnehmerzahl von etwa fünfhundert Gästen schließen ließ. Unter den Gästen waren auch Volker Tschapke, der britische Militärattaché Rob Rider CBE, Messerepräsentant Gross, Dr. Sabarini von der Avicenna-Klinik und viele farbenfroh bis golden dekorierte Offiziere. Auch die Botschafter von Jordanien und den Philippinen folgten dem Programm.

Pakistan Nationalfeiertag
Ausgelassene Stimmung beim Empfang zum Nationalfeiertag Pakistans
Das Programm wurde durch zwei Reden eingeleitet und ging dann in einen musikalischen Teil über. Vier Musiker aus Pakistan spielten etwa eine Stunde auf klassischen Instrumenten und sangen dazu. Die Stimmung heizte sich so auf, dass mehrere Landsleute nach vorne kamen und zur Musik tanzten. Männer mit Krawatte und Anzug bewegten sich ausgelassen zu heimatlichen Klängen. Ein deutscher Gast erzählte anschließend, dass auch er fast nach vorne gegangen wäre, da er diese Tanzfreude aus seinem Arbeitsalltag in Pakistan kenne.

Nachdem der bildende Künstler, dessen Werke überall im Saal aufgestellt waren, mit einem großen Blumenstrauß gewürdigt worden war, wurde das Buffet eröffnet. Es gab pakistanische Spezialitäten mit viel Reis, Fleisch und Fisch. Auch für ein großes Dessertangebot war gesorgt.

An den Tischen wurden neue Kontakte geknüpft und festgestellt, dass die Lebensqualität trotz gewisser Herausforderungen in Pakistan sehr hoch sei, so dass sich einige Deutsche lieber dort als hier aufhalten.

Es wurden auch viele Fotos gemacht. Überhaupt scheint Pakistan die Nation zu sein, die am meisten von der Disruption der analogen zur digitalen Fotografie profitiert. Schon während des Programms spielte sich ein ungezwungenes Engagement der Filmschaffenden mit Smartphone, Camcorder, Spiegelreflex oder großer Stativkamera vor und auf der Bühne ab. Nahaufnahmen im Makromodus wurden der Nahaufnahme per Zoomobjektiv bevorzugt.

Die Location, die Raumgestaltung, die wenig aufdringliche Präsentation der Angebote Pakistans und das gesamte Drumherum zeigen einen guten Trend zu professioneller und effektiver Ansprache deutscher Investoren. Pakistan hat einigen infrastrukturellen Bedarf, den deutsche Firmen durchaus decken können.

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 22. März 2016

Angela Merkel besucht Don Bosco in Marzahn

"Schön, dass du da bist", begrüßt der grüne Bus die Besucher und Projektteilnehmer der Manege gGmbH im Don-Bosco-Zentrum Berlin-Marzahn. Über der Silhouette des nordöstlichen Stadtteils ist ein weiterer Slogan angebracht: "Ich arbeite an der Zukunft". Ein Satz, der im Don-Bosco-Zentrum praktiziert und erlebt wird.

"Manege" ist ein Pilotprojekt für schwer erreichbare Jugendliche. Jugendliche, die aufgrund von Behinderungen oder ihrer sozialen Herkunft kaum Chancen auf dem allgemeinen Ausbildungsmarkt hätten. Der Bund unterstützt achtzehn solcher Projekte als Arbeitsmarktinstrument.

Don Bosco Angela Merkel Marzahn
Jugendliche des Manege-Projektes im Don-Bosco-Zentrum bereiten sich auf den Besuch der Bundeskanzlerin vor
Manege-Geschäftsführerin Schwester Margareta läuft eifrig die Reihen der Jugendlichen und Betreuer ab, gibt letzte Anweisungen zum protokollarischen Ablauf und begrüßt dann Petra Pau, die als erste der erwarteten Spitzenpolitikerinnen vorfährt. Die Begegnung wirkt herzlich.

Don Bosco Angela Merkel Marzahn
Kulturstaatsministerin Monika Grütters wird von Alex aus dem Don-Bosco-Zentrum begrüßt
Dann erscheint ein schwarzer Audi und Kulturstaatsministerin Grütters steigt aus. Sofort wird sie von Alex begrüßt und dabei freudig umarmt. Das ist Bürgernähe im Wahlkreis. Bei Don Bosco geht es deutlich ungezwungener ab als bei den sonstigen Anlassen, wo wir Monika Grütters begegnen.

Die Kanzlerin lässt sich Zeit. Als sie eintrifft haben die Jugendlichen bereits diverse Selfies geschossen und sind aufgeregt, dass sie vermutlich das erste und einzige Mal im Leben einer Bundeskanzlerin ganz nah sein dürfen. Applaus - Applaus - Applaus - Angela Merkel schreitet die Reihe der jungen Leute ab und schüttelt viele Hände. Dann gibt es ein Gruppenfoto vor dem grünen Bus: "Schön, dass du da bist".

Don Bosco Angela Merkel Marzahn
Gruppenfoto mit Angela Merkel vor dem grünen Manege-Bus
Während die Kanzlerin, Frau Grütters, Petra Pau, die Poolfotografen und Schwester Margareta durch die Werkstätten laufen, stehen für die Pressevertreter Kekse und Getränke bereit. "Heute ist alles kostenlos", sagt die Dame hinter dem Tresen und löst eine Welle der Getränkebestellungen bei Jugendlichen und Kameramännern aus. Einige verdrücken sich in die Nachbarräume und essen Kekse. Unter den Anwesenden ist auch Pater Albert von der benachbarten katholischen Kirche.

Don Bosco Angela Merkel Marzahn
Angela Merkel informiert sich über das Manege-Projekt im Don-Bosco-Zentrum Marzahn
Nach einem ausgedehnten Rundgang gibt Angela Merkel ein Pressestatement ab, in dem sie das Engagement der Mitarbeiter des Projektes würdigt und sich darüber freut, dass auf diesem Wege benachteiligten Jugendlichen der Weg in die Arbeitswelt gebahnt wird. Sie wechselt noch einige Worte mit Bezirksstadträtin Dagmar Pohle und verlässt Marzahn durch eine Menge applaudierender Jugendlicher. Jemand hat eine Deutschlandfahne mitgebracht.

"Wir denken an Sie", verabschiedet Schwester Margareta die Kanzlerin.

Video:
Angela Merkel besucht das Don-Bosco-Zentrum in Marzahn

Autor: Matthias Baumann